...mir Dummjan
erklären,
warum und zu welchem Zweck der Pygmäe klein ist, was er davon hat, und warum seine indigenen Nachbarn nicht klein sind und was die davon haben... :winke:
(jetzt bin ich wirklich neugierig, ob mir diese Frage als rassistisch angekreidet wird!)
Die
1. Frage hat nichts mit Rassismus zu tun, sondern sie zielt auf die Ursachenanteile von Phänotypen hinsichtlich Erbanlangen einerseits und Modifikation durch Umwelteinflüsse andererseits, sowie dem Zusammenwirken von beiden. Die Frage zielt weiter darauf ab, ob sich hieraus Erkenntnisse für den Rassebegriff ergeben würden.
Wäre das so, würde der Rassebegriff auch für andere Lebewesen
als hinreichende Bedingung auf Phänotypen abstellen. Nehmen wir statt Menschen Larven, um das zu illustrieren: Entscheidend ist die genetisch vorhandene phänotypische Variationsbreite des Lebewesens, die Reaktionsnorm.
http://www.zora.uzh.ch/321/1/Schmidt_Ecology-V.pdf
Also: Pigmentierung, Größe von Körperteilen, Geschwindigkeit des Wachstums wechseln hier in Abhängigkeit von feindlichen Umweltbedingungen, innerhalb einer "Rasse".
Es lassen sich sogar weitere Beispiele bringen, dass genetisch identische Lebewesen (auch Klone)
unterschiedliche Phänotypen hervorbringen. Einfacher aus Wikipedia:
genotype (G) + environment (E) + genotype & environment interactions (GE) → phenotype (P)
Oder - zrück zum Menschen - zur Pigmentierung und der Frage von Melanomen als Selektionsdruck durch Umweltbedingungen:
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/281/1781/20132955.full.pdf
Variation von Phänotypen geht außerdem mit sozialen Konstrukten einher:
"The major reason for the confusion is that we seem incapable of making a necessary distinction between the natural biological variations in the human species that are products of largely evolutionary forces and the social meanings that were imposed on peoples with these varying features during the construction of the ideology of race." (Smedley/Smedley, Race...)
2. Frage: Werden genetisch "identische" Lebewesen in unterschiedliche Rassen eingeteilt?
Der Phänotyp ist außerdem der beliebigen Interpretation ausgesetzt. So gibt es Schätzungen, dass die genetische Herkunft des "durchschnittlichen" Afroamerikaners zu einem Viertel "nicht-afrikanisch" ist, bei einem großen Anteil weit höher. In den Phänotypen-Rasse-Diskussionen werden solche Durchmischungen aufgrund des sozialen Status und der physischen Merkmale trotzdem dem Afroamerikaner zugeschlagen, sozusagen aus der "weißen Perspektive". Diese Rassenkategorisierungen (auch Selbsteinstufungen) erfolgen in einem sozialen, politischen, juristischen Milieu, und haben nichts mit Humanbiologie von "Rassen"zu tun.
Smedley/Smedley, Race in North America - Origin and Evolution of a Worldview
Wenn Phänotypen auf gleicher oder minimal abweichender genetischer Grundlage
unterschiedlich starke Ausprägungen aufweisen (USA als Schmelztiegel mal außen vor gelassen), ...
... ist dies der einfache Zusammenhang
anwachsender regionaler Abstände und damit ("anwachsender") unterschiedlicher Umweltbedingungen, Rasseunterschied entspräche simplifiziert schlicht räumlichem Abstand, zugleich treffen sich hier interessant die Phänotypen-Diskussionen und die "Fremdartigkeit", die "alien others".
Ein Beispiel zur irrigen Wahrnehmung von "Phänotypen":
"... events of September 11, 2001, and the wars in the Middle East have generated a high level of fear and even panic among many Americans, who now respond negatively to anyone who appears to have an “Arab” phenotype. As a consequence, many black and Hispanic American men have found themselves being viewed suspiciously because of their physical resemblance to Middle Eastern men. Some have been harassed or attacked on the as- sumption that they are “Arabs.” British police in London recently killed a Brazilian man because they mistook him for an Arab Muslim."
Solche Cluster aufgrund von Phänotypen gehen also einher mit der simplen Tatsache unterschiedlich starker genetischer Durchmischung von Populationen und unterschiedlichen Umweltbedingungen bei gleicher genetischer Ausgangsbasis, "species by distance". Die menschliche
Wahrnehmung von Phänotypen geht aber offensichtlich einher mit Rassekategorien. So basierte die "europäische" Rassenideologie des 19. Jahrhunderts wesentlich auf dieser Wahrnehmung von Phänotypen.
Dem entgegen die Erkenntnisse der Humanbiologen:
"Several developments have been crucial in the formation of contemporary human biology, including
- - the rejection of typology;
- - the rejection of the notion of races as fixed and unchanging categories and of racial taxonomy as the primary purpose of physical anthropology and human biology;
- - the discovery of the plasticity of human biology in response to the environment, especially during the course of child growth and development;
- - the appreciation of the essentially adaptive nature of human variability and the importance of the concept of adaptability to the study of biological variation, while retaining an awareness of the effect of genetic drift on human biological variation"
Sarah Stinson: Human biology : an evolutionary and biocultural perspective, 2011.
Etwas Material zum Schluss, warum das so ist:
"... they leap on any evidence that might suggest
innate group differences, especially between blacks and whites (see Gottfredson 1994). But the fact is that 1) science has not yet been able to show any relationship between most of the genetic characteristics seen in the genome and phenotypic traits; 2) no genes have been found that exist in one “racial” population and not in all others; and 3) except for some inherited diseases, no genes have been found that correlate with or cause any behavioral trait, including intelligence. The result is that to this date, virtually everything stated about innate human group behavior differences (outside of known hereditary diseases) is based on inferences and speculations."
Damit wird auch diese 3. Frage beantwortet, sofern sie sich auf den von thanepower angesprochenen, angeblichen Zusammenhang von Phänotypen und Rassen beziehen sollte:
woher nimmst du das fertige Urteil, dass die Beschreibung und Untersuchung (biologisch-genetisch wie auch historisch) der Phänotypen oberflächlich und aussagelos sei?
Das ergibt sich aus der Fachliteratur.
Ansonsten werden in der Biologischen Anthropologie natürlich Phänotypen beschrieben und untersucht. Ebenso in der Humangenetik, wobei sich bei bestimmten Krankheiten interessanterweise gezeigt hat, dass ein "
Sozialkonstrukt Rasse" aussagefähiger ist für Krankheitsprognosen als zB Pigmentierungsgrade.