Indianerreservate

Von Thomas Jeier gibt es interessante Romane über das Thema. Gefallen hat mir "Das Lied der Cheyenne", das viel über Lebensweise, Kämpfe mit den verfeindeten Pawnee und Assiniboin und Gesellschaft eines Prairiestammes ausdrückt.
Kennt jemand mehr von Jeier? Was haltet ihr von ihm?
 

"Das Lied der Cheyenne" ist eines von Jeiers besseren, aber insgesamt halte ich nicht allzuviel von ihm. Auch das "Lied" ist eher oberflächlich.

Dasselbe (nicht viel von halten) gilt für Elmar Engel, der einige Bücher über Indianer bei Lamuv veröffentlicht hat, was mich erstaunt, denn der Verlag ist gut. Daß sie Bücher herausbringen mögen, in denen Indianer als "Rothäute" bezeichnet und als grausame, feige, hinterlistige Wilde dargestellt werden, ist angesichts ihres sonstigen Programms in der Tat erstaunlich. Engels Buch über die Comanche hat aus diesen und weiteren Gründen bei mir eher Wutanfälle ausgelöst.
 
Ingeborg schrieb:

Karl May beschreibt aber nicht alle Indianer positiv. Diejenigen, die unter "deutschem Einfluß" stehen, sind etwas Besseres, so wie die von ihm beschriebenen Apachen, die einen Deutschen als Lehrer haben. Also bedürfen die Indianer der Belehrung (ganz klar), und möglichst von Deutschen. Da spiegelt sich das Zeitalter des Imperialismus wieder (bei Cooper veredelt dann natürlich der Kontakt mit und die Orientierung auf die englische Kultur), das die Segnungen der eigenen Kultur als Zivilisation zu den vorgeblich Wilden bringen wollte, tatsächlich damit aber die Kolonisierung und Eroberung bemäntelte.

Außerdem versetzt May seine Apachen in Pueblos, in denen sie nie gelebt haben. Noch besser kommen diejenigen weg, die sich in Richtung Christentum orientieren, also an einem europäischen Muster, nicht nur bei der Religion, sondern auch kulturell. Das erinnert schon an eine Umerziehung vom "Wilden" zum "Menschen" - und findet sich auch in der US-Geschichte wieder, in der lange Zeit indianische Kinder derart "erzogen" werden sollten: kill the Indian and keep the man.

Im Gegensatz dazu beschreibt May die "anderen" Indianer durchaus als wild, verschlagen, lügnerisch und äußerst gefährlich. Diese Dichotomie mit guten Indianern, mit denen man gerade verbündet ist und die man eine zeitlang für eigene Zwecke brauchen kann und denjenigen, die mit einem anderen Kolonisator verbündet und damit schlecht sind, ist in Nordamerika nicht ungewöhnlich.

Shatterhand sich innerlich krümmt und windet, weil Winnetous Schwester Heiratsabsichten hat. Es wird deutlich, daß er sie nicht als gleichwertig menschlich ansehen kann - da kommt denn der Überfall und ihr Tod sehr gelegen.

May bestärkt außerdem die europäisch-zentrierte Sichtweise indianischer Kulturen, indem er zb den Häuptlingen eine Stellung gibt, die nicht der Realität, sondern eher der europäischen Kultur entspricht.

Interessant dabei ist auch, daß eine ähnliche Herangehensweise Cooper dazu bringt, seinen Unkas als superguten reinen Wilden darzustellen - während er in Wirklichkeit wohl eher ein alkoholsüchtiger Stinkstiefel gewesen ist. Unkas war ein "brauchbarer Wilder", der bereit war, den englischen Siedlern bei der Bekämpfung und Vernichtung mehrerer Nachbarvölker zu helfen, wobei Unkas die Mohegan in eine ökonomisch und machtpolitisch bessere Position bringen wollte anstelle der Narragansett-Konföderation, die den Handel bis dahin kontrollierten und Nachbarvölker in abhängige Positionen gebracht hatten.

Liebe Ingeborg,
Karl May war auch nur ein Mensch und Cooper schrieb seinen Lederstrumpf nur deshalb so, um der britischen Sache gegenüber den Franzosen in Noramerika zu nützen.;)
 
Die Frage ist, womit Cooper der britischen Sache nutzen wollte, als er 1826 seinen "Lederstrumpf" schrieb - genau 50 Jahre, nachdem Großbritannien die nordamerikanischen Kolonien unwiederbringlich verloren hatte.




(Da hat wohl Fernau wieder einmal Mist geschrieben, nicht wahr, lieber Heinz?)
 
heinz schrieb:
Karl May war auch nur ein Mensch und Cooper schrieb seinen Lederstrumpf nur deshalb so, um der britischen Sache gegenüber den Franzosen in Noramerika zu nützen.;)

Hallo Heinz,
Hyokkose hat den Lederstrumpf ja schon zeitlich eingeordnet. Cooper lebte an der Ostküste, zu der man zur genannten Zeit die Indianer so weit dezimiert hatte, daß nur noch wenige anwesend waren, die auch noch bequem übersehen werden konnten. Unter dem Aspekt des unwiederbringlich Verlorenen konnten die Indianer dann auch idealisiert werden, zumal Unkas ja, auf der Seite der Weißen stehend, den Helden geben durfte.

Diese "mildere" Haltung und das Anerkennen, daß es auch "gute Indianer" gegeben haben konnte (auch Unkas war zu diesem Zeitpunkt tot), kam jedenfalls erst im Nachhinein. Die Völker der Ostküste hatten als erste unter Verfolgung und Vertreibung zu leiden, wurden durch Krieg oder Krankheiten ausgerottet, und wer übrig blieb, wurde oft genug in die Sklaverei zb. auf die Westindischen Inseln verkauft oder durfte in Ansiedlungen neben denen der Weißen wohnen, um dort in bequemer Nähe zu sein und in den Häusern der Weißen als Diener zu arbeiten. Oder wurde unter ähnlichen Bedingungen in sogen. Betstädte gesteckt.

Der Lederstrumpf ist eher eine Bemäntelung der tatsächlichen, wenn auch bereits vergangenen Ereignisse - etwa: es hat ja einige wenige gute gegeben, die uns gegen die grausamen, blutgierigen anderen geholfen haben, aber das waren so oder so Ausnahmen und wir haben das schon ganz richtig gemacht, wir konnten ja gar nicht anders vorgehen.

Daß May nur ein Mensch war, ist unbestritten. Daß er als solcher eben, wie wir alle, auch Unfug von sich geben konnte, versteht sich. Seine Bücher halte ich für gar nicht empfehlenswert, wenn es darum geht, ein realitätsnahes Bild von Indianern im 19. Jahrhundert zu bekommen. Zumal May die bereits vorhandenen Stereotype schildert, sich aber nicht etwa ethnologisch kundig gemacht hat.

Wie christlich sein eigenes Weltbild und Verhalten war, lassen wir bei einem verurteilten Betrüger etc. mal dahingestellt; es ist wohl auf jeden Fall debattabel. Mays Bücher sind ein Spiegel der Ansichten, die seinerzeit über Indianer im Umlauf waren sowie der Ansichten, die gesellschaftlich/politisch zu Kolonisierung und Beherrschung der außereuropäischen Welt angesagt waren. Sie sind in keinem Fall (das gleich gilt nämlich auch für seine Orientbücher - auch da fängt es vorne an: Kara Ben Nemsi heißt nicht etwa Karl, Sohn der Deutschen, sondern "der Österreicher"....) eine Quelle sachlicher Information über Kulturen und Lebensweisen der von ihm geschilderten Völker.
 
Ingeborg schrieb:
Hallo Heinz,
Hyokkose hat den Lederstrumpf ja schon zeitlich eingeordnet. Cooper lebte an der Ostküste, zu der man zur genannten Zeit die Indianer so weit dezimiert hatte, daß nur noch wenige anwesend waren, die auch noch bequem übersehen werden konnten. Unter dem Aspekt des unwiederbringlich Verlorenen konnten die Indianer dann auch idealisiert werden, zumal Unkas ja, auf der Seite der Weißen stehend, den Helden geben durfte.
Daß May nur ein Mensch war, ist unbestritten. Daß er als solcher eben, wie wir alle, auch Unfug von sich geben konnte, versteht sich. Seine Bücher halte ich für gar nicht empfehlenswert, wenn es darum geht, ein realitätsnahes Bild von Indianern im 19. Jahrhundert zu bekommen. Zumal May die bereits vorhandenen Stereotype schildert, sich aber nicht etwa ethnologisch kundig gemacht hat.
Sie sind in keinem Fall (das gleich gilt nämlich auch für seine Orientbücher - auch da fängt es vorne an: Kara Ben Nemsi heißt nicht etwa Karl, Sohn der Deutschen, sondern "der Österreicher"....) eine Quelle sachlicher Information über Kulturen und Lebensweisen der von ihm geschilderten Völker.

Liebe Ingeborg,
es ist doch völlig klar, dass das Vergangene immer im idealisiertem Licht hingestellt wird und nur ein toter Indianer ein guter Indianer war. Dass das Leben in den heutigen Reservationen anders aussieht, ist doch bekannt.
Dass Karl Mays Bücher keine Quelle sachlicher Informationen sind ist ebenso klar, da er erst nach Erscheinen seiner Bücher diese Gebiete besucht hat.
Ich habe trotzdem als Jugendlicher seine Bücher verschlungen und ich glaube, dass mir dieses nicht unbedingt geschadet hat.:)
 
Nun stellen wir uns mal ganz dumm. Ich würde ein Buch über Japan schreiben. Dann würde mich ein bestimmtes Mitglied hier völlig auseinander nehmen.

Ging es hier nicht ursprünglich um Indianerreservate?
Darüber würde ich gerne mehr lesen( Danke Ingeborg, du hat mir schon viel beigebracht)
Über einen kleinkriminellen Schriftsteller wollte ich hier aber nichts lesen.
 
Joseph Medicine Crow hat die Stammesgeschichte der Absarokee niedergeschrieben.

Das Buch heisst:
Mein Volk die Krähen-Indianer

Über den Autor:

Joseph Medicine Crow wurde 1913 in Lodge Grass, als Abkömmling einer berühmten Linie von Krähen-Häuptlingen geboren, er wuchs bei seinen Grosseltern auf, die noch ausserhalb der Indianerreservate gelebt hatten. Von ihnen lernte er indianische Sitten und Grbräuche. Als erster Crow machte er einen College-Abschluss und einen Magistergrad in Anthropologie an der University of Southern California. 1948 wurde der Stammeshistoriker der Crows.

In dem Buch sind die authentischen Geschichten aus der Sicht der Indianer aufgeschrieben. Es ist eine Vereinigung zwischen mündlicher und schriftlicher Überlieferung der Lebensweise der Crow-Indianer.
 
florian17160 schrieb:
Ging es hier nicht ursprünglich um Indianerreservate?
Darüber würde ich gerne mehr lesen( Danke Ingeborg, du hat mir schon viel beigebracht)
Über einen kleinkriminellen Schriftsteller wollte ich hier aber nichts lesen.

Natürlich lieber Florian,
geht es um Indianerreservate. Aber sicherlich doch mehr um die nordamerikanischen Indianer als solche. Der von Ursi beschriebene Indianer lebte anscheinend auch außerhalb des Reservates. Außerdem ist es doch interessanter, die Indianer als Ganzes zu sehen. Bücher können nur den persönlichen Eindruck des Betrachters, auch wenn er selbst betroffen ist, zeigen.
Der kleinkriminelle Schriftsteller, beeinflußte mit seinen Büchern und den daraus abgeleitetetn Filmen einen großen Teil zumindestens der früheren westdeutschen Jugend und dies sicherlich nicht zum Schlechteren hin. Ich will die Handlungsweise von Karl May keineswegs verteidigen. Soviel sei gesagt, dass seine Jugend nicht einfach und er bis zu seinem 5.Lebensjahr blind war. Wer ohne Fehl und Tadel ist, werfe den ersten Stein :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
heinz schrieb:
Liebe Ingeborg,
es ist doch völlig klar, dass das Vergangene immer im idealisiertem Licht hingestellt wird und nur ein toter Indianer ein guter Indianer war. Dass das Leben in den heutigen Reservationen anders aussieht, ist doch bekannt.
Dass Karl Mays Bücher keine Quelle sachlicher Informationen sind ist ebenso klar, da er erst nach Erscheinen seiner Bücher diese Gebiete besucht hat.
Ich habe trotzdem als Jugendlicher seine Bücher verschlungen und ich glaube, dass mir dieses nicht unbedingt geschadet hat.:)


Der Satz ist in zweierlei Hinsicht verstanden worden (und dies ist teils heute noch der Fall!):
1. als Begründung, lebende Indianer zu töten
2. wurden dann die, die bereits tot waren, gut weil tot.

Was May betrifft: ich denke, die Lektüre schadet doch! Und zwar insofern, als Kinder und Jugendliche in einem Alter, in dem man leicht zu beeindrucken ist, mit Informationen über Indianer 'gefüttert' werden, die reine Fiktion sind und Indianer als primitiv, grausam und nur dann einigermaßen erträglich schildern, wenn sie durch deutsche Lehrer "zahmer" gemacht wurden. Dies muß natürlich das Bild bestimmen, was die Leser - teils noch als Erwachsene - von Indianern haben.

Was regt sich doch manch einer von uns auf, daß/wenn Amerikaner von Deutschen erwarten, in Krachledernen und Tirolerhut rumzulaufen etc. Kenn' wir ja, was wir angeblich alles so an Klamotten anhaben und was wir tun. Daß dies in keiner, aber auch gar keiner Weise der Realität entspricht, wissen *wir* und finden es teils gar nicht amüsant, welche Stereotypen über uns im Umlauf sind.

Indianer aber sollen ruhig weiter so porträtiert werden, wie es der Realität nicht entspricht, nur weil es uns besser gefällt und wir es halt gerne lesen und es schadet ja nicht....

Wie meinst du, daß "das Leben in den heutigen Reservaten anders aussieht"? Anders als was?

Leider mußt du dich da von dem Bild des in der Tourismusunterhaltung oder in einem Casino tätigen Indianer weitgehend verabschieden. Die Reservationen liegen am Ar..m der Heide und viele davon sind auch in keiner Weise gegendmäßig etc touristisch interessant. Tourismus gibt es nur in wenigen Reservaten und Casinos sind auch nicht so breit gestreut. Durch die in den Reservationen häufig herrschende Armut sind diese auch nicht besonders vorzeigbar, da man Touristen ja im allgemeinen nicht mit Elend belästigen will.

In den meisten Reservaten beträgt die Arbeitslosigkeit 70 bis über 90&. Da sie so isoliert liegen, ist eine Ansiedlung von Betrieben kaum möglich. Dazu kommt, daß bis in die 1970er Jahre die vom Bureau of Indian Affairs (BIA) in den Reservationen angebotene Schulbildung durchschnittlich ! vier Jahre betrug und daher die Schulbildung auch nur für nicht besonders anspruchsvolle Berufe "qualifizierte". Durchschnittlich vier Jahre bedeutete in der Praxis, das die vom BIA angebotene Schulbildung zwischen einem ! und zwölf Jahren variierte.

Dazu kommt, daß zb in den Reservationen der Plainsindianer die Regierung in Washington die seinerzeit noch erhaltenen Stammesstrukturen aufbrechen und u.a. verhindern wollten, daß sie wie üblich in Dörfern zusammenlebten, sich gegenseitig helfen konnten und vielleicht - Gott bewahre - durch das enge Zusammenleben gegenüber dem Agenten und der Verwaltung aufmüpfig werden.

Daher wurden die Familien gezwungen, auf dem ihnen zugeteilten Land Häuser zu bauen und leben isoliert voneinander. Das bedeutet aber auch lange Schulwege für die Kinder, da die Schulen in der Regel in der Agentur liegen.

Aufgrund des überwiegend schlechten Bodens in den Reservationen (wie gesagt sind über 50% des Reservationslandes Wüste und Halbwüste) ist ein Lebensunterhalt durch Ackerbau auch nicht überall möglich; wo er möglich ist, ist er früher wie heute an den fehlenden finanziellen Mitteln der Familien gescheitert. Die Völker der Plainskulturen sollten zwar Bauern werden, aber ohne Kapital und ohne entsprechende Ausrüstung.

Aber auch außerhalb der Plains liegen die Reservationen isoliert und verkehrsungünstig, was einer Ansiedlung von Betrieben entgegensteht; welche Folgen in Richtung Arbeitslosigkeit das hat, ist klar.

Zum anderen gehören insbesondere im Umland der Reservationen Indianer auch heute noch nicht zu den gern gesehenen, geschweige denn eingestellten Arbeitnehmern. Auch dies trägt zur hohen Arbeitslosenrate bei.

In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Indianer gerne vom BIA in Jobs in den Großstädten vermittelt, was sich so auswirkte, das heute mehr Indianer außerhalb der Reservate wohnen als innerhalb. Große Chancen bestanden auch dort nicht: dies betraf eine Generation mit arg dünner Schulbildung (zwar war auch rein theoretisch in den Reservationen die übliche Schulpflicht gegeben, aber rein praktisch wurde dies in den wenigsten Reservationen umgesetzt), die also auch in ungelernte Jobs vermittelt wurde. Indianer gehörten überdies zu dem Arbeitsnehmerkreis, für den galt: last hired, first fired (als letzte eingestellt, als erste entlassen).

Zudem mußten viele Familien damals unterschreiben, daß sie alle Rechte als Reservationsindianer aufgeben und durften dann im Fall der Arbeitslosigkeit auch nicht in die Reservation zurückkehren.

Auf den Reservationen ist auch heute der größte Arbeitgeber das BIA, also mit Stellen in der Verwaltung oder bei der Polizei. Bis heute werden aber eingestellte Indianer gerne auf andere Reservationen geschickt, wo sie keine Bindungen haben und die Sprache und Kultur nicht kennen.

Wenn du jetzt meinst, die 70er und 80er Jahre des 20. Jhdts seien nun auch schon etwas länger her: in Washington State gibt es eine Reservation der Makah-Indianer. Dort beträgt außerhalb der Fischereisaison die Arbeitslosigkeit 91%! Und dies, obwohl es dort etwas Tourismus gibt, weil ein Wanderweg durchführt, der unter Naturschutz steht und es gibt ein von den Makah eingerichtetes Museum.

Auch irgendwelche Zahlungen für den Abbau von Bodenschätzen tragen nicht zum Reichtum der auf den Reservationen lebenden Indianer bei. Seit einigen Jahren klagt zb Elaine Cobell gegen das BIA und gegen einen Energiekonzern wg Offenlegung der Abrechnungen. Die Reservationsangehörigen bekommen seit Jahrzehnten, in denen dort Öl gefördert wird, einmal jährlich ein paar Dollar und in manchen Jahren gar nix. Wie die Höhe der Zahlungen berechnet wird, ist nie offengelegt worden.

Dazu war im letzten Winter mal ein Bericht im Weltspiegel; es wurde ein älterer Reservationsbewohner interviewt, der sagte, er könne nicht mal Zahnbehandlung oder Zahnersatz bezahlen; seine Zahlungen waren mal 40, mal 60 Dollar pro Jahr und manchmal wie gesagt nix.

Nebenbei bemerkt hat sich die US-Regierung zwar seinerzeit verpflichtet, auch die Gesundheitsfürsorge in den Reservationen zu stellen, aber sowas kann ja auch scheitern. Übrigens war das als Teil der *Bezahlung* für das abgetretene Land vorgesehen!

So, und bevor ich ein Buch produziere, schicke ich dies mal auf die Reise ins Forum.
 
Nun kann ich mich ja gleich als DAU outen....;)))))

Ich krieg nicht raus, wie ich einen meiner Beiträge ändern kann!

Also kommt eine Korrektur hinterher:
Die Dame heißt Elouise Cobell und die Klage ging gegen die US-Regierung.
 
Ingeborg schrieb:


Der Satz ist in zweierlei Hinsicht verstanden worden (und dies ist teils heute noch der Fall!):
1. als Begründung, lebende Indianer zu töten
2. wurden dann die, die bereits tot waren, gut weil tot.

Was May betrifft: ich denke, die Lektüre schadet doch! Und zwar insofern, als Kinder und Jugendliche in einem Alter, in dem man leicht zu beeindrucken ist, mit Informationen über Indianer 'gefüttert' werden, die reine Fiktion sind und Indianer als primitiv, grausam und nur dann einigermaßen erträglich schildern, wenn sie durch deutsche Lehrer "zahmer" gemacht wurden. Dies muß natürlich das Bild bestimmen, was die Leser - teils noch als Erwachsene - von Indianern haben.
Wie meinst du, daß "das Leben in den heutigen Reservaten anders aussieht"? Anders als was?

Liebe Ingeborg,
den ersten Satz vom toten Indianer meine ich genau in diesem doppelten Sinn, wie du auch. Vielleicht sogar im dreifachen Sinn, dass die Vergangenheit immer verklärt wird.
Über Karl May können wir uns leider nicht einigen.
Die von Dir beschriebenen Verhältnisse in den Reservaten sehe ich wie Du und die wurden schon in manchen Zeitungsberichten so beschrieben. Ich habe niemals an das Betreiben von Casinos gedacht.:rolleyes:
 
heinz schrieb:
Über Karl May können wir uns leider nicht einigen.
Die von Dir beschriebenen Verhältnisse in den Reservaten sehe ich wie Du und die wurden schon in manchen Zeitungsberichten so beschrieben. Ich habe niemals an das Betreiben von Casinos gedacht.:rolleyes:

Von "leider" kann gar keine Rede sein.

Zeitungsberichte? Welche Zeitungen meinst du denn? Über die Makah gab es vor einigen Jahren tatsächlich mal einen, wenn auch eher in einem Magazin (Spiegel), aber der war schlecht, weil äußerst einseitig recherchiert.
Ansonsten habe ich in einer der verbreiteten Zeitungen hier (Morgenpost) kürzlich zwei Einträge in der Rubrik "Heute vor ... Jahren" gesehen - einen zum Tod von Tatanka Iyotanke (Sitting Bull), den anderen zu Wounded Knee - die beide historisch so falsch waren, daß ich mich fast am morgendlichen Brötchen verschluckt hätte.

Und wie anders soll das Leben in den heutigen Reservationen denn nun sein, wie du neulich schriebst?
 
Ingeborg schrieb:
Von "leider" kann gar keine Rede sein.
Zeitungsberichte? Welche Zeitungen meinst du denn? Über die Makah gab es vor einigen Jahren tatsächlich mal einen, wenn auch eher in einem Magazin (Spiegel), aber der war schlecht, weil äußerst einseitig recherchiert.
Ansonsten habe ich in einer der verbreiteten Zeitungen hier (Morgenpost) kürzlich zwei Einträge in der Rubrik "Heute vor ... Jahren" gesehen - einen zum Tod von Tatanka Iyotanke (Sitting Bull), den anderen zu Wounded Knee - die beide historisch so falsch waren, daß ich mich fast am morgendlichen Brötchen verschluckt hätte.
Und wie anders soll das Leben in den heutigen Reservationen denn nun sein, wie du neulich schriebst?

Liebe Ingeborg,

Bei Dir kann von "leider" keine Rede sein, bei mir schon.
Den Spiegel-Artikel habe ich auch gelesen. Außerdem gab es im Fernsehen schon einige Berichte über die Reservate, die von Alkoholsucht, Arbeitsloigkeit und Koruption sprachen.
Woher hast Du eigentlich Dein Wissen, kannst Du mir einige Quellen zum Nachlesen nennen?:confused:
 
heinz schrieb:
Außerdem gab es im Fernsehen schon einige Berichte über die Reservate, die von Alkoholsucht, Arbeitsloigkeit und Koruption sprachen.
Woher hast Du eigentlich Dein Wissen, kannst Du mir einige Quellen zum Nachlesen nennen?:confused:

Alkoholismus, Arbeitslosigkeit, Korruption ist leider nicht alles.
Ein Artikel von heute, den ich über die ndn-aim-Liste bekam, befaßt sich mit der Knappheit an Wohnraum. Die dort beschriebenen Verhältnisse schildern die Bedingungen auf der Sisseton-Wahpeton-Reservation in South Dakota, die damit aber keinen Einzelfall darstellt.

Die Verwaltung schätzt, daß 500 Wohneinheiten fehlen. Auf größeren Reservationen wie Pine Ridge oder Rosebud sind Tausende von Menschen ohne angemessenen Wohnraum. Selbst diejenigen, die sich eine Miete oder geringe Hypothekenzahlungen leisten könnten, finden keinen Wohnraum im niedrigen und mittleren Preissegment. Daher müssen viele Menschen mit bei Verwandten wohnen, so daß das Problem der versteckten Obdachlosigkeit besteht.

Zudem sind viele der Häuser in äußerst schlechtem Zustand, da zb die in den 70er Jahren von der Regierung errichteten Häuser bei weitem nicht mehr dem Standard entsprechen - zu gut Deutsch: das ist Leichtbauweise, die dem Klima nicht angepaßt ist, so daß zb regelmäßig im Winter Wasserrohre einfrieren, der Strom ausfällt etc.

Viele Häuser müßten abgerissen werden, da aber kein Ersatz zur Verfügung steht, müssen sie immer wieder repariert werden.

Der Artikel nennt Beispiele: acht Personen, die sich ein 3-Zimmer-Haus teilen müssen; vier Personen aus drei Generationen (darunter eine 96jährige) in einem 2-Zimmer-Haus - das Pflegebett der alten Dame steht im Wohnzimmer, ein anderes im Flur.

Ein offizieller Bericht aus dem Jahr 2004 stellte fest, daß 500 Wohneinheiten fehlen. Diese Zahl erfaßt aber nicht die Einheiten, die eigentlich abgerissen werden müßten, sondern zählt diese ohne Einschränkungen mit zum vorhandenen Wohnraum.

Auf der Reservation gab es 1997 eine Überschwemmung, durch die viele Häuser unbewohnbar wurden. Diese Häuser wurden bisher nicht ersetzt.

Die Planungsdirektorin der Reservation, LeeAnn Tall Bear, sagt: "Wenn es im bisherigen Tempo weitergeht, dauert es 110 Jahre, bis die heute nötigen Wohneinheiten errichtet sind."

Der Artikel "Blizzard squeezes already tight homes" erschien am 31.12.05 im "Argus Leader".

----
Ich befasse mich seit demnächst 40 Jahren mit dem Thema Indianer in Nordamerika, mehr oder minder intensiv, da kommt ein bißchen was zusammen;). Wenn du Englisch kannst, ist die ndn-aim-Liste ganz informativ zum Mitlesen, da dort immer wieder viele Presseartikel, auch aus der indianischen Presse, gepostet werden. Ansonsten auch nativenews.com.

Buchmäßig habe ich neulich schon mal Empfehlungen gegeben. Die kann ich gerne erweitern, aber ich sitze nicht zu Hause am Computer, so daß das nicht sofort geht. Ein paar gute Empfehlungen gibt es auch auf www.naaog.de - .de ist richtig, denn die heißen Native American Association of Germany!

In diesem Sinne allseits guten Rutsch!
 
Hallo Ingeborg,
vielen Dank für Deine sehr informativen Beiträge. Quellen wiederzufinden, die man beim Stöbern so gefunden hat, ist immer ein wenig schwierig. Ausserdem habe ich das Problem, wie man den Link in die Atnwort bekommt, aber ich versuch es mal mit diesem hier:

http://edvmix3.ub.tu-berlin.de/~asnai/themen/t_indpolitik.htm

Dazu möchte ich noch anmerken, dass Karl May und Mr. Cooper keine Quellen für ein wie auch immer geartetes Indianerbild darstellen können. Karl May entstammt einer Zeit, die die "natürliche" Lebensweise der "Wilden" ein wenig verklärte und romantisierte. Da drängt sich der Gedanke an Tacitus und seine Germanenbeschreibung auf. Unkas war wohl eher für die Weissen nützlich als tatsächlich edel, eher im Gegenteil.
Nach meinem Wissen ist die Situation in den meisten Reservaten noch immer schwierig, zumal Spielcasinos sich auch nicht überall tragen (denke da gerade an ein riesiges Spielcasino bei Ocean Shores /Washington State, welches nach Aussage einer Indianerin aus dem zughörigen Reservat ein riesiges finanzielles Desaster darstellte. Aber vielleicht läuft es ja jetzt, vier Jahre später).
Aus Zeitungsartikeln während meiner USA Zeit habe ich über die desolate Wohnungssituation der Indianer gehört, was nicht unbedingt ein Zeichen aktiver Diskriminierung, sondern ein Zeichen für die allgemien desolate Handhabung von Public Housing ist. Dennoch ergab sich aus dem Artikel, der über die Erhebung der Armut in den USA berichtete, dass die Indianerreservate sehr stark betroffen sind. Ebenso zu nennen ist der schlechte Ausbildungsstand vieler Indianer.
Kurz zusammengefasst :
Reservate dienten zunächst dazu, die nicht integrationswilligen "Wilden" von den weissen Siedlern fernzuhalten. Die Gebiete entstanden zunächst auf Vertragsbasis, ab 1871 auf Basis einseitiger Erklärungen. Wie dem auch sei, immer wenn sich die zunächst unattraktiven Gebiete doch noch als interessant erwiesen, wurden die Verträge gebrochen, die Gebiete verkleinert oder es kam zu Umsiedlungen.
Gekennzeichnet ist die Indianerpolitik bis in die 1930er Jahre durch die komplette Unterdrückung der indianischen Kultur (Verbot der eigenen Sprache, Religion) und den Versuch der Zwangsintegration. Mit der Gründung des AIM verschafften sich die Traditionalisten unter den Indianern ein Sprachrohr. Durch die Entsendung von Vertretern bei den UN und durch spektakuläre Aktionen nicht nur in Nord-, sondern auch in Mittel- und Südamerika erhielten die indigenen Völker das Interesse der Öffentlichkeit.
Zudem befinden sich auf Seiten der Indianer inzwischen auch sehr gut ausgebildete Juristen, die die Interessen der Indianer vertreten können.:grübel: :grübel::autsch:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Penseo,

danke für den interessanten Link.
Hierzu habe ich gleich mal eine Frage. Vielleicht weiß jemand mehr dazu:

Zitat:
"Doch kaum hatten sich die zwangsweise umgesiedelten Stämme in den Gebieten niedergelassen, waren sie wiederum der amerikanischen Expansion nach Westen im Wege. Nachdem sich das Gebiet der USA nach ihrem Krieg mit Mexiko Mitte des letzten Jahrhunderts erneut deutlich vergrößert hatte und darüber hinaus in Kalifornien Gold gefunden worden war, setzten die Amerikaner ihren Weg nach Westen weiter fort."

Wie ist eigentlich die mexikanische Regierung mit der Urbevölkerung umgegangen? Wurden, die im heutigen Westen der USA (damaligen Gebiet von Mexiko) lebenden Indianer auch schon in der "mexikanischen Zeit" vertrieben oder begann die Tragödie erst, nachdem die westlichen Gebiete zu den Vereinigten Staaten gehörten?
 
Zurück
Oben