Okkultismus, Esoterik, Grenzwissenschaft und NS

Der wird aber bei Wazeck nicht besprochen, sehe ich das richtig?
Ich denke den Inhalt des Begriffs nach Wazeck richtig wiedergegeben habe.
Dass ich persönlich den Hörbiger dazu zählen würde, erwähnt sie nicht. :D
Hörbiger ist bei ihr, soweit ich das überblicke kein Thema.
 
Und man darf sich gerne daran erinnern, dass sich ab um 1900 die so genannte Eugenik als anerkannte/akzeptierte Wissenschaft etablieren konnte.
Die kann man aus heutiger naturwissenschaftlicher/wissenschaftlicher Sicht und Kenntnis wohl eher nicht als solchige einstufen...
...die Liste der Kulturschaffenden, die zu den Befürwortern er Eugenik zählten, liest sich beinahe wie ein Who ist Who: u.a. Bellamy, Shaw...
Kurzum...damals anerkannte (natur-)wissenschaftliche Modelle hatten gerne auch mal einen anderen Horizont im Vergleich zu heute und daher hülft es eher wenig, heutige in die Zeit beispielsweise um 1900 im klassischen Rückschaufehler zurück zu projezieren, um vermeintlich sortenrein zwischen wiederum vor allem aus heutiger Sicht grenzwissenschaftlichen, auch außerakademischen Vorstellungen und damals 'anerkannten' (Natur-)Wissenschaftlichen Erkenntnissen zu trennen.
ich sehe in dieser Diskussion niemanden in diesen Fehler verfallen.
 
Ich denke den Inhalt des Begriffs nach Wazeck richtig wiedergegeben habe.
Dass ich persönlich den Hörbiger dazu zählen würde, erwähnt sie nicht. :D
Hörbiger ist bei ihr, soweit ich das überblicke kein Thema.
Wie grenzt sie ihren Forschungsgegenstand "Einsteins Gegner" ein?
 
Die Moderne zieht herauf und die Esoterik als Welterklärung die beides sein will: wissenschaftlich und spirituell.
Der alte Gott ist tot, eine neue Religion muss erschaffen werden.

„dass diese Okkultismuswelle eine Reaktion auf die "Verwissenschaftlichung", auf damalige high-tec etc ist.“
So meine ich das nicht. Es ist eher die Popularisierung der Wissenschaften.
@hatl hier geht aus meiner Perspektive ein bissel was durcheinander:
- "die Esoterik" ist kein Gegenpol zu "die Moderne"
- im Bereich der Kunst gibt es den Begriff "die Moderne" (Expressionismus, Futurismus, Avantgarde usw.), aber aber es gibt keinen Kunststil und keine Kunstepoche namens "die Esoterik".

Möglicherweise hatte ich auch zu verkürzt formuliert - ich probiere es nochmal: im letzten Drittel des 19. Jhs. und dann bis zum Ersten Weltkrieg fällt eine "Okkultismuswelle" auf, die sich in viele Bereichen ausbreitet. Séancen, Satanistenzirkel/"Geheimgesellschaften", Theosophie geraten in Mode, die Populärliteratur wird von "schwarzer Romantik" überschwemmt (Horror-, Geister-, Gespenstergeschichten/romane) - auch einige Kunstrichtungen und nicht wenige Künstler werden davon "befallen". Jugendstil, Symbolismus, art nouveau, Praeraffaeliten in Malerei und Literatur integrieren das okkulte (Bely "die silberne Taube", Sologub "der kleine Dämon", Ewers "Alraune", Bram Stoker "Dracula" als Beispiele der "Weltliteratur" dieser Zeit - - - es ist aber auch die Zeit des Atlantikkabels, der Elektrifizierung, des Telefons, der Eisenbahn, der U-Boote (!), der mörderischen Brisanzartillerie, des Stahlbetons usw. Ich habe keine Scheu, da die Wurzeln, den Beginn von "high-tech" zu lokalisieren. Okkultismus und Esoterik für sich genommen, sind sicher kein Gegenentwurf zur Verwissenschaftlichung - aber dass die Kunst der belle Epoche als kultureller Seismograph das okkulte gehäuft integriert, lässt sich nicht von der Hand weisen und erklärt sich am einfachsten als Reaktion auf die Fortschrittsgläubigkeit, den Scientismus dieser Zeit. Das ist die andere Seite der belle Epoche, die aus vielen solchen Widersprüchlichkeiten besteht wie Stahlbeton-Jugenstilgirlanden, Symbolismus-Scientismus usw.
 
Das verstehe ich nicht.
Däniken hat doch keine Wissenschaft popularisiert.
"Erinnerungen an die Zukunft" (Econ 1968) war der Brüller, lag in den Buchhandlungen und ein Freund meines Vaters gab ihm das Buch und sagte: das musst lesen!
Gelesen hab ich es und war fasziniert. Kosmos, Raumfahrt, Geschichte und es war ganz anders als vorher gedacht und nun endlich aufgedeckt und dargelegt. Dann kam noch der Film ins Kleinstadtkino und ich hab beim Hesekiel in der Bibel nachgeschaut weil der Däniken sich darauf bezog.
( Irgendwann ist mir dann eine gravierende Unstimmigkeit aufgefallen.)
Aber mein Interesse an der Wissenschaft hat er mit seinem Unsinn schon auch ein bisserl angefacht.
 
Auch Kandinski gehörte zur theosophischen Avant-Garde der Kunst
in der Musik der russ. Komponist Alexander Skrjabin (Vers la flamme, weiße Messe, schwarze Messe, Poeme satanique, Flammes sombres, Promethee) war ebenfalls ein begeisterter Theosophie-Fan (((ich frage mich immer bei dem, wie sein geniales Oeuvre zu seiner Spinnerei passt...)))
 
"Erinnerungen an die Zukunft" (Econ 1968) war der Brüller, lag in den Buchhandlungen und ein Freund meines Vaters gab ihm das Buch und sagte: das musst lesen!
Den habe ich auch als Teenager verschlungen. Erhellend war allerdings "Erinnerungen an die Wirklichkeit" (ISBN 343601348), in dem sich Günter Gadow kritisch mit Dänikens Quellen(auswahl) auseinandersetzt.

Alles in allem sehe ich das aber ähnlich wie @Sepiola : Harald Lesch, May Tai Nguyen-Kim meinetwegen auch noch Guido Knopp sind Wissenschaftler mit abgeschlossenem Studium, die Wissenschaftliches populär - für breite Massen - präsentieren und nicht ausschließlich auf ein Fachpublikum abzielen. Von Däniken ist gelernter Koch und saß auch schon wegen Betrug und Urkundenfälschung im Zuchthaus und versucht für seine wirren Thesen einzelne wissenschaftlichen Fakten für sich zu instrumentalisieren oder umzudeuten. Allenfalls für den Kopp-Verlag würde es wahrscheinlich reichen, als "Populärwissenschaft" angesehen zu werden.
 
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"Erinnerungen an die Zukunft" (Econ 1968) war der Brüller, lag in den Buchhandlungen und ein Freund meines Vaters gab ihm das Buch und sagte: das musst lesen!
Gelesen hab ich es und war fasziniert. Kosmos, Raumfahrt, Geschichte und es war ganz anders als vorher gedacht und nun endlich aufgedeckt und dargelegt. Dann kam noch der Film ins Kleinstadtkino und ich hab beim Hesekiel in der Bibel nachgeschaut weil der Däniken sich darauf bezog.

Dann könnte man doch Däniken genausogut als christlichen Missionar bezeichen, wenn er Dich dazu gebracht hat, in der Bibel zu lesen.

Das Publikum zu frommen Bibellesern zu erziehen oder Interesse für Wissenschaft zu wecken - beides gehört ganz sicher zu den Dingen, die Däniken nie im Sinn hatte.

Harald Lesch, May Tai Nguyen-Kim meinetwegen auch noch Guido Knopp sind Wissenschaftler mit abgeschlossenem Studium, die Wissenschaftliches populär - für breite Massen - präsentieren und nicht ausschließlich auf ein Fachpublikum abzielen. Von Däniken ist gelernter Koch [...]

Mir ist es eigentlich egal, ob jemand, der Wissenschaft popularisiert, ein abgeschlossenes Studium oder eine abgeschlossene Kochlehre hinter sich hat. Es gibt auch Leute mit akademischen Titeln, die Stuss verbreiten. Und sogar der eine oder andere Nobelpreisträger hat sich eines Tages von der Wissenschaft verabschiedet, um irren Unfug zu treiben: Nobelitis – eine ganz besondere Krankheit
 
Mir ist es eigentlich egal, ob jemand, der Wissenschaft popularisiert, ein abgeschlossenes Studium oder eine abgeschlossene Kochlehre hinter sich hat.
Die meisten Kfz-Mechaniker dürften Atomphysik nicht so gut populär erklären können, wie jemand mit einem abgeschlossenen Physikstudium, der zufällig auch noch eine gewisse Redegewandtheit besitzt.
 
...eine hilfsweise Differenzierung macht Sinn....so sind okkulte Praktiken nicht identisch mit dem, was seit einigen Jahrzehnten landläufig-populär alles als Esoterik bezeichnet wird. Und die klassische Definition der Esoterik war und ist jene Kenntnisse/Lehren/Glaubensinhalte der per Schulung und rituelle Aufnahme Eingeweihten, organsiert in 'Geheimgesellschaften', die es ja theoretisch bzw. im Eigenanspruch marginal noch heute gibt.
Eine wissenschaftlich anerkannte, haltbare Abgrenzungsdefinition gibt es ansonsten nicht.

Als klassisch esoterisch könnte man also etliche der Freimaurer-Vereinigungen ab dem 18. Jh. bezeichnen....der Blick in Kunst, Literatur und Musik nach 'Freimaurer'-Symbolen und -Inhalten kann ergiebig sein....
 
Letzteres, global agierende jüdische (freimaurerische) Geheimgesellschaften mit geradezu okkulten Kräften, ist ein klassischer Topos des radikalen und eliminatorischen Antisemitismus.
 
Die meisten Kfz-Mechaniker dürften Atomphysik nicht so gut populär erklären können, wie jemand mit einem abgeschlossenen Physikstudium, der zufällig auch noch eine gewisse Redegewandtheit besitzt.
Harald Lesch und Mai Thi Nguyen-Kim beschäftigen sich in ihren Sendungen nicht nur mit ihren Fachgebieten, sondern auch mit Medizin, Klima und allem, was sonst geeignet ist, ein größeres Publikum zu interessieren. Und wenn Harald Lesch eine Sendung zum Thema "Wie schmeckt das Essen der Zukunft?" macht, stört es niemand, dass er keine abgeschlossene Kochausbildung hat. Oder hätte er zwecks Seriosität die Sendung lieber an Erich von Däniken delegieren sollen?

Im Frühsommer 2020 landete ein studierter Mediziner, Immunologe, langjähriger Professor, einen Bestseller, in dem er (unter Missachtung sämtlicher wissenschaftlicher Standards) dem Publikum einen Sack voll unbewiesener Thesen als "Fakten" präsentierte. Die Corona-Pandemie sei vorbei, war da zu lesen, es sei völlig ausgeschlossen, dass dieses Virus eine zweite Welle verursachen könne, die die erste an Heftigkeit überträfe, und eine Menge sonstigen Blödsinns.

Natürlich hast Du recht mit den "meisten Kfz-Mechanikern", aber Popularisierung der Wissenschaft muss nicht von Koryphäen des jeweiligen Fachs betrieben werden. Und was Däniken oder Bhakdi mit ihren Bestsellern geleistet haben, hat nichts mit Popularisierung von Wissenschaft zu tun, sondern ist Vermarktung von pseudowissenschaftlichem Bullshit.
 
..eine hilfsweise Differenzierung macht Sinn....so sind okkulte Praktiken nicht identisch mit dem, was seit einigen Jahrzehnten landläufig-populär alles als Esoterik bezeichnet wird.
Allerdings sind bei allem, was wir für die belle epoche zusammenfassend als "esoterisch" bezeichnen, die Übergänge fließend, manches vermischt sich d.h. eindeutige Abgrenzungen lassen sich nicht anwenden.
 
Ein Blick in diverse Theorien, mit welchen 'Naturwissenschaften' um 1900 noch arbeiteten, ist gewiss 'hülfreich'...Stichwort 'Äther'....

Man war damals halt der Meinung, dass das Licht als elektromagnetische Welle ein Medium zur Ausbreitung benötigt und das sollte der Äther sein. Das ist jetzt erst mal kein völlig abwegiger und unwissenschaftlicher Gedanke. Immerhin benötigen auch alle anderen damals bekannten Wellen ein Medium zur Ausbreitung.

Ich sehe da Parallelen zur postulierten Dunklen Materie. Wie der Äther wird diese benötigt, um Probleme bei bestimmten physikalischen Theorien oder Modellen, in diesem Fall das Standmodell der Kosmologie, zu lösen und wie beim Äther weiß niemand genau, woraus die Dunkle Materie wirklich besteht, welche Eigenschaften sie hat oder ob es nicht am Ende doch eine andere Erklärung gibt.

Um auf den Äther zurückzukommen:

Man hat dann ja durch das Michelson-Morley-Experiment die Existenz eines ruhenden Äthers praktisch widerlegt und ein mitführender Äther kollidierte mit anderen physikalischen Vorstellungen.

Einstein bot dann 1905 mit der Speziellen Relativitätstheorie eine alternative Erklärung zur Ausbreitung von Licht an und man gab die Idee des Äthers dann schnell auf.

Und diese Vorgehensweise zeigt den entscheidenden Unterschied zwischen den Naturwissenschaften und esoterischen oder sonstigen alternativen Welterklärungsversuchen.

Wissenschaftler liegen auch nicht immer richtig, aber sie stellen Theorien auf, die bestimmte Vorhersagen treffen, die sich im Experiment bestätigen oder widerlegen lassen und wenn die Vorhersagen sich nicht bestätigen lassen, modifizieren die Wissenschaftler ihre Theorien oder wenn es nicht anders geht, geben sie ihre Theorien auf und suchen nach einer anderen Erklärung, die besser zu den Experimenten macht und idealerweise wieder neue Vorhersagen trifft, die sich ebenfalls im Experiment bestätigen oder widerlegen lassen.

Diese wissenschaftliche Vorgehensweise ist alternativen Welterklärungsmodellen in der Regel völlig fremd.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass zumindest in der Physik auch die Mathematik eine große Rolle spielt. Physikalische Theorien und Modelle sind in der Regel auch durch mathematische Formeln untermauert, wie etwa die Maxwell-Gleichungen für die elektromagnetische Wechselwirkung oder die Lorentz-Transformationen für die Spezielle Relativitätstheorie.

Diese Bedeutung der Mathematik führt dazu, dass man als Physiker nicht einfach wilde Theorien aufstellen kann, sondern man muss auch in der Lage sein, ein mathematisches Modell dazu zu entwickeln. Außerdem bedeutet es, dass physikalische Theorien meistens nicht nur qualitative sondern auch quantitative Vorhersagen treffen, die man dann bestätigen oder widerlegen kann.

Äther (Physik) – Wikipedia
Michelson-Morley-Experiment – Wikipedia
Dunkle Materie – Wikipedia
Spezielle Relativitätstheorie – Wikipedia
Maxwell-Gleichungen – Wikipedia
Lorentz-Transformation – Wikipedia
 
Wissenschaftler liegen auch nicht immer richtig, aber sie stellen Theorien auf, die bestimmte Vorhersagen treffen, die sich im Experiment bestätigen oder widerlegen lassen und wenn die Vorhersagen sich nicht bestätigen lassen,

Das ist vielleicht bei den sogenannten naturwissenschaftlichen Bereichen möglich und das inzwischen wichtigste methodische Vorgehen zur Bestätigung. In der Masse der so genannten Wissenschaften, ob Geschichte, Evolutionsbiologie, Geologie, Medizin, Theologie, Linguistik, Archäologie oder Philologie und Religionssoziologie sind solche experimentelle Methoden nicht oder nur eingeschränkt möglich und entsprechend kein oder nur eingeschränkt wichtigster (methodischer) Erkundungspfad.

Einstein bot dann 1905 mit der Speziellen Relativitätstheorie eine alternative Erklärung zur Ausbreitung von Licht an und man gab die Idee des Äthers dann schnell auf.
Und Einstein hatte diese nicht experimentell gefunden...sie konnte erst 1919 durch Beobachtung bestätigt werden, nicht durch Experimente. Die Beobachtungsfähigkeit wird wesentlich durch die Entwicklung der technischen Instrumente und durch die Entwicklung systematisch-methodischer Prüfanordnungen bestimmt, in Zusammenhang mit Theorie-Weiterentwicklungen.

Zurück zum Äther um 1900:
Der war eine traditionelle Substanz seit Jahrtausenden und man bediente sich seines auch in der Physik, solange diese experimentell-methodisch noch gar nicht in der Lage war, andere Modelle experimentell-methodisch zu erarbeiten und zu verifizieren. Daher mein Rückgriff auf '1900'.
  • Und am Beispiel der Eugenik ist hinreichend belegt, dass wissenschaftlich heute nicht (mehr) haltbare Modelle und Theorien sich im Rahmen damals gängiger, anerkannter wissenschaftlicher Methoden als wissenschaftlich etablieren konnten. Siehe Haeckel.
  • Es gibt und gab genug 'Wissenschaften' und Wissenschaftsbereiche ohne (jede) naturwissenschaftliche, experimentelle Verifikationsmethoden.
  • Man findet um 1900 genug eigenartige 'Derivate' aus wissenschaftliche etablierten Theorien und Modellen, siehe Evolutionsbiologie/Darwinismus/Sozialdarwinismus, mit einem geliehenen, wissenschaftlichen Mäntelchen.
Letzteres, global agierende jüdische (freimaurerische) Geheimgesellschaften mit geradezu okkulten Kräften, ist ein klassischer Topos des radikalen und eliminatorischen Antisemitismus.

Siehe Theodor Fritsch, Rosenberg, Hitler usw. usw. usw.
U.a. daraus, und weniger aus rassistischen Vor- und Einstellungen, entstammten die manichäischen Fixierungen auf eine angeblich global organisierte und systematisch agierende, allmächtige, verschworene wie zerstörerische, doch wiederum eugenisch minderwertige jüdische Gemeinschaft.
 
Das ist vielleicht bei den sogenannten naturwissenschaftlichen Bereichen möglich und das inzwischen wichtigste methodische Vorgehen zur Bestätigung. In der Masse der so genannten Wissenschaften, ob Geschichte, Evolutionsbiologie, Geologie, Medizin, Theologie, Linguistik, Archäologie oder Philologie und Religionssoziologie sind solche experimentelle Methoden nicht oder nur eingeschränkt möglich und entsprechend kein oder nur eingeschränkt wichtigster (methodischer) Erkundungspfad.

Du hattest Dich in Deinem Posting, auf das ich geantwortet habe, ja konkret auf die Naturwissenschaften bezogen und speziell den Äther erwähnt, daher habe ich mich in meiner Antwort ebenfalls auf die Naturwissenschaften und besonders die Physik bezogen.

Klar ist, dass es auch Wissenschaftsbereiche gibt, in den Experimente eine geringere Rolle spielen, wobei Experimente in einigen der von Dir genannten Bereiche durchaus sehr wichtig sind. Z. B. kann man die Züchtung von Haustier- oder Nutzpflanzenrassen durchaus auch als evolutionsbiologisches Experiment auffassen, auch wenn die Motivation natürlich in der Regel eine andere ist. In der Medizin ist der Doppelblindversuch der Goldstandard für die Überprüfung der Wirksamkeit von Medikamenten oder anderen Interventionen, auch wenn solche in vielen Fällen aus ethischen oder anderen Gründen nicht oder nur schwer durchführbar sind. Da muss man sich dann darüber im Klaren sein, dass auf anderen Wegen gewonnene Erkenntnisse oft unzuverlässig sind und entsprechend umstritten ist der Medizin ja auch die Wirksamkeit vieler Interventionen.

Und Einstein hatte diese nicht experimentell gefunden...

Das liegt daran, dass andere Wissenschaftler die Experimente durchgeführt haben, die die bisherigen Vorstellungen praktisch widerlegt haben, wie etwa das schon erwähnte Michelson-Morley-Experiment.

Einstein hat dann mit der Speziellen Relativitätstheorie ein Theorie entwickelt, die die theoretischen Vorstellungen wieder in Einklang mit den Ergebnissen der relevanten Experimente gebracht hat und dann auch wieder Vorhersagen getroffen hat, die experimentell überprüft werden konnten (z. B. die Zeitdilatation oder die Lorentzkontraktion).

sie konnte erst 1919 durch Beobachtung bestätigt werden, nicht durch Experimente. Die Beobachtungsfähigkeit wird wesentlich durch die Entwicklung der technischen Instrumente und durch die Entwicklung systematisch-methodischer Prüfanordnungen bestimmt, in Zusammenhang mit Theorie-Weiterentwicklungen.

1919 ging es um den Nachweis der Ablenkung des Lichtes von Sternen durch die Sonne im Rahmen einer Sonnenfinsternis und damit um die Bestätigung einer Vorhersage der Allgemeinen, nicht der Speziellen Relativitätstheorie.

Das Prinzip ist hier aber das gleiche wie bei einem Experiment, bzw. war es im Grunde ein Experiment, bei dem der Großteil des Versuchsaufbaus von der Natur gestellt wurde. Da die Allgemeine Relativitätstheorie im Grunde eine Theorie der Gravitation ist und die Gravitation eine extrem schwache Kraft ist, liegt es in der Natur der Sache, dass es schwierig ist, Experimente durchzuführen, ohne die Gravitation der von der Natur zur Verfügung gestellten sehr massereichen Körper wie Erde oder Sonne zu verwenden.

Das Prinzip ist jedenfalls genau wie bei einem Experiment, dass Vorhersagen der Theorie durch genaue Beobachtungen und quantitative Messungen bestätigt werden.

Zurück zum Äther um 1900:
Der war eine traditionelle Substanz seit Jahrtausenden und man bediente sich seines auch in der Physik, solange diese experimentell-methodisch noch gar nicht in der Lage war, andere Modelle experimentell-methodisch zu erarbeiten und zu verifizieren. Daher mein Rückgriff auf '1900'.

Die Vorstellung des Äthers als Medium für elektromagnetische Wellen wurde im 17. Jahrhundert entwickelt. Dass man dabei auf einen schon vorher existierenden Begriff zurückgriff, bedeutet nicht, das man damit auch Vergleichbares meinte, genauso wie wir unter Atomen heute nicht das gleiche verstehen wie Demokrit im 4. Jahrhundert v. Chr..

  • Und am Beispiel der Eugenik ist hinreichend belegt, dass wissenschaftlich heute nicht (mehr) haltbare Modelle und Theorien sich im Rahmen damals gängiger, anerkannter wissenschaftlicher Methoden als wissenschaftlich etablieren konnten. Siehe Haeckel.
  • Es gibt und gab genug 'Wissenschaften' und Wissenschaftsbereiche ohne (jede) naturwissenschaftliche, experimentelle Verifikationsmethoden.
  • Man findet um 1900 genug eigenartige 'Derivate' aus wissenschaftliche etablierten Theorien und Modellen, siehe Evolutionsbiologie/Darwinismus/Sozialdarwinismus, mit einem geliehenen, wissenschaftlichen Mäntelchen.

Das ist sicher richtig.
 
Und was Däniken oder Bhakdi mit ihren Bestsellern geleistet haben, hat nichts mit Popularisierung von Wissenschaft zu tun, sondern ist Vermarktung von pseudowissenschaftlichem Bullshit.

Dem letzten Satzteil kann man nur zustimmen.
Doch sind beide, wie auch insgesamt die Flut von "pseudowissenschaftlichem Bullshit", die sich über uns ergießt im Rahmen einer Popularisierung der Wissenschaften zu sehen.
Diese, nehme mich an, beginnt im wesentlichen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und auch da findet sich die Begleiterscheinung der wunderlichsten Welterklärungen mit wissenschaftlichem Anstrich die viral gehen.

Ein Grundprinzip dieser lautet:
Die bisherigen wissenschaftlichen Erklärungen sind falsch und ich bin im Besitz einer tieferen Einsicht, die das bisher Gedachte einfach und plausibel widerlegt. Das ist dann die Grundstufe Bhakdi.

Beim Däniken geht das diesen Schritt weiter:
Er schreibt die ganze Menschheitsentwicklung um und stellt diese in den Rahmen kosmischer Erscheinungen,
und man fragt sich unwillkürlich ob er da nicht im Rahmen einer reichen vorherigen Tradition agiert. (Blavatsky, Steiner, Hörbiger)
Wenngleich natürlich auch dumme Ideen unabhängig voneinander entstehen können.
Noch ein interessantes Element besteht darin, dass er den Menschen von einer weit überlegenen außerirdischen Zivilisation hervorgebracht sieht.
(In der Nazimythologie ist dies das Erscheinen einer gottähnlichen Herrenrasse und nicht des Menschen an sich.)
Doch Gott ist nun ein ET der mit einem Raumschiff in der Lage ist einerseits die Lichtgeschwindigkeit zu überschreiten, aber andererseits in den Genuss der Einstein'schen Zeitdilatation kommt.
Da ist mir dann gedämmert, dass irgendwas an der Story nicht stimmen kann.
Doch war es faszinierend.
Ich war ca. 15 und las mit Staunen erstmals über Zeitdilatation und kosmische Entfernungen.
Und dann diese unglaublich geile Story dazu.

Zu einer schlechteren vorherigen Zeit hätte ein Däniken die Story etwas anders gestaltet und die Landeplätze der Götter wären auf Atlantis gewesen um den Arier zu schaffen, und er als Autor damit Aussicht auf Erfolg gehabt.
Er hat ja alles in seiner Verquickung: Naturwissenschaft, Menschheitsentwicklung, Religion und Fantasie.
Das ist der Zauberkasten aus dem sich alles basteln (jedes Memplex) und beschwören lässt.
Ich würde vermuten, dass Blavatsky als Erfinderin desselben gelten kann.

..das war jetzt halb smalltalk.
 
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