Haarmanns Behauptung ist eine Chimäre. Es gibt im Herkunsftythos der Diné keine Erinnerung an die Arktis. Dort ist die Rede von Insekten und Mais als einzigen Hinweisen auf die Umwelt. Insekten gibt es vom Äquator bis in die Polarregion, Mais stammt aus Zentralmexiko (und nach einer Minderheitenposition aus Utah, bzw. einer beide Positionen harmonisierenden Position sei unwabhängig voneinander sowohl da als auch dort entwickelt worden). Insofern ist mein Hinweis, dass die Diné ihren Herkunftsmythos von den uto-aztekischen Völkern übernommen zu haben scheinen - ich habe das keineswegs apodiktisch behauptet, sondern das in Form einer These formuliert - keineswegs eine Behauptung, im uto-aztekischen Mythos sei irgendetwas was an die Arktis erinnere. Im Gegenteil, ich habe im Navajo-Thread wiederholt darauf hingewiesen, dass die angebliche arktische Verbindung Blödsinn ist und schon in der ersten Welt des Ursprungsmythos Mais eine wichtige Rolle spielt. ....
Du beziehst Dich auf dieses Posting von Dir:
Also, was haben wir, was an Natur gemahnt? Insekten - die es freilich auch in der Tundra gibt - und - Trommelwirbel und Tusch:
MAIS.
Mais war präkolumbin verbreitet von Perú bis zum Sankt-Lorenz-Strom in Ostkanada. Die Urform des Mais, die Teosinte, wächst in der Sierra Madre in Mexiko und an einigen Stellen in Utah. Opinio communis ist, dass der Mais erstmals in Zentralmexiko domestiziert wurde, aber vereinzelte Stimmen gibt es auch für die These, dass Mais in Utah oder sowohl da als auch dort domestiziert wurde (dazu muss man allerdings sagen, dass das not very likely ist, da die Teosinte als Urform des Mais für den Laien kaum als Mutterpflanze des Mais zu erkennen ist).
Da muss ich jetzt doch bemerken, dass die Navajo an die Existenz von vier aufeinanderfolgenden Welten glaubten, – die Erste Welt / Schwarze Welt (auch: Rote Welt, die der
Unterwelt entsprach als Ursprungswelt), weitere Welten, die durchquert wurden und zur strahlenden letzten Welt, dem heutigen Land der Navajo, dem
Dinétah führten.
Die vier Lebewesen bzw.
Tiergattungen bewohnten jeweils eine dieser Welten und haben die Navajo dann jeweils bis zur letzten Welt weiter begleitet. Die Tiergattungen sind die
Ch'osh Dine'/ Insekten, die
Naat'agii Dine'e / Vögel (wörtlich: „fliegende(s) Tiere / Volk“), die
Naaldlooshii Dine'e / Vierbeinige Tiere (wörtlich: „vierbeiniges Volk“) und die
Ta[t]'11h Dine'e / Unterwasser Tiere (wörtlich: „Unterwasser Volk“).
Man könnte daraus mit viel Phantasie die Entwicklung von den Beobachtern nicht essbarer Insekten über Vogeljäger, Wildjäger und Fischer ableiten.
Der Mais kommt
- entgegen Deiner Aussage - konkret wohl erst im letzten Zeil des
Schöpfungsmythos (Diné bahane') vor, der nun auch sehr konkrete Ortsangaben enthält. Danach wanderten die Navajo nach Dibé Ntsaa in den La-Plata-Bergen, woraufhin sie sieben Jahre dort siedelten, doch die Sommer waren zu kurz für den Anbau von
Mais und
Kürbissen – so verließ der größte Teil der Navajo die Gegend wieder und zog nach
Cabezon Peak (Tsé Naajiin). Diejenigen, die zurückblieben, waren die Beehai (Jicarilla Apache).
Das würde mit der historischen Entwicklung korrespondieren, wonach die Navajo erst in den jetzigen Siedlungsgebieten zu Maisbauern (unter Akkulturation der dortigen Pueblo-Kultur) wurden. Die Apache etwa waren bis zur europäischen Siedlung immer noch "Jäger und Sammler".
Man muss also schon schauen, wann - im Rahmen dieser Legende - die Pflanzen und Tiere tatsächlich erstmals genannt werden.
... Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass der Ursprungsmythos der Navajo kaum älter als 700 Jahre sein kann. Das ist in etwa die Zeit, in der sie in den Gegenden, die sie heute besiedeln, eintrafen, vierzehnhundertpiependeckel.
Hatten wir - oder träumst Du?
Ich hatte geschrieben, dass die jüngsten archäologischen Funde
dieser Dené Vorfahren, der "Paläo-Eskimo", ...sich wie bereits geschrieben auf ein Alter von etwa 700 Jahren datieren (lassen). Das heißt, dass danach eine Wanderung ab der nordamerikanischen Arktis nicht mehr stattfand.
Es kann schon früher entsprechende Wanderbewegungen nach Süden gegeben haben, später aber nicht mehr. Daraus erschließt sich, dass die Wanderlegende, die Teil der Ursprungslegende der Dené ist und arktische Bezüge aufweist, mindestens oder minimal 700 Jahre alt sein muss.
Darauf warst Du etwas verwirrt und wolltest nochmal darüber nachdenken (
#28). Und das war's dann auch.