Den großen Krieg planen

Das Abkommen mit Japan offenbarte ja schon eine gewisse Schwäche der britischen Seemacht, zumindest aber auch ganz klar schon eine Umorientierung mehr in Richtung "Heimat".
 
Hoffentlich unterschätzt du da nicht den sehr erheblichen Einfluss Grey nicht. Seine Rücktrittsdrohung war denen eines Bismarck nicht unähnlich; das gilt auch für die Wirkung der Drohung.
Meinst du nicht du übertreibst ein kleines Bisschen, wenn du die Reputation und das politische Gewicht Greys mit dem von Bismarck vergleichst? Welches Reich hatte Grey noch gleich gegründet? Und hatte Bismarcks Amtszeit nicht irgendwie auch damit geendet, dass eine seiner Rücktrittsdrohungen bei KW II. nicht gezündet hatte?

Die militärische Planung sah immerhin schon konkrete Absprachen mit dem Partner Frankreich vor, dem es nach Revanche dürstete.
ja aber das heißt nicht, dass sich Großbritannien deswegen auch in jeden Krieg einklinken würde, den Frankreich vielleicht führte.

Deutschland hat keine solche militärischen Absprachen getroffen.
Ich darf an dieser Stelle daran erinnern, dass in Schlieffens ursprünglicher Konzeption der Einsatz hinzugezogener italienischer Kräfte im Elsass gegen Frankreich vorgesehen war? Demtensprechend würde ich mal vorraussetzen, dass entsprechende Absprachen zwischen Schlieffen, Moltke und den italienischen Amtskollegen getroffen wurden.

Wir wissen gut Bescheid über Bethmann Bemühungen um eine britische Neutralität schon vor der Julikrise. Die Briten, namentlich Sir Edward Grey, war da aber zu nichts bereit. Grey war nicht willens für eine deutsche Flottenbeschränkung oder sonst was im Gegenzug die britische Neutralität für einen unprovoizierten Angriff zuzusagen. Grey war entschlossen fest an der Seite seiner Freunde zu bleiben. Und wie der Grund für den Kriegseintritt gefingert wurde, habe ich ja erläutert.
Naja, dass Grey nicht willens war, das als Gegenleistung für eine deutsche Flottenbschränkung anzubieten, nachdem er wusste, dass Großbritannien das Flottenwettrüsten ohnehin gewinnen würde und es sich somit als einseitiges Geschenk an die deutsche Seite dargestellt hätte, nimmt nicht wunder. Man bezahlt nichts, dass man sowiso auch umsonst bekommt.

Selbst wenn es auch für andere Gegenleistungen nicht möglich gewesen wäre eine Neutralitätsgarantie zu erhalten, sagt uns das wie gesagt noch immer nichts über die dahinterstehende Absicht. Das kann der Wunsch gewesen sein sich in einen Krieg einzuklinken oder einfach eine Option/Ein Druckmittel die deutsche Seite, wenn sie im Krieg zu erfolgreich würde an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Du wirst nicht aus der Welt erklären können, dass beides denkbar ist.


Das war doch mit dem britischen Premier jener Zeit Lord Salisbury gar nicht zu machen. Entsprechend agierte er während der Bündnissondierungen. Salisbury sah eben nicht die Notwendigkeit wie Chamberlain aus der Splendid Isolation herauszutreten. Des Weiteren war London respektive Chamberlain definitiv nicht willens sich mit dem Dreibund zusammenzuschließen, sondern nur und ausschließlich mit Berlin.
Nichtsdesto weniger hätte man sich entgegenkommend zeigen und versuchen können die Verhandlungen am Laufen zu halten. Selbst wenn ein Bündnis mit Salisbury nicht zu machen gewesen wäre, hätte man ja auf dessen Nachfolger spekulieren und beim Thema Verhandlungen drannbleiben können.

Nein, ein Anschluss Großbritanniens an den Dreibund war sicherlich nicht zu machen. Hätte es aber auch gar nicht benötigt um Deutschlands Militär und Politik Handlungssicherheit zu geben.
Selbst ein Bündnisvertrag exklusiv zwischen Großbritannien und Deutschland hätte Deutschland effektiv eine britische Neutralitätsgarantie für alle nicht von einem selbst offen begonnenen Kriege verschafft.

In dem Moment, in dem es eine deutsch-britische Allianz gegeben hätte, wäre der Gegensatz zwischen Großbritannien und Russland bestätigt und der zwischen Großbritannien und Frankreich erneuert worden, weil auch wenn Großbritannien nicht zum Dreibund gehört hätte es Verbündeter des potentiellen hauptgegners Frankreichs und Russlands geworden wäre.
In diesem Fall hätten niemals gemeinsame Koordinierungen und Planungen zwischen Großbritannien und Frankreich stattgefunden und sich im Kriegsfall ein effektiver Eintritt Großbritanniens auf der französischen Seite technisch militärisch kaum effektiv gestalten lassen, weil alles improvisiert hätte werden müssen.
Außerdem wäre, wenn sich GB auf Deutschland als Bündnispartner festgelegt hätte natürlich die Hemmung Deutschland den Krieg zu erklären wesentlich größer gewesen, weil es GB erstmal isoliert und seine Sicherheitsarchitektur umgestürzt hätte.

Folglich hätte Großbritannien dann eine Neigung an den Tag gelegt, sich bei jedem Krieg, bei dem es irgendwie vertretbar gewesen wäre (was heißt, Deutschland hätte nicht als Agressor auftreten und keine Eroberungen anstreben dürfen), Deutschland gegenüber wenigestens wohlwollend neutral zu zeigen, weil es mit einem für GB vorteilhaften Bündnis mit Deutschland sonst selbst etwas zu verlieren gehabt hätte.
Das wiederrum hätte Deutschland zumindest für jeden nicht eindeutig von deutscher Seite verschuldeten Krieg Planungssicherheit gegeben.

Seit wann besaß das Kriegsministerium denn ein Verfügungsrecht über den deutschen Haushalt. Den Kriegsministerium wurden Mittel zugewiesen und mit denen musste gewirtschaftet werden.
Es hatte natürlich kein Verfügungsrecht über den Haushalt, aber die Aufgabe beim Kaiser, bei der Regierung und wenn nötig in Reichstag und Bundesrat für die Zuweisung entsprechender Mittel zu lobbyieren.

Aufgabe des Generalstabes war es u.a. entsprechende Feldzugspläne vorzubereiten. Genau das hat der deutsche Generalstab getan.
Und Aufgabe des Kriegsministeriums war es Mittel einzuwerben um das für die durchführung dieser Pläne notwendig erscheinende Material anschaffen zu können. Da hätte man z.B. zu der Einsicht kommen können, dass das Setzen auf den schnellen Bewegungskrieg vielleicht die Anschaffung motorisierter Formationen und von mehr Lastkraftwagen sinnvoll erscheinen lassen könnte und dass bei der gegebenen außenpolitischen Lage es auch sinnvoll wäre, bei der Industrie die Grundlagen für eine autarke Munitionsproduktion zu implementieren um auch da mehr Sicherheit zu haben.*
Da passierte aber nicht soooo viel, da scheint man dafür doch etwas zu konservativ gewesen zu sein.

Deutschland war auf einen Wirtschafts- und Hungerkrieg, wie ihn Großbritannien nicht vorbereitet, weil niemand beim Militär und der Reichsleitung so einen Krieg tatsächlich erwartete; obwohl es rechtzeitig warnende Hinweise gegeben hatte, die Tirpitz vorzog zu ignorieren.
Es wäre aber die Aufgabe des Militärs gewesen ihn zu erwarten und für Vorbereitung zu lobbyieren. Hier haben sowohl Kriegsministerium, als auch Auswärtiges Amt einfach gepennt.




* Anderswo agierte die Politik in solchen Dimensionen. Dass etwa in GB das Marineministerium zivilen Schiffsbau subventionierte, und Verträge mit Werfen und Reedereien mit entsprechenden Vorgaben schloss um Schiffe als Hilfskreuzer und Militärtransporter im Kriegsfall anfordern zu können, muss ich dir ja nicht erklären, dass hatten wir ja bei der Lusitania-Thematik oft genug.
In ähnlicher Weise hätte das Kriegsministerium möglicherweise in Kooperation mit anderen Ministerien versuchen können strategische Positionen bei Grundstoffen für Sprengmittel und Kraftwagen aufzubauen.
 
Halt

"Reality Soap" hin oder her, das schweift hier in Teilen gerade weit vom Threadthema ab, könntet ihr euch beide diesem Thema wieder etwas annähern?:)
 
Meinst du nicht du übertreibst ein kleines Bisschen, wenn du die Reputation und das politische Gewicht Greys mit dem von Bismarck vergleichst? Welches Reich hatte Grey noch gleich gegründet? Und hatte Bismarcks Amtszeit nicht irgendwie auch damit geendet, dass eine seiner Rücktrittsdrohungen bei KW II. nicht gezündet hatte?

Von der Reputation habe ich gar nicht gesprochen, sondern von dem Einfluss und in dieser Hinsicht übertreibe ich nicht. Grey galt als "unentbehrlich".

a aber das heißt nicht, dass sich Großbritannien deswegen auch in jeden Krieg einklinken würde, den Frankreich vielleicht führte.

Jedenfalls wenn Frankreich betroffen war, würde ich davon ausgehen. Siehe Marokko Teil 1 und Teil 2 und schließlich natürlich die Julikrise 1914.


Es hatte natürlich kein Verfügungsrecht über den Haushalt, aber die Aufgabe beim Kaiser, bei der Regierung und wenn nötig in Reichstag und Bundesrat für die Zuweisung entsprechender Mittel zu lobbyieren.
Und du meinst, das wurde nicht getan?


Und Aufgabe des Kriegsministeriums war es Mittel einzuwerben um das für die durchführung dieser Pläne notwendig erscheinende Material anschaffen zu können. Da hätte man z.B. zu der Einsicht kommen können, dass das Setzen auf den schnellen Bewegungskrieg vielleicht die Anschaffung motorisierter Formationen und von mehr Lastkraftwagen sinnvoll erscheinen lassen könnte und dass bei der gegebenen außenpolitischen Lage es auch sinnvoll wäre, bei der Industrie die Grundlagen für eine autarke Munitionsproduktion zu implementieren um auch da mehr Sicherheit zu haben.*
Da passierte aber nicht soooo viel, da scheint man dafür doch etwas zu konservativ gewesen zu sein.
Man könnte glatt den Eindruck gewinnen, das auf deutscher Seite Idioten tätig waren. Das deutsche galt seinerzeit als das stärkste der Welt und das war auch zwischen den Mächten unstrittig.
Die Marinerüstung ist ein ganz anderes Kapitel, denn diese war schlicht verfehlt.

Es wäre aber die Aufgabe des Militärs gewesen ihn zu erwarten und für Vorbereitung zu lobbyieren. Hier haben sowohl Kriegsministerium, als auch Auswärtiges Amt einfach gepennt.

Dann haben ja wohl alle Mächte gepennt und Deutschland befand sich in guter Gesellschaft. Du erinnerst: Es wurde irrigerweise, obwohl es hinreichend gegenteilige Informationen gegeben hatte, ganz allgemein von einem kurzen Krieg ausgegangen.
 
Naja, dass Grey nicht willens war, das als Gegenleistung für eine deutsche Flottenbschränkung anzubieten, nachdem er wusste, dass Großbritannien das Flottenwettrüsten ohnehin gewinnen würde und es sich somit als einseitiges Geschenk an die deutsche Seite dargestellt hätte, nimmt nicht wunder. Man bezahlt nichts, dass man sowiso auch umsonst bekommt.

Du übersiehst die enorme finanzielle Belastung für den britischen Haushalt. Die Liberalen wollten lieber ihre Wahlversprechen einlösen und kein Wettrüsten zur See. Es gab also durchaus ein britisches Interesse an einer Beschränkung der Flottenrüstung.
 
Mittelalterlager hat hier einen Punkt! Autobiographien/Memoiren sind Quellen mit einer bestimmten Funktion, sie haben keinen unmittelbar dokumentarischen Wert, sie sind Quellen, welche die Deutungshoheit um einen oder mehrere historische Sachverhalte beanspruchen. Sie sind per definitionem mittelbar und interessengeleitet.
Unmittelbare Quellen sind Gesetze, Befehle, Verordnungen.
Mit dieser Meinung wirst Du wohl ganz alleine in der [akademischen] Welt darstehen.
Unfassbar!
 
Mit dieser Meinung wirst Du wohl ganz alleine in der [akademischen] Welt darstehen.
Unfassbar!
Nein, sicherlich nicht, im Gegenteil, solche persönlichen "Erinnerungen" sind mit äußerster Vorsicht zu geniesen!

Memoiren werden schon per se kaum sachlich sein können, der Schreiber wird dazu neigen seine persönliche Rolle nicht negativ/zu negativ aussehen zulassen., ob nun gewollt oder unbewußt. Die liegt nun mal in der Natur der Sache!
 
Wo steht denn, das das DR der Hauptlieferant von modernem Pulver für GB war?
Das steht in einem meiner Buecher. Erwartest Du, das ich jetzt Stunden verbringe die genaue Stelle zu finden? Hast Du gegenteilige Informationen?
Tatsache ist, dass RUS; USA; CAN; DEU und G.B. damals die Hauptproduzenten von Aceton gewesen waren. Alle diese Laender ex- und importierten Aceton; sie gewannen es aus Holz. DEU produzierte damals ein Merhrfaches an Aceton als das als G.B. [B.A.S.F.??] Da der kommende Krieg vorhersehbar gewesen war, stoppte DEU seine Acetone-Exporte nach G.B. . Das traf G.B. empfindlich, besonders die Kriegsmarine, da es nun das Mehrfache seiner kuemmerlichen Eigenproduktion schnell herstellen musste. Dazu war G.B. in 1914-1915 jedoch nicht inder Lage gewesen. (G.B. selber produzierte waehrend des 2.W.K. 236,251t TNT und 81,341t Cordite.)
Retter aus der Not war Dr. Chaim Weizmann gewesen, der mittels einem von ihm neu entwickeltem Verfahren in die Bresche sprang. Nun hatte GB mehr als genug Acetone als es brauchte zur Cordite Herstellung.
Als lustiges Nebengeschehen: ganz England war damals verbluefft warum ploetzlich ganze Schulklassen ueberall im Land in Parks usw Rosskastanien aufgesammelt hatten. (sie dienten Weizmann zum Gaerungsprozess).

Zwar ein langer, verkneulter Weg mit vielen Akteuren, jedoch ist es nicht falsch zu behaupten, dass die Loesung des Acetonsproblems durch Weizmann der Katalysator zur Balfour Declaration und somit ultimativ zur Entstehung des Staates Israel materiell beigetragen hatte.

(WAR MEMORIES OF DAVID LLOYD GEORGE, VOL I)
 
Ja, wieso schreibst du dann von Pulverlieferant?

Das DR war der führende Produzent für chemische Produkte. Es wurden lediglich Vorprodukte nach GB geliefert. Wenn du dir den Wiki-Artikel über C.W. aufmerksam durchlesen würdest, wüßtest du das die Situation eine etwas andere war, als von dir dargestellt.
 
Nein, sicherlich nicht, im Gegenteil, solche persönlichen "Erinnerungen" sind mit äußerster Vorsicht zu geniesen!
Das trifft bestimmt auf manche Authoren zu, jedoch laengst nicht auf alle. Vor allem wenn deren Manuskripte von mehreren Experten ueberprueft wurden, wie z.B. Churchill's Erinnerungen.(peer reviewed) Darum die langen Danksagungen am Anfang solcher verifizierten Buecher, Quellenverzeichnisse und Listen von Bibliographien.
Wenn man nach solchem Kriterium - "Erinnerungen" sind mit äußerster Vorsicht zu geniesen- kategorisch handelt, koennte man ganze Bibliotheken schliessen, denn Flavius Josephus sei mit 'mit äußerster Vorsicht zu geniesen'; oder Augenzeugen des tuerkischen Genozides an Armeniern und HC-Ueberlebende...die Liste ist endless.
Auf der Flipseite waere dann alles was in heutigen Nachrichten steht, Gospel der Wahrheit. Dabei sind z.B. amer. 'Nachrichten' ein Sumpf von Misinformationen um nicht zu sagen blatante Luegen.
Was wirklich mit 'mit äußerster Vorsicht zu geniesen ist', ist der bald obscoene Quatsch der in social medien und im Internet als solchem verbreitet wird.
Memoiren werden schon per se kaum sachlich sein können, der Schreiber wird dazu neigen seine persönliche Rolle nicht negativ/zu negativ aussehen zulassen., ob nun gewollt oder unbewußt. Die liegt nun mal in der Natur der Sache!
Die Vermutung liegt nahe, bestimmt; es kommt jedoch auf den Author an und seinem Ego an. Man kann nicht alle ueber einen Kamm scheren.
 
Das trifft bestimmt auf manche Authoren zu, jedoch laengst nicht auf alle. Vor allem wenn deren Manuskripte von mehreren Experten ueberprueft wurden, wie z.B. Churchill's Erinnerungen.(peer reviewed) Darum die langen Danksagungen am Anfang solcher verifizierten Buecher, Quellenverzeichnisse und Listen von Bibliographien.
Wenn man nach solchem Kriterium - "Erinnerungen" sind mit äußerster Vorsicht zu geniesen- kategorisch handelt, koennte man ganze Bibliotheken schliessen, denn Flavius Josephus sei mit 'mit äußerster Vorsicht zu geniesen'; oder Augenzeugen des tuerkischen Genozides an Armeniern und HC-Ueberlebende...die Liste ist endless.
Auf der Flipseite waere dann alles was in heutigen Nachrichten steht, Gospel der Wahrheit. Dabei sind z.B. amer. 'Nachrichten' ein Sumpf von Misinformationen um nicht zu sagen blatante Luegen.
Was wirklich mit 'mit äußerster Vorsicht zu geniesen ist', ist der bald obscoene Quatsch der in social medien und im Internet als solchem verbreitet wird.

Die Vermutung liegt nahe, bestimmt; es kommt jedoch auf den Author an und seinem Ego an. Man kann nicht alle ueber einen Kamm scheren.
Sofern die "Experten" auch tatsächlich neutral urteilen ist dagegen nichts einzuwenden.
Außerdem, weder ich noch irgendein Anderer hier sprach von "Bibliotheken" schließen. Laß doch bitte mal die "Kirche im Dorf".
Und ja, natürlich sind Memoiren mit äußerster Vorsicht zu geniessen, weshalb sollte das nicht so sein!!!
Und was bitte haben Memoiren mit den heutigen Nachrichten zu tun? Nix!!! Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe! Das eine ist aktuell, das andere schon "Geschichte"!!!!!

Und Augenzeugenberichte von Genoziden gehören auch nicht in diese Kategorie!
 
Mit dieser Meinung wirst Du wohl ganz alleine in der [akademischen] Welt darstehen.
Unfassbar!
Dass Memoiren und Autobiographien keine unmittelbaren dokumentarischen Quellen sind, dass sie versuchen Deutungshoheit zu beanspruchen, liegt eigentlich auf der Hand. "Unfassbar" ist, dass man darauf hinweisen muss, bzw. dass dem widersprochen wird.
Sie dokumentieren nur eines unmittelbar: Wie der Verfasser von der Nachwelt bewertet werden will.
 
Mit dieser Meinung wirst Du wohl ganz alleine in der [akademischen] Welt darstehen.
Unfassbar!
You've picked a peculiar hill to die on.
Das trifft bestimmt auf manche Authoren zu, jedoch laengst nicht auf alle. Vor allem wenn deren Manuskripte von mehreren Experten ueberprueft wurden, wie z.B. Churchill's Erinnerungen.(peer reviewed) Darum die langen Danksagungen am Anfang solcher verifizierten Buecher, Quellenverzeichnisse und Listen von Bibliographien.
Kein Mensch ist dazu in der Lage, sich selbst völlig unvoreingenommen zu bewerten und wahrheitsgetreu über all sein Tun und Lassen Rechenschaft abzugeben. Manche Autoren gehen schonungsloser und wahrheitsliebender ans Werk; manche kommen mit ihrer Wahrheit der Wirklichkeit sehr nahe; trotzdem bleibt der Mensch ein Mensch und kann nur innerhalb der Grenzen seiner Makel schöpferisch tätig werden. Sozialisierung, Vorlieben, Abneigungen usw. nehmen Einflüsse, denen sich der Betreffende regelmäßig nicht einmal bewusst ist.

Bereits der Wunsch, eine Autobiografie zu verfassen, verrät, dass der Autor (ob durch Verdienste dazu berechtigt oder nicht) ein gesteigertes Selbstwertgefühl hat und annimmt (ob zu Recht oder nicht), dass öffentliches Interesse an seiner Person besteht oder bestehen sollte. Sogar die seltenen Fälle von Autobiografien, in denen der Autor sein früheres Wirken und seine eigene Person durchweg kritisiert, haben oft die Funktion einer Läuterung, einer öffentlichen Selbstkasteiung, die zur Absolution durch die Gesellschaft führen soll, und sind daher ebenfalls nicht vorbehaltlos zu glauben.

Nicht zuletzt spielt für Memoirenschreiber regelmäßig auch ein finanzielles Interesse eine Rolle—und Leser lassen sich nicht durch das Versprechen anlocken, sie würden nur lesen, was sie ohnehin schon wüssten. Und selbst wenn es diesen idealisierten Menschen gäbe, der sine ira et studio wahrheitsgemäß alles zu berichten versucht, was es zu berichten gibt, könnte er bei hinreichendem zeitlichen Abstand dennoch von seinem Gedächtnis getäuscht werden und irrtümlich die Unwahrheit schreiben.

Aber: Das ist völlig einerlei! Der Wert einer Autobiografie besteht nicht darin, dass ihr Tatsachengehalt zukäme, sondern darin, dass der Autor unser Wissen um historische Sachverhalte um seine (unmittelbare) Perspektive bereichert. Dennoch bleibt es eine Perspektive, und die Geschichtswissenschaft wird niemals den Inhalt einer Autobiografie für bare Münze nehmen, ohne anhand anderer Quellen ihren Wahrheitsgehalt (oder wenigstens: ihre Plausibilität) zu prüfen.

Nebenbei: Wenn Du einer Autobiografie schon wegen der "langen Danksagungen am Anfang solcher verifizierten Buecher, Quellenverzeichnisse[n] und Listen von Bibliographien" Belastbarkeit beimisst, verkennst oder ignorierst Du die Sekundärqellenproblematik.

Kann der Autor seine Angaben mit Primärquellen untermauern, ist das sehr gut, aber wenn er die Werke anderer Autoren zitiert, bearbeitet er Sekundärquellen. Das erhöht zwar immer noch seine Glaubwürdigkeit gegenüber einem Autor, der aus dem Gedächtnis schreibt, trotzdem entbindet es uns nicht von der Notwendigkeit, genauer hinzusehen. Ein Autor kann noch so selbstkritisch und um Wahrhaftigkeit bemüht sein; es kann trotzdem sein, dass er sich auf eine Sekundärquelle von jemandem stützt, der nicht darum bemüht war.
Wenn man nach solchem Kriterium - "Erinnerungen" sind mit äußerster Vorsicht zu geniesen- kategorisch handelt, koennte man ganze Bibliotheken schliessen, denn Flavius Josephus sei mit 'mit äußerster Vorsicht zu geniesen'; oder Augenzeugen des tuerkischen Genozides an Armeniern und HC-Ueberlebende...die Liste ist endless.
Vor Gericht (jedenfalls vor einem inquisitionsmaximalen) gelten Zeugenaussagen als qualitativ minderwertigster Beweis, und jede halbwegs zivilisierte Judikative wird einen Beschuldigten nicht allein aufgrund von Zeugenaussagen verurteilen.

Warum? Weil Zeugen notorisch unzuverlässig sind.

Und, so brutal sich das anhören mag, auch die Angaben von Verbrechensopfern sind nicht ohne Weiteres zu glauben. Selbst Personen, die nachweislich Opfer einer Straftat wurden, identifizieren in über einem Drittel der Fälle einen Unschuldigen als Täter.

Sogar Autobiografien von KZ-Überlebenden enthalten hier und da Angaben, die von Historikern später korrigiert wurden, weil sie falsch sein mussten (z.B. weil eine namentlich genannte Person nachweislich bereits tot war).

Das ist halt einfach so.
 
Zuletzt bearbeitet:
You've picked a peculiar hill to die on.
nahh, still kicking*; and as self-appointed 'keeper of the light' trying to keep the 'flickering flame' burning ;)
Kein Mensch ist dazu in der Lage, sich selbst völlig unvoreingenommen zu bewerten und wahrheitsgetreu über all sein Tun und Lassen Rechenschaft abzugeben. Manche Autoren gehen schonungsloser und wahrheitsliebender ans Werk; manche kommen mit ihrer Wahrheit der Wirklichkeit sehr nahe; trotzdem bleibt der Mensch ein Mensch und kann nur innerhalb der Grenzen seiner Makel schöpferisch tätig werden. Sozialisierung, Vorlieben, Abneigungen usw. nehmen Einflüsse, denen sich der Betreffende regelmäßig nicht einmal bewusst ist.
Das stimmt selbstverstaendlich alles.
Doch nicht bei allen Authoren. (Allerdings bei 'Memoirs of Prince von Bülow by Bernhard, Fürst von Bülow.')
Weil diese Neigungen Authoren selber wohlbekannt sind, versuchen wohl die Meisten solchen Versuchen zu widerstehen und so klinisch objektive wie moeglich zu bleiben. Noch einmal: Manuskripte werden oft etlichen Fachleuten zur Kritik, Verbesserungen und Ergaenzungen gegeben und dann dementsprechend geaendert: daher die Danksagungen an ihnen, dem Archivpersonal etc.
Bereits der Wunsch, eine Autobiografie zu verfassen, verrät, dass der Autor (ob durch Verdienste dazu berechtigt oder nicht) ein gesteigertes Selbstwertgefühl hat und annimmt (ob zu Recht oder nicht), dass öffentliches Interesse an seiner Person besteht oder bestehen sollte. Sogar die seltenen Fälle von Autobiografien, in denen der Autor sein früheres Wirken und seine eigene Person durchweg kritisiert, haben oft die Funktion einer Läuterung, einer öffentlichen Selbstkasteiung, die zur Absolution durch die Gesellschaft führen soll, und sind daher ebenfalls nicht vorbehaltlos zu glauben.
Sicher trifft das auf gewisse, doch nicht allen Authoren zu. Viele eminente Wissenschaftler, Politiker, Generaele, etc wurden geradezu gedraengt ihren Lebenslauf zu beschreiben, vielleicht als inspirierendes, ermunterndes Beispiel etc.

Nicht zuletzt spielt für Memoirenschreiber regelmäßig auch ein finanzielles Interesse eine Rolle—und Leser lassen sich nicht durch das Versprechen anlocken, sie würden nur lesen, was sie ohnehin schon wüssten. Und selbst wenn es diesen idealisierten Menschen gäbe, der sine ira et studio wahrheitsgemäß alles zu berichten versucht, was es zu berichten gibt, könnte er bei hinreichendem zeitlichen Abstand dennoch von seinem Gedächtnis getäuscht werden und irrtümlich die Unwahrheit schreiben.
Stimmt. Unser Gedächtnis gauckelt uns oft Phantasievorstellungen zu. Besonders Erinnerungen die unter starkem Stress entstanden waren.
Aber: Das ist völlig einerlei! Der Wert einer Autobiografie besteht nicht darin, dass ihr Tatsachengehalt zukäme, sondern darin, dass der Autor unser Wissen um historische Sachverhalte um seine (unmittelbare) Perspektive bereichert. Dennoch bleibt es eine Perspektive, und die Geschichtswissenschaft wird niemals den Inhalt einer Autobiografie für bare Münze nehmen, ohne anhand anderer Quellen ihren Wahrheitsgehalt (oder wenigstens: ihre Plausibilität) zu prüfen.
(Meine Fettung) Genau das ist auch meine Maxime: Triangulation von Behauptungen als Wahrheitsbestaetigung in Kategorien wie 'kann man das woanders auch im Original nachlesen', 'gab es das schon mal', 'Moeglichkeits- und Wahrscheinlichkeitsgrad' und Zeitfaktoren.
Nebenbei: Wenn Du einer Autobiografie schon wegen der "langen Danksagungen am Anfang solcher verifizierten Buecher, Quellenverzeichnisse[n] und Listen von Bibliographien" Belastbarkeit beimisst, verkennst oder ignorierst Du die Sekundärqellenproblematik.
Ich glaube es ist gerade andersrum. Z.B. das Buch 'Weizmann' fuehrt in der Bibliographieliste ~1,300 Buecher auf, die selber wiederum eine Anzahl von Bibliographien auflisten. Viel Archivmaterial besteht sowieso aus reinem Gedaechtnismaterial. Und warum soll man amtlichen Statistiken und Aussagen trauen : "Wir muessen Ihnen zu unserem grossem Bedauern mitteilen, dass ihr Sohn Friedrich Meier gestern Nacht an einem Herzversagen gestorben ist".
Kann der Autor seine Angaben mit Primärquellen untermauern, ist das sehr gut, aber wenn er die Werke anderer Autoren zitiert, bearbeitet er Sekundärquellen. Das erhöht zwar immer noch seine Glaubwürdigkeit gegenüber einem Autor, der aus dem Gedächtnis schreibt, trotzdem entbindet es uns nicht von der Notwendigkeit, genauer hinzusehen. Ein Autor kann noch so selbstkritisch und um Wahrhaftigkeit bemüht sein; es kann trotzdem sein, dass er sich auf eine Sekundärquelle von jemandem stützt, der nicht darum bemüht war.
Stimmt auch wieder.
Jedoch jeh mehr Sekundärquellen desto finer die Aufloesung des Mosaiks. Geschichte ist ja letzten Endes ein riesiges Mosaik das nie absolut vollstaendig ist.
Vor Gericht (jedenfalls vor einem inquisitionsmaximalen) gelten Zeugenaussagen als qualitativ minderwertigster Beweis, und jede halbwegs zivilisierte Judikative wird einen Beschuldigten nicht allein aufgrund von Zeugenaussagen verurteilen.
Das ist bei weitem nicht ueberall so. Vor allem nicht im englischsprachigem Raum. Thank God for that.
Warum? Weil Zeugen notorisch unzuverlässig sind.
Unzulässiges Vorurteil.
Und, so brutal sich das anhören mag, auch die Angaben von Verbrechensopfern sind nicht ohne Weiteres zu glauben.
Stimmt.
Selbst Personen, die nachweislich Opfer einer Straftat wurden, identifizieren in über einem Drittel der Fälle einen Unschuldigen als Täter.
Kriminalwissenschaft hat Mittel und Wege Beweise herauszufinden.
Sogar Autobiografien von KZ-Überlebenden enthalten hier und da Angaben, die von Historikern später korrigiert wurden, weil sie falsch sein mussten (z.B. weil eine namentlich genannte Person nachweislich bereits tot war).

Das ist halt einfach so.
Ist mir auch bekannt. Das Gleiche trifft allerdings auch bei den leidigen Themen 'Dresden', 'Rheinwiesenlager', 'Hungerblockade' etc zu.

wahrheitsgemäß alles zu berichten versucht, was es zu berichten gibt, könnte er bei hinreichendem zeitlichen Abstand dennoch von seinem Gedächtnis getäuscht werden und irrtümlich die Unwahrheit schreiben.
Fuer diese Aussage habe ich ein Kardinalbeispiel: in posting #250 steht ein Faksimile von David Lloyd George, https://i.postimg.cc/bvLChQqV/Lloyd-348-349.jpg dass wohl niemand gelesen haben wird. ["When our difficulties were solved through Dr. Weizmann's genius.............That was the fount and origin of the famous declaration of the National Home for the Jews in Palestine"] Hier wird behauptet dass Chaim Weizmann ob seiner Verdienste von der britischen Regierung ein Wunsch freigestellt sein wuerde der dem Koenig unterbreitet werden wuerde. [ i.e. a baronetship; lordship with annual stipend usw] Dieses Angebot lehnte Weizmann dankend ab, dafuer bat er die Britische Regierung bescheiden um Unterstuetzung zur Einrichtung einer Heimstatt in Palaestina. Also ein wohlverdientes quid-pro-quo.
Eine durchaus plausible und manifizente Dankesgeste in Anbetracht was Weizmann fuer England geleistet hatte. Diese story hielt 100 Jahre an und wurde oft zitiert.
Erst 2024 wurde diese Erzaehlung im Buch 'Chaim Weizmann' by Professors Jehuda Reinharz & Motti Golani gruendlich widerlegt. Also ein hundrt Jahre alter Irrtum...


"Als unsere [Aceton] Schwierigkeiten durch das Genie von Dr. Weizmann gelöst wurden; sagte ich zu ihm: "Sie haben dem Staat einen großen Dienst erwiesen, und ich möchte den Premierminister bitten, Sie Seiner Majestät für eine Auszeichnung zu empfehlen." Er antwortete: "Es gibt nichts, was ich für mich wünsche." „ Gibt es nichts, was wir als Anerkennung für Ihre wertvolle Hilfe für das Land tun können?“ fragte ich. Er antwortete: "Doch, ich möchte, dass Sie etwas für mein Volk tun." Daraufhin erläuterte er seine Bestrebungen hinsichtlich der Rückführung der Juden in das Heilige Land, das sie berühmt gemacht hatten. Dies war die Quelle und der Ursprung der berühmten Erklärung über die nationale Heimstätte für Juden in
Palästina.
Sobald ich Premierminister wurde, besprach ich die ganze Angelegenheit mit Mr. Balfour, der damals Außenminister war. Als Wissenschaftler von war er sehr interessiert, als ich ihm von der Leistung von Dr. Weizmann erzählte. Wir waren damals bestrebt, jüdische Unterstützung in neutralen Ländern, insbesondere in Amerika, zu gewinnen. Dr. Weizmann wurde in direkten Kontakt mit dem Außenminister gebracht. Dies war der Beginn einer Zusammenarbeit, deren Ergebnis nach langer Prüfung die berühmte Balfour-Erklärung war, die zur Charta der zionistischen Bewegung wurde. So hat Dr.
Weizmann mit seiner Entdeckung nicht nur dazu beigetragen, dass wir den Krieg gewinnen konnten, sondern auch einen bleibenden Eindruck auf der Landkarte der Welt.


* "How are you? Thanks, still kicking." Das ist ein Idiom welches sich von der Antwort einer hochschwangeren Frau ableitet der man nach dem Befinden ihres Babie's fragt. Man kann ja die kickende Fuesse des Babies an ihrem Bauch beobachten , das bedeutet dass das Baby lebt und wohlauf ist.
Man darf hoffen dass alle Forumsteilnehmer noch lange 'kicking'.
 
"Den grossen Krieg planen". Die Strangueberschrift mag wohl etwas irrefuehrend sein, da es ausser DEU & Ö-U keine andere Macht gegeben hatte, die auf auf eine Gelegenheit gewartet hatte, sein Langzeitziel mittels einem opportunen Krieg zu realisieren.

Auf diesen Forumsseiten werden bewundernswert magistrale Kenntnisse offenbart; 'mechaniche' diplomatische Bemuehungen auf dem politischem Schachbrett Europas wiedergegeben. Jede Aktion hat eine od. mehrere Gegenreaktionen. Was waren die overarching concerns der primaeren Protagonisten wie z.B. G.B. Politiker auf die Provokationen und ? Was waren deren Triebfeder? Ehre! Stolz! Furcht? Was gab ihnen Anlass so zu handeln wie sie es taten? Auf DEU,Ö-U'ischer Seite darf man wohl auf Disrespekt und dummdreister Ueberheblichkeit und Uebermut tippen.

Ungeachtet der 1890 Berliner Konferenz Bestimmungen, hatte Ö-U in 1914 noch ein paar Rechnungen mit dem 'Pulverfass Europas' offen zu stehen gehabt. 'pacta sunt servanda'? Vertraege sind dazu da, gebrochen zu werden! Serbien hatte sich mit seinen vergangenen Kriegen sehr verausgabt. Was bessere Zeit einen Gegner in den Zwinger zu nehmen wenn er, nach Luft japsend, am Boden liegt? Insbesondere dann, wenn man weiss, dass im Ernstfall auf Mithilfe des grossen Bruders gerechnet werden kann. Ö-U betrachtete die geopolitische Konstellation im Juli 1914 fuer sich als win-win Situation. Schmiede das Eisen schnell solange es glueht. Der Kaiser blieb jedoch erstmal ungeruehrt auf seinen Haenden sitzen: 'schau-ma-mal'.

Als der Kaiser sich dann aus seiner Lethargie aufrappelte, machte er toelpelhaft so gut wie alles falsch, was falsch zu machen war, womit sein ersehnter 'Platz an der Sonne' mit jeder Stunde ferner rueckte. Sein erster Kardinalfehler war es, seinen britischen Verwandten und deren Verbuendeten den Handschuh hinzuschmeissen. Die damalige deutsche Gesinnung wie sie aufgenommen wurde:

"The real reason for going into the war was that, if we did not stand by France and stand up for Belgium against this aggression, we should be isolated, discredited and hated; and there would be bevor us nothing but a miserable and ignoble future." [ppg 217; Vol 2/3; Viscount Grey; 25 Years]
____________________________________
"What deciding power was then in Germany? The one steady, constant, organized authority was the military one; and there can be little doubt that high military opinion held that war must come and that in 1914 the time for war had come. All preparations had been made for 1914; even in finance Germany had as far as possible got in what was owed to them, and arranged matters so that, when war came, they should owe and should not be owned money abroad. The capital levy had been made, the final and supreme effort to equip the army". [ppg 232 , ebenda]​
________________________________​
"[Germany] was deliberately aiming at world dominance. For this purpose, not content with with the greatest the world had ever seen, she was building a big navy as well. Her object was first the hegemony of the Continent and then predominance over Briton. Passages from the German Emperor's speeches could easily be used to show that he believes the Germans to be a chosen people, and that belief lends to the assumption that other nations no virtues, no rights; that the interests of the chosen people is the only test of right and wrong; and it causes a general hypertrophy of patriotism. " [ppg 235 , ebenda]​
_________________________________​
"Remember that the German people are the chosen of God. On me, as German Emperor, the spirit of God has descended. I am His weapon; His sword; His Viceregent. Woe to the disobedient! Death to cowards and disbelievers!" [ ppg 9; James M. Beck; The Evidence in the Case]​
_________________________________​
"It is time to sweep this place clean with an iron broom ....at least 60 percent of Serbs here are enemies of the state" he [Conrad] was told. " [ppg108; A MAD CATASTROPHE; GEOFFREY WAWRO][HHSA; PA I ; 810, Int. LXX/1Vienna, July 7, 1914, GdI Conrad to Berchtold.]​
"Even the peacable Berchthold was coming around, on June 30 calling for a'final and fundamental reckoning with Belgrade" [daselbst][David Fromkin, Europe's Last Summer; New York Vintage; 2005; ppg 110]​
The same day, the Kaiser in Berlin exhorted the Austrians to war: Now or never!"[daselbst][Mitrovic; Serbias Great War, 10]​
He [Hoyos]arrived in Berlin as Berchthold's special envoy. He met first with with Undersecretary Arthur Zimmermann at the German Foreign Office where he outlined Vienna's goals: Serbia would be partitioned by Austria and it's Balkan neighbours and essentially 'wiped of the map' " (ppg 109 daselbst) [Mitrovic; Serbias Great War, 157]​
"Count AlexanderHoyos, on July 1st the German journalist and envoy Victor Naumann told Hoyos that now was the time to ask for unstinting German support to 'annihilate Serbia' " [ppg 109, daselbst]​
Mit diesen und anderen Gesinnungen im Hintergrund wurden von seitens der Entente Diplomaten laufend Schlichtungsversuche vorgeschlagen, doch vergebens. Das Endresultat stellte nicht nur fuer die ueberheblichen, sturen Streithammel, sondern fuer die Welt eine human Katastrophe dar.​

 
Hä, was soll jetzt die Bemerkung zu Serbien? Hast du dich überhaupt mal mit deren Nationalismus damals beschäftigt? "Das ach so arme Serbien" hat zweifelsohne ebenfalls fleißig gezündelt und ist an der ganzen Misere wohl nicht unschuldig!
 
"Den grossen Krieg planen". Die Strangueberschrift mag wohl etwas irrefuehrend sein, da es ausser DEU & Ö-U keine andere Macht gegeben hatte, die auf auf eine Gelegenheit gewartet hatte, sein Langzeitziel mittels einem opportunen Krieg zu realisieren.
Wenn das stimmt - ich kann es nicht beurteilen, da ich mich in der verschlungenen Diplomatiehistorie nicht genügend auskenne - dann kann ich keine sinnvolle Erklärung dafür finden, dass tatsächlich alle großen und kleinen Beteiligten seit ca 1890 vehement fortifizierten und aufrüsteten!
 
...dass tatsächlich alle großen und kleinen Beteiligten seit ca 1890 vehement fortifizierten und aufrüsteten!
Wobei die Fortifizierung naturgemäß (hauptsächlich) der Verteidigung dient.
Ich würde den Beteiligten mit Ambitionen zum Festungsbau also eher den Wunsch nach Schutz vor einem Angriff unterstellen.
 
Zurück
Oben