Als Anlage sende ich eine Karte, die die Lage am Rhein zeigt. Grafisch erhalte ich für Asciburgium den Ort Bocholt. Da ich aber zu Herrn K.-H. Schulze tendiere, der meint, dass die germanischen Orte nördlich der Kelten Flussübergänge zeigen sollen, habe ich mich aber für Wesel entschieden.
Asciburgium dürfte der '(befestigte) Ort bei den Eschen' sein. Es besteht also theoretisch durchaus die Möglichkeit, dass der Ortsname mehr als einmal vorkommt. Und so nennt Ptolemaios einen Ἀσκιβουργίου ὂρους (Asciburgium-Berg), der irgendwo "bei" der Elbe liegen muss (wobei dieses
bei in einer unbekannten Relation zur Elbe zu verstehen ist). Und in einem Verhältnis außerdem zu den Weichsel-Quellen steht (im Prinzip lokalisiert Ptolemaios Stammesgebiete verschiedener germanischer Stämme rund um die Berge Melibocus (der gerne mal mit dem Brocken identifiziert wird) und den Asciburgium-Berg, sowie anhand der Elbe und der Weichsel und des Opkynionischen Waldes (Ὀπκύνιον Δρυμόν; nach der lateinischen Fassung des orkynischen Waldes, wer darin eine Verballhornung des bekannten herkynischen/hercynischen Waldes lesen will, mag das tun).
Allerdings haben wir ein recht bekanntes Asciburgium (Moers-Asperg) mit Römerlager, einer historisch belegten Schlacht während des batavischen Aufstandes und einer nicht historischen aber archäologischen belegten Schlacht im 3. Jhdt, sowie einem über 600 Jahre genutzten Gräberfeld.
Der Ort Asciburgium liegt bei Ptolemaios auf der Länge 27°30 und der Breite 52°30
Vergleichen wir das mit Ναυάλια, den Werften, die liegen unwesentlich westlich davon bei 27°20 und 54°00
D.h. Asciburgium liegt auf einem Längengrad mit
- Vetera 27°30 (51°50)
und der CUT
Legio I Minervia Trajana Legio XXII 27°30 50°35
Es soll aber dann nördlich von Vetera liegen (je höher die Zahlen der Breitengrade, desto nördlicher, das gilt sowohl bei Ptolemaios als auch bei unseren modernen Breitengraden (die allerdings vom Äquator aus zählen, also der Äquator ist 0°, von dort aus steigen die Breitengrade jeweils nach Süd und Nord).
Allerdings haben wir hier ja auch den deutlichen Fehler bei der CUT, die tatsächlich wenige Kilometer nördlich von Vetera lag, bei Ptolemaios aber deutlich südlich liegt, sogar südlicher als Köln und Bonn:
Legio XXX Ulpia Agrippinensis 27°40 51°10
Bonna 27°40 50°50
Legio I Minervia Trajana Legio XXII 27°30 50°35
Mocontiacum 27°20 50°15
Wir sehen also, dass hier deutliche Fehler vorliegen. Allerdings nicht nur in der Breiten-, sondern auch in der Längenbestimmung.
Main etwa liegt bei Ptolemaios so weit westlich wie Köln und westlicher als Bonn, tätsächlich liegt es östlicher.
Ptolemaios' Null-Meridian verläuft irgendwo im Atlantik und die iberische und afrikanische Westküste (Mauretania Tingitana) wird erst vom 4. Längengrad berührt. Je höher also der Längengrad, desto weiter östlich befindet man sich.
Bei der Vielzahl an Fehlern selbst nahe beieinander gelegener Städte ist es schlicht unseriös, einen Ort lokalisieren zu wollen, sofern man nicht die Fehlerquelle bzw. -ursache ganz genau benennen kann. Da aber die Fehler absolut unsystematisch sind, lässt sich auch die Fehlerursache naturgemäß nicht benennen. Wahrscheinlich beruht sie schon auf Ptolemaios uneinheitlich übermittelten Daten. Und da bleiben uns nur die inschriftlichen Belege und die Ortsnamenkontinuität, um einen Ort zu identifizieren. Ergo ist jede mathematische Lokalisierung a priori Unsinn. Zufallstreffer bestätigten die Regel, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Aber... tja...: wie will man die Zufallstreffer als korrekt beweisen?
Wenn man mit Ptolemaios von Vetera zur CUT wandern würde, würde man anstatt eine Stunde Fußmarsch Richtung Norden (korrekt) mehrere Stunden Fußmarsch nach Süden antreten und am Ende
irgendwo ankommen, aber nicht in der CUT.
Und so wie das Verhältnis von Vetera und der CUT, von Köln und Bonn zur CUT und zu Mainz etc. nicht stimmt, dürfen wir nach Gebrauch von Occams Rasiermesser positiv annehmen, dass das offenbar am Rhein gelegene (selber Breitengrad) Asciburgium das uns bekannte Asciburgium, also Moers-Asperg ist, auch wenn Ptolemaios es im Verhältnis zu den anderen Städten zu weit nördlich ansiedelt - so eben wie er die CUT zu weit südlich oder Mainz zu weit westlich verortet.