Warum war Afrika so wenig entwickelt

Es geht ja nicht nur im die Reduzierung von Bevölkerung sondern in weitaus größerem Maße um die Probleme die sich durch die Verschleppung von Menschen ergeben.
Es fehlen dann z.B. Arbeitskräfte um die Landwirtschaft oder die Viehwirtschaft auf gleichem Niveau zu halten.
Außerdem werden so soziale Gruppen auseinander gerissen, Wissen kann verloren gehen uvm.
Die Schaffung z.T. bis heute andauernden Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen.
Die Liste lässt sich bestimmt noch weiter fortsetzen.
Man muss nicht unbedingt in die Ferne (zeitlich und geographisch) schweifen, um zu sehen, wie durch Zerstörung von Gesellschaftsstrukturen, Ermordung und Versklavung von Bevölkeriung "Unterentwicklung" organisiert werden oder als "Nebeneffekt" entstehen kann.
Deutscher Grenzkolonialismus ? Wikipedia

Afrika hängt hinsichtlich seines Überlebens vielfach am Tropf auswärtiger Hilfe, Bliebe die aus, hätten wir in vielen Regionen chaotische Zustände und Hungersnöte mit unzähligen Toten zu beklagen. .
Aus der Zeitschrift Aus Politik und Zeitgeschichte (stellvertretend für die Kapitalabflüsse des letzten halben Jahrtausends)
Die Verluste der Entwicklungsländer durch Offshoreanlagen werden auf 500 Mrd. USD jährlich geschätzt 9- etwa das Fünffache der gesamten Entwicklungshilfe.
Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 07 2008, 11.02.2008 - Thema: Internationale Finanzpolitik - Finanzmärkte als Entwicklungshemmnis
 
Mir ist der Erklärungsansatz derjenigen, die die Gleichwertigkeit jeder Kultur und Zivilisation annehmen und auf die Leistungen im präkolumbianischen Amerika und in Afrika hinweisen, nicht ganz klar geworden. Könntet ihr noch mal deutlich machen, warum sich die europäischen Staaten, oder nennen wir es "das westliche System" so dominierend in der Welt ab 1700 zeigen/zeigt, wobei man Ansätze dazu schon im Mittelalter findet. War das reiner Zufall? Warum war man waffentechnisch überlegen (was teilweise zweifelhaft ist)? Warum war man organisatorisch überlegen? Warum war man wirtschaftlich überlegen?

Oder wird diese Dominanz geleugnet? Dann wäre zunächst darüber zu diskutieren. War man überhaupt überlegen? Die Antwort auf einigen wesentlichen Gebieten (militärische und bürokratisch/juristische Organisation, wirtschaftliche Organisation) scheint mir hier "ja" zu lauten, aber ich bin da offen.

Inwieweit spielten "weiche" Faktoren eine Rolle, z.B. die u.a. von Francis Bacon propagierte These, wonach die Welt wissenschaftlich-technisch zu erfassen und nutzen sei? Hier sehe ich wesentliche Unterschiede zu statischeren "alten" außereuropäischen Staaten/Kulturen.

Beispiel Sklavenwirtschaft und damit verbundener Aderlaß: im Zusammenhang mit Dominanz ist doch weniger interessant, wie stark Afrika an diesem Aderlaß litt, als viel mehr, warum Afrika und nicht z.B. Europa diesen Aderlaß zu erleiden hatte.

Beispiel England in Indien: die englischen Truppen standen regelmäßig erheblich größeren indischen Truppen gegenüber, die über eine gewaltige Überzahl an Artillerie verfügten und satt mit Musketen ausgerüstet waren. Hatten die Engländer einfach Glück?

Nebenbei bemerkt, etwas an der Diskussion stört mich. Es geht nicht darum zu bewerten, ob die afrikanische oder asiatische oder europäische Lebensart "besser" war oder ist (weil so etwas als absolut subjektiv jedem selbst überlassen bleiben sollte), sondern ob man anhand bestimmter Kriterien eine größere Durchsetzungskraft (die man bedauerlich finden mag oder nicht) bestimmter Kulturformen feststellen kann oder nicht.
 
Wenn die milliardenfachen Hilfsgelder für Afrika ausbleiben, gehen dort an vielen Stellen die Lichter aus.
Das kommt ganz darauf an, Wer das Geld kriegt und Was damit gemacht wird. Es macht wenig Sinn Gelder und Kredite an Regierungen zu leiten, die damit nichts Vernünftiges anfangen. Hilfe zur Selbsthilfe, das ist es, was sie brauchen, keine Geldgeschenke, von denen das Volk nichts sieht.
 
Wenn die milliardenfachen Hilfsgelder für Afrika ausbleiben, gehen dort an vielen Stellen die Lichter aus. Wer diese Malaise allerdings verschuldet hat, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Da der allergrößte Teil dieser Hilfsgelder sowieso im Sand (oder in den Taschen irgendwelcher Leute) versickert, kommt nicht besonders viel dort an, wo es gebraucht wird. Viele Experten sind der Meinung, daß es wesentlich besser wäre, sämtliche Entwicklungshilfe (außer Nothilfe) einzustellen, weil damit nur eine Almosenhaltung, niemals aber der Wille zur Eigeninitiative gefördert wird. Angesichts dessen, was ich regelmäßig in Äthiopien sehe, kann ich dem nur zustimmen, aber das gehört nicht hierher, weil Tagespolitik....
 
Das mag in der oberflächlichen Zustandsbeschreibung für die meisten Ländern Afrikas zutreffend sein, leider.

Dennoch sollte man sich auch fragen, welche historischen Wurzeln dazu geführt haben, dass nach der Ausbeutung und Unterdrückung durch europäische Kolonialmächte, in vielen Ländern Afrikas postkoniale Strukturen anzutreffen sind, die durch eine Kombination der Ausbeutung durch nationale Eliten, nicht selten in Kooperation mit den ursprünglichen Kolonialmächten (Waffenlieferungen etc.) motiviert durch multinationale Konzerne, gekennzeichnet sind.

Dass der Westen lange Zeit unsinige Industrialisierungstrategien für die dritte und vierte Welt konzipierte und auch finanzierte - und somit nicht selten der direkte Nutznießer seiner eigenen Entwicklungspolitik, sei nur am Rande erwähnt.

Und in diesem Zusammenhang hat sich auch das Rostowsche Phase-Modell mit seinem "Take-off"-Optimismus als nicht praktikabel erwiesen. Und wieso heute, obwohl man einen tieferen Einblick in die Komplexität und Determinanten von Entwicklungspolitik meint zu besitzen, dennoch in Afrika die Entwicklung in vielen Ländern nicht vorankommt, sollte die Frage nach den Ursachen in den Vordergrund drängen.

http://www.amazon.de/Leading-Issues...ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1280780623&sr=8-1

Eine vorschnelle "Abschaltung" der Entwicklungspolitik mag einzelne Stammtische zufriedenstellen, sollte aber angesichts der krisenhaften Entwicklung in Teilen Afrikas keine wirklich tragfähige Politikformulierung darstellen. Und auch diese tagespoltisch anmutende Aussage gilt natürlich für das Jahr 2000.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass der Westen lange Zeit unsinige Industrialisierungstrategien für die dritte und vierte Welt konzipierte und auch finanzierte - und somit nicht selten der direkte Nutznießer seiner eigenen Entwicklungspolitik, sei nur am Rande erwähnt.

Es wurden auch unsinnige landwirtschaftliche Konzepte gefördert, wie zb der Aufbau von Großbetrieben im Bereich Milchwirtschaft, aber auch Fleischproduktion, bei denen dann klimatisch nicht angepaßte Holsteiner in den Ställen standen. Die benötigten ua mehr Medikamente als autochthone Vieharten, was ja auch wieder die europäische Wirtschaft förderte. Die so erzeugte Milch sowie das Fleisch war auf den Märkten außerdem teurer als die vom einheimischen Vieh, so daß viele Menschen es nicht kaufen konnten.

Nutznießer der eigenen Entwicklungspolitik war der Westen generell, da die mit Entwicklungshilfe bedachten Länder gehalten waren, die erhaltenen Mittel im Geberland auszugeben - und nicht etwa dort, wo der Einkauf der geplanten Anlagen preisgünstiger war.
 
.... oder eben Afrika als Absatzmarkt für westliche Produkte. Da waren plötzlich Dole-Ananas-Konserven zu bekommen, die wesentlich weniger kosteten als die einheimischen frischen Ananas. Abartig.
 
oder nennen wir es "das westliche System" so dominierend in der Welt ab 1700 zeigen/zeigt, wobei man Ansätze dazu schon im Mittelalter findet.

Puh mit der Frage werden ganze Bücher gefüllt, einige wenige Themen haben wir ja auch hier angeführt.

Ich denke ein wichtiger Punkt ist hierbei die Interaktion in Europa (z.B. die Reformation), die m.E. deutlich schneller waren als dies in Afrika der Fall war.
Hierbei ist neben der natürlichen Geographie, natürlich auch die politisch Geographie mit ein zu beziehen.
Also Innovationen haben sich zumeist in Europa deutlich schneller verbreitet als dies in ganz Afrika der Fall war.
Aber wie gesagt das Puzzle ist sehr vielschichtig und kann nur durch das Studium ausgewählter Fachbücher angegangen werden.

sondern ob man anhand bestimmter Kriterien eine größere Durchsetzungskraft (die man bedauerlich finden mag oder nicht) bestimmter Kulturformen feststellen kann oder nicht.

Aggressive Kulturen tendieren zumeist dazu sich für eine Zeit, oder auch auf Dauer durchzusetzen, wobei das Bsp. Tibet zeigen kann das dies nicht immer der Fall war.
Ein Kriterium war mit Sicherheit die Tendenz mit den "Wilden", die man kulturell, sozial und auch z.T. physisch als unterlegen ansah, so zu verfahren wie man wollte.
Innerhalb von Europa wären solche Verfahren, nicht denkbar gewesen.
 
Selbstverständlich muss die Geschichte aller Völker und Kulturen als gleichrangig und ebenbürtig erachtet werden.

In welcher Hinsicht? In Bezug auf die Gleichrangigkeit und Adäquatheit der angelegten Kriterien natürlich, aber keineswegs in Bezug auf das Resultat der Untersuchung. Hier gilt vielmehr die Gerechtigkeit nach Leistung, sprich ein Urteil ist dann und nur dann fair und gerecht, wenn die um den Faktor x bessere, größere, stärkere, einflußreichere Entität (Volk, Stamm, Partei, Nation, Individuum etc.) von der historischen Wissenschaft als die um genau diesen Faktor x bessere, größere, stärkere, einflußreichere Entität voll anerkannt wird.

Das ist auch der Grund, warum die linke Geschichtswissenschaft so irrelevant geworden ist, wo man mit aller Macht versucht hat, die gewaltigen Niveauunterschiede, die die Geschichte bis zum heutigen Tag bereithält, zu nivellieren. Eigentlich eine Beleidigung jedes zu selbständigem und kritischem Denken fähigen Intelllekts, denn das demokratische Prinzip in der Wissenschaft (alles ist gleich) gilt nur für die Kriterien der Untersuchung, nicht aber ihr Ergebnis.
 
In welcher Hinsicht? In Bezug auf die Gleichrangigkeit und Adäquatheit der angelegten Kriterien natürlich, aber keineswegs in Bezug auf das Resultat der Untersuchung. Hier gilt vielmehr die Gerechtigkeit nach Leistung, sprich ein Urteil ist dann und nur dann fair und gerecht, wenn die um den Faktor x bessere, größere, stärkere, einflußreichere Entität (Volk, Stamm, Partei, Nation, Individuum etc.) von der historischen Wissenschaft als die um genau diesen Faktor x bessere, größere, stärkere, einflußreichere Entität voll anerkannt wird.

Ich verstehe diesen Absatz nicht. :grübel:

Das ist auch der Grund, warum die linke Geschichtswissenschaft so irrelevant geworden ist, wo man mit aller Macht versucht hat, die gewaltigen Niveauunterschiede, die die Geschichte bis zum heutigen Tag bereithält, zu nivellieren. Eigentlich eine Beleidigung jedes zu selbständigem und kritischem Denken fähigen Intelllekts, denn das demokratische Prinzip in der Wissenschaft (alles ist gleich) gilt nur für die Kriterien der Untersuchung, nicht aber ihr Ergebnis.

Was verstehst du unter linker Geschichtswissenschaft?
Das Ergebnis einer Untersuchung hängt doch von der Eingangsfrage, den Kriterien und der statistischen Relevanz der untersuchten Gruppe ab.
 
Es gibt ja tatsächlich eine linke Geschichts"wissenschaft". Wenn marxistische Historiker jedes historische Geschehen zwanghaft in den historischen Materialismus von Marx zu pressen versuchten - m.E. eigentlich eine Vergewaltigung von Marx' Geschichtstheorie.
Das hat aber nichts mit einer ergebnisoffenen Geschichtswissenschaft zu tun, die erst einmal jede Kultur immanent zu betrachten versucht und ihre Entwicklungsimpulse für die Außenwelt bzw. umgekehrt, welche Entwicklungsimpulse von der Außenwelt zu ihr kamen.
 
Es gibt ja tatsächlich eine linke Geschichts"wissenschaft". Wenn marxistische Historiker jedes historische Geschehen zwanghaft in den historischen Materialismus von Marx zu pressen versuchten - m.E. eigentlich eine Vergewaltigung von Marx' Geschichtstheorie.
Örks, ja. Genau der Grund, warum ich Geschichte in der Schule gehaßt habe. :mad:
 
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