die Bibel und auch das NT sind (nicht nur) meines Erachtens als Autorentexte zu verstehen, und zwar immer auch vor dem realhistorischen Hintergrund der Texte. Und da nirgends etwas von Jesus´ Frau und Kindern geschrieben steht (jedenfalls nicht in den ernst zu nehmenden Evangelien, Briefen und Berichten), kann man m.E. davon ausgehen, dass es diese auch nicht gegeben hat.
Das wäre ein Missverständnis der Quellengattung Evangelium: Die Evangelien sind nun mal per definitionem Frohbotschaften (εὐ (gut) ἄγγελος (Nachricht) > εὐαγγέλια/εὐαγγέλιον). Biographisches kommt in den Evangelien tatsächlich relativ kurz. Ganz wesentlicher Bestandteil sind vielmehr die Herrenworte, ab und an durch einen Wunderbericht unterbrochen.
Manches was uns biographisch erscheint, stellt sich letztlich als unhistorisch heraus. Ob Jesus also verheiratet war oder nicht, lag überhaupt nicht im Interesse der Evangelisten. Dem realhistorischen Hintergrund der Texte kommen wir nur dort nahe, wo über übliche Dinge berichtet wird - und wir müssen natürlich davon ausgehen, dass die erwähnten Personen der Leser/Hörerschaft mittelbar oder unmittelbar bekannt waren.
Eigentlich - bis auf die zwei Evangelien, welche die Geburt Jesu mit aufnehmen und der Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel, beides aber punktuell - berichten die Evangelien lediglich über die drei letzten Lebensjahre Jesu, knappe neun Prozent seines Lebens werden dadurch abgedeckt. Interessant für die Fragestellung wären allenfalls die +/- zwölf Jahre zuvor, die aber die Evangelisten nicht interessierten. Die Zeit zwischen seines Erwachsenwerdens und der Aufnahme seiner Predigttätigkeit.
Allenfalls könnte man sagen, dass bei seiner Vertreibung aus Nazareth nur von seinen Brüdern und Schwestern und seiner Mutter die Rede ist, nicht von seiner Frau und seinen Kindern. Aber auch hier ist die Botschaft ja eine andere: In seiner Heimat gilt der Prophet nichts. Diese Stelle also ereignishistorisch zu lesen, könnte aufs Glatteis führen.