Es ging hier um die Differenz von 14 Tagen zwischen dem, was DR in der Lage war zu leisten (es griff Russland nach der Kriegserklärung am nächsten Tag an und besetzte polnisch-russische Städte), und dem, was Russland zustande brachte (es konnte sich erst nach 14 Tagen ernsthaft dem Kampf stellen).
Von deutscher Seite wurde kein Feldzug mit weitgestekchten Zielen betrieben, es wurden lediglich einige grenznahe (und da reden wir wirklich von Entfernungen von < 30 km zur Grenze ) Verkehrskontenpunkte besetzt, im Besonderen um Schlesien mit seiner bedeutenden Industrie wenigstens etwas abzuschirmen, nötigenfalls dort die Bahnlinien abbrechen zu können, um einen direkten russischen Angriff im Besondernen auf die oberschlesisische Industrieregion bereits im Vorfeld abfangen zu können.
Dazu brauchte es keine Mobilisation und den Aufmarsch mehrerer Armeen, solche Aktionen ließen sich mit ein paar Regimentern bis Divisionen des Friedensheeres problemfrei machen und hätten genau so vom ersten Tag an auch von russischer Seite her betrieben werden können.
Machte nur von russischer Seite her keinen Sinn, weil keine hochsensiblen strategischen Ziele auf der eigenen Seite der Grenze vorhanden waren, die von deutscher Seite her unmittelbar handstreichartig erreicht hätten werden können.
14 Tage, war gemessen am Umfang des russischen Heeres und gemessen auch an den Entfernungen, die die Reservetruppen aus den Militärbezirken aus den Militärbezirken der Regionen Moskau, Kiew, Ostukraine etc. zurücklegen mussten um in Polen aufmarschieren zu können, schon verdammt zügig.
Im Besonderen, wenn man berücksichtigt, dass der von Moltke modifizierte Schlieffenplan vorsah den Sieg im Westen zu erreichen, bevor man im Osten allzu ernsthaft kämpfen musste.
Für den Schlieffenplan, musste man, wenn man ihm überhaupt Erfolgsaussichten zubilligte 1-2 Monate zur Ausführung rechnen, schneller wäre das mit den hauptsächlich infanteristischen, noch nicht motorisierten Truppen schon wegen der Entfernungen nicht zu machen gewesen.
Bis zur eigenen Westgrenze konnte man auf die eigene Eisenbahn setzen, danach musste man mit Problemen bei den belgischen Festungen, abgebrochenen Brücken und Sabotierten Bahnlinien und Bahnhöfen rechnen, die alles verzörgern mussten.
So gesehen war ein ernstzunehmender russischer Angriff vor Ablauf des ersten Kriegsmonats sicherlich relativ früh.
Was hätte Russland nach dem Angriff des Ö-U auf Belgrad (erste wirkliche Kriegshandlung!) denn sonst machen sollen, als auch zu mobilisieren, schließlich hatte es Serbien Beistand versprochen?
Zunächstmal wäre überhaupt kritisierbar, dass es sich so weit aus dem Fenster lehnte Belgrad das zuzusagen, es unterhielt keinerlei Abkommen mit Serbien, dass St. Petersburg zu einer solchen Garantie verpflichtet hätte.
Weiterhin, was hätte denn dagegen gesprochen das österreichische Handeln vorerst hinzunehmen und auf Verhandlungen und Rückabwicklung durch eine Großmachtkonferenz zu setzen (abgesehen von Prestige- und Machtfragen aus denen heraus St. Petersburg der Meinung war sich das nicht leisten zu können oder zu wollen)?
Russland hatte keine direkte Grenze zu Serbien und konnte den Serben somit nicht direkt zur Hilfe kommen.
Auch eine russische Mobilisierung konnte den bereits laufenden Angriff auf Belgrad offensichtlich nicht mehr verhindern, dafür musste eine Mobilmachung allerdings auf Deutschland wegen der Mittellage schwer provozierend wirken und das wussten die Russen.
Vielleicht wussten sie nicht, wie nah sie damit dem allgemeinen europäischen Krieg bereits kamen, dazu hätten sie wissen müssen, dass es auf deutscher Seite zum Schlieffenplan keine Alternative mehr gab und mit der russischen Mobilmachung die Zündschnur brannte, sofern Frankreich nicht vorbeugend einlenkte.
Aber das sie mit einer Mobilisation mit dem Feuer spielten wussten die Russen durchaus.
Doch, GB wollte schon abseitsstehen, aber nicht um jeden Preis.
Wenn es das beabsichtigt hätte, hätte es Berlin davon in Kenntnis setzen können, das man neutral bleiben würde wenn Deutschland in Westeuropa keine Offensiven Aktionen unternehmen und sich auf die Verteidigung seiner Grenze mit Frankreich beschränken würde.
Das widerrum hätte für Berlin die Lage vollkommen verändert, weil eine damit verbundene Garantie offener Seerouten, die für die Munitionsfrage entscheidend waren Berlin ermöglicht hätte vom Schlieffenplan abzuweichen.
London wusste nicht, das Berlin auf den Schlieffenplan festgelgt war, wohl aber das es ihn gab und in Grundzügen wie er funktionierte.
Das heißt man hätte dadurch Berlin eindringlich vor einem West-Szenario zu warenen und in diesem Fall mit Krieg zu drohen, aber Neutralität in Aussicht zu stellen, wenn Berlin auf Offensiven in Westeuropa verzichtete ein starkes Mittel gehabt darauf zu wirken, dass Deutschland nicht gegen Belgien vorginge.
Die engliche Neutralität wäre hinreichend gewesen um auf den hochriskanten Schlieffenplan verzichten zu können.
Das tat London aber nicht.
In dem Wissen, dass es den Schlieffenplan gab, dass die Zentralmächte, wenn auch noch London sich dem Krieg auf Seiten der Entente anschloss materiell deutlich unterlegen sein würden und die Zentralmächte dann keine andere Wahl mehr haben würden, als auf Geschwindigkeit zu setzen, die nur über Belgien und Luxemburg in einem West-Szenario zu erreichen war.
Mit dem Unterlassen einer Garantie der eigenen Neutralität für den Fall rein defensiven deutschen Verhaltens in Westeuropa tat London das seine dazu Berlin keine Möglichkeit mehr zu lassen noch vom West-Szenario des Schlieffenplans abzugehen und etwas anderes zu improvisieren, dass dann Belgien und Luxemburg nicht betroffen hätte.
entnehme ich, dass sich Frankreich nach Warnung der Briten, belgische Neutralität nicht zu verletzen, daran gehalten hat. Wie man weiß, hat sich das Deutsche Reich trotz Warnungen nicht darangehalten und damit mutwillig den Eintritt Großbritanniens in den Krieg provoziert.
Mit dem Unterschied dass GB Frankreich wohlwollende Neutralität bis militärische Unterstützung garantierte wenn es Belgien in Ruhe ließ, wohingegen es Deutschland nicht einmal für Fall, dass dieses Belgien unangetastet ließ Neutralität zuzusagen bereit war.
Mit anderen Worten Frankreichs Verhalten wurde von London honoriert, an Berlin wurden hingegen nur Forderungen herangetragen ohne entsprechende positive Sanktionierung konformen Verhaltens in Aussicht zu stellen.
GBs Haltung die eigene Neutralität gegenüber Berlin nicht expressis verbis zu garantieren, wenn Deutschland Belgien in Ruhe ließ, bedeutete nichts anderes, als Berlin mehr oder weniger mitzuteilen, dass es sich wenn es Belgien überfiele im Krieg mit GB befände, wohingegen es, wenn es Belgien nicht überfiele möglicherweise trotzdem zum Krieg mit GB kommen würde.
Das sich Berlin darauf ohne Garantie britischer Neutralität nicht einlassen würde, war absehbar, trotzdem unterließ es London eine solche zu geben.
Das ist leicht zu erklären: Die Deutschen haben vorgehabt, die Neutralität Belgiens zu verletzen, was aber ein NoGo für Briten darstellte – siehe oben. Also versuchten sie auf diplomatischen Weg das umzubiegen, was nicht gelang. Trotzdem sind sie anschließend in Luxemburg und Belgien einmarschiert.
Nein.
Die Garantie britischer Neutralität hätte die Seerouten offen gelassen, die weitere Zufuhr von Salpeter ermöglicht, damit die Munitionsfrage entlastet und einen Erschöpfungskrieg aus Sicht der Zentralmächte ermöglicht.
Das hätte Berlin ermöglicht von hochriskannten Kalkül des Schlieffenplans abzugehen und wesentlich flexibler, für seine Nachbarn schonender zu aggieren.
Es gab keine Notwendigkeit, am 31.7. Russland ein Ultimatum zu stellen und am 1.8. den Krieg zu erklären, denn Ö-U befand sich nicht im Krieg mit Russland – der Bündnisfall ist also noch nicht eingetreten, denn Österreich-Ungarn erklärte erst am 6.8. Russland den Krieg. Hast du eine Erklärung für diese unsinnige Handlung des DR?
In demm Moment in dem Russland mobilisierte, der Schlieffenplan mit seinen zeitlichen Implikationen die einzige valide militärische Handlungsmöglichkeit war, weil GB nicht bereit war seine Neutralität zu garantieren und damit die Gefahr bestand, dass mit britischem Kriegseintritt die Salpeterzufuhr und damit die Sprengstoff- und Munitionsproduktion zeitnah zusammenbrechen würde, gab es diese Notwendigkeit.
Wäre Russsland erst an der Grenze kriegsbereit aufmarschiert, wäre der Schlieffenplarn nicht mehr ausführbar gewesen, da wäre man im Osten überrannt worden und einen Erschöpfungskrieg konnte man ohne die Garantie der britischen Neutralität, die direkt mit der Munitionsfrage zusammenhing, nicht als längere Zeit durchhaltbar voraussetzen.