dekumatland
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Die Tagesschau genderte kürzlich sogar mit "Taliban:innen", was die intellektuelle Misere trefflich zeigt.
Epische Texte des Mittelalters sind gar nicht so selten sehr bewußt und kunstvoll, geschickt konstruiert (und ein Sonderfall ist die enorm blümerante Metaphorik der Skalden, die "Kenningar") und wandten sich durchaus an ein Publikum, welches die "literarische Geschicklichkeit" der vorgetragenen Heldengeschichten zu goutieren in der Lage war. Insofern dürften virtuose Metaphern, geschickter Umgang mit Stoffen und Motiven (Götter, Helden, Drachen etc) durchaus als Schmuck/Ausschmückung wahrgenommen worden sein und eher nicht als Tatsachen ((zur Lebenswelt eines fränkischen, wikingischen etc Kriegers gehörte, NIE einem Drachen, Riesen, Troll etc begegnet zu sein))Dieses oft vorgebrachte Argument sehe ich sehr zwiespältig. Wann immer man Wahres aus mythischen Werken herzuleiten versucht, kommt regelmäßig die Replik: Die Sagen erzählen auch von Drachen, ist der Teil also auch wahr?
Abgesehen davon, dass es sich dabei um einen Fehlschluss handelt: Ein Mensch des Jahres 1000 n.Chr. würde die Frage aufrichtig mit "Ja!" beantwortet haben. Deswegen würde ich vermuten, dass die Eddas und Sagas nichts enthielten, was die Zeitgenossen der Dichter nicht für wahr oder zumindest für glaubhaft hielten.
Die isländischen Wikinger, die nach Grönland "umzogen", hatten ein Problem: sie konnten nicht retour nach Skandinavien wegen Streitigkeiten, und auf Island bleiben ging ebenfalls nicht (Streitigkeiten, heute würden wir sagen: juristische Probleme, denen sie sich durch Abreise entzogen) - - da waren also paar Sippen (Männlein wie Weiblein) unterwegs, um sich im kurz zuvor entdeckten Grönland niederzulassen. (ganz verkürzt dargestellt)
Grönland war nun nicht gerade das sonnige Malle voller Orangen sondern etwas unwirtlicher als Island (trotz einer klimatischen Wärmeperiode kein "Grünland" wo Milch und Honig wachsen) und völlig klar ist, dass die seetüchtigen Neusiedler sich salopp gesagt in ihrer Umgebung umsahen - Berichte von Landsichtung genügten, weil sie von erfahrenen Kollegen kamen, um sich das weiter westlich liegende Land zu probieren. So kam es zu den "Expeditionen" Leif Eiriksons nach "Vinland", "Helluland", "Markland". Ausgang war die ohnehin dünne, nicht leicht zu unterhaltende grönländische Besiedlung - kurzum "gen Amerkia" segelten keine großen Wikingerheere mit Tross und allem zipp und zapp, sondern eine eher recht kleine Gruppe. Und die hat sich in Vinland nicht sonderlich vergrößert, blieb ja auch nicht sonderlich lange vor Ort.
Insofern ein Sonderfall: die Gruppe war sehr klein - ein paar Handvoll Leute.
Von derartigen Vorkommnissen erzählen bunt ausgeschmückt die Sagas von den Vinlandfahrern - Grönland, Labrador sind archäologisch nachgewiesen: die geografischen Angaben der Sagas sind also keine Hirngespinste. Um dein Argument @Muck nun umzudrehen: wenn die Geografie der Heldenepik stimmt, sind dann die in ihr enthaltenen Götter, Drachen, Riesen Realität?