Holzverarbeitung war mit Sicherheit nicht der Zweck der Besiedelungsstrategie, sie wurde aber bestimmt gemacht, weil Holz ein wichtiger Roh- bzw. Betriebsstoff der damligen Zeitz war. Heizen, Kochen, Häuser- und Schiffbau etc. Um das Jahr 800 herum sind in dieser Region auch viele Burgen gebaut worden.
Erstmal wäre fraglich ob man hier von "Strategie" überhaupt sprechen kann, weil das irgendwo eine zentrale Organisation implizieren würde.
Die kann man sicherlich beim Bau von Burgen, Brücken, Straßen und gegebenenfalls auch der Anlage von Marktsiedlungen sicherlich voraussetzen, dass allerding Rodungen und Ersterschließungen von Land per se zentral organisiert gewesen wären, ist unwahrscheinlich, dass entstand wahrscheinlich eher spontan durch Abwanderung aus den Dörfern in der Umgebung, wenn dort durch Zunahme der Bevölkerung das Ackerland knapp wurde.
Holz war ohne Zweifel ein wichtiger Rohstoff, in dem meisten Regionen (außer mitunter an Küstengebieten, wegen des Schiffbaus), aber durchaus auch nicht unbedingt knapp und daher etwas auf dass das strategische Augenmerk hätte gelegt werden müssen.
Um das Jahr 800 herum sind in dieser Region auch viele Burgen gebaut worden. Ich vermute, dass diese sog. "Rodungsinseln" von den Burgen kontrolliert wurden bzw. zu ihnen gehörten. Das geschlagene Holz wird daher wohl auch als Baumaterial für diese Burgen verwendet worden sein.
Hier wäre erstmal @Ugh Valencie insofern recht zu geben, als dass die Ersterwähnung um 800 nicht unbedingt bedeutet, dass die Burgen auch in dieser Zeit entstanden.
Du hattest die Ansiedlungen in deinem Eröffnungsposting in Verbindung mit den Ungarn gebracht, bzw. dich welchen Zweck das gehabt haben könnte, da die Ungarn ja erst später auftraten, mindestens im Hinblick auf die Errichtung von Wehranlagen, sofern diese möglicherweise bereits etwas früher als 800 entstanden sind, mag das mit den Awaren und den Auseinandersetzungenn mit diesen, so wie mit der Expansion Bayerns in den österreichischen und pannonischen Raum) im Zusammenhang stehen.
Der Zweck der Burgen wird nicht gewesen sein, die Rodungen zu kontrollieren, dafür hätte ihre Errichtung (auch wenn höchstwahrscheinlich "nur" Holz-Erde-Konstruktionen) einen viel zu großen Aufwand bedeutet.
Wahrscheinlicher ist, dass die Burgen (oder nennen wir es besser "befestigte Plätze") im Zuge der Auseinandersetzung mit den Awaren angelegt wurden und ein Großteil der Siedlungsinseln/Rodungen in der Folge um die festen Plätze herum entstand, einfach weil ein solcher Rückzugsort einen positiven Standortfaktor darstellte, ohne dass das explizit geplant gewesen wäre.
Betrachtet man (teilweise) die Ortschaften heute, so hat man den Eindruck, dass ein bestimmtes System zum Tragen kommt: In der Mitte eine Kirche, drum herum ein Gasthaus, eine Schmiede,
Naja, du kannst aber vom heutigen Erscheinungbild, nicht einfach auf den Entstehungszustand der Ortschaften schließen
Du eher selten intakte Gebäude finden, die länger zurückreichen, als ins Spätmittelalter, jedenfalls, so lange es sich nicht um Steinbauten handelt und die wird man für gerade in den Wald geschlagene Siedlungsinseln nicht voraussetzen können.
Im Hinblick auf Holzkonstruktionen aus dem Frühmittelalter und darüber reden wir hier, kannst du im Prinzip davon ausgehen, dass davon heute nicht mehr übrig ist, außer allenfalls Überreste im Boden, die für die Archäologen von Interesse sind.
Das man sich bereits in der Frühzeit, als diese Rodungen (wahrschinlich zu einem guten Teil eher ungeplant) entstanden, damit beschäftigt hätte erstmal Kirchen, Gasthäuser oder Schmieden hochzuziehen ist unwahrscheinlich.
Der Glaube mag im Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt haben, die Konstruktion eines eigenen größeren Kirchengebäudes wird für eine Hand voll Kolonisten, die begannen des Land zu roden und unter den Pflug zu nehmen in der Frühzeit allerdings schlicht zu aufwendig gewesen sein.
Das heißt nicht, dass in der Siedlung kein Glauben in irgenndeiner Form praktiziert worden wäre, aber das wird nicht im Rahmen eines separaten größeren Bauwerks, sondern innerhalb der Gebäude passiert sein, die auch als normale Wohnstätten dienten.
Gasthäuser ergaben allenfalls bei Siedlungen einen Sinn, die entweder selbst als dezidierte Marktflecken angelegt waren und gegebenenfalls Händlern von weiter weg Quartier biete mussten, oder aber die vor allem zu dem Zweck angelegt wurden Handelswege zu kontrollieren oder neue zu gründen.
Dass es im Bereich des heutigen östlichen Ober- und Niederbayern solche Siedlungen gab, davon wird man ausgehen können.
Im (heute österreichischen) Salzkammergut, wurde ja bereits seit der Eisennzeit Salz abgebaut und dass wird neben den Flüssen Inn, Salzach, Traun und Donau als Transport und Absatzräumen auch in Richtung Westen also den oberdeutschen Raum verhandelt worden sein, so dass da sicherlich in Teilen Handelsverkehr durch musste aber die Routen dürften nur einen Teil des genannten Gebiets betroffen haben.
Die Errichtung von größeren spezialisierten Schmiedeanlagen ergab für eine neu angelegte Rodung ebenfalls keinen bis wenig Sinn, weil es überhaupt nicht genug Arbeit gab, um jemanden dauerhaft mit Schmiedearbeiten zu beschäftigen.
Ähnlich wie im Hinblick auf das spirituelle Leben, wird man, wahrscheinlich in in den häuslichen Bereich eine Stelle integriert haben, an denen man Ausbesserungsarbeiten an Werkzeugen (soweit diese schon aus Metall bestanden, was teilweise aber nicht grundsätzlich der Fall gewesen sein wird) vorgenommen werden konnten, mehr brauchte es erstmal nicht.