Ob das wirklich stimmt?
Seleukos I. kaufte aus Indien Kriegselefanten. Zu seiner Zeit grenzte sein Reich ja auch an Indien. Die Seleukiden setzten sie danach aber mindestens 200 Jahre ein, jedenfalls noch gegen die aufständischen Juden. Das war zu einer Zeit, als ihr Reich nur noch bis Mesopotamien reichte. Also ohne eigene Zucht müsste das bedeuten, dass der Nachschub auf dem Seeweg aus Indien besorgt wurde. (Die feindlichen Parther werden den Seleukiden keinen Handel mit Kriegselefanten durch ihr Gebiet erlaubt haben. Die Ptolemaier werden den Seleukiden auch nicht unbedingt Kriegselefanten verkauft haben.) Auch die Makedonen und Epeiroten übernahmen Elefanten, zumindest Antigonos II. Gonatas und Pyrrhos von Epeiros verwendeten sie noch. Pyrrhos stand mit den Ptolemaiern auf gutem Fuß und erhielt von ihnen Elefanten, aber die Elefanten der Makedonier stammten aus Asien. Trotzdem verwendeten sie sie noch jahrzehntelang. Woher kam ihr Nachschub?
Asiatische Elefanten gab es in der Antike noch in Mesopotamien und Syrien. In Ägypten wurden Elefanten aber schon im 4. Jhd. ausgerottet. Thutmosis III. reiste zur Elefantenjagd nach Syrien Assyrische Königsinschriften berichten über Elefantenjagd in Mesopotamien. Der Elefant war königliches Wild.
Wie der Bestand zu Zeiten der Seleukiden aussah weiß ich nicht, aber sie mussten zumindest nicht unbedingt bis nach Indien fahren.
Aristoteles kannte sich sehr gut aus, berichtete über den Fang wilder Elefanten mit Hilfe von Arbeitselefanten. Ganz ähnlich wie Kipling in "Toomai of the Elephants den Fang in einer Keddah bildhaft beschreibt. Aristoteles berichtet über Tragzeit, Brunft, Verhalten. Nach dem Urteil von Zoologen wie Alfred Brehm, Lutz Heck und anderer hat Aristoteles vermutlich Elefanten seziert.
In Südostasien gab es eine jahrhundertealte Tradition und Kontinuität der Haltung von Kriegs- und Arbeitselefanten, eine wirkliche Domestikation des Asiatischen Elefanten ist aber nie wirklich erfolgt. Elefantenbullen in der Brunft, in der Musht sind extrem schwierig und nicht ungefährlich. Auf das Konto von Elefanten gehen weitaus die meisten Unfälle mit Zoo- oder Zirkustieren.
Die Nachzucht von Elefanten in Zoos gelingt heute relativ häufig, im 19. Jahrhundert waren Zuchterfolge noch relativ selten.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Arbeitselefanten in Indien nicht gezüchtet, sondern sie mussten immer wieder durch Wildfänge ergänzt werden. Kipling hat den Fang wilder Elefanten recht genau beschrieben in der Geschichte Toomai of the Elephants im Dschungelbuch.
Auch Aristoteles beschreibt genau das Einfangen und Abrichten wilder Elefanten durch zahme Elefanten.
Ein Elefant hat einen ähnlichen Lebensrythmus wie ein Mensch, ein Arbeitselefant kann relativ lange in Dienst bleiben.
Es ist natürlich möglich, dass die Seleukiden Elefanten gezüchtet haben, doch dazu brauchte man auch eine größere Zahl von weiblichen Elefanten. Ich weiß natürlich nicht, ob man als Kriegselefanten auch weibliche Tiere verwendet hat. Bei Jagdelefanten wurden definitiv weibliche Tiere verwendet. Elefantenbullen waren vor allem in der Musht schwerer zu handeln, männliche Tiere waren aber auch selbstbewusster und aggressiver.
Bei den berühmten Molossern aus Epirus wurden nur männliche Tiere exportiert. Wenn man nicht auf afrikanische Elefanten die schwieriger zu dressieren sind, zurückgreifen konnte, waren ausgebildete Kriegselefanten nur aus Südostasien zu bekommen. Die Nachfrage nach Kriegselefanten bestand. Völlig abwegig halte ich es nicht, dass die Inder ähnliche Erwägungen hatten und nur männliche Tiere exportierten, um sich ihr Monopol zu erhalten.
Ich halte es aber auch nicht für so abwegig, dass man Elefanten eben auf dem Seeweg importierte.
Nach der Entdeckung des Zyklus der Monsun- und Passatwinde bestanden Handelskontakte
Wenn man in Indien bis ins 20. Jahrhundert gezwungen war, Arbeits- und Kriegselefanten immer wieder durch Wildfänge zu ergänzen, wenn Zoos und Zirkusse über Generationen Erfahrungen sammeln mussten, bis Elefantenzucht gelang, habe ich doch so meine Zweifel, ob die Seleukiden (oder Ptolemäer) in der Elefantenzucht solche Fortschritte erzielten, dass sie den Bedarf an Kriegselefanten allein durch Nachzucht hätten decken können.