Silesia
Ich hatte mir das - vielleicht zu simpel - so vorgestellt.
Der "Marker" für die Jahreswiederholung (=Abgrenzung) ergibt sich aus einer astronomischen Konstellation. Keine Ahnung, ob das realistisch ist.
Mit diesem Marker und den einfach festzuhaltenden Tagen (Sonnenaufgängen) sind dann viele einigermaßen passende Skalierungen denkbar, zB Viertelung des Jahres. Auf die letzte Genauigkeit kommt es dann wohl nicht an.
Am besten bedient wäre man mit zwei sehr stabilen astronomischen Werten, den Sonnenwenden oder den Äquinoktien (Tagundnachtgleichen). Dann hätte man ein "perfektes" Sonnenjahr von Sonnenwende zu Sonnenwende oder vom Frühlingsäquinoktikum zum nächsten. Problem der Zeit: kein optisches Messinstrument außer dem Auge - keine sichtbare Veränderung in den Tagen um die Sonnenwenden, nur mathematisch mit zwei Referenzpunkten auszurechnen. Aber gut, warum nicht. Dafür kann man ja Stangen in den Boden bohren zur Freude der Archäologen (juhu, ein Pfostenloch).
Sternaufgänge sind wohl bei uns schwieriger als zum Beispiel in Mesopotamien - lange Dämmerung= schlechte Sicht.
Doch die Menschen haben lange den Mondkalender benutzt,
29/30 Tage eine Mondphase x 12 = 348/355 Tage) (Phase schwankt zwischen real etwa 29,27 und 29,83 Tagen), weil er leichter zu beobachten war. Die fehlenden 11 Tage fallen bei einem groben Naturkalender noch nicht auf, doch bei einer Aufzeichnung / Vergleich bzw. Suche nach Übereinstimmung mit den Jahreszeiten (zuerst nur zwei Jahreshälften, dann drei, dann vier, Festlichkeiten zu bestimmten Anlässen) fällt es irgendwann auf und gibt böses Blut, wenn die Leute aus dem Dorf Iselda (das ist frei erfunden, bitte nicht entymologisch untersuchen!) immer 11 Tage zu spät zur Wallfahrt kommen :motz:.(Ironie, Sepiola daher die 11 Tage nicht wortwörtlich nehmen).
Jetzt wieder ernsthaft ein Zitat von Ginzel zur griechischen Zeitrechnung,
(Sepiola, ein kleiner Hinweis zu den verschiedenen Kalendern in Hellas ist auch dabei -jede Polis ihren eigenen Kalender :rofl:- da kann man bei einer Reise mehrmals Neujahr feiern) wieder ernst, zum Übergang zum Sonnenjahr in Griechenland und den Jahreanfängen/ Jahreslängen:
Bei der Beurteilung der Prytanienlängen wurde vorausgesetzt, daß der erste Monat des Jahres der
Hekatombaion (Juli) gewesen sei, und zwar auch in der Zeit
vor Meton, daß also mit diesem Monat, d. h. im Sommer, das attische Jahr angefangen habe. Es sind aber Meinungen geäußert worden, daß der Jahresanfang in der alten Zeit nicht der Sommer gewesen sei. Für die vorhistorische älteste Periode Griechenlands glaubt Aug. Mommsen aus den bei Hesiod und Homer häufig erwähnten jährlichen Sternauf- und Untergängen, an welche die Jahreszeiten geknüpft werden (s.
§ 194), schließen zu dürfen, daß ehemals ein mit dem kosmischen Untergange des Plejadengestirns (November) anfangendes Sternjahr gebraucht worden ist. Dieses Plejadenjahr hat sich aus zwei Halbjahren, deren eines vom kosmischen Untergang der Plejaden (im 9. Jahrh. v. Chr. um den 3. November) bis zum heliakischen Aufgang (20. Mai) und deren zweites von da über den Sommer bis zum Herbst reichte, ausgebildet. Dieses mit dem Spätherbst anfangende Plejadenjahr habe vielleicht in der Vorzeit in Athen gegolten, Spuren davon in histo*rischer Zeit seien bei den Phokern und Achäern nachweisbar; die letzteren hätten ihre Amtsjahre an die Plejaden geknüpft. Die Gründe für diese Hypothese sind nicht sehr stark(1). Aber selbst zugegeben, daß ehemals ein Plejadenjahr in Griechenland existiert habe, ist nicht recht einzusehen, warum dasselbe nur mit dem kosmischen Untergang und nicht mit der mehr auffälligeren Phase des heliakischen Aufgangs begonnen haben müßte. Diese plejadische Zeitrechnung hat man des weiteren nach Aug. Mommsen zu oder vor Solons Zeit aufgegeben und hat das Wiedererscheinen des Sirius als die Zeit des Jahresbeginns gewählt. Da der heliakische Aufgang des Sirius durch Jahrhunderte hindurch für die Breite von Athen auf dem 28. Juli verblieb (s.
Tafel I c), das Sommersolstiz aber dieser Zeit früher näher lag als später (das Sommersolstiz fand 1000 v. Chr. am 3. Juli, 800 v. Chr. am 1. Juli, 500 v. Chr. am 29. Juni statt), so seien die Griechen im Laufe der Zeit mit ihrem Jahresbeginn der Zeit des heliakischen Siriusaufganges gefolgt und so hätte sich der Übergang vom Herbstanfang zum Sommerjahranfang bei ihnen von selbst vorbereitet. Allein gegen das Plejadenjahr wie gegen das Siriusjahr ist einzuwenden, daß Sternjahre überhaupt nur ein Surrogat für ein geordnetes Jahr darstellen können, da die jährlichen Sternauf- und Untergänge — was leider von manchen immer wieder übersehen wird — zu unsicher zu beobachtende Erscheinungen sind. Bei den wenigsten Völkern treffen wir deshalb auf den Gebrauch von Sternjahren und wenn überhaupt, so fällt dieser Gebrauch nur in die Epoche eines sehr primitiven Standes der Zeitrechnung und wird meist alsbald durch den Übergang auf den Mondlauf verdrängt. Da die Zeitrechnung nach dem Monde auch bei den Griechen sehr alt ist, kann ein eventuelles Plejadenjahr nur eine vorübergehende Phase in der Entwicklung der Zeitrechnung vorgestellt haben, und es ist wenig wahrscheinlich, daß der Jahresanfang mit dem Sommer sich von den Siriusaufgängen herschreiben sollte. Viel eher haben die klimatischen Abstufungen des Landes zu den sehr verschiedenen Jahresanfängen geführt, welche wir in den einzelnen Staaten Griechenlands gebraucht sehen. Bei der Erörterung, wieviel Jahreszeiten die Griechen gehabt haben, mußte für die alte Zeit angenommen werden (
S. 310 f.), daß man nur die kalte und die warme Jahreszeit benannte und also eigentlich mit Halbjahren (des Naturjahrs) rechnete. Eine ehemalige Halb Jahrrechnung auf den unteren Stufen der Entwicklung des Zeitsinns haben wir in unserem Werke bei verschiedenen Völkern als wahrscheinlich notiert. Existierten solche rohe Halbjahre in der vorhistorischen Zeit bei den griechischen Stämmen, so erklärt sich der spätere sehr verschiedene Anfang ihrer Volljahre daraus, daß man die beiden die Jahreszeiten umfassenden Halbjahre verschieden miteinander verband, vom Winter an rechnete und den Sommer folgen ließ oder die umgekehrte Verbindung annahm oder daß man Halbjahre wie Herbst—Frühling und Frühling—Herbst hatte. Im
§ 198 habe ich bei den nichtattischen Monatsnamen durch eine beigesetzte (1) angegeben, welcher Monat in den einzelnen Staaten der Anfangsmonat des Jahres war. Danach können wir bei den nichtattischen Griechen etwa folgende Jahresanfänge unterscheiden:
- Jahresanfänge mit dem Winter
(dem attischen Poseideon oder Gamelion):
Delos, Böotien, Lamia, Elis, Tauromenien.
- Jahresanfänge mit dem Sommer
(dem attischen Hekatombaion oder Metageitnion):
Epidauros, Delphi, Amphissa, Thessalien, Perrhäbien.
- Jahresanfänge mit dem Herbst
(dem attischen Boëdromion oder Pyanepsion):
Ätolien, Halos, Sparta2.
1) Die Strategen der Achäer haben zwar (Polybios
IV 37, 2;
V 1, 1) ihre Funktionen um die Zeit des Frühaufgangs der Plejaden angetreten, jedoch nachweisbar nur in den Jahren 222 — 218 v. Chr. Die Ausdrucksweise des Polybios ist hier nur eine populäre, die Zeit umschreibende.
2) Für Korinth, Syrakus, Herakleia, Knidos, Thera u. a. wird ebenfalls Herbstbeginn des Jahres vermutet. Kerkyra soll das Jahr mit dem Frühling angefangen haben.
Wie sich die Diskussionen wiederholen...