Nein, die Verhältnisse in den USA änderten sich erst 1921 mit
Emergency Quota Act – deswegen schrieb ich auch von den 2 Jahren nach dem ersten Weltkrieg. Was danach stattfand, steht hier nicht zu Debatte.
Es ist relativ egal, was du zur Debatte stellen möchtest oder nicht, es ändert nichts an den Tatsachen.
2 Jahre sind erstmal kein valider Betrachtungszeitraum um langfristige Trends festzustellen, hinzu kommt, dass die Verwerfungen des Krieges in direkter Weise sich auch nachteilig auf die Möglichkeit der Auswanderung auswirken konnten.
- In Osteuropa gingen die Nachfolgeauseinandersetzungen zum Teil bis Anfang der 1920er Jahre weiter.
- Der Verlust an zivilem Schiffsraum wird die Kapazitäten für Personenverkehr in die Vereinigten Staaten ausgedünnt und die Preise erhöht haben.
- Die Trennung der europäischen Währungen von der Edelmetallbindung zur Krigsfinanzierung hatte das ganze Währungssystemm durcheinander geworfen, was Preise schwer kalkulierbar machen musste.
- Durch zusätzliche Besteuerung und Verknappung wurden Sparvermögen Auswanderungswilliger erstmal vernichtet (man will ja schließlich im Zielland nicht völlig mittellos ankommen).
- Große Teile der Bevölkerung hatten Sparvermögen in Kriegsanleihen investiert und dürfte in irgendeiner Form erstmal auf deren Einlösung gewartet haben.
- Was Deutschland betrifft, endete der Kriegszustand mit den USA durch den Versailler Friedensvertrag nicht de jure, weil die USA diesem Friedensvertrag nicht beitraten. Sondern offiziell wurde der Kriegszustand zwischen Deutschland und den USA erst im Berliner Friedensvertrag 1921 beendet:
de.wikipedia.org
Will heißen:
Wegen Mangels an Schiffsraum und Folgen für Währungssysteme und Sparvermögen, war Auswanderung unmittelbar nach dem Weltkrieg zunächst mal nicht einfach.
In Osteuropa waren die Kampfhandlungen noch nicht zu Ende, so dass da reguläre Auswanderung durchaus nicht so ganz einfach war.
Deutschland war bis 1921 offiziell Kriegsgegner der USA und du wirst dir ohne weiteres ausrechnen können, wie gerne man in den USA deutsche Auswanderer aufnehmen wollte, so lange das noch der Fall war und kein Friedensabkommen finalisiert war.
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Russland hat sowohl 1878 als 1908 nicht das bekommen, was es wollte. Der kranke Mann am Bosporus war schwach, und wenn jemand schwach ist, auf den stürzen sich andere in der Hoffnung, Beute zu machen. Serbien und Bulgarien haben z.B. ihre Selbstständigkeit bekommen, und Österreich-Ungarn die Verwaltung über Bosnien.
Vergiss nicht zu erwähnen das Russland 1878 mit Bessarabien und Kars durchaus auch zwei Stücke vom Kuchen bekommen hatte und insgesamt durchaus mehr profitiert hatte, als die Donaumonarchie, Großbritannnien hatte sich bei gleicher Gelegenheit vom Osmanischen Reich Zypern geholt.
Ich kann da keine einseitige Benachteiligung Russlands erkennen, zumal die Berliner Konferennz, die San Stefano teiwelise rückabwickelte ja keine Veranstaltung war, auf der exklusiv Österreich mit dem Ausmaß der russischen Expansion nicht einverstanden war, sondern das war damals einhellige Meinung aller Großmächte.
Dass Österreich-Ungarn 1908 Bosnien annektierte, war ein Bruch des Vertrages, denn Bosnien gehörte immer noch dem Osmanischen Reich. Außerdem spekulierte auch Serbien, einen Teil Bosniens zu bekommen, und war über das Alleingang ÖUs verärgert, schließlich war das ein abgekartetes Spiel der Großmächte. Besonders bitter für Serbien war, dass bei diesem Spiel auch Russland mitmachte, was als Verrat an der slawischen Sache verstanden wurde.
Du hast einen sehr interessanten Umgang mit dem Thema der Souveränität des Osmanischen Reiches, muss ich sagen.
Einerseits willst du oben auf Verständnis dafür hinaus, dass dass man in Russland angefressen war, weil das restliche Europa perfider Weise nicht bereit war, zuzulassen, dass Russland das halbe Osmanische Reich eroberte und sich einverleibt, hier ist aber der vertragsmäßige Übergang Bosniens und der Herzegowina ein finsteres abgekarteetes Spiel der Großmächte, über das Russland und Serbien sich zurecht aufregen konnten, obwohl Russland selbst beteiligt war und sein Außenminister Iswolski eine mehr als zweifelhafte Rolle dabei spielte?
Sry, wenn ich dich darauf hinwese, aber auch wenn ich die Annexion Bosniens selbst immer wieder kritisch betrachtet habe, du überspannst den Bogen nun eindeutig.
Und in sich kohärent ist, was du da von dir gibst auch wie so häufig, nicht.
Daher die Wühlarbeit Serbiens in Bosnien, die in der Ermordung des Erzherzogs und seiner Frau gipfelte. Und diesmal konnte Russland nicht anders, als an der Seite Serbiens zu stehen – und das Deutsche Reich an der Seite Österreich-Ungarns.
Natürlich konnte es das. Genau so, wie Berlin den Grafen Hoyos als der den Blancoschek wollte ohne einen solchen wieder nach Hause hätte schicken können.
Russland hätte sich sehr wohl auf den Standpunkt stellen können, dass der Zar schon aus wohlverstandenem Eigeninteresse keine Königsmörder schützen könne und deswegen Belgrad alle österreichischen Forderungen zu schlucken habe, die keine dauerhafte beeinträchtigung der Souveränität des serbischen Staates beeinhalteten (und solche waren im Ultimatum nicht enthalten).
Das hätte das Verhältnis zwischen Serbien und Russland, vielleicht kurzfristig eingetrübt, aber nicht zu längerfristige Machtverlust Russlands am Balkan geführt, weil Serbien seine territorialen Wünsche im Bezug auf die Donaumonarchie ausschließlich im Bündnis mit Russland realisieren konnte, da es selbst zu schwach dazu war und es keine andere Großmacht gab, die daran ein Interesse haben konnte.
Den Serben, wäre also selbst wenn Russland sie hätte fallen lassen, sofern sie ihre Expansionswünsche nicht abschreiben wollten ohnehin nichts anderes übrig geblieben, als erneut Anschluss an Russland zu suchen.
Anders herum, hätte Berlin, Wien selbstredend die Unterstützung für einen Krieg verweigern können.
Wien wäre darüber vielleicht pampig gewesen, hätte aber nichts dagegen machen können.
Deutschland war die einzige Großmacht mit hinreichend großen Landstreitkräften um Österreich-Ungarn helfen zu können von der man sich ausrechnen konnte, dass sie bereit war sich mit Österreich zusammen zu tun und dafür die Gegnerschaft von Österreichs Rivalen Russland hinzunehmen.
Mit Russland selbst konnte sich Wien icht verbünden ohne St. Petersburg in allen Streitpunkten nachzugeben (d.h. aktive Balkanpolitik kompltt einzustellen), Frankreich, das selbst auf das Bündnis mit Russland angewiesen war, konnte es sich nicht leisten St. Petersburg dadurch vor den Kopf zu stoßen, sich mit Russlands Rivalen Österreich zu alliieren und Großbritannien hatte ebenso Übereinkommen Mit Russland, auf die man sicherlich nicht leichtfertig verzichten wollte, außerdem hatte Großbritannien kein adäquates Landheer um Wien bei Bedarf gegen Russland helfen zu können.
Mit so ziemlich allen anderen Nachbarn, lag Österreich ebenfalls im Konflikt. Mit Italien wegen des Trentino, mit Rumänien wegen Siebenbürgen und der Bukowina.
Österreich hätte es sich unter diesen Umständen nüchtern betrachtet nicht leisten können, aus dem Bündnis mit Deutschland auszuscheiden, weil es selbst in der Lage war das es keine Alternativen hatte.
Sowohl Russland, als auch Deutschland, hätten sehr wahrscheinlich ihren Juniorpartnern die Unterstützung in dieser Sache ab einem bestimmten Punkt aufkündigen können, ohne dass sie davon langfristig ernsthafte Nachteile gehabt hätten.