Konnten Kriegselefanten eine Schlacht entscheiden?

Ich bin in der zentralasiatischen Geschichte wirklich alles andere als firm. Aber ich würde meinen, dass eine Schlacht zwischen Türken und Persern in der Spätantike etwas früh ist.

Das erste Khaganat der Kök-Türken beherrschte damals weite Teile Zentralasiens, auch Baktrien und Sogdiane, unterwarf dabei die Heftaliten. Von daher sind Kriegselefanten durchaus möglich.
Unter Khagan Tardu griffen sie 588 das Sassanidenreich an, wurden aber von Bahram zurückgeschlagen, Tardus Versuch, Herat zu erobern, scheiterte.
Allerdings überlebte Tardu diese Schlacht und starb erst später im innertürkischen Bürgerkrieg.
 
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In dieser Schlacht ging es nicht um Tardu, sondern um Saba/Sawe (bei Tabari und im Shahname), der mitunter mit diesem Herrn identifiziert wird: Bagha Kagan – Wikipedia

Elefanten lebten weder in der Spätantike noch zu Firdausis Zeit natürlich in Zentralasien. Wären Elefanten in einer türkischen Armee in der Spätantike absurd gewesen, wären sie es zu Firdausis Zeit auch gewesen. Da Firdausi selbst im (heutigen) nordöstlichen Iran und Afghanistan lebte, wäre ihm das wohl aufgefallen. Denkbar wäre aber wohl, dass Elefanten nach Zentralasien gehandelt wurden und sich so dorthin verbreiteten (so wie ja auch die hellenistischen Herrscher an Elefanten gekommen waren).
 
In dieser Schlacht ging es nicht um Tardu, sondern um Saba/Sawe (bei Tabari und im Shahname), der mitunter mit diesem Herrn identifiziert wird: Bagha Kagan – Wikipedia


Die englische Wikipedia allerdings zu Bagha Kaghan:

In some Turkish sources, Baga Khagan, who removed the danger of Apa, organized an expedition to the Western Gokturk State to defeat Tardu and
restore the unity of the state, and may have been defeated and killed by Tardu's army.

According to Josef Markwart and Denis Sinor, he may have been the 'great kaghan' that was killed with an arrow by Persian commander Bahrām Chobin during the First Perso-Turkic War which happened in not before August 589 (date by Gumilev).

Peter Golden regarded this to be unlikely, considering several sources stating he died the previous year in a battle with Tardush Yabgu in 588 AD.


Wie oben angedeutet, haben die persischen Autoren vermutlich verschiedene Herrscher und Schlachten vermengt.
 
Da Firdausi über die Geschichte Persiens von der Erschaffung der Welt bis zum Fall der letzten vorislamischen Herrscher der Sassanidendynastie berichtet, gilt für ihn: Je später, desto zutreffender. Wenn man bei Hormizd IV. sagt, sein Feldherr Bahram habe eine Schlacht gegen einen türkischen Herrscher gewonnen, eventuell sogar gegen eine türkische Übermacht, könnte das den wahren Begebenheiten am nächsten kommen.
Das Schahname wird eigentlich überhaupt erst ab Hormizd IV. halbwegs historisch.
Die frühen Könige sind völlig sagenhaft, erst Dara weist Ähnlichkeiten mit Dareios III. auf. Bei den Sassanidenherrschern stimmen dann zwar wenigstens die Namen, aber die von ihnen berichteten Taten haben lange Zeit dennoch noch eher selten etwas mit der historischen Realität zu tun. (Eine Ausnahme ist etwa der Tod von Peroz, der zwar recht fantastisch wirkt, aber so auch von Historikern berichtet wurde.) Erst ab Hormizd IV. hält sich das Schahname zumindest in seinen Grundzügen einigermaßen an den tatsächlichen Geschichtsverlauf. (Bemerkenswert finde ich allerdings, dass der lange und zermürbende Krieg gegen Ostrom unter Chosrau II. völlig ignoriert wird.) Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die Darstellung der Zeit Hormizds IV. geradezu eine Zäsur bildet, was die „Geschichtlichkeit“ betrifft.
Das könnte dann auch für die Historizität der geschilderten Schlacht mit den Elefanten sprechen. Viele Details sind sicherlich fiktiv, aber vielleicht nicht der Einsatz von Elefanten.
 
Did the Roman military really light pigs on fire to send in the direction of their enemies? What was the purpose?

Hat das römische Militär wirklich Schweine in Gefechten angezündet? Welchen Zweck hatte das?

Angezündete Schweine waren wahrhaftig eine entsetzliche Waffe. Sie wurden das erste Mal von den Römern gegen die karthagischen Kriegselefanten verwendet.

Elefanten waren die Kampfpanzer der antiken Welt. Sie konnten Infanterieformationen ohne große Mühe zerbrechen und die Pferde der Kavallerie fürchteten sich auf sie zu stürmen. Sie niederzuringen war ein schweres Unterfangen und kostete normalerweise ein paar Männer pro Elefant.

Eines Tages kam den Römern aber eine zufällige Offenbarung, als ein Elefant durch die Straßen Roms wütete. Während diesem Chaos brach ein Feuer aus und ein Schweinestall stand kurze Zeit später in Flammen, was die Schweine absolut verschreckte. Sie schrien und stürmten auf alles los, was sich vor ihnen befand - was zufällig auch den Elefanten mit einschloss. Dieser hatte solche Angst vor den wütenden Schweinen, dass er seine Raserei stoppte und vor den Schweinen flüchtete.

Nachdem die zuständigen Römer im Militär davon erfuhren, haben sie eine grausame Taktik erfunden:

Sie beschmierten in Gefechten gegen karthagische Streitmächte die Schwänze von Schweinen mit Teer und warteten, bis die Elefanten auf die Römer losstürmten. Dann zündeten die Römer die Schwänze an und ließen die Schweine los, was die Elefanten wie geplant in Panik versetzte und sie durch die Reihen ihrer eigenen Armee stürmen ließ und somit die gesamte karthagische Infanterie niedergetrampelten.


Dass die Römer brennende Schweine gegen Elefanten eingesetzt haben, ist m. W. nirgends überliefert.


Das mit den Schweinen stimmt indirekt schon: Als der makedonische König Antigonos II. Gonatas die griechische Stadt Megara angriff, setzten die Megarer mit Pech bestrichene, brennende Schweine gegen die Elefanten ein, die das schmerzerfüllte Quieken der Schweine nicht ertrugen.

Es gibt nur eine Quelle für diese Story, die Strategemata des Polyainos (der etwa vierhundert Jahre nach dem angeblichen Ereignis schreibt), und da sind keine Römer beteiligt:

Ἀντίγονος Μέγαρα πολιορκῶν τοὺς ἐλέφαντας ἐπῆγεν. οἱ Μεγαρεῖς σύας καταλείφοντες ὑγρᾷ πίσσῃ καὶ ὑφάπτοντες ἠφίεσαν· αἱ δὲ ὑπὸ τοῦ πυρὸς καιόμεναι κεκραγυῖαι πολλῷ δρόμῳ εἰς τοὺς ἐλέφαντας ἐνέπιπτον· οἱ δὲ οἰστρῶντες καὶ ταρασσόμενοι ἄλλος ἄλλῃ διέφευγον. Ἀντίγονος τοῦ λοιποῦ προσέταξε τοῖς Ἰνδοῖς τρέφειν ὗς μετὰ τῶν ἐλεφάντων, ἵνα τὴν ὄψιν αὐτῶν καὶ τὴν κραυγὴν τὰ θηρία φέρειν ἐθίζοιτο.​
Polyaeanus, Greek text, 4(b)

Übersetzung Kai Brodersen*:
Bei der Belagerung von Megara rückte Antigonos mit seinen Elefanten an. Die Megarer bestrichen Schweine mit flüssigem Pech, zündeten sie an und ließen sie laufen. Diese brüllten, als das Feuer sie zu verbrennen anfing, und stürzten in vollem Rennen unter die Elefanten, die jetzt wütend durcheinander liefen und sich zerstreuten, der eine hierhin, der andere dorthin. Daher befahl Antigonos für die Zukunft den (als Elefantenführern dienenden) Indern, Schweine bei den Elefanten aufzuziehen, damit sich die Tiere an den Anblick und an deren Gebrüll gewöhnten.​

Ob Polyainos hier aus einer glaubwürdigen Quelle geschöpft hat, wage ich nicht zu beurteilen. In seinem Buch sammelt er Historisches und Mythologisches, da finden wir auch Geschichten über Herakles, Theseus und die homerischen Helden...


* Polyainos, Strategika, Berlin/Boston 2017, S. 307ff
 
Es erscheint mir zweifelhaft, dass sich eine solche Taktik praktisch umsetzen lässt. Wie will man verhindern, dass die Schweine in die "falsche" Richtung brennen? Außerdem: Schweine mögen drollig aussehen und sind vor allem bei Lärm sehr schreckhaft, dennoch sind es wehrhafte Tiere mit großem Gewicht. Ein ausgewachsenes Schwein kann einen Menschen umrennen oder ihn mit Bissen schwer verletzen. Das gilt sogar für unsere gutmütigen fetten Hausschweine, und es wird umso mehr gegolten haben für die Rassen, die man vor 2.000 Jahren gehalten hat, und die Wildschweinen sehr viel ähnlicher waren. Will sagen, es mag schon sein, dass die Legende einen wahren Kern enthält; Soldaten im Feld sind, euphemistisch gesagt, sehr erfinderisch. Aber einen großangelegten Plan dieser Art kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das ist zu viel Aufwand für zweifelhaften Nutzen.
 
Es gibt nur eine Quelle für diese Story, die Strategemata des Polyainos (der etwa vierhundert Jahre nach dem angeblichen Ereignis schreibt)

Bei Claudius Aelianus (der ca. 70 Jahre nach Polyanus geboren wurde) scheint's in der Natura animalum auch eine Passage dazu zu geben:
Elephantum a suillo timere pecore jam dixit: nunc explicare placet, quod ad Megaram accidit. Cum ab Antipatro Megarenses circumsederentur, acerrimeque Macedones incumberent, primo in sues pice liquida oblitos incendium Megarei excitarunt, deinde sic incensos in hostes immiserunt. Ii itaque furore inflammati, cum in elephantorum agmina incurrerunt, tum clamantes, nempe igni flagrantes, quasi quibusdam furiis elephantos incitarunt, et graviter perturbarunt. Itaque nullum neque ordinem tenebant, neque amplius, quamvis a primo aetatis tempore domiti fuissent, mansuefacti erant; sive quod sua quadam natura a suibus abhorreant, sive etiam quia horum absonum vocis acument perhorreant. Cujus regi non ignari educatores generis elephantini una cum suibus pullos alunt, ex consuetudine eos ut minus horreant.​
(Varia historia XVI, 36)

Übersetzung von ich glaube dem Google-Übersetzungsassistenten (das was mir ganz oben angeboten wurde):
Er hat bereits gesagt, dass Elefanten Angst vor Schweinen haben, doch nun ist es angebracht zu erklären, was in Megara geschah. Als die Einwohner von Megara von Antipater belagert wurden und die Mazedonier sie heftig angriffen, steckten sie die Schweine zunächst mit flüssigem Pech in Brand, vergaßen es dann aber und schickten sie verbrannt auf den Weg zum Feind. Als sie sich daraufhin in wütendem Zorn auf die Elefanten stürzten, stachelten sie diese durch Geschrei, das heißt, sie brannten mit Feuer, zur Weißglut und brachten sie in große Unruhe. Sie hielten daher weder Ordnung, noch wurden sie gezähmt, obwohl sie von klein auf gezähmt worden waren; entweder weil sie Schweine von Natur aus verabscheuten oder weil sie den scharfen Klang ihrer Stimme fürchteten. Die Elefantenzüchter, wohl wissend, welcher König, füttern ihre Jungen aus Gewohnheit zusammen mit den Schweinen, um sie weniger zu fürchten.​
Ob dieser "Er hat bereits gesagt, ..." in vorangehenden Kap. bei Aelianus sicher greifbar ist, konnte ich mit meinem grottigen Latein nicht herausfinden, erwähnt wird auf jeden kurz zuvor Fall Aristoteles, der sich ja in der Historia animalium zu Elefanten äußert.
 
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Plinius schreibt in der Historia Naturalis Kapitel VIII, 9 "Landttiere" über Elefanten, "dass diese schrecklichen Tiere (so furchterregend sie auch sonst erscheinen) erschrecken sich beim leisesten Grunzen eines Schweins." Einen Kriegseinsatz von Schweinen gegen Elefanten beschreibt er nicht (jedenfalls nicht in diesem Kapitel über Elefanten).
 
Es erscheint mir zweifelhaft, dass sich eine solche Taktik praktisch umsetzen lässt. Wie will man verhindern, dass die Schweine in die "falsche" Richtung brennen?
In diesem Fall wäre schon eine Vorrichtung vorstellbar, bei der sichergestellt wird, dass die Schweine zum Stadttor hinausgetrieben werden und nicht wieder zurückkommen können.

Bei Claudius Aelianus (der ca. 70 Jahre nach Polyanus geboren wurde) scheint's in der Natura animalum auch eine Passage dazu zu geben:
Aelianus hatte ich nicht als eigenständige Quelle aufgefasst; er erzählt genau dieselbe Geschichte (in eigenen Worten), im Original ebenfalls auf Griechisch:

τὸ δὲ ἐν Μεγάροις γενόμενον Μεγαρέων ὑπ᾽ Ἀντιπάτρου πολιορκουμένων ἐθέλω εἰπεῖν, καὶ μέντοι καὶ τὸ εἰρησόμενον τοῦτό ἐστι. τῶν Μακεδόνων βιαίως ἐγκειμένων, ὗς πίττῃ χρίσαντες ὑγρᾷ καὶ ὑποπρήσαντες αὐτὰς ἀφῆκαν ἐς τοὺς πολεμίους. ἐμπεσοῦσαι δὲἄρα ἐκεῖναι οἰστρημέναι ταῖς τῶν ἐλεφάντων ἴλαις καὶ βοῶσαι, ἅτε ἐμπιπράμεναι, ἐξέμαινον τοὺς θῆρας καὶ ἐτάραττον δεινῶς. οὔτε οὖν ἔμενον ἐν τάξει, οὔτεἦσαν ἔτι πρᾶοι, καίτοι καὶ ἐκ νηπίων πεπωλευμένοι, εἴτε φύσει τινὶ οἱ ἐλέφαντες ἰδίᾳ μισοῦντες τὰς ὗς καὶ μυσαττόμενοι, εἴτε καὶ τῆς φωνῆς αὐτῶν τὸ ὀξὺ καὶ ἀπηχὲς πεφρικότες ἐκεῖνοι. συνιδόντες οὖν ἐκ τούτουοἱ πωλοτρόφοι τῶν ἐλεφάντων ὗς παρατρέφουσιν αὐτοῖς, ὥς φασιν, ἵνα γε ἐκ τῆς συνηθείας ἧττον ὀρρωδῶσιν αὐτάς.​


Eine englische Übersetzung gibt es hier: Aelian : On Animals, 16
 
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Nicht genau dieselbe Geschichte, da Aelianus den Angreifer nicht wie Polyainos Antigonos, sondern Antipatros nennt.
Ob es sich dabei um einen simplen Abschreibfehler eines späteren Abschreibers handeln könnte, kann ich nicht beurteilen.
 
Plinius schreibt in der Historia Naturalis Kapitel VIII, 9 "Landttiere" über Elefanten, "dass diese schrecklichen Tiere (so furchterregend sie auch sonst erscheinen) erschrecken sich beim leisesten Grunzen eines Schweins." Einen Kriegseinsatz von Schweinen gegen Elefanten beschreibt er nicht (jedenfalls nicht in diesem Kapitel über Elefanten).

Und wenn man Plinius folgt, bräuchte man die Schweine auch nicht anzuzünden, wenn schon das leiseste Schweinegrunzen genügt, um Elefanten abzuschrecken.
 
Um mal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Konnten Elefanten eine Schlacht entscheiden?

Diese Frage kann man wohl bejahen: Elefanten wirkten demoralisierend, und einen anstürmenden Elefanten kann man nur mit einer 416 Rigby zuverlässig stoppen.

Kein Pferd wird in eine Sarissenphalanx oder Pikenierformation rennen, Kriegselefanten aber konnte man mit einer Phalanx kaum zuverlässig aufhalten.

Allerdings haben Elefanten auch eine Reihe von Nachteilen:

-Man konnte sie nicht züchten, Kriegselefanten waren nur durch Wildfänge zu beschaffen.
- Es dauerte sehr lange, bis ein Elefant ausgewachsen war.

-Elefanten sind schlechte Futterverwerter, sie ermüden schnell und sind nur kurze Zeit einsetzbar.
- Sie gehen leicht ein, Wunden entzünden sich leicht.
-Sie drehen leicht durch und können dann gefährlich werden für die eigenen Truppen.
- Elefanten brauchen Trainer und Mahouts, und ein Elefantentreiber braucht ebenfalls gut 20 Jahre bis er genug gelernt hat.

-Elefanten und Elefantentrainer müssen importiert werden, die Ausbildung ist langwierig und aufwändig.

Insgesamt überwiegen die Nachteile: Der Aufwand, die Zeitdauer, die für die Ausbildung nötig sind, auch die Kosten stehen in keinem Verhältnis zu den Vorteilen.

Bis ein Elefant überhaupt auf dem Schlachtfeld einsetzbar ist, kann man drei Pferdegenerationen ausbilden. Nachschub kann man nur durch Wildfänge ergänzen, und die kann man nur in entfernten Weltgegenden rekrutieren. Ein Kriegselefantenkorps ist angewiesen auf Trainer und Mahouts und auch deren Ausbildung ist zeit- und kostenintensiv.
 
@Scorpio hat die Nachteile eines militärischen Einsatzes von Elefanten gut beschrieben.

Es gilt aber auch etwas anderes: Der Besitz von Elefanten war ein Statussymbol, und vor allem ein Symbol militärischer Größe. Wer Elefanten hatte, hatte eine ungeheure Waffe, die der Gegner nicht hatte und nicht kannte.

Man musste Elefanten gar nicht einmal in die Frontlinie schicken, konnte sie außerhalb der Reichweite der gegnerischen Pfeilschützen lassen. Der Staub den sie aufwirbelten, die imposante Masse einer Phalanx von Elefanten, die schiere Größe auch ihrer Aufbauten, das nicht gekannte Trompeten, die prachtvolle Zier, die begleitende Musik:

Die Elefanten hatten die Wirkung einer "Fleet in being", allein ihre Anwesenheit erschütterte die Siegeszuversicht des Gegners.
 
@Scorpio hat die Nachteile eines militärischen Einsatzes von Elefanten gut beschrieben.

Es gilt aber auch etwas anderes: Der Besitz von Elefanten war ein Statussymbol, und vor allem ein Symbol militärischer Größe. Wer Elefanten hatte, hatte eine ungeheure Waffe, die der Gegner nicht hatte und nicht kannte.

Man musste Elefanten gar nicht einmal in die Frontlinie schicken, konnte sie außerhalb der Reichweite der gegnerischen Pfeilschützen lassen. Der Staub den sie aufwirbelten, die imposante Masse einer Phalanx von Elefanten, die schiere Größe auch ihrer Aufbauten, das nicht gekannte Trompeten, die prachtvolle Zier, die begleitende Musik:

Die Elefanten hatten die Wirkung einer "Fleet in being", allein ihre Anwesenheit erschütterte die Siegeszuversicht des Gegners.

Als Kaiser Friedrich II. 1235 über die Alpen zog, um eine Strafexpedition gegen seinen Sohn Heinrich VII. zu führen, umgab er sich mit orientalischem Pomp und exotischen Tieren, darunter auch ein Elefant, der in Capua einen Esel meterweit durch die Luft geschleudert haben soll.

Dieses Gepränge verfehlte seine Wirkung nicht, ein Chronist berichtete:

"Er aber (Friedrich II.) fuhr daher in seinem Glorienschein, in Pracht und Herrlichkeit, und es folgten ihm Wagen schwankend unter der Last des Goldes, Silbers und der Edelsteine. Dunkle Äthiopier, die sich auf geheimnisvolle Künste verstanden, bewachten die Schätze und gehorchten dem Wimpernschlag seiner Augen. "
 
-Man konnte sie nicht züchten, Kriegselefanten waren nur durch Wildfänge zu beschaffen.
Ob das wirklich stimmt?

Seleukos I. kaufte aus Indien Kriegselefanten. Zu seiner Zeit grenzte sein Reich ja auch an Indien. Die Seleukiden setzten sie danach aber mindestens 200 Jahre ein, jedenfalls noch gegen die aufständischen Juden. Das war zu einer Zeit, als ihr Reich nur noch bis Mesopotamien reichte. Also ohne eigene Zucht müsste das bedeuten, dass der Nachschub auf dem Seeweg aus Indien besorgt wurde. (Die feindlichen Parther werden den Seleukiden keinen Handel mit Kriegselefanten durch ihr Gebiet erlaubt haben. Die Ptolemaier werden den Seleukiden auch nicht unbedingt Kriegselefanten verkauft haben.) Auch die Makedonen und Epeiroten übernahmen Elefanten, zumindest Antigonos II. Gonatas und Pyrrhos von Epeiros verwendeten sie noch. Pyrrhos stand mit den Ptolemaiern auf gutem Fuß und erhielt von ihnen Elefanten, aber die Elefanten der Makedonier stammten aus Asien. Trotzdem verwendeten sie sie noch jahrzehntelang. Woher kam ihr Nachschub?
 
@Scorpio hat die Nachteile eines militärischen Einsatzes von Elefanten gut beschrieben.

Es gilt aber auch etwas anderes: Der Besitz von Elefanten war ein Statussymbol, und vor allem ein Symbol militärischer Größe. Wer Elefanten hatte, hatte eine ungeheure Waffe, die der Gegner nicht hatte und nicht kannte.

Man musste Elefanten gar nicht einmal in die Frontlinie schicken, konnte sie außerhalb der Reichweite der gegnerischen Pfeilschützen lassen. Der Staub den sie aufwirbelten, die imposante Masse einer Phalanx von Elefanten, die schiere Größe auch ihrer Aufbauten, das nicht gekannte Trompeten, die prachtvolle Zier, die begleitende Musik:

Die Elefanten hatten die Wirkung einer "Fleet in being", allein ihre Anwesenheit erschütterte die Siegeszuversicht des Gegners.
Auch ein möglicher Vorteil in der Schlacht (der auch zum Nachteil werden kann): Der gute Überblick für den Feldherren vom Elefanten, und die
gute Orientierung für Informationsträger in der Schlacht, wo sich das Kommando befindet - allerdings wissen das dann auch die Gegner. Hannibal soll die Schlacht am Trasimenischen See auf dem indischen Elefanten Surus geleitet haben, vorteilhaft für ihn auch wegen des Frühnebels am Seeufer.
 
Ob das wirklich stimmt?

Seleukos I. kaufte aus Indien Kriegselefanten. Zu seiner Zeit grenzte sein Reich ja auch an Indien. Die Seleukiden setzten sie danach aber mindestens 200 Jahre ein, jedenfalls noch gegen die aufständischen Juden. Das war zu einer Zeit, als ihr Reich nur noch bis Mesopotamien reichte. Also ohne eigene Zucht müsste das bedeuten, dass der Nachschub auf dem Seeweg aus Indien besorgt wurde. (Die feindlichen Parther werden den Seleukiden keinen Handel mit Kriegselefanten durch ihr Gebiet erlaubt haben. Die Ptolemaier werden den Seleukiden auch nicht unbedingt Kriegselefanten verkauft haben.) Auch die Makedonen und Epeiroten übernahmen Elefanten, zumindest Antigonos II. Gonatas und Pyrrhos von Epeiros verwendeten sie noch. Pyrrhos stand mit den Ptolemaiern auf gutem Fuß und erhielt von ihnen Elefanten, aber die Elefanten der Makedonier stammten aus Asien. Trotzdem verwendeten sie sie noch jahrzehntelang. Woher kam ihr Nachschub?
Asiatische Elefanten gab es in der Antike noch in Mesopotamien und Syrien. In Ägypten wurden Elefanten aber schon im 4. Jhd. ausgerottet. Thutmosis III. reiste zur Elefantenjagd nach Syrien Assyrische Königsinschriften berichten über Elefantenjagd in Mesopotamien. Der Elefant war königliches Wild.
Wie der Bestand zu Zeiten der Seleukiden aussah weiß ich nicht, aber sie mussten zumindest nicht unbedingt bis nach Indien fahren.


Aristoteles kannte sich sehr gut aus, berichtete über den Fang wilder Elefanten mit Hilfe von Arbeitselefanten. Ganz ähnlich wie Kipling in "Toomai of the Elephants den Fang in einer Keddah bildhaft beschreibt. Aristoteles berichtet über Tragzeit, Brunft, Verhalten. Nach dem Urteil von Zoologen wie Alfred Brehm, Lutz Heck und anderer hat Aristoteles vermutlich Elefanten seziert.


In Südostasien gab es eine jahrhundertealte Tradition und Kontinuität der Haltung von Kriegs- und Arbeitselefanten, eine wirkliche Domestikation des Asiatischen Elefanten ist aber nie wirklich erfolgt. Elefantenbullen in der Brunft, in der Musht sind extrem schwierig und nicht ungefährlich. Auf das Konto von Elefanten gehen weitaus die meisten Unfälle mit Zoo- oder Zirkustieren.

Die Nachzucht von Elefanten in Zoos gelingt heute relativ häufig, im 19. Jahrhundert waren Zuchterfolge noch relativ selten.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Arbeitselefanten in Indien nicht gezüchtet, sondern sie mussten immer wieder durch Wildfänge ergänzt werden. Kipling hat den Fang wilder Elefanten recht genau beschrieben in der Geschichte Toomai of the Elephants im Dschungelbuch.

Auch Aristoteles beschreibt genau das Einfangen und Abrichten wilder Elefanten durch zahme Elefanten.

Ein Elefant hat einen ähnlichen Lebensrythmus wie ein Mensch, ein Arbeitselefant kann relativ lange in Dienst bleiben.

Es ist natürlich möglich, dass die Seleukiden Elefanten gezüchtet haben, doch dazu brauchte man auch eine größere Zahl von weiblichen Elefanten. Ich weiß natürlich nicht, ob man als Kriegselefanten auch weibliche Tiere verwendet hat. Bei Jagdelefanten wurden definitiv weibliche Tiere verwendet. Elefantenbullen waren vor allem in der Musht schwerer zu handeln, männliche Tiere waren aber auch selbstbewusster und aggressiver.

Bei den berühmten Molossern aus Epirus wurden nur männliche Tiere exportiert. Wenn man nicht auf afrikanische Elefanten die schwieriger zu dressieren sind, zurückgreifen konnte, waren ausgebildete Kriegselefanten nur aus Südostasien zu bekommen. Die Nachfrage nach Kriegselefanten bestand. Völlig abwegig halte ich es nicht, dass die Inder ähnliche Erwägungen hatten und nur männliche Tiere exportierten, um sich ihr Monopol zu erhalten.
Ich halte es aber auch nicht für so abwegig, dass man Elefanten eben auf dem Seeweg importierte.

Nach der Entdeckung des Zyklus der Monsun- und Passatwinde bestanden Handelskontakte

Wenn man in Indien bis ins 20. Jahrhundert gezwungen war, Arbeits- und Kriegselefanten immer wieder durch Wildfänge zu ergänzen, wenn Zoos und Zirkusse über Generationen Erfahrungen sammeln mussten, bis Elefantenzucht gelang, habe ich doch so meine Zweifel, ob die Seleukiden (oder Ptolemäer) in der Elefantenzucht solche Fortschritte erzielten, dass sie den Bedarf an Kriegselefanten allein durch Nachzucht hätten decken können.
 
. . . Auch die Makedonen und Epeiroten übernahmen Elefanten, zumindest Antigonos II. Gonatas und Pyrrhos von Epeiros verwendeten sie noch. Pyrrhos stand mit den Ptolemaiern auf gutem Fuß und erhielt von ihnen Elefanten, aber die Elefanten der Makedonier stammten aus Asien. Trotzdem verwendeten sie sie noch jahrzehntelang. Woher kam ihr Nachschub?

Die Sieger des ersten Diadochenkrieges teilten auf der Konferenz von Triparadeisos 320 v. Chr. das alexandrinische "Reichsheer". Eine Hälfte wurde dem zum Oberbefehlshaber in Asien ernannten Antigonos Monophthalmos anvertraut, die andere Hälfte führte der zum Reichsregenten ernannte Antipatros mit nach Makedonien. Dabei wurden erstmals auch Elefanten nach Europa eingeführt. Polyperchon setzte sie bei der Belagerung von Megalopolis im zweiten Diadochenkrieg ein.

Später hatte dann Pyrrhos auf seinen Italienfeldzug ebenfalls Elefanten mitgeführt. Man nimmt an, dass diese Nachkommen von jenen Elefanten waren, die Antipatros nach Europa gebracht hatte. Es wird allerdings auch gemutmaßt, dass es sich bei ihnen um afrikanische Elefanten gehandelt hat, die ihm sein Alliierter Ptolemaios II. von Ägypten hat zukommen lassen.
 
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