Herkunft der Sumerer

Ich möchte ravenik da beipflichten: Frühe Kulturen, die uns wenig bis nichts Schriftliches hinterlassen haben, werden immer wieder gerne als Projektionsflächen unserer Vorstellungen missbraucht, wie die Welt sein sollte. Eine objektive Betrachtung der vorliegenden archäologischen Kultur ist das dann aber nicht. Das andere Extrem ist der Primitivismus.
 
Es besteht kein Grund, die Göttin Inanna ausgerechnet der Obed-Kultur zuzurechnen. Es gibt die Dame seit den allerersten Schriftquellen, sodass ihre Existenz vermutlich weit in die Vergangenheit zurückreicht und ihr Ursprung für uns gar nicht mehr fassbar ist. Und wenn du von "Aneignung" sprichst, so gehst du von einer Einwanderung der Sumerer im 4. Jahrtausend aus, was ebenfalls Hypothese oder besser Spekulation ist.

Es erscheint mir aber ebenso spekulativ zu behaupten, daß Inanna "weit in die Vergangenheit zurückreicht", auch wenn 3000 v. Ztr. ein beachtliches Alter ist - wenn die Datierung der Vase aus Alabaster (und ihre Zuordnung) aus Uruk IIIa noch aktuell ist: Google-Ergebnis für http://www.matrifocus.com/IMB05/images/warka-comp.JPG
Welche Argumente lägen also also deiner Spekulation zugrunde?
 
Es erscheint mir aber ebenso spekulativ zu behaupten, daß Inanna "weit in die Vergangenheit zurückreicht", auch wenn 3000 v. Ztr. ein beachtliches Alter ist - wenn die Datierung der Vase aus Alabaster (und ihre Zuordnung) aus Uruk IIIa noch aktuell ist: Google-Ergebnis für http://www.matrifocus.com/IMB05/images/warka-comp.JPG
Welche Argumente lägen also also deiner Spekulation zugrunde?

Inanna zählt zu den zentralen Gottheiten Mesopotamiens und wurde bereits zur Uruk-Periode (etwa von 4000-3100 v. Chr.) mit der Stadt Uruk verbunden. Sie wird also nicht erst in dieser Zeit ihren Ursprung haben. Als Symbol der Fruchtbarkeit gab es die Große Göttin sicher schon seit den Anfängen des Neolithikums, also zu jener Zeit, als die Menschen begannen Felder zu bestellen und ihre Existenz vom Wachsen und Gedeihen der Feldfrüchte abhing.
Ob die Göttin schon damals den Namen "Inanna" trug und wann sie diesen erwarb, ist nicht mehr zu entscheiden.
 
Ich bin so frei, eine Serie von Inanna-Specials (3 oder 4 Folgen) zwischenzuschalten, zu der ergänzende oder kritische Beiträge erwünscht sind. Hier ist die erste Folge:

Inanna zählt zu den zentralen Gottheiten Mesopotamiens und wurde bereits zur Uruk-Periode (etwa von 4000-3100 v. Chr.) mit der Stadt Uruk verbunden. Sie wird also nicht erst in dieser Zeit ihren Ursprung haben. Als Symbol der Fruchtbarkeit gab es die Große Göttin sicher schon seit den Anfängen des Neolithikums, also zu jener Zeit, als die Menschen begannen Felder zu bestellen und ihre Existenz vom Wachsen und Gedeihen der Feldfrüchte abhing.

Ob die Göttin schon damals den Namen "Inanna" trug und wann sie diesen erwarb, ist nicht mehr zu entscheiden.

Gegen diese Darstellung ist aus meiner Sicht nichts einzuwenden, abgesehen vom letzten Satz (das "damals" beziehe ich auf die "Anfänge des Neolithikums"), denn die Frage, ob die prähistorische ´Große Göttin´ schon um 10.000 vuZ "Inanna" hieß, kann nur verneint werden. Zudem repräsentiert Inanna diese ´Universalgöttin´ nicht im vollen Umfang, nämlich nicht unter dem Mutteraspekt. Dieser war vielmehr ein Charakteristikum von Göttinnen wie Ningal und Ninhursag.

Was Uruk betrifft, gilt es als fast sicher, dass die Stadt das Zentrum der beginnenden sumerischen Kultur war. Dort fanden sich auch die frühesten bekannten Keilschrifttafeln. Inanna dominierte den lokalen und regionalen Götterkult bei weitem; ihr Name ist in erhaltenen Texten reichlich dokumentiert, andere Götternamen dagegen nur sehr spärlich. Ob der Gott An schon um 3000 im Weißen Tempel in Uruk verehrt wurde, ist fraglich, er taucht in schriftlicher Darstellung erst um 2500 auf, also viel später. Entsprechende Angaben in der Sumerliteratur sind mit Vorsicht zu genießen. Völlig falsch sind natürlich Angaben, die Inanna mit Ischtar schon für die Zeit um 3000 gleichsetzen. Ischtar ist eine akkadische Kriegsgöttin und wurde mit Inanna erst um 2300 verschmolzen, z.B. in den literarisch höchst bedeutenden Texten der Sargon-Tochter und Nanna-Hohepriesterin Enheduanna, wobei die Verschmelzung einer lebenstiftenden Göttin mit einer (ursprünglich männlichen!!) Kriegsgöttin allerdings eine Pervertierung bedeutet, die der imperialen Ideologie des sargonischen Reiches Rechnung trug (dazu mehr im nächsten "Inanna Special").

Was den Namen "Inanna" (In-ana) betrifft, kann man davon ausgehen, dass er aufgrund des sumerischen Wortes "ana" erst nach der Übernahme Uruks durch die Sumerer entstanden sein kann, also, je nach Datierung dieses Ereignisses, frühestens ab Mitte des 4. Jt., vermutlich aber später, je nachdem, wann die Astralisierung Inannas, also ihre Identifizierung mit der Venus, einsetzte. Laut Sumerologie gingen "In-ana" andere Formen wie "Innin", "In-nin", "In-ni-na" (alle mit vorgestelltem Götterdeterminativ) in einer Phase voraus, als die Göttin noch nicht mit dem Venusgestirn assoziiert wurde, sondern ausschließlich mit Fruchtbarkeit. Die astrale Assoziation liegt späteren Namensgestaltungen zugrunde, wie z.B. "Nin-an-na", "Nin-na-an-na", "Gaschan-an-na" (alle = Herrin des Himmels bzw. der Himmel) oder "Nin-si-an-na" (strahlende Herrin des Himmels). Darüber hinaus gab es auch eine "Inana-kur" (in sumerologischer Übersetzung: ´Inanna der Unterwelt´, wobei ´kur´ eigentlich ´Berg´ bedeutet), welche die einzige Erscheinungsform der Göttin war, der keine Opfer dargebracht wurden.

Die ersten bildlichen Repräsentationen Inannas gegen Ende des 4. Jt. fallen in zwei Kategorien: a) anthropomorphe Darstellungen auf Siegeln und Keramiken ohne astrale Attribute (z.B. die bekannte Uruk-Vase um 3200, siehe Bild 1), also ausschließlich im Kontext der Verehrung als Fruchtbarkeitsgöttin, und b) piktographische Texte mit Sternzeichen und Zeichen für Sonnenauf- und -untergang neben dem Symbol der Inanna. Das piktographische Inanna-Symbol ist ein ´Schilfringbündel´ (siehe Bild 2) und repräsentierte als Figur die Göttin bei Prozessionen, z.B. auf Schiffen. Das aus diesem Symbol hervorgegangene Keilschriftzeichen (ab Uruk IV) wird (ungefähr) "musch" ausgesprochen und wurde ausschließlich verwendet, um Inanna zu bezeichnen. Ab Uruk III wird das Zeichen mit einem Stern ergänzt. Unentscheidbar ist, ob der Stern als Götterdeterminativ zu werten ist oder als Hinweis auf Inannas astrale Natur, d.h. ihre Identität mit der Venus. Da das Sternzeichen auch als Götterdeterminativ (unabhängig von einer Astralisierung) aufgefasst werden kann, ist für diese Zeit (Ende des 4. Jt.) eine Assoziation Inannas mit der Venus und somit ihre Verehrung als Himmelsgöttin zwar möglich, aber nicht gesichert. Die führende Expertin für die Schrift des archaischen Uruk, Krystyna Szarzynska, bevorzugt die astrale Bedeutung des Sterns (d.h. die Identifikation von Inanna und Venus), wenn die Zeichen für Sonnenauf- und -untergang beigefügt sind, die im Inanna-Kontext auf den Auf- und Untergang der Venus hindeuten. Demzufolge wurde Inanna schon Ende des 4. Jt. als Himmelsgöttin verehrt. G.E. Kurtik dagegen hält es für möglich, dass (zu dieser Zeit) der Stern ein Götterdeterminativ ist und die Sonnenauf- und -untergangssymbolik ledigllich ein Hinweis auf die Tageszeiten der Inanna-Feste ist (die entweder am Morgen oder am Abend stattfanden).

Mit dem Ende der Frühdynastischen Zeit (um 2300, als Sargon sein akkadisches Reich errichtet) endet auch die Darstellung Inannas durch das ´Schilfringbündel´-Zeichen (musch). Von da an wird sie entweder anthropomorph dargestellt und/oder mit einem zumeist achtstrahligen Stern, dem a) eine Mondsichel und b) eine Sonnenscheibe beigeordnet sind.

Beispiele:

Bild 3 (akkadisches Siegel): Hier steht (vermutlich) Inanna mit Flügeln, die auf den himmlischen Kontext ihres Trägers hinweisen, auf einem Berg. Schräg unter ihr erscheint mit einer Säge in der Hand der Sonnengott Utu.

Bild 4 (akkadisches Siegel): Hier sitzt Inanna auf einem Löwen; neben ihr erscheinen - von oben nach unten - die Sonnenscheibe, die Mondsichel und der Stern (im unteren Teil acht-, im oberen Teil siebenstrahlig).

Fazit:

Auch wenn es Hinweise auf Inannas Status als Himmelsgöttin schon um die Wende des 4. zum 3. Jt. gibt, liegen unbezweifelbare astrale Darstellungen doch erst ab Mitte des 3. Jt. vor. Man kann davon ausgehen, dass zunächst die größten Himmelskörper mit Göttern assoziiert wurden, also die Sonne mit Utu (akkadisch: Schamasch), der Mond mit Nanna (akkadisch: Sin) und die Venus mit Inanna (akkadisch: Ischtar). Daraus folgt, dass die Identifizierung von Götten mit Himmelskörpern (Astralisierung) in Sumer wahrscheinlich erst ab dieser Zeit erfolgte.

Kosmologischer Kontext:

Die sumerische Kosmologie kann nur mosaikhaft aus diversen mythologischen Darstellungen zu einem Ganzen zusammengesetzt werden. Demzufolge bildet das Wasser (Urmeer) den absoluten, nicht weiter hinterfragten Anfang. Innerhalb dieses Meeres entsteht Himmelerde (anki), das eigentliche Universum. Die Erde ist eine flache Scheibe, über der sich die Himmelskuppel spannt, vermutlich in metallischer Materialität, evt. Zinn (= sumerisch: "himmlisches Metall"). Der Raum zwischen Erde und Himmel (unsere Atmosphäre) wird von ´Wind´ (sumerisch: lil = auch Atem, Luft) ausgefüllt. Die Himmelskörper (Sonne, Mond, Planeten, Sterne) bestehen aus dem gleichen Stoff wie die Atmosphäre, haben aber die Eigenschaft der Leuchtkraft. In Bewegung und Funktion gesetzt und gehalten wird das komplexe Gebilde durch die unsichtbaren und unsterblichen menschengestaltigen Götter (sumerisch: ´dingir´), im einzelnen zuständig für Himmel, Erde, Sterne, Naturgewalten, Flüsse, Berge, Steppen, Staaten, Städte, Felder, Farmen, Pflüge, Äxte usw. usf.
 

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Wie Dieter schon bemerkte, ist das Thema voll von Interpretationen, die wiederum an dem Problem hängen, Inschriften und Darstellungen im Kontext der zivilisatorischen Entwicklungen inkl. Überschichtungen zu deuten.

"Despite their notoriety, these goddesses present an enigma. Controversy surrounds the figures of Inanna and Ishtar both in scholarly and popular literature. Although there is consensus concerning the factual evidence, scholars differ greatly on the interpretation of that evidence. The etymology of their names, their genealogy, consorts, children, and manifestations are all unsettled and debatable topics. When looking at Inanna/Ishtar’s variety of contradictory traits, it seems as if one is peering through a kaleidoscope which sees diffused and shifting patterns of the goddess’ manifestations. Each turn of the kaleidoscope comes from a different type of literature, from a different time, and reveals different patterns."
Inanna and Ishtar in the Babylonian world (Joan Goodnick Westenholz) in: Leick, The Babylonian World, Aufsätze zu Religion.

Das beschriebene "Kaleidoskop" schließt aus, sozusagen allgemeingültige Interpretationen über Zeiträume und Örtlichkeiten der Darstellung hinweg und ohne Berücksichtigung von Überschichtungen vorzunehmen. Die Darstellung von Westenholz ist natürlich nur als Überschrift gedacht, und wird dann weiter aufgerissen:
- mythologisches Erscheinen
- theologische Einordnungen
- Royale Rhetorik
- literarische Darstellungen
- rituelle Orientierung
- sexuelle Orientierung.

Insbesondere ist hier völlig offen, was die diversen Überschichtungen anderer religiöser Darstellungen zu bedeuten haben.

Mindestens sind mal die Kontroversen auf allen Ebenen in der Literatur zu erwähnen, um den Eindruck zu verhindern, hier könne man quasi mit dem Messer einen Konsens scharf nachzeichnen.
 
Wie Dieter schon bemerkte, ist das Thema voll von Interpretationen, die wiederum an dem Problem hängen, Inschriften und Darstellungen im Kontext der zivilisatorischen Entwicklungen inkl. Überschichtungen zu deuten.

Das ist sicher jedem klar, der sich mit dem Thema beschäftigt. Wenn der Agnostizmus aber so weit führt wie z.B. hier:

Ich möchte ravenik da beipflichten: Frühe Kulturen, die uns wenig bis nichts Schriftliches hinterlassen haben, werden immer wieder gerne als Projektionsflächen unserer Vorstellungen missbraucht, wie die Welt sein sollte. Eine objektive Betrachtung der vorliegenden archäologischen Kultur ist das dann aber nicht. Das andere Extrem ist der Primitivismus.

... dann spiele ich das nicht mit. Hier habe ich den Eindruck, dass genau dann mit "Nichts Genaues wissen wir nicht" argumentiert wird, wenn Erkenntnisse oder Hypothesen abgewehrt werden sollen, die dem subjektiven Gefühl widerstreben. Für viele Männer ist es halt eine unangenehme Vorstellung, dass die Frauen in der Prähistorie eine ganz andere Rolle spielten als später in der historischen Zeit. Erst ab Urukagina wendet sich das Blatt endgültig gegen die Frauen; der Mann ist z.B. gesetzlich legitimiert, seiner Frau die Zähne einzuschlagen, wenn sie etwas sagt, das ihm nicht gefällt. Auf diese Entwicklung werde ich auch noch näher eingehen.
Inanna and Ishtar in the Babylonian world (Joan Goodnick Westenholz) in: Leick, The Babylonian World, Aufsätze zu Religion.

Joan Goodnick Westenholz´ Aufsatz über "Inanna and Ishtar in the Babylonian World" liegt mir vor, ich habe mich u.a. auch darauf gestützt.

Das beschriebene "Kaleidoskop" schließt aus, sozusagen allgemeingültige Interpretationen über Zeiträume und Örtlichkeiten der Darstellung hinweg und ohne Berücksichtigung von Überschichtungen vorzunehmen.

Was mich betrifft, habe ich hinreichend auf die Möglichkeit unterschiedlicher Interpretationen hingewiesen und werde auch weiterhin darum bemüht sein. Die Vielschichtigkeit der Inanna-Figur und die immer auch politischen Motive ihrer mythischen Gestaltung hervozuheben, ist ja gerade der Sinn meiner Beiträge. Schon der nächste Artikel wird auf die politische Funktion der Inanna- bzw. Inanna/Ischtar-Figur eingehen. Der übernächste dann auf einen speziellen Aspekt dieser Funktion im Kontext der ´Heiligen Hochzeit´, da bin ich mit Material gut gerüstet.

- mythologisches Erscheinen
- theologische Einordnungen
- Royale Rhetorik
- literarische Darstellungen
- rituelle Orientierung
- sexuelle Orientierung

Alles schon längst auf der Agenda, keine Sorge.

Mindestens sind mal die Kontroversen auf allen Ebenen in der Literatur zu erwähnen, um den Eindruck zu verhindern, hier könne man quasi mit dem Messer einen Konsens scharf nachzeichnen.

Soweit mir diese Kontroversen bekannt sind, werde ich darauf hinweisen. Dieser Pluralismus schließt aber nicht aus, dass es gültige Basismuster gibt, die man nicht wegdiskutieren kann, ohne in Beliebigkeit zu verfallen. Dazu gehört, dass Inanna - wie auch alle anderen Götter und Göttinnen der sumerischen und postsumerischen Zeit - vornehmlich eine politische Funktion erfüllt. Unterschlägt man diese oder vernachlässigt sie auch nur, verkommt Religionswissenschaft zur Schöngeisterei.
 
Zuletzt bearbeitet:
In kritischer Absicht finde ich dein 1. Inanna-Spezial so weit auch ausgewogen; leider hatte er meine eigene (sprachhistorische) Frage noch nicht beantwortet (oder ich habe sie nicht verstanden), ebenso wie mir Dieters Anwort, die du mit gutem Grund kritisierst, mir eigentlich nicht hinreichte, was ein vermeintliches Alter der Verehrung betraf; aber ich wollte da nicht so drauf rumreiten und hab's ignoriert.
Wie dem auch sei, hatte ich einmal (vermutlich bei Selz) von einem Hinweis auf einen Urkundentext aus dem frühen Uruk (Stufe III b - http://de.wikipedia.org/wiki/Ğemdet_Nasr-Zeit#Chronologie) gelesen, in dem Innana bereits als astrale Gottheit erscheint, was meiner gegenwärtig flüchtigen Beschäftigung mit dem Thema zu deiner Darstellung im Konflikt stehen würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist sicher jedem klar, der sich mit dem Thema beschäftigt. Wenn der Agnostizmus aber so weit führt wie z.B. hier:



... dann spiele ich das nicht mit. Hier habe ich den Eindruck, dass genau dann mit "Nichts Genaues wissen wir nicht" argumentiert wird, wenn Erkenntnisse oder Hypothesen abgewehrt werden sollen, die dem subjektiven Gefühl widerstreben. Für viele Männer ist es halt eine unangenehme Vorstellung, dass die Frauen in der Prähistorie eine ganz andere Rolle spielten als später in der historischen Zeit.

Das ist es ja gerade: ohne Schriftquellen haben wir nix verlässliches. Das hat nichts mit Agnostizismus zu tun sondern mit einem seriösen Umgang mit archäologischen Quellen und dem was sie uns sagen können oder eben auch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist sicher jedem klar, der sich mit dem Thema beschäftigt. Wenn der Agnostizmus aber so weit führt wie z.B. hier:

... dann spiele ich das nicht mit. Hier habe ich den Eindruck, dass genau dann mit "Nichts Genaues wissen wir nicht" argumentiert wird, wenn Erkenntnisse oder Hypothesen abgewehrt werden sollen, die dem subjektiven Gefühl widerstreben. Für viele Männer ist es halt eine unangenehme Vorstellung, dass die Frauen in der Prähistorie eine ganz andere Rolle spielten als später in der historischen Zeit.
Ich muss da El Quijote beipflichten. Mich stört es generell, wenn (durch Mangel an Quellen verursachter) Mangel an Wissen mit Spekulationen, Rückprojektionen oder Wunschvorstellungen kompensiert wird - egal ob es um ein vorgeschichtliches Matriarchat geht oder die Götter der Teutonen oder die Verfassung Roms in der Königszeit.

Und leider ist es halt so, dass gerade die Vorgeschichte für allerhand Wunschvorstellungen herhalten muss, egal ob Höhlenmalereien zwecks Jagdzauber, Muttergöttinnen, ein Matriarchat, eine gewaltlose und/oder egalitäre Gesellschaft, Leben in Harmonie mit der Natur oder was auch immer. Zwar lässt sich mangels Quellen nichts davon beweisen, aber praktischerweise auch nicht oder nur teilweise widerlegen. Somit kann man die Vorgeschichte nach Belieben als Muster und Vorbild heranziehen für eine Gesellschaft, wie man sie sich wünscht, und als "Beweis", dass sie tatsächlich funktionieren kann, weil sie ja schon mal funktioniert hat ...
Für manche ist es halt eine unangenehme Vorstellung, dass die Frauen in der Prähistorie vielleicht schon dieselbe Rolle spielten wie später in der historischen Zeit oder dass die Menschen vielleicht immer schon gerne auf Gewalt zur Problem"lösung" setzten oder immer schon manche wohlhabender als andere waren oder ...
 
Das ist sicher jedem klar, der sich mit dem Thema beschäftigt. Wenn der Agnostizmus aber so weit führt wie z.B. hier:
Prima. Mir war nur wichtig, das festzustellen, da ja Anregungen gefragt waren.
Der Bezug der Herausbildung eines Pantheons, der Synkretismus, die Überschichtungen, sollte eben als Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen gesehen werden, was einen Rückbezug der Mythen vor die ersten Aufzeichnungen erstmal ausschließt.

...unangenehme Vorstellung, dass die Frauen in der Prähistorie eine ganz andere Rolle spielten als später in der historischen Zeit. Erst ab Urukagina wendet sich das Blatt endgültig gegen die Frauen; der Mann ist z.B. gesetzlich legitimiert, seiner Frau die Zähne einzuschlagen, wenn sie etwas sagt, das ihm nicht gefällt. Auf diese Entwicklung werde ich auch noch näher eingehen...
Das wirkt auf mich wie ein klassischer Zirkelschluss. Es wird etwas als Feststellung präsentiert, und danach werden Interpretationen geliefert, die als Begründungen herhalten sollten.

Joan Goodnick Westenholz´ Aufsatz über "Inanna and Ishtar in the Babylonian World" liegt mir vor, ich habe mich u.a. auch darauf gestützt.
Hätte ich das gewusst, hätte ich mir natürlich den Hinweis sparen können. Zitat wäre schön gewesen.

Was deckt denn das "andere", außerhalb des "u.a. Westenholz" ab?

... Möglichkeit unterschiedlicher Interpretationen
... Die Vielschichtigkeit der Inanna-Figur und die immer auch politischen Motive ihrer mythischen Gestaltung hervozuheben, ist ja gerade der Sinn meiner Beiträge. Schon der nächste Artikel wird auf die politische Funktion der Inanna- bzw. Inanna/Ischtar-Figur eingehen.
D'accord.
Da bin ich, in Bezug auf die Reflektion der zeitgenössischen Entwicklungen, gespannt.


Dieser Pluralismus schließt aber nicht aus, dass es gültige Basismuster gibt, die man nicht wegdiskutieren kann, ohne in Beliebigkeit zu verfallen. Dazu gehört, dass Inanna - wie auch alle anderen Götter und Göttinnen der sumerischen und postsumerischen Zeit - vornehmlich eine politische Funktion erfüllt. Unterschlägt man diese oder vernachlässigt sie auch nur, verkommt Religionswissenschaft zur Schöngeisterei.
Das klingt wieder wie eine Einschränkung.
Es gibt hier mW keine "gültigen Basismuster", die offenbar mit Hinweis auf sonst drohende Beliebigkeiten geschützt werden sollen, sondern eine Vielzahl angebotener Interpretationen und Argumentationen.

Vielleicht wäre es nicht schlecht, zunächst und grundlegend vorab eine Verortung in der Geschichte des Pantheons und des Synkretismus nach den Aufzeichnungen und vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen vorzunehmen? Gehört das nicht zwingend zum Kontext, bzw. zum Verständnis? Die Städte mit individuell-isolierten religiösen Vorstellungen, die Entwicklung von Nippur zur spirituellen Authorität über die sumerischen Regionen, die akkadischen Einflüsse und Vermischungen nd synonymen Verwendungen (der im "Umfang" erheblich voneinander abweichenden, herausgebildeten Panthea) sind schon angesprochen worden.
 
stimmt.



die frage bleibt und wird auch nicht verschwinden da die meisten türken die y haplogruppe R1a1 haben, (in allen Variationen) die verbreitetste in europa. was auf den ersten blick wie eine bestätigung wirken kann, kann aber auch damit begründet werden das iranische (indogermanische) völker in den altai ritten und dort ihr erbgut hinterließen. wobei ich bei genetischen untersuchungen immer skeptisch bin
upload_2019-3-4_10-10-31.jpeg


Hallo zusammen...
Ich habe mich hier ein wenig durchgelesen und es ist wirklich schön zu beobachten wie gern ihr euch mit Geschichte beschäftigt.
Die Tabelle oben zeigt die Parallelen zwischen der sumerischen und alttürkischen Sprache auf.
Links sumerisch
Mitte Alttürkisch
Rechts das in der heutigen Türkei gesprochene
 
Die Tabelle oben zeigt die Parallelen zwischen der sumerischen und alttürkischen Sprache auf.

Erst mal etwas Grundsätzliches:
Du kannst jede beliebige Sprache unseres Planeten mit jeder beliebigen anderen Sprache vergleichen und wirst immer Dutzende von ähnlichen Wörtern finden. Je kürzer die Wörter, desto höher die Trefferquote.

Zu Deiner Liste:
Da ist was oberfaul. Die Wörter der linken Spalte sind nämlich offensichtlich gar nicht sumerisch. In dieser Wortliste werden mindestens sechs Vokale unterschieden, darunter die türkischen Vokale /ı/ und /ü/. Das Sumerische hat aber nur vier Vokale (a, e, i, u). Hier hat sich jemand irgendwas zurechtmanipuliert. Wo hast Du die Tabelle denn her?
 
Erst mal etwas Grundsätzliches:
Du kannst jede beliebige Sprache unseres Planeten mit jeder beliebigen anderen Sprache vergleichen und wirst immer Dutzende von ähnlichen Wörtern finden. Je kürzer die Wörter, desto höher die Trefferquote.

Zu Deiner Liste:
Da ist was oberfaul. Die Wörter der linken Spalte sind nämlich offensichtlich gar nicht sumerisch. In dieser Wortliste werden mindestens sechs Vokale unterschieden, darunter die türkischen Vokale /ı/ und /ü/. Das Sumerische hat aber nur vier Vokale (a, e, i, u). Hier hat sich jemand irgendwas zurechtmanipuliert. Wo hast Du die Tabelle denn her?

Natürlich gibt es Zufälle,aber das sind keine Zufälle,das sind für mich Tatsachen...
In der Vergangenheit wurden schon einige Fehler gemacht,da gibt es zig Beispiele..
Nimm doch mal die Orchon Schriften,wurden Sie uns anfangs nicht als etwas ganz anderes gepriesen..
Ein gewisser Hr.Landsberger hat das übersetzt...
 
Natürlich gibt es Zufälle,aber das sind keine Zufälle,das sind für mich Tatsachen...
Tatsache ist, dass es zwischen allen Sprachen Parallelen gibt.
Die Parallelen beweisen für sich überhaupt nichts. Wenn man damit etwas anfangen will, muss man mit sprachwissenschaftlichen Methoden klären, was es mit den Parallelen auf sich hat.

In der Vergangenheit wurden schon einige Fehler gemacht,da gibt es zig Beispiele..

Bleiben wir doch bei den offensichtlichen Fehlern in Deiner Liste: Aus welcher Quelle stammen die angeblich "sumerischen" Wörter? Wie lauten sie korrekt, und was bedeuten sie tatsächlich?
 
Tatsache ist, dass es zwischen allen Sprachen Parallelen gibt.
Die Parallelen beweisen für sich überhaupt nichts. Wenn man damit etwas anfangen will, muss man mit sprachwissenschaftlichen Methoden klären, was es mit den Parallelen auf sich hat.



Bleiben wir doch bei den offensichtlichen Fehlern in Deiner Liste: Aus welcher Quelle stammen die angeblich "sumerischen" Wörter? Wie lauten sie korrekt, und was bedeuten sie tatsächlich?

Egeç=Schwester
Oral=Sichel
Kal=bleib
Kız=Mädchen
Kuş=Vogel
Uat,uvala=zerkleinern
Jarık=Licht
Jün bzw.auch jun ausgesprochen=Wolle
Jol=Straße bzw.Weg
Jıl=Lied
Jarım=Halbes
Çolpan=Morgenstern
Çibin=Fliege
Irik=junger Schafbock
Kur=weiblich
Koru=beschützen


Ich habe mir auch andere Quellen angeschaut, und ehrlich gesagt verstehe ich das meiste,wie kann das sein?
Und ich bin auch kein Sprachwissenschaftler..
 
Ich habe mir auch andere Quellen angeschaut, und ehrlich gesagt verstehe ich das meiste,wie kann das sein?
Und ich bin auch kein Sprachwissenschaftler..

Das kommt daher, weil die Wörter in der ersten Spalte keine sumerischen Wörter sind. Was Du zitierst, sind alles türkische Wörter. Vermutlich kannst Du einigermaßen gut türkisch, daher verstehst Du die türkischen Wörter.

Ich kann nicht viel Türkisch, aber ich weiß, dass iki 'zwei' bedeutet. eki ist alttürkisch und bedeutet ebenfalls 'zwei'. ikki ist entweder aus einer anderen türkischen Sprache oder sonstwie aus dem Türkischen zu erklären, aber Sumerisch ist es nicht!

Das sumerische Wort für 'zwei' lautet min.
 
...und Sichel ist auf Sumerisch gam, der Vogel ist das Himmelsreptil: mušan, das sumerische Wort für Schwester ähnelt dem semitischen Wort ahat (sumerisch), aḥot hebräisch, uḫt (arabisch), da hat also vermutlich entweder das Ursemitische aus dem Sumerischen oder das Sumerische aus einer semitischen Sprache - etwa Akkadisch - entlehnt.
 
Sumerisch Kal ist im übrigen jeder/alle und erinnert damit an hebräisch koll bzw. arabisch kullu mit derselben Bedeutung. Auch hier liegt die Vermutung nahe, dass das Wort entweder aus dem Ursemitischen ins Sumerische oder vom Sumerischen in die semitischen Sprachen entlehnt wurde.
 
wahrscheinlich hats ein türkisch-albanisch- serbisches Urvolk gegeben, davon stammen die Sumerer ab
Meines Wissens war das ein ungarisch-tibetisch-birmanisches Urvolk:
Attila, der Hunne

Der dort zitierte Michael Knüppel schreibt zur Thematik in einem anderen Artikel:

Wie in anderen Teilen Europas begaben sich nun auch in Ungarn nationalistische Phantasten auf den Weg, dem im Kriege geschlagenen Land eine neue Identität zu verschaffen. Dass hierbei auch der Rückgriff (oder vielmehr eine neue Rezeption) im Sinne eines überhöhten ungar. Nationalismus erfolgte, erscheint als beinahe schon zwangsläufige Folge. So erlebte etwa die ungar. Variante des Turanismus in der Zwischenkriegszeit ihren Höhepunkt. Die auf den heutigen Betrachter reichlich grotesk wirkenden Bemühungen sollten aber selbst in all ihrer Absurdität noch vergleichsweise gemäßigt wirken in anbetracht der abenteuerlichen Wahngebilde, die im Berliner „Amt für Ahnenerbe“ ausgebrütet wurden, oder des Ausbaues der aus Ungarn in die ebenfalls im nationalen Selbstbestimmungs- und Selbstfindungsprozess befindliche Türkische Republik importierten sumer.-turan. Hypothese zur „Sonnensprachtheorie“ (Güneș Dil Teorisi) und zur „Türkischen Geschichtsthese“ (Türk Tarih Tezi).​

http://www.zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/viewFile/76/76
 
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