Großbritannien regierte über 1/4 der Welt und übte somit auch den entscheidenden Einfluß auf diese Länder aus.
Was ist so kompliziert daran, dass jemand, der irgendwo auf der Welt eine Menge Einfluss hat, in andern Weltregionen einflusstechnisch ziemlich abgemeldet sein kann?
Großbritannien gelangte durch seine riesigen Kolonialbesitz zu großen Reichtum und konnte eine Menge Geld, beispielsweise für sein Militär in erster Linie der Flotte, im Zweifelsfall auch für eine Landarmee ausgeben; sofern es denn dazu entschlossen war.
Und doch konnte von britischer Seite seit dem hundertjährigeen Krieg kein Landheer mehr aufgestellt und ins Feld geführt werden, dass groß genug war, dass Großbritannien daran denken konnte im Alleingang, ohne Unterstützung anderer die kontinentalen Landmächte in Europa ernsthaft herauszufordern.
Gegen Napoleon und in den beiden Weltkriegen war London entsprechend entschlossen.
Ja, nur hat es in allen drei Fällen lediglich zur Aufstellung von Expeditionsstreitkräften genügt, die ihren Verbündeten zwar sekundieren konnten, von denen aber kaum jemand hätte annehmen können, dass Großbritannien damit in der Lage gewesen wäre einen Landkrieg in Europa auf sich allein gestellt zu gewinnen.
In der Napoléonischen Epoche reichte es um den Nebenschauplatz Portugal/Spanien erfolgreich zu bearbeiten, während sich das Gros der franzsösichen Truppen aber in Zentral und Osteuropa befand, wo es durch andere Akteure gebunden war.
Im Ersten Weltkrieg schickte man zunächst eine Expeditionsstreitkraft, auf den Europäischen Kontinent, die kleiner war als jede einzelne der Sieben Deutschen Westarmeen und die selbst an der Seite der Franzosen in den ersten Wochen des Krieges nur hinhaltende Rückzugsgefechte und Absetzbewegungen ausführen konnte, weil sie sonst von der deutschen Übermacht einfach zerquetscht worden wäre.
Während des Krieges baute Großbritannien ein größeres Landheer auf, aber auch dieses, wäre auf sich allein gestellt, ohne Verbündete, nicht ansatzweise dazu in der Lage gewesen sich einen Weg nach Berlin frei zu schießen und Deutschland zur Aufgabe des Krieges zu zwingen.
Im zweiten Weltkrieg das gleiche Spiel.
Die Deutschen konnten die britischenn Inseln nicht erobern. Hätten aber die Sowjets nicht 70-80% der brauchbaren deutschen Landstreitkräfte im Osten gebunden und hätten nicht gleichzeitig die USA mit immensem Materialaufwand, die entsprechende Basis dafür geschaffen, wäre es den Briten niemals möglich gewesen im Alleingang auf dem Kontinent wieder Fuß zu fassen, geschweigedenn durch umfassende militärische Siege an Land den Krieg zu eigenen Gunsten zu entscheiden.
Da nutzten weder Entschlossennheit, noch Geld, diese Kapazitäten hatte Großbritannien schlicht nie.
Und weil es sie nie hatte, war es innerhalb Festlandeuropas kein zentraler Akteur.
Ich habe noch kein Buch gelesen, welches Großbritannien als einen "Randakteur" bezeichnete; im Gegenteil, vielmehr wurde und wird Großbritannien für die fraglich Zeitspanne als Weltmacht bezeichnet.
Ja nun, es ist ja nicht meine Verantwortung, was du ließt und was du nicht ließt.
Eine Frage hätte ich dann aber doch an dich.
Wie kommt das eigentlich, dass die "Weltmacht" bei jeder großen Auseinandersetzung in Europa, seien es die Napoléonischen Kriege, seien es die beiden Weltkriege, von diversen subalternen Nichtweltmächten, die stets das Rückgrad der militärischen Schlagkraft der jeweiligen Koalitionen zu Lande stellten, zum Sieg getragen werden musste, und dass sie zu Lande in Europa nie siegen konnte, wenn sie allein stand und aggierte?