Lieber Quichotte,
ich sehe da nicht nur die materiellen Dinge einer scheinbaren Überlegenheit orientalischer Kultur im frühen Mittelalter - sondern in erster Linie die Situation der breiten Masse. Und auf den Sohn eines Steppenhirten oder Karawanenführers aus Vorderasien, der in der Armee Abdel Rahmans diente, muss die Aussicht auf eine dauerhafte Stationierung im Frankenland genauso "attraktiv" vorgekommen wie zuvor einem italischen Legionär an der Lippe. Wenn es um die Aussicht auf Beute geht, meinetwegen - spanische Konquistadoren sind mit dieser Motivation noch mit ganz anderen Widrigkeiten klargekommen. Aber wirklich siedeln wollten die eigentlich auch nicht.
Vielleicht ist diese ganze Schlacht von fränkischen Chronisten (Gregor von Tours) nur hoch geschrieben worden. So groß war die Invasionstruppe ja wohl auch nicht und bis auf Anführer und Tross ist sie anscheinend einigermaßen heil weggekommen.
Du vergisst dabei aber, dass auch "Arabien" nicht nur aus Wüste besteht. Die eroberten Gebiete reichten damals ja schon bis Afghanistan und Pakistan, mit dem Hindukusch. Oder bist du schon mal im Libanon gewesen? Auch dort findest Du zwei schneebedeckte Gebirge: den Libanon und den Antilibanon: Die Umayyaden haben z.B. in Anğar eine Palaststadt errichtet. Als ich dort war, hat's geschneit. Auch der Hohe Atlas in Marokko und die Sierra Nevada in Spanien sind Skigebiete.
Und was die Ansiedlung von Muslimen im späteren Frankenreich angeht: es gibt eine umayyadische Münzprägestätte mit den Namen Arbūna, die im frühen 8.Jahrhundert mehr oder weniger aktiv im Prägen von Dirham ist. Dieses Arbūna ist die arabische Version des Namens von Narbonne, also Südfrankreich.
Das ist das erste Mal, dass ich etwas über die mutmaßliche Herkunft des Pelayo erfahre. Erstaunlich, dass über diesen spanischen "Helden" der Urzeit so wenig bekannt ist. Vor allem: Woher kommt der Name "Pelayo"?
Die Vertreter der westgotischen Adelsklasse hießen Receswind, Chindaswinth, Gundmar, Siseboth, Witiza, Amalrich, Favila usw. usw. Alles urgotische Namen. Aber "Pelayo"? - Vielleicht war er doch eher ein romanisierter Iberer?
Pelayo ist nichts weiter als die - moderne - hispanisierte Form des Namen Pelagius, ein Name griechischen Ursprungs - Pelagios. Er gibt uns also keine rechte Auskunft über die Herkunft jenes Pelayo.