Lage der Pontes Longi

Das geht aber a.m.S nur wenn eine besondere Topographie vorliegt!

Und - wie ich schon mal schrieb - brauchst Du nur diese besondere "Topographie" zu suchen:
Einen Bachlauf, der auf einer flach ansteigenden Anhöhe entspringt und so viel Wasser liefert, dass damit eine Niederung derart überspült wird, dass Wälle oder Dämme einstürzen.

Wenn Du diesen gefunden hast, hast Du die Pontes Longi gefunden!
 
So kommen wir doch nicht weiter. Dem, was Du und Sepiola sich vorstellen können oder nicht, mißtraue ich etwa im selben Maße

... was ich mir vorstellen kann, steht doch gar nicht zur Diskussion.

Ich kann mir eine ganze Menge vorstellen,auch die ganzen netten Geschichtchen, deren Erfinder sich bemühen, alles mögliche zu erzählen, was Tacitus nicht erzählt.


Zweifel habe ich auch an Eurer Methode rein gar nichts Konkretes von dieser Textstelle übrigzulassen.
Sprichst Du damit mich an? Ich weise doch unermüdlich darauf hin, was in dieser Textstelle an Konkretem steht.
Mit dem, was bei Tacitus an Konkretem steht, ist eine Lokalisierung der Pontes Longi in der Fundregion Kalkriese ausgeschlossen.

dass in dem Beschriebenen ein grosses römisches Heer in Germanien in einen Hinterhalt zwischen Bergen und Sümpfen geraten ist. Und genau ein solches Szenario hat offenbar auch in Kalkriese stattgefunden.
Damit lässt Du alles Konkrete weg ("Berge und Sümpfe" kennen wir auch von der Varusschlacht, noch weniger konkret geht es kaum noch).
Wo haben wir denn in Kalkriese den Dammweg, von wo nach wo soll er von Caecinas Truppen überquert worden sein? Wenn der Kalkrieser Berg die Quellen geliefert haben soll, die die römischen Bauwerke weggespült haben (wie stellst eigentlich Du Dir das vor?), dann müsste Caecina versucht haben, das nördlich (!) des Kalkrieser Bergs befindliche Moor zu überqueren. Von Süd nach Nord? Richtung Rhein?
 
Sepiola, der Bergrücken ist akzeptiert. Wobei ich Dir den "letzten Brukterer" (Ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum) noch nicht verziehen habe. Das klingt für mich wie der letzte Mohikaner. Ich finde diese Übersetzung wirklich schrecklich. Hier sollten wir bitte bei den "hintersten der Brukterer" oder "die am weiten entferntesten der Brukterer" bleiben. Das ist jetzt aber eine persönliche Befindlichkeit meinerseits.
:(

Ich kenne mich mit der Kurpfalz überhaupt nicht aus. Zu Heidelberg kann ich nichts sagen.

Ich habe mir nochmals Gedanken zu dem Argument gemacht, ob es schwierig war, das opus der Römer mit Wasser zu treffen. Frage 1 was ist mit Opus gemeint?

Theater, Therme, Tempel oder thermopolium kann man ausschließen. Was wir erwarten können, sind

  • Spitzgräben
  • Wälle
  • Latrinen
  • Backofen
Das römische Marschlager von Wilkenburg ist ca. 500 x 600 Meter groß. Für die Pontes Longi müsen wir eher mit einer kleineren Fläche rechnen. Zum einen wird die Topographie als schwierig geschildert, zum anderen wird man in einer Notsituation sich eher für eine gedrängte Ausführung entscheiden. Setzen wir hypothetisch 70% von Wilkenburg an. Dann reden wir immer noch von einem 350 x 420 Meter großem Bauwerk, welches man als Ziel hat. Das sind - zum Vergleich - fünf bis sechs Flugzeugträger der Nimitz-Klasse, welche jeweils längsseits nebeneinanderliegen würden. Wer mal vor einem dieser Giganten gestanden hat, wird wissen, von welchen Dimensionen wir reden. Wir haben also ein nicht gerade kleines Zielgebiet vor uns.

Was kann man an solch einem Marschlager zerstören? Natürlich die Zelte. Davon schreibt aber Tacitus nichts. Von was er schreibt, ist das opus. Das Opus ist offensichtlich, das gerade durch die Legionäre geschaffene. Also - dies dürfte nun kaum einer Diskussion wert sein - die Spitzgräben, Wälle und wohl auch die Toranlagen. Was passiert also, wenn das Grundstück von Wasser überflutet wird? Als erstes werden die Spitzgräben absaufen. Wenn wir davon ausgehen, dass vier Tore mit entsprechenden Erdbrücken diese Spitzgräben unterbrochen haben, sind vier Grabenabschnitte in L-Form mit einer Länge von 170 bzw. 200 Meter mit einem Wasserschwall zu treffen. Tacitus lässt uns wissen, dass man mitten in der Arbeit von dem Wasser getroffen wurde. Was könnte passiert sein? Die römischen Offiziere gaben die nur teilweise gegrabenen und abgesoffenen Spitzgräben auf. Die noch nicht fertigen Wälle wurden in der Höhe gekappt. Dies war erforderlich, weil diese ansonsten angreifenden Germanen als Schutz hätten dienen können. Gleichzeitig waren sie jedoch auch Dämme gegen das wohl kaum sehr hohe Wasser. Hinter den gekappten Dämmen gruben nun die Legionäre neue Spitzgräben und warfen die Wälle auf. Man musste also die Arbeit doppelt verrichten. Ich sehe diese These gedeckt von dem Tacitus-Text.

EQ spricht zu Recht das erforderliche Werkzeug an. Wo kam das her? Musste das von den Germanen mitgebracht werden?
Wo befand man sich? Auf römisch beherrschtem Gebiet oder im Germanenland? Wir befinden uns in das von Germanen besiedelte Gebiet. Was taten die Germanen so in ihrem Alltag? Entweder lebte man von Ackerbau oder von Viehzucht. Ackerbauern werden wohl über ausreichend Werkzeuge verfügt haben. Arminus wird also die Einwohner der Gegend zwangsverpflichtet oder zumindest deren Werkzeuge requiriert haben. Für Erdarbeiten hätte ich als germanischer Feldherr nicht meine kampfkräftigen Männer benutzt, dafür gab es Alte, Jugendliche und körperliche Beeinträchtige. Arminus kann mit leichtem Gepäck angekommen und sich dann auf die Ressourcen der Region gestützt haben. Ähnliches schreibt Tacitus auch an anderen Ort, wenn Germanen während der Schlacht in Erwartung eines Sieges sich nachträglich den Truppen des Arminus anschließen.

Daher können feiernde Germanen und grabende Germanen erklärt werden. Seine Krieger mussten nicht buddeln, das tat die Bevölkerung - aus Angst vor Arminus oder vielleicht aus Patriotismus. Und ob Tacitus der Sinn einer solchen Feier verstand, darf man auch bezweifeln. Vielleicht gab es kultische Erfordernisse, welches vor einer vielleicht tödlichen Schlacht noch einmal ein Gelage zu Ehren der Götter verlangte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sepiola, der Bergrücken ist akzeptiert. Wobei ich Dir den "letzten Brukterer" (Ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum) noch nicht verziehen habe. Das klingt für mich wie der letzte Mohikaner. Ich finde diese Übersetzung wirklich schrecklich. Hier sollten wir bitte bei den "hintersten der Brukterer" oder "die am weiten entferntesten der Brukterer" bleiben. Das ist jetzt aber eine persönliche Befindlichkeit meinerseits.
:(

Ich kenne mich mit der Kurpfalz überhaupt nicht aus. Zu Heidelberg kann ich nichts sagen.

Ich habe mir nochmals Gedanken zu dem Argument gemacht, ob es schwierig war, das opus der Römer mit Wasser zu treffen. Frage 1 was ist mit Opus gemeint?

Theater, Therme, Tempel oder thermopolium kann man ausschließen. Was wir erwarten können, sind

  • Spitzgräben
  • Wälle
  • Latrinen
  • Backofen
Das römische Marschlager von Wilkenburg ist ca. 500 x 600 Meter groß. Für die Pontes Longi müsen wir eher mit einer kleineren Fläche rechnen. Zum einen wird die Topographie als schwierig geschildert, zum anderen wird man in einer Notsituation sich eher für eine gedrängte Ausführung entscheiden. Setzen wir hypothetisch 70% von Wilkenburg an. Dann reden wir immer noch von einem 350 x 420 Meter großem Bauwerk, welches man als Ziel hat. Das sind - zum Vergleich - fünf bis sechs Flugzeugträger der Nimitz-Klasse, welche jeweils längsseits nebeneinanderliegen würden. Wer mal vor einem dieser Giganten gestanden hat, wird wissen, von welchen Dimensionen wir reden. Wir haben also ein nicht gerade kleines Zielgebiet vor uns.

Was kann man an solch einem Marschlager zerstören? Natürlich die Zelte. Davon schreibt aber Tacitus nichts. Von was er schreibt, ist das opus. Das Opus ist offensichtlich, das gerade durch die Legionäre geschaffene. Also - dies dürfte nun kaum einer Diskussion wert sein - die Spitzgräben, Wälle und wohl auch die Toranlagen. Was passiert also, wenn das Grundstück von Wasser überflutet wird? Als erstes werden die Spitzgräben absaufen. Wenn wir davon ausgehen, dass vier Tore mit entsprechenden Erdbrücken diese Spitzgräben unterbrochen haben, sind vier Grabenabschnitte in L-Form mit einer Länge von 170 bzw. 200 Meter mit einem Wasserschwall zu treffen. Tacitus lässt uns wissen, dass man mitten in der Arbeit von dem Wasser getroffen wurde. Was könnte passiert sein? Die römischen Offiziere gaben die nur teilweise gegrabenen und abgesoffenen Spitzgräben auf. Die noch nicht fertigen Wälle wurden in der Höhe gekappt. Dies war erforderlich, weil diese ansonsten angreifenden Germanen als Schutz hätten dienen können. Gleichzeitig waren sie jedoch auch Dämme gegen das wohl kaum sehr hohe Wasser. Hinter den gekappten Dämmen gruben nun die Legionäre neue Spitzgräben und warfen die Wälle auf. Man musste also die Arbeit doppelt verrichten. Ich sehe diese These gedeckt von dem Tacitus-Text.

EQ spricht zu Recht das erforderliche Werkzeug an. Wo kam das her? Musste das von den Germanen mitgebracht werden?
Wo befand man sich? Auf römisch beherrschtem Gebiet oder im Germanenland? Wir befinden uns in das von Germanen besiedelte Gebiet. Was taten die Germanen so in ihrem Alltag? Entweder lebte man von Ackerbau oder von Viehzucht. Ackerbauern werden wohl über ausreichend Werkzeuge verfügt haben. Arminus wird also die Einwohner der Gegend zwangsverpflichtet oder zumindest deren Werkzeuge requiriert haben. Für Erdarbeiten hätte ich als germanischer Feldherr nicht meine kampfkräftigen Männer benutzt, dafür gab es Alte, Jugendliche und körperliche Beeinträchtige. Arminus kann mit leichtem Gepäck angekommen und sich dann auf die Ressourcen der Region gestützt haben. Ähnliches schreibt Tacitus auch an anderen Ort, wenn Germanen während der Schlacht in Erwartung eines Sieges sich nachträglich den Truppen des Arminus anschließen.

Daher können feiernde Germanen und grabende Germanen erklärt werden. Seine Krieger mussten nicht buddeln, das tat die Bevölkerung - aus Angst vor Arminus oder vielleicht aus Patriotismus. Und ob Tacitus der Sinn einer solchen Feier verstand, darf man auch bezweifeln. Vielleicht gab es kultische Erfordernisse, welches vor einer vielleicht tödlichen Schlacht noch einmal ein Gelage zu Ehren der Götter verlangte.
Vielleicht dient das Ganze auch nur um den Schrecken zu vergrößern.
 
Sepiola, der Bergrücken ist akzeptiert.

Gibt es denn sonst noch irgendetwas, was Du an dem von mir Geschriebenen nicht nachvollziehen kannst?

Wobei ich Dir den "letzten Brukterer" (Ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum) noch nicht verziehen habe. Das klingt für mich wie der letzte Mohikaner. Ich finde diese Übersetzung wirklich schrecklich. Hier sollten wir bitte bei den "hintersten der Brukterer" oder "die am weiten entferntesten der Brukterer" bleiben. Das ist jetzt aber eine persönliche Befindlichkeit meinerseits.
:(
In diesem Thread habe ich die ultimos Bructerorum überhaupt nicht erwähnt. Meine letzte der Erwähnungen der letzten der Brukterer war hier: Bedeutung von Saltus Teutoburgiensis.
Die "letzten Mohikaner" waren mal ein Gag von mir, der ist aber Jahre her.
Oder meintest Du vielleicht diesen Beitrag? Dann sei Dir abermals gesagt: Ich bin nicht "der mit der Rosinante"!

Frage 1 was ist mit Opus gemeint?
Das Opus ist offensichtlich, das gerade durch die Legionäre geschaffene. Also - dies dürfte nun kaum einer Diskussion wert sein - die Spitzgräben, Wälle und wohl auch die Toranlagen.
Du hast neulich zur Kenntnis genommen, dass ich da vor allem an den Dammweg denke: Lage der Pontes Longi
Wobei ich nicht ausschließe, dass Tacitus hier das Lager und den Dammweg meint.
(Wobei @El Quijote recht hat, dass metari wörtlich genommen "ausmessen" bedeutet, die Redewendung castra metari ist gleichwohl sinngemäß mit 'ein Lager aufschlagen' zu übersetzen.)

Die Stelle lautet:
et obruto, quod effectum operis: "und das, was an Bauarbeiten fertig war, überschüttet/erdrückt"

Die römischen Offiziere gaben die nur teilweise gegrabenen und abgesoffenen Spitzgräben auf. Die noch nicht fertigen Wälle wurden in der Höhe gekappt. Dies war erforderlich, weil diese ansonsten angreifenden Germanen als Schutz hätten dienen können. Gleichzeitig waren sie jedoch auch Dämme gegen das wohl kaum sehr hohe Wasser. Hinter den gekappten Dämmen gruben nun die Legionäre neue Spitzgräben und warfen die Wälle auf. Man musste also die Arbeit doppelt verrichten. Ich sehe diese These gedeckt von dem Tacitus-Text.
Bei Tacitus steht allerdings nicht, dass die noch nicht fertigen Wälle von den Römern gekappt wurden, sondern da steht, dass die bereits fertigen Wälle (wie auch die übrigen bereits fertigen Bestandteile des opus) vom Wasser umgespült wurden.

Für Erdarbeiten hätte ich als germanischer Feldherr nicht meine kampfkräftigen Männer benutzt, dafür gab es Alte, Jugendliche und körperliche Beeinträchtige. Arminus kann mit leichtem Gepäck angekommen und sich dann auf die Ressourcen der Region gestützt haben.
Dafür liefert der Text überhaupt keinen Anhaltspunkt, im Gegenteil! Was Tacitus schreibt, ist folgendes: Nach Beendigung des Kampfes hätten sich die Germanen, statt sich auszuruhen, mit dem Umleiten des Wassers beschäftigt. Effektvoll stellt er die nach den Strapazen des Kampfes bereits wankenden (inclinantes) Römer den nach wie vor unermüdeten (indefessi) Germanen gegenüber.

Wie viele Thesen und Geschichtchen "frei nach Tacitus" (und immer schön vorbei am Wortlaut wie am Sinn des Textes) brauchen wir denn noch?
 
Und ob Tacitus der Sinn einer solchen Feier verstand, darf man auch bezweifeln. Vielleicht gab es kultische Erfordernisse, welches vor einer vielleicht tödlichen Schlacht noch einmal ein Gelage zu Ehren der Götter verlangte.

Unzweifelhaft ist zunächst, dass wir den Sinn der Feier nicht verstehen und nur spekulieren können.

Unzweifelhaft ist außerdem, was Tacitus mit dem von ihm Geschriebenen bezweckt. Er fasziniert den Leser nämlich erneut mit äußerst effektvollen Kontrasten: Unten im Tal in beklemmender Stille die vor Angst schlaflosen Römer, oben auf den Anhöhen die siegesgewiss und fröhlich feiernden und lärmenden Barbaren.
 
Wobei ich Dir den "letzten Brukterer" (Ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum) noch nicht verziehen habe. Das klingt für mich wie der letzte Mohikaner. Ich finde diese Übersetzung wirklich schrecklich. Hier sollten wir bitte bei den "hintersten der Brukterer" oder "die am weiten entferntesten der Brukterer" bleiben. Das ist jetzt aber eine persönliche Befindlichkeit meinerseits.
Die "letzten Mohikaner" waren mal ein Gag von mir, der ist aber Jahre her.
Oder meintest Du vielleicht diesen Beitrag? Dann sei Dir abermals gesagt: Ich bin nicht "der mit der Rosinante"!
Wenn das als Scherz von mir aufgefasst wurde: Es war nicht als solcher gemeint. Es war auch nicht impliziert, dass es die letzten übrig gebliebenen oder dergleichen waren, sondern durchaus in der bekannten ÜS von Sontheimer "die am weitesten entfernten Brukterer", ich übersetze halt gerne wörtlich (wenn es stilistisch möglich ist), um der Übersetzung das interpretatorische Element wenigstens ein bisschen zu nehmen (traduttore - traditore). Ist hier wohl aus für mich nicht antizipierbaren Gründen nach hinten losgegangen. (Wobei Lederstrumpf - zumindest die Varianten, die ich kenne - schon eine tolle Erzhählung ist. Ich hatte als Kind ein Hörspiel auf Kassette und den Film von 1992 finde ich immer noch GROßARTIG!)
 
EQ spricht zu Recht das erforderliche Werkzeug an. Wo kam das her? Musste das von den Germanen mitgebracht werden?
Wo befand man sich? Auf römisch beherrschtem Gebiet oder im Germanenland? Wir befinden uns in das von Germanen besiedelte Gebiet. Was taten die Germanen so in ihrem Alltag? Entweder lebte man von Ackerbau oder von Viehzucht. Ackerbauern werden wohl über ausreichend Werkzeuge verfügt haben. Arminus wird also die Einwohner der Gegend zwangsverpflichtet oder zumindest deren Werkzeuge requiriert haben. Für Erdarbeiten hätte ich als germanischer Feldherr nicht meine kampfkräftigen Männer benutzt, dafür gab es Alte, Jugendliche und körperliche Beeinträchtige. Arminus kann mit leichtem Gepäck angekommen und sich dann auf die Ressourcen der Region gestützt haben. Ähnliches schreibt Tacitus auch an anderen Ort, wenn Germanen während der Schlacht in Erwartung eines Sieges sich nachträglich den Truppen des Arminus anschließen.

Daher können feiernde Germanen und grabende Germanen erklärt werden. Seine Krieger mussten nicht buddeln, das tat die Bevölkerung - aus Angst vor Arminus oder vielleicht aus Patriotismus. Und ob Tacitus der Sinn einer solchen Feier verstand, darf man auch bezweifeln. Vielleicht gab es kultische Erfordernisse, welches vor einer vielleicht tödlichen Schlacht noch einmal ein Gelage zu Ehren der Götter verlangte.
Endlich mal jemand, der sich Gedanken macht! Das hat mich an der Diskussion der letzten Tage echt gestört, dass der Werkzeugeinwand, wenn nicht komplett ignoriert, mit doch recht schwachen Hilfshypothesen zu widerlegt werden suchte (mit Händen graben, Arminius verfügte über seinen eigenen Tross). Hier haben wir eine Hypothese, die vernünftig und nachvollziehbar ist. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich das Umleiten der Bäche jetzt für wesentlich glaubwürdiger halte, als vorher. Das Werkzeugproblem könnte man als - zumindest hypothetisch - ausgeräumt betrachten.

Dafür liefert der Text überhaupt keinen Anhaltspunkt, im Gegenteil! Was Tacitus schreibt, ist folgendes: Nach Beendigung des Kampfes hätten sich die Germanen, statt sich auszuruhen, mit dem Umleiten des Wassers beschäftigt. Effektvoll stellt er die nach den Strapazen des Kampfes bereits wankenden (inclinantes) Römer den nach wie vor unermüdeten (indefessi) Germanen gegenüber.

Wie viele Thesen und Geschichtchen "frei nach Tacitus" (und immer schön vorbei am Wortlaut wie am Sinn des Textes) brauchen wir denn noch?
Ja, das von Flavius Sterius hier gezeichnete Szenario steht so nicht bei Tacitus und er wird das auch nicht belegen können. ABER: Woher sollten die Römer wissen, was im Hintergrund ablief? Es ist ein wenig so, wie beim Höhlengleichnis (das gilt für die beteiligten Römer, für den ca. 80 Jahre später niederschreibenden Tacitus und am Ende auch für uns): Aus den Informationen, die wir haben, rekonstruieren wir unsere Sicht der Welt bzw. hier konkret: Interpretieren wir die Geschehnisse. Caecina wusste nicht, was bei den Germanen ablief. Er hörte die Germanen singen und grölen und berichtete, dass sie feierten. Tacitus macht daraus Festgelage. Für uns bleibt eigentlich nur fetszuhalten, dass nach Einbruch der Dunkelheit bis zum Auszug aus dem Lager am kommenden Morgen wohl keine Kampfhandlungen mehr stattfanden.
 
Endlich mal jemand, der sich Gedanken macht! Das hat mich an der Diskussion der letzten Tage echt gestört, dass der Werkzeugeinwand, wenn nicht komplett ignoriert, mit doch recht schwachen Hilfshypothesen zu widerlegt werden suchte (mit Händen graben, Arminius verfügte über seinen eigenen Tross). Hier haben wir eine Hypothese, die vernünftig und nachvollziehbar ist. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich das Umleiten der Bäche jetzt für wesentlich glaubwürdiger halte, als vorher. Das Werkzeugproblem könnte man als - zumindest hypothetisch - ausgeräumt betrachten.


Ja, das von Flavius Sterius hier gezeichnete Szenario steht so nicht bei Tacitus und er wird das auch nicht belegen können. ABER: Woher sollten die Römer wissen, was im Hintergrund ablief? Es ist ein wenig so, wie beim Höhlengleichnis (das gilt für die beteiligten Römer, für den ca. 80 Jahre später niederschreibenden Tacitus und am Ende auch für uns): Aus den Informationen, die wir haben, rekonstruieren wir unsere Sicht der Welt bzw. hier konkret: Interpretieren wir die Geschehnisse. Caecina wusste nicht, was bei den Germanen ablief. Er hörte die Germanen singen und grölen und berichtete, dass sie feierten. Tacitus macht daraus Festgelage. Für uns bleibt eigentlich nur fetszuhalten, dass nach Einbruch der Dunkelheit bis zum Auszug aus dem Lager am kommenden Morgen wohl keine Kampfhandlungen mehr stattfanden.

Was das Werkzeug betrifft dürfen wir nicht vergessen dass die Germanen mit Sicherheit nicht nur Spaten hatten sondern, da sie auch Metall verarbeiteten, auch noch sicher anderes Werkzeug. Inwiefern das geeignet war um das zu bewerkstelligen weiß ich nicht.
 
Du meinst jetzt aber nicht den flachen Drainagegraben, der das Wasser gerade vom Wall abhalten sollte, oder?

Wenn es ein Drainagegraben wäre, dann wäre es ein sehr Schlechter. Sinn eines solchen Grabens wäre es ja das störende Wasser so schnell wie möglich in einen natürlichen Abfluss zu leiten. Genau das tut dieser Graben aber nicht. Anstatt zumindest eine Hälfte des Wassers in den unmittelbar neben dem westlichen Beginn des Grabens zu leiten, wird das gesamte aufgefangene Wasser den gesamten Wall, oder was auch immer er tatsächlich war, entlang in den östlichen Bach geleitet. Mal abgesehen davon, dass es einen schon sehr wundern muss, dass wer auch immer diesen Graben grub, es für notwendig erachtete zwischen zwei natürlichen Wasserabflüssen für sein mehr als dürftiges und hastig errichtetes Bauwerk allen Ernstes den Luxus eines Drainagegrabens können zu müssen. Hatte dieser Jemand vielleicht ein akutes Problem mit von seichten Hügeln herabströmenden Wasser? Du kannst es drehen und wenden wie Du willst. Ob Römer oder Germanen, Wall oder Wasserleitung. Herabfliessendes Wasser ist in Kalkriese zu einem zu beachtenden Fakt geworden. Das zeigt auch die unterschiedliche Funddichte unter dem Wallversturz im Kontrast zu ausserhalb des Wallversturzes. Zusammen mit den drei in der Drainagerinne gefundenen römischen Sandalen ergibt sich somit das Bild einer kleineren lokalen Überflutung zum Schlachtzeitpunkt, die es einigen der zum Teil sehr wertvollen Funde erlaubte der Plünderung zu entgehen.

Ob dies die Überflutung war, die bei Tacitus geschildert wurde ist für diesen Teil der Diskussion unerheblich. Es ging mir nur darum zu zeigen, dass der archäologische Befund bereits zeigt, dass herabfliessendes Wasser auf antiken römischen Schlachtfeldern zu einem Problem werden konnte, und daß es umgeleitet oder kanalisiert wurde.

Damit widerlegt der Befund in Kalkriese die Behauptung das Geschilderte PL-Szenario wäre so nicht möglich gewesen.
Wie ich schon vorher erwähnte, geht das Ausmaß und die Effektivität der Wasserbauaktion nicht aus der Textstelle hervor. Denn Probleme mit kaputten Bauwerken und anstehendem Wasser hatten die Römer ja auch schon vorher.
Eine kleine reale Ankedote, die von Tacitus als Sahnehäubchen seiner topischen Schilderungen erzählt. Mehr war es vielleicht gar nicht.

Gruß
jchatt
 
Den Vorwurf des Drehens und Wendens spiele ich gerne an dich zurück, denn die Gräben, die ich aus dem Wallbereich in Kalkriese kenne, verlaufen parallel zum Wall. Zum einen die an den Enden, die früher als Annäherungshindernisse angesprochen wurden und derentwegen ich immer noch nicht so ganz an die Lagerwallhypothese glauben mag, weil sie dann nämlich im Lagerinneren wären. Zum anderen die unregelmäßigen Gräbchen an der Hangseite des Walls, die kein einheitliches Profil aufweisen und als Drainagen angesprochen wurden.

Vielleicht solltest du noch mal genauer erklären, welchen Graben du meinst.

Ein auf den Wall zuführendes Kanalsystem gibt es in Kalkriese nicht. Ob der Wall bereits während der Schlacht oder kurz danach einstürzte, ist nicht bekannt. Nur so viel, dass dieser Einsturz so früh geschah, dass anderthalb Maultiere noch im unversehrten Skelettverband aufgefunden werden konnten. Wodurch er einstürzte, ebenfalls nicht. Eine "Überflutung" jedenfalls können wir ausschließen.

Die fundfreie Spur, die den Wallverlauf neben den Gräben markiert, zeigt jedenfalls, dass der Wall angelegt wurde, bevor es an dieser Stelle zu Kämpfen kam und nicht während oder nach Kämpfen.
 
Ein auf den Wall zuführendes Kanalsystem gibt es in Kalkriese nicht. Ob der Wall bereits während der Schlacht oder kurz danach einstürzte, ist nicht bekannt. Nur so viel, dass dieser Einsturz so früh geschah, dass anderthalb Maultiere noch im unversehrten Skelettverband aufgefunden werden konnten. Wodurch er einstürzte, ebenfalls nicht. Eine "Überflutung" jedenfalls können wir ausschließen.
Wir kennen die Höhe eines gewöhnlichen Maultiers. Und wir kennen auch das Profil eines Walles oder Dammes mit seinen üblichen Böschungswinkeln, damit er nicht abrutscht. Einstürzen kann er nur, wenn er ein völlig falsches Profil aufweist, d.h. zu hoch und zu steil gebaut wurde. Und nun soll ein normaler Damm ein Maultier unter sich begraben haben. Das geht nur, wenn das Maultier sich liegend unten im Graben befindet, während die Deichmasse darüberrutscht. Und diese Deichmasse wird nicht von ein bisschen Wasser bewegt. Es müsste schon bis zur Krone anstehen.
 
Ich verstehe nicht so recht, was willst du mir mit deinem Beitrag genau sagen willst. Vielleicht wäre eher jchatt der geeignete Adressat? Der vertritt walleinstürzenlassende Überflutungshypothesen.
 
Bei der Schilderung der Ereignisse an den Pontes Longi jedenfalls scheint es doch einiges an Übertreibungen zu geben. Da fällt mir ein was ich schon mal bemerkt hatte. Nämlich dass diese sanft ansteigenden Wälder irgendwie nicht mit Schilderung der "widerhallenden Bergwälder" zusammenpasst. Meines Wissens kann man von weichen, bewaldeten, Hügeln die sehr flach sind, keinen solchen Hall erwarten. Das scheint mir nur eine dramaturgische Einlage zu sein. Demnach könnte das was @El Quijote sagte durchaus stimmen und die Sache mit den Bachläufen wird vielleicht doch nicht so krass abgelaufen (hihi -> "abgelaufen") sein wie es Tacitus schildert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wäre es denkbar, dass ein totes Maultier bei einem improvisierten und hastigen Wallbau einfach zuge-/überschüttet wurde?
 
Wenn es ein Drainagegraben wäre, dann wäre es ein sehr Schlechter. Sinn eines solchen Grabens wäre es ja das störende Wasser so schnell wie möglich in einen natürlichen Abfluss zu leiten. Genau das tut dieser Graben aber nicht. Anstatt zumindest eine Hälfte des Wassers in den unmittelbar neben dem westlichen Beginn des Grabens zu leiten, wird das gesamte aufgefangene Wasser den gesamten Wall, oder was auch immer er tatsächlich war, entlang in den östlichen Bach geleitet.

Bedingt durch das damalige Höhenprofil zwischen damaligen Bachverläufen?
 
Ich verstehe nicht so recht, was willst du mir mit deinem Beitrag genau sagen willst. Vielleicht wäre eher jchatt der geeignete Adressat? Der vertritt walleinstürzenlassende Überflutungshypothesen.
Ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass so manches viel höher als breit gebaute Etwas einstürzen und etwas darunter begraben kann. Gebäude und Mauern zum Beispiel. Aber Dämme und Wälle können überhaupt nicht einstürzen. Es sei denn, man hätte sie unterhöhlt. Dämme und Wälle können nur aufgeweicht, verschoben oder überspült werden.
 
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