Besiedelung der Region des heutigen Bayerns

Hallo,

vor einiger Zeit habe ich einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung bzw. dem Münchner Merkur gelesen, den ich mir leider nicht aufgespart habe. In dem Artikel ging es um 1200 Jahr Feiern, die um das Jahr 2000 stattgefunden haben. Viele der Ortschaften im Bereich (söd)östlich von München feiern rund um das Jahr 2000 ihr 1200 jähriges Bestehen. Soweit ich mich erinnere, stand in dem Artikel, die Ortschaften sind als sog. "Holzfällerinseln" oder "Rodungsinseln" gegründet worden. Betrachtet man (teilweise) die Ortschaften heute, so hat man den Eindruck, dass ein bestimmtes System zum Tragen kommt: In der Mitte eine Kirche, drum herum ein Gasthaus, eine Schmiede, Holzverarbeitungsbetriebe etc. Zu einem gewissen Grad kann man diese Ortsstruktur teilweise noch heute erkennen.
Meine Frage: Was ist heute noch bekannt über diese relativ große Infrastrukturmassnahme? Wer hat das rund um das Jahr 800 angeordnet und zu welchem Zweck? Die sog. "Ungarneinfälle" begannen erst ca. 100 Jahre später, daher vermute, dass es damit eher nichts zu tun haben kann. Gibt es Literatur bzw. weiterführende Literatur über diesen Zeitraum?
 
Ich denke, dass du - wenn ich dich richtig verstehe - da etwas falsch verstanden hast. Solche Rodungen waren Orte, da hat man den Wald gelichtet und urbar gemacht, also siedlungsfähig. Das waren aber keine auf Holzverarbeitung spezialisierten Dörfer, sondern man tat das, um die Fläche zu gewinnen für die Anlage der Dörfer und der Ackerflächen.
 
Ja, das habe ich mir schon gedacht, dass es um die grundsätzliche Urbarmachung des Landes ging. Holzverarbeitung war mit Sicherheit nicht der Zweck der Besiedelungsstrategie, sie wurde aber bestimmt gemacht, weil Holz ein wichtiger Roh- bzw. Betriebsstoff der damligen Zeitz war. Heizen, Kochen, Häuser- und Schiffbau etc. Um das Jahr 800 herum sind in dieser Region auch viele Burgen gebaut worden. Ich vermute, dass diese sog. "Rodungsinseln" von den Burgen kontrolliert wurden bzw. zu ihnen gehörten. Das geschlagene Holz wird daher wohl auch als Baumaterial für diese Burgen verwendet worden sein. Aber ich kann das nicht historisch belegen, das ist nur eine Vermutung. Wer hat diese Urbarmachung angeordnet bzw. organisiert? Gibt es darüber historische Quellen o.ä.?
 
Im Zuge der karolinginischen Renaissance finden sich viele Ersterwähnungen von Ortschaften - nicht nur in Südostbayern. Das hängt gar nicht mal unbedingt damit zusammen, dass die Orte zu dieser Zeit "urbar" gemacht wurden, sondern eher damit, dass wir keine älteren Quellen haben. Somit werden auch Orte die schon eine ganzen Zeit vorher bestanden um 800 erstmals schriftlich erwähnt.
Natürlich gab es auch Rodungs- und Urbachmachungsprojekte in dieser Zeit, um eine wachsende Bevölkerung zu versorgen. Innovationen in Werkzeugtechnik und Landwirtschaft ermöglichten dies. Gerade in Südostbayern würde ich aber eine schon seit Jahrhunderten bestehende Kulturlandschaft, die vorher unter römischer und keltischer Herrschaft stand, vermuten.
 
Holzverarbeitung war mit Sicherheit nicht der Zweck der Besiedelungsstrategie, sie wurde aber bestimmt gemacht, weil Holz ein wichtiger Roh- bzw. Betriebsstoff der damligen Zeitz war. Heizen, Kochen, Häuser- und Schiffbau etc. Um das Jahr 800 herum sind in dieser Region auch viele Burgen gebaut worden.

Erstmal wäre fraglich ob man hier von "Strategie" überhaupt sprechen kann, weil das irgendwo eine zentrale Organisation implizieren würde.

Die kann man sicherlich beim Bau von Burgen, Brücken, Straßen und gegebenenfalls auch der Anlage von Marktsiedlungen sicherlich voraussetzen, dass allerding Rodungen und Ersterschließungen von Land per se zentral organisiert gewesen wären, ist unwahrscheinlich, dass entstand wahrscheinlich eher spontan durch Abwanderung aus den Dörfern in der Umgebung, wenn dort durch Zunahme der Bevölkerung das Ackerland knapp wurde.

Holz war ohne Zweifel ein wichtiger Rohstoff, in dem meisten Regionen (außer mitunter an Küstengebieten, wegen des Schiffbaus), aber durchaus auch nicht unbedingt knapp und daher etwas auf dass das strategische Augenmerk hätte gelegt werden müssen.

Um das Jahr 800 herum sind in dieser Region auch viele Burgen gebaut worden. Ich vermute, dass diese sog. "Rodungsinseln" von den Burgen kontrolliert wurden bzw. zu ihnen gehörten. Das geschlagene Holz wird daher wohl auch als Baumaterial für diese Burgen verwendet worden sein.

Hier wäre erstmal @Ugh Valencie insofern recht zu geben, als dass die Ersterwähnung um 800 nicht unbedingt bedeutet, dass die Burgen auch in dieser Zeit entstanden.

Du hattest die Ansiedlungen in deinem Eröffnungsposting in Verbindung mit den Ungarn gebracht, bzw. dich welchen Zweck das gehabt haben könnte, da die Ungarn ja erst später auftraten, mindestens im Hinblick auf die Errichtung von Wehranlagen, sofern diese möglicherweise bereits etwas früher als 800 entstanden sind, mag das mit den Awaren und den Auseinandersetzungenn mit diesen, so wie mit der Expansion Bayerns in den österreichischen und pannonischen Raum) im Zusammenhang stehen.

Der Zweck der Burgen wird nicht gewesen sein, die Rodungen zu kontrollieren, dafür hätte ihre Errichtung (auch wenn höchstwahrscheinlich "nur" Holz-Erde-Konstruktionen) einen viel zu großen Aufwand bedeutet.
Wahrscheinlicher ist, dass die Burgen (oder nennen wir es besser "befestigte Plätze") im Zuge der Auseinandersetzung mit den Awaren angelegt wurden und ein Großteil der Siedlungsinseln/Rodungen in der Folge um die festen Plätze herum entstand, einfach weil ein solcher Rückzugsort einen positiven Standortfaktor darstellte, ohne dass das explizit geplant gewesen wäre.


Betrachtet man (teilweise) die Ortschaften heute, so hat man den Eindruck, dass ein bestimmtes System zum Tragen kommt: In der Mitte eine Kirche, drum herum ein Gasthaus, eine Schmiede,

Naja, du kannst aber vom heutigen Erscheinungbild, nicht einfach auf den Entstehungszustand der Ortschaften schließen
Du eher selten intakte Gebäude finden, die länger zurückreichen, als ins Spätmittelalter, jedenfalls, so lange es sich nicht um Steinbauten handelt und die wird man für gerade in den Wald geschlagene Siedlungsinseln nicht voraussetzen können.

Im Hinblick auf Holzkonstruktionen aus dem Frühmittelalter und darüber reden wir hier, kannst du im Prinzip davon ausgehen, dass davon heute nicht mehr übrig ist, außer allenfalls Überreste im Boden, die für die Archäologen von Interesse sind.

Das man sich bereits in der Frühzeit, als diese Rodungen (wahrschinlich zu einem guten Teil eher ungeplant) entstanden, damit beschäftigt hätte erstmal Kirchen, Gasthäuser oder Schmieden hochzuziehen ist unwahrscheinlich.

Der Glaube mag im Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt haben, die Konstruktion eines eigenen größeren Kirchengebäudes wird für eine Hand voll Kolonisten, die begannen des Land zu roden und unter den Pflug zu nehmen in der Frühzeit allerdings schlicht zu aufwendig gewesen sein.
Das heißt nicht, dass in der Siedlung kein Glauben in irgenndeiner Form praktiziert worden wäre, aber das wird nicht im Rahmen eines separaten größeren Bauwerks, sondern innerhalb der Gebäude passiert sein, die auch als normale Wohnstätten dienten.

Gasthäuser ergaben allenfalls bei Siedlungen einen Sinn, die entweder selbst als dezidierte Marktflecken angelegt waren und gegebenenfalls Händlern von weiter weg Quartier biete mussten, oder aber die vor allem zu dem Zweck angelegt wurden Handelswege zu kontrollieren oder neue zu gründen.

Dass es im Bereich des heutigen östlichen Ober- und Niederbayern solche Siedlungen gab, davon wird man ausgehen können.
Im (heute österreichischen) Salzkammergut, wurde ja bereits seit der Eisennzeit Salz abgebaut und dass wird neben den Flüssen Inn, Salzach, Traun und Donau als Transport und Absatzräumen auch in Richtung Westen also den oberdeutschen Raum verhandelt worden sein, so dass da sicherlich in Teilen Handelsverkehr durch musste aber die Routen dürften nur einen Teil des genannten Gebiets betroffen haben.

Die Errichtung von größeren spezialisierten Schmiedeanlagen ergab für eine neu angelegte Rodung ebenfalls keinen bis wenig Sinn, weil es überhaupt nicht genug Arbeit gab, um jemanden dauerhaft mit Schmiedearbeiten zu beschäftigen.
Ähnlich wie im Hinblick auf das spirituelle Leben, wird man, wahrscheinlich in in den häuslichen Bereich eine Stelle integriert haben, an denen man Ausbesserungsarbeiten an Werkzeugen (soweit diese schon aus Metall bestanden, was teilweise aber nicht grundsätzlich der Fall gewesen sein wird) vorgenommen werden konnten, mehr brauchte es erstmal nicht.
 
Im Zuge der karolinginischen Renaissance finden sich viele Ersterwähnungen von Ortschaften - nicht nur in Südostbayern. Das hängt gar nicht mal unbedingt damit zusammen, dass die Orte zu dieser Zeit "urbar" gemacht wurden, sondern eher damit, dass wir keine älteren Quellen haben. Somit werden auch Orte die schon eine ganzen Zeit vorher bestanden um 800 erstmals schriftlich erwähnt.
Natürlich gab es auch Rodungs- und Urbachmachungsprojekte in dieser Zeit, um eine wachsende Bevölkerung zu versorgen. Innovationen in Werkzeugtechnik und Landwirtschaft ermöglichten dies. Gerade in Südostbayern würde ich aber eine schon seit Jahrhunderten bestehende Kulturlandschaft, die vorher unter römischer und keltischer Herrschaft stand, vermuten.

Danke für den Beitrag, dass das Alter der Gemeinde häufig die ersturkundliche Erwähnung darstellt, steht oftmals sogar auf den offiziellen Homepages der Orte.
 
Erstmal wäre fraglich ob man hier von "Strategie" überhaupt sprechen kann, weil das irgendwo eine zentrale Organisation implizieren würde.

Das war im Prinzip meine Frage. Ich dachte, diese "Rodungsinseln" wurden um das Jahr 800 herum systematisch/strukturiert angelegt. Jetzt bin ich mir aber nicht mehr so sicher.

Die kann man sicherlich beim Bau von Burgen, Brücken, Straßen und gegebenenfalls auch der Anlage von Marktsiedlungen sicherlich voraussetzen, dass allerding Rodungen und Ersterschließungen von Land per se zentral organisiert gewesen wären, ist unwahrscheinlich, dass entstand wahrscheinlich eher spontan durch Abwanderung aus den Dörfern in der Umgebung, wenn dort durch Zunahme der Bevölkerung das Ackerland knapp wurde.

Holz war ohne Zweifel ein wichtiger Rohstoff, in dem meisten Regionen (außer mitunter an Küstengebieten, wegen des Schiffbaus), aber durchaus auch nicht unbedingt knapp und daher etwas auf dass das strategische Augenmerk hätte gelegt werden müssen.

Wie bereits oben erwähnt, dachte ich, diese "Rodungsinseln" wären damals angelegt worden um Wälder in Acker- bzw. Weideland zu verwandeln. Das geschlagene Holz wurde dann natürlich auf irgendeine Art und Weise verwendet, das wurde nicht liegengelassen.

Hier wäre erstmal @Ugh Valencie insofern recht zu geben, als dass die Ersterwähnung um 800 nicht unbedingt bedeutet, dass die Burgen auch in dieser Zeit entstanden.

Du hattest die Ansiedlungen in deinem Eröffnungsposting in Verbindung mit den Ungarn gebracht, bzw. dich welchen Zweck das gehabt haben könnte, da die Ungarn ja erst später auftraten, mindestens im Hinblick auf die Errichtung von Wehranlagen, sofern diese möglicherweise bereits etwas früher als 800 entstanden sind, mag das mit den Awaren und den Auseinandersetzungenn mit diesen, so wie mit der Expansion Bayerns in den österreichischen und pannonischen Raum) im Zusammenhang stehen.

Bei den meisten ehemaligen Burgen, von denen ich in dieser Region gehört habe, ist der genaue Zeitpunkt des Baus unbekannt. Die Zahl rund um 800 ist mir öfters untergekommen.

Der Zweck der Burgen wird nicht gewesen sein, die Rodungen zu kontrollieren, dafür hätte ihre Errichtung (auch wenn höchstwahrscheinlich "nur" Holz-Erde-Konstruktionen) einen viel zu großen Aufwand bedeutet.
Wahrscheinlicher ist, dass die Burgen (oder nennen wir es besser "befestigte Plätze") im Zuge der Auseinandersetzung mit den Awaren angelegt wurden und ein Großteil der Siedlungsinseln/Rodungen in der Folge um die festen Plätze herum entstand, einfach weil ein solcher Rückzugsort einen positiven Standortfaktor darstellte, ohne dass das explizit geplant gewesen wäre.




Naja, du kannst aber vom heutigen Erscheinungbild, nicht einfach auf den Entstehungszustand der Ortschaften schließen
Du eher selten intakte Gebäude finden, die länger zurückreichen, als ins Spätmittelalter, jedenfalls, so lange es sich nicht um Steinbauten handelt und die wird man für gerade in den Wald geschlagene Siedlungsinseln nicht voraussetzen können.

Im Hinblick auf Holzkonstruktionen aus dem Frühmittelalter und darüber reden wir hier, kannst du im Prinzip davon ausgehen, dass davon heute nicht mehr übrig ist, außer allenfalls Überreste im Boden, die für die Archäologen von Interesse sind.

Das man sich bereits in der Frühzeit, als diese Rodungen (wahrschinlich zu einem guten Teil eher ungeplant) entstanden, damit beschäftigt hätte erstmal Kirchen, Gasthäuser oder Schmieden hochzuziehen ist unwahrscheinlich.

Der Glaube mag im Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt haben, die Konstruktion eines eigenen größeren Kirchengebäudes wird für eine Hand voll Kolonisten, die begannen des Land zu roden und unter den Pflug zu nehmen in der Frühzeit allerdings schlicht zu aufwendig gewesen sein.
Das heißt nicht, dass in der Siedlung kein Glauben in irgenndeiner Form praktiziert worden wäre, aber das wird nicht im Rahmen eines separaten größeren Bauwerks, sondern innerhalb der Gebäude passiert sein, die auch als normale Wohnstätten dienten.

Gasthäuser ergaben allenfalls bei Siedlungen einen Sinn, die entweder selbst als dezidierte Marktflecken angelegt waren und gegebenenfalls Händlern von weiter weg Quartier biete mussten, oder aber die vor allem zu dem Zweck angelegt wurden Handelswege zu kontrollieren oder neue zu gründen.

Dass es im Bereich des heutigen östlichen Ober- und Niederbayern solche Siedlungen gab, davon wird man ausgehen können.
Im (heute österreichischen) Salzkammergut, wurde ja bereits seit der Eisennzeit Salz abgebaut und dass wird neben den Flüssen Inn, Salzach, Traun und Donau als Transport und Absatzräumen auch in Richtung Westen also den oberdeutschen Raum verhandelt worden sein, so dass da sicherlich in Teilen Handelsverkehr durch musste aber die Routen dürften nur einen Teil des genannten Gebiets betroffen haben.

Die Errichtung von größeren spezialisierten Schmiedeanlagen ergab für eine neu angelegte Rodung ebenfalls keinen bis wenig Sinn, weil es überhaupt nicht genug Arbeit gab, um jemanden dauerhaft mit Schmiedearbeiten zu beschäftigen.
Ähnlich wie im Hinblick auf das spirituelle Leben, wird man, wahrscheinlich in in den häuslichen Bereich eine Stelle integriert haben, an denen man Ausbesserungsarbeiten an Werkzeugen (soweit diese schon aus Metall bestanden, was teilweise aber nicht grundsätzlich der Fall gewesen sein wird) vorgenommen werden konnten, mehr brauchte es erstmal nicht.

Die Sägen und Äxte waren schon aus Metall, von daher würde ich schon dazu tendieren, einer Rodungsinsel, in der mehrere Holzfäller leben und arbeiten, einen Schmied zur Seite zu stellen. Es ist aber auch gut möglich, dass es im Jahr 800 noch gar keinen richtigen Beruf als Schmied gab, sondern das Teil der Holzfällerarbeit war, sich sein Werkzeug selbst herzustellen, das kann ich nicht einschätzen, ich weiss auch nicht, ob es für diesen Zeitraum schriftliche Quellen über etwaige Zünfte oder so gab.

Die Ungarneinfälle habe ich aus folgendem Grund erwähnt: Es gibt eine jährliche Veranstaltung in Keferloh bei München, Keferloher Montag, da werden Pferde versteigert, die angeblich 1050 ungarischen Reitertruppen abhanden gekommen sind. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass im Zuge des Sieges der Schlacht auf dem Lechfeld eine große Lehensvergabe an verdiente Ritter erfolgte und dies zu einem großen Wandel der regionalen Orts- und Bevölkerungsentwicklung führte. Das war aber viel, viel später, drum hat das mit den Geschehnissen der Ortsgründungen, die ich fälschlicherweise, weil ich Ortsgründungsdatum mit der ersturkundlichen Erwähnung gleichgesetzt habe, um das Jahr 800 angesetzt hatte, eher nichts zu tun. Vielleicht gab es um das Jahr 800 oder vorher eine historische Begebenheit, die eine derartige Infrastrukturmassnahme benötigt bzw. veranlasst hat.
 
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Das hängt gar nicht mal unbedingt damit zusammen, dass die Orte zu dieser Zeit "urbar" gemacht wurden, sondern eher damit, dass wir keine älteren Quellen haben. Somit werden auch Orte die schon eine ganzen Zeit vorher bestanden um 800 erstmals schriftlich erwähnt.

Dann wär interessant zu fragen, warum diese Ersterwähnungen alle so nah beieinander erfolgten.
 
Dann wär interessant zu fragen, warum diese Ersterwähnungen alle so nah beieinander erfolgten.

Das ist richtig!

Ich habe schon mehrmals gelesen, dass auf offiziellen Gemeindehomepages steht "erstmals urkundlich erwähnt". Es ist aber keine weitere Information darüber vorhanden, um welche Art Urkunde es sich handelt. Wenn es also um das Jahr 800 herum eine signifikante Anzahl von urkundlichen Ersterwähnungen gab, dann stellt sich die Frage, weshalb sie so zeitnah ausgestellt wurden.
 
Wie bereits oben erwähnt, dachte ich, diese "Rodungsinseln" wären damals angelegt worden um Wälder in Acker- bzw. Weideland zu verwandeln. Das geschlagene Holz wurde dann natürlich auf irgendeine Art und Weise verwendet, das wurde nicht liegengelassen.

Geh mal davon aus, dass bei der Entstehung der Rodungen weniger Hokz geschlagen, als mehr auf Brandrodung zurückgegriffen wurde.
Ganz einfach deswegen, weil die Rodungen möglichst schnell in die Lage kommen mussten ihre Bewohner selbst versorgen zu können und das einzlne händische Fällen von Bäumen und der Abtransport und die Verarbeitung des Holzes von Hand eine sehr zeitintennsive Arbeit dargestellt hätten, ganz zu schweigen von der Entferung des ganzen Wurzelwerks aus dem Boden um Platz für Feldfrüchte und Weideland zu schaffen.

Bei den meisten ehemaligen Burgen, von denen ich in dieser Region gehört habe, ist der genaue Zeitpunkt des Baus unbekannt. Die Zahl rund um 800 ist mir öfters untergekommen.

Naja, die Auseinandersetzungen mit den Awaren zogen sich bis ins frühe 9. Jahrhundert hin, wobei sich das Geschehen wohl zunehmend nach Osten in die Gegen des heutigen Österreich verlagerte.
Wenn die Anlagen etwa in der 2. Hälfte des 8. jahrhunderts entstanden würde ich vor allen Dingen auf einen Zusammenhang mit der Grenzsicherung gegen die Awaren tippen.

Awarenmark – Wikipedia

Die Sägen und Äxte waren schon aus Metall, von daher würde ich schon dazu tendieren, einer Rodungsinsel, in der mehrere Holzfäller leben und arbeiten, einen Schmied zur Seite zu stellen.

Geh mal davon aus, dass eine neu angelegte Rodung in ihrer Anfangszeit vielleicht von einer Hand voll Familien Bewohnt wurde, die in der Regel aus einer bestehenden Siedlung in der näheren Umgebung (vielleicht eine halbe oder eine Tagsreise) stammten und dort hin und zu ihren Verwandten dort einigermaßen regelmäßigen Kontakt hielten.
Das dürften in aller Regel viel zu wenig Bewohner gewesen sein um eine hauptberufliche Schmiedestelle auszulasten und davon ab wäre die wenn regelmäßiger Kontakt zu bestehenden größeren Ansiedlungen bestand, auch nicht unbedingt nötig gewesen, weil man größere Arbeiten dann auch dort erledigen konnte.

Man wird möglicherweise eine bescheidene Schmiedestelle unterhalten haben um bei Bedarf kleinere Reperaturarbeiten selbst ausführen zu können, aber das wird eher ein Kleiner Ofen irgendwo im Hinterhof gewesen sein, aber man wird dafür keine größerenn Gebäudekomplexe errichtet oder einen oder mehrere Bewohner vollständig damit beschäftigt haben.

Das Thema Zünfte kannst du hier völlig ausklammern, spezialisierte Handwerker Zünfte kommen eigentlich erst ab dem Hochmittelalter auf und sind vor allem ein weitgehend auf den städtischen Raum begrenztest Phänomen.

De facto fiel alles was mit der Instandhaltung von landwirtschaftlichen Werkzeugen zu tun hatte in den Bereich der bäuerlichen Nebentätigkeiten, was nicht bedeutet, dass es nicht durchaus bereits Schmiede gab, die dieses Hanndwerk hauptberuflich ausübten, aber in der Regel nicht in diesen Kontexten.
 
Dann wär interessant zu fragen, warum diese Ersterwähnungen alle so nah beieinander erfolgten.

Ich würde tippen, dass es damit zu tun hat das das alt Stammesherzogtum Baiern nach 788 endgültig in das fränkische Reich inkorporiert wurde und dabei wahrscheinlich auch karolingische Verwaltungstraditionen einzug gehalten haben.

Zudem wird man, wahrscheinlich davon ausgehen dürften, dass man von karolingischer Seite ein gesteigertes Interesse hatte einmal zu erfassen, was nun zum eigenen Herrschaftsbereich hinzugekommen war.

Das würde meines Erachtens die Häufung der Ersterwähnungen erklären.
 
Also wenn der Begriff der urkundlichen Ersterwähnung historisch sauber ist, dann sind die Ersterwähnungen mit Privilegien, Schenkungen oder ähnlichen verbunden, also mit irgendetwas, was beurkundet werden konnte/musste. Denkbar ist, dass nach dem Herrschaftswechsel von den Agilolfingern auf die Karolinger sich viele kleinere Adelige und Klöster etc. darum bemühten, alte Besitzstände/Privilegien zu bewahren. Oder aus der veränderten Situation einen Vorteil zu ziehen. Oder Franken ersetzten bayrische Lehnsmänner.
 
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Dann wär interessant zu fragen, warum diese Ersterwähnungen alle so nah beieinander erfolgten.
Ich vermute, das hängt einerseits damit zusammen, dass sich in der Zeit Karls des Großen viele Landbesitzverhältnisse änderten. @Shinigami und @El Quijote erwähnten bereits die endgültige Eingliederung des agilofingischen Baierns in des fränkische Reich. In Sachsen sah es nicht anders aus.
Ich denke, Karl und seine Nachfolger versuchten einen "Reichsadel" herauszubilden, indem sie Adelige mit Gebieten belehnten, die außerhalb ihres traditionellen Herschaftsgebiets lagen. Die Konradiner bspw. stammten ursprünglich aus der Gegend von Trier, wurden aber später ein wichtiger Machtfaktor in Hessen und Thüringen.

Andererseits wurden diese veränderten Besitzverhältnisse auch stärker durch Urkunden dokumentiert. Es gab eine Bildungsoffensive, die nicht nur dazu führte, dass mehr und mehr Leute - vor allem Geistliche - lesen und schreiben konnten, sonderen auch, dass eine neue, vereinfachte Schrift eingeführt wurde: die karolingische Minuskel
 
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Geh mal davon aus, dass bei der Entstehung der Rodungen weniger Hokz geschlagen, als mehr auf Brandrodung zurückgegriffen wurde.
Ganz einfach deswegen, weil die Rodungen möglichst schnell in die Lage kommen mussten ihre Bewohner selbst versorgen zu können und das einzlne händische Fällen von Bäumen und der Abtransport und die Verarbeitung des Holzes von Hand eine sehr zeitintennsive Arbeit dargestellt hätten, ganz zu schweigen von der Entferung des ganzen Wurzelwerks aus dem Boden um Platz für Feldfrüchte und Weideland zu schaffen.



Naja, die Auseinandersetzungen mit den Awaren zogen sich bis ins frühe 9. Jahrhundert hin, wobei sich das Geschehen wohl zunehmend nach Osten in die Gegen des heutigen Österreich verlagerte.
Wenn die Anlagen etwa in der 2. Hälfte des 8. jahrhunderts entstanden würde ich vor allen Dingen auf einen Zusammenhang mit der Grenzsicherung gegen die Awaren tippen.

Awarenmark – Wikipedia



Geh mal davon aus, dass eine neu angelegte Rodung in ihrer Anfangszeit vielleicht von einer Hand voll Familien Bewohnt wurde, die in der Regel aus einer bestehenden Siedlung in der näheren Umgebung (vielleicht eine halbe oder eine Tagsreise) stammten und dort hin und zu ihren Verwandten dort einigermaßen regelmäßigen Kontakt hielten.
Das dürften in aller Regel viel zu wenig Bewohner gewesen sein um eine hauptberufliche Schmiedestelle auszulasten und davon ab wäre die wenn regelmäßiger Kontakt zu bestehenden größeren Ansiedlungen bestand, auch nicht unbedingt nötig gewesen, weil man größere Arbeiten dann auch dort erledigen konnte.

Man wird möglicherweise eine bescheidene Schmiedestelle unterhalten haben um bei Bedarf kleinere Reperaturarbeiten selbst ausführen zu können, aber das wird eher ein Kleiner Ofen irgendwo im Hinterhof gewesen sein, aber man wird dafür keine größerenn Gebäudekomplexe errichtet oder einen oder mehrere Bewohner vollständig damit beschäftigt haben.

Das Thema Zünfte kannst du hier völlig ausklammern, spezialisierte Handwerker Zünfte kommen eigentlich erst ab dem Hochmittelalter auf und sind vor allem ein weitgehend auf den städtischen Raum begrenztest Phänomen.

De facto fiel alles was mit der Instandhaltung von landwirtschaftlichen Werkzeugen zu tun hatte in den Bereich der bäuerlichen Nebentätigkeiten, was nicht bedeutet, dass es nicht durchaus bereits Schmiede gab, die dieses Hanndwerk hauptberuflich ausübten, aber in der Regel nicht in diesen Kontexten.

Das muss man halt abwägen, Brandrodung geht vielleicht etwas schneller, es ist aber durchaus gefährlich, weil der Brand u. U. übergreift und schwer zu löschen ist und das Holz ist nicht verwendbar. Eine Fällungsrodung dauert natürlich länger, dafür kann das Holz, das ein wichtiger Roh- und Betriebsstoff ist, weiterverwendet werden. Für mich scheint es eher logisch, dass z. B. eine Mischform angewendet wurde, d. h. es wurde vorab entschieden, ob der Baum es wert ist, gefällt zu werden. Da vermute ich, große, brauchbare Bäume wurden zur Weiterverarbeitung gefällt, Nutzloses Unterholz, Sträucher etc. wurden weggebrannt.

Das mit den Schmieden überzeugt mich eigentlich auch nicht, Schmieden waren in vielerlei Hinsicht wichtig, da Metall in verschiedenen Formen zum Einsatz gekommen ist. Es stimmt wahrscheinlich schon, dass Schmiedearbeiten gemacht wurden, ohne, dass es eine hauptberufliche Schmiedetätigkeit gab, ich selber kann mich erinnern, dass in den 70er Jahren viele Bauernhöfe noch Schmiedegeräte wie Ambosse etc. in den Scheunen stehen hatten. Die Herstellung und Wartung dieser Werkzeuge war mit Sicherheit sehr aufwändig, ich gehe auch davon aus, dass eine relativ große Menge an Spezialwerkzeugen zum Einsatz kam, daher würde ich tendenziell schon eher vermuten, dass es bereits eine Art Arbeitsteilung gab, in der sich bestimmte Tätigkeitsfelder herauskristallisierten.

Gibt es denn irgendwelche Quellen hierzu? Es ist nicht so leicht, da mit einer Art heutigen Logik ranzugehen, man kennt ja die genauen Umstände und Einflusskriterien der damaligen Zeit nicht im letzten Detail.
 
Ich vermute, das hängt einerseits damit zusammen, dass sich in der Zeit Karls des Großen viele Landbesitzverhältnisse änderten. @Shinigami und @El Quijote erwähnten bereits die endgültige Eingliederung des agilofingischen Baierns in des fränkische Reich. In Sachsen sah es nicht anders aus.
Ich denke, Karl und seine Nachfolger versuchten einen "Reichsadel" herauszubilden, indem sie Adelige mit Gebieten belehnten, die außerhalb ihres traditionellen Herschaftsgebiets lagen. Die Konradiner bspw. stammten ursprünglich aus der Gegend von Trier, wurden aber später ein wichtiger Machtfaktor in Hessen und Thüringen.

Andererseits wurden diese veränderten Besitzverhältnisse auch stärker durch Urkunden dokumentiert. Es gab eine Bildungsoffensive, die nicht nur dazu führte, dass mehr und mehr Leute - vor allem Geistliche - lesen und schreiben konnten, sonderen auch, dass eine neue, vereinfachte Schrift eingeführt wurde: die karolingische Minuskel

Das ist interessant, diese Änderung der Landbesitzverhältnisse könnte die Ortsgründungen bzw. -ersterwähnungen hervorgebracht haben.

Sie haben oben bereits den historischen Zeitabschnitt der karolingischen Renaissance genannt, davon hatte ich noch nie gehört, es scheint mir relativ plausibel, dass sich aus diesen gesellschaftlichen Entwicklung diese Art der Infrastrukturveränderung ergeben hat.
 
@RaubritterRocho vielleicht ist dieser Faden Ad Boias, qui nunc Baioarii vocantur für dich interessant, denn es geht um die Anfänge der Bayern in der späten Völkerwanderungszeit/Frühmittelalter. Beim schmökern wirst du dort viele interessante Literaturverweise finden.

Da du nach Ersterwähnungen von Ortsnamen um 800 gefragt hattest: zu dieser Zeit war "Bayern" kein Brachland, sondern agilolfingisches Herzogtum unter merowingischer und dann karolingischer Oberherrschaft.
 
@RaubritterRocho vielleicht ist dieser Faden Ad Boias, qui nunc Baioarii vocantur für dich interessant, denn es geht um die Anfänge der Bayern in der späten Völkerwanderungszeit/Frühmittelalter. Beim schmökern wirst du dort viele interessante Literaturverweise finden.

Da du nach Ersterwähnungen von Ortsnamen um 800 gefragt hattest: zu dieser Zeit war "Bayern" kein Brachland, sondern agilolfingisches Herzogtum unter merowingischer und dann karolingischer Oberherrschaft.

Danke für den Hinweis, das schaue ich mir an! Das ist ein relativ langer Gesprächsfaden und ich habe leider nur sehr geringe Vorkenntnisse, d. h. da brauche ich etwas Zeit. Agilolfinger, Merowinger und Karolinger sind mir namentlich bekannt, ich weiss aber so gut wie gar nichts darüber.
 
Eine Fällungsrodung dauert natürlich länger, dafür kann das Holz, das ein wichtiger Roh- und Betriebsstoff ist, weiterverwendet werden.

Das ist doch aber kein wirklich gutes Argument, wenn an Holz kein Mangel herrscht, sondern das Zeug der Anlage von Acker- und Weideflächen - salopp gesagt- einfach nur im Weg steht und warum sonst legt man eine vollkommen neue Rodung an?

ür mich scheint es eher logisch, dass z. B. eine Mischform angewendet wurde, d. h. es wurde vorab entschieden, ob der Baum es wert ist, gefällt zu werden. Da vermute ich, große, brauchbare Bäume wurden zur Weiterverarbeitung gefällt, Nutzloses Unterholz, Sträucher etc. wurden weggebrannt.

Das wäre eine sinnvolle Vorgehensweise, wollte man bereits bestehende Ortschaften durch Rodung des Umlands erweitern, aber eher nicht, wenn man deutlich abseits bestehener Ortschaften durch Rodung Platz für neue Ansiedlungen schaffen wollte.

Eine Fällrodung von Waldarealen, die groß genug sind, um darauf effektiv Landwirtschaft betreiben zu können, dauert eine halbe Ewigkeit wenn man nicht mehr als vielleicht ein oder zwei Dutzend Leute hat um das zu bewerkstelligen.
Es wäre schon gar nicht so ohne weiteres möglich gewesen, größere, brauchbar erscheinende Bäume erst mal aus dem Wald heraus zu bekommen, es sei denn man hätte sich die Mühe gemacht, gleich vor Ort noch einzeln die Äste zu kappen und die Bäume direkt zu zerlegen, was dann nochmal Zeit gekostet hätte.

Zeit ist aber ein Luxus, der in der Landwirtschaft nicht unbegrenzt vorhanden ist, wenn man in der kommenden Ernteperiode etwas ernten möchte, sollte man sollte man das Zeitfenster für die Aussaht nicht verpassen.


Von der Warte her hätte die sinnvollste Vorgehennsweise darin bestanden, die potentielle Anbaufläche so schnell wie möglich frei zu bekommen, um sähen zu können, am Rand der Rodung Bauholz und Feuerholz gewinnen und Anfangen Behausungen und rudimentäre Wirtschaftsgebäude hochzuziehen konnte man nach der Aussat immer noch.

Das mit den Schmieden überzeugt mich eigentlich auch nicht, Schmieden waren in vielerlei Hinsicht wichtig, da Metall in verschiedenen Formen zum Einsatz gekommen ist.

Es bestreitet ja niemand, dass Schmieden grundsätzlich eine wichtige Tätigkeit darstellte.

Nur wie gesagt, bei einer neu angelegten Rodung irgndwo im Nirgendwo dürfte man es in der Regel zunächst mal nur mit einer Hannd voll Leuten zu tun gehabt haben.
Was fiel bei denen an?
Vielleicht ging da alle paar Tage mal irgendwo ein Werkzeug kaputt, dass dann reperaturbedürftig war, aber jemanden hauptberuflich dafür anzustellen alle paar Tage mal etwas zu reparieren ist Verschwendung von Arbeitskraft.
Zumal bei den meisten Werkzeugen in der Regel die Teile, die nicht aus Metall bestehen, dazu neigen in gewisser Regelmäßigkeit kaputt zu gehen, während dass Metall selbst in der Regel eher nicht Schaden nimmt.

Wenn an einer Axt oder einem Hammer etwas kaputt geht, ist das in aller Regel der Schaft aber um den zu erneuern benötigt es eigentlich keinen Schmied.

Anders würde möglicherweise ausehen, wenn sich in der Gegend vermehrt Raseneisenerze finden lassen, dann hätte jemand, der sich hauptsächlich mit Schmiedearbeiten befasst Sinn ergeben, allerdings weniger zur Verarbeitung, als zur Rohstoffgewinung.

Ansonsten muss man dabei auch sehen was an der Schmiede an anderen Arbeitsleistungen drannhängt.
Wenn man eine Schmiede wirklich den ganzen Tag lang betreibt, dann gehen da einige Kilo an Holzkohle durch den Ofen.
Die müssen beschafft werden.
Bedeutet man braucht dann nicht nur einen Schmied, sondern man braucht zusätzliche Arbeitskräfte, die sich um das Herstellen und Heranschaffen von Holzkohle kümmern und wenn man die Schmiedestelle für mehr als einfache Reparaturarbeiten benötigt, müssten auch in gewisser Regelmäßigkeit entsprechender Chargenn an Erzen herbei geschafft werden.

Das ist vom Aufwand her für eine kleine Gruppe, die irgendwo eine Rodung anlegt um neues Ackerland zu gewinnenn und in den ersten Jahren ohnehin bereits alle Hände voll zu tun hat die Subsistenzgrundlage zu sichern sicherlich zu hoch angesetzt.
 
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Das ist doch aber kein wirklich gutes Argument, wenn an Holz kein Mangel herrscht, sondern das Zeug der Anlage von Acker- und Weideflächen - salopp gesagt- einfach nur im Weg steht und warum sonst legt man eine vollkommen neue Rodung an?



Das wäre eine sinnvolle Vorgehensweise, wollte man bereits bestehende Ortschaften durch Rodung des Umlands erweitern, aber eher nicht, wenn man deutlich abseits bestehener Ortschaften durch Rodung Platz für neue Ansiedlungen schaffen wollte.

Eine Fällrodung von Waldarealen, die groß genug sind, um darauf effektiv Landwirtschaft betreiben zu können, dauert eine halbe Ewigkeit wenn man nicht mehr als vielleicht ein oder zwei Dutzend Leute hat um das zu bewerkstelligen.
Es wäre schon gar nicht so ohne weiteres möglich gewesen, größere, brauchbar erscheinende Bäume erst mal aus dem Wald heraus zu bekommen, es sei denn man hätte sich die Mühe gemacht, gleich vor Ort noch einzeln die Äste zu kappen und die Bäume direkt zu zerlegen, was dann nochmal Zeit gekostet hätte.

Zeit ist aber ein Luxus, der in der Landwirtschaft nicht unbegrenzt vorhanden ist, wenn man in der kommenden Ernteperiode etwas ernten möchte, sollte man sollte man das Zeitfenster für die Aussaht nicht verpassen.

Von der Warte her hätte die sinnvollste Vorgehennsweise darin bestanden, die potentielle Anbaufläche so schnell wie möglich frei zu bekommen, um sähen zu können, am Rand der Rodung Bauholz und Feuerholz gewinnen und Anfangen Behausungen und rudimentäre Wirtschaftsgebäude hochzuziehen konnte man nach der Aussat immer noch.

Der Zeitraum scheint mir auch zu kurz, ich glaube eher nicht, dass das so schnell ging. Die Wälder waren - zumindest teilweise - auch auf sumpfigen Boden, der Prozess der Ackerlandgewinnung dauerte m. E. länger, da - zumindest teilweise - auch trockengelegt werden musste.

Es bestreitet ja niemand, dass Schmieden grundsätzlich eine wichtige Tätigkeit darstellte.

Nur wie gesagt, bei einer neu angelegten Rodung irgndwo im Nirgendwo dürfte man es in der Regel zunächst mal nur mit einer Hannd voll Leuten zu tun gehabt haben.
Was fiel bei denen an?
Vielleicht ging da alle paar Tage mal irgendwo ein Werkzeug kaputt, dass dann reperaturbedürftig war, aber jemanden hauptberuflich dafür anzustellen alle paar Tage mal etwas zu reparieren ist Verschwendung von Arbeitskraft.
Zumal bei den meisten Werkzeugen in der Regel die Teile, die nicht aus Metall bestehen, dazu neigen in gewisser Regelmäßigkeit kaputt zu gehen, während dass Metall selbst in der Regel eher nicht Schaden nimmt.

Wenn an einer Axt oder einem Hammer etwas kaputt geht, ist das in aller Regel der Schaft aber um den zu erneuern benötigt es eigentlich keinen Schmied.

Anders würde möglicherweise ausehen, wenn sich in der Gegend vermehrt Raseneisenerze finden lassen, dann hätte jemand, der sich hauptsächlich mit Schmiedearbeiten befasst Sinn ergeben, allerdings weniger zur Verarbeitung, als zur Rohstoffgewinung.

Ansonsten muss man dabei auch sehen was an der Schmiede an anderen Arbeitsleistungen drannhängt.
Wenn man eine Schmiede wirklich den ganzen Tag lang betreibt, dann gehen da einige Kilo an Holzkohle durch den Ofen.
Die müssen beschafft werden.
Bedeutet man braucht dann nicht nur einen Schmied, sondern man braucht zusätzliche Arbeitskräfte, die sich um das Herstellen und Heranschaffen von Holzkohle kümmern und wenn man die Schmiedestelle für mehr als einfache Reparaturarbeiten benötigt, müssten auch in gewisser Regelmäßigkeit entsprechender Chargenn an Erzen herbei geschafft werden.

Das ist vom Aufwand her für eine kleine Gruppe, die irgendwo eine Rodung anlegt um neues Ackerland zu gewinnenn und in den ersten Jahren ohnehin bereits alle Hände voll zu tun hat die Subsistenzgrundlage zu sichern sicherlich zu hoch angesetzt.

Es ist mir nicht bekannt, wann Holzkohlegewinnung in Form von Köhlereien genau entstand, die verstärkte Nutzung von Metall wird wohl dazu geführt haben, dass der Prozess der Holzkohlegewinnung effizienter gemacht wurde. Auch das wäre eine Nutzung des geschlagenen Holzes. Dass damit völlig verschwenderisch umgegangen wurde, fällt mir schwer vorzustellen. Außerdem glaube ich, dass es wirklich gefährlich ist, Riesenwälder einfach abzufackeln, denn wenn der Wind sich dreht, wird es schwierig, der Feuersbrunst auszuweichen, daher tendiere ich eher zu einer Mischform. Wenn man sich z. B. die Holzwirtschaft Spaniens in der Kolonialzeit anschaut, dann merkt man, dass die Leute damals die Bäume mit anderen Augen betrachtet haben. Sie betrachteten die natürlich gewachsene Form im Hinblick, wozu diese spezielle Form tauglich war. Warum soll das im Jahr 800 anders gewesen sein?

Die Nutzung der Werkzeuge führte natürlich zu einem Verschleiß, so wie sie das formulieren, also "dass Metall eher nicht Schaden nimmt", würde mich sehr wundern. Im Gegenteil, ich glaube eher, dass die durch die intensive Arbeitstätigkeit sehr schnell vernutzt wurden. Noch dazu war das Metall damals ja noch bei weitem nicht so gut und belastbar wie heute. Ferner vermute ich, dass eine sehr, sehr große Menge an Werkzeugen zum Einsatz gekommen ist, die man heute gar nicht mehr kennt. Beile, Äxte, Sensen, Ketten, Verankerungen, Hebelinstrumente, mit denen man die Stämme bewegt etc. etc. Dazu kommen noch viele andere nicht nur zu Rodungszwecken verwendeter Gegenstände, wie Jagdwaffen, Kochtöpfe, Steinmetzwerkzeuge etc. etc.
 
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