1
1. Blücher hat den Grundstein zur Legende des Preußentum im 3. Reich gelegt? Das ist jetzt nicht dein Ernst,oder?
2.
Das ist recht diplomatisch formuliert. Ich sehe den Krieg als eine der Geißeln der Menschheit.
3.
Ja, Ney hat sich auf seiner Mission als Diplomat in der Schweiz gut geschlagen. Als Militär hingegen war er nicht unumstritten. Seine Tragik bestand aber wohl darin, die Situation 1815 völlig falsch eingeschätzt zu haben, und er sich Bonaparte wieder anschloss. Hinzu kam, dass er nach Waterloo die Chance, die ihm Fouché und Talleyrand boten, ins Ausland zu gehen, nicht nutzte.
In der Tat ist Caulaincourt ein gutes Beispiel für einen treu dienenden Aristokraten. Nur, welche "Not" hatte denn Bonaparte, ihn erst in der Affäre d'Enghien zu beschädigen und dann als Botschafter ausgerechnet nach St. Petersburg zu senden?
4.
Nach Tilsit schrieb Blücher an Hardenberg:
"Der deutsche Mut schläft nur; sein Erwachen wird fürchterlich sein. So bleibt es wahrhaftig nicht!" [1]
Zum Thema Lübeck schrieb Marx:
"Sein Rückzug nach Lübeck vor den vereinten Kräften von Soult, Bernadotte und Murat bildet eine der wenigen ehrenvollen Episoden jener Epoche deutscher Erniedrigung. Da Lübeck neutrales Gebiet war, gab die Tatsache, dass er die Strassen dieser offenen Stadt zum Schauplatz eines verzweifelten Kampfes machte, sie damit einer dreitägigen Plünderung durch die französische Soldateska aussetzte, Anlaß zu schärfster Kritik; doch unter den gegebenen Umständen kam es darauf an, dem deutschen Volk wenigstens ein Beispiel unerschütterlichen Widerstandes zu geben." [2]
Nun Blücher meinte den Kronprinzen von Schweden, was auch ein anderes Zitat belegt: (O.T.)
"Wenn der Hund von zigeuner nicht sofort erscheint, so muss in daß heilig kreuz granaden bomben Donnerwetter klein schlachen." [3]
In der Tat mochte Blücher die Diplomaten nicht:
"Nach Paris wollen wir und müssen wir, der Sch...kerl, der Metternich, mag spiegelfechten, wie er will, und seine Mitschubiaks von Diplomatikern mögen sich darob vor Ärger die Nasen abbeißen, schad't nischt, Millionen Donnerwetter! Mögen mitsammen plauschen und munkeln da drüben in Chatillon, die Schleicher und Federfuchser - schade nur für jeden Tropfen Burgunder, den die Kerle zu saufen kriegen - wir wollen alleweile vorwärts und nach Paris!" [4]
5.
Der Begriff "Wendehals" ist erst seit dem Zusammenbruch der DDR im politischen Sprachgebrauch üblich. Im Zusammenhang mit Talleyrand gebraucht daher nicht im historischen Kontext stehend. Auch völlig unnötig, bietet die Überlieferung doch genügend Stoff:
"In den Zeitungen wurde er von Karikaturisten als Wetterfahne dargestellt. Die Journalisten gaben ihm Namen wie "Der Mann mit den sechs Köpfen", Monsieur Tournejours (Dreht-sich-stehts) oder auch Monsier de Bienauvent (Herr Gut-im-Wind)." [5]
Grüße
excideuil
zu 1.
Doch isser!:winke:
Ich meine der Ernst.
Denn Blüchers Franzosenhass und übersteigerter Nationalstolz, Arndts demagogisches Gefasel, der den »Haß gegen die Franzosen« zur »Religion des deutschen Volkes« machen möchte und Körners (homosexuelle?) verschwiemelte Hunnenlyrik, sind in jedem Fall als Vokabular und Quelle eine Steilvorlage für die späteren Nationalsozialisten.
zu 2.
Ja so bin ich nun mal!
Ich sehe Humorlosigkeit als eine der höchsten Geißeln der Menschheit an. Vor allem in Geschichtsforen.=)
Und ich bin mir nicht sicher, was mancher Mensch als sinnvolleres Sterben ansieht:
a - den Tod auf dem Schlachtfeld oder
b - den "friedvollen" Kältetod in einer Winternacht, nach Firmenzwangsversteigerung, Ehescheidung, Pfändung, Isolation und Rufschändung und schließlich ohne Obdach?
Ich überlege noch, was wohl die größere Geißel ist und ob heute nicht die Menschen "im Frieden" einen oft unwürdigeren Tod sterben?:grübel:
Dazu zähle ich übrigens auch den plötzlichen Herzstillstand vor der Playstation.:cry:
zu 3.
Wo bitteschön ist denn eine Angebot durch Fouché und Talleyrand eine Chance?
Und wo bitteschön war denn Caulaincourt in der Affäre des ehemaligen Herzogs von Enghien beschädigt?
Beschädigt war er doch nur in der Betrachtung der Intriganten, denen etwas daran lag, den Verschwörungen durch Pichegru und Dumouriez einen bourbonischen Kopf anzudichten. Hätte dies geklappt, wozu der Herzog brieflich bereits seine Einreise nach Frankreich ankündigte, hätte die Verschwörung eine präsentable Persönlichkeit gehabt, der man die Verschwörung in die Analen dichten könnte.
Da es aber nicht klappte, hatte man wenigstens einen "Dummen", der sich noch als Märthyrer eignete.
Und niemand anders als Talleyrand und Fouché selbst hatten daran ein Interesse und drangen auf den Ersten Consul ein, diesen Zusammenhang zwischen Dumouriez, Pichegru und dem Herzog nicht zu übersehen oder anzuzweifeln, was Napoleon schließlich auch tat.
(Siehe "Napoleon, die Memoiren seines Lebens, Wencker-Wildberg Band 7, Seite 185 + Erläuterungen)
Na wenigsten das Hündchen hat die Erschießung überlebt und wurde von den Royalisten bis zu seinem Tode gepflegt.
Nur schade, dass der Code Civil noch kein Tiererbrecht vorsah: wie reaktionär!:motz:
Der arme Coulaincourt hatte mit der ganzen Sache nicht mehr zu tun, als beim Badener Hof nachträglich wieder schönes Weter zu machen, nachdem man mit der Verhaftung im badischen Ettenheim durch General Ordener und 300 Dragonern (also eine ordentliche Escorte soll schon was wert sein) die Grenzen eines souveränen Landes verletzte.
Eine "Beschädigung" durch diplomatische Dienste und Aufträge, kann ich jedenfalls nicht sehen.
Da wäre Ja Tellerrand sowas von beschädigt!
zu 4.
Am wirksamsten hätte Blücher den Straßenkampf und die "Plünderung" durch eine "französischen Soldateska" verhindert, wenn er sich schon vor Jena ergeben hätte.:rofl:
Was Marx, Engels, Lenin und Castro dazu schrieb ist mir eigentlich Humpe. Ich hab das Zeug schon in der DDR verweigert. Da werd ich auf meine Tage jetzt nicht damit anfangen, mir Ideologie - Literatur reinzuziehen.
Wo soll das denn enden?:still:
zu 5.
Ich bin mir sicher, in einer Radiosendung (MDR FIGARO) gehört zu haben, dass der Begriff "Wendehals" zumindest in Sachsen mit diesem Bezug schon älter ist, als die Parteitage der Roten.
Ja, mir Sachsn hams schon immor schbrachlisch offn Bungt gebrochd!
S'läbe dor Genich!