Wie weit in den Alltagleben reichte die Macht der Kirche(n)?

Das habe ich schon gesagt, aber wenn du darauf bestehst, sage ich es noch einmal: Die "wahlberechtigte(n) mündige(n) Staatsbürger des Deutschen Reichs" handelten im Bewusstsein dessen, was kommen würde, schließlich wurde das groß angekündigt –
...nach einem Auffrischungskurs "lesen und verstehen" könnte es dir gelingen zu erkennen, dass mein Satz nicht das enthält, was du willkürlich hineinlegen willst. Nach einem Aufbaukurs Logik (entspricht Erstsemester, Logik I) könnte es dir gelingen zu begreifen, dass sich "wahlberechtigt" & "mündig" nicht als Voraussetzung oder Bedingung für "Bewusstsein was kommen würde" eignen.

Kurzum: leere Worte, nur Blabla. Nichts von deinen Hirngespinsten lässt sich aus meiner exemplarischen Plattitüde ableiten.

Bei allen Göttern:
Es ist an der Zeit, dass auch du das begreifst
...halte dich doch endlich mal an deine eigenen wohlmeinenden Empfehlungen......
 
Diese Begründung ("Vielleicht, weil er ein amtierendes Staatsoberhaupt war."), warum man Hitlers Mein Kampf nicht verbot, ist an den Haaren herbeigezogen, denn als das Werk (1925/26) erschien, war Hitler noch kein Staatsoberhaupt.

Und du bist der Meinung, dass der Vatikan nichts besseres zu tun hatte als zu überwachen, ob irgendwelche abgehalfterten Bierkellerredner und im Leben gescheiterten Ex-Häftlinge ohne besondere gesellschaftliche Resonanz irgendwelche intellektuellen Fürze in einer Auflagenstärke von zunächst nicht viel mehr als ein paar 1.000 Exemplaren von sich geben?

Hitler war 1925/1926, als sein Geschreibsel erschien eine gescheiterte Nullnummer, dessen Partei bei den Wahlen im Dezember 1924 gerade noch mit Ach und Krach auf 3 Prozennt gekommen war und das auch nur deswegen, weil die Nazis in Listenvereinigung mit deutsch-völkischen Interessengruppen antraten, ohne dem wäre die Resonanz der Hitler-Bewegung damals möglicherweise nur noch im Promillbereich zu messen gewesen.

Kannst du mir in diesem Satz bitte die von dir entdeckte "schlimmere" Unterstellung unterstreichen oder markieren, damit ich lernen kann, mit meinen Formulierungen vorsichtiger oder präziser umzugehen?

Wird er nicht können, weil es wie immer nichts anderes ist, als Werfen von Nebelkerzen um von der Unzulänglichkeit der eigenen Argumentation abzulenken.

Ich für meinen Teil hätte - Klugscheiß Modus an - an der Plattitüde auszusetzen, dass sie strenggenommen sachlich falsch ist, weil es eine deutsche Staatsbürgerschaft damals noch nicht gab, Staatsbürgerschaft war in der Weimarer Zeit noch über die Einzelstaaten geregelt. - Klugscheiß Modus aus-.

:)
 
Das habe ich schon gesagt, aber wenn du darauf bestehst, sage ich es noch einmal: Die "wahlberechtigte(n) mündige(n) Staatsbürger des Deutschen Reichs" handelten im Bewusstsein dessen, was kommen würde, schließlich wurde das groß angekündigt – z.B. "es würden Köpfe rollen" –, und dann gab es auch noch "Mein Kampf" und genügend Warnungen von namhaften Personen vor Hitler. Aber das Volk hat das nicht lesen und hören wollen und hat bei den Wahlen im Juli 1932 NSDAP zur stärksten Partei gewählt.

Damit ich das korrekt verstehe, du bist also der Meinung das die Wähler der Nazis sich absolut darüber im Klaren waren, deine Formulierung läßt darauf schließen, das, wenn die Nazis die Regierung übernehmen,

  • im deutschen Namen Millionen Juden ermordet werden. In diesem Zusammenhang wird zu Recht vom Holocaust gesprochen,
  • dass das Deutschland Adolf Hitlers einen neuen Weltkrieg entfachen würden, der mehr als 60 Millionen Menschen das Leben kosten würde,
  • das Millionen ihre Heimat, ihre Besitztümer, ihre Angehörigen verlieren würden,
  • das Millionen ein unfassbares Elend erleiden würden, welches nicht mit dem Ende des Krieges beendet sein würde,
  • das die körperliche und psychische Gesundheit von zig Millionen Menschen auf das Schwerste in Mitleidenschaft gezogen werden würde,
  • das der deutsche Einheitsstaat zerstückelt werden würde und für die nächsten Jahrzehnte Träumerei war
  • dass das politische Gesicht der Welt ein vollkommen anderes sein würde?
Das alles meinst du, sei dem Wähler des größten Verbrechers der Menschheitsgeschichte vollkommen bewusst gewesen?

Das Buch von Hitler "Mein Kampf" erschien im Sommer 1925 gerade einmal mit einer Startauflage von 10.000 Exemplaren. Erst als Hitler zum Reichskanzler wurde, beschleunigte sich der Abverkauf dieses Pamphlets.

Hitlers unzählige Reden waren immer auf sein Publikum zurechtgeschnitten. Jeder bekam zu hören, was er hören wollte. Mit seiner tatsächlichen Programmatik hatte das nicht soo viel zu tun. Es gab keine Partei, die die Propaganda so gut beherrschte wie die der Nazis. Das Medium Radio wurde frühzeitig "entdeckt" und genutzt. Glaubst du nicht, das sehr viele Menschen einfach nur schlicht unzufrieden waren, Stichwort Weltwirtschaftskrise, und sie nicht sehnlicher wünschten, als das es ihnen endlich besser gehe? Und da erschien "der Messias" Hitler und versprach das Blaue von Himmel. Und Hitler verstand auch die Konservativen, Novemberverbrecher und Versailler Diktatfrieden und diversen Versprechungen, zu bedienen.

Und ganz allgemein: Hitler und die Nazis haben in freien Wahlen niemals die Mehrheit erreicht.

Ich bin ganz und gar nicht der Meinung das die meisten wussten, was sie da für ein Monster wählten. Schon als die Nazischergen ihr Unwesen trieben, munkelt man auf der Straße hinter vorgehaltener Hand, "wenn das der Führer wüßte."
 
Herr Doktor Kohl, war aber "nur" ein Ehrendoktor. Auf wissenschaftliche Weise hat sich der Oggersheimer diese Würde, diesen akademischen Grad, nicht erworben.:)

Kohl hat später mehrere Ehrendoktorwürden bekommen. Er selbst hat Geschichte und Staatswissenschaften studiert, er war wissenschaftlicher Mitarbeiter, und er hat bei Walther Peter Fuchs 1958 promoviert zum Thema Die politische Entwicklung der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945.

Im Gegensatz zu den Unionspolitikern Ursula von der Leyen, Anette Schavan, Karl-Theodor zu Gutenberg u. a. ging es bei Kohls Doktorarbeit zumindest mit rechten Dingen zu. Kohl hat für einen Historiker zuweilen wunderliche historische Vergleiche und Zitate vom Stapel gelassen: Er verglich Gorbatschow, mit dem er später befreundet war, mal mit Goebbels und schwadronierte in Israel bei der Erinnerung an all die Leichenberge von der "Gnade einer späten Geburt.

Im Gegensatz zu Blendern und totalen Schwindlern wie "Dr. No" Ursula von der Leyen, Anette Schavan oder Karl Theodor zu Gutenberg, der wohl der Ansicht war, dass "Doktor" ohnehin nur einer der unzähligen Namen und Titel ist, auf die er ohnehin per Geburt ein Anrecht hatte, hat Kohl immerhin seine Doktorarbeit selbst geschrieben, und er hat sie zumindest auch mal gelesen.

Karl Theodor zu Guttenberg sagte sinngemäß mal, er habe da eben Mist gebaut, Blödsinn verzapft.
Dabei war die Arbeit gar kein Blödsinn. Arnulf Baring war sehr beeindruckt davon und sprach in den höchsten Tönen von Guttenbergs historischen und juristischen Kenntnissen.
Der hat sie aber gar nicht geschrieben, und anscheinend hat er sie nicht einmal aufmerksam gelesen.

Man kann vieles gegen "den Dicken" sagen, er gehörte aber zumindest noch zu den Altvorderen, der seine Doktorarbeit selbst verfasst hat und den Titel eines Doktors der Philosophie eigener geistiger Arbeit verdankte und der ihn rechtmäßig erworben und auch zu Recht geführt hat.
 
Damit ich das korrekt verstehe, du bist also der Meinung das
@Turgot ich befürchte, dass du @Dion damit überforderst, wenn du ihn danach fragst, ob ihm sämtliche Implikationen seiner womöglich in glühend-zornumwölkter Passion verfassten Beiträge fragst ;):D

Und dass diese wahlberechtigte mündige Staatsbürger zu 95 % oder meinetwegen auch nur zu 90 % (ergänze: von nominell, formal bis inbrünstig gläubig, aufgeteilt in katholisch, evangelisch/protestantisch, freikirchlich) Christen waren, bleibt weiterhin wahr.
Sicher, nur lässt sich daraus logisch nicht der Schluß ableiten, man müsse notwendig Christ sein, um Nazis zu wählen oder selber Nazi zu werden. Christ zu sein ist weder zwingende Voraussetzung noch notwendige Bedingung, "um die NSDAP an die Macht zu bringen". Es liegt keine Kausalität vor.

Das lässt sich schon auf banalster statistischer Ebene demonstrieren: die große Mehrheit der europäischen Christen jeglicher Couleur waren weder am Aufstieg der NSDAP beteiligt, noch sympathisierten sie damit.

Du könntest nun nebelkerzend quasi einschränken "deutsche Christen waren zu 90-95% die wahlberechtigten mündigen Bürger der deutschen Länder des Deutschen Reichs, welche die NSDAP an die Macht gebracht haben" - und siehe da, auch bei dieser Darstellung ist Christ zu sein keine notwendige Bedingung für die Wahlberechtigung oder gar für eine besonders unerfreuliche Wahlentscheidung (siehe oben), aber deutsch und wahlberechtigt im fraglichen Zeitraum zu sein, das war in dieser Zeit eine notwendige Bedingung, um wählen zu können/dürfen ;) das könntest du dir mal durch den Kopf gehen lassen und überlegen, welche korrekten Schlüsse das zulässt.
 
Warum zwingst du deine Mitdiskutanten regelmäßig völlig entgegen deiner eigenen Interessen so zu handeln, in dem du dich, regelmäßig genau der Methoden bedienst, die jeder vernünftige Mensch als veritable Kritikpunkte am historischen Verhalten von Religionsgemeinschaften und Institutionen betrachten kann und wird?
Da bleibt ja nur eine vernünftige Erklärung: Der macht das mit voller Absicht... ;)



Diese Begründung ("Vielleicht, weil er ein amtierendes Staatsoberhaupt war."), warum man Hitlers Mein Kampf nicht verbot, ist an den Haaren herbeigezogen, denn als das Werk (1925/26) erschien, war Hitler noch kein Staatsoberhaupt. Und wenn man sieht, dass Vatikan für das Verbot von Rosenbergs "Mythus des 20. Jahrhunderts" nur 4 Jahre brauchte, dann hätte man Hitlers Werk auch schon 1929/30 verbieten können - wenn man wollte.

- Was Du wahrscheinlich nicht "wusstest": Bis 1930 war die NSDAP eine Splitterpartei, kein Vergleich mit Parteien wie etwa der KPD.
- Was Du wahrscheinlich "überlesen" hast: Weder Marx noch Engels, weder Lenin noch Thälmann landeten auf dem Index.
- Was Du vielleicht ebenfalls "überlesen" hast (hier war das): Im Frühjahr 1931 erklärten die deutschen Bischöfe, die Nazis verbreiteten Anschauungen, "die mit der katholischen Lehre unvereinbar sind. Es kann deshalb dem Katholiken nicht erlaubt sein, diese Anschauungen als wahr anzunehmen und sie in Wort und Tat zu bekennen."

dann hätte man Hitlers Werk auch schon 1929/30 verbieten können - wenn man wollte.

"Man" (d. h. die Inquisition) wollte eigentlich schon; es gab sogar Pläne, die über eine Indizierung weit hinausgingen. "Man" hat die Sache dann allerdings auf die lange Bank geschoben. Da scheint die Annahme nicht unplausibel, dass das Heilige Offizium Gas gegeben hat, während das für die Diplomatie zuständige Staatssekretariat auf der Bremse stand.

"Einmal mehr zeigte sich, wie inhomogen die Haltung der Kurie war, wie unterschiedlich die Strategien aussahen, die zur Lösung ein und desselben Problems verfolgt wurden. Die Motive - nicht des 'Schweigens' (wie meist behauptet), wohl aber des immer wieder zu beobachtenden Zurückweichens - waren allein politisch-diplomatischer Natur; sie verhinderten belegbar wiederholt öffentlichkeitswirskame Stellungnahmen."​
Dominik Burkard, Häresie und Mythus des 20. Jahrhunderts, Paderborn/München/Wien/Zürich 2005, S. 261

"Tatsächlich hat es jedoch einen Fall Hitler in der Inquisition gegeben. Denn nicht weniger als drei Jahre, von 1934 bis 1937, beschäftigte man sich mit der Ausarbeitung eines Syllabus, einer Liste aller modernen Zeitirrtümer, die feierlich verdammt werden sollten. Die Sätze, die man zum Thema Rassismus verurteilen wollte, stammen allesamt aus Hitlers Mein Kampf. Mehrfach haben die Kardinäle darüber beraten, ob diese Liste veröffentlicht werden sollte. Mehrfach haben sie ihre Entscheidung vertagt - zuletzt 'sine die', auf unbestimmte Zeit. Die Gründe dafür liegen bislang noch im Dunkeln. War es der Diplomat und Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli (1876-1958), der aus politischen Gründen eine ihm dogmatisch eigentlich notwendig erscheinende Verurteilung Hitlers verhinderte? War es Papst Pius XI. (1922-1939) selbst, der aufgrund von ernsten Konflikten zwischen katholischer Kirche und den Faschisten in Italien sich nicht auch noch eine deutsche Front aufbauen wollte? Oder machte die katholische Staatsauffassung den obersten Glaubenswächtern in Rom einen Strich durch die Rechnung? Denn Rosenberg, einen Chefideologen einer weltanschaulichen Bewegung, die im klaren Widerspruch zum katholischen Glauben stand, konnte man jederzeit indizieren, die legale staatliche Obrigkeit, den "Führer" und Reichskanzler Adolf Hitler jedoch keineswegs."​
Hubert Wolf, Index - Der Vatikan und die verbotenen Bücher, München 2007

Während Wolf die Antwort offenlässt, positioniert sich Burkard ziemlich eindeutig:
"Als Urheber der Blockadepolitik im Vatikan lässt sich - zumindest aufgrund der bisherigen Quellenlage - das Staatssekretariat und damit Pacelli ausmachen. [...] Zweifellos dachte Pacelli vor allem in politischen Kategorien."​

In seiner letzten Schlussthese schreibt Burkard:
"Zweischneidig waren auch die Wirkungen der Indizierung. Für die praktizierenden Katholiken - allerdings auch nur für sie - hatte das Verbot weitreichende Konsequenzen, bis hin zur Exkommunikation. Wer durch Beruf oder Lebensstellung in besonderer Weise staatlichen Zwängen unterworfen war, wurde einem fast unerträglichen Gewissenskonflikt ausgesetzt. Damit konnten diese Katholiken zwar möglicherweise 'auf Linie' gehalten werden, andere wurden jedoch nicht erreicht. [...] Eine weitere negative Wirkung der Indizierung trat 1934 umgehend ein: Rosenberg sah sich durch das Verbot seines Buches angespornt, den Druck auf die Kirche wesentlich zu verstärken [...] Diese 'Bumerang-Erfahrung' könnte einer der interpretatorischen Schlüssel zum Verständnis der von da ab verfolgten Strategie des Heiligen Stuhls sein, öffentlich vor allem zu 'schweigen' und seine Ziele nur noch auf diplomatischem Wege zu verfolgen.​
 
Erstens: Ich stimme @Reineke in allen Punkten zu.
Zweitens: 95% der Deutschen bekannten sich zum Christentum - und sie waren es, die die NSDAP an die Macht brachten und bis zuletzt unterstützten; natürlich nicht alle, aber der größere Teil davon. Wer was anderes behauptet, müsste darlegen, wohin diese Christen zwischen 1933 und 1945 verschwunden waren, denn nach 1945 waren sie jedenfalls wieder da.

Ich dachte, das seien nur die Protestanten gewesen und die Katholiken nicht. Jedenfalls war das das Fazit deiner Argumentation vor nicht allzu langer Zeit in einem anderen Thread. Tatsächlich haben in katholischen Regionen Christen nicht NSDAP, sondern Zentrum oder BVP gewählt.

95% mochten einer christlichen Konfession angehört haben, aber es hat die NSDAP vielleicht bei ausgewähltem Publikum gefühlte 95 % Zustimmung für die Sportpalastrede mobilisieren können, aber mitnichten je 95 % bei einer Reichstagswahl.

Bei der Reichstagswahl 1932 kam die NSDAP auf 33 % und selbst bei der schon nicht mehr freien Wahl März 1933 hat die NSDAP trotz allem Druck und Manipulation 43 % erreicht.

Das könnte man doch immerhin so interpretieren, dass selbst bei der nicht mehr freien Wahl März 1933 von den deutschen (christlichen) Wählern 53 % Hitler nicht gewählt haben.
 
Das alles meinst du, sei dem Wähler des größten Verbrechers der Menschheitsgeschichte vollkommen bewusst gewesen?
Das alles ist dem Wähler nicht vollkommen bewusst gewesen. Aber als Hitler sagte, wenn wir an der Regierung sind, werden "Köpfe rollen", dann müssten bei mündigen Bürgern Alarmglocken klingeln, und wenn nicht, dann waren sie wahrscheinlich der Meinung: Richtig so.

Das Buch von Hitler "Mein Kampf" erschien im Sommer 1925 gerade einmal mit einer Startauflage von 10.000 Exemplaren. Erst als Hitler zum Reichskanzler wurde, beschleunigte sich der Abverkauf dieses Pamphlets.
Das ist ein gern erzähltes Märchen. Wahr ist vielmehr, dass schon deutlich vorher „Mein Kampf“ zum Bestseller wurde – Zitat:

Der erste und der zweite Band erschienen in einer Erstauflage von je 10.000 Exemplaren.[1] Die NSDAP finanzierte sich ganz wesentlich über den eigenen Parteiverlag Franz Eher Nachfolger GmbH, an dem auch Hitler persönlich beteiligt war. Von der einbändigen Volksausgabe wurden bis Januar 1933 287.000 Exemplare zum Preis von je 12 RM verkauft. Hitler erhielt pro verkauftem Buch 10 Prozent Tantiemen. Die folgende einbändige Ausgabe kostete 8 RM („Volksausgabe“, ab 1930).[13] In den 1920er Jahren nutzte der Eher-Verlag die Einnahmen aus diesem Bestseller, um die Verluste zu kompensieren, die der Völkische Beobachter machte, die Parteizeitung der NSDAP.[14]

Schon im Programm der NSDAP von 1920 war manches geschrieben, was später verwirklich wurde – und als man 1925/26 daran ging, es zu ändern, sprich die allzu krassen Forderungen darin abzumildern, verhinderte Hitler dies: Das Parteiprogramm sei wie das Evangelium, das ändert man nicht.

Auf dem Parteitag 1929 sagte er öffentlich: "Würde Deutschland jährlich eine Million Kinder bekommen und 700.000 bis 800.000 der Schwächsten beseitigt, dann würde am Ende das Ergebnis vielleicht sogar eine Kräftesteigerung sein." - Mord an unwertem Leben, ich höre dich trapsen.

Hitler wiederholte die Thesen aus MK bei fast jeder Gelegenheit öffentlich. So verkündet er im November 1930 vor Professoren und Studenten der Universität Erlangen öffentlich: "Jedes Wesen strebt nach Expansion und jedes Volk strebt nach Weltherrschaft. Nur wer dieses letzte Ziel im Auge behält, gerät auf den richtigen Weg."

Und weil man die Weltherrschaft nicht ohne Krieg bekommt, dürfte jedem klar sein: Hitler wird einen neuen Weltkrieg entfesseln, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt. Das haben auch viele gesehen (z.B. Berthold Brecht, Klaus Mann oder Ernst Toller) und vor Hitler gewarnt, aber das Volk hörte nicht auf sie – lieber erging es sich Weltherrschaftsfantasien. Und als der "Erzfeind" Frankreich besiegt wurde, knallten Champagnerkorken allenthalben und man sah sich vielleicht schon auf dem "richtigen Weg".

Am 18.12.1926 sagte Hitler in einer Rede öffentlich:

"Die Lehre Christi sei für Jahrtausende grundlegend gewesen für den Kampf gegen die Juden als Feind der Menschheit. Das Werk, welches Christus angefangen habe, aber nicht beenden konnte, werde er (Hitler) zu Ende führen. Der Nationalsozialismus sei nichts anderes als eine praktische Befolgung der Lehre Christi." (Hitler, Reden, Bd. II/I, Dok. 59, Zitat S. 106) - Glaubte Vatikan vielleicht aufgrund solcher Reden, auf das Verbot von MK verzichten zu können?

Dass sehr viele Deutsche bis zuletzt an Hitler glaubten, beweist auch die Anzahl der Mitglieder der NSDAP: Im Januar 1933 hatte die Partei 850.000 Mitglieder, Anfang 1945 knapp 9 Millionen – und das trotz zwischenzeitlichen mehrere Jahre dauernden Aufnahmesperren.

Und so weiter und so fort, aber ich habe jetzt keine Lust mehr, mich durch Absonderlichkeiten des "geliebten" Führers zu kämpfen.

Hitler_with_Catholic_dignitaries.jpg


Adolf Hitler shaking hands with Catholic dignitaries in Germany in 1934.

Bundesarchiv_Bild_137-004055%2C_Eger%2C_Besuch_Adolf_Hitlers.jpg


Sudetendeutschland: Eger empfängt den Führer. Oktober 1938.
 
... auch bei dieser Darstellung ist Christ zu sein keine notwendige Bedingung für die Wahlberechtigung oder gar für eine besonders unerfreuliche Wahlentscheidung (siehe oben) ...
Natürlich war das keine Bedingung, sondern eine simple Tatsache.

Bis 1930 war die NSDAP eine Splitterpartei, kein Vergleich mit Parteien wie etwa der KPD.
Schon klar: Zuerst war Hitler zu unbedeutend und hinterher zu bedeutend, um sein Machwerk zu verbieten.

Tatsächlich haben in katholischen Regionen Christen nicht NSDAP, sondern Zentrum oder BVP gewählt.
Ja, das haben sie – aber auch diese Parteien haben für das Ermächtigungsgesetz gestimmt und sich damit selbst abgeschafft.

Zitat:

Unter dem Eindruck der Verhaftungen der Reichstagsabgeordneten der KPD und der Drohungen gegen die Reichstagsabgeordneten der SPD* und des Zentrums stimmte am 23. März 1933 die Fraktion des Zentrums im Reichstag nach vorheriger Abstimmung mit der NSDAP Hitlers Ermächtigungsgesetz zu und verhalf ihm damit formell (nach der Verhaftung der KPD-Abgeordneten) zur erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit.
(…)
Am 2. oder 3. Juli 1933 telefonierte Kaas, vom Vatikan aus, mit dem Zentrumspolitiker Joseph Joos und fragte ihn ungeduldig: „Habt ihr euch noch nicht aufgelöst?“


* SPD hat als einzige Partei dem Ermächtigungsgesetz nicht zugestimmt.
 
Wahr ist vielmehr ...

... dass das Buch mit seinen fast 800 Seiten ein inhaltlich wirrer und sprachlich unbeholfener Schinken ist, das jeder normale Leser nach wenigen Seiten weglegt. Die Zahl verkaufter Exemplare sagt nichts darüber aus, wie viele Menschen das Buch tatsächlich gelesen haben.

... dass den über 17 Millionen NSDAP-Wählern Anfang 1933 noch nicht einmal 300.000 verkaufte Exemplare des Buches gegenüberstehen. Das heißt, dass noch nicht einmal 2% der NSDAP-Wähler das Buch zu Hause im Regal liegen hatten.

... dass auch von den 850.000 NSDAP-Mitgliedern nur eine Minderheit das Buch besaß.

... dass das Buch erst 1933 zu einem wirklichen Bestseller wurde.

... dass es wohl eher ein Witz ist, wenn Wiki angesichts der Zahlen von einem "Bestseller" sogar in den 1920er Jahren spricht.

Hier zum Vergleich die Zahlen eines echten Bestsellers:
"Im Westen nichts Neues erschien als Vorabdruck ab dem 10. November 1928 in der Vossischen Zeitung, in Buchform beim Propyläen Verlag am 29. Januar 1929. Innerhalb von elf Wochen erreichte es nach Verlagsangaben eine Auflage von 450.000 Exemplaren."​
Im Westen nichts Neues – Wikipedia
 
Ja, das haben sie – aber auch diese Parteien haben für das Ermächtigungsgesetz gestimmt und sich damit selbst abgeschafft.
Über das Ermächtigungsgesetz zeigst Du Dich nach wie vor miserabel informiert. Um eine Abschaffung der Parteien ging es beim Ermächtigungsgesetz nicht; die Abgeordneten der bürgerlichen Parteien haben u. a. aus dem Grund mitgezogen, weil sie die vage Hoffnung hatten, als Gegenleistung für ihre Kooperationsbereitschaft in Zukunft wenigstens noch ein kleines bisschen mitreden zu dürfen. In der SPD machte sich aus begreiflichen Gründen niemand derartige Illusionen.

* SPD hat als einzige Partei dem Ermächtigungsgesetz nicht zugestimmt.
... deshalb blieb sie ja bekanntlich von der Abschaffung verschont...
 
Das ist ein gern erzähltes Märchen. Wahr ist vielmehr, dass schon deutlich vorher „Mein Kampf“ zum Bestseller wurde



Ist es eigentlich, wenn du schon dauernd Seitenweise Wikipdia-Artikel copy-pastest bereits zu viel verlangt, dass du sie ab und an vorher zumindest mal liest und dir Gedanken darüber machst, was da eigentlich drinnsteht?

Du hattest von einer Indizierung relativ zeitnah zum Erscheinungsdatum 1925/1926 schwadroniert und bist auf die völlige Bedeutungslosigkeit und geringe Auflagenstärke zu diesem Zeitpunkt hingewiesen worden.
Die Verkaufszahlen bis 1933 sind demgegenüber offensichtlich kein valides Gegenargument.

Zur Einordnung der Verkaufszahlen insgesamt hat bereits Sepiola etwas geschrieben, kommt hinzu, dass man wird voraussetzen dürfen, dass sich der Absatz des Pampfhlets, sofern nicht ohnehin teilweise durch Gliederungen der NSDAP aufgekauft entsprechend der politischen Bedeutung Hitlers und der NSDAP entwickelt haben dürfte.

Entprechend wird man voraussetzen dürfen, dass ein Großteil der an die 300.000 Exemplare, von Leuten gekauft wurden, die bereits Nazis waren oder von Gliederungen der NSDAP, sofern diese möglicherweise der Meinung waren, sie müssten das den Mitgliedern ihrer Ortsgruppen in irgendeiner Weise zur Verfügung stellen o.ä. womit die Anzahl der Exemplare, die außerhalb von NS-Kreisen kursierten und gelesen wurden deutlich geringer gewsen sein dürfte, als die Zahl der insgesamt verkauften Exemplare.
Außerdem wird entsprechend der Bedeutung der NSDAP der Löwenanteil davon zwischen 1930 und 1933 abgesetzt worden sein.

Vorstellung, dass dieses Buch bei Machtantritt der Nationalsozialisten in der Bevölkerung völlig unbekannt gewesen wäre mag in dieser Form vielleicht nicht zutreffend sein, dass es allerdings vor 1930 weitgehend unbekant war, wird man durchaus annehmen dürfen.

Wenn man animmt, das von diesen an die 300.000 verkauften Exemplaren wahrscheinlich die Hälfte oder mehr nach 1930 verkauft wurde und vom Rest ein großer Teil an Personen verkauft wurde, die ohnehin bereits Nazis waren, weil sich der Großteil der Bevölkerung für diese Splitterpartei wahrscheinlich nicht besonders interessierte, wird man in der tat annehmen dürfen, dass die Anzahl der außerhalb nationalsozialistischer Kreise in der Öffentlichkeit kursierenden Exemplare sich in den ersten Jahren auf einige tausend bis zehntausend Exemplare beschränkt haben wird.
Damit dürfte sich das zunächst auf dem Niveau eines mäßig erfolgreichen Groschenromans bewegt.

Und das zu einer Zeit, in der wirklich tausende von Autoren ihre Kriegserinnerungen (auf Grund des wenig orriginellen Titels konnte man Hitlers Pamphlet, jedenfalls dem Namen nach leicht für so etwas halten) und politischen Anschauungen publizierten.

Das wird in Rom zunächst mal niemand registriert oder für relevant gehalten haben. Jedenfalls in den 1920er Jahren nicht.

Schon im Programm der NSDAP von 1920 war manches geschrieben, was später verwirklich wurde – und als man 1925/26 daran ging, es zu ändern, sprich die allzu krassen Forderungen darin abzumildern, verhinderte Hitler dies: Das Parteiprogramm sei wie das Evangelium, das ändert man nicht.

Da stand manches geschrieben, was später umgesetzt wurde oder über das die Politik der Nazis am Ende noch weit hinaus ging und da manches geschreiben, an dessen Umsetzung Hitler nicht einmal im Traum dachte ("Entschädigungslose Enteignung von Grund und Boden" (Bodenreform), "Kommunalisierung großer Warenhäuser", "Einziehung aller Kriegsgewinne", "Verstaatlichung der Trusts" etc.).

Das Hitler eine Veränderung des Programms unterband und das für "unabänderlich" erklärte hat weniger damit zu tun, das Hitler selbst auf die einzelnen Punkte dieses "Programms" unbedingt in allen Einzelheiten persönlichen Wert gelegt hätte oder das irgendjemand das Programm hätte "entschärfen" wollen, sondern es hat viel mehr damit zu tun, dass Mitte der 1920er Jahre innerhalb der NSDAP in Norddeutschland der "Strasser-Flügel" um Gregor und Otto Strasser, so wie im Übrigen auch Goebbels an Einfluss gewann und in zunehmenden Interessengegensatz mit der Münchner Zentrale der NSDAP und den süddeutschen Teilen der Nazi-Partei gerieten.
Das war teils ideologisch, teils aber vor allem auch pragmatisch begründet, weil Strasser/Goebbels der Meinung waren, die "revolutionären" Aspekte des Parteiprogramms stärken zu müssen, was aus ihrer Sicht Sinn gemacht hätte, um in den Ballungsräumen in Berlin, im Ruhrgebiet, am Rhein, in Hamburg, in Schlesien in die Wählermillieus der Arbeiterparteien einbrechen zu können, während vor allem im Süden zunehmend ein Bündnis mit dem konservativen Bürgertum favorisiert und dieses Programm bereits als Belastung dafür empfunden wurde, im Besonderen, dessen antikapiatlistische Aspekte.

Ver dem Hintergrund dieses sich in den 1920er Jahren abspielenden Flügelkampfes in der NSDAP bedeutete jede Änderung des Programms Sprengkraft und die potentielle Spaltung der Nazi-Partei.
Das Programm für "unabänderlich" zu erklären, dürfte vor allem als taktischer Zug anzusehen sein um die Auseinandersetzung darum einzufrieren.

Hitler wiederholte die Thesen aus MK bei fast jeder Gelegenheit öffentlich. So verkündet er im November 1930 vor Professoren und Studenten der Universität Erlangen öffentlich: "Jedes Wesen strebt nach Expansion und jedes Volk strebt nach Weltherrschaft. Nur wer dieses letzte Ziel im Auge behält, gerät auf den richtigen Weg."

Geschwaller über angeblichen, natürlichen Expansionswillen von Völkern war keine Erfindung Hitlers oder des Nationalsozialismus, das war genau das was jeder europäische Imperialist seit den 1880er-1890er Jahren von sich gab.

Geschwaller über Weltherrschaft u.ä. ist im Gesamtzuammenhang mit Hitlers politischem Reden und tun zu sehen.
So hatte der selbe Hitler, der hier von Weltherrschaft schwadronierte sich bereits in den 1920er Jahren öffentlich dazu bekannt ein Zusammengehen mit Italien anzustreben und zu diesem Zweck Südtirol abschreiben und Musssolini überlassen zu wollen.

Mit anderen Worten handelte es sich bei Hitler, wenn man ihn an seinen eigenen Erklärungen messen wollte zu diesem Zeitpunkt um einen selbsternannten Weltherrschaftsaspiranten, der nicht einmal bereit war, die "deutsche Frage" und die Revision der Pariser Friedensordnung in all ihren Aspekten klar als sein Ziel zu benennen, wenn ihn das in Gegnsatz zur "Weltmacht" Italien brachte, mit der er die Auseinandersetzung scheute.

Wer sollte das ernst nehmen?

Natürlich kann man unter Auslassung von Aussagen Hitlers ein Bild konstruiren, nachdem dieser bereits lange vorher in einer Tour angekündigt hatte, was er tun würde.
Genau so gut könnte man unter Auslassung anderer Aussagen Hitlers auch ein völlig anderes Bild konstruieren.

Insofern ist es ein wenig wohlfeil auf einzelne Aussagen Hitlers abzustellen und sich darüber zu empören, dass die Bevölkerung das nicht beim Wort nahm, ohne es in Beziehung zu dem zu setzen, was Hitler sonst noch so alles erzählte und wie viel oder wenig davon er tatsächlich ernsthaft zu tun gedachte und inwiefern es im Widerspruch zu anderen Dingen stand, die er erzählte.

Dass sehr viele Deutsche bis zuletzt an Hitler glaubten, beweist auch die Anzahl der Mitglieder der NSDAP: Im Januar 1933 hatte die Partei 850.000 Mitglieder, Anfang 1945 knapp 9 Millionen – und das trotz zwischenzeitlichen mehrere Jahre dauernden Aufnahmesperren.

Dir ist natürlich auch klar, aus welcem Grund zwischenzeitlich die Aufnahme neuer Mitglier gestoppt wurde? Aus demjenigen, dass die NSDAP-Funktionäre zunehmend um den weltanschaulichen Kern ihrer Partei fürchteten, weil sie in denen, die nach 1933 in die Partei einzutreten versuchten vor allem Opportunisten sahen, die auf Vergünstigungen aus waren, das Gedankenngut der Nazis sonst aber nicht unbeedingt teilten.

Gerade in den ltzten Kriegsmonaten werden die Leute im Übrigen andere Sorgen gehabt haben, als vor der Flucht oder dem Wiederaufbau ihrer ausgebombten Häuser noch schnell zur NSDAP-Geschäftsstelle zu rennen und den Austritt aus der Partei zu erklären um damit der Nachwelt zu demonstrieren, dass sie nicht bis 5 vor 12 an Hitler geglaubt hatten.
Das nur nebenbei.

Und so weiter und so fort, aber ich habe jetzt keine Lust mehr, mich durch Absonderlichkeiten des "geliebten" Führers zu kämpfen.

Das wäre auch gar nicht notwendig, wenn du dich einfalch mal im größeren Zusammenhang damit beschäftigen und mal ein paar solide Bücher über Hitler, die NSDAP und andere NS-Funktionäre lesen würdest.
Dann kämen dir solche Vorstellungen, wie du sie hieer äußerst nämlich nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das alles ist dem Wähler nicht vollkommen bewusst gewesen. Aber als Hitler sagte, wenn wir an der Regierung sind, werden "Köpfe rollen", dann müssten bei mündigen Bürgern Alarmglocken klingeln, und wenn nicht, dann waren sie wahrscheinlich der Meinung: Richtig so.

Hervorhebung durch mich.

Immerhin, du räumst schon einmal ein, das die Wähler sich nicht über die Ungeheuerlichkeiten der Nazischreckensherrschaft nicht bewusst waren! Auch wenn du es im nächsten Satz gleich wieder einschränkst.

Köpfe rollen: Das kann so und so interpretiert werden. Unter "Köpfe rollen" kann umgangssprachlich auch gemeint gewesen sein, das diverse Leute ihre Arbeit verlieren; abgelöst werden. Beispielsweise Politiker aus dem gegnerischen Lager aus staatlichen Jobs zu entfernen. Die überaus drastische Interpretation, die du meinst, an die dürfte wohl so gut wie niemand gedacht haben.

Hier ein Aussage Hitlers im Zuge des Ulmer Reichswehrprozesses:
Auf eine Frage des Vorsitzenden, was die Bemerkung zu bedeuten habe, daß Köpfe in den Sand rollen würden, habe er erklärt, "auf dem Wege der ordentlichen Gesetzgebung solle ein Staatsgerichtshof geschaffen werden, der die Schuldigen am Zusammenbruch vom November 1918 aburteilen solle. Auch ihre Hinrichtung müsse auf gesetzlicher Grundlage erfolgen."

Quelle ist das Bundesarchiv, Das Kabinett Brüning Band 1, Dokument 118

Das ist ein gern erzähltes Märchen. Wahr ist vielmehr, dass schon deutlich vorher „Mein Kampf“ zum Bestseller wurde – Zitat:

Der erste und der zweite Band erschienen in einer Erstauflage von je 10.000 Exemplaren.[1] Die NSDAP finanzierte sich ganz wesentlich über den eigenen Parteiverlag Franz Eher Nachfolger GmbH, an dem auch Hitler persönlich beteiligt war. Von der einbändigen Volksausgabe wurden bis Januar 1933 287.000 Exemplare zum Preis von je 12 RM verkauft. Hitler erhielt pro verkauftem Buch 10 Prozent Tantiemen. Die folgende einbändige Ausgabe kostete 8 RM („Volksausgabe“, ab 1930).[13] In den 1920er Jahren nutzte der Eher-Verlag die Einnahmen aus diesem Bestseller, um die Verluste zu kompensieren, die der Völkische Beobachter machte, die Parteizeitung der NSDAP.[14]

Wenn du, wie ich vermute, bei Wikipedia kopierst, dann mach dir doch wenigstens die Mühe, darauf hinzuweisen. Und die Quellhinweise zu den von dir kopierten Passagen könntest du dann auch freundlicherweise hier einstellen.

Wer hat sich für das Monster Adolf Hitler 1925 eigentlich interessiert. Im Dezember 1924 reichte es bei der Reichstagswahl gerade einmal für lächerliche 3% und 1928 waren es sogar nur 2,6%. Es werden nicht viele Menschen gewesen sein, die sich für den Vorsitzenden einer kleinen Randgruppe interessiert haben. Das Interesse dürfte mit der Bedeutung der Nazipartei, also so ab 1930 gestiegen sein. Das Pamphlet wurde auch kostenlos verteilt. Bis zum Jahre 1930 macht das Schandwerk beim Verlag nur Verluste. Ab 1936 wurde es in vielen Standesämtern den Eheleuten als Geschenk
gemacht.

Davon einmal abgesehen ist Wikipedia nicht die Bibel und mit den Artikeln muss auch mit gebührender Vorsicht umgegangen werden. Da kann ja jeder in den Artikeln rumpfuschen. Im Zweifelsfall lieber ein seriöses wissenschaftliches Werk als Quelle verwenden.

Zum Ermächtigungsgesetz, führte Hitler in seiner Regierungserklärung in der Krolloper am 23.März 1933 die angebliche wirtschaftspolitische Zielrichtung des Gesetzes: „Das Programm des Wiederaufbaus von Volk und Reich ergibt sich aus der Größe der Not unseres politischen, moralischen und wirtschaftlichen Lebens.“ In Bezug auf den Fortbestand der obersten Verfassungsorgane und der Länder machte er abschließend weitgehende Zusagen: „Die Regierung beabsichtigt dabei, von diesem Gesetz nur insoweit Gebrauch zu machen, als es zur Durchführung der lebensnotwendigen Maßnahmen erforderlich ist. Weder die Existenz des Reichstags noch des Reichsrats soll dadurch bedroht sein. Die Stellung und die Rechte des Herrn Reichspräsidenten bleiben unberührt, die innere Übereinstimmung mit seinem Willen herbeizuführen, wird stets die oberste Aufgabe der Regierung sein. Der Bestand der Länder wird nicht beseitigt, die Rechte der Kirchen werden nicht geschmälert, ihre Stellung zum Staate nicht geändert.

Quelle Deutscher Bundestag, Dokument Vor 90 Jahren billigt Reichstag Ermächtigungsgesetz
 
Zuletzt bearbeitet:
... dass es wohl eher ein Witz ist, wenn Wiki angesichts der Zahlen von einem "Bestseller" sogar in den 1920er Jahren spricht.
Ein Bestseller, @Sepiola, muss nicht gut geschrieben oder interessant sein, wichtig für diese Bezeichnung sind nur die Verkaufszahlen: Wenn von einem Buch mehr als 100.000 Exemplare verkauft werden, handelt es sich um einen Bestseller. Diese Marke hat MK bis Januar 1933 mehrfach übertroffen. Punkt.

Um eine Abschaffung der Parteien ging es beim Ermächtigungsgesetz nicht; die Abgeordneten der bürgerlichen Parteien haben u. a. aus dem Grund mitgezogen, weil sie die vage Hoffnung hatten, als Gegenleistung für ihre Kooperationsbereitschaft in Zukunft wenigstens noch ein kleines bisschen mitreden zu dürfen. In der SPD machte sich aus begreiflichen Gründen niemand derartige Illusionen.
Die Parteien habe sehr wohl gewusst, dass sie mit der Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz das Parlament - und damit indirekt auch sich selbst – abschaffen, denn ohne Parlament haben Parteien keine Funktion mehr. Sie waren nicht blind, das zeigen die Diskussionen innerhalb der Fraktionen – wir haben schon darüber diskutiert. Am Ende haben alle, außer der SPD, dem Gesetz zugestimmt. Das Beispiel der SPD zeigt, dass es möglich war, nein zu sagen. Und die SPD-Politiker waren wohl die einzigen, die das MK gelesen und ernst genommen haben. Wer seinen politischen Gegner ignoriert oder unterschätzt, muss sich nicht wundern, wenn er von ihm überrumpelt wird. Das galt damals und gilt auch heute.

Das beantwortet nicht die Frage, ob es da einen kausalen Zusammenhang gibt.
Doch – die Wählerschaft war zu 95 % christlich, also konnte nur sie Hitler an Macht gebracht haben. Wir wissen aber nicht, wie viele unter ihnen Rechts- bzw. Linkshänder waren. Deswegen ist dein diesbezüglicher Einwand sinnlos.

Immerhin, du räumst schon einmal ein, das die Wähler sich nicht über die Ungeheuerlichkeiten der Nazischreckensherrschaft nicht bewusst waren! Auch wenn du es im nächsten Satz gleich wieder einschränkst.
Wenn du ein Wort betonst, das folgende, auf dem es sich bezog, aber nicht, dann verfälscht du die Aussage. Wenn schon, dann müsstest du beide Wörter in meiner Antwort betonen: Das alles ist dem Wähler nicht vollkommen bewusst gewesen.

Also, es war ihnen bewusst, aber nicht vollkommen in allen Einzelheiten, die du aufgeführt und auf die ich mit geantwortet habe. Lese meine Antwort in #370 bitte noch einmal: Du wolltest eine Antwort auf "vollkommen bewusst" – und hast sie genauso bekommen. Dass du jetzt anscheinend nichts mehr davon wissen willst, ist zumindest schlechter Stil.

Unter "Köpfe rollen" kann umgangssprachlich auch gemeint gewesen sein, das diverse Leute ihre Arbeit verlieren; abgelöst werden.
Ja, aber nicht, wenn diese Worte von Hitler kommen – siehe seine Aussagen in MK und in seinen vielen Reden; alleine seine von mir zitierte Aussage in Bezug auf "unwertes" Leben, macht klar, was er meinte. Außerdem sagte er, dass "Köpfe in den Sand rollen würden" – wie du darauf kommst, dass damit auch Jobverluste gemeint sein könnten, kann ich nicht nachvollziehen.

Wenn du, wie ich vermute, bei Wikipedia kopierst, dann mach dir doch wenigstens die Mühe, darauf hinzuweisen.
Du musst da nichts vermuten: Ich habe Wikipedia zitiert und den Link gesetzt, aus dem hervorgeht, woher das Zitat kommt. Mehr muss man nicht tun.

Bis zum Jahre 1930 macht das Schandwerk beim Verlag nur Verluste.
Das ist mir neu – hast du da eine Quelle?

In Bezug auf den Fortbestand der obersten Verfassungsorgane und der Länder machte er abschließend weitgehende Zusagen: …
Diese Zusagen waren nichts wert – aus vielen seiner Reden ("Wenn wir einmal an der Macht sind, werden wir …") musste jedem klar gewesen sein, dass er sich daran nicht halten würde, denn die Abschaffung der Demokratie war erklärtes Ziel der NSDAP, die damit nicht hinter dem Berg hielt, um es mal milde auszudrücken.

Es ist eine nicht zu bestreitende Tatsache, dass – Zitat:

Mit dem Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 (offiziell: Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich, RGBl. I S. 141) übertrug der Deutsche Reichstag die gesetzgebende Gewalt de facto vollständig auf die neue Reichsregierung unter Adolf Hitler und hob damit die für eine demokratische Staatsordnung konstituierende Gewaltenteilung auf. Dieses Ermächtigungsgesetz, beschlossen am 23. März und tags darauf verkündet, bildete zusammen mit der Verordnung des Reichspräsidenten vom 4. Februar und der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 die Grundlage für die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur.
(...)
Von diesen früheren Gesetzen aber unterschied sich das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich, das Hitler gleich zu Beginn seiner Regierungszeit angestrebt hatte, um seine Macht zu konsolidieren, in entscheidenden Punkten:[2]
  • Hitlers Regierung sollte nach seinem Ermächtigungsgesetz nicht nur Verordnungen, sondern auch Gesetze verabschieden und Verträge mit dem Ausland schließen können.
  • So beschlossene Gesetze konnten von der Verfassung abweichen.
  • Die Regelung war inhaltlich nicht beschränkt und sollte vier Jahre gültig sein.
  • Weder ein Reichstagsausschuss noch der Reichsrat konnten Kontrolle ausüben, zum Beispiel wenigstens nachträglich eine Aufhebung fordern.
Wer da nicht verstanden hat, was auf dem Spiel steht, hat es nicht verdient, im Parlament zu sitzen.
 
Also, es war ihnen bewusst, aber nicht vollkommen in allen Einzelheiten, die du aufgeführt und auf die ich mit geantwortet habe. Lese meine Antwort in #370 bitte noch einmal: Du wolltest eine Antwort auf "vollkommen bewusst" – und hast sie genauso bekommen. Dass du jetzt anscheinend nichts mehr davon wissen willst, ist zumindest schlechter Stil.

Spannend! Es war den Wähler bewusst, aber nicht vollkommen bewusst. Eine sehr dehnbare Formulierung.
Schlechter Stil? Da solltest du dich möglicherweise selbst einmal kritisch hinterfragen. Du bist schnell mit Urteilen zur Hand.

Also du unterstellst genaugenommen 11,7 Millionen Wählern, das sie bewusst, wenn auch nicht vollkommen bewusst, den Krieg, den Holocaust, die Konzentrationslager, die Ermordung der politischen Gegner und die ganz anderen Abscheulichkeiten gewählt haben. Das ist krass! Die überaus wirksame Propagandamaschine der Nazis billigst du wohl nur eine nebensächliche Wirkung zu.

Und weshalb gab es denn im Jahre 1939 so gar keine Begeisterung für den von Hitler vom Zaune gebrochenen Krieg in Deutschland; auch wenn dem Wähler es bewusst, aber eben nicht vollkommen bewusst war. Schon als der böhmische Gefreite Anfang Februar 1933 gegenüber der Reichswehrleitung sein Regierungsprogramm vorstellte, blieb doch schon dort vieles unklar.
Für die Reichswehr war erst einmal von Belang, das sie der einzige Waffenträger der Nation bleiben sollte. Hitlers vollkommen größenwahnsinnige Vorstellungen, von der Weltherrschaft der Arier und so weiter und so, das war 1933 auch für die Reichswehr nicht zu erkennen. Aber den 11,7 Millionen Wähler sollte das bewusst, wenn auch nicht vollkommen bewusst gewesen sein?

Ja, aber nicht, wenn diese Worte von Hitler kommen – siehe seine Aussagen in MK und in seinen vielen Reden; alleine seine von mir zitierte Aussage in Bezug auf "unwertes" Leben, macht klar, was er meinte. Außerdem sagte er, dass "Köpfe in den Sand rollen würden" – wie du darauf kommst, dass damit auch Jobverluste gemeint sein könnten, kann ich nicht nachvollziehen.

Bedenke den Zeitpunkt, wann Hitler seine Aussagen tätigte. Hitler zeigte seine Fratze erst nach und nach; es war eben anscheinend längst nicht für jeden erkennbar, wen und was er/sie da eigentlich für ein Ungeheuer wählten.
Ich habe dir ein Zitat vom Ulmer Reichswehrprozess eingestellt und er kam damit durch. Hast du es überhaupt gelesen?
Es ist sehr einfach und leicht retrospektiv zu verurteilen und festzustellen das sei so und so gewesen, damals sah das aber doch ein wenig anders aus. Wir können nicht mit unserem heutigem Wissen urteilen. Die Menschen damals hatten keine Glaskugel.

Und die SPD-Politiker waren wohl die einzigen, die das MK gelesen und ernst genommen haben.

Spekulation.

Diese Zusagen waren nichts wert – aus vielen seiner Reden ("Wenn wir einmal an der Macht sind, werden wir …") musste jedem klar gewesen sein, dass er sich daran nicht halten würde, denn die Abschaffung der Demokratie war erklärtes Ziel der NSDAP, die damit nicht hinter dem Berg hielt, um es mal milde auszudrücken.

Das weißt du heute.
 
Doch – die Wählerschaft war zu 95 % christlich, also konnte nur sie Hitler an Macht gebracht haben. Wir wissen aber nicht, wie viele unter ihnen Rechts- bzw. Linkshänder waren. Deswegen ist dein diesbezüglicher Einwand sinnlos.
Immer noch derselbe Denkfehler...

Ein letztesmal:
- Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen Christ sein und Hitler wählen.
- Ebenso gibt es keinen kausalen Zusamnenhang zwischen Rechtshänder sein und Hitler wählen.

Wenn man wie du @Dion da einen Kausalzusammenhang suggerieren will, dann befindet man sich im Widerspruch mit der Logik. Das ist dir paar Beiträge zuvor vorgekaut worden.
 
Ein Bestseller, @Sepiola, muss nicht gut geschrieben oder interessant sein
Was Du nicht sagst... Hat irgendjemand behauptet, ein Bestseller müsse gut geschrieben oder interessant sein?
Es geht hier nur darum, dass nicht jeder, der das Buch gekauft (oder geschenkt bekommen) hat, es auch gelesen haben muss - geschweige denn alle 800 Seiten aufmerksam durchgelesen.

Du selber hast doch oft genug demonstriert, dass es möglich ist, einen (auch nur wenige Seiten umfassenden) Text zu "lesen", ohne überhaupt mitzubekommen, worum es in diesem Text geht.

wichtig für diese Bezeichnung sind nur die Verkaufszahlen
Darum habe ich mal die Verkaufszahlen eines echten Bestsellers aus den 1920er Jahren danebengestellt. 450.000 Stück in 11 Wochen. Wieviele Exemplare von "Mein Kampf" wurden das ganze Jahr 1928 über verkauft? 3.015 Stück.
Angesichts dieser Zahlen ist die Wiki-Behauptung "In den 1920er Jahren nutzte der Eher-Verlag die Einnahmen aus diesem Bestseller, um die Verluste zu kompensieren" wahrlich ein Witz.

Die bei Wiki genannte Zahl von "bis Januar 1933 287.000 Exemplare" ist übrigens auch falsch. Bis Ende 1932 waren 227.917 Exemplare verkauft worden, im Januar 1933 kann man noch ca. 13.000 weitere Exemplare dazuzählen. (Othmar Plöckinger, Geschichte eines Buches: Adolf Hitlers "Mein Kampf" 1922-1945, München 2006, S. 183f)
Die Zahlen sagen also: Sogar wenn man die heutzutage gelegentlich als Maßstab genommene 100.000-Marke als Anhaltspunkt nimmt, war das Buch bis 1931 kein Bestseller!

Das wird in Rom zunächst mal niemand registriert oder für relevant gehalten haben. Jedenfalls in den 1920er Jahren nicht.
Nicht nur in Rom. Nachdem die Erstauflage des ersten Bands (größtenteils an Parteianhänger) verkauft worden war und in der Presselandschaft immerhin etliche Besprechungen erschienen waren, sackte das Interesse rapide ab. Nach dem Ende 1926 erschienenen zweiten Band krähte schon kein Hahn mehr.

"Beinahe scheint es, dass Mein Kampf in den Jahren zwischen 1926 und 1929 außerhalb der NSDAP und verschiedener völkischer Gruppierungen weitgehend in Vergessenheit geraten ist, da das Buch selbst in Publikationen nicht erwähnt wurde, die sich in dieser Zeit intensiver mit dem Faschismus in Deutschland beschäftigten. So besprach Helmut Franke in dem Sammelband Internationaler Faschismus, 1928 von Carl Landauer und Hans Honegger herausgegeben, den deutschen Faschismus über mehr als zwanzig Seiten hinweg, ohne dabei Hitler auch nur einmal zu nennen." (Plöckinger S. 228)


Das Beispiel der SPD zeigt, dass es möglich war...
... Abgordnete willkürlich zu verhaften. Zu diesem Zeitpunkt waren 26 SPD-Abgeordnete bereits verhaftet oder hatten sich der Verhaftung durch Flucht entzogen. Die SPD hatte nichts mehr zu verlieren.

Wir wissen aber nicht, wie viele unter ihnen Rechts- bzw. Linkshänder waren. Deswegen ist dein diesbezüglicher Einwand sinnlos.
Die genaue Zahl ist unerheblich, wir wissen definitiv, dass die große Mehrheit rechtshändig war, das dürften plus minus 95% gewesen sein.
"Um 1900 gab es im Westen nur ca. 3% Linkshänder. Ihre Zahl nahm seit ca. 1920 zu. Seit ca. 1950 hat sie sich auf ca. 12- 13% stabilisiert."
Gibt es Regionen/Länder, in denen Linkshändigkeit in der Bevölkerung überwiegt?
 
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