Aber es ist ein Beleg für die guten Kontakte ins maritime Milieu, finde ich.
Kein Widerspruch. Das Fresko legt aber nur nahe, dass Minoer nach Ägypten kamen, z. B. um hier zu malen, vermutlich auch und vor allem, um zu handeln. Es beweist aber nicht, dass die Kontakte auch in die andere Richtung aktiv liefen, also Hyksos-Flotten im östlichen Mittelmeer kreuzten.
Also, ich kenne kaum Gruppen, die sich freiwillig in eine "relative" Selbstständigkeit begeben, da gibt es doch eigentlich immer Proteste/Gegenbewegung. Die spannende Frage ist halt, wie leistungsfähig das ägyptische "Imperium" damals war, und die können wir - leider - beide nicht beantworten.
Das ägyptische "Imperium" ging mit dem Ende der 12. Dynastie nieder und wurde erst von der 18. Dynastie wiedererrichtet. Die Verhältnisse unter der 13. und 14. Dynastie habe ich weiter oben ja schon beschrieben.
Im Übrigen ist es auch später mehrmals Fremden gelungen, Ägypten zu unterwerfen, mitunter auch zu Zeiten, in denen das Land (zumindest weitgehend oder ganz) geeint war: Libyer, Kuschiten, Assyrer, Perser, Römer.
Ja, aber ist das nicht eine spannende Frage: Die Ägypter hatten zu allen Zeiten effektive Seemächte in ihrer Nachbarschaft, ob das nun Minoer, Phönizier oder wer auch immer waren, und entwickeln keine eigenen Seeherrschaft? Ich kann mir das nur so erklären, dass sie auf diesem Gebiet technisch unterlegen waren. Und das wundert mich bei diesem innovativen "Volk".
Möglich, aber nicht zwangsläufig. England saß auf einer Insel und begann trotzdem erst im 16. Jhdt. mit dem Aufbau einer starken Kriegsflotte, Schottland und Irland niemals. Auch im Mittelmeerraum gab es zu allen Zeiten genug Mächte, die auf eine aktive Flottenpolitik verzichteten. Die Römer z. B. unterhielten in der 2. Hälfte des 4. Jhdts. v. Chr. bereits eine Kriegsflotte, lösten sie dann aber großteils wieder auf und bauten sie im 1. Punischen Krieg neu. Israel und Juda hatten anscheinend auch nie eine nennenswerte Kriegsmarine, obwohl zumindest Israel gute (freundschaftliche, teils auch familiäre) Kontakte zu den Phöniziern hatte.
Deswegen plädiere ich auch dafür, eine Einflussnahme über den Seeweg anzunehmen: Anscheinend haben die Ägypter diesem Einflussweg einfach zu wenig Beachtung gezollt, vielleicht wurden sie auch von den Entwicklungen der Zeit überrollt. Bei den guten Kontakten der Minoer und ihrer nachweisbaren Vorherrschaft auf See kann ich mir nicht vorstellen, dass die Ägypter in dieser Zeit einer Invasion oder besser "Vorteilsnahme" von dieser Seite viel entgegen zu setzen hatten.
In der 2. Zwischenzeit nicht, später, unter Ramses III., den Seevölkern schon.