Hier gehen so langsam mehrere Aspekte durcheinander.
@thanepower hat bereits angesprochen, dass es neben dem Z-Plan (der wie gesagt im Entstadium ein Marine etwa entsprechend des japanischen Niveaus vorsah, und bis Stand Januar 1939 außerdem in den leicht schwächeren Vorläufer-Versionen knapp über der 35%-Grenze des Flottenabkommens zu Großbritannien bewegte) phantastische "Großflottenpläne" des Reiches 1942
nach einem Sieg über Rußland gab, die jeden Vorstellungsrahmen sprengten, quasi eine Art deutscher "Europaflotte" der Hegemonialzone darstellten. Das sollte man erstmal auseinander halten. Es bringt ebenso wenig, sich Norwegen mit riesigen Investitionsprojekten als Aluminiumschmiede des Großdeutschen Superreiches vorzustellen.
Bleiben wir also bei der Realität und innerhalb der Aktenlage des In-Gang-Gesetzten Z-Bauplanes (der übrigens in seiner "Mehrjahres-Vorschau" formal nichts Besonderes darstellt, sondern die gesamten 30er Jahre so als Bauvorschau der Werftabteilung der Kriegsmarine gehandhabt wurde).
Sodann kann man auf die rüstungswirtschaftlichen und finanziellen Effekte des Z-Planes bzw. seiner Vorläufer schauen (Stand also Ende 1937/1938). Die scheinen zT wohl hinsichtlich ihres Kontextes unbekannt zu sein:
- hier geht es zunächst einmal um Ressourcen- und Zuteilungskämpfe innerhalb der Wehrmacht, Beispiel Stahlkontingente. Mannschaftsseitig stellte die Kriegsmarine den kleinsten Wehrmachtsteil, somit war dies das geringste Problem, Ausbildungszeiten waren bis 1947 vorgesehen. Auch hier ging es aber um Kanibalismus bzgl. der Zuteilungen, also um Prioritäten innerhalb der verfügbaren Ressourcen für die Wehrmacht insgesamt. Bzgl. des Endstadiums reicht ein Blick auf den Mannschaftsvergleich mit der Kaiserlichen Marine. Der Marinehaushalt betrug 1939 etwa
15% der gesamten Rüstungsausgaben, der Personalbestand der fertigen Z-Flotte (365 Schiffe) dürfte keine
10% der Mannschaftsstärke der Wehrmacht ausgemacht haben.
- der weitere Ressourcenkampf betraf für die Kriegsmarine die Autarkiepläne im Rahmen des 4-Jahres-Planes. Hierdurch gab es beachtliche Belegungen der Werftkapazitäten (u.a. "Fischereiflotte", Handelsschiffe) durch den nichtmilitärischen Schiffsbau. Diese Prioritäten wurden durch Hitler gleichfalls am 5.11.1937 wieder verschoben (-> Dülffer). Davon ist der Aspekt zu trennen, ob die Rüstungspläne
aller drei Wehrmachtsteile
zuzüglich Export- und Autarkiepolitik
simultan ressourcenseitig umsetzbar waren.
Das waren sie nicht, und das ist der Literatur unstrittig zu entnehmen. Die Frage der Realisierbarkeit
beim einzelnen Wehrmachtsteil "Kriegsmarine", oder die Frage der zukünftigen Beschneidung ihrer zugeteilten Kontingente ist damit eine Frage des Ausganges von Verteilungskämpfen und somit nur noch spekulativ, da hier die Zäsur durch den Krieg vorlag.
- die Treibstofffrage war ungelöst und hierauf ist richtigerweise hingewiesen worden. Es liefen verschiedene Versuche, Lieferketten unter den Vorkriegsbedingungen auf den noch verfügbaren Märkten aufzubauen. Damit sind man wieder bei der Verteilungsfrage, hier in Bezug auf Devisen. Deren Ausgang ist ebenfalls spekulativ. (die nette Geschichte von den Treibstoffvorräten/Luftwaffe stammt übrigens von Völker, und ist bezogen auf die Beschaffung der
Bevorratung der Treibstoffvorräte für einen längeren Krieg im Rahmen der Autarkiepläne). Dass übrigens beachtliche Flottenstärken hochgerüstet worden sind, deren Treibstoffversorgung im Krieg "beschnitten" waren, trifft ebenso auf die italienische und japanische Marine zu (und aus bekannten Ursachen nicht für die US- und englische Marine).
- tatsächlich gerieten die Bauten bis Kriegsausbruch schnell zeitlich in Verzug, bei Dreesen sind die Verzögerungen einzeln aufgelistet und betrugen bei den einzelnen laufenden Bauten 1937/39 zwischen einigen Monaten und 1,5 Jahren. Das hat nun wieder nichts mit der quantitativen Realisierbarkeit an sich zu tun, sondern mit dem Realitätsgehalt der
Zeitpläne, die hierüber hinaus auch von den Verteilungskämpfen (zB Stahlkontingentierungen) abhängen.
Wenn ich das Thema schließlich richtig verstanden habe, kann es (in einem historischen Bezug
nur) um die Frage gehen, ob das Dritte Reich den
Z-Plan inganggesetzt hat. Das ist nach der Aktenlage der Fall und nicht umstritten. Ob der Zeitplan 1945/46/47 realistisch war, ist wohl von geringem historischen Interesse. Für mich uninteressant und wieder nur spekulativ ist die Frage, ob ein Abschluss der Bautätigkeiten 1950 realistischer gewesen wäre.
Wer die Frage der Finanzierung oder Mannschaftsstärke stellt, sollte sich zunächst einmal klarmachen, welchen Anteil die Kriegsmarine mit Neubauten (später mit Unterhaltskosten) an der
Wehrmacht insgesamt überhaupt hatte. Bei diesen Anteilen 2 oder 3% hoch oder runter zu schrauben, macht wenig Sinn. Daten dazu stehen bei Dülffer, DRZW etc., ein paar Grunddaten findet man auch hier:
Aufrüstung der Wehrmacht ? Wikipedia