Wirtschaft und Thesaurierung bei den Germanen zur Zeitenwende

So, woher wissen Sie das?

Ich kenne Ihre Viehzüchtertheorie, die durch nichts, absolut nichts belegt wird.

Und ob...so findet man bei den Germanen Wohnhäuser mit Stallboxen, aber keine Getreidevorratsspeicher. Ferner sagen auch die Gebiete einiges aus: "...dann die fruchtbare, weit nach Nordgallien hineinreichende Lößborde zwischen Köln und Tongeren (B), die schon in vorrömischer Zeit intensiv genutzt wurde, weiter nördlich dann das Niederrheinische Flachland mit seinen deutlich weniger ergiebigen Lehm-, Schotter- und Sandböden, die sich in erster Linie für die Weidewirtschaft eigneten, sowie die Fluss- und Seemarschen zwischen Maas, Waal und Niederrhein, auf denen ebenfalls fast nur Viehzucht betrieben werden konnte. Den Bodenbedingungen entsprachen die Formen bäuerlichen Wohnens und Wirtschaftens, die in der Ackerbauzone des Südens eine typische Villen-Landschaft entstehen ließen, während für den nördlichen Teil der Provinz, wo die seit alters her vorherrschende Viehhaltung zu Hause war, das germanische zwei- und dreischiffige Wohn-Stall-Haus das Bild der offenen Landschaft bestimmte." (Dr. Tilman Bechert (Stadtarchäologie Duisburg)).

Auch sagen die gefundenen Nahrungsreste einiges aus. So spielte das Brot (Hafer) eine untergeordnete Rolle und wurde wohl eher für Festtage verwendet. Der Anteil an Unkrautsamen war enorm und so bestand der Brei halt nicht nur aus Gerste und Hafer. Da die Landwirtschaft so unterentwickelt war, wurden auch keine großen Überschüsse erwirtschaftet. Somit fehlte auch die Vorratshaltung und Hungersnöte im Frühjahr waren nicht außergewöhnlich. (Prof.Dr.Ebel-Zepezauer (Uni Bochum)).

Das war alles ganz anders bei den Kelten, die schon Städte mit Vorratsspeichern kannten und in dem sie die Landwirtschaft intensiv betrieben, hatten sie auch Überschüsse mit denen sie handeln konnten.

Der Germane als Ackerbauer....das ist eine romantische Vorstellung des 19./20.Jh. ! Gern wird in "alten" Büchern vom Germanen berichtet, der auf seiner Scholle saß und vom bösen Römer bedroht wurde. Dann kam der Held Arminius und zeigte seinem Bauer wierum er das Schwert zu halten hatte. Die treusorgende Ehefrau reichte ihm noch Schild und Frame und schon ging es los....
Und wer glaubt denn solche Märchen?

P.S.
Und man soll jetzt bloß nicht Kelten und Germanen vermischen, nur weil ein Archäologe bisher seine Theorien nicht erklären kann.
Es gab keinen Nordwest-Block, dafür aber Kelten, die sich sehr weit in den Norden ausgebreitet hatten und dann wieder von den Germanen gen Süden und Westen verdrängt bzw. assimiliert wurden.
 
Und ob...so findet man bei den Germanen Wohnhäuser mit Stallboxen, aber keine Getreidevorratsspeicher. Ferner sagen auch die Gebiete einiges aus: "...dann die fruchtbare, weit nach Nordgallien hineinreichende Lößborde zwischen Köln und Tongeren (B), die schon in vorrömischer Zeit intensiv genutzt wurde, weiter nördlich dann das Niederrheinische Flachland mit seinen deutlich weniger ergiebigen Lehm-, Schotter- und Sandböden, die sich in erster Linie für die Weidewirtschaft eigneten, sowie die Fluss- und Seemarschen zwischen Maas, Waal und Niederrhein, auf denen ebenfalls fast nur Viehzucht betrieben werden konnte. Den Bodenbedingungen entsprachen die Formen bäuerlichen Wohnens und Wirtschaftens, die in der Ackerbauzone des Südens eine typische Villen-Landschaft entstehen ließen, während für den nördlichen Teil der Provinz, wo die seit alters her vorherrschende Viehhaltung zu Hause war, das germanische zwei- und dreischiffige Wohn-Stall-Haus das Bild der offenen Landschaft bestimmte." (Dr. Tilman Bechert (Stadtarchäologie Duisburg)).

Auch sagen die gefundenen Nahrungsreste einiges aus. So spielte das Brot (Hafer) eine untergeordnete Rolle und wurde wohl eher für Festtage verwendet. Der Anteil an Unkrautsamen war enorm und so bestand der Brei halt nicht nur aus Gerste und Hafer. Da die Landwirtschaft so unterentwickelt war, wurden auch keine großen Überschüsse erwirtschaftet. Somit fehlte auch die Vorratshaltung und Hungersnöte im Frühjahr waren nicht außergewöhnlich. (Prof.Dr.Ebel-Zepezauer (Uni Bochum)).

Das war alles ganz anders bei den Kelten, die schon Städte mit Vorratsspeichern kannten und in dem sie die Landwirtschaft intensiv betrieben, hatten sie auch Überschüsse mit denen sie handeln konnten.

Der Germane als Ackerbauer....das ist eine romantische Vorstellung des 19./20.Jh. ! Gern wird in "alten" Büchern vom Germanen berichtet, der auf seiner Scholle saß und vom bösen Römer bedroht wurde. Dann kam der Held Arminius und zeigte seinem Bauer wierum er das Schwert zu halten hatte. Die treusorgende Ehefrau reichte ihm noch Schild und Frame und schon ging es los....
Und wer glaubt denn solche Märchen?

P.S.
Und man soll jetzt bloß nicht Kelten und Germanen vermischen, nur weil ein Archäologe bisher seine Theorien nicht erklären kann.
Es gab keinen Nordwest-Block, dafür aber Kelten, die sich sehr weit in den Norden ausgebreitet hatten und dann wieder von den Germanen gen Süden und Westen verdrängt bzw. assimiliert wurden.


Ja super die Kelten, die Landwirtschaft,

Kleines Problem, sie haben verloren.
 
Wir haben auch erst vor kurzer Zeit diskutiert, wie das nun mit den Germanen ist: http://www.geschichtsforum.de/f35/lokalisierung-von-germanischen-st-mmen-m-glich-23897/#post365843 und auch dabei tauchte die Viehzüchtertheorie auf. Man sollte ernst darüber diskutieren: was ist Forschungsstand, was ist Vermutung, was ist Märchen? Auch ich habe eben in einem Buch nachgelesen, ob die Germanen in der vorrömischen Eisenzeit/ beginnenden römischen Kaiserzeit schon Speicher kannten: Ergebnis positiv, aber angesichts der wenigen Siedlungsfunde, vielleicht nicht repräsentativ?
 
Der Anteil an Unkrautsamen war enorm und so bestand der Brei halt nicht nur aus Gerste und Hafer.

Daß hier und da mal ein Fund mit einem enormen Unkrautsamenanteil gemacht wurde, mag ja sein, aber derart verallgemeinernde Aussagen sind irreführend.

Ich zitiere nochmals aus dem eben erwähnten Buch Frühgeschichte der Landwirtschaft, S. 46:

Dazu paßt auch ein Gersten-Vorratsfund aus dem Gehege Außelbek, Gemeinde Ülsby, Kr. Schleswig. Er besteht zu 98% aus Gerste; der Rest aus etwas Hafer sowie mehreren Ackerunkräutern (Kroll 1980). Der gleiche Verfasser berichtet über einen Rispenhirse-Vorrat aus dem 1. Jh. v. Chr. (Stufe von Seedorf) von Stelle, Lkr. Harburg. 98% des Vorrats stammt von der Rispenhirse, der Rest von Emmer und Hafer sowie von einigen Ackerunkräutern. In einem ebenfalls in die Stufe von Seedorf datierten Vorrat von Rullstorf, Kr. Lüneburg gehören 99% der 12238 Belege zum Saathafer. Der Rest stammt von Emmer, Gerste, Rispenhirse und einigen Ackerunkräutern. (Kroll 1980). Auch diese einzelnen Vorratsfunde passen gut zur allgemeinen Fundsituation im norddeutschen Bereich.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hakenpflüge kennt man doch schon aus der nordischen Bronzezeit. Das Problem ist, mit ihnen lassen sich sich nur leichtere Böden bearbeiten, auf denen Einkorn, Emmer, Gerste, Hafer und Roggen gedeihen, nicht aber Weizen. Die Kelten waren sicher fortgeschrittener und ertragssicherer in der Landwirtschaft.
Deshalb war den Germanen der Ackerbau doch nicht unbekannt, das kann jeder Pollenanalytiker bestätigen. Erst die Diskussion um den Geldwert, jetzt der Ackerbau. @Cherusker, willst du die Germanen mit aller Gewalt zu primitiven Rapunzelfressern degradieren?
 
Deshalb war den Germanen der Ackerbau doch nicht unbekannt, das kann jeder Pollenanalytiker bestätigen. Erst die Diskussion um den Geldwert, jetzt der Ackerbau. @Cherusker, willst du die Germanen mit aller Gewalt zu primitiven Rapunzelfressern degradieren?

Das der Ackerbau bekannt war, das bestreitet doch keiner. Aber er wurde nur sehr rudimentär betrieben. Und zwar von Frauen, Sklaven, Kriegsunwillige, Alte, usw. .... aber den germanischen Ackerbauern, der sich nach der Erntezeit für seine Unternehmungen gerichtet hat, den hat es nicht gegeben. Die Landwirtschaft war eine Nebensache und nicht der Hauptgrund der Lebensgestaltung. Die Germanen waren keine "Feinschmecker", sondern sie aßen um ihren Hunger zu stillen, notfalls geröstete "ungenießbare" Eichelhälften (eher etwas für Wildschweine). So müssen sie für die Römer den Eindruck sogenannter "Allesfresser" hinterlassen haben.

P.S.
Auch Dr. Sebastian Möllers sprach in seinem Vortrag von einer fehlenden Geldwirtschaft im Norden, während es im Süden (Kelten) diese schon gab!
 
Daß hier und da mal ein Fund mit einem enormen Unkrautsamenanteil gemacht wurde, mag ja sein, aber derart verallgemeinernde Aussagen sind irreführend.

Mein Satz stammt aus einem Vortrag von Prof. Dr. Ebel-Zepezauer (Uni Bochum) Stand: 2006. Dort verwies er auch auf die Phasen der Mangelernährung bei Jugendlichen und auf den großen (bis zu 40%) Unkrautsamenanteil bei der vegetarischen Kost.

Übrigens gibt es da noch ein Tacitus Bericht (Germania, 26): "Sie bestellen Jahr für Jahr andere Felder, und doch bleibt Ackerland übrig. Denn ihr Arbeitsaufwand wetteifert nicht mit der Fruchtbarkeit und Ausdehnung des Bodens: sie legen keine Obstpflanzungen an noch umzäunen sie Wiesen oder bewässern sie Gärten; einzig Getreide soll der Boden hervorbringen."

Ferner (25):"Der Herr trägt im wie einem Pächter auf, eine bestimmte Menge Korn oder Vieh oder Tuch abzugeben, und nur so weit reicht die Gerhorsamspflicht des Sklaven. Die übrigen Geschäfte des Hauses besorgen die Frau und die Kinder."

Und (15): Die Sorge für Haus, Hof und Feld bleibt den Frauen, den alten Leuten und allen Schwachen im Hauswesen überlassen; sie selber faulenzen."
 
so findet man bei den Germanen Wohnhäuser mit Stallboxen, aber keine Getreidevorratsspeicher. [...] Auch sagen die gefundenen Nahrungsreste einiges aus. So spielte das Brot (Hafer) eine untergeordnete Rolle und wurde wohl eher für Festtage verwendet. Der Anteil an Unkrautsamen war enorm und so bestand der Brei halt nicht nur aus Gerste und Hafer. Da die Landwirtschaft so unterentwickelt war, wurden auch keine großen Überschüsse erwirtschaftet. Somit fehlte auch die Vorratshaltung und Hungersnöte im Frühjahr waren nicht außergewöhnlich. (Prof.Dr.Ebel-Zepezauer (Uni Bochum)

Da du das in deinem letzten Beitrag noch einmal betonst, daß du dich auf Herrn Prof. Dr. Wolfgang Ebel-Zepezauer von der Universität Bochum beziehst, könntest du vielleicht auch angeben auf welcher seiner Publikationen (Literatur Ebel) du dich beziehst. Diese Frage zielt insonders auf die vom Autoren gemachten aktuellen Fundangaben - wohlgemerkt um die Zeitenwende - ab.
 
Da du das in deinem letzten Beitrag noch einmal betonst, daß du dich auf Herrn Prof. Dr. Wolfgang Ebel-Zepezauer von der Universität Bochum beziehst, könntest du vielleicht auch angeben auf welcher seiner Publikationen (Literatur Ebel) du dich beziehst. Diese Frage zielt insonders auf die vom Autoren gemachten aktuellen Fundangaben - wohlgemerkt um die Zeitenwende - ab.

Auf einen Vortrag in Detmold (13.12.2006).Thema: Germanen.
 
Mein Satz stammt aus einem Vortrag von Prof. Dr. Ebel-Zepezauer (Uni Bochum) Stand: 2006. Dort verwies er auch auf die Phasen der Mangelernährung bei Jugendlichen und auf den großen (bis zu 40%) Unkrautsamenanteil bei der vegetarischen Kost.

Ich pflege die Sätze, die ich zitiere, auch als Zitat zu kennzeichnen. - Gibt es eigentlich eine Druckfassung des Vortrags, so daß sich ggf. nachprüfen läßt, ob der Satz sowohl wörtlich wie auch im Zusammenhang korrekt zitiert war? In der Absolutheit, wie Du ihn hingestellt hast, ist er falsch. Richtig ist: Der Unkrautanteil mag bei einzelnen Funden enorm gewesen sein, bei anderen war er hingegen minimal.

Mißernten mit Hungersnöten und phasenweise Mangelernährung gab (und gibt es auch heute) noch in Gesellschaften, die größtenteils oder sogar fast ausschließlich vom Ackerbau leben.
 
Ich pflege die Sätze, die ich zitiere, auch als Zitat zu kennzeichnen. - Gibt es eigentlich eine Druckfassung des Vortrags, so daß sich ggf. nachprüfen läßt, ob der Satz sowohl wörtlich wie auch im Zusammenhang korrekt zitiert war? In der Absolutheit, wie Du ihn hingestellt hast, ist er falsch. Richtig ist: Der Unkrautanteil mag bei einzelnen Funden enorm gewesen sein, bei anderen war er hingegen minimal.

Nein, es wird wohl keine "offizielle" Abschrift von diesem Vortrag geben. Aber warum sollte ich Dich hier anlügen? Du kannst davon ausgehen, daß dieser Satz in dem Zusammenhang gesagt wurde.

Es ist nun einmal Faktum, daß die germanische Landwirtschaft im Vergleich zur keltischen bzw. römischen Landwirtschaft rudimentär betrieben wurde. Bisher lassen sich die diesbezüglichen Angaben des Tacitus beweisen.
 
@Cherusker: Es ist nun einmal Faktum, daß die germanische Landwirtschaft im Vergleich zur keltischen bzw. römischen Landwirtschaft rudimentär betrieben wurde.
Das bestreitet niemand. Trotzdem muss es eine Vorratshaltung gegeben haben, anders wären Mensch und Vieh nicht durch den Winter zu bringen. Mit Wildschwein- und Auerochsensteaks sowie Bärenschinken ist keine eisenzeitliche Bevölkerung zu ernähren.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Mißernten mit Hungersnöten und phasenweise Mangelernährung gab (und gibt es auch heute) noch in Gesellschaften, die größtenteils oder sogar fast ausschließlich vom Ackerbau leben.


Und nochmals....die Germanen kannten keine großen Speicher, wie sie die Römer, z.B. in Anreppen, hatten. Sinngemäße Aussage von Dr. KÜHLBORN auf einem Vortrag 26.8.2005. Daher konnten sie die Römer auch nicht mit Getreide beliefern. Da die Germanen in kleinen Siedlungen bzw. in Einzelgehöften lebten, reichten die kleinen Vorratsgruben gerade aus, um die eigene Sippe zu versorgen. Bei einer Mißernte konnte man dann aber nicht auf irgendwelche anderen Möglichkeiten zugreifen.

Anders war das bei den Kelten. Caesar hat nur Avaricum angegriffen, um seine hungernden Legionen wieder zu versorgen.
 
Kein Widerspruch. Eine Verpflegung ganzer urbaner Siedlungen, Lager und Legionen aus dem Land war einfach nicht möglich. M. M. der Hauptgrund, warum Tiberius letztendlich einen Schlussstrich unter das ausgesprochen unprofitable Unternehmen setzte.
 
Ich habe ein wenig recherchiert und fand einen Text aus einer vergangenen Zeit, aus einem Staat, der nicht mehr existiert, dessen Verfasser aber heute Mitglied des DAI ist:
Rudolf Laser: Die römischen und frübyzantinischen Fundmünzen auf dem Gebiet der DDR. Berlin 1980. Der schreibt im Kapitel III.1. Römische Fundmünzen bis zum Ende des 1. Jahrhunderts (145 v.u.Z - 96 u.Z.):

Zitat Laser:
Im Arbeitsgebiet kennzeichnen die früheste Phase des römischen Münzumlaufes republikanische Denare, wenige südgallische Asse sowie von 9 Fundorten stammende barbarisierte Nachprägungen augusteischer Denare überwiegend vom Gaius-Lucius-Typ.

Hier eine zwischengeschaltete Anmerkung von mir: taq des Gaius-Lucius-Typs dürfte das Jahr 4 n. Chr. gewesen sein, da die beiden als Thronfolger designierten Enkel Augustus 2 und 4 n. Chr. starben, von ihrem Großvater also überlebt wurden. Mehr Informationen dazu in Zanker, Paul: Augustus und die Macht der Bilder. München 2003.
Leider macht Laser keine Angaben, was die barbarisierten Nachprägungen sind: Betrugsversuche, also Fälschungen, oder korrekt abgewogenes Edelmetall. In beiden Fällen hätten die Germanen aber erkannt, was Geld bedeutet. In dem einen Fall hätten sie Bedarf an Geld gehabt, so dass sich sich am römischen Geld orientierten und es nachprägten, um den Bedarf zu decken, in dem anderen Fall, also wenn es sich um Fälschungen gehandelt hätte, hätten sie den Geldwert für andere erkannt und versucht, diese mit gefälschtem Geld zu betrügen.

Weder noch. Der gute Herr Laser aus der DDR hat sich wohl geirrt.

Zeitgenössische „barbarisierte“ Prägungen stammen nach Maria Alföldy nicht von Barbaren (wie es die Bezeichnung vermuten lassen könnte). Es handelt sich um eine Art von Notprägungen, die in den Provinzen bei Geldmangel vorgenommen wurden und stilistisch nicht die Qualität der Reichsprägungen erreichten. Sie galten allerdings als gültiges Zahlungsmittel. (Auch in Kalkriese wurde ein „barbarisierter“ Gaius-Lucius-Denar gefunden. Dieser wird keineswegs als germanisches Objekt bezeichnet, sondern von Berger römischen Ursprungs zugeordnet.)

Maria R.-Alföldy schrieb dazu:

„Im Verlauf der Kaiserzeit kommt es immer wieder vor, dass gewisse Münztypen sehr ungeschickt – man nennt es „barbarisiert“- ausgeführt werden. Sie sind, verglichen mit den Originalen, normalerweise auch untergewichtig. So nimmt man seit jeher mit Recht an, dass diese Barbarisierungen außerhalb der offiziellen Münzproduktion liegen. In der ersten Hälfte des 1.Jhs. n. Chr. kennen wir im Westen des Reiches Barbarisierungen von M.Agrippa-Asses. In den Lagern der Rheingrenze findet man auch barbarisierte Lugdunum-Aes-Typen und von den Divus-Augustus-Serien hauptsächlich den Altartyp. Daneben laufen u.a. Silberstücke nach den Augustus-Denaren mit den beiden Enkeln Lucius und Caius Caesar um.

Zahlenmäßig wesentlich größer ist die Gruppe der Barbarisierungen, die Antoniniane der sog. gallischen Kaiser (etwa 260-274 regierend) und Consecratio-Prägungen des Divus Claudius II. zum Vorbild haben. Auch sie sind für den Westteil des römischen Reiches charakteristisch. (…) Es ist interessant zu sehen, dass gute, anscheinend reguläre Stempel bis an die Grenze der Brauchbarkeit mitverwendet werden, selbst, wenn der Schrötling erheblich kleiner als der Stempel ist. Neue Prägestöcke tragen alle Anzeichen der Verwilderung, aber auch des technischen Unvermögens. Die Beschriftung wird rasch sinnlos, da offenbar nicht verstanden ; man begreift auch nicht, dass Stempel spiegelverkehrt geschnitten werden müssen um im Schlag richtig zu liegen, viele Barbarisierungen tragen ein verkehrtes Bild. Dann fällt bei der Durchsicht größerer Serien auf, dass die einfachsten Münzbilder am liebsten (und am häufigsten) kopiert werden, also z.B. Altartypen, freilich zum einfachen Viereck reduziert. Auf der Vorderseite bemüht man sich aber, alle wesentlichen Merkmale des Kaiserbildes wiederzugeben. Schließlich werden die Barbarisierungen in den meisten Fällen durch starke Abknappung des Gewichts gekennzeichnet. Die Barbarisierungen sind so schlecht in der Ausführung, dass sie keine zeitgenössischen Fälschungen sein können. “

(M. R.-Alföldy, Antike Numismatik Teil I, Theorie und Praxis, Mainz, 1978, S.194 f.)



LG Nicole
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nein, es wird wohl keine "offizielle" Abschrift von diesem Vortrag geben. Aber warum sollte ich Dich hier anlügen?
Über die Gründe, die Dich dazu bewegen, immer wieder falsche Aussagen zu machen (von "anlügen" habe ich nichts gesagt, das würde voraussetzen, bewußt falsche Angaben zu machen), kannst nur Du selbst Auskunft geben.

Du kannst davon ausgehen, daß dieser Satz in dem Zusammenhang gesagt wurde.
Nach den bisherigen Erfahrungen mit Deinen Beiträgen kann ich leider nicht davon ausgehen. Es wäre ja nicht das erste Mal, daß Du jemandem eine Aussage in die Schuhe schiebst, die dieser weder in dieser Formulierung noch sinngemäß gemacht hat. Ich erlaube mir, in diesem Zusammenhang an diesen Fall zu erinnern: http://www.geschichtsforum.de/366284-post389.html
Wenn sich Cherusker mit seiner Behauptung "Definitiv zu wenig" auf die Kalkrieser Archäologen beruft, so ist dies - angesichts der von diesen Archäologen schwarz auf weiß nachzulesenden Artikeln - grob irreführend.
(Auch auf mein erneutes Nachhaken hin bist Du den geforderten Beleg schuldig geblieben: http://www.geschichtsforum.de/367585-post401.html)

* * *

Es ist nun einmal Faktum, daß die germanische Landwirtschaft im Vergleich zur keltischen bzw. römischen Landwirtschaft rudimentär betrieben wurde. Bisher lassen sich die diesbezüglichen Angaben des Tacitus beweisen.
"Rudimentär" ist das falsche Wort, die Germanen lebten zu nahezu 100% von der Landwirtschaft, die sie betrieben; das kann Dir jeder Archäologe bestätigen. Weder waren sie Sammler und Jäger noch importierten sie in nennenswertem Umfang Lebensmittel noch beschafften sie sich ihren Lebensunterhalt, indem sie regelmäßig Kriegszüge auf römisches Gebiet unternahmen.

Beweisbar an Tacitus' Angaben ist, daß sich der Ackerbau der Germanen vornehmlich sich auf den Getreideanbau konzentrierte, Obstplantagen oder gar bewässerte Gärten spielten dort keine Rolle. Das alles hat aber nichts mit "rudimentärer" Landwirtschaft zu tun. Auch die heutige mitteleuropäische Landwirtschaft ist nicht "rudimentär", nur weil dort Naßreis, Ananas und Kaffeeplantagen keine Rolle spielen.
Nicht beweisen lassen sich Tacitus' Angaben über die "Faulheit" der Germanen.
 
hyokkose;372617"Rudimentär" ist das falsche Wort schrieb:
RUDIMENTÄR ist schon das richtige Wort, wenn man den Vergleich zwischen der Landwirtschaft der Germanen gegenüber der keltischen und römischen Landwirtschat sieht.
Da geht es nicht um ein paar Obstsorten, sondern um den Ertrag, der aus der landwirtschaftlichen Produktion erzielt wurde. Und das ist im Vergleich sehr wenig. So kam es regelmäßig in den Frühjahren zu Hungersnöten. Das war keine Ausnahme, wie es sich anhand von Skelettfunden auch beweisen läßt. Wenn man bedenkt, daß die Germanen sogar (geröstete) Eichelnhälften zu sich genommen haben, dann kann man sich wohl seinen Teil denken....das ist eigentlich nur etwas für Wildschweine.
P.S.
Die Angaben aus den Vorträgen stimmen überein. Das können mir auch andere Personen bestätigen.
Wenn ich aber hier in einer Diskussion irgendwelche Fragen nicht beantwortet haben soll...oder es war nicht ausreichend, dann habe ich damit aber kein Problem. Und gelegentlich weiß man in dem Moment auch nicht mehr, wer von meinen "Kritikern" (Tib. Gabi., El Q., Maelonn, Trajan, ....) das geschrieben hat.
 
RUDIMENTÄR ist schon das richtige Wort, wenn man den Vergleich zwischen der Landwirtschaft der Germanen gegenüber der keltischen und römischen Landwirtschat sieht.
Und genau dieser Vergleich ist völlig irrelevant, das hätte Dir eigentlich schon bei meinem letzten Beitrag einleuchten müssen. Aus römischer Sicht gehörten Weingärten und Olivenhaine zur unabdingbaren Grundausstattung einer halbwegs zivilisierten Landwirtschaft. Aus dieser Sicht kannst Du auch die heutige deutsche Landwirtschaft als "rudimentär" bezeichnen.

So kam es regelmäßig in den Frühjahren zu Hungersnöten. Das war keine Ausnahme, wie es sich anhand von Skelettfunden auch beweisen läßt.
Auch der "Frühjahrshunger" ist eine in vorindustriellen Subsistenzwirtschaften wohlbekannte Erscheinung.

Wenn man bedenkt, daß die Germanen sogar (geröstete) Eichelnhälften zu sich genommen haben, dann kann man sich wohl seinen Teil denken....das ist eigentlich nur etwas für Wildschweine.
Oder eben für arme Leute:
Bohnensuppe zum Frühstück, geröstete Eicheln zum Mittagessen - und hin und wieder mal ein paar getrocknete Feigen zum Dessert: Das waren wohl die typischen Mahlzeiten der einfachen Menschen Lissabons im 18. Jahrhundert.
Die verführerischen Kochkünste der Serafina: Ein kulinarischer Ausflug ins 18. Jahrhundert | portugalmania.de

Armut und Hunger bedeuten nicht, daß die Leute "definitiv keine Ackerbauern" waren.

Wenn ich aber hier in einer Diskussion irgendwelche Fragen nicht beantwortet haben soll...oder es war nicht ausreichend, dann habe ich damit aber kein Problem.
Das merkt man. Auch mit Fragen, die den mangelnden Wahrheitsgehalt Deiner Aussagen betreffen, hast Du kein Problem. Du beantwortest sie halt einfach nicht und begnügst Dich damit, die falschen Aussagen zu wiederholen.
 
Über die Gründe, die Dich dazu bewegen, immer wieder falsche Aussagen zu machen (...)

Es wäre ja nicht das erste Mal, daß Du jemandem eine Aussage in die Schuhe schiebst, (...)

@hyokkose
Für mich ist das absolut unterste Schublade, was du hier schreibst. Ganz, ganz schlechter Stil !
 
@hyokkose
Für mich ist das absolut unterste Schublade, was du hier schreibst. Ganz, ganz schlechter Stil !

Der "Stil", den Du monierst, ist der Sache völlig angemessen.

Wie Du den Links in meinem Beitrag unschwer entnehmen kannst, schiebt Cherusker z. B. den Kalkrieser Archäologen Meinungen in die Schuhe, die er a) gar nicht belegen kann und die b) den von den Kalkrieser Archäologen nachweislich geäußerten Meinungen völlig widersprechen.
 
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