Es gab erfolgreichen militärischen Widerstand gegen faschistische Diktaturen und das
in Europa, siehe die Partisanen in Jugoslawien (freilich unter sehr komplexen Bedingungen).
Spanien wäre ein anderes hochkomplexes Beispiel.... ich meine, dass würde aber letztlich völlig vom Thema wegführen?
Zu Riefenstahl und Schauspielern... . Wenn der Preis dafür (seinen "geliebten" Job) zu behalten, angesichts ausgeübter Gewaltexzesse gegenüber ethnischen Minderheiten, Andersdenkenden (usw...) den Mund zu halten, die Augen zu verschliessen -- nicht sehen und nicht zu hören, dann weiß ich nicht, ob ich mit sowas leben könnte.
Einfacher ist es sicher, den Mund zu halten, keine Frage. Aber hier stellt sich für mich die Frage, ob der Preis dafür nicht zu hoch ist.
Die Möglichkeiten, die Künstlern geboten wurden, die "staatspolitisch besonders wertvolle Filme" drehten, waren natürlich fantastisch, selbst in Hollywood gab es nicht solche Möglichkeiten. Es ist sehr verführerisch, als junger, ehrgeiziger Künstler solche Möglichkeiten geboten zu bekommen.
Wem gefiele es nicht, Herrmann Göring zu sein, zum einkaufen nach Paris zu fahren, Juwelen und alte Meister sammeln und sich jeden Morgen in Carinhall von einer scharfen Schwester einen fetten Druck machen zu lassen.
Wer kann nachempfinden, wenn man als guter Autor, Schauspieler und Regisseur nicht in seinem Beruf arbeiten kann, möglicherweise in "Schutzhaft" kommt. Für einen Autor, Kabarettisten, Schauspieler, Sportler bedeutete es einen ständigen Spagat, in Deutschland zu leben und arbeiten zu können. Viele Schauspieler wurden bedrängt und bedroht, sich von "nicht arischen" Ehepartnern scheiden zu lassen. Es wurden ihnen genaue Verhaltensmaßregeln gemacht, was sie sagen und nicht sagen sollten, was sie anzuziehen hatten. Manche wurden damit nicht fertig wie der damals beliebte Schauspieler Joachim Gottschalk, der mit seiner Familie Selbstmord verübte. Manche mißliebigen Künstler kamen an die Front, anderen wurden in "Konzertlagern" "die Flötentöne beigebracht", bis sie sich an eine "Zusammenarbeit" gewöhnt hatten. Zensur und Sondermeldungen bestimmten den Kulturbetrieb im 3. Reich, das den "Kulturbolschewismus" und die "entartete Kunst" bekämpfte, das die "deutsche kultur" so gründlich verbreitete, dass nicht viel von ihr übrigblieb. Der Kulturbetrieb war der leichten Muße und dem Durchhaltefilm verpflichtet. Die meisten Filme waren eher von schlechtem Niveau, wie ja die deutsche Kunst überhaupt unter den Nazis provinziell und zweitklassig war. Wenn Billie Wilder, Ernst Lubitsch, Fritz Lang und Marlene Dietrich nicht mehr zur Verfügung standen, mußten ja Leute wie Riefenstahl oder Harlan, Winnifred Wagner und Heinz Tietjen als geniale Künstler erscheinen.
Vom rein künstlerischen Standpunkt betrachtet war es schon große Kunst, den Führer und seine Schrumpfgermanen zu arischen Helden zu machen, Kleinbürger und SA Männer als griechische Heroen auszustaffieren und dem 3. Reich die Gloriole des Großartigen und Erhabenen zu verleihen.
Riefenstahl war eine begabte Regisseurin, aber weiß Gott kein Geni, und wenn sie sich nach 1945 hinstellte und sich als verfolgte Unschuld stilisierte, dann war das höchst ärgerlich, denn es hat gar zu viele Künstler gegeben, deren Bücher verbrannt wurden, deren Ansehen in den Dreck getreten wurde, die Gesundheit Leib und Leben verloren haben, deren guter Ruf auch nach dem Krieg nie wiederhergestellt wurde. Wenn Riefenstahl Ärger mit Urheberrechten hatte, übergab sie die Angelegenheit mit "dem Juden Soundso" an ihren Duzfreund Julius Streicher, der dazu etwas in seinem "Stürmer" schrieb.
Und man kann ja die Filme von Harlan und Riefenstahl nicht von dem Regime trennen, für das sie gemacht wurden. Wie viele Wehrmachtssoldaten, die sich damit amüsierten, im Ghetto von Warschau orthodoxen Juden die Bärte und Schläfenlocken abzuschneiden, mochten Riefenstahls oder Harlans Filme gesehen haben? Wieviele "Komparsen" des "Ewigen Juden" wird man nach dem Ende der Dreharbeiten umgebracht haben. Wobei sie noch dazu funktionalisiert wurden, Werbung für die sich abzeichnende "Endlösung" zu machen?
Und was hätte sie für Filme gedreht, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?
Speer wurde einmal von einer Biographin gefragt, ob er denn nicht verstanden hätte, was Hitler vorschwebte, als er für die Kuppel eines "Führerbaus" einen Adler gestaltete, der die Weltkugel in den Fängen hielt.
"Ja, verstehen Sie denn nicht, ich wollte ja, dass er die Welt erobert!"
hat Speer gesagt. Das hätte auch von Riefenstahl kommen können.