@ Carolus
Ich habe ja schon geschrieben, welche Ansicht die hauptamtliche Archäologie, und damit der Landschaftsverband Rheinland vertritt. Insofern ist die Antwort des LVR an Dich keine Überraschung für mich. Es hätte mich gewundert, wenn die sie präziser ausgefallen wäre. Zum Beispiel, dass die Grabenanlage in der Gemarkung Römerrast archäologisch erwiesen eindeutig in das Mittelalter zu datieren ist, oder auf dem Plateau in der Gemarkung Römerrast durch intensive Bodenuntersuchungen mit einem Bodenradar und weitreichende Grabenschnitte keine Spur irgend einer römischen Aktivität nachzuweisen war, oder dass die Klever Landwehr durch dendochronologische und pollenanalytische Untersuchung zweifelsfrei nicht in die römische Zeit passt. Aber wahrscheinlich hast Du keine Aussage in dieser Hinsicht bekommen, sondern nur eine pauschale Stellungnahme ohne bestätigende Beweisführung. Vielleicht hättest Du fordernder fragen sollen um die zuständigen Menschen unter Druck zu setzen.
Es gibt keinerlei archäologischen Beweis für diese geschichtlichen Interpretationsversuche von amtlicher Seite. Im neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert gab es noch hier von wissenschaftlicher Seite eine vollkommen andere Meinungsstruktur. Es wurden einige Besonderheiten auf der rechten Rheinseite römischen Aktivitäten zugeschrieben. Vieles davon wohl unbegründet, aber einiges Mögliches beinahe achtlos verworfen. Und das, obwohl der modernen Archäologie mittlerweile vielfältige und zuverlässige Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, um zumindest diesen drei auffälligen Sachverhalten auf dem Grund zu gehen. Es wird unter diesen Gesichtspunkten immer noch ein ungesicherter Standpunkt wiedergegeben, welcher fast kritiklos von einem Archäologen vom anderen übernommen wird, und zur Zeit in ihrer Meinung fast einhellig zu einer allein linksrheinischen basierenden römischen Grenzverteidigung tendiert.
Aus den bisher sicher erforschten Resultaten und logischen Gesichtspunkten muss es aber eine rechtsrheinische Vorfeldsicherung gegeben haben. Eine sichere Abgrenzung der Rheinlinie war unbedingt erforderlich, zumal den Römern in diesem Bereich der Grenze der potenziell gefährlichste Gegner unter den Germanen gegenüberstand. Es kann nicht sein, dass sich die Römer damit begnügt haben, auf der linken Rheinseite die Rheingrenze allein durch Kastelle in Tagesmarschabständen zu sichern. Einen Palisadenzaun oder eine ähnlich zu kontrollierende Abgrenzung, wie beim obergermanischen Limes gab es auf der linken Rheinseite mit großer Sicherheit nicht. Dazu kam, dass der Rhein in seinem damaligen Bett kein Hindernis für eindringende Germanen war. Wie hätte denn ein kleiner Grenzverkehr stattfinden können, wenn nicht sicher zu kontrollieren war, wer gerade das römische Reich aus welchem Grund betrat? Wie hätten römische Einrichtungen vor plündernden Germanenhorden geschützt werden können, wenn nicht schon ein Rheinübertritt erschwert oder gar unmöglich gemacht wurde. Eine schlüssige Antwort gibt es für diese Fragestellungen bisher nicht.
Die Stellungnahme des LVR , dass es im Raume Rees keine archäologischen und historischen Hinweise auf römische Militärpräsenz gibt, ist im Übrigen nicht korrekt. Im rechten Rheinvorland wurden oftmals römische Legionsziegel gefunden, bei Wesel-Bislich konnten römische Übungslager nachgewiesen werden und der Grabstein des Marcus Mallius wurde am Fuß des Eltener Berges entdeckt. Auch die bereits erwähnte römische Hypokaustenheizung auf heute rechtsrheinischem Gebiet, ist ein klares hinweisendes Indiz, dass derartige Einrichtungen in unmittelbarer Nähe zum Rhein einen gewissen Schutz erfahren haben müssen, der jenseits des Rheines liegen musste.
Historische Hinweise dazu gibt es genügend.
Gruß maelo