Herkunft der Sumerer

Ich frage mich, ob die Alternative autochtone Entwicklung vs. Einwanderungshypothese nicht die Möglichkeit verstellt, die Vorstadien der Stadtkultur näher in den Blick zu nehmen; es ist ein sukkzessiver Prozeß mit der Besiedlung von den Bergländern aus.
Die Halaf und Samarra-Kultur werden heutzutage auch als eher zeitgenössisch mit den frühen Phasen von Eridu etwa angesehen - vgl. z. B. Geschichte Alt-Vorderasiens - Hans J Nissen - Google Books

Wie friedlich oder unfriedlich die Bevölkerungsgruppen der schriftlosen Halaf-, Samarra oder Obed-Kulturen waren, können wir überhaupt nicht sagen.

Grundsätzlich stimme ich in deiner Kritik überein, nur hier würde ich gerne ein wenig einhaken:
ein Indiz für kriegerische Auseinandersetzungen könnten immerhin Phänomene sein, die als sog. Zerstörungshorizonte bezeichnet werden - bekannt etwa aus der altgriechischen Frühgeschichte, die dort an die Frage der Einwanderung der sog. Indogermanen gebunden ist. Solche Horizonte hat man in der altmesopotamischen Frühgeschichte aber wohl überhaupt nicht entdecken können, was gemäß solch einer Logik bspw. gegen irgendwelche Einwanderungsthesen sprechen würde.
 
will die these mir weismachen das die indogermanen sich im altai von den "altaiern" trennten kurz nach zentral asien reisten, von dort nach europa von da zurück zum "iranischen hochland" und von dort wieder als iranische stämme in den altai? oder interpretiere ich da was falsch? :(

Ich denke mal, der Naturhistoriker Josef Reichholf hat sich in diesem Interview nur etwas unglücklich ausgedrückt. Er sagte:

Die Menschen sind an drei weit entfernten Orten sesshaft geworden: im fruchtbaren Halbmond mit der Gerste, in Nordostasien mit dem Reis und in Zentralamerika mit dem Mais. Wobei in Nordostasien Korea anfangs das Zentrum war. Spannend ist, was Sprachforschung und Genetik zutage gefördert haben: Die Völker in allen drei Regionen stammen von den Ural-Altaiern ab. In der Endphase der letzten Eiszeit, vor 15.000 bis 11.000 Jahren, spalteten diese sich in eine westliche und eine östliche Linie auf. Auf die westliche Linie gehen die Indo-Europäer, also auch die Völker des fruchtbaren Halbmondes zurück, auf die östliche die Mongolen und die Urvölker Amerikas. Sie können vor ihrer Trennung schon ein grundsätzliches Wissen über die Nutzung von Getreidepflanzen gehabt haben.

Meines erachtens wollte er damit sagen, dass sich von der "westlichen Linie" sowohl die Indoeuropäer als auch die Völker des fruchtbaren Halbmonds abzweigen, nicht aber, dass die Halbmond-Völker aus den Indoeuropäern hervorgingen. Was natürlich völliger Unsinn wäre.

Inwieweit Reichholfs Hypothese überhaupt stimmig ist, steht auf einem anderen Blatt.
 
Ja, so kann ein einzelner kleiner Buchstabe, ein einfacher Tippfehler vielleicht, den ganzen Sinnzusammenhang verändern und Diskussionen auslösen.
 
Meines erachtens wollte er damit sagen, dass sich von der "westlichen Linie" sowohl die Indoeuropäer als auch die Völker des fruchtbaren Halbmonds abzweigen, nicht aber, dass die Halbmond-Völker aus den Indoeuropäern hervorgingen. Was natürlich völliger Unsinn wäre.

Das ist ja nicht der einzige Unsinn.
Da bliebe immer noch die Behauptung, dass die Indoeuropäer von den Ural-Altaiern abstammen sollen.
Und natürlich auch die Ureinwohner Amerikas.
 
Das ist ja nicht der einzige Unsinn.
Da bliebe immer noch die Behauptung, dass die Indoeuropäer von den Ural-Altaiern abstammen sollen.

Es gibt Hypothesen von seriösen Wissenschaftlern, die eine gemeinsame Abstammung von Indoeuropäern und Uraliern von einer älteren Einheit postulieren. So schreibt der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann:

Das Indoeuropäertum entfaltete sich offensichtlich unter bestimmten sozioökonomischen Bedingungen aus einer älteren Einheit mit den Uraliern. Die Epizentren beider Populationen liegen im östlichen Europa und heben sich auf den genetischen Karten deutlich ab (Cavalli-Sforza 2000: 114, 117). [...]

Selbst wenn es keine zwingenden humangenetischen Gründe gäbe, die Urheimat der Indoeuropäer wie der Uralier in Osteuropa zu suchen, so drängt sich eine reine sprachliche Argumentation auf, die unzweifelhaft dafür spricht. Für den Wortschatz und die grammatischen Strukturen sowohl der indoeuropäischen als auch der uralischen Sprachen lassen sich konvergente Elemente rekonstruieren, die eindeutig nicht auf wechselseitiger Entlehnung beruhen, sondern für deren Existenz es nur eine sinnvolle Erklärung gibt: Es handelt sich um Konstituenten einer Urverwandtschaft zwischen beiden Sprachfamilien. [...]

Es ist anzunehmen, dass die Populationen, die indoeuropäische und uralische Sprachen sprachen, Tausende von Jahren nicht nur in Nachbarschaft, sondern auch in Kohabitaten lebten, bevor sich die Indoeuropäer zu ihren Migrationen aufmachten. [...]

(Harald Haarmann, Die Indoeuropäer. Herkunft, Sprachen, Kulturen, München 2010, S. 22 f.)
 
Es gibt Hypothesen von seriösen Wissenschaftlern, die eine gemeinsame Abstammung von Indoeuropäern und Uraliern von einer älteren Einheit postulieren.

Reichholf spricht von Ural-Altaiern, nicht von Uraliern.
Das ist nicht dasselbe.
Und die "Urvölker Amerikas" kann man erst recht nicht den Ural-Altaiern anhängen.
Das ist und bleibt alles Unsinn.


So schreibt der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann:
Das Indoeuropäertum entfaltete sich offensichtlich unter bestimmten sozioökonomischen Bedingungen aus einer älteren Einheit mit den Uraliern. Die Epizentren beider Populationen liegen im östlichen Europa und heben sich auf den genetischen Karten deutlich ab

Der Herr Haarmann meint also, die Epizentren der Indoeuropäer und Uralier anhand genetischer Karten "zwingend" nachweisen zu können.

Da kann man wohl kaum von wissenschaftlicher Seriosität reden.
 
zudem welche gene will er testen gehen wir davon au das iraner in den altai "stürmten" sich frauen namen und ihre frauen genommen wurden dann fragt sich was genau für gene die altaier überhaupt haben
 
zudem welche gene will er testen gehen wir davon au das iraner in den altai "stürmten"

Das mit den Altaiern ist nicht von Haarmann, sondern von Reichholf.
Der spricht aber von "Ural-Altaiern". So genau sollten wir schon sein.
Vielleicht meint er das hier.
Die ural-altaische Theorie wird heute von wissenschaftlicher Seite vollständig abgelehnt.



zudem welche gene will er testen
Gute Frage. Ich gehe aber mal stark davon aus, dass keiner von beiden irgendwelche Gene getestet hat. Weder von Uraliern noch von "Ural-Altaiern".
 
Das mit den Altaiern ist nicht von Haarmann, sondern von Reichholf.
Der spricht aber von "Ural-Altaiern". So genau sollten wir schon sein.
Vielleicht meint er das hier.





Gute Frage. Ich gehe aber mal stark davon aus, dass keiner von beiden irgendwelche Gene getestet hat. Weder von Uraliern noch von "Ural-Altaiern".

stimmt.



die frage bleibt und wird auch nicht verschwinden da die meisten türken die y haplogruppe R1a1 haben, (in allen Variationen) die verbreitetste in europa. was auf den ersten blick wie eine bestätigung wirken kann, kann aber auch damit begründet werden das iranische (indogermanische) völker in den altai ritten und dort ihr erbgut hinterließen. wobei ich bei genetischen untersuchungen immer skeptisch bin
 
Reichholf scheint in dem verlinkten Interview auch Jäger und Sammler (Wildbeuter) mit Nomaden zu verwechseln.

Sein Buch über das Bier als begünstigender Faktor der Sesshaftwerdung kann man aber empfehlen. Es ist anregend und flüssig zu lesen ;)
 
Der Herr Haarmann meint also, die Epizentren der Indoeuropäer und Uralier anhand genetischer Karten "zwingend" nachweisen zu können.

Vor allem begründet er seine Theorie auf dem Wege der Sprachanalyse.

Da kann man wohl kaum von wissenschaftlicher Seriosität reden.

Haarmann ist ein international angesehener Sprachforscher. Was seine Hypothesen zu den Indoeuropäern betrifft, kann man natürlich ganz anderer Meinung sein.
 
Vor allem begründet er seine Theorie auf dem Wege der Sprachanalyse.

Du hast doch gerade zitiert, wie er seine Theorie von den Epizentren begründet, nämlich mit angeblich "zwingenden humangenetischen Gründen"

Mit Sprachanalyse findet man keine geographischen Epizentren.

Man kann damit vielleicht herausfinden, ob die Sprecher in der Vergangenheit mal engeren Kontakt hatten.

Aber ob das in Skandinavien, an der Weichsel oder hinter dem Ural war, kann auch ein "international angesehener Sprachforscher" aus dem Wortschatz und den grammatischen Strukturen beim besten Willen nicht herauslesen.

Wer vorgibt, das zu können, verabschiedet sich damit aus der seriösen Wissenschaft.


Haarmann ist ein international angesehener Sprachforscher.
Zumindest laut Eigenwerbung. :D
 
Mit Sprachanalyse findet man keine geographischen Epizentren.

Man kann damit vielleicht herausfinden, ob die Sprecher in der Vergangenheit mal engeren Kontakt hatten.

Haarmann ist durchaus davon überzeugt, dass seine Sprachanalysen auf eine geografische Region hinweisen: Er sagt:

"Selbst wenn es keine zwingenden humangenetischen Gründe gäbe, die Urheimat der Indoeuropäer wie der Uralier in Osteuropa zu suchen, so drängt sich eine reine sprachliche Argumentation auf, die unzweifelhaft dafür spricht."

Ob man das nun akzeptiert oder nicht, steht auf einem anderen Blatt und darum ging es hier auch nicht.
 
Haarmann ist durchaus davon überzeugt, dass seine Sprachanalysen auf eine geografische Region hinweisen

Nur liefert er kein einziges Argument dafür.

Wer wissenschaftlich arbeiten will, muss Argumente für seine Thesen liefern.
Wer das nicht für nötig hält, verabschiedet sich aus der Wissenschaft.
 
Du glaubst aber nicht ernsthaft, dass du damit das Problem der umstrittenen Herkunft der Sumerer gelöst hast. Es ist höchstens eine weitere Hypothese.

Wo behaupte ich denn, dieses Problem "gelöst" zu haben, zumal es um die Herkunft der Sumerer in meinem von dir kommentierten Artikel doch gar nicht geht? Lediglich der vorausgehende kurze Bier-Artikel ist als beiläufiger Hinweis auf mögliche Herkunft zu verstehen, aber - wie darin schon gesagt - ohne jeden Anspruch auf "Lösung". Dass die Sumerer aus dem Iran kamen, wird von manchen Experten ohnehin behauptet, ich habe nur das Bier-Argument hinzugefügt.

Über die Religion vorsumerischer Völker oder Stämme können wir keine verlässliche Auskunft geben, da die Quellen viel zu dürftig sind.

Die Dürftigkeit der Quellen betone ich auch immer wieder, sie bedeutet aber nicht, dass wir überhaupt keine Schlüsse ziehen oder zumindest gut begründbare Thesen aufstellen dürfen. Wissenschaft erschöpft sich nicht in der Schwarzweißmalerei von Wissen und Nichtwissen, es gibt auch den Graubereich der Hypothesen, wobei die Grauwerte je nach Gewicht der Argumente von Fast-Schwarz bis fast Weiß reichen. Wichtig ist vor allem der Erklärungswert von Hypothesen, d.h. der Grad der Erklärbarkeit des Späteren, Gesicherten, durch das Frühere und Ungesicherte. Wer aus Angst vor Irrtum auf Hypothesen verzichtet, ist zwar auf der sicheren Seite, gehört aber nur zu den Mit- und Nachläufern der Wissenschaft, zu deren wichtigsten Strategien nun einmal auch die Hypothesenbildung gehört. Das gilt für Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft gleichermaßen. Sinn der Hypothesenbildung ist nicht nur die provisorische Erklärbarkeit des Gesicherten, sondern auch die Anregung zu weiterer Forschung.

Dazu auch:

Heuristik aus dem Lexikon - wissen.de | http://www.wissen.de/lexikon/heuristik

Heuristik ? Wikipedia

Was das sumerische Pantheon betrifft, so finden wir zahlreiche weibliche Gottheiten in wichtigen Funktionen. So die Göttin Nammu und die Erdgöttin Uras bei der Schöpfung, die Getreidegöttin Ninlil als Gemahlin des Luftgottes Enlil und auch die Unterweltsgöttin Ereskigal. Die Fruchtbarkeitsgöttin Inanna steht mit an der Spitze des sumerischen Götterhimmels.

Gut, dass du das hervorhebst, dann kann ich mir diese Arbeit ja sparen :) Was ich im vorigen Artikel allzu lapidar ausdrückte, kann ich hier etwas verfeinern: Die frühesten weiblichen Gottheiten Sumers kann man - vor allem was die Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Inanna betrifft - als Aneignungen von Göttinnen der Ubaid-Kultur ansehen, wie die Sumerer ja auch die Städte Ubaids übernommen hatten sowie deren Namen. Das "in" in "Inanna" ist wohl ein Kürzel von "nin" (Frau), das "anna" bedeutet Himmel. Laut Sumerologie ist "nin" (ein Namensteil bei vielen sumerischen Göttinnen) kein sumerisches Wort, sondern aus einer vorsumerischen Sprache entlehnt, also vermutlich aus der Sprache des eroberten Ubaid. Das weist darauf hin, dass die Sumerer in betreff Göttin nur unklare Vorstellungen hatten und dass sie ihre Göttinnen aus der unterworfenen Ubaidkultur übernahmen. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Sumerer zahlenmäßig gegenüber den Einheimischen vermutlich eine Minderheit bildeten und dass sie deswegen - und weil die Ubaidkultur ihrer eigenen zum Zeitpunkt der Unterwerfung hoch überlegen war (laut S.N. Kramer) - viele Merkmale der unterworfenen Kultur bestehen ließen.

Der Inanna-Tempel in Uruk war das Zentrum der lokalen Wirtschaftspolitik. Die Dominanz dieser Göttin im sumerischen Glauben zeigt sich u.a. darin, dass ihr unter allen Göttern die meisten Tempel gewidmet waren, und zwar in 13 sumerischen Städten. Andere Götter und Göttinnen genossen nicht diese universale Verehrung, am ehesten noch Enlil. Inanna war also prädestiniert dafür, die erste Großreichsgöttin zu werden, was unter dem Akkadier Sargon dann auch geschah, indem er bzw. seine Priesterschaft die urakkadische Kriegsgöttin Ischtar mit der sumerischen Inanna zu dem paradoxen Typus einer "Göttin der Liebe und des Kriegs" verschmolz. In dieser neuen Gestalt war Inanna die mächtigste Göttin des akkadischen Großreichs, und Sargon dankte ihr öffentlich für seine Siege, statt einem männlichen Gott. Zugleich war sie im Rahmen der "Heiligen Hochzeit", wie sie von den Königen der Ur-III-Zeit sowie der Isin-Zeit praktiziert wurde, die Königsmacherin, denn der König wurde erst ein solcher durch die sexuelle Vereinigung mit Inanna (wahrscheinlich durch eine Hohepriesterin repräsentiert).

Darin zeigt sich das Beharrungsvermögen der prähistorischen Vorstellung von einer allmächtigen weiblichen Gottheit. Obwohl in der sozialen Realität Sumers und Akkads längst der Mann das Sagen über die Frau hatte und Götter wie An und Enlil formal an der Spitze des Pantheons standen, bewahrte die religiöse Praxis noch lange die Überreste des alten Muttergöttin-Glaubens, wobei sich deren diverse Aspekte auf verschiedene sumerische Göttinnen verteilt hatten (du hast einige dieser Göttinnen schon genannt).

Es kann also also keine Rede davon sein, dass weibliche Gottheiten bei den Sumerern unterrepräsentiert waren.

Auch das habe ich mit keiner Silbe auch nur angedeutet. Ich debattiere wirklich gerne mit dir, habe aber die Bitte, mir keine Äußerungen unterzuschieben, die ich nicht gemacht habe. Ich hatte nur betont, dass die Sumerer ein größeres Gewicht auf männliche Götter legten als die Bewohner der Ubaid-Kultur und dass diese Götter teilweise sehr kriegerisch waren. Beides trifft auch zu.

Die Sumerer waren weder besonders kriegerisch noch besonders unkriegerisch...

Dass die Sumerer überaus kriegerisch waren, ist z.B. Samuel N. Kramers entschiedene Auffassung, und er war einer der größten Sumerologen des 20. Jh. Ich hätte das vielleicht erwähnen sollen, jetzt ist´s geschehen. Neben den Indoeuropäern, welche Europa im 4. Jt. eroberten, waren es die Sumerer, welche als erstes Volk überhaupt Krieg führte und Menschen in größerer Anzahl systematisch tötete. Die Ubaid-Kultur kannte dagegen überhaupt keine Waffen außer denen für die Tierjagd. Wie kann man da behaupten, die Sumerer seien in puncto Gewaltanwendung durchschnittlich gewesen (was du oben ja sinngemäß andeutest?)

Die zahlreichen Stadtstaaten bekämpften sich häufig und es ging dabei - wie das bei solchen politischen Systemen üblich ist - um Machterweiterung. Das ist aber nun keine spezielle Eigenart der Sumerer, sondern fand auch in nachfolgenden mesopotamischen bzw. babylonischen Kulturen statt.

Eben - in den nachfolgenden Kulturen. Diese waren durch die sumerische Kultur natürlich wesentlich geprägt, das ist doch klar. Auf der sumerischen Kriegskultur basieren alle folgenden Kulturen Mesopotamiens, also auch deren kriegerische Aspekte. Es gab im 4. Jt., als die Sumerer Ubaid eroberten, im orientalischen Umfeld aber kein anderes Volk mit kriegerischer Gesinnung.

Wie friedlich oder unfriedlich die Bevölkerungsgruppen der schriftlosen Halaf-, Samarra oder Obed-Kulturen waren, können wir überhaupt nicht sagen.

Das können wir durchaus, denn die Archäologen haben weder Kriegswaffen noch Nachweise für kriegerische Handlungen in jenen Kulturen finden können. Daraus ist zu schließen, dass sie unkriegerisch waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die frühesten weiblichen Gottheiten Sumers kann man - vor allem was die Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Inanna betrifft - als Aneignungen von Göttinnen der Ubaid-Kultur ansehen, wie die Sumerer ja auch die Städte Ubaids übernommen hatten sowie deren Namen. Das "in" in "Inanna" ist wohl ein Kürzel von "nin" (Frau), das "anna" bedeutet Himmel. Laut Sumerologie ist "nin" (ein Namensteil bei vielen sumerischen Göttinnen) kein sumerisches Wort, sondern aus einer vorsumerischen Sprache entlehnt, also vermutlich aus der Sprache des eroberten Ubaid. Das weist darauf hin, dass die Sumerer in betreff Göttin nur unklare Vorstellungen hatten und dass sie ihre Göttinnen aus der unterworfenen Ubaidkultur übernahmen. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Sumerer zahlenmäßig gegenüber den Einheimischen vermutlich eine Minderheit bildeten und dass sie deswegen - und weil die Ubaidkultur ihrer eigenen zum Zeitpunkt der Unterwerfung hoch überlegen war (laut S.N. Kramer) - viele Merkmale der unterworfenen Kultur bestehen ließen.

Es gibt also diese Zerstörungshorizonte, von denen ich in einem Beitrag behauptet habe, daß sie für die frühsumerische Zeit nicht nachgewiesen worden seien? Oder hat man nur mehr Waffenwerk gefunden? Kannst du die Fundstellen benennen?
Ebenso überrascht mich, daß Inanna keine originäre Venus-Göttin der Sumerer sein soll. Was bezeugt die Lehnwortidentifizierung für die Frühzeit?
 
Gut, dass du das hervorhebst, dann kann ich mir diese Arbeit ja sparen :) Was ich im vorigen Artikel allzu lapidar ausdrückte, kann ich hier etwas verfeinern: Die frühesten weiblichen Gottheiten Sumers kann man - vor allem was die Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Inanna betrifft - als Aneignungen von Göttinnen der Ubaid-Kultur ansehen, wie die Sumerer ja auch die Städte Ubaids übernommen hatten sowie deren Namen.

Es besteht kein Grund, die Göttin Inanna ausgerechnet der Obed-Kultur zuzurechnen. Es gibt die Dame seit den allerersten Schriftquellen, sodass ihre Existenz vermutlich weit in die Vergangenheit zurückreicht und ihr Ursprung für uns gar nicht mehr fassbar ist. Und wenn du von "Aneignung" sprichst, so gehst du von einer Einwanderung der Sumerer im 4. Jahrtausend aus, was ebenfalls Hypothese oder besser Spekulation ist.

Das "in" in "Inanna" ist wohl ein Kürzel von "nin" (Frau), das "anna" bedeutet Himmel. Laut Sumerologie ist "nin" (ein Namensteil bei vielen sumerischen Göttinnen) kein sumerisches Wort, sondern aus einer vorsumerischen Sprache entlehnt, also vermutlich aus der Sprache des eroberten Ubaid. Das weist darauf hin, dass die Sumerer in betreff Göttin nur unklare Vorstellungen hatten und dass sie ihre Göttinnen aus der unterworfenen Ubaidkultur übernahmen. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Sumerer zahlenmäßig gegenüber den Einheimischen vermutlich eine Minderheit bildeten und dass sie deswegen - und weil die Ubaidkultur ihrer eigenen zum Zeitpunkt der Unterwerfung hoch überlegen war (laut S.N. Kramer) - viele Merkmale der unterworfenen Kultur bestehen ließen.

Du entwirfst hier ein Szenario, das in keiner Weise belegbar ist. Einige gehen davon aus, dass die Namen einiger sumerischer Städte vorsumerisch Namen tragen. Das würde in der Tat bedeuten, dass die Sumerer irgendwann - vermutlich im 4. Jahrtausend v. Chr. - eingewanmdert sind. Diese Auffassung wird jedoch keineswegs von der gesamten Forschung geteilt. Es ist ebenfalls möglich, dass Südmesopotamien multiethnisch organisiert war, sich schließlich die Sumerer durchsetzten und andere Bevölkerunsgruppen assimilierten. Ob die Namen einiger Städte wirklich vorsumerisch sind, ist ebenfalls umstritten.

Das alles würde bedeuten, dass die Sumerer autochthon waren, wie auch andere Bevölkerungsgruppen in diesem Raum, die mit ihnen zusammen lebten. Eine dieser ethnisch unbekannten Gruppen dominierte und benannte verschiedene Orte, die später zu Städten wurden. Auch so ließe sich die Situation im Süden Mesopotamiens erklären. Dennoch: Über Hypothesen kommt man nicht hinaus.

Die Sumerer sind friedlich aus der Obed-Zeit herausgewachsen, denn die Uruk-Zeit knüpft bruchlos an sie an. Die in der Obed-Zeit ergrabenen ersten Tempel - Saalhäuser auf künstlichen Aufschüttungen - entwickeln sich beim Übergang zur Uruk-Zeit organisch zu den bekannten Stufentempeln. Es scheint sicher, dass sich zur Obed-Zeit eine politisch-kultische Führungsschicht herausgebildet hatte, deren Aufgaben und Organisation wir freilich nicht kennen.
 
Neben den Indoeuropäern, welche Europa im 4. Jt. eroberten, waren es die Sumerer, welche als erstes Volk überhaupt Krieg führte und Menschen in größerer Anzahl systematisch tötete. Die Ubaid-Kultur kannte dagegen überhaupt keine Waffen außer denen für die Tierjagd.
Wie will man einer Waffe zuverlässig ansehen, ob sie nur für die Jagd auf Tiere oder auch für die auf Menschen verwendet wurde?

Was die so unkriegerischen Menschen der Frühzeit betrifft: In Nubien wurde ein in die Zeit zwischen 12.000 und 4.500 v. Chr. datiertes Grab mit 59 Skeletten gefunden, von denen an 24 Spuren von Verletzungen festgestellt werden konnten; auch Reste von Pfeilspitzen wurden gefunden. Sieben Skelette hatten gebrochene Arme, als hätten sie Schläge abzuwehren versucht. Das alles spricht schon sehr dafür, dass es sich um Opfer einer kriegerischen Auseinandersetzung handelte.
 
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