Wir haben eben nur die hochmittelalterliche Abschrift der karolingischen Abschrift, von der wir nicht wissen, wie nah diese am Original war. Wir können kein Handschriftenstemma erstellen (wir Historiker lieben Handschriftenstemmata) womit wir näher an die Angaben es Originals herankommen. Sprich: Die TP ist eine tolle Quelle, aber leider keine immer ganz verlässliche Quelle.
deshalb schrieb ich ja auch:
... (möglicherweise hat der Zeichner beim kopieren auch die Namensbezeichnungen falsch gesetzt) ....
...
Rottenburg, Köngen und Urspring liegen dann aber auf der falschen Seite der Donau, südlich/östlich von dieser anstatt nördlich/westlich.
Diese Streckenführung ist
auch auf der von dir präsentierten Karten eingezeichn
Die Betonung liegt auf
auch.
Es gab
zwei römische Straßentrassen, die für den Tabula-Weg von Kaiseraugst über das Dekumatenland zur Donau und dann weiter nach Regensburg infrage kommen.
Beide Trassen sind nur in Teiletappen archäologisch belegt.
Die von Euch präferierte Strecke hätte östlich des Schwarzwaldes zunächst nach Norden über Rottweil, Rottenbuch, Köngen und dann über Urspring in einem weiten Bogen zurück, möglicherweise auch zur archäologisch belegten Strecke bei Geisingen/Steige und von dort weiter zur Donau geführt und diese bei Günzburg oder Lauingen/Faimingen überquert.
Ihr präferiert diese Strecke wegen der Ortsbezeichnungen als einzig mögliche.
Es ist ja nicht nur der Meilenstein. Wir haben ja auch die Bauinschrift auf einer Umfassungsmauer des Jupiter-Heiligtums. Und wir haben eine Bauinschrift aus Rottenburg.
Dabei hatte ich ausdrücklich geschrieben:
... (möglicherweise hat der Zeichner beim kopieren auch die Namensbezeichnungen falsch gesetzt) ....
Die von mir präferierte Strecke setzt die "Donaustraße", die von Regensburg südlich der Donau bis Günzburg und über der Iller bis Oberwachingen (Anklang an einen Wachposten?) archäologisch belegt ist, geradlinig fort. An der Strecke lägen Riedlingen/Saulgau, Sigmaringen-Laiz/Mengen, und Tuttlingen mit den benachbarten Ortschaften Weilheim/Wurmlingen (römisches Bad, noch zur Alemannenzeit in Gebrauch) nördlich- bzw. Heudorf, Altheim, Worndorf und Schwandorf südlich der Donau. Diese Strecke würde weiter in Richtungen Donaueschingen/Hüfingen (Brigobane) oder zwischen Donaueschingen und dem Bodensee auf die archäologisch erfasste Strecke bei Schaffhausen/Altenburg zuführen. Das wäre die einfachste, geradeste, kürzeste, schnellste Strecke, die auch mit der Zeichnung auf der Tabula übereinstimmt.
Das wird von Euch wegen der Ortsbezeichnungen auf de Karte abgelehnt.
Atlas zur Archäologie des Altertums - Vici.org
Eine Vermischung von Streckenverlauf und Ortsbezeichnungen kann aber vorkommen und verschiedene Ursachen haben.
Erstmal hatte ich ausdrücklich geschrieben:
... (möglicherweise hat der Zeichner beim kopieren auch die Namensbezeichnungen falsch gesetzt) ....
Es ist also von mir durchaus zugestanden, dass der Zeichner zwar die kürzere, südliche Strecke aufgenommen hat, dabei aber (z.B. durch einen Kopierfehler) die Ortsbezeichnungen aus der nördlichen Strecke für die Südstraße verwendete.
Der hier schon mehrfach zitierte Freutsmiedl nennt alternativ auch Zweitgründungen oder ein "Überstülpen" (S. 38) als mögliche Ursachen.
Für eine "Zweitgründung" könnte auch sprechen, dass nach der militärischen Aufgabe der hügeligen Alb und des Hinterlandes (ab 250 ?) eine Sicherungsreihe entlang der Donau (Unterkirchberg, Rißtissen, Emerkingen, Ennetach, Tuttlingen) und ihrem Tal bis Donaueschingen verblieb, in deren Schutz stehende Orte von Bewohnern der aufgegebenen Ortschaften an Eurer Trasse besiedelt wurden. Entsprechende Namensübertragungen kommen immer wieder vor (York / New York, Gablonz / Neugablonz, Altenstadt / Schongau).
Diese Trasse entlang der oberen Donau könnte also auch einen "Zwischenschritt" darstellen, bis die Sicherungslinie dann endgültig (ab 370 ?) zur Iller bis in die Höhe von Kempten und vor dort bis zum Bodensee zurück genommen wurde.
Aber das sind alles Nebendiskussionen.
egal ob die Tabula die Donaustraße wiedergibt, oder die Straße über Rottweil, Rottenburg und Grinarid (möglicherweise hat der Zeichner beim kopieren auch die Namensbezeichnungen falsch gesetzt) - sie führt eindeutig nördlich des Bodensees vorbei durch Alemannisches Gebiet. Damit sollte klar sein, dass diese Straße im Dekumatenland auch nach dem Abzug des römischen Militärs weiter in Verwendung war.
Dieses Argument sticht bei der von Euch präferierten Strecke, die noch weiter im alemannischen Hinterland liegt als die von mir bevorzugte "kürzeste Verbindung", noch viel mehr.
Und das entscheidende im Bezug auf die "Pontes Tesseninos" ist dann der wesentlich kürzere Schritt:
wenn schon bei der (ungeordneten) Übernahme des Dekumatenlandes durch die Alemannen die vorhandene römische Infrastruktur beibehalten wurde, dann gilt das noch mehr, wenn das (bayrische) Voralpenland mit den Provinzen Raetien und Noricum (536/537) geordnet in die fränkische Herrschaftszone übergegangen ist