Der Rassebegriff biologisch und politisch

Die Frage ist aber doch immer noch, ob es biologisch gesehen überhaupt verschiedene Menschenrassen gibt!
Der auf genetischer Verwandtschaft basierende Rassebegriff scheint eine reale Grundlage zu haben. Darauf weist einerseits der bereuts erwähnte Umstand hin, dass die Kategorisierungen beim Clusterung umso deutlicher zutage treten, je mehr genetische Information man einfließen lässt. Und andererseits der Umstand, dass die rassische Selbstklassifizierung, auf der die erfolgreiche medizinische Behandlung beruht, mit der genetischen Clusterstruktur "nahezu perfekt" übereinstimmt.

Das heißt im Klartext also, dass die Einteilung der Mensch in verschiedene Rassen relativ willkürlich verläuft.
Willkürlich ist lediglich die Feineinteilung, aber nicht die Gliederung in der jeweiligen Hierarchieebene. Das ist ungefähr wie die Frage "Wieviele Länder gibt es in Europa?" Wenn man sie auf der staatlichen Ebene beantwortet, bekommt man eine andere Antwort als wenn man sie auf Bundesländerebene beantwortet. Das heißt aber nicht, dass die Antwort willkürlich ist. Sie erfordert lediglich eine präzise Fragestellung. Am besten, du liest die Risch-Arbeit durch, dann siehst du, welche Gliederung er seiner Untersuchung zugrunde legt.

Davon habe ich zu wenig Ahnung, aber ich schätze, dass diese Aussage von anderen in der Luft auseinander genommen werden wird.
Im Gegenteil. Diese Aussage ist eher das Resultat von Analysen, in denen das politisch korrekte Mantra "es gibt keine menschlichen Rassen" auseinandergenommen wird, das auf einem Argument beruht, das inzwischen als sprichwörtlicher Fehlschluss ("Lewontin's Fallacy") in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist (das aber von seinen Verehrern außerhalb er Wissenschaft unbeirrt weitertradiert wird). Ein Meilenstein war diesbezüglich die Analyse von Edwards (2003).
 
Du hast auf Andreas geantwortet, nachdem rena Belege gefordert hatte. Jetzt willst Du rena vorwerfen, dass rena Deine Links vor Deinem Posting noch nicht gelesen hat?
Ich werfe es ihr nicht vor, ich schlage ihr lediglich vor, die Links zu nutzen (von denen der im jüngsten Posting an Andreas übrigens nicht die ersten sind). Diesen Hinweis sollte Sie allerdings nutzen, wenn Sie zukünftigen Vorwürfen entgehen will.
 
). ... Diesen Hinweis sollte Sie allerdings nutzen, wenn Sie zukünftigen Vorwürfen entgehen will.

o.t.

Wir sind hier nicht in einem Oberseminar.

back.

@cannabich

Ich habe die links gelesen und erwartungsgemäß inhaltlich nur bedingt verstanden, da ich weder Mediziner noch Biologe bin.

Daher meine laienhafte Frage, hat die FDA bereits Medikamente zugelassen, die ethnienspezifisch, von mir aus auch "rassespezifisch", von der Medizin lege artis indiziert sind?

Wenn ja, welche und bei welchen Krankheitsbildern?

Wenn nein, liegen Zulassungsanträge für derartige etnienspezifische Medikamente bei der FDA vor und von welchen Pharmaunternehmen, weil, dann könnte man dort (FDA und Pharmaunternehmen) direkt recherchieren.

M.

P.S.: Nur das könnte uns m.E. von der wissenschaftlichen Spekulation zur medizinischen, juristischen und ökonomischen Realität führen.
 
o.t.

Wir sind hier nicht in einem Oberseminar.
Aber auch nicht im Kindergarten. Deshalb ist die "Ich-nehm's-nicht-zur-Kenntnis-und-tu-einfach-so-als-ob-man-mir-eine-Information-schuldig-sei"-Attitüde fehl am Platz.

Ich habe die links gelesen und erwartungsgemäß inhaltlich nur bedingt verstanden, da ich weder Mediziner noch Biologe bin.

Daher meine laienhafte Frage, hat die FDA bereits Medikamente zugelassen, die ethnienspezifisch, von mir aus auch "rassespezifisch", von der Medizin lege artis indiziert sind?

Wenn ja, welche und bei welchen Krankheitsbildern?

Wenn nein, liegen Zulassungsanträge für derartige etnienspezifische Medikamente bei der FDA vor und von welchen Pharmaunternehmen, weil, dann könnte man dort (FDA und Pharmaunternehmen) direkt recherchieren.
Keine Ahnung. Mich interessiert der wissenschaftliche Aspekt, nicht der juristische oder wirtschaftliche.


P.S.: Nur das könnte uns m.E. von der wissenschaftlichen Spekulation zur medizinischen, juristischen und ökonomischen Realität führen.
Nein, die medizinische Realität spiegelt sich in den Ergebnissen der medizinischen Studien und nicht in gesetzlichen Bedingungen. Und die juristische bzw. ökonomische Realität interessiert mich, wie gesagt, nicht (besonders).
 
Ja, aber Cannabich hat ausgesagt, dass die Unterteilung der Menschen in verschiedene Rassen, Menschenleben retten kann. Im Falle so einer Aussage müsste man ja dann auch bereit sein, die verschiedenen Menschrassen beim Namen zu nennen. Was hilft es der Medizin denn, wenn Du verschiedene Gesteinsformen benennen kannst?
Das kann man doch.
Namen fuer verschiedene Gesteinsformen helfen dem Geologen, der Exploration fuer eine Minengesellschaft betreibt. Sie dienen im wesentlichen der Orientierung und das gilt analog auch fuer die anderen Bereich. Weitere Feinheiten, benoetigt fuer Diagnose und Behandlung, sind dann ja auch nicht ausgeschlossen.
 
Daher meine laienhafte Frage, hat die FDA bereits Medikamente zugelassen, die ethnienspezifisch, von mir aus auch "rassespezifisch", von der Medizin lege artis indiziert sind?

Wenn ja, welche und bei welchen Krankheitsbildern?

Wenn nein, liegen Zulassungsanträge für derartige etnienspezifische Medikamente bei der FDA vor und von welchen Pharmaunternehmen, weil, dann könnte man dort (FDA und Pharmaunternehmen) direkt recherchieren.
Danke Melchior, genau darum ging es mir, um konkrete Beispiele.

Die verlinkten Artikel habe ich quergelesen und habe daraufhin den Eindruck, dass die medizinische Forschung benutzt wird, um geschichtliche Rassebegriffe zu manifestieren. Denn außer den bekannten Ausbreitungswegen des Homo sapiens und den daraus resultierenden Häufungen in Phänotyp und Besonderheiten wie Sichelzellenanämie und Lactosetoleranz ist mir keine neue Erkenntnis aufgefallen.
Scheinbar geht das Aufleben der Rassebegriffsdebatte mit dem human geographic projekt einher, was soweit nicht erstaunlich ist.
Nur was bringt es für die Forschung in Zeiten von Gentests oder will man sich diese sparen und sucht nach einem billig zu ermittelnden Cluster für Medikamentenstudien.
Das wäre ungefähr so, als würde man allen Frauen in Bad Bentheim empfehlen sich die Brust amputieren zu lassen, weil man dort eine Häufung des Gens gefunden hat, dass diesen Krebs auslöst. Viel effektiver ist doch aber nach der Krankengeschichte der Familie zu fragen.
 
Ich habe die links gelesen und erwartungsgemäß inhaltlich nur bedingt verstanden, da ich weder Mediziner noch Biologe bin.

Daher meine laienhafte Frage, hat die FDA bereits Medikamente zugelassen, die ethnienspezifisch, von mir aus auch "rassespezifisch", von der Medizin lege artis indiziert sind?

Wenn ja, welche und bei welchen Krankheitsbildern?

Wenn nein, liegen Zulassungsanträge für derartige etnienspezifische Medikamente bei der FDA vor und von welchen Pharmaunternehmen, weil, dann könnte man dort (FDA und Pharmaunternehmen) direkt recherchieren.

Keine Ahnung. Mich interessiert der wissenschaftliche Aspekt, nicht der juristische oder wirtschaftliche.

Man kann das ja durchaus so sehen, dass, wenn die aus der entsprechenden Forschung hervorgegangenen Medikamente und Präparate noch nicht zugelassen wurden, die ganze Forschung in dieser Richtung vielleicht doch nur eine Sackgasse war. Von daher spiegelt der juristische Aspekt möglicherweise den wissenschaftlichen viel offensichtlicher?
 
Man kann das ja durchaus so sehen, dass, wenn die aus der entsprechenden Forschung hervorgegangenen Medikamente und Präparate noch nicht zugelassen wurden, die ganze Forschung in dieser Richtung vielleicht doch nur eine Sackgasse war. Von daher spiegelt der juristische Aspekt möglicherweise den wissenschaftlichen viel offensichtlicher?
Nachdem die wissenschaftlichen Studien von weltweit führenden fachlichen(!) Experten durchgeführt, die Zulassungsmodalitäten aber eher von Leuten geregelt werden, deren wissenschaftliche Qualifikation weit darunter liegt (und die eher um den bestmöglichen Kompromiss zwischen politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Aspekten ringen), halte ich diesen Umstand für wenig aussagekräftig. Das wäre ungefähr so, als ob ich die Bildungsministerin als maßgebliche Autorität in erziehungswissenschftlichen Fragen ansehen würde.

Aber wie ich schon erwähnt habe, bin ich eigentlich ohnehin unbeabsichtigt in die Pro/Contra-Debatte reingerutscht. Mein ursprüngliches Anliegen war lediglich, der Behauptung entgegenzutreten, der Rassebegriff spiele in der aktuellen Wissenschaft überhaupt keine Rolle(mehr).

Wie auch immer man zur Sinnhaftigkeit der "Race based medicine" stehen mag, man kann ehrlicherweise nicht bestreiten, dass heute auch von führenden Naturwissenschaftlern der Rassebegriff (wieder) befürwortet und als wissenschaftlich nützlich angesehen (von anderen Wissenschftlern freilich nach wie vor abgeleht) wird. Die Debatte IST da.
 
Das kann man doch.
Namen fuer verschiedene Gesteinsformen helfen dem Geologen, der Exploration fuer eine Minengesellschaft betreibt. Sie dienen im wesentlichen der Orientierung und das gilt analog auch fuer die anderen Bereich. Weitere Feinheiten, benoetigt fuer Diagnose und Behandlung, sind dann ja auch nicht ausgeschlossen.

Ja, bitte entschuldige, Andreas. Dein Hinweis auf diese "Einteilungs-Parallelen" war an sich schon irgendwo berechtigt. Ich war gestern Abend nur ein wenig gereizt, weil ich die Einteilung in verschiedene Rassen mal konkret beim Namen genannt haben wollte und nicht hören wollte, dass diese Einteilung eine Frage der Sichtweise ist. Aber Cannabichs Link "Categorization of humans in biomedical research: genes, race and disease" hat mir ja mittlerweile die Antwort geliefert. Dort wird die Menschheit in fünf Ober-Kategorien eingeteilt:

- African branch
- Caucasian branch (ein Ast an diesem Zweig sind die Nord-Europäer)
- Pacific Islander branch
- East Asian branch
- Native American branch

Ich würde die beiden Positionen - für und wider die Unterscheidung menschlicher Rassen - endlich gerne in ihren Grundzügen begreifen, weshalb ich die beiden Standpunkte, so wie ich sie verstehe, jetzt mal ganz laienhaft (was anderes bleibt mir leider nicht übrig) skizziere. Ich hoffe dann von Euch Rückmeldung zu bekommen, was ich richtig verstanden habe und was ich noch nicht richtig verstanden habe.

Pro:
Wenn man sich ganz bestimmte Gene/Gengruppen anschaut - und zwar sind das ausschließlich(?)/ vornehmlich(?)/ nur z. T. (?) jene Gene, die für genetisch bedingte Erkrankungsrisiken und Medikamenten(un)verträglichkeiten usw. verantwortlich sind - dann kann man die Menschheit in die fünf oben genannten branches einteilen (und dann freilich weiter noch Fein-Unterteilungen vornehmen). Diese mittels Genforschung unterscheidbaren fünf Zweige und ihre diversen Ästchen stimmen nun weitgehend mit herkömmlich vorgenommenen phänotypischen Unterteilungen und/oder mit der ethnischen Selbstzuordnung des einzelnen überein. Die Konsequenz daraus ist die Existenz von verschiedenen menschlichen Rassen.

@Cannabich: Mir geht es an dieser Stelle gar nicht darum, inwieweit das alles wissenschaftlich schon bewiesen ist oder in wieweit das noch hypothetisch ist, sondern nur darum, ob ich diese Position (wenigstens oberflächlich) einigermaßen richtig auffasse. Stimmt das soweit?


Contra:
Schaut man sich andere Gene/Gengruppen an als die oben genannten, dann dann kann man die Einteilung in die fünf genannten Kategorien nicht machen, sondern der Schnitt verläuft dann quer durch alle Ethnien, Volksgruppen usw.
Da nun der Großteile der Gene/Gengruppen, die der Mensch besitzt, eine Einteilung in solche Kategorien überhaupt nicht erlaubt (das würden nur jene wenigen von den "Pro'lern" ins Visier genommenen Gengruppen erlauben), kann man folglich auch nicht von unterschiedlichen menschlichen Rassen sprechen, weil man sonst innerhalb einer Volksgruppe viele unterschiedliche "Rassen" finden würde, die auch in ganz anderen Volksgruppen genauso wieder auftauchen, und solch eine Rassen-Einteilung irgendwo absurd wäre.

@silesia:
Habe ich diese Position im Grundzug - so schlecht und naiv ich sie auch nur zu formulieren vermochte - richtig verstanden?


Wie gesagt, es geht mir nicht darum, welche der beiden Positionen richtiger, sinnvoller, "bewiesener" usw. ist (denn das werde ich wahrscheinlich bis zu meinem Lebensende nicht beurteilen können), sondern nur darum, ob ich die beiden Positionen einigermaßen richtig auffasse.
Freue mich auf Eure Erklärungen und Hilfestellungen, die Licht in mein Dunkel bringen.

Gruß
buschhons
 
Wenn man sich ganz bestimmte Gene/Gengruppen anschaut - und zwar sind das ausschließlich(?)/ vornehmlich(?)/ nur z. T. (?) jene Gene, die für genetisch bedingte Erkrankungsrisiken und Medikamenten(un)verträglichkeiten usw. verantwortlich sind - dann kann man die Menschheit in die fünf oben genannten branches einteilen (und dann freilich weiter noch Fein-Unterteilungen vornehmen).
Es ist eher umgekehrt: je mehr genetische Einzelmerkmale man in den Vergleich einbezogen werden, umso deutlicher werden die rassischen Kategorien sichtbar. Hingegen kann bei ausgewählten Einzelmerkmalen der Eindruck entstehen, dass es diese kategorien nicht gibt.

So besagt das beliebteste Argument von Gegnern des Rassebegriffes (merk es dir, du wirst es noch oft hören!):
"Innerhalb der rassischen Kategorien gibt es größere genetische Unterschiede als zwischen den Kategorien. Deshalb ist die Kategorisierung unsinnig". Dieses Argument wurde in den frühen 70er Jahren von Lewontin vorgebracht und genießt seither bei Gegnern des Rassebegriffes Kultstatus, obwohl es bereits kurze Zeit später von Mitton (1977) und in besonders gründlich nochmals von Edwards (2003) widerlegt wurde. Der zentrale Denkfehler in diesem Argument ist eigentlich an einem Analogbeispiel leicht erklärt. Ich parodiere also: "Unter Frauen (und ebenso unter Männern) gibt es größere Untersschiede in Bezug auf die Körpergröße als zwischen der durchschnittlichen Frau und dem durchschnittlichen Mann. Dasselbe gilt für das Körpergewicht und einige andere Merkmale. Also gibt es in biologischer Hinsicht keine Männer und Frauen, das sind alles nur soziale Konstrukte." Alles klar?

Nun ist es aber eben so, dass dieser Unterschied zwischen Differenzen innerhalb der Kategorie und Differenzen zwischen den Kategorien sich nach und nach aufhebt und ins Gegenteil verkehrt, je mehr Merkmale man in den Vergleich einbezieht. Kurz: je vollständiger man die Menschen beschreibt, umso deutlicher werden die Kategorien (Rassen bzw. Geschlechter).

Diese mittels Genforschung unterscheidbaren fünf Zweige und ihre diversen Ästchen stimmen nun weitgehend mit herkömmlich vorgenommenen phänotypischen Unterteilungen und/oder mit der ethnischen Selbstzuordnung des einzelnen überein. Die Konsequenz daraus ist die Existenz von verschiedenen menschlichen Rassen.
Die Existenz von Rassen ist nicht die Konsequenz dieser Übereinstimmung. Die Rassen als phänotypische bzw. genotypische Phänomene (zwei verschiedene Rassebegriffe) gab es bereits vorab. Nun hat man festgestellt, dass diese Rassebegriffe in sehr hohem Ausmaß korrelieren, also praktisch deckungsgleich sind. Deshalb ist es möglich, das äußerlich leicht erkennbare Merkmal der phänotypischen Rasse zu benutzen, um damit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf das (äußerlich nicht erkennbaren) Merkmal der genotypischen Rasse zu schließen. Und wozu ist das gut? Nun: man hat festgestellt, dass bestimmte medizinisch relevante Eingenschaften wie Medikamentenverträglichkeit deutlich mit der genotypischen Rasse korrelieren. Folglich findet man über das diagnostische Werkzeug der phänotypischen Zuordnung einen einfachen Zugang zur genotypischen Zuordnung (der auch wesentlich billiger und sogar oft treffsicherer ist als eine direkte Genotypanalyse) und somit zu einer effektiveren medizinischen Behandlung.
 
Folglich findet man über das diagnostische Werkzeug der phänotypischen Zuordnung einen einfachen Zugang zur genotypischen Zuordnung (der auch wesentlich billiger und sogar oft treffsicherer ist als eine direkte Genotypanalyse) und somit zu einer effektiveren medizinischen Behandlung.

Soweit so gut, dass es scheinbar darum geht, auf einem Probandenfragebogen für Arzneimittelforschung ein weiteres Kriterium, nämlich die Rasse mit 5 Auswahlmöglichkeiten, mitaufzunehmen, habe ich jetzt verstanden. Auf diesem Fragebogen stehen natürlich weitere Kriterien, wie Alter, Gewicht, Suchtverhalten, Ernährungsgewohnheiten, Vorerkrankungen etc. , so ähnlich habe ich Silesias Einwand mit der Clusterung verstanden.

Nun kenne ich noch immer keine Krankheit und schon gar kein Medikament, dass nur in Abhängigkeit von der Rasse auftritt / vertragen wird. Vielleicht gibt es Wahrscheinlichkeiten, die helfen aber nicht weiter, da immer andere Kriterien hinzutreten, die man eben individuell überprüfen muß. Und es gibt diverse Mischfälle.
Es gibt ja eine ähnliche Problematik bei den gut untersuchten Blutgruppen und dem Rhesusfaktor, merkwürdigerweise scheint sich nicht mal die Blutgruppe signifikant auf Krankheitsanfälligkeit und Medikamentenverträglichkeit auszuwirken, es gibt nur Vermutungen. Selbst die Blutgruppen streuen aber quer durch deine Rassen, Cannabich, bis auf eine Ausnahme die Native Americans vor 500 Jahren.
Für mich ein Argument für das reale Nichtvorhandensein von Rassen.
 
Soweit so gut, dass es scheinbar darum geht, auf einem Probandenfragebogen für Arzneimittelforschung ein weiteres Kriterium, nämlich die Rasse mit 5 Auswahlmöglichkeiten, mitaufzunehmen, habe ich jetzt verstanden. Auf diesem Fragebogen stehen natürlich weitere Kriterien, wie Alter, Gewicht, Suchtverhalten, Ernährungsgewohnheiten, Vorerkrankungen etc. , so ähnlich habe ich Silesias Einwand mit der Clusterung verstanden.
Natürlich gibt es neben der Rassezugehörigkeit andere Merkmale, die es auch zu berücksichtigen gilt, wenn gewisse Medikamente zum Einsatz kommen. Aber während niemand aufgrund der Tatsache, dass es diese verschiedenen Merkmale gibt, auf die seltsame Idee käme, die Existenz des Alters oder des Gewichtes zu leugnen, hat Silesia die Existenz von Rassen geleugnet (bzw. dass in der Wissenschaft heute einhellig die Meinung vorherrsche es gebe keine Rassen).

Nun kenne ich noch immer keine Krankheit und schon gar kein Medikament, dass nur in Abhängigkeit von der Rasse auftritt / vertragen wird.
Im Artikel wird aber diesbezüglich Auskunft gegeben. Würdest du nicht vielleicht doch mal selber nachlesen anstatt dir von mir die Info immer häppchenweise raussuchen und servieren zu lassen?

Vielleicht gibt es Wahrscheinlichkeiten, die helfen aber nicht weiter
Natürlich helfen die weiter. Wenn ein behandelnder Arzt weiß, dass aufgrund der Rassischen Zugehörigkeit seines Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Unverträglichkeit in Bezug auf Medikament A besteht, die in Bezug auf ein alternatives Medikament B nicht gegeben ist, dann ist das eine hilfreiche Information.

Und es gibt diverse Mischfälle.
Auch auf solche wird im Artikel ausdrücklich eingegangen. Bitte nachlesen!


Selbst die Blutgruppen streuen aber quer durch deine Rassen, Cannabich, bis auf eine Ausnahme die Native Americans vor 500 Jahren.
Für mich ein Argument für das reale Nichtvorhandensein von Rassen.
Langsam wird es langweilig, den Hinweis auf den Lewontin'schen Fehlschluss zu wiederholen. Körpergewicht streut quer durch die Geschlechter. Ein Argument für das reale Nichtvorhandensein von Geschlechtern?
 
Langsam wird es langweilig, den Hinweis auf den Lewontin'schen Fehlschluss zu wiederholen. Körpergewicht streut quer durch die Geschlechter. Ein Argument für das reale Nichtvorhandensein von Geschlechtern?

Da gab es noch einen anderen "kleinen Unterschied", der in den meisten Fällen, wenn auch nicht immer, eindeutig ein Geschlecht bestimmt, Körpergröße und Körpermaßen hin oder her. Nur Aufgrund der Körpergröße hätte eine Einordnung nach zwei Geschlechtern tatsächlich keinen Sinn.
 
Das Konzept der "race-based-medicine" konkurriert zunächst im wesentlichen in seiner Erklärungskraft, auch in der statistischen, mit einer "gender-based-medicine".

Sofern man sich die einzelnen Seiten zu diesem Thema im Internet ansieht kann man zu dem derzeitigen Schluss kommen, dass es sich im wesentlichen um eine Hypothese handelt, die noch sehr viele Ergebnisse benötigt, um einen fundierten Set an Erkenntnissen zu produzieren.

Sieht man sich z.B. eine Studie an, die hier verlinkt wurde, dann basieren die gesamten dargestellten Konzepte auf Gensequenzanalysen und dem Human Genom Projekt. Und die Verwendung des Begriffs "Race" wird zu einem Synonym für die Ähnlichkeit von Gensequenzen.

Humangenomprojekt ? Wikipedia

Wie in diesem Artikel ja auch die unterschiedlichen Gensequenzen als Ergebnis der Evolution begriffen werden. Somit ist der Begriff "Race" = "Rasse" zunächst ein Begriff aus der Evolutionsbiologie und hat in diesem Kontext durchaus seine Berechtigung.

Categorization of humans in biomedical research: genes, race and disease

Die Kritik von Silesia, so habe ich es verstanden, bezog sich auf eine unkontrollierte Ausweitung des Konzepts der "Race", auch unter dem Gesichtspunkt einer nicht erwünschten Instrumentalisierung.

Eine durchaus nachvollziehbare Kritik, da auch in den wissenschaftlichen Positionen genau diese Kritik geäußert wird und zu einer diskrimierenden Nutzung des Konzepts kommt. Nicht zuletzt da Rasse aufgrund der damit nicht selten zusammenhängenden sozialen Ungleichkeit eine Vielzahl nicht kontrollierbarer intervenierender Variablen besitzt.

Bei der Durchsicht des obigen Artikels ist mir persönlich aufgefallen, das die Darstellung der Test-Designs sehr summarisch vorgenommen wird und eigentlich wenig HInweise auf die einzelnen Studien vorhanden sind. So wird beispielsweise bei der Studie von z.B. Wilson nicht klar wird, was Experimental- und was Kontrollgruppe ist (doch die eine ist Experimental- und die andere Kontrollgruppe, aber das ist unsinnig). Unverständlich, da die Studie geradezu ein Design nahegelegt hätte, das vier Gruppen beinhaltet und für jeden der beiden Gentypen eine Experimental- und eine Kontrollgruppe erforderlich gemacht hätte.

Das wirft bei einer Samplegröße von n = 1200 bzw. n = 800 Probanden die Frage nach dem Signifikanzniveau auf. Für medizinische Studien wird in der Regel mit einem Signifikanzniveau von 99% gerechnet, um zu ermitteln, ob das Konfidenzintervall der Schätzer für die beiden Populationen signifikant voneinander abweicht. Für zwei Gruppen mag die Samplegröße noch gerade ausreichend gewesen sein, was auch durch die Verteilungen in den beiden Populationen beeinflusst wird, aber bei vier Gruppen wäre es sicherlich nicht mehr ausreichend, signifikante Unterschiede auszuweisen.

Insgesamt handelt es sich m.E. bei der "raced-based-medicine", auf der Basis der genetischen Klassifikation, um ein durchaus sinnvolles Forschungskonzept zur Verfeinerung der medizinischen Indikation und sofern es zu nachweislich besseren Medikamenten führt, umso besser. Letzlich ist es der empirisch messbare Erfolg, der über das Konzept und seine Existenzberechtigung entscheidet!

Meine persönliche Meinung ist, dass die "gender-based-medicine" der wesentlich erfolgversprechendere Ansatz für die Entwicklung von Medikamenten ist, da die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen m.E. ausgeprägter sind und schneller in die Pharmaforschung implementiert werden können.

Ansonsten stelle ich mir persönlich die Frage, was ein derartiges Thema eigentlich noch mit einem Geschichtsforum zu tun hat, auch wenn wir allgemien ein sehr breites Themengebiet diskutieren. :S
 
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Da gab es noch einen anderen "kleinen Unterschied", der in den meisten Fällen, wenn auch nicht immer, eindeutig ein Geschlecht bestimmt ...
Aber der Punkt ist ja gerade: ein solcher spielt in Lewontins Argument keine Rolle. Er schließt: "WEIL die beschriebenen Variationsdifferenzen vorhanden sind, habe der Rassebegriff keine biologische Basis". Jedes Gegenbeispiel (egal ob es sich einem "kleinen Unterschied" verdankt oder nicht), widerlegt sein Argument!
 
Die Kritik von Silesia, so habe ich es verstanden, bezog sich auf eine unkontrollierte Ausweitung des Konzepts der "Race", auch unter dem Gesichtspunkt einer nicht erwünschten Instrumentalisierung.
Wenn es nur das gewesen wäre, wäre ich mangels ernsthaft kritisierbarer Position gar nicht in die Diskussion eingestiegen (wer würde schon ernsthaft einer unkontrollierten(!) Ausweitung und einer ethisch fragwürdigen Instrumentalisierung das Wort reden?)

Silesia hat aber wesentlich mehr behauptet: sie hat geleugnet, dass der Rassebegriff in der heutigen Forschung überhaupt eine Rolle spielt. Und wie auch immer man den Sinn und die Erfolgsaussichten einer race based medicine bewerten mag: Dass diese Debatte (entgegen Silesias Behauptung) stattfindet und dass in dieser Debatte der Rassebegriff auch von führenden Forschern verteidigt wird, kann angesichts der vorgelegten Dokumentation von niemandem ernsthaft bestritten werden.
 
in dieser Debatte der Rassebegriff

Es gibt keine Debatte über den "Rassebegriff" und schon gar nicht in den jeweiligen Beiträgen im Internet (vgl. Links)

Es gibt lediglich die Hypothese, dass es eine Optimierung der medizinischen Indikation auf der Basis von genetischen Unterschieden gibt. Und zwei daraus abgeleitete Kategorien, die zu einer Differenzierung der Patientengruppen führen, sind "Race" und "Gender".

Und diese unterschiedlichen Einteilungen der Patientengruppen werden hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit in der Diskussion im Internet und im Forum hinterfragt.

In diesem Sinne ist es eine rein medizinische Diskussion, die nicht unerhebliche Kenntnis der Planung experimenteller Designs und ihrer Auswertung erfordert.
 
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