Leni Riefenstahl - warum immer noch tabu?

Wer 1933 das Maul aufmachte, bekam die SA-Faust und deren Lagerhäuser (umfunktionierte Gefängnisse) oder die ersten KZs zu spüren.
Diktatur ist Propaganda und Terror. Die Gewerkschaften wurden kurzerhand verboten. Genau wie unbequeme Parteien.
Ob Haffner sich dem Terror ausgesetzt hat, wage ich zu bezweifeln. Er schied "freiwillig aus Protest" 1933 aus dem Staatsdienst aus und verschwand ohne Widerstandsaktivitäten 1938 aus Deutschland.

Was ist in einer Diktatur einfacher? Weglaufen, Widerstehen oder das tun was seit Menschengedenken Gesellschaften tun: weiterleben und hoffen?

Faschistische Diktaturen waren ja nicht ausschließlich ein deutsches Phänomen, also wenn Du mal Dein Näschen über den nationalen Tellerrand hebst, wirst Du feststellen, dass es sehr wohl - obgleich existierenden Terrors und KZs - Möglichkeiten des Widerstandes gab.
Die übrigens sogar in erfolgreichen militärischen WIderstand mündeten.

Damit ich nicht falsch verstanden werde - - natürlich kann ich selbst nicht sagen, wie ich in einer solchen Situation reagiert hätte and so on.. aber ich protestiere ausdrücklich gegen eine "Man hätte ja doch nichts tun können"-Haltung und die eine passive / gleichgültige Haltung rechtfertigt.
Was Leni RIefenstahl in meinen Augen so zweifelhaft macht, ist die beleidigte Reaktion auf berechtigte Vorwürfe bezüglich ihrer eigenen Vergangenheit - jemand schreib hier, jeder macht mal Fehler, das ist zwar wahr - aber man sollte doch bitte nach Jahrzehnten auch den Mut haben, eigene Fehler einzugestehen und sich zu distanzieren. Vor allem dann, wenn man seine Arbeit in die Dienste eines menschenverachtenden Systems stellt.

Und da Riefenstahl dies nicht getan hat, muß sie sich Kritik gefallen lassen.

Und das Argument, eine nachgeborene Generation könne hier schlecht der älteren Generation ihr Verhalten vorwerfen (oder hinterfragen?) ist ja wohl einfach nur absurd!
 
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aber ich protestiere ausdrücklich gegen eine "Man hätte ja doch nichts tun können"-Haltung und die eine passive / gleichgültige Haltung rechtfertigt.
Was Leni RIefenstahl in meinen Augen so zweifelhaft macht, ist die beleidigte Reaktion auf berechtigte Vorwürfe bezüglich ihrer eigenen Vergangenheit - jemand schreib hier, jeder macht mal Fehler, das ist zwar wahr - aber man sollte doch bitte nach Jahrzehnten auch den Mut haben, eigene Fehler einzugestehen und sich zu distanzieren. Vor allem dann, wenn man seine Arbeit in die Dienste eines menschenverachtenden Systems stellt.

Diese Haltung propagiere ich nicht. Die Organisiertheit des Nationalsozialismus setzte nicht erst 1933 sondern weit früher ein.
Erfolgreicher militärischer Widerstand innerhalb von faschistischen Staatsstrukturen in Europa gab es nicht. Falls du Spanien meinst, dort revoltierten erfolgreich faschistennahe Kräfte gegen die Republikaner.

Zu Riefenstahl und Schauspieler in der NS-Zeit: wer könnte sich vorstellen aus politischer Verantwortung seinen geliebten Job zu verlieren und nirgend woanders seinen Lebensunterhalt zu verdienen?
 
Diese Haltung propagiere ich nicht. Die Organisiertheit des Nationalsozialismus setzte nicht erst 1933 sondern weit früher ein.
Erfolgreicher militärischer Widerstand innerhalb von faschistischen Staatsstrukturen in Europa gab es nicht. Falls du Spanien meinst, dort revoltierten erfolgreich faschistennahe Kräfte gegen die Republikaner.

Zu Riefenstahl und Schauspieler in der NS-Zeit: wer könnte sich vorstellen aus politischer Verantwortung seinen geliebten Job zu verlieren und nirgend woanders seinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Es gab erfolgreichen militärischen Widerstand gegen faschistische Diktaturen und das
in Europa, siehe die Partisanen in Jugoslawien (freilich unter sehr komplexen Bedingungen).
Spanien wäre ein anderes hochkomplexes Beispiel.... ich meine, dass würde aber letztlich völlig vom Thema wegführen? ;)

Zu Riefenstahl und Schauspielern... . Wenn der Preis dafür (seinen "geliebten" Job) zu behalten, angesichts ausgeübter Gewaltexzesse gegenüber ethnischen Minderheiten, Andersdenkenden (usw...) den Mund zu halten, die Augen zu verschliessen -- nicht sehen und nicht zu hören, dann weiß ich nicht, ob ich mit sowas leben könnte.
Einfacher ist es sicher, den Mund zu halten, keine Frage. Aber hier stellt sich für mich die Frage, ob der Preis dafür nicht zu hoch ist.
 
Zu Riefenstahl und Schauspielern... . Wenn der Preis dafür (seinen "geliebten" Job) zu behalten, angesichts ausgeübter Gewaltexzesse gegenüber ethnischen Minderheiten, Andersdenkenden (usw...) den Mund zu halten, die Augen zu verschliessen -- nicht sehen und nicht zu hören, dann weiß ich nicht, ob ich mit sowas leben könnte.
Einfacher ist es sicher, den Mund zu halten, keine Frage. Aber hier stellt sich für mich die Frage, ob der Preis dafür nicht zu hoch ist.

Ich habe es schon einmal geschrieben: wie sollte denn dieser bevölkerungsreiche Widerstand erfolgen?
Das ist eine Gewissensfrage die man hinterher immer stellen kann:warum hast du nichts dagegen getan? Wahrscheinlich sind die Gegenmaßnahmen der SA vor 1933 schon tief in den Köpfen der Leute verwurzelt gewesen.

Stell dir die Frage:"Warum haben die Ostdeutschen keinen Widerstand gegen den Bau der Mauer unternommen?"
Weil sie gern eingesperrt lebten? Weil sie die Augen verschlossen? Weil sie den Mund gehalten haben? Oder weil sie schon einmal rebellierten und daraufhin Panzer durch das Land rollten?
 
Es gab erfolgreichen militärischen Widerstand gegen faschistische Diktaturen und das
in Europa, siehe die Partisanen in Jugoslawien (freilich unter sehr komplexen Bedingungen).

Fremde im eigenen Land werden erfolgreich bekämpft, wenn man eine unzugängliche weite Landschaft hat in der man sich zurückziehen kann und dort sogar selbständig leben kann.
Die norddeutsche Tiefebene und das dichtbesiedelte Deutschland an sich gibt das nicht her.
 
Es gab erfolgreichen militärischen Widerstand gegen faschistische Diktaturen und das
in Europa, siehe die Partisanen in Jugoslawien (freilich unter sehr komplexen Bedingungen).
Spanien wäre ein anderes hochkomplexes Beispiel.... ich meine, dass würde aber letztlich völlig vom Thema wegführen? ;)

Zu Riefenstahl und Schauspielern... . Wenn der Preis dafür (seinen "geliebten" Job) zu behalten, angesichts ausgeübter Gewaltexzesse gegenüber ethnischen Minderheiten, Andersdenkenden (usw...) den Mund zu halten, die Augen zu verschliessen -- nicht sehen und nicht zu hören, dann weiß ich nicht, ob ich mit sowas leben könnte.
Einfacher ist es sicher, den Mund zu halten, keine Frage. Aber hier stellt sich für mich die Frage, ob der Preis dafür nicht zu hoch ist.


Die Möglichkeiten, die Künstlern geboten wurden, die "staatspolitisch besonders wertvolle Filme" drehten, waren natürlich fantastisch, selbst in Hollywood gab es nicht solche Möglichkeiten. Es ist sehr verführerisch, als junger, ehrgeiziger Künstler solche Möglichkeiten geboten zu bekommen.

Wem gefiele es nicht, Herrmann Göring zu sein, zum einkaufen nach Paris zu fahren, Juwelen und alte Meister sammeln und sich jeden Morgen in Carinhall von einer scharfen Schwester einen fetten Druck machen zu lassen.

Wer kann nachempfinden, wenn man als guter Autor, Schauspieler und Regisseur nicht in seinem Beruf arbeiten kann, möglicherweise in "Schutzhaft" kommt. Für einen Autor, Kabarettisten, Schauspieler, Sportler bedeutete es einen ständigen Spagat, in Deutschland zu leben und arbeiten zu können. Viele Schauspieler wurden bedrängt und bedroht, sich von "nicht arischen" Ehepartnern scheiden zu lassen. Es wurden ihnen genaue Verhaltensmaßregeln gemacht, was sie sagen und nicht sagen sollten, was sie anzuziehen hatten. Manche wurden damit nicht fertig wie der damals beliebte Schauspieler Joachim Gottschalk, der mit seiner Familie Selbstmord verübte. Manche mißliebigen Künstler kamen an die Front, anderen wurden in "Konzertlagern" "die Flötentöne beigebracht", bis sie sich an eine "Zusammenarbeit" gewöhnt hatten. Zensur und Sondermeldungen bestimmten den Kulturbetrieb im 3. Reich, das den "Kulturbolschewismus" und die "entartete Kunst" bekämpfte, das die "deutsche kultur" so gründlich verbreitete, dass nicht viel von ihr übrigblieb. Der Kulturbetrieb war der leichten Muße und dem Durchhaltefilm verpflichtet. Die meisten Filme waren eher von schlechtem Niveau, wie ja die deutsche Kunst überhaupt unter den Nazis provinziell und zweitklassig war. Wenn Billie Wilder, Ernst Lubitsch, Fritz Lang und Marlene Dietrich nicht mehr zur Verfügung standen, mußten ja Leute wie Riefenstahl oder Harlan, Winnifred Wagner und Heinz Tietjen als geniale Künstler erscheinen.

Vom rein künstlerischen Standpunkt betrachtet war es schon große Kunst, den Führer und seine Schrumpfgermanen zu arischen Helden zu machen, Kleinbürger und SA Männer als griechische Heroen auszustaffieren und dem 3. Reich die Gloriole des Großartigen und Erhabenen zu verleihen.

Riefenstahl war eine begabte Regisseurin, aber weiß Gott kein Geni, und wenn sie sich nach 1945 hinstellte und sich als verfolgte Unschuld stilisierte, dann war das höchst ärgerlich, denn es hat gar zu viele Künstler gegeben, deren Bücher verbrannt wurden, deren Ansehen in den Dreck getreten wurde, die Gesundheit Leib und Leben verloren haben, deren guter Ruf auch nach dem Krieg nie wiederhergestellt wurde. Wenn Riefenstahl Ärger mit Urheberrechten hatte, übergab sie die Angelegenheit mit "dem Juden Soundso" an ihren Duzfreund Julius Streicher, der dazu etwas in seinem "Stürmer" schrieb.

Und man kann ja die Filme von Harlan und Riefenstahl nicht von dem Regime trennen, für das sie gemacht wurden. Wie viele Wehrmachtssoldaten, die sich damit amüsierten, im Ghetto von Warschau orthodoxen Juden die Bärte und Schläfenlocken abzuschneiden, mochten Riefenstahls oder Harlans Filme gesehen haben? Wieviele "Komparsen" des "Ewigen Juden" wird man nach dem Ende der Dreharbeiten umgebracht haben. Wobei sie noch dazu funktionalisiert wurden, Werbung für die sich abzeichnende "Endlösung" zu machen?

Und was hätte sie für Filme gedreht, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?

Speer wurde einmal von einer Biographin gefragt, ob er denn nicht verstanden hätte, was Hitler vorschwebte, als er für die Kuppel eines "Führerbaus" einen Adler gestaltete, der die Weltkugel in den Fängen hielt.

"Ja, verstehen Sie denn nicht, ich wollte ja, dass er die Welt erobert!"
hat Speer gesagt. Das hätte auch von Riefenstahl kommen können.
 
Scorpio, ich bin höchst beeindruckt von deinen letzten Beitrag.
Alles was es zu diesem Thema zu sagen gibt ist darin vereint.
Bewerten darf ich dich noch nicht. Nimm einen virtuellen Händedruck von mir an.
 
Scorpio schrieb:
Und was hätte sie für Filme gedreht, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?

In diesem Zusammenhang habe ich gerade gelesen, dass "Tiefland" 1954 in der Bundesrepublik (!) Premiere feierte. War damals noch nicht bekannt, dass KZ-Häftlinge an dem Film mitarbeiteten, oder war es den Leuten egal? Weiß jemand etwas über die näheren Umstände, ob es Proteste gab?

Diesen Film habe ich nicht gesehen - aber zynisch finde ich es schon, dass Riefenstahl einen Film zeigt, der unter anderem die Unterdrückung von Bauern thematisiert, gleichzeitig aber selbst KZ-Häftlinge dafür einsetzt. Ihr selbst ist das sicherlich nicht entgangen.

Und für mich geht das ein wenig über die bewußte oder naive Kooperation vieler Künstler mit dem Nazi-Regime aus rein wirtschaftlichen Gründen hinaus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Biografie entlarvt den Nazi-Star
Nachtkultur - SWR.de

Irgendwie kommt dieser Beitrag 23 Minuten zu spät.
Diese Biografie hätte ich gerne gesehen.

Nachtrag:
Wiederholung: Montag, 03.03.2008
18.30 - 19.00 (30 min.) EinsFestival
Nachtkultur

Themen u. a.:
* Wiederentdeckung einer Legende - ein Bildband erinnert an Steve McQueen
* Die Lebenslüge der Leni Riefenstahl - eine Biografie entlarvt den Nazi-Star
* Der Tatort im Radio - die Krimiserie jetzt auch im Hörfunk

* Ein Star der Leipziger Schule - Tim Eitel in der Kunsthalle Tübingen
 
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Eine Biografie entlarvt den Nazi-Star
Nachtkultur - SWR.de

In dem Artikel wird erklärt, Riefenstahl hätte mit ihrer Arbeit den Weg eines mörderischen Diktators bereitet.
Wenn man so argumentiert, hat ebenso die Arbeit einer deutschen Kauffrau oder eines deutschen Straßenfegers den Weg eines mörderischen Diktators bereitet.
Dass in einem politischen System Propaganda vorkommt hat keinen Alleinvertretungsanspruch einer Diktatur. Wir finden heutzutage auch unseren Alltag nicht ideal, wissen aber auch nicht was in sechs oder acht Jahren passieren wird.
Ich bin in einer Diktatur (des Proletariats) geboren und aufgewachsen. Mich haben Propaganda-Filme und dergleichen eher zum kritischen Denken angeregt, da Propaganda mich in meinem Denken einengte. Allerdings hatte ich die Zeit, da in meiner Jugendzeit kein Krieg an der Haustür stattfand. Die Kinder und Jugend der Jahrgänge 1920-1930 hatten keine Zeit. Eine "erfolgreiche" Diktatur muss schnellstens seine Doktrin umsetzen, sonst scheitert das angestrebte System. Das trifft für jedes politische System zu.
 
Irgendwie kommt dieser Beitrag 23 Minuten zu spät. Diese Biografie hätte ich gerne gesehen.

Wenn es sich so verhält, wie im Link zu lesen, dann bestätigt es nur die Behauptung der Riefenstahl, sie hätte einzig und allein Interesse am Filmen gehabt und vor allem anderen die Augen verschlossen.

Die Riefenstahl war meines Erachtens wirklich nur eine Opportunistin, die Regie führen und Filme drehen wollte. Wer ihr diese Möglichkeit bot, war völlig gleichgültig, und ich vermute, sie hätte sich in einer kommunistischen Diktatur den kommunistischen Machthabern angedient, und ähnliche Propagandafilme gedreht - für die sie immerhin international ausgezeichnet wurde, was die damaligen "Demokraten" anscheinend wenig störte.

Die politischen Folgen ihrer Filme haben die Riefenstahl wenig gekümmert. Sie war auf ästhetische Wirkung bedacht und wer sich damit auseinandersetzte, dem hörte sie zu.

Insofern war die Riefenstahl vielleicht eine dumme, politische Blindgängerin, egoistisch und selbstfixiert. Zur dämonischen Figur taugt sie wenig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe vor Jahren den „Triumpf des Willens“ aus England kommen lassen und war von dem Film tief beeindruckt. Es ist ein Film, der allein durch seine Bilder spricht, eine kommentierende Stimme gibt es da nicht. Leni Riefenstahl hat diesen Dokumentarfilm fast allein nach ästhetischen Maßstäben gefertigt, wenn es von Leuten als Propaganda aufgenommen wurde und wird, ist das dieser Ästhetik geschuldet. Auf jeden Fall hat der Film damals zurecht mehrere Preise bekommen – u.a. in USA, Schweden und wurde 1937 während der Pariser Weltausstellung mit Goldmedaille ausgezeichnet.

Die Zeitgenossen in In- und Ausland waren also begeistert, offenbar sahen sie den Propagandaaspekt nicht oder sahen darüber hinweg.

Beim Olympiafilm wiederholte sich das. Auch hier war die Ästhetik maßgebend, der Inhalt verschwand dahinter.

Dass diese beiden Filme in Deutschland nicht öffentlich gezeigt werden, ist wohl allein der Unbeugsamkeit Leni Riefenstahls nach dem Krieg zuzuschreiben: Sie stand zu ihren Werken, verweigerte ein mea culpa. Aber ein Volk, das sich in seiner Mehrheit nie zu einem mea culpa durchdringen konnte, verlangt das unerbittlich von ihren Stars, denen es einst zujubelte – umso ein wenig auch mitentschuldigt zu werden?
 
Dass diese beiden Filme in Deutschland nicht öffentlich gezeigt werden, ist wohl allein der Unbeugsamkeit Leni Riefenstahls nach dem Krieg zuzuschreiben: Sie stand zu ihren Werken, verweigerte ein mea culpa. Aber ein Volk, das sich in seiner Mehrheit nie zu einem mea culpa durchdringen konnte, verlangt das unerbittlich von ihren Stars, denen es einst zujubelte – umso ein wenig auch mitentschuldigt zu werden?

Das halte ich ehrlich gesagt für eine ziemlich steile These. Das Problem, wie bei diversen anderen propagndistischen Machwerken aus der NS-Zeit, beispielhaft seien "Kolberg" oder "Carl Peters", "SA Mann Brandt" etc. genannt ist wohl eher die manipulative Inhaltsebene und im Fall Riefenstahl die Verherrlichung NS-Deutschlands, als ihre Nachkriegshaltung.

"Ein Volk, das sich in seiner Mehrheit nie zu einem mea culpa durchringen konnte", finde ich in diesem Kontext auch etwas unangebracht. Die Verantwortlichkeit Riefenstahls und anderer namenhafter Größen, die sich durch die NS Bewegung willig für Propagandazwecke einspannen ließen, ist schon ein bisschen höher anzusetzen, als die des gemeinen Reichsinsassen, der in seiner Mehrheit weder die Hitler-Bewegung unterstützte, noch mit den Verhältnissen im 12-Jährigen Reich bsonders zufrieden gewesen sein dürfte. Die Kampagnen des Regimes gegen "Mießmacher und Meckerer" wurden ja nicht etwa geführt, weil die Zustimmung des Volkes einhellig gewesen wäre.

Im Sinne von Entnazifizierung und Aufarbeitung, auch Umerziehung einer Gesellschaft, die nach den Geschehnissen nun wirklich bitter nötig war, lässt die(in diesem Fall halbherzige) Indizierung von Machwerken, die das gute alte (werdende) NS-Deutschland unkritisch glorifiziern nur konsequent erscheinen.
Ob das heute noch angemessen ist oder ob es angesichts der Möglichkeit diese Dinge an den zuständigen Insituten und Behörden ohne jede fachliche Einweisung vorbei zu konsumieren oder ob es sinnvoller wäre davon eine kommentierte Fassung zu erstellen.


Die Behauptung der Film "Triumph des Willens" sei nach dem 2. Weltkrieg überhaupt nicht mehr öffentlich aufgeführt worden, ist im Übrigen nachweislich, sachlich falsch:
Triumph des Willens – Wikipedia

Aufführungen unterbleiben nicht wegen eines fehlenden "mea culpa" von Seiten Riefenstahls, sondern weil die besagte Dame nicht bereit war entsprechenden kritischen Einwesungen und Kommentaren von Seiten der zuständigen bundesdeutschen Behörden im Rahmen angedachter Vorführungen zuzustimmen.
 
Aufführungen unterbleiben nicht wegen eines fehlenden "mea culpa" von Seiten Riefenstahls, sondern weil die besagte Dame nicht bereit war entsprechenden kritischen Einwesungen und Kommentaren von Seiten der zuständigen bundesdeutschen Behörden im Rahmen angedachter Vorführungen zuzustimmen.
Ein mündiger Bürger, von dem in der Bundesrepublik immer die Rede ist, braucht keine "Einwesungen und Kommentaren von Seiten der zuständigen bundesdeutschen Behörden".
 
Ein mündiger Bürger, von dem in der Bundesrepublik immer die Rede ist, braucht keine "Einwesungen und Kommentaren von Seiten der zuständigen bundesdeutschen Behörden".
Was hat Mündigkeit an und für sich mit Kenntnis der tatsächlichen Faktenlage anno 1930-1936 zu tun und damit mit der Fähigkeit zu erkennen an welchen Stellen Wiedergaben korrekt, an welchen überzeichnet und an welchen gar vollständig konstruiert ist?
Eigentlich solle sich Mündigkeit dadurch ausweisen, dass der mündige Bürger auch weiß, was er nicht weiß und dass wiederrum beeinhaltet entsprechende kenntnisse der tatsächlichen zeitgenössischen Zustände, die sonst faktisch nicht von den propagandistischen Irreleitungen zu trennen sind.
Entsprechend ist eine Einweisung dahingehend, an welchen Stellen der Film realitäten verbiegt in Teilen notwendig um zu verhindern, dass NS-Propaganda ungefilter tradiert wird. Das betrifft nicht nur explizit politische Ansichten, sondern auch zurechtmanipulierte filmische Umstände, die eben diese Ansichten unterfüttern und nahelegen.

Da wiederrum vom durchnittlichen Publikum kaum erwartet werden kann, nach dem betrteffenden Film die nächten 3 Monate in Bibliotheken und mit der Befragung von Zeitzeugen zu verbringen um über umfangreiche Selbststudien den Konkreten Realitätsgehalt der dargestellten Umstände einigermaßen sauber zu ermessen (das wäre in diesem Sinne Mündigkeit), bedarf es dem sehr wohl um die manipulativen Techniken der Propaganda auszuhebeln.

Wer das nicht einsehen mag, hat entweder verstadnen, dass Propaganda auf zwei verschiedenen Ebenen funktioniert, nämlich einmal auf der politischen Aussage an sich und einmal, auf verzerrt dargestellten oder glatt erlogenen Umständen, zwecks Unterfütterung dieser Aussage. Der politisch mündige Bürger ohne entspechendes historisches Spezialwissen mag die Manipulationsebene der direkten politischen Prpaganda erkennen und aushebeln können, wird aber in Ermangeleung konkreter Daten und Fakten, die ihm nicht präsent sind auf die zweite Ebene hineinfallen, weil ihm auf Grund fehlender Gegendarstellungen zunächstmal keine andere Möglichkeit bleibt, als dass dasgestellte erst einmal zu glauben und als einigermaßen plausibel hinzunehmen.
Um das zu verhindern ist eine akkurate, sauber ausgearbeitete, faktenorientierte und wissenschaftliche Gegendarstellung notwendig.

Wer das nicht sehen will, hat entweder Wesen und Funktionalität der Propaganda als solcher nicht begriffen oder auf Deutsch gesagt unlautere Absichten.
 
Was hat Mündigkeit an und für sich mit Kenntnis der tatsächlichen Faktenlage anno 1930-1936 zu tun und damit mit der Fähigkeit zu erkennen an welchen Stellen Wiedergaben korrekt, an welchen überzeichnet und an welchen gar vollständig konstruiert ist?
Der Untergang des III. Reiches liegt 74 Jahre zurück, es dürfte in Deutschland keinen mehr geben, der nicht weiß, welch verbrecherisches Regime in jenen 12 Jahren herrschte. Und wenn es doch noch jemanden gibt, der trotzdem die Nazis verherrlicht, wird durch Kommentierung davon nicht abzuhalten sein.

Es könnte sogar das Gegenteil eintreten: Durch solche staatlich befohlene Bevormundung könnte Argwohn entstehen, so nach dem Motto, der Staat hat Angst vor diesen Ideen, also müsse was dran sein.
 
Das hätte die Diskussion und den Hinweis auf angebliche staatliche Bevormundung bei Verherrlichung von Nationalsozialismus kaum weniger deplaziert und dubios erscheinen lassen.
 
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