Unsere Mütter, unsere Väter

Wäre interessant, ob das in Großbritannien eine Debatte auslöst und wie die verläuft.

Wird sicherlich eine Debatte auslösen. Da gehe ich fest von aus. Geht man dort z.B. in eine Buchhandlung, so bekommt man den Eindruck, daß für die Briten die deutsche Geschichte lediglich aus den Jahren 1933 - 1945 besteht.

Ich denke, die Serie wird dort auf großes Interesse stossen.
 
Mich würde interessieren, wie hoch die Zuschauerzahlen sind.

Leider steht nicht da, zu welcher Zeit die Serie laufen soll, also zu bester Sendezeit oder als Spartenprogramm irgendwann gegen 23:00 Uhr.
 
Mich würde interessieren, wie hoch die Zuschauerzahlen sind.

Leider steht nicht da, zu welcher Zeit die Serie laufen soll, also zu bester Sendezeit oder als Spartenprogramm irgendwann gegen 23:00 Uhr.

Auf der Homepage der BBC ist nur eine kurze Ankündigung über den Kauf der Serie eingetragen (BBC - Media Centre - BBC Two to show ground-breaking German drama, Generation War und BBC News - German war drama to air on BBC Two), aber noch kein Ausstrahlungstermin genannt.

Weiß irgendjemand, ob die Serie eigentlich auch im russischen oder ukrainischen TV ausgestrahlt worden ist, und wie dort die Reaktionen waren?
 
Weiß irgendjemand, ob die Serie eigentlich auch im russischen oder ukrainischen TV ausgestrahlt worden ist, und wie dort die Reaktionen waren?
In Russland oder der Ukraine wird dieser als Geschichtsfälschung betrachtet. Mit einer Ausstrahlung ist wohl nicht zu rechnen.
Im Deutschlandfunk gab es im Mai ein Interview mit einem russischen Journalisten. Worüber ich ein wenig lachen musste: Die Helden der heiligen und siegbringenden Roten Armee werden anders dargestellt, als in den russischen Geschichtsbüchern. Was stimmt: Es gab in den Kampfeinheiten der Roten Armee keine weiblichen Offiziere.
Der Film wird in Russland als Schande gesehen.
 
Wäre interessant, ob das in Großbritannien eine Debatte auslöst und wie die verläuft.

Insbesondere einige Zeitungen (z. B. Daily Mail) wären da besonders interessant zu beobachten, die Artikel aber auch die Kommentierungen.


Mich würde interessieren, wie hoch die Zuschauerzahlen sind.

Leider steht nicht da, zu welcher Zeit die Serie laufen soll, also zu bester Sendezeit oder als Spartenprogramm irgendwann gegen 23:00 Uhr.

In den USA kommt sie im Frühjahr ins Kino, in GB soll sie dann auch im TV (als OmU) gezeigt werden.

In 82 Länder verkauft: "Unsere Mütter, unsere Väter" wird zum Export-Schlager - N24.de


Die in der polnischen Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Rolle der polnischen Heimatarmee in der Serie wird übrigens Gegenstand einer gerichtlichen Auseinandersetzung:

Polen klagen gegen ZDF-Film "Unsere Mütter, unsere Väter" | tagesschau.de
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Diskussion in der polnischen Öffentlichkeit scheint tatsächlich wesentlich facettenreicher, als das Diskussionen im Internet vermuten lassen. Man geht dort deutlich kritischer mit der Geschichte um. Hierbei scheint es auch einen Generationenkonflikt zu geben.
Aber wen wundert das, hat Polen doch 40 Jahre Diktatur hinter sich und auch in den folgenden drei Jahrzehnten diese Mythen eher gepflegt denn hinterfragt.

Die Heimatarmee ist dabei eine heilige Kuh. Sie wurde bereits zur Zeit der Diktatur von den Kommunisten verteufelt und verfolgt. Man bezeichnete die AK als Faschisten und Kollaborateure. Vielfach ist es gar nicht bekannt, daß noch mehrere Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, polnische Armee, Polizei und Miliz, zusammen mit sowjetischen Sicherheitskräften, einen Guerillakrieg gegen die AK führten. Ein weiterer Punkt ist das Verhalten der Polen gegenüber den Juden. Hier entwickelte sich zwei weitere Traditionen. Zum einen, daß Polen den Juden geholfen haben, selbst unter der Gefährdung des eigenen Lebens, denn die Hilfe für Juden stand im besetzten Polen unter Todesstrafe. Zum Anderen, daß Polen gleich viel oder sogar mehr unter der Nazidiktatur gelitten hätten als die Juden.

Die Polen stellen unter den "Gerechten unter den Völkern" mit 6394 die weitaus größte Gruppe. Deutsche sind mit 510 Personen deutlich darunter. Allerdings sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen, da es keine eindeutigen Kriterien für die Aufnahme gibt. Viele sind gar nicht aufgenommen, aus den unterschiedlichsten Gründen. Auch wenn ich mir jetzt Unmut zuziehen, man sollte auch nicht vergessen, daß die Ehre mit einer Vergütung und Rente verbunden ist. Diese Zahl wird häufig von Polen vorgebracht, um ihre Hilfe für die Juen zu bekräftigen. Andrzej Niziolek, "Polskie drzewka, Polskie tablicy", schrieb jedoch, daß wenn jeder Pole unter den Gerechten unter den Völkern einen Baum pflanzen würde, man einen kleinen Wald bekäme. Er schrieb aber weiter, daß wenn man für jeden Juden der von Polen denunziert oder ermordet wurde ebenfalls einen Baum pflanzen würde, man einen sicher ebendso großen Wald bekäme. Er setzt sogar noch einen darauf und rechnet vor, daß, wenn man die Zahl der jüdischen Einwohner eines Staates mit der Zahl der geretteten Juden in Verhältnis setzt, Polen die niedrigste Rate erhält. General Grot-Rowecki sagte schon 1941, daß Kriminalität in Polen weitverbreitet war, das sich ein regelrechtes Denunziationssystem entwickelte und Kollaboration mit den Deutschen weit verbreitet war.

Das widerspricht aber der offiziellen Geschichtsauffassung, wie sie zB von Bednarczyk propagiert wird, daß Polen keinen Quisling hatte, daß Polen niemals mit den Deutschen kollaborierten und daß, wenn es Szmalcownicy überhaupt gab, diese Litauer, Ukrainer, Weißrussen, Juden oder Volksdeutsche waren. Man darf sich also über die Entrüstung in bestimmten polnischen Kreisen nicht wundern.

Nun aber zur AK. Generell werden die Widerstandsbewegungen gegen die Nazis weitgehend positiv bewertet. Gerne stellt man besonders kühne Aktionen in den Vordergrund. Man darf aber eines nicht vergessen, heute würde man viele dieser Gruppen als Terroristen bezeichnen. Auch wenn ihr Widerstand gegen die Deutschen natürlich legitim war, die Mittel die angewandt wurden, waren es nicht. Und es ist auch nicht so, daß Deutsche Hauptziel von Anschlägen waren, schon gar nicht Soldaten. Vielfach waren es die eigen Landsleute, die Ziel waren, sei es weil sie kollaborierten oder auch nur der Kollaboration bezichtigt wurden und auch, wie sooft und überall, manchmal auch nur, weil man eine persönliche Rechnung begleichen wollte. Teilweise nutzte man auch die Nazis um sich konkurrierender Gruppen zu entledigen. Für die NSZ waren Juden und Kommunisten ebenfalls Feinde, man kollaborierte zB auch dazu mit den Deutschen. Auch die AK sah sich gezwungen in bestimmten Gebieten mit den Nazis zusammen zu arbeiten und erhielt Waffen von SS/SD, um gegen sowjetische und jüdische Partisanen vorzugehen. Bei militärischen Aktionen wurden ebenfalls alle Grenzen überschritten. Guerilla wie Nazis brannten Dörfer nieder, mordeten, raubten, vergewaltigeten. In der Summe kommt die AK sicher nicht in die Nähe der Nazis, das sollte klar sein. Schuldig macht es sie doch.

Aber ebend all dies ist nicht Teil der polnischen Tradition. Damit stehen sie aber nicht allein. Auch wir pflegten jahrzehnte das Bild der sauberen Wehrmacht und wenn ich an die Beteiligung der Polizei denke, dann ist eine öffentliche Debatte darüber in Deutschland ebenfalls noch nie in Gang gesetzt worden.

Deutschland und Deutsche sind die Hauptverantwortlichen für die Verbrechen während des 2. Weltkrieges. Vieles ist noch nicht genügend aufgearbeitet. Unsere Nachbarn nutzen aber die deutsche Schuld und Verantwortung vielfach, um eigene Schuld und Verantwortung zu negieren oder zumindest klein zu halten. Wenn nun gerade eine deutsche Fernsehproduktion daran rüttelt, ist die Entrüstung groß, vielleicht gerade, weil man sich ertappt fühlt.

Für Polen und andere Nachbarn sollte diese Produktion der Anlaß sein, die eigenen Mythen zu hinterfragen und über Bord zu werfen. Wir Deutsche sollten die Mitverantwortung anderer aber nicht nutzen, um unsere eigene Schuld und Verantwortung kleiner zu reden. Diese bleibt.
 
Beim Seoul International Drama Awards erhielt "unsere Mütter, unsere Väter" den "golden bird prize" in der Kategorie Mini-Series: Seoul International Drama Awards

ebenfalls gewann die Produktion auf dem Festival de la Fiction TV in La Rochelle den gefragten "Prix de la meilleure fiction européenne"

Quelle: Unsere Mütter, unsere Väter (BRD 2013) - Film | CineDat


Da muss die Konkurrenz aber schwach gewesen sein.

Die Übersicht, welche Preise in welcher Kategorie an welche Filmwerke in La Rochelle gegangen sind, ergibt sich aus der folgenden Seite:

"Falco", "Profilage" : le Palmarès de la 15ème édition du Festival de la Fiction de la Rochelle ! - News films Festivals - AlloCiné

Zu dem Festival als solchem siehe: Festival de la fiction TV - Wikipédia

Ich bin nun wirklich nicht der große Cinéast, aber dieses Festival hat m. A. sicherlich nicht die Bedeutung von Cannes oder Venedig, ist auch nicht die César-, Goldener Bär oder gar Oscar-Verleihung. Erstaunlich, dass ein deutscher (!!!) Film in Frankreich (!!!) mit englischem (!!!) Titel erscheint.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau genommen schreibt spiegel-online "...teils vernichtende Kritiken." und erwähnt auch eine positive npr-Kritik.
Besonders interessant finde ich diesen Satz in der NY Times "The chaste, self-sacrificing Aryans, the lieutenant and the nurse, though they are not without guilt, are the heroes of the story, just as they would have been in a German film made in 1943." Vielleicht muß ich mir den Film nochmal anschauen. Mir ist eine Heroisierung der beiden wohl entgangen. Und die Feststellung, daß beide die gleiche Heroifizierung erfahren, wie sie es in einem Ufa-Film von 1943 erfahren hätten, finde ich doch sehr gewagt.
 
Alles andere hätte mich, ehrlich gesagt, auch gewundert.
Ich warte auf die Kritiken aus dem Land der Briten, wo der Film dieses Jahr gezeigt werden soll. Sicher sparen sie nicht an Häme und Spott.

Aufgrund der Darstellung der polnischen Heimatarmee (AK), auf die wir hier schon im Forum eingegangen sind, gab es auch schon in GB Proteste seitens polnischer Organisationen. Die Ausstrahlung im britischen TV der Serie war laut einem Hinweis der BBC vom August für "later in 2013" vorgesehen. Im Spiegel-Online-Artikel wird für dieses Jahr die Serie auf BBC angekündigt.

Ob die Verzögerung der Ausstrahlung aufgrund der AK-Problematik erfolgt, vermag ich nicht einzuschätzen.

Übrigens ist die Serie schon Ende November 2013 auf RTE (öffentlich-rechtliches TV in Irland) gesendet worden: Generation War – TV Review | No More Workhorse

Unter "Unsere Mütter, unsere Väter" Reviews & Ratings - IMDb findet sich einiges an Nutzer-Bewertungen (einer weltweiten Zuschauerschaft) zu dem Film.
 
Genau genommen schreibt spiegel-online "...teils vernichtende Kritiken." und erwähnt auch eine positive npr-Kritik.
Besonders interessant finde ich diesen Satz in der NY Times "The chaste, self-sacrificing Aryans, the lieutenant and the nurse, though they are not without guilt, are the heroes of the story, just as they would have been in a German film made in 1943." Vielleicht muß ich mir den Film nochmal anschauen. Mir ist eine Heroisierung der beiden wohl entgangen. Und die Feststellung, daß beide die gleiche Heroifizierung erfahren, wie sie es in einem Ufa-Film von 1943 erfahren hätten, finde ich doch sehr gewagt.

Die New York Times bevorzugt wohl Filme wie "Der Soldat James Ryan". Da ist der amerikanische Soldat ein edler Held und der deutsche schlicht böse und hinterhältig. So passt alles ins Weltbild.

Sicher, Unsere Mütter, unsere Väter ist nicht perfekt, aber Heroisierung das ich nicht lache. Welchen Film haben die denn gesehen?
 
Genau genommen schreibt spiegel-online "...teils vernichtende Kritiken." und erwähnt auch eine positive npr-Kritik.
Besonders interessant finde ich diesen Satz in der NY Times "The chaste, self-sacrificing Aryans, the lieutenant and the nurse, though they are not without guilt, are the heroes of the story, just as they would have been in a German film made in 1943." Vielleicht muß ich mir den Film nochmal anschauen. Mir ist eine Heroisierung der beiden wohl entgangen. Und die Feststellung, daß beide die gleiche Heroifizierung erfahren, wie sie es in einem Ufa-Film von 1943 erfahren hätten, finde ich doch sehr gewagt.

Ich sehe die Serie auch eher kritisch, wobei ich mehr die narrativen Elemente schwach finde, als die aufgegriffenen historischen Themen. Leider fehlte den Machern insgesamt der Mut, die Hauptcharaktere "grauer" und realistischer aussehen zu lassen. In diesem Sinne finde ich die Krankenschwester sogar noch am besten gezeichnet. Obwohl sie wohl eigentlich als Sympathieträgerin gedacht ist - im Gegensatz zur leicht anrüchigen Sängerin - ist sie eigentlich am ehesten so etwas wie eine Mitläuferpersönlichkeit, während alle anderen Charaktere einen heroischen Dreh bekommen. Die Sängerin und der Kriegsverbrecher bekommen nämlich noch einen heldenhaften Tod auf den Leib geschrieben.

In der "Internet movie data base" wird "Unsere Mütter, unsere Väter" für eine deutsche Serie vergleichsweise intensiv rezensiert und diskutiert. Dies dürfte sich noch steigern, wenn sie in den USA und Großbritannien angelaufen ist.
Auch hier gibt es ein weites Spektrum von Meinungen, auch einige nichtdeutsche Benutzer finden sie gut. Allerdings scheint auch dort zu gelten, dass sie außerhalb Deutschlands kontroverser gesehen wird als innerhalb.
 
Die New York Times bevorzugt wohl Filme wie "Der Soldat James Ryan". Da ist der amerikanische Soldat ein edler Held und der deutsche schlicht böse und hinterhältig. So passt alles ins Weltbild.

Sicher, Unsere Mütter, unsere Väter ist nicht perfekt, aber Heroisierung das ich nicht lache. Welchen Film haben die denn gesehen?
Sehr interessant finde ich die Kritik der NYT über Inglorious basterds. Aus historischer Sicht läßt sich dort einiges bemängeln. Doch die NYT schreibt folgendes http://www.nytimes.com/2009/08/21/movies/21inglourious.html?pagewanted=all&_r=0. Dort werden massenhafz Deutsche hingemordet, skalpiert und gebrandmarkt. Doch das fazit der NYT ist, "The film’s most egregious failure — its giddy, at times gleeful embrace and narrative elevation of the seductive Nazi villain — can largely be explained as a problem of form." und "The problem is that by making the star attraction of his latest film a most delightful Nazi, one whose smooth talk is as lovingly presented as his murderous violence, Mr. Tarantino has polluted that love."
 
Ich sehe die Serie auch eher kritisch, wobei ich mehr die narrativen Elemente schwach finde, als die aufgegriffenen historischen Themen. Leider fehlte den Machern insgesamt der Mut, die Hauptcharaktere "grauer" und realistischer aussehen zu lassen. In diesem Sinne finde ich die Krankenschwester sogar noch am besten gezeichnet. Obwohl sie wohl eigentlich als Sympathieträgerin gedacht ist - im Gegensatz zur leicht anrüchigen Sängerin - ist sie eigentlich am ehesten so etwas wie eine Mitläuferpersönlichkeit, während alle anderen Charaktere einen heroischen Dreh bekommen. Die Sängerin und der Kriegsverbrecher bekommen nämlich noch einen heldenhaften Tod auf den Leib geschrieben.

In der "Internet movie data base" wird "Unsere Mütter, unsere Väter" für eine deutsche Serie vergleichsweise intensiv rezensiert und diskutiert. Dies dürfte sich noch steigern, wenn sie in den USA und Großbritannien angelaufen ist.
Auch hier gibt es ein weites Spektrum von Meinungen, auch einige nichtdeutsche Benutzer finden sie gut. Allerdings scheint auch dort zu gelten, dass sie außerhalb Deutschlands kontroverser gesehen wird als innerhalb.
Aus meiner Sicht, habe ich auch schon bessere Filme/Serien gesehen. Mich stört ein wenig, daß die Macher versuchen fast jedes Klichee zu bedienen. Dafür war meiner Meinung nach der Krieg zu lang, der Film zu kurz. Ich meine, ich habe es bereits erwähnt. Aber es ist natürlich auch wahnsinnig schwer so viele Themen und Geschehnisse zu zeigen, mit möglichst viel Grauen, aber mit Bedacht auf die Veröffentlichung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern und auf FSK 12.
 
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