wie sind die 10 Gebote Moses' im historischen Kontext einzuordnen?

ich habe es erst verstanden - als ich schon geantwortet hatte .. sorry.

Wie ist es eigentlich zu den 10 Geboten gekommen?
Dieses Gebote sind in der Bibel ja nicht wirklich gegen die nachfolgenden abgegrenzt, d.h. wer hat die ausgewählt?
Meinst Du mit den nachfolgenden Geboten die 248 weiteren?

Um die Frage, wie es zu dem Zehnwort gekommen ist, geht es hier ja schon die ganze Zeit.
Und ich bin froh, dass Du verstanden hast, dass niemand in einem Geschichtsforum darüber diskutieren möchte, ob Gott die 10 Gebote diktiert hat.
 
Meinst Du mit den nachfolgenden Geboten die 248 weiteren?

Um die Frage, wie es zu dem Zehnwort gekommen ist, geht es hier ja schon die ganze Zeit.
Und ich bin froh, dass Du verstanden hast, dass niemand in einem Geschichtsforum darüber diskutieren möchte, ob Gott die 10 Gebote diktiert hat.
Neh, das war weiter oben eher die Frage, wie man diese meint umdefinieren zu können, wenn man glaubt die wären direkt von oben.

Da sind ja auch zwei Varianten: in Exodus und Deuteronomium

Besonders spannend finde ich das Bilderverbot, weil dieses wohl am ehesten zu sehr verschiedenen Interpretation einlädt.

Das gibt dann immer lustige Diskussion mit den Pastoren ;)

 
Hallo zusammen.

Ich möchte dies Diskussion gerne nochmal aufwärmen.
Ich muß aber vorrausschicken das ich wissenschaftlich völlig unbeleckt bin!


Kann man die 10 Gebote nicht eher als eine Art Grundgesetz sehen?

Sie enthalten ja sowohl Religiöse sowie Gesellschaftliche Regeln, ohne die keine Gesellschaft existieren kann. Aber als alleiniges Gesetz reichts ja auch nicht. Wir haben ja heute auch ein Grundgesetz und trotzdem brauchen wir ein BGB ein HGB und ein StGB.
 
Die 10 Gebote enthalten einige für eine funktionierende Gesellschaft wichtige Regeln, da hast Du schon recht. Verfassungsbestimmungen im Sinne eines Grundgesetzes enthalten sie aber nicht.
 
Hallo zusammen.

Ich möchte dies Diskussion gerne nochmal aufwärmen.
Ich muß aber vorrausschicken das ich wissenschaftlich völlig unbeleckt bin!


Kann man die 10 Gebote nicht eher als eine Art Grundgesetz sehen?

Sie enthalten ja sowohl Religiöse sowie Gesellschaftliche Regeln, ohne die keine Gesellschaft existieren kann. Aber als alleiniges Gesetz reichts ja auch nicht. Wir haben ja heute auch ein Grundgesetz und trotzdem brauchen wir ein BGB ein HGB und ein StGB.

Und eine StVZO, eine KO, eine Verordnung zur Durchführung der EG-Milchquotenregelung etc.:weinen:

Die 10 Gebote enthalten einige für eine funktionierende Gesellschaft wichtige Regeln, da hast Du schon recht. Verfassungsbestimmungen im Sinne eines Grundgesetzes enthalten sie aber nicht.

Grundgesetz im Sinne "des" Grundgesetzes in Deutschlands ist die Verfassung, die man nicht Verfassung nennen wollte, weil es damals halt nur der westdeutsche Separatstaat war.

Unabhängig von der deutschen Verfassung, deren Namen Grundgesetz ist, kann man die 10 Gebote schon als eine Art Grundgesetz oder Basisregeln auffassen. Sie regeln neben dem Alleinvertretungsanspruches von Jahwe und seiner Rolle auch die Beziehungen der Bürger untereinander.

Um hier Thomas Mann zu zitieren:

„Die Juden haben der Welt den universalen Gott und – in den zehn Geboten – das Grundgesetz des Menschenanstandes gegeben. Das ist das Umfassendste, was man von ihrem kulturellen Beitrag sagen kann …“

Staatsrechtliche Bestimmungen im Sinne des Verhältnisses des Gemeinwesens zu seinen Bürgern sind da aber nicht enthalten.:fs:


Übrigens sind eine Reihe von komplizierten Regeln im Buch Levitikus
 
Um hier Thomas Mann zu zitieren:
„Die Juden haben der Welt den universalen Gott und – in den zehn Geboten – das Grundgesetz des Menschenanstandes gegeben. Das ist das Umfassendste, was man von ihrem kulturellen Beitrag sagen kann …“
Wobei ähnliche (bessere?) Regeln wie in den 10 Geboten (und der Berglehre) auch schon in älteren Schriften zu finden sind.
z.B. in den akkad. "Räten der Weisheit" oder den "Anweisungen aus Shuruppak" und das ägyptische Totenbuch sollten wir auch nicht vergessen.
(falls diese Texte noch nicht erwähnt wurden - Quellen und Texte/Übersetzungen kann ich bei Bedarf liefern)
 
Wobei ähnliche (bessere?) Regeln wie in den 10 Geboten (und der Berglehre) auch schon in älteren Schriften zu finden sind.
z.B. in den akkad. "Räten der Weisheit" oder den "Anweisungen aus Shuruppak" und das ägyptische Totenbuch sollten wir auch nicht vergessen.
(falls diese Texte noch nicht erwähnt wurden - Quellen und Texte/Übersetzungen kann ich bei Bedarf liefern)

Hallo,

Du kannst gerne Quellen liefern. Man müsste diese Quellen noch zeitlich einordnen. Die Entstehung der Zehn Gebote wird hier umrissen:

Zehn Gebote ? Wikipedia
 
"Instructions from Shuruppak" online z.B. The instructions of Shuruppag: translation
(ETCSL Electronic Corpus of Sumerian Literature - Uni. Oxford)
Sonst z.B. "Babylonian Wisdom Literature", W.G.Lambert (1996)
Dieser Text wird auf ca. 2500BC datiert

"Advice of an Akkadian Father to his Son"
Ancient History Sourcebook: The Advice of an Akkadian Father to His Son, c. 2200 BCE
Sonst z.B. "From Distant Days: Myths, Tales, and Poetry of Ancient Mesopotamia" http://www.amazon.de/gp/product/1883053099/ref=oss_productBenjamin R. Foster 1995
Dieser Text wird auf ca. 2200BC datiert

Ägyptisches Totenbuch
http://www.amduat-achilles.de/rechtfertigung.html
ab 2500BC sind entsprechende Texte bekannt, seit 2000BC auf des öfteren an Särgen angebracht
Ein "Buch" dazu habe ich nicht ;(
 
Du kannst gerne Quellen liefern. Man müsste diese Quellen noch zeitlich einordnen. Die Entstehung der Zehn Gebote wird hier umrissen:

Welche Frage? Die Gesetzestafeln wurden selbstverständlich von einer göttlichen Feuersäule in Stein gemeißelt und Mose um 1200 v. Chr. von Gott auf dem Berg Sinai übergeben (2.Buch Mose Kapitel 31 Vers 18; 5.Mose 5,22). :D
 
Die Gründung einer Religion entsteht aus dem Bedürfnis heraus, eine neue Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu finden. Der Grund dafür ist, dass die alte nicht mehr funktioniert, weil sich die Lebensumstände geändert haben. Für den Menschen haben sich diese oft deshalb geändert, weil er, um eine erhöhe Bevölkerungsdichte zu stabilisieren, seine ökologischen Grenzen überschritten hat, indem er neue Techniken und Organisationsformen entwickelte.

Jede neue Gesellschafts-/Organisationsform braucht aber neue Spielregeln, sonst funktioniert sie nicht. Wenn jedes Individuum diese aus einem inneren Glauben an spätere Belohnung/Bestrafung heraus befolgt, ist das effektiver (und überhaupt erst durchführbar), als wenn an jeder Ecke ein Polizist steht.

Damit ist bereits die Notwendigkeit für die Gebote Nr. 1 und 2 - und teilweise 3 - vorgegeben. Gott zeigt sich als Herr im Hause und macht deutlich, dass in Punto Loyalität zu ihm (bzw. zu seinen Gesetzen) keine Kompromisse zugelassen sind.

Die Familie mt der Einehe im Mittelpunkt (nicht mehr die erweiterte Sippe) wird als Basiseinheit dieser Gesellschaft bestimmt und ihr Wert (Vater und Mutter ehren, nicht ehebrechen) beschworen.

Mit dem 5. Gebot wird ein altes Ärgernis angegangen. Die eigentliche Bedeutung von "Du sollst nicht töten" ist nämlich "Du sollst keine Blutrache üben". Diese ist für vereinzelt und unabhängig lebende nomadische Sippen durchaus ein probates Mittel, um sich gegen andere Sippen zu schützen. Bei engerem Zusammenleben eskaliert diese jedoch zu ständigen gegenseitigen Zweikämpfen & Meuchelmorden mit Verlust der Leistungsträger. Der daraus erwachsende Teufelskreis konnte nur durch Einrichtung einer übergeordnete Ordnungsmacht durchbrochen werden.

Die nachfolgenden Gebote regeln die wirtschaftliche und juristische Ordnung (du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren deines nächsten Haus) Ordnung. Mit "du sollst kein falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten" wird ein wichtige Grundlage einer komlexen Wirtschaft gelegt, nämlich das Vertrauen.

Ich bin sicher, dass alle diese Gebote vorher übliche Verhaltensweisen beschreiben, die aber der neuen Gesellschaftsordnung im Wege standen. Teilweise kann man diese veralteten Verhaltenscodices bei Lektüre der Bibel erahnen. Sie fallen uns wg. ihrer Befremdlichkeit auf. Spontan erinnere ich mich an Onan, der sich weigerte, bei der Witwe seines Bruders eheliche Pflichten zu übernehmen. Dies war sicherlich wg. der im Ehebruchparagrahen 6 priorisierten Monogamie später verpönt.

Dass es eigens in §10 hervrgehoben wird, nicht seines Nächten Haus zu begehren, zeigt nur dass dies vorher üblich gewesen sein muss, dies zu tun. Die Isaeliten fanden es noch okay, sich Jericho einfach anzueignen. Das hatte aber keine Zukunft, das Eigentum musste geschützt werden, sonst wäre es mit der neuen Ordnung der Wirtschaftens auf Grund von anonymen Warenaustausches bald vorbei gewesen.

Hallo
zum 5.Gebot wäre noch hinzuzufügen, daß dies nur für den privaten Bereich galt. Der Stamm oder Staat hatte selbstverständlich das Recht, die Todesstrafe zu verhängen und durchzuführen.
Paul
 
Hallo
zum 5.Gebot wäre noch hinzuzufügen, daß dies nur für den privaten Bereich galt. Der Stamm oder Staat hatte selbstverständlich das Recht, die Todesstrafe zu verhängen und durchzuführen.
Paul
Ja deswegen wird von den Kirchen meist behauptet es hiesse "Du sollst nicht morden".
In der Vulgata und Nova Vulgata der RKK steht allerdings "töten" und beide Bibelausgaben sind natürlich "fehlerfrei";)

Interessant ist noch, dass das verwendete hebräische Verb für "morden", welches in den Zehn Geboten benutzt wird, an anderer Stelle in der Bibel auch so benutzt, dass "töten" besser passen würde.
(Num 35:30, Dt 4:41-42, Dt 19:1-7)

Man muss dieses Gebot wohl auch "hermeneutisch" lesen, also reindichten was man gerade braucht.
 
Nun, morden ist viel mehr (oder nach Sichtweise viel weniger) als töten. Mord setzt ein Motiv voraus (Habgier, verstärkte Antipathie...), töten noch nicht. Töten schließt morden mit ein, morden ist aber nur eine Teilmenge von töten. So zumindest im heutigen Sprachgebrauch.
Wir hatten, glaube ich, schon geklärt, dass die Zehn Gebote ein gemeinschaftliches Zusammenleben ermöglichen sollten, wobei die ersten drei Gebote die Autorität der Gebote betonen, während die restlichen ganz basale Gebote des Zusammenlebens sind, die das Auseinanderdriften und den Zerfall einer Gesellschaft durch Ehrenhändel und Blutrache verhindern (sollen).
Nun ist die Frage: Kannte man, als die Zehn Gebote und ihre Vorgänger in anderen Kulturen abgefasst wurden, überhaupt einen Unterschied zwischen morden und töten?
Das Lateinische jedenfalls - weil die Vulgata angesprochen wurde - kennt diesen Unterschied meines Erachtens nicht, wobei das Lateinische eine ganze Reihe an Worten für den Begriff töten kennt.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Morden" bedeutet ein vorsätzliches Töten ohne staatliche Legitimation. Die Mord-Definition, die Du gibst, ist eine juristische, wie sie im deutschen und Schweizer Strafrecht enthalten ist, nicht aber im österreichischen. "Töten" hingegen ist jede Handlung, die zum Tod eines Menschen führt, das kann auch fahrlässig sein. Da die Bücher Exodus und Deuteronomium eine Menge Gesetze enthalten, die die Todesstrafe vorsehen, ist wohl klar, dass in den 10 Geboten nur das Töten ohne staatliche Legitimation gemeint sein kann, nicht das Töten generell.
 
Nun ist die Frage: Kannte man, als die Zehn Gebote und ihre Vorgänger in anderen Kulturen abgefasst wurden, überhaupt einen Unterschied zwischen morden und töten?
Zumindest im hebräischen gibt es den Unterschied. Töten, im allgemeinen Sinne von "das Leben nehmen" wäre "harag" (הרג), beim 5. Gebot wird aber eindeutig "ratsah" (רָצָה) verwendet, was unserer Definition von "morden", also nicht legitimisierten Tötens entspricht. Dabei muss das 5. Gebot noch nicht mal in der Auslegung gelesen werden, dass es nur im "privaten Bereich" Gültigkeit hat und nur eine Obrigkeit, in welchem Sinne auch immer, töten darf. Schließlich räumt die Tora auch ein ius talionis ein, welches sehr wohl auch für Privatpersonen Gültigkeit hat.
 
Zumindest im hebräischen gibt es den Unterschied. Töten, im allgemeinen Sinne von "das Leben nehmen" wäre "harag" (הרג), beim 5. Gebot wird aber eindeutig "ratsah" (רָצָה) verwendet, was unserer Definition von "morden", also nicht legitimisierten Tötens entspricht. Dabei muss das 5. Gebot noch nicht mal in der Auslegung gelesen werden, dass es nur im "privaten Bereich" Gültigkeit hat und nur eine Obrigkeit, in welchem Sinne auch immer, töten darf. Schließlich räumt die Tora auch ein ius talionis ein, welches sehr wohl auch für Privatpersonen Gültigkeit hat.

Damit ist das "reindichten, was man gerade braucht" wohl auszuschließen.
 
Nicht nur Mord setzt im allg. ein Motiv voraus, auch das Töten, siehe Sophokles. In der römischen und christlichen Geschichte verwischen sich diese beiden Begriffe vollständig.

Paul
 
Man kann auch fahrlässig töten, dann hat man kein Motiv. In älteren Rechtsordnungen wurde oft nicht zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit unterschieden; was zählte, war nur der "Erfolg", also dass jemand tot war.
 
Nicht nur Mord setzt im allg. ein Motiv voraus, auch das Töten, siehe Sophokles. In der römischen und christlichen Geschichte verwischen sich diese beiden Begriffe vollständig.
Nach der reinen Lehre braucht jedes menschliche Tun oder nicht Tun ein Motiv. Diese Feststellung bringt uns hier aber wohl kaum weiter.
 
Zurück
Oben