Wieviel Schulden hatte die DDR?

Solwac schrieb:
Fairer wäre daher wohl der Vergleich der DDR mit Ländern wie Portugal oder Griechenland. Beides Länder, die ohne Planwirtschaft trotzdem große wirtschaftliche Probleme hatten (und haben). Wenn man die DDR nach dem Krieg und nach den Reparationen mit der Ausgangsbasis in Portugal und Griechenland vergleicht, dann sieht man eher die Erfolge in der DDR wie auch die systemimmanenten Grenzen des Machbaren.
Man sollte die DDR nicht unter Wert verkaufen. Die DDR hatte als Ausgangsbasis mindestens drei Trümpfe:

1) die bessere Struktur der Landwirtschaft. In Ostelbien waren die landwirtschaftlichen Betriebe größer und effizienter als in Süddeutschland

2) das sächsische Industrierevier (Leipzig und Chemnitz), auch hier Vorteile gegenüber dem wenig industrialisierten Süddeutschland

3) Berlin und Leipzig waren die wichtigen Zentren für Banken, Versicherungen und Verlagswesen

Aus ideologischen Gründen wurde diese Trümpfe verspielt.

zu 1) Die Landwirtschaft wurde zuerst in Kleinbetriebe zerstückelt ("Junkerland in Bauernhand" ), danach in ungeliebte LPG umgewandelt. Das Ziel war sicherlich richtig, aber mit den hierzu gewählten Methoden machte sich das Regime unbeliebt.

zu 2) In der Planwirtschaft wurde gerade der Mittelstand zerstört. Die Umwandlung in staatliche Großbetriebe hat eher geschadet als genützt. Die Unternehmer wurden systematisch enteignet oder vertrieben

zu 3) War Berlin noch in den 40er Jahren der Sitz fast aller wichtigen Banken, wurden diese in den Westen vertrieben. Auch die wichtigen deutschen Versicherungen hatten fast durchgehend ihren Sitz in der SBZ. Wer weiß denn heute noch, dass selbst die Bausparkasse Schwäbisch Hall früher ihren Sitz in Berlin hatte?

Also die SBZ nun auf das Niveau von Portugal oder Griechenland herab zu stufen, halte ich für falsch.

Hamburger schrieb:
Eine Zentralverwaltungswirtschaft hat ihre Vor- und Nachteile. Insbesondere in Krisenzeiten spielt sie hier ihre Vorteile aus ...
Der freie Markt versagt in solchen Zeiten klassisch mit Pauken und Trompeten. Seine Stärke liegt bekanntlich im Wettbewerb und damit in weniger krisenbedingten Zeiten.
Und wie würdest Du die Situation in den USA 1940 - 1945 einschätzen? Waren es nicht die USA, deren wirtschaftliche Power die Achsenmächte nieder gerungen hat (ohne dabei jetzt die Leistungen der UdSSR schmälern zu wollen)?
 
Zu den Reparationen.

Overesch in "Das besetzte Deutschland" zitiert unter dem 2. Feb. 1948 die Ami-Zeitung Life:
Bei den Reparationen wäre das Ziel nicht die maschinelle Ausrüstung Deutschlands. Die wahren Reparationen wäre die deutsche Forschung, der deutsche Geist.
 
Zu den Reparationen.

Overesch in "Das besetzte Deutschland" zitiert unter dem 2. Feb. 1948 die Ami-Zeitung Life:
Bei den Reparationen wäre das Ziel nicht die maschinelle Ausrüstung Deutschlands. Die wahren Reparationen wäre die deutsche Forschung, der deutsche Geist.

Das ist doch völlig klar. In Amerika war nicht eine Fensterscheibe zu Bruch gegangen. Was sollten sie mit Maschinen und Gütern? Sie hatten doch alles und deutsche Gefangene musste man noch durchfüttern.

Die Sowjetunion war dagegen ein verwüstetes Land, deshalb baute man in der SBZ Schienen und Maschinen ab, holte das Vieh aus dem Stall und verlud auch schon mal Radioapparate mit der Schaufel gen Richtung Osten. Viele Gefangene kamen erst nach Jahren "Kuraufenthalt in den Bergwerken von Workuta oder Nowosibirsk" frei.
 
Das Ziel war sicherlich richtig, aber mit den hierzu gewählten Methoden machte sich das Regime unbeliebt.
Welches Ziel und warum richtig?

Ich halte die ostelbischen Großgrundbesitzer sicher nicht für eine Zier der Deutschen, aber eine wie auch immer geartete Enteignung muss für die Gesellschaft einen Vorteil bringen. Nur "Gerechtigkeit" alleine bringt da nicht unbedingt etwas.
Also die SBZ nun auf das Niveau von Portugal oder Griechenland herab zu stufen, halte ich für falsch.
Wer stuft denn herab?
Ich habe nur Länder gesucht, deren Entwicklung verglichen werden kann. Griechenland und Portugal haben sich in den 80er der EU angeschlossen und können so halbwegs einen Vergleich vor/nach Beitritt geben. Falls die wirtschaftlichen Kenndaten zu weit entfernt sind, dann eignen sie sich nicht. Aber ich halte sie für besser geeignet als die Bundesrepublik, die alleine wegen ihrer Größe zu einer kompletteren Wirtschaftspolitik fähig ist.

Und wie würdest Du die Situation in den USA 1940 - 1945 einschätzen? Waren es nicht die USA, deren wirtschaftliche Power die Achsenmächte nieder gerungen hat (ohne dabei jetzt die Leistungen der UdSSR schmälern zu wollen)?
Was hat das mit der DDR Ende der 80er zu tun?

Solwac
 
Das ist doch völlig klar. In Amerika war nicht eine Fensterscheibe zu Bruch gegangen. Was sollten sie mit Maschinen und Gütern? Sie hatten doch alles und deutsche Gefangene musste man noch durchfüttern.

Die Sowjetunion war dagegen ein verwüstetes Land, deshalb baute man in der SBZ Schienen und Maschinen ab, holte das Vieh aus dem Stall und verlud auch schon mal Radioapparate mit der Schaufel gen Richtung Osten. Viele Gefangene kamen erst nach Jahren "Kuraufenthalt in den Bergwerken von Workuta oder Nowosibirsk" frei.


Naja, naja....
Die Franzosen haben die Eisenbahnstrecken abgebaut, (die Neckartalbahn zwischen Plochingen und Schaffhausen ist seither eingleisig) die Wälder abgeholzt, Lebensmittel abtransportiert, französische Kinder zur Erholung in ihre Zone gebracht, kpl. Fabriken demontiert. Alle mussten ihre Radioapparate abgeben, ausgewiesene Antinazis bekamen wieder welche, dito Fotoapparate, alles andere wurde abtransportiert.
Von den Amis entlassene Gefangene gleich wieder eingesackt, wenn sie eine Blutgruppe eintätowiert hatten hieß das Indochina

Die Insel der Seligen ist immer woanders.
 
Man sollte die DDR nicht unter Wert verkaufen. Die DDR hatte als Ausgangsbasis mindestens drei Trümpfe:

1) die bessere Struktur der Landwirtschaft. In Ostelbien waren die landwirtschaftlichen Betriebe größer und effizienter als in Süddeutschland

Ostelbien eine ist eine rund 160qkm große Region in Nordsachsen. Glaube kaum, daß du diese Region meinst.
Ansonsten: Ich erinnere mich an den Titel von Brandenburgs Hymne: "Märkische Heide, märkischer Sand"
Dort, wo der Boden besser war, das gehörte nicht mehr zu Deutschland., sprich Ostbrandenburg, Ostpreußen, Teile von Vorpommern, Schlesien.

2) das sächsische Industrierevier (Leipzig und Chemnitz), auch hier Vorteile gegenüber dem wenig industrialisierten Süddeutschland

Nur blöd, daß große Teile der Vorindustrie in den Westzonen lagen und der Produktionskreislauf dadurch in den Westzonen wesentlich heterogener war, als in der SBZ. Dazu gibt es auch mittlerweile eine Unmenge an wirtschaftswissenschaftlicher Literatur dazu.



zu 1) Die Landwirtschaft wurde zuerst in Kleinbetriebe zerstückelt ("Junkerland in Bauernhand" ), danach in ungeliebte LPG umgewandelt. Das Ziel war sicherlich richtig, aber mit den hierzu gewählten Methoden machte sich das Regime unbeliebt.

Rein wirtschaftlich betrachtet machte man sich zwar Landwirte nicht zu Freunden, aber die Betriebe waren und sind ungleich effizienter als z.B. die Höfe in der AltBRD. Und aus Sicht des Staates zählt doch die volkswirtschaftliche Bedeutung, auch wenn das immer wieder einzelne Individuen gern anders sehen.


zu 3) War Berlin noch in den 40er Jahren der Sitz fast aller wichtigen Banken, wurden diese in den Westen vertrieben. Auch die wichtigen deutschen Versicherungen hatten fast durchgehend ihren Sitz in der SBZ. Wer weiß denn heute noch, dass selbst die Bausparkasse Schwäbisch Hall früher ihren Sitz in Berlin hatte?

Nun ist Schwäbisch Hall (zumindest deren in Köln gegründetes Vorläuferunternehmen aber schon 1944 von Berlin nach Schwäbisch Hall gezogen, weil der Unternehmenssitz zerbombt wurde)

Vertrieben ist hier falsch. Die Banken und Versicherungen haben wie viele andere Konzerne auch ihren Unternehmenssitz verlagert, weil sie sonst verstaatlicht worden wären. Aber das wiederum hat nichts mit dne Reparationsleistungen einer SBZ zu tun.


Und wie würdest Du die Situation in den USA 1940 - 1945 einschätzen? Waren es nicht die USA, deren wirtschaftliche Power die Achsenmächte nieder gerungen hat (ohne dabei jetzt die Leistungen der UdSSR schmälern zu wollen)?

Es wurde schon geschrieben. Auf die USA fiel nicht eine Bombe, Großbritanniens Wirtschaft fast ungeschädigt, Frankreichs und die Wirtschaft anderer Länder wie Belgien und Niederlande ungleich weniger stark zerstört wie die Wirtschaften in den Ostblockstaaten.
Und da soll es keine Unterschiede bei einem Neuanfang gegeben haben?
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, naja....
Die Franzosen haben die Eisenbahnstrecken abgebaut, (die Neckartalbahn zwischen Plochingen und Schaffhausen ist seither eingleisig) die Wälder abgeholzt, Lebensmittel abtransportiert, französische Kinder zur Erholung in ihre Zone gebracht, kpl. Fabriken demontiert. Alle mussten ihre Radioapparate abgeben, ausgewiesene Antinazis bekamen wieder welche, dito Fotoapparate, alles andere wurde abtransportiert.
Von den Amis entlassene Gefangene gleich wieder eingesackt, wenn sie eine Blutgruppe eintätowiert hatten hieß das Indochina

Die Insel der Seligen ist immer woanders.


Ich stell heute abend mal eine Liste der geleisteten Reparationen der westlichen Besatzungszonen herein. Das dürfte dich interessieren. (Habe die Literatur nur zu Hause)
 
Naja, naja....
Die Franzosen haben die Eisenbahnstrecken abgebaut, (die Neckartalbahn zwischen Plochingen und Schaffhausen ist seither eingleisig) die Wälder abgeholzt, Lebensmittel abtransportiert, französische Kinder zur Erholung in ihre Zone gebracht, kpl. Fabriken demontiert. Alle mussten ihre Radioapparate abgeben, ausgewiesene Antinazis bekamen wieder welche, dito Fotoapparate, alles andere wurde abtransportiert.
Von den Amis entlassene Gefangene gleich wieder eingesackt, wenn sie eine Blutgruppe eintätowiert hatten hieß das Indochina

Die Insel der Seligen ist immer woanders.

Die Franzmänner waren halt pragmatisch. Man wollte keine Kosten, sondern Entschädigungen. Die Franzosen haben ja beispielsweise auch keine Flüchtlinge aus dem Osten in „ihre“ Zone aufgenommen. Die Franzosen sind schon „mit gutem Grund“ erst so spät der Bizone beigetreten.
 
@Repo: Naja, naja....
Die Franzosen haben die Eisenbahnstrecken abgebaut, (die Neckartalbahn zwischen Plochingen und Schaffhausen ist seither eingleisig) die Wälder abgeholzt, Lebensmittel abtransportiert, französische Kinder zur Erholung in ihre Zone gebracht, kpl. Fabriken demontiert.

Das betraf den Südwesten und nicht die ganze Tri-Zone, konnte also dann auch später schnell kompensiert werden. Ein Aspekt kommt dazu: Die alten Maschinen aus "Kaisers Zeiten" machten so Platz für komplette moderne Neuanschaffungen und Investitionen, die sonst nicht so schnell erfolgt wären. Eigentlich müsste man den Franzosen dankbar sein, dass sie den alten Schrott mitnahmen.
In der SBZ wurden manche Maschinenparks nach Neuausstattung prompt ein zweites oder drittes Mal demontiert. Außerdem ging fast die gesamte neue technische Produktion wie Schiffe, Loks und Maschinen in ein Fass ohne Boden (den gesamten Ostblock bzw. Entwicklungsländer mit "genehmen Regierungen"). So wurden lt. Wiki über 70% der 570000 gebauten LKW W50 exportiert, in Afrika und der irakischen Wüste verrotten ihre Wracks heute zu Tausenden.
 
So wurden lt. Wiki über 70% der 570000 gebauten LKW W50 exportiert, in Afrika und der irakischen Wüste verrotten ihre Wracks heute zu Tausenden.

Hier muß man aufpassen, daß man nicht alles durcheinanderwirft. Die starke Exportquote aus den 80igern ist dem Bestreben der Zurückführung der Staatsverschuldung geschuldet. Da wurde dann alles verramscht, was man irgendwie zu Geld machen konnte.

PS:Wobei die Schulden aus heutiger Sicht im Vergleich einfach lächerlich gering waren.
 
Den Franzmännern ging es zunächst doch darum, aus " ihrer Zone" praktisch ein französisches Vorfeld zu machen. Erinnert entfertnt irgendwie an den Ideen Louis XIV.

Im Unterschied zur der britischen und amerikanischen Zone haben sich französischen Besatzungstruppen und deren Angehörgen aus "ihrer" Zone heraus ernährt. Briten und Amerikaner hingegen aus ihren eigenen Beständen. Die Anghörigen der französischen Besatzungsangehörigen lebten sogar nach Meinung der französischen Nationalversammlung "sehr gut." In der ersten Jahren gingen rund 80% der Export nach Frankreich und diesen wurden dann "selbstverstädlich" weit unter Weltmarktniveau verkauft. Sie wurden nämlich in deutscher Währung berechnet und es ist ja allgemein bekannt, was die Reichsmark noch wert war. Auch waren sich die Franzosen nicht zu schade den Schwarzmarkt leer zu kaufen, um ihre Bedürfnisse an Maschinen, Halbfabrikaten und Rohstoffen aus der britischen und amerikanischen Zone zu decken.

Die französische Besatzungszone hatte die mit Abstand rigorosete Buch-, Presse- und Rundfunkzensur der drei westlichen Zonen.

Entnazifizierung war den Franzosen nicht so wichtig, sie wurde vergleichweise lax gehandhabt. Wichtig war den Franzosen die Ausbeutung und Ausplünderung "ihrer" Zone und schließlich ganz wichtig: Die Wiederherstellung der französischen Großmachtstellung und das mit Hilfe und zu Lasten der Deutschen.

Eschenburg, Jahre der Besatzung 1945 - 1949, Stuttgart 1983
 
Zuletzt bearbeitet:
Das betraf den Südwesten und nicht die ganze Tri-Zone, konnte also dann auch später schnell kompensiert werden. Ein Aspekt kommt dazu: Die alten Maschinen aus "Kaisers Zeiten" machten so Platz für komplette moderne Neuanschaffungen und Investitionen, die sonst nicht so schnell erfolgt wären. Eigentlich müsste man den Franzosen dankbar sein, dass sie den alten Schrott mitnahmen.
.

Neee mein Freund.
Grundsätzlich sollte ja der "Kriegsgewinn" abgeschöpft werden. die neuen Maschinen waren fällig.
abgesehen davon, die Franzosen waren ja auch nicht blöd. In den Demontage-Komissionen waren in aller Regel Abgesandte der direkten Konkurrenz-unternehmen dabei, die Empfänger der demontierten Maschinen, die natürlich sehr genau wussten, was sie wollten, und die sich keinen Schrott andrehen ließen.

Also von wegen dankbar.

Meine Schwester Jahrgang 1936 erzählt gelegentlich, wie die franz. Erholungs-Kinder auf den Baguette-Laibchen herumgehüft sind, damit es ja auch kein Boche mehr fressen konnte. Wenn man Hunger hat alles andere als leicht hinzunehmen.
 
Eine Zentralverwaltungswirtschaft hat ihre Vor- und Nachteile. Insbesondere in Krisenzeiten spielt sie hier ihre Vorteile aus.
Ganz im Gegenteil.
Eine Planwirtschaft ist in erster Linie ineffizient und unflexibel, d.h. sie kann schwer mit Veränderung umgehen. Gerade die flexible Reaktion auf Veränderungen ist in einer Krise aber das Wichtigste.

Die Vorteile einer Planwirtschaft (und der Grund, sie im Krieg einzuführen) sind andere: Die Regierung kann sehr schnell die vorhandenen (d.h. marktwirtschaftlich im Frieden produzierten) Ressourcen einsammeln und für die staatlichen Zwecke (d.h. den Krieg) verwenden.
Dito kann man leicht die Ressourcen eroberter Gebiete nutzen (d.h. plündern).

In beiden Fällen geht es also um die Nutzung von Einmal-Effekten, später im Krieg kommen die Effizienz-Nachteile dann wieder zum Tragen.

Der freie Markt versagt in solchen Zeiten klassisch mit Pauken und Trompeten.
Das ist Unsinn, und das läßt sich auch weder mit theoretischer Herleitung noch relevanten Praxisbeispielen stützen.

Das Honeckers Sozialpolitik, die er seit den 70iger Jahren der DDR betrieb, der Wirtschaft den letzendlichen Genickbruch brachte, wird hier auch keiner bestreiten.
Diese Politik hat die Pleite nur beschleunigt - sie war aber nicht die Ursache.

Nichtdestotrotz muß man auch die Ausgangslage betrachten und die war mit Reparationen, Embargoliste, fehlenden Geldern zum Aufbau wie beim Marshallplan, wirtschaftlich wesentlich schwächeren Partnern, Abfluß von Facharbeitskräften, die ja auch die BRD mit halfen aufzubauen und was man nicht unterschätzen sollte, einfach ungleich schlechter der Ausgangslage einer BRD.
Das erinnert mich alles an die Ausreden von erfolglosen Fußballtrainern.
Der eigene Ansatz kann ja per definitionem nicht schlecht gewesen sein, also war der Schiedsrichter parteiisch, der Platz zu schwer bespielbar, die Turnierregeln unfair, die Presse zu kritisch ...

Die wesentlichen dieser Punkte sind in der Diskussion ja schon angesprochen und widerlegt worden (Reparationen, Embargo ...).
Die "wirtschaftlich schwächeren Partner" sind eine merkwürdige Argumentation - normalerweise schadet es einem Staat nicht, mit schwächeren Staaten zu tun zu haben.
Und die Flucht von Facharbeitern war ja nun eher Folge als Ursache der DDR-Misere.

Die grundsätzlichen Probleme der Planwirtschaft (insbesondere das Fehlen von Steuerungsinformationen durch den Verzicht auf Marktpreise) sind schon vor DDR-Gründung von Hayek und anderen analysiert und belegt worden.
Und genau so ist es dann auch in der Praxis gekommen.

Rein volkswirtschaftlich betrachtet, ..., sind die Leistungen der DDR Bevölkerung unter den gegebenen Umständen als enorm anzusehen.
Es war enorm, wie sich die DDR-Bürger trotz der vielfältigen Behinderungen durch das System ihren Lebensalltag organisieren konnten (und das finde ich auch als "Lebensleistung" beachtlich).

Das ändert aber nichts am volkswirtschaftlichen Gesamtdesaster.
 
Ganz im Gegenteil.
Eine Planwirtschaft ist in erster Linie ineffizient und unflexibel, d.h. sie kann schwer mit Veränderung umgehen. Gerade die flexible Reaktion auf Veränderungen ist in einer Krise aber das Wichtigste.

Das ist Laiensicht.




Das ist Unsinn, und das läßt sich auch weder mit theoretischer Herleitung noch relevanten Praxisbeispielen stützen.


Diese Politik hat die Pleite nur beschleunigt - sie war aber nicht die Ursache
.

Wie schon geschrieben, stellst du dich da gegen die gängige Lehrmeinung der VWL.
Ist im übrigen auch anhand von Dokumenten nachweisbar. Bei Bedarf werde ich einige Zitate hier reinstelllen.

Die wesentlichen dieser Punkte sind in der Diskussion ja schon angesprochen und widerlegt worden (Reparationen, Embargo ...).

Das würde mich interessieren, wer das wann und wo hier, mit wirtschaftlichen Zahlen untermauert, widerlegt hat.


Die "wirtschaftlich schwächeren Partner" sind eine merkwürdige Argumentation - normalerweise schadet es einem Staat nicht, mit schwächeren Staaten zu tun zu haben.
Nach meinem Verständnis ist das schon ein großer Unterschied, ob ich Geld für einen Aufbau bekomme, weil der Partner es sich ökonomisch leisten kann, oder aber ob der Partner selbst klamm ist und sich dadurch ersteinmal einen eigenen ökonomischen Vorteil suchen muß, also Geld herauszieht. (etwas profan und vereinfachend geschrieben)


Die grundsätzlichen Probleme der Planwirtschaft (insbesondere das Fehlen von Steuerungsinformationen durch den Verzicht auf Marktpreise) sind schon vor DDR-Gründung von Hayek und anderen analysiert und belegt worden.
Und genau so ist es dann auch in der Praxis gekommen.

Hayek ist Liberaler. Das ist nichts Schlimmes, aber unter diesem Kontext muß man seine Schriften lesen, genauso wie sozialistische Ökonomen in ihren Schriften zu anderen Schlüssen kommen. Was aber zählt, sind rein mathematische Fakten einer Volkswirtschaft, keine theoretischen Modelle.




Das ändert aber nichts am volkswirtschaftlichen Gesamtdesaster.

Alles ist relativ. Volkswirtschaftlich stand die DDR 1988 kurz hinter Großbritannien (in Europa auf Platz 09), aber weit vor Spanien, Portugal und Griechenland mit ihren marktwirtschaftlichen Systemen.
Zahlen liefere ich gerne nach.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist Laiensicht.
Dann suche mir mal einen Fachmann der ernsthaft behauptet, gerade in einer Krise könne man sich Inflexibilität leisten ...

Wie schon geschrieben, stellst du dich da gegen die gängige Lehrmeinung der VWL.
???
Wo geschrieben?
Was soll diese angebliche "gängige Lehrmeinung" konkret sagen?

Das würde mich interessieren, wer das wann und wo hier, mit wirtschaftlichen Zahlen untermauert, widerlegt hat.
Siehe den Beitrag von Silesia.
Und nicht zu vergessen, daß man nicht nur isoiert die Reparationen betrachten darf, sondern auch Wiedergutmachung, Lastenausgleich, Altschuldenbedienung etc. sehen muß.

Vor allem aber: Der ganze Verweis auf die angeblich so viel schwierigeren Startbedingungen könnte nur dann verfangen, wenn die DDR sich "nur" verzögert entwickelt hätte.
Es war aber umgekehrt so, daß die Produktivität in Ost und West in der Wiederaufbauzeit noch halbwegs vergleichbar war - die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der DDR (und des ganzen Ostblocks) wurden um so größer, je länger die Planwirtschaft bestand und je länger die Reparationen zurück lagen.

Was aber zählt, sind rein mathematische Fakten einer Volkswirtschaft, keine theoretischen Modelle.
Wenn die Fakten aber die Voraussagen des Modells bestätigen, ist das relevant.

Volkswirtschaftlich stand die DDR 1988 kurz hinter Großbritannien (in Europa auf Platz 09)
Nein.
Da stand sie nur virtuell in den Propagandazahlen des Regimes.
Mit der realen Wertschöpfung hatte das nicht mehr viel zu tun.

Dein Problem ist, daß Du diesen Propagandazahlen immer noch unkritisch glaubst - mit denen kann man aber nichts belegen.
 
Neee mein Freund.
Grundsätzlich sollte ja der "Kriegsgewinn" abgeschöpft werden. die neuen Maschinen waren fällig.
abgesehen davon, die Franzosen waren ja auch nicht blöd. In den Demontage-Komissionen waren in aller Regel Abgesandte der direkten Konkurrenz-unternehmen dabei, die Empfänger der demontierten Maschinen, die natürlich sehr genau wussten, was sie wollten, und die sich keinen Schrott andrehen ließen.

Deshalb wurde im Kontrollrat ja auch sorgfältig darauf geachtet, der Industriekapazität Grenzen in Form von Quoten zu ziehen. Für Stahl galt beispielsweise eine Quote von 39% der Vorkriegsproduktion und für Erzeugnisse der chemischen Industrie 40%. Es konnte und sollte ja nicht sein, das die Deutschen wohl möglich einen höheren Lebenstandard erreichten, als der Rest Europas, also griff man zum Mittel der Regulierung.

Während Briten und Amerikaner nach Kriegsende begannen ihre Kriegsgefangenen zu entlassen, machten die Franzosen noch Kriegsgefangene und zwar als der Krieg schon zu Ende war. In Stuttgart kam es zu folgenden Vorfall: Ein Trupp Wehrmachtsoldaten, gerade aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen, wurden zu französischen Kriegsgefangen und gleich abtransportiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das betraf den Südwesten und nicht die ganze Tri-Zone, konnte also dann auch später schnell kompensiert werden

Das ist möglicherweise entwas missverständlich formuliert, denn die Franzmänner konnten, und darauf hob Repo, so wie ich es verstehe und auch meinem Kenntnisstand entspricht, ab, sich nur in "ihrer Zone austoben." :)

Zu Insel der Seligen:

Das Durchschnittsgewicht der mänlichen deutschen Bevölkerung in der amerikanischen Besatzungszone betrug 1946 gerade 51 Kilogramm und sank in der Folgezeit noch weiter ab.

Hier einmal ein Bericht des hamburger Erich Nossak:

"Vor allem aber ist da die Kälte, die Gedanken verwirren sich darüber, man vergißt das meiste. Es ist kaum zu schildern und eigentlich auch nicht nötig, was wir im November schon unter der Kälte auszustehen hatten. Heizmaterial kommt nicht zur Verteilung. Die meisten menschen laufen mit geschwollenen Fingern und offenen Wunden umher. Unser Tag beginnt um 06:30 Uhr . Von 08.00 Uhr bis 03.00 Uhr halte ich es im Geschäft aus - erst ab 03:00 Uhr gehen die Verkehrsmittel wieder -, bis dann aber auch so erfroren, zumal ich nur zwei Scheiben trocknes Brot mitnehmen kann, daß ich kaum mehr gehen kann. Und dann beginnt ein harter Kampf um die U-Bahn. Inzwischen hat meine Frau morgens Stunden gegeben, eilt mittags eine Stunde weit, um das Essen aus der volksküche zu holen, worauf wir mangels Gas, Elektrizität und Kochgelegenheit angewiesen sind. Gegen 03.00 Uhr macht sie auf der Brennhexe unser Essen warm, dadurch wird das zimme ein wenig verschlagen. Zwischen 05:00 Uhr und 06:00 Uhr versuche ich zu schlafen, um einen Vorhang vor den bisherigen Tag zu ziehen und die fehlenden kalorien gleichzeitig zu ersetzten. Später nehmen wir noch etwas Teeartiges und einen kleinen Imbiß zu uns und sitzen dann arbeitend bei einer 15-Wattkerze gegenüber. Ich selber sitze in Decken gehüllt noch bis 01.:00 Uhr auf, um dann erfroren ins Bett zu kriechen. Da haben Sie ein Durchschnittsleben."

Görtemaker, Geschichte der Bundesrepublik, S.30, München 1999
 
Dann suche mir mal einen Fachmann der ernsthaft behauptet, gerade in einer Krise könne man sich Inflexibilität leisten ...

Den Fachmann wird es nicht geben, der das behauptet.
Du müsstest dich da also schon konkreter ausdrücken,was du meinst.


Wo geschrieben?
Was soll diese angebliche "gängige Lehrmeinung" konkret sagen?

Das ergibt sich einfach an den Planvorgaben. In Krisenzeiten werden in einer Marktwirtschaft unzählige Ressourcen aufgrund des Wettbewerbes verschleudert, der wirtschaftlich betrachtet zum Aufbau einer Volkswirtschaft unter weniger guten Umständen oder wirtschaftspolitischen Schwerpunktsetzung unsinnig ist.
Der Wettbewerb selber, also das marktwirtschaftliche Element spielt seine Stärke im Konsumgüterangebot aus, wobei aber es auch hier eine große Ressourcenverschwendung gibt, was in der Natur eines marktwirtschaftlichen Systems liegt.


Siehe den Beitrag von Silesia.
Und nicht zu vergessen, daß man nicht nur isoiert die Reparationen betrachten darf, sondern auch Wiedergutmachung, Lastenausgleich, Altschuldenbedienung etc. sehen muß.

Ah komm. Man muß jetzt ja nicht alte politische Meinungen weiterbeten.
Londoner Schuldenabkommen, Lastenausgleich usw. haben mit Reparationen absolut nichts zu tun, da 1. eine freiwillige Leistung und keine Pflichtveranstaltung und 2. man die komfortable Option hat, über die Zeitpunkte der Leistungen zu verhandeln.
Im Klartext: die letzen Zahlungen erfolgten in den 90iger Jahren. Auch die Wirtschaftsbilanz der Bundesrepublik würde anders aussehen, wenn die Zahlungen in der Summe am Anfang der 50iger gezahlt worden wären und nicht aus einer prosperierenden Wirtschaft heraus.
Zumal selbst bei gutem Willen die Reparationen der SBZ/DDR das doppelte pro Kopf kostete, als die geleisteten Zahlungen der BRD in Bezug auf ihre Einwohnerzahl. Aber wie gesagt, ist sowieso eine Milchmädchenrechnung, die annodazumal politisch motiviert aufgerechnet wurde.

Einzig ein Argument würde gelten, daß nämlich die BRD sich mit den Zahlungen die KKreditwürdigkeit zurückkaufte, von der später die DDR auch profitierte.

Vor allem aber: Der ganze Verweis auf die angeblich so viel schwierigeren Startbedingungen könnte nur dann verfangen, wenn die DDR sich "nur" verzögert entwickelt hätte.
Es war aber umgekehrt so, daß die Produktivität in Ost und West in der Wiederaufbauzeit noch halbwegs vergleichbar war - die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der DDR (und des ganzen Ostblocks) wurden um so größer, je länger die Planwirtschaft bestand und je länger die Reparationen zurück lagen.

Das ist anhand von Wirtschaftsdaten belegbar, daß die Wirtschaftskraft schon in der Anfangsphase der DDR stark geschwächt war und sich das Problem wie ein roter Faden durch das Wirtschaftsleben der DDR durchzog. Mit allen weiteren dazukommenden Problemen, die nicht unbedingt zur Besserung beitrugen.



Dein Problem ist, daß Du diesen Propagandazahlen immer noch unkritisch glaubst - mit denen kann man aber nichts belegen.

An was du glaubst, ist mir eigentlich egal. Ich selbst halte mich da an namhafte Wirtschaftswissenschaftler, die da völlig unvoreingenommen herangehen und nicht ihrem politischem Sinne hinterherargumentieren. Im übrigen stammt eine Vielzahl der Literatur dazu erst aus der Nachwendezeit.
Ein Argument wäre hier, daß man über die Berechnungsgrundlagen diskutiert, da dies schwierig ist.
Aber auch wenn du es mir nicht glauben magst: Trotz großer Spannbreiten in den Berechnungen steht die Reihenfolge danach. Und da ist es erst einmal egal, ob das Maximum bei rund 13.500 ECU BIP pro Kopf liegt, oder bei 6.500 ECU BIP pro Kopf. Spanien lag 1988 bei rund 3.500 ECU und Großbritannien bei rund 6.800 ECU.
Da habe ich mich hier bei meinen Zahlen und der Rangfolge in Bezug auf Großbritannien doch schon sehr an die niedrigen Berechnungen gehalten.
 
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