Unsere Mütter, unsere Väter

Ihr kämt weiter, wenn ihr dem Gegenüber nicht gleich schlechtes unterstellen, sondern erst mal ergründen würdet, was das Gegenüber meint. Sonst redet ihr nur aneinander vorbei.

Polen hatte schon immer, also zumindest seit den 50ern Gesetze dagegen, jemanden unbegründet als Kollaborateur zu bezeichnen, da es als schlimmste Beleidigung galt. Wenn nun auch der Staat und das polnische Volk insgesamt und in Teilen geschützt werden soll, ist das eine neue Qualität, deren Beurteilung sich mir als Nichtjurist erstmal entzieht, wobei es sicher auch auf die Ausgestaltung ankommt. Wenn gleichzeitig ein Narrativ durchgesetzt werden soll oder wird, ist es, da Polen zur EU gehört, nicht zu tolerieren. Jeder EU-Bürger hat in diesem Fall Recht und Pflicht, das zu kritisieren.

Das mit der Aufarbeitung ist nochmal ein ganz anderes Thema. Meine Ansicht dazu habe ich gesagt: Es kommt darauf an, wie darauf aufmerksam gemacht wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fürchte, diese Diskussion hat mit meinem Beitrag #490 und folgenden eine unglückliche Wendung genommen, weil @El Quijote etwas zu viel in meine Worte interpretiert hat. Das ist sein gutes Recht, daher sah ist als zwecklos an, noch weiter über seine Wertung zu diskutieren – und habe dazu nichts mehr gesagt.

Aber wie es oft so geht, haben andere El Quijotes Argument aufgegriffen, was schon nach kurzer Zeit zu einer Eskalation führte, die nun schon mehr als 40 Beiträge hervorgebracht hat, ohne dass ein Ende absehbar wäre.

Macht nur weiter so und macht den Faden endgültig zu einem Lehrstück über das Rechthabenwollen um jeden Preis.
 
Ihr kämt weiter, wenn ihr dem Gegenüber nicht gleich schlechtes unterstellen, sondern erst mal ergründen würdet, was das Gegenüber meint. Sonst redet ihr nur aneinander vorbei.
prinzipiell eine gute, ja eine womöglich geile Idee ;):D sogar, also weg vom unterstellenden "erwischt" und "Schuh anziehen" - flugs in die Tat umgesetzt:
(1)
ich stelle einfach nur fest, dass du es offenbar für stilistisch ok hältst, die Adjektive "geil/ungeil" im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der NS Zeit zu verwenden.
(2)
Ich verwende die Worte geil/ungeil nicht im Zusammenhang mit der historischen Aufarbeitung, sondern im Zusammenhang mit der Selbstbeweihräucherung.
(3)
Was ich halt extrem ungeil finde, ist, wenn man sich selbst in Bezug auf historischer Aufarbeitung so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft
...ja, ein Lehrstück in Sachen Eigen- und Fremdwahrnehmung, Sprachgebrauch und Erinnerungsvermögen - - welche Bezugnahme ist da fett und unterstrichen markiert?

und macht den Faden endgültig zu einem Lehrstück über das Rechthabenwollen um jeden Preis.
ätschi, @Dion hat diesen Beitrag provoziert - ich superedler und eo ipso a priori über jeden Zweifel erhabener Sprachpurist :D:D:D hätte sonst natürlich nie geprüft, ob (2) zutrifft oder nicht ;)

Hierbei muss ich allerdings @El Quijote in weiten Teilen prinzipiell zustimmen: ich finde die von ihm eigenwillig dargestellte Selbstbeweihräucherung ebenfalls indiskutabel - aber wenn dergleichen hier in diesem Faden mit derartiger Intention vorgekommen wäre, hätten aufmerksam-hellhörige Mächte sicherlich moderativ eingegriffen. Ich hab den 2013 begonnenen Faden überflogen: da findet sich vor zehn Jahren zwar vereinzelt wunderliches*), aber seit dem wiederaufleben des alten Fadens kann ich nichts in besagte Richtung verdächtiges finden.

*) z.B. fand ich ein paar 2013er Beiträge von einem, der sich selbst als oberedlen Sprachpuristen bezeichnet :D:D
 
ich stelle einfach nur fest, dass du es offenbar für stilistisch ok hältst, die Adjektive "geil/ungeil" im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der NS Zeit zu verwenden.
(2)
Ich verwende die Worte geil/ungeil nicht im Zusammenhang mit der historischen Aufarbeitung, sondern im Zusammenhang mit der Selbstbeweihräucherung.
(3)
Was ich halt extrem ungeil finde, ist, wenn man sich selbst in Bezug auf historischer Aufarbeitung so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft
...ja, ein Lehrstück in Sachen Eigen- und Fremdwahrnehmung, Sprachgebrauch und Erinnerungsvermögen - - welche Bezugnahme ist da fett und unterstrichen markiert?
Es ist festzustellen, dass du an deiner Lesekompetenz arbeiten solltest: da steht deutlich "dass man sich selbst auf die Schulter klopft". Solltest du das zurückweisen, muss man annehmen, dass du mit Absicht meine Worte verdrehst! Und auch das tust du nicht zum ersten Mal.
 
...ich muss ein epochales Genie sein, da es mir angeblich gelingt, durch unverändertes wörtliches zitieren Worte zu verdrehen... :p:D
 
Es ist festzustellen, dass du an deiner Lesekompetenz arbeiten solltest: da steht deutlich "dass man sich selbst auf die Schulter klopft".
(...) wenn man sich selbst in Bezug auf historischer Aufarbeitung so geil findet (...)
du darfst 100% sicher sein, dass nicht ich deine Beiträge schreibe ;) und verantwortlich für das, was du schreibst, bin ich auch nicht - und indem ich dich wörtlich zitiere, verdrehe ich nichts dabei.
 
du darfst 100% sicher sein, dass nicht ich deine Beiträge schreibe ;) und verantwortlich für das, was du schreibst, bin ich auch nicht - und indem ich dich wörtlich zitiere, verdrehe ich nichts dabei.
Selbstverständlich habe ich den Satz selbst geschrieben, aber sinnentstellend verdreht hast du ihn.

Du hast jedenfalls erfolgreich vom Thema abgelenkt, statt über den Sachverhalt historische Aufarbeitung und ihr Missbrauch reden wir jetzt über Petitessen wie die Wortwahl geil/ungeil.

Da du dich aber nun, Ironie hin oder her selbst zum Sprachpuristen stilisierst, kannst du ja mal, auch im Sinne einer Objektivierung, den Satz analysieren, was Haupt- und was eingeschobener Nebensatz ist:

Was ich halt extrem ungeil finde, ist, wenn man sich selbst in Bezug auf historischer Aufarbeitung so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen. Denn diese Forderung schmälert die ganze historische Aufarbeitungsleistung erheblich.
 
Selbstverständlich habe ich den Satz selbst geschrieben
das ist richtig!
aber sinnentstellend verdreht hast du ihn.
das kann mir durch wörtliches zitieren nicht gelingen.

Worauf du hinterher stur beharrst, ist deine Wortwahl "geil/ungeil" im Zusammenhang mit dem Themenkomplex dieser Diskussion. Du willst, dass man das als flapsig/salopp/üblich akzeptiert, und deswegen kommt von dir auch keine Antwort auf die Nachfrage, ob in solchen Zusammenhängen diese "Wortwahl" unter Historikern üblich sei (was nicht so ist) - ich halte das für unangemessen, du nicht, bon. Ein Klassenausflug in die Wilhelma mag als Abwechslung vom Schultrott "geil" sein, eine Klassenfahrt mit Führung in Buchenwald würde ich nicht als "geil" bezeichnen.

Auf eine Satzanalyse verzichte ich, stattdessen verdrehe ich ihn nun tatsächlich mal, allerdings nicht sinnentstellend, und korrigiere einen Tippfehler:
Was ich halt verwerflich finde, ist, wenn man sich selbst in Bezug auf historische Aufarbeitung so maßlos glorifiziert, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen. Denn diese Forderung schmälert die ganze historische Aufarbeitungsleistung erheblich.
(meine Verdrehungen sind unterstrichen)
 
Ich fürchte, diese Diskussion hat mit meinem Beitrag #490 und folgenden eine unglückliche Wendung genommen,

In der Tat - vielleicht könnte man zum Thema zurückkommen.

Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass die Aufarbeitung der Geschichte unabhängig von der Nationalität bzw. Religion des Historikers geschehen sollte. Politische Einflußnahmen und sogar gesetzliche Regelungen, damit politisch gewünschte Ergebnisse von Historikern geliefert werden, sind mE abzulehnen. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Gesetz auch in Polen auch vom Parlament verabschiedet wurde oder eventuell auch vom Verfassungsgericht wieder einkassiert wurde. Ich habe auf die Schnelle dazu nichts finden können. Vielleicht hat da einer meiner Mitdiskutanten da bessere Erkenntnisse.

hier ist ein interessantes Interview von 2018 mit Robbi Waks, Historiker in Tel Aviv, zu dem Thema:

"Holocaust-Gesetz": Historiker Reuven Waks über Antisemitismus in Polen

Ich zitiere daraus folgende Passage:

einestages: Israels Regierungschef Netanyahu hat nach einem Telefonat mit Polens Premier Morawiecki erklärt, Arbeitsgruppen beider Länder würden einen Dialog über das Gesetz aufnehmen. Also alles nicht so wild?

Waks: Das ist geradezu lächerlich. Man kann doch nicht historische Tatsachen in Gremien erörtern. Für die Geschichte gibt es keine Kompromissformeln oder Weichzeichnungen. Das öffnet der Manipulation Tür und Tor.​

(Die Familie von Waks lebte in Polen während der deutschen Besatzung, wurde nach dem Artikel von Polen vor dem Holocaust gerettet, aber nach antisemitischen Vorfällen in Polen in der unmittelbaren Nachkriegszeit flohen sie (ausgerechnet) nach Westdeutschland.)
 
Hier ist noch ein weiteres Interview mit einem weiteren Historiker, Peter Oliver Loew, auch von 2018 über die Auswirkungen des geplanten Gesetzes:

Historiker zu polnischem Holocaust-Gesetz - "Das Gesetz dient dazu, Feindbilder zu kreieren"

Auszug aus dem Interview:

Loew: Das sehen wir bei den Populisten der Neuzeit, dass sie keine Lust an historisch komplexen Argumentationen haben, sondern es geht immer nur um die Guten und die Bösen, es geht um Weiß und Schwarz, die Schuldigen und die Täter. Insofern versucht man, sich gegen alle Versuche zu wehren, Polen oder einzelnen Polen eine gewisse Mitschuld zu geben. Und wenn man da nicht drum herumkommt und sagen muss, aufgrund der historischen Quellen und Beweise, dass es Polen gegeben hat, die da mitgewirkt haben, dann heißt es oft, das waren eigentlich gar keine Polen, sondern das waren Kommunisten oder das waren irgendwelche Angehörigen anderer Gruppen, die man aus der polnischen Nation quasi herausoperiert.​

(Mit den Populisten der Neuzeit ist die regierende Partei PiS gemeint.)

Desweiteren hier noch Überblicksartikel in der Wiki zu dem sog. Holocaust-Gesetz:

Gesetz über das Institut des Nationalen Gedenkens – Kommission für die Verfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk – Wikipedia
 
Auf eine Satzanalyse verzichte ich,
Ja, denn dann müsstest du zugeben, dass die ganze Diskussion, die du mir aufzuzwingen versuchst an dem vorbeigeht, was ich geschrieben habe. Dass es dir - quod erat demonstrandum - nicht um Objektivität geht.

Der Kernsatz lautet:

Was ich halt extrem ungeil finde, ist, wenn man sich selbst [...] so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen.
Was Sie bitte nachmachen sollen, also die historische Aufarbeitung, steht im Nebensatz. Somit ist ist mitnichten, wie du nicht müde wirst kontrafaktisch zu behaupten - geil bzw. ungeil auf die historische Aufarbeitung bezogen, sondern darauf, diese wie ein Banner vor sich her zu tragen, dass am toitschen Wesen die Welt genesen solle.

Hier noch mal das Zitat im Ganzen, damit niemand scrollen und suchen muss:

Was ich halt extrem ungeil finde, ist, wenn man sich selbst in Bezug auf historischer Aufarbeitung so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen. Denn diese Forderung schmälert die ganze historische Aufarbeitungsleistung erheblich.
 
(Die Familie von Waks lebte in Polen während der deutschen Besatzung, wurde nach dem Artikel von Polen vor dem Holocaust gerettet, aber nach antisemitischen Vorfällen in Polen in der unmittelbaren Nachkriegszeit flohen sie (ausgerechnet) nach Westdeutschland.)
Ich liebe Geschichte. Übrigens war Deutschland von 1990 bis 2020 das wichtigste Auswanderungsziel weltweit – in manchen Jahren noch vor Israel selbst – für osteuropäische Juden, insbesondere solche aus Russland und Polen. (Erst Vorfälle wie das Attentat von Halle und der zunehmende Antisemitismus unter moslemischen Einwanderern haben dieser Entwicklung ein Ende gesetzt.)
 
Ich liebe Geschichte. Übrigens war Deutschland von 1990 bis 2020 das wichtigste Auswanderungsziel weltweit – in manchen Jahren noch vor Israel selbst – für osteuropäische Juden, insbesondere solche aus Russland und Polen. (Erst Vorfälle wie das Attentat von Halle und der zunehmende Antisemitismus unter moslemischen Einwanderern haben dieser Entwicklung ein Ende gesetzt.)

So manche jüdische Gemeinde in der BR wäre ohne die Zuwanderer aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion niemals wiederbelebt worden. Die Kasseler Synagogen haben die Pogromnacht 1938 nicht überstanden, und die letzten baulichen Überbleibsel einer mehrere Hundert Jahre alten jüdischen Kultur gingen während des Feuersturms 1943 zugrunde und die Überreste der Überreste fraß der Neuaufbau nach dem Krieg.
Eine jüdische Gemeinde gab es in Kassel seit dem Krieg nicht mehr. Erst mit den Spätaussiedlern etablierte sich wieder jüdisches Leben, und seit etwa 10-15 Jahren gibt es auch wieder eine Synagoge in Kassel.

Der Schwiegersohn eines Freundes von mir war während der Einweihung zufällig zu Besuch in Kassel, und da er selbst Rabbiner ist, wollte er es sich nicht nehmen lassen, bei der Einweihung anwesend zu sein.

Er war aber recht enttäuscht. Als Rabbi aus Israel war er fest davon überzeugt, dass das bei der Gemeinde Eindruck machen würde. Anscheinend hielt sich die Begeisterung in Grenzen, und es hagelte auch keine Einladungen zum Mittag oder Abendessen, statt dessen wurde der Rabbi mit selbst gebranntem Wodga bewirtet und mit ein paar Blinis abgespeist.
Anders, als erwartet kam der Rabbi daher viel früher wieder nach Hause.
"Jüdische Gemeinde? Das sind ja alles Russen, die sprechen ja nicht mal Hebräisch! Statt Karmelwein Wodga- ich wäre fast blind davon geworden!"
war der Kommentar des Rabbis aus Israel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist eine sehr instruktive Grammatikstunde...
Der Kernsatz lautet:

Was ich halt extrem ungeil finde, ist, wenn man sich selbst [...] so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen.
Was Sie bitte nachmachen sollen, also die historische Aufarbeitung, steht im Nebensatz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernsatz und https://de.wikipedia.org/wiki/Nebensatz und um der Vollständigkeit willen noch der originale Satz:
Was ich halt extrem ungeil finde, ist, wenn man sich selbst in Bezug auf historischer Aufarbeitung so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen.
wenn ich den Lehren der Grammatikstunde aufmerksam folge, dann finde ich also den "Kernsatz", wenn ich die Unterstreichung aus dem originalen Satzgeflecht streiche - das sieht man bei der Gegenüberstellung der beiden Zitate (das erläutert diese innovative Grammatik) : Verblüffenderweise soll "wenn man sich selbst [...] so geil findet" also Bestandteil des Kernsatzes sein, wohingegen "wenn man sich selbst in Bezug auf historischer Aufarbeitung so geil findet" Nebensatz ist...
Das ist wirklich innovativ und wird in Sachen Grammatik Furore machen ;)

Verlassen wir die Grammatik, denn an deren innovative Anwendung werden wir uns nicht so schnell gewöhnen, und machen stattdessen eine fröhliche Ersetzungsprobe mit Satz:
1 - Was ich halt extrem ungeil finde, ist, wenn man sich selbst in Bezug auf Autotuning so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen.
2 - Was ich halt extrem ungeil finde, ist,
wenn man sich selbst in Bezug auf spanische Spezialgeschichte so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen.
3 - Was ich halt extrem ungeil finde, ist,
wenn man sich selbst in Bezug auf Koranauslegung so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen.
4 - Was ich halt extrem ungeil finde, ist,
wenn man sich selbst in Bezug auf Satzbau so geil findet, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen.
Ganz offensichtlich ist die Satzstruktur bei diesen Ersetzungsproben erhalten geblieben. Ganz offensichtlich ändert sich der Inhalt des Satzes, wenn man einen inhaltlich relevanten Bestandteil austauscht :D "wie erstaunlich" (Flaubert)
Es geht auch gar nicht um Grammatik, um Linguistik, um Spitzfindigkeiten, um Satzbau, sondern es geht um die Angemessenheit einer Ausdrucksweise, wobei völlig irrelevant ist, ob sich diese in einem Haupt- oder Nebensatz befindet: konkret um die Verwendung von "geil"/"ungeil" im Kontext mit - erraten! Im Zusammenhang mit historischer Aufarbeitung (muss ich erläutern, welche spezielle Aufarbeitung gemeint ist?). Wenn wir nun die vier Ersetzungsproben hinsichtlich der Verwendung von "geil"/"ungeil" in Bezug die vier bzw. mit dem Original fünf inhaltlich relevanten Bestandteile betrachten: sind da in Sachen Angemessenheit Unterschiede? für mein Empfinden: ja. Bei 1 und 4 wäre es mir Wurscht, bei 2 und 3 halte ich es für unpassend, im "Original" auch.

Letztlich scheint auch der Verfasser des Originals in diese Richtung zu empfinden, denn er wehrt sich vehement dagegen, dass ihm seine Verwendung von "geil"/"ungeil" in inhaltlichem Zusammenhang mit der Aufarbeitung unter die Nase gerieben wird. Aber das hat nun mal stattgefunden, ist oft genug wörtlich und ohne Verdrehungen zitiert worden. An dieser Stelle verzichte ich darauf, nach seinem Vorbild wie in #558 Turgot gegenüber zu "argumentieren".

Dabei wäre die ganze Chose so einfach zu beseitigen, übrigens mittels einer Art Ersetzungsprobe:
Was ich halt verwerflich finde, ist, wenn man sich selbst in Bezug auf historische Aufarbeitung so maßlos glorifiziert, dass man sich selbst auf die Schulter klopft und anderen sagt, dass sie das doch bitte erst mal nachmachen sollen.
(siehe #574) Und diesem Satz kann ich guten Gewissens zustimmen, insbesondere dort, wo das stattfindet, was er zum Ausdruck bringt. Aber wie schon oft genug gesagt: das war in den Beiträgen der letzten Tage hier nicht der Fall (was schon daran erkennbar ist, dass auf Nachfragen kein Nachweis kam)
__________
vielleicht könnte man zum Thema zurückkommen.
da bin ich gespannt, im von dir @Carolus verlinkten Interview fand ich dieses Zitat treffend:
Auf der einen Seite ja, natürlich, weil dadurch ganz klar wird, dass die regierende Gruppe in Polen überhaupt nicht an der wissenschaftlichen und sinnvollen Aufarbeitung von bestimmten Tabus oder weniger angenehmen Teilen der Vergangenheit interessiert ist. Paradoxerweise führt dieses Gesetz aber genau zum Gegenteil, dass nämlich im Ausland und auch in einem kritischen Teil der Gesellschaft in Polen genau darüber wieder diskutiert wird. Die Welt wird ja geradezu darauf hingestoßen, auf dieses Thema polnische Mittäterschaft oder polnische Mitverantwortung für einen Teilbereich dessen, was im Zweiten Weltkrieg geschehen ist. Dieser Versuch, den guten Namen Polens in der Welt durchzusetzen, hat genau zum Gegenteil geführt – völlig absurd. Aber das ist populistische Politik, die nicht bedenkt, was man im Ausland anrichtet mit dem, was man tut, sondern die nur auf die innenpolitische Szene blickt, und da hat man vielleicht erst mal ein bisschen Erfolg, wenn man die eigenen Scharen eint und mit nationalistischen Diskursen versucht, die Anhängerschaft der PiS zu einen. Aber auf mittlere und längere Frist wird das katastrophale Folgen haben./QUOTE]
 
Eine jüdische Gemeinde gab es in Kassel seit dem Krieg nicht mehr. Erst mit den Spätaussiedlern etablierte sich wieder jüdisches Leben, und seit etwa 10-15 Jahren gibt es auch wieder eine Synagoge in Kassel.

Der Schwiegersohn eines Freundes von mir war während der Einweihung zufällig zu Besuch in Kassel, und da er selbst Rabbiner ist, wollte er es sich nicht nehmen lassen, bei der Einweihung anwesend zu sein.

Er war aber recht enttäuscht. Als Rabbi aus Israel war er fest davon überzeugt, dass das bei der Gemeinde Eindruck machen würde. Anscheinend hielt sich die Begeisterung in Grenzen, und es hagelte auch keine Einladungen zum Mittag oder Abendessen, statt dessen wurde der Rabbi mit selbst gebranntem Wodga bewirtet und mit ein paar Blinis abgespeist.
Anders, als erwartet kam der Rabbi daher viel früher wieder nach Hause.
"Jüdische Gemeinde? Das sind ja alles Russen, die sprechen ja nicht mal Hebräisch! Statt Karmelwein Wodga- ich wäre fast blind davon geworden!"
war der Kommentar des Rabbis aus Israel.
Führt vom Thema des eigentlichen Fadens weg. In der Vergangenheit gab es mehrere Kritikpunkte zu den jüdischen Kontigentflüchtlingen. Von für uns befremdliche Themen ( "... stammt von einem jüdischen Vater ab, die Mutter war nichtjüdisch" - also nach jüdischer Religionslehre kein Jude) über die fehlende Religiosität ("war nie in einer Synagoge") bis zum Betrug

https://www.spiegel.de/politik/sehr...gsfeld-a-8598acd6-0002-0001-0000-000010630150

ist da alles geboten. So gesehen kann ich den Rabbi aus Israel gut verstehen. Wobei die Gründer einer jüdischen Gemeinde sicherlich nicht zu dem Kreis der mutmaßlichen Betrüger gehören dürfte. Alteingesessene jüdische Gemeinden haben mit den Zuwandern auch gefremdelt. Einen erheblichen Teil fehlte die grundlegenden Kenntnisse der jüdischen Religion. Die Begründung war, dass die Neuankömmlinge in der Sowjetunion nicht ihren Glauben hätten leben können. Dazu maße ich mir kein Urteil an.
 
Die Veranstaltung wurde abgebrochen. Private Videoaufnahmen zeigen, wie der Sejm-Abgeordnete Grzegorz Braun schon nach wenigen Minuten den Vortrag unterbricht, das Mikrofon mehrfach auf das Pult schlägt und demonstrativ die Lautsprecher beschädigt. Braun erklärt seinen zerstörerischen Akt kurzerhand zu einer parlamentarischen Intervention, zu der er wegen Gefahr im Verzug und zur Abwehr der Beschädigung des guten Leumunds Polens berechtigt sei.

Grzegorz Braun ist in Polen bekannt für die Leugnung der Covid-19-Pandemie, er forderte Gefängnisstrafen für Homosexualität und begrüßte die symbolische Verbrennung eines Statuts für die jüdische Gemeinde der Stadt Kalisz während eines Marsches am Tag der Unabhängigkeit am 11. November 2021.
...jetzt wissen wir, wie ein Herr Braun parlamentarische Interventionen zu gestalten pflegt: sehr rustikal...
 
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