Das ist ein gern erzähltes Märchen. Wahr ist vielmehr, dass schon deutlich vorher „Mein Kampf“ zum Bestseller wurde
Ist es eigentlich, wenn du schon dauernd Seitenweise Wikipdia-Artikel copy-pastest bereits zu viel verlangt, dass du sie ab und an vorher zumindest mal liest und dir Gedanken darüber machst, was da eigentlich drinnsteht?
Du hattest von einer Indizierung relativ zeitnah zum Erscheinungsdatum 1925/1926 schwadroniert und bist auf die völlige Bedeutungslosigkeit und geringe Auflagenstärke zu diesem Zeitpunkt hingewiesen worden.
Die Verkaufszahlen bis 1933 sind demgegenüber offensichtlich kein valides Gegenargument.
Zur Einordnung der Verkaufszahlen insgesamt hat bereits Sepiola etwas geschrieben, kommt hinzu, dass man wird voraussetzen dürfen, dass sich der Absatz des Pampfhlets, sofern nicht ohnehin teilweise durch Gliederungen der NSDAP aufgekauft entsprechend der politischen Bedeutung Hitlers und der NSDAP entwickelt haben dürfte.
Entprechend wird man voraussetzen dürfen, dass ein Großteil der an die 300.000 Exemplare, von Leuten gekauft wurden, die bereits Nazis waren oder von Gliederungen der NSDAP, sofern diese möglicherweise der Meinung waren, sie müssten das den Mitgliedern ihrer Ortsgruppen in irgendeiner Weise zur Verfügung stellen o.ä. womit die Anzahl der Exemplare, die außerhalb von NS-Kreisen kursierten und gelesen wurden deutlich geringer gewsen sein dürfte, als die Zahl der insgesamt verkauften Exemplare.
Außerdem wird entsprechend der Bedeutung der NSDAP der Löwenanteil davon zwischen 1930 und 1933 abgesetzt worden sein.
Vorstellung, dass dieses Buch bei Machtantritt der Nationalsozialisten in der Bevölkerung völlig unbekannt gewesen wäre mag in dieser Form vielleicht nicht zutreffend sein, dass es allerdings vor 1930 weitgehend unbekant war, wird man durchaus annehmen dürfen.
Wenn man animmt, das von diesen an die 300.000 verkauften Exemplaren wahrscheinlich die Hälfte oder mehr nach 1930 verkauft wurde und vom Rest ein großer Teil an Personen verkauft wurde, die ohnehin bereits Nazis waren, weil sich der Großteil der Bevölkerung für diese Splitterpartei wahrscheinlich nicht besonders interessierte, wird man in der tat annehmen dürfen, dass die Anzahl der außerhalb nationalsozialistischer Kreise in der Öffentlichkeit kursierenden Exemplare sich in den ersten Jahren auf einige tausend bis zehntausend Exemplare beschränkt haben wird.
Damit dürfte sich das zunächst auf dem Niveau eines mäßig erfolgreichen Groschenromans bewegt.
Und das zu einer Zeit, in der wirklich tausende von Autoren ihre Kriegserinnerungen (auf Grund des wenig orriginellen Titels konnte man Hitlers Pamphlet, jedenfalls dem Namen nach leicht für so etwas halten) und politischen Anschauungen publizierten.
Das wird in Rom zunächst mal niemand registriert oder für relevant gehalten haben. Jedenfalls in den 1920er Jahren nicht.
Schon im Programm der NSDAP von 1920 war manches geschrieben, was später verwirklich wurde – und als man 1925/26 daran ging, es zu ändern, sprich die allzu krassen Forderungen darin abzumildern, verhinderte Hitler dies: Das Parteiprogramm sei wie das Evangelium, das ändert man nicht.
Da stand manches geschrieben, was später umgesetzt wurde oder über das die Politik der Nazis am Ende noch weit hinaus ging und da manches geschreiben, an dessen Umsetzung Hitler nicht einmal im Traum dachte ("Entschädigungslose Enteignung von Grund und Boden" (Bodenreform), "Kommunalisierung großer Warenhäuser", "Einziehung aller Kriegsgewinne", "Verstaatlichung der Trusts" etc.).
Das Hitler eine Veränderung des Programms unterband und das für "unabänderlich" erklärte hat weniger damit zu tun, das Hitler selbst auf die einzelnen Punkte dieses "Programms" unbedingt in allen Einzelheiten persönlichen Wert gelegt hätte oder das irgendjemand das Programm hätte "entschärfen" wollen, sondern es hat viel mehr damit zu tun, dass Mitte der 1920er Jahre innerhalb der NSDAP in Norddeutschland der "Strasser-Flügel" um Gregor und Otto Strasser, so wie im Übrigen auch Goebbels an Einfluss gewann und in zunehmenden Interessengegensatz mit der Münchner Zentrale der NSDAP und den süddeutschen Teilen der Nazi-Partei gerieten.
Das war teils ideologisch, teils aber vor allem auch pragmatisch begründet, weil Strasser/Goebbels der Meinung waren, die "revolutionären" Aspekte des Parteiprogramms stärken zu müssen, was aus ihrer Sicht Sinn gemacht hätte, um in den Ballungsräumen in Berlin, im Ruhrgebiet, am Rhein, in Hamburg, in Schlesien in die Wählermillieus der Arbeiterparteien einbrechen zu können, während vor allem im Süden zunehmend ein Bündnis mit dem konservativen Bürgertum favorisiert und dieses Programm bereits als Belastung dafür empfunden wurde, im Besonderen, dessen antikapiatlistische Aspekte.
Ver dem Hintergrund dieses sich in den 1920er Jahren abspielenden Flügelkampfes in der NSDAP bedeutete jede Änderung des Programms Sprengkraft und die potentielle Spaltung der Nazi-Partei.
Das Programm für "unabänderlich" zu erklären, dürfte vor allem als taktischer Zug anzusehen sein um die Auseinandersetzung darum einzufrieren.
Hitler wiederholte die Thesen aus MK bei fast jeder Gelegenheit öffentlich. So verkündet er im November 1930 vor Professoren und Studenten der Universität Erlangen öffentlich: "Jedes Wesen strebt nach Expansion und jedes Volk strebt nach Weltherrschaft. Nur wer dieses letzte Ziel im Auge behält, gerät auf den richtigen Weg."
Geschwaller über angeblichen, natürlichen Expansionswillen von Völkern war keine Erfindung Hitlers oder des Nationalsozialismus, das war genau das was jeder europäische Imperialist seit den 1880er-1890er Jahren von sich gab.
Geschwaller über Weltherrschaft u.ä. ist im Gesamtzuammenhang mit Hitlers politischem Reden und tun zu sehen.
So hatte der selbe Hitler, der hier von Weltherrschaft schwadronierte sich bereits in den 1920er Jahren öffentlich dazu bekannt ein Zusammengehen mit Italien anzustreben und zu diesem Zweck Südtirol abschreiben und Musssolini überlassen zu wollen.
Mit anderen Worten handelte es sich bei Hitler, wenn man ihn an seinen eigenen Erklärungen messen wollte zu diesem Zeitpunkt um einen selbsternannten Weltherrschaftsaspiranten, der nicht einmal bereit war, die "deutsche Frage" und die Revision der Pariser Friedensordnung in all ihren Aspekten klar als sein Ziel zu benennen, wenn ihn das in Gegnsatz zur "Weltmacht" Italien brachte, mit der er die Auseinandersetzung scheute.
Wer sollte das ernst nehmen?
Natürlich kann man unter Auslassung von Aussagen Hitlers ein Bild konstruiren, nachdem dieser bereits lange vorher in einer Tour angekündigt hatte, was er tun würde.
Genau so gut könnte man unter Auslassung anderer Aussagen Hitlers auch ein völlig anderes Bild konstruieren.
Insofern ist es ein wenig wohlfeil auf einzelne Aussagen Hitlers abzustellen und sich darüber zu empören, dass die Bevölkerung das nicht beim Wort nahm, ohne es in Beziehung zu dem zu setzen, was Hitler sonst noch so alles erzählte und wie viel oder wenig davon er tatsächlich ernsthaft zu tun gedachte und inwiefern es im Widerspruch zu anderen Dingen stand, die er erzählte.
Dass sehr viele Deutsche bis zuletzt an Hitler glaubten, beweist auch die Anzahl der Mitglieder der NSDAP: Im Januar 1933 hatte die Partei 850.000 Mitglieder, Anfang 1945 knapp 9 Millionen – und das trotz zwischenzeitlichen mehrere Jahre dauernden Aufnahmesperren.
Dir ist natürlich auch klar, aus welcem Grund zwischenzeitlich die Aufnahme neuer Mitglier gestoppt wurde? Aus demjenigen, dass die NSDAP-Funktionäre zunehmend um den weltanschaulichen Kern ihrer Partei fürchteten, weil sie in denen, die nach 1933 in die Partei einzutreten versuchten vor allem Opportunisten sahen, die auf Vergünstigungen aus waren, das Gedankenngut der Nazis sonst aber nicht unbeedingt teilten.
Gerade in den ltzten Kriegsmonaten werden die Leute im Übrigen andere Sorgen gehabt haben, als vor der Flucht oder dem Wiederaufbau ihrer ausgebombten Häuser noch schnell zur NSDAP-Geschäftsstelle zu rennen und den Austritt aus der Partei zu erklären um damit der Nachwelt zu demonstrieren, dass sie nicht bis 5 vor 12 an Hitler geglaubt hatten.
Das nur nebenbei.
Und so weiter und so fort, aber ich habe jetzt keine Lust mehr, mich durch Absonderlichkeiten des "geliebten" Führers zu kämpfen.
Das wäre auch gar nicht notwendig, wenn du dich einfalch mal im größeren Zusammenhang damit beschäftigen und mal ein paar solide Bücher über Hitler, die NSDAP und andere NS-Funktionäre lesen würdest.
Dann kämen dir solche Vorstellungen, wie du sie hieer äußerst nämlich nicht.