Sepiola
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Das Problem dabei ist aber, dass es in Deutschland (vielleicht auch anderswo) etwas gibt, das sich "anerkannte Lehrmeinung" nennt. Gibt es also keinen wissenschaftlich nachweisbaren Beweis, dann wird die Meinung eines Wissenschaftler, die von weiteren Wissenschaftlern bestätigt wird, zur anerkannten Lehrmeinung erhoben, egal wie falsch sie ist. Der beste Beweis dafür ist Prof. Mommsen, der als Erfinder der "Varusmünzen" und der "Varusschlacht bei Gut Barenau" (heute Kalkriese) in die Geschichte eingeht.
Es gibt - nicht nur in Deutschland, sondern weltweit - das Prinzip, dass wissenschaftliche Hypothesen auf Fakten basieren müssen, nicht auf Meinungen. Solange die Fakten mehrere Hypothesen zulassen, gibt es eben mehrere konkurrierende Hypothesen, über die in der Wissenschaft diskutiert und manchmal auch heftig gestritten wird.
Hypothesen, die im Widerspruch zu den Fakten stehen, werden ausgeschieden, und wenn nach so einem Ausscheidungsprozess eine Theorie übrigbleibt, die sich am besten mit den Fakten vereinbaren lässt, dann gilt dieses als Stand der Wissenschaft.
Wissenschaft bleibt allerdings nicht stehen, es wird weitergeforscht, es treten neue Fakten zu Tage, und wenn diese quer zum bisherigen Stand stehen, dann müssen die bisherigen Theorien modifiziert oder auch über Bord geworfen werden.
Um Dein Beispiel Mommsen herauszugreifen: Hier sieht man ja, dass es eben keine "Lehrmeinung" gibt, die ein Professor verkündet und die dann von allen geglaubt werden muss.
Mommsens Hypothese ging von dem Fakt aus, dass bei Gut Barenau ziemlich viele Münzen gefunden wurden, die zeitlich zu Varus passen. Seine Hypothese wurde diskutiert und stieß überwiegend auf Ablehnung. 100 Jahre war sie dann eine kaum beachtete Außenseitermeinung.
Dann förderten Ausgrabungen römische Funde zutage, durch die sich die Faktenlage drastisch änderte. Seither hat die Hypothese, wonach hier Teile des Varus-Heeres vernichtet wurden, eine hohe Wahrscheinlichkeit gewonnen. Sie wird immer noch diskutiert, aber sie hat mehr Fakten auf ihrer Seite als jede andere Hypothese. Und bis die Forschung neue Fakten zutage fördert, ist das Stand der Wissenschaft.
Zurück zur Arbeit von Prof. Käubler: Er spricht bei Elbe und Weser von den Quellen der Flüsse. Ich habe mich vor längerer Zeit davon überzeugen lassen, dass hier nicht die Quellen der betreffenden Flüsse, sondern das obere Ende der durchgehenden Schiffbarkeit von der Mündung her gemeint sein muss.
Andererseits verortet Ptolemaios die Quelle des Lech in den Poeninischen Alpen. Sollen wir jetzt davon ausgehen, dass Ptolemaios den Lech für schiffbar gehalten hat, und das bis ins Hochgebirge?