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Wer sind denn die "anderen Historiker"?
Wenn man die Rezension auf Sehepunkte liest dann ist Heather doch ein sehr gelungenes auf dem neusten Forschungsstand basierendes Buch gelungen:
In der Spätantike und im Mittelalter sah man mögliche Erklärungen im Verfall alter römischer Werte und Tugenden und in der Vergänglichkeit irdischer Macht. Ein Staat, so glaubte man, würde wie ein lebender Organismus nach der Geburt einen kraftvollen Höhepunkt erreichen, schließlich aber dem Zerfall und einem unaufhaltsamen Tod entgegengehen (Dekadenztheorie).
Anders als Heather haben nahezu alle Historiker, die sich in den letzten 40 Jahren mit der Spätantike beschäftigten, bei den Ursachen für den Untergang Westroms einen starken Akzent auf die sozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Verhältnisse gelegt.
Heather schüttet nun aber das Kind mi dem Bade aus und erklärt, allein militärische Versäumnisse hätten den Untergang des Imperiums bewirkt.
Das ist mir dann doch zu einseitig, denn der Untergang des Römischen Reichs ist ein komplexes und vielschichtiges Problem und entzieht sich eindimensionalen Erklärungsmustern.
Was hätte denn das noch viel bringen sollen? Wenn man die Militärgeschichte der letzten hundert Jahre des (west-)römischen Reiches im Detail betrachtet, sieht man, dass es weniger an der Zahl, sondern mehr an der Art des Einsatzes mangelte. Entweder kämpften die römischen Truppen gegeneinander oder sie wurden von unfähigen Kommandanten wie Basiliskos kommandiert. Wenn sie ausnahmsweise einmal unter fähigen Kommandanten gegen die Germanen kämpften, erbrachten sie durchaus noch respektable Leistungen.Schon in den 20er-30er Jahren wurde diskutiert, ob nicht eine Teilenteignung der märchenhaft reichen Senatoren die Finanzierung einer gewaltigen gut ausgebildeten Armee zum Grenzschutz ermöglicht hätte
Mich erstaunt das weniger. Die preußische Armee umfasste unter Friedrich dem Großen 3,3-4,4% der Bevölkerung, die Frankreichs im Siebenjährigen Krieg 1,2% (Zahlen laut Delbrück). Wenn man bedenkt, dass ca. die Hälfte der Bevölkerung Frauen waren und von dem männlichen Teil der Bevölkerung viele zu jung oder zu alt oder sonstwie ungeeignet, dann stand bei 2% immerhin etwa jeder zehnte Mann im wehrfähigen Alter unter Waffen. Man konnte schließlich nicht allzu viele Männer der Wirtschaft entziehen, und die Sklaven konnte man ohnehin nicht gut ins Heer stecken.Was mich immer sehr erstaunt hat: laut Demandt waren weniger als 2% der römischen Bevölkerung unter Waffen, d.h. beim Militär.
dass militärische Verantwortung nicht Trotteln übergeben werden sollte, ist nachvollziehbar. :yes:Was hätte denn das noch viel bringen sollen? Wenn man die Militärgeschichte der letzten hundert Jahre des (west-)römischen Reiches im Detail betrachtet, sieht man, dass es weniger an der Zahl, sondern mehr an der Art des Einsatzes mangelte. Entweder kämpften die römischen Truppen gegeneinander oder sie wurden von unfähigen Kommandanten wie Basiliskos kommandiert. Wenn sie ausnahmsweise einmal unter fähigen Kommandanten gegen die Germanen kämpften, erbrachten sie durchaus noch respektable Leistungen.
das trifft demografisch allerdings nicht mehr auf die Spätantike zu: Barbarisierung des Heeres.Wenn man bedenkt, dass ca. die Hälfte der Bevölkerung Frauen waren und von dem männlichen Teil der Bevölkerung viele zu jung oder zu alt oder sonstwie ungeeignet, dann stand bei 2% immerhin etwa jeder zehnte Mann im wehrfähigen Alter unter Waffen. Man konnte schließlich nicht allzu viele Männer der Wirtschaft entziehen, und die Sklaven konnte man ohnehin nicht gut ins Heer stecken.
Und daher war es durchaus nicht unbedingt ein Nachteil, wenn das Kommando fähigen Leuten aus dem einfachen Volk oder gar Germanen, die sich hochgedient hatten, übergeben wurde statt irgendwelchen Verwandten oder Günstlingen des Kaisers. Bei den Germanen war obendrein die Gefahr, dass sie sich zu Kaisern ausrufen würden, gering.dass militärische Verantwortung nicht Trotteln übergeben werden sollte, ist nachvollziehbar.
Trotzdem waren sie jahrhundertelang ausreichend - solange sie vernünftig eingesetzt wurden.Mich erstaunt, dass die rekonstruierten Gesamttruppenstärken des römischen Kaiserreichs gar nicht so auffallend hoch waren - aber die unter Druck stehende Grenze war ja immens groß!
Weiß man denn überhaupt so genau über die Vermögensverhältnisse Bescheid? Ein Großteil der ehemals relativ Wohlhabenden verarmte in der Spätantike eher, z. B. die Obrigkeiten der Städte wegen ihrer Kollektivhaftung für die zu erbringenden Abgaben. Bei den wirklich Steinreichen hätte man erst einmal deren Bucellarii ausschalten müssen, um ans Geld zu kommen.Errechnet jedenfalls ist, dass eine ca 10%ige Vermögensabgabe der steinreichen Senatorengeschlechter ohne zusätzliche Steuern eine schlagkräftige Armee finanziert hätte
Ausländischstämmige ja, Foederati unter eigenen Führern eher nein, da sie nur schwer zu kontrollieren waren und Forderungen stellten.M.E. waren Ausländischstämmige in den Provinzen (die im hier betrachteten Zeitraum ohnehin bereits alle Bürger waren) und auch Foederati eher eine Bereicherung der Schlagkraft der römischen Armeen
nein - aber die Gefahr, dass barbarische Truppen auf eigene Rechnung agierten, war groß.Die Barbarisierung, was die Spätantike betrifft ist allerdings stark umstritten, zielst du hie rauf die dadurch angebliche verschlechterte Kampfleistung ab?
damit sind ja keine Kurialen usw. gemeint, sondern der "senatorische Hochadel" - da gibt es ein Testament einer Erbin aus der Spätantike, die ihre weitreichenden Besitztümer der Kirche vermachte, und sie war noch nicht aus allerreichstem solchem Hause...Weiß man denn überhaupt so genau über die Vermögensverhältnisse Bescheid? Ein Großteil der ehemals relativ Wohlhabenden verarmte in der Spätantike eher, z. B. die Obrigkeiten der Städte wegen ihrer Kollektivhaftung für die zu erbringenden Abgaben. Bei den wirklich Steinreichen hätte man erst einmal deren Bucellarii ausschalten müssen, um ans Geld zu kommen.
Religiöse Ursachen sah übrigens auch der Heide Zosimos, allerdings freilich andersherum: Er gibt in seinem Werk laufend dem Christentum die Schuld am Niedergang des Reiches, wegen des Abfalls von den wahren Göttern. (Nebenbei bemerkt finde ich es interessant, dass er - mutmaßlicherweise - noch zu Beginn des 6. Jhdts. ein dermaßen christenfeindlich geprägtes Werk veröffentlichen konnte.)
Was ist mit den zahlreichen Fällen bei denen Foederati mitunter zusammen mit regulären Truppen agierten? Natürlich konnten Foederaten, ebeson wie reguläre Truppen unter allzu ehrgeizigen Anführern eine Bedrohung darstellen, aber wo ziehen wir da die Grenze? Waren Foederaten generell eine Bedrohung?
Es fehlte allerdings vielfach lange auch noch am Bewusstsein, dass das Reich gerettet werden müsse. Noch bis Mitte des 5. Jhdts. war die Auffassung verbreitet, dass das Reich nur eine momentane Schwächephase durchmache, nach der es schon wieder zu alter Größe zurückfinden würde.und niemand ist je an diese steinreichen Leute mit der Forderung einer "Reichs-Rettungs-Sondersteuer" herangetreten
Ich auch.
Es fehlte allerdings vielfach lange auch noch am Bewusstsein, dass das Reich gerettet werden müsse. Noch bis Mitte des 5. Jhdts. war die Auffassung verbreitet, dass das Reich nur eine momentane Schwächephase durchmache, nach der es schon wieder zu alter Größe zurückfinden würde.
noch mal kurz zum märchenhaften Reichtum der Senatoren:damit sind ja keine Kurialen usw. gemeint, sondern der "senatorische Hochadel" - da gibt es ein Testament einer Erbin aus der Spätantike, die ihre weitreichenden Besitztümer der Kirche vermachte, und sie war noch nicht aus allerreichstem solchem Hause...
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