Versailler Vertrag zu hart und weich.... !?

Blücher war

Um das Bild auch in anderer Hinsicht nicht zu schief werden zu lassen möchte ich noch auf ein paar weitere Punkte hinweisen.
Der Vertrag von Frankfurt, mit dem der Frieden nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/70 besiegelt wurde, war für Frankreich auch kein Zuckerschlecken gewesen. Die finanziellen Forderungen waren beachtlich, die territorialen Verluste größer gewesen als eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Bismarck hatte die Abtretung des Elsass und Lothringens ursprünglich wohl nicht gewollt, um den Stolz der Franzosen nicht zu sehr zu verletzen.


Elsass-Lothringen war zuallererst eine Forderung der Süddeutschen, die, aus 200jähriger leidvoller Erfahrung ein Vorfeld gegen Frankreich wollten. wobei die Militärs zusätzlich Wert auf Metz und Belfort legten. (und nur Metz bekamen)

Es ist heute vermutlich kaum mehr nachzuvollziehen, aber ausschließlich und allein Napoleons Gebietsforderungen und Kriegsdrohungen hat 1868-70 die Süddeutschen endgültig an die Seite Preußens gebracht.
 
Der Versailler Vertrag war zu hart und weich, weil es ein unzweckmäßiger Kompromiss zwischen den Zielvorstellungen Frankreichs und GB/USA war. Frankreich wollte einen "Vernichtungsfrieden", GB einen Ausgleichsfrieden. Man hat sich aber nicht auf ein Konzept geeinigt und das dann konsequent durchgezogen, sondern aus beiden Konzepten das schlechteste genommen und daraus den Versailler Vertrag geschustert. Wollte man Deutschland versöhnen, hätte man nicht "deutsche" Gebiete an Polen und Tschechei vergeben dürfen. Wollte man Deutschland niederhalten, hätten man Frankreich die Rheingrenze überlassen müssen. So hat dann am Ende weder das eine noch das andere geklappt.

Das prinzipielle Problem war, dass die beiden potentiell stärksten Staaten Europas, Deutschland und Russland zu Verlierern gemacht werden sollten, es aber keinen Plan gab, wie man, wenn die Verlierer einmal wieder erstarkt wären, verhindern könnten, dass sie den Vertrag wieder umstoßen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich poste hier einen Auszug aus einem Artikel von Reginald Grünenberg (einem Unternehmer und Schriftsteller) für die Zeitschrift Cicero. Bei dem Artikel geht es um Probleme der (bundesdeutschen) Rentenkasse und der Autor zieht einen Vergleich mit den Schulden aus den Reparationszahlungen. Dabei geht er auf die damals von John M. Keynes geäußerten Bedenken sowie konkret auf Zahlen ein. (Der erste Satz bezieht sich die Schuldenproblematik der Bundesrepublik).

"Für diese Argumentation können wir den damals noch unbekannten Nationalökonomen John Maynard Keynes als Zeuge aufrufen. Der britische Experte für Finanzen und Kriegswirtschaft nahm 1919 an der Pariser Konferenz teil, an deren Ende der Versailler Friedensvertrag stehen sollte. Der feinsinnige Intellektuelle aus dem Londoner Bloomsbury-Zirkel war schockiert vom Revanchismus, Antisemitismus und von der wirtschaftlichen Inkompetenz der teilnehmenden Politiker. Angewidert legte er sein Amt als Delegierter nieder und veröffentlichte seine Beobachtungen. Die Streitschrift unter dem Titel „The Consequences of Peace“ erregte internationales Aufsehen. In Deutschland erreichte das Buch 1921 unter dem Titel „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“ aus dem Stand eine Auflage von 30000 Exemplaren, in ganz Europa zirkulierten mehr als 100000 Kopien.

Der Erfolg von Keynes’ erstem Auftritt vor internationalem Publikum wird verständlich, wenn man dieses elegante, unakademische und trotz seines ökonomischen Anliegens höchst unterhaltsame Pamphlet heute liest.

Keynes’ zentrales Anliegen war die wirtschaftliche und politische Gefahr, die er von den Reparationsforderungen der Siegermächte ausgehen sah. Er war dabei nicht besonders germanophil, wie ihm später unterstellt wurde. Die deutsche Delegation bestätigte in seinen Augen vielmehr die von den Briten gepflegte Karikatur der Deutschen als „Hunnen“. Keynes ging es um etwas anderes. Er wollte die Öffentlichkeit davor warnen, dass der Abfluss von Ressourcen aus Deutschland, der in Paris verhandelt wurde, die gesamte europäische Wirtschaft in die Rezession stürzen würde. Dazu rechnete er vor, dass es für Deutschland schlicht unmöglich sein würde, einen Betrag von 160 Milliarden Goldmark in Form von Bargeld, Waren und Rohstoffen an die Siegermächte zu bezahlen.

Die Kommission zur Festlegung der Reparationshöhe hatte ihre Arbeit noch nicht abgeschlossen, als Keynes in seiner Schrift die Zahlungsfähigkeit Deutschlands für die nächsten 30 Jahre auf maximal 40 Milliarden Goldmark veranschlagte. Dabei berücksichtigte er die fünf Prozent Zinsen, die von Anfang an auf die Gesamtschuld fällig sein würden. Er zeigte, dass der Zinseffekt bereits ab 1930 höher wäre als alle liquidierbaren Werte. Deutschland könnte die Kriegsschulden niemals tilgen, sie würden unaufhörlich weiterwachsen. Darüber hinaus versuchte er mit Blick auf die Kriegsschäden und die Außenhandelsbilanzen der europäischen Nachbarn deutlich zu machen, dass eine gesunde deutsche Volkswirtschaft praktisch der einzige Ausweg aus der vom Krieg verursachten europäischen Wirtschaftskrise war.

Diese so einfache wie kluge Argumentation interessierte die Vertreter der Siegermächte nicht. Im Januar 1921 präsentierten sie in Paris ihre Forderungen an Deutschland in Höhe von sagenhaften 269 Milliarden Goldmark, zahlbar in 42 Jahresraten. Das waren Zahlen, wie man sie noch nie gehört hatte. Bereits bei einer angenommenen Kaufkraftparität von einer Goldmark zu zehn Euro ging es nach heutigen Begriffen um rund 2,7 Billionen Euro, die Deutschland bezahlen sollte. Das konnte nicht gut gehen. Keynes hatte das vorausgesehen und in seinem Buch schlicht die Ablösung aller europäischen Regierungen wegen ökonomischer Inkompetenz gefordert. Die USA betraf das nicht, denn sie hatten sich von vornherein geweigert, die englische und französische Reparationspolitik zu unterstützen.

Der Deutsche Reichstag lehnte den Vertrag ab, woraufhin die Siegermächte das Ruhrgebiet besetzten. Sie senkten ihre Forderung zwar auf 132 Milliarden Goldmark, aber Deutschland wollte immer noch nicht bezahlen. Dem folgten im Rahmen internationaler Konferenzen der Dawes- und der Young-Plan, womit die Reparationen nochmals deutlich gesenkt und zeitlich bis 1988 gestreckt wurden. Auf der Konferenz von Lausanne 1932 wurden sie dann wegen der Weltwirtschaftskrise vorerst ganz eingestellt. Weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass die Bundesrepublik die Tilgung der US-Kredite, mit denen die Reparationszahlungen in den zwanziger Jahren finanziert wurden, nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen hat und bis 2010 jährlich vier Millionen Euro bezahlt. Trotzdem wird die Summe der deutschen Reparationszahlungen am Ende kaufkraftbereinigt nicht einmal so groß sein wie der Betrag, den Keynes damals für realistisch hielt, nämlich 40 Milliarden Goldmark."

Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=6&item=702
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@admiral

Wenn du den Artikel aus dem Internetkopiert hast, bitte wir dich den genauen Link zum Artikel anzugeben.

Wenn du den Artikel abgeschrieben hast, dann ist es zwingend notwenig, neben dem Autor und der Zeitschrift, die Heftnummer, Erscheinungsjahr und Seitenzahlen des Artikels als Quellenangabe anzugeben.

Bitte sende dies via PN (wenn du es nicht mehr selber reinstellen kannst) einem Moderator zu.

Und für die Zukunft: Bei allen, sei es aus dem Internet oder aus einem Buch oder Zeitschrift ist es aus urheberrechtlichen Gründen zwingend notwendig die genauen Quellen anzugeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn du den Artikel abgeschrieben hast, dann ist es zwingend notwenig, neben dem Autor und der Zeitschrift, die Heftnummer, Erscheinungsjahr und Seitenzahlen des Artikels als Quellenangabe anzugeben.

Mir ist unklar, was der Artikel (in dem es um einen zu hinterfragenden Vergleich geht - siehe oben Vorbemerkung - aber das ist Politik, die nicht in dieses Forum gehört) eigentlich aussagen will.

Den Ablauf des Reparationsgerangels nach Abschluß des Versailler Vertrages findet man hier imho besser dargestellt:
Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg ? Wikipedia

Die Schrift gibts hier:
The Economic Consequences of the Peace by John Maynard Keynes - Project Gutenberg


Einiges zur Rezeption hier:
The Economic Consequences of the Peace - Wikipedia, the free encyclopedia


Geht es um die Richtigkeit der Sichtweise von Keynes zur Schuldentilgungskraft des Deutschen Reiches bzw. zu den ökonomischen Konsequenzen für das Nachkriegseuropa 1919? Dazu ist zu empfehlen
(ebenfalls neu aufgelegt):
Bresciani-Turroni, The economics of inflation - a study of currency depreciation in post-war germany
 
Der Autor (er entwickelte u.a. Software für Berechnungen) beschreibt knapp und anschaulich die finazmathematischen Problemen der Reparationszahlungen. Das habe ich so noch nicht gelesen, insb. auch nicht den Hinweis zu den Zahlungen bis 2010. Ist das wirklich allgemein bekannt? Ich wußte es nicht. Gut, wenn es noch bessere Ausführungen zum Thema gibt, ich wollte einfach andere an einer prägnante Darstellung teilhaben lassen.
Die Frage "zu hart" dürfte durch das eigene Verhalten der Allierten (weitgehender Schuldenerlaß) beantwortet sein. Sie schadeten sich selbst. In diversen Beiträgen in diesem forum wurde darauf hingewiesen, dass Deutschland vor dem Krieg bei seiner Englandpolitik nicht bedachte, dass England einer seiner besten Kunden ist. Die wirtschaftlichen Zusammenhänge hat man nach dem Krieg nicht besser verstanden.
 
Der Autor (er entwickelte u.a. Software für Berechnungen) beschreibt knapp und anschaulich die finazmathematischen Problemen der Reparationszahlungen. Das habe ich so noch nicht gelesen,

Das war allerdings nicht der Autor Grünenberg, sondern Keynes, der das Verzinsungsproblem bis zum Kollaps beschrieb, sofern die Gesamtsumme die annuitätische Schuldentilgungskraft des Deutschen Reiches übersteigen würde.

Kapitel V, II. 2.-6. (vor III. Germany's Capacity to pay)
 
Keynes übersieht dabei zwei Sachen. Zum einen wurden die Reparationszahlungen Deutschlands von den USA mit Krediten refinanziert. Die USA leihen Deutschland Geld, Deutschland zahlt davon die Reparationen an GB und Frankreich, diese zahlen davon wiederum ihre Kriegsschulden an die USA zurück und die USA hat somit wieder Geld, das sie an Deutschland verleihen kann.
Zum zweiten hatten die Reparationen auch eine politische Seite. Ging Deutschland durch die Zahlungen bankrott, konnte es sich keine Armee leisten, außerdem würde es ev. dadurch destabilisiert und in Einzelstaaten zerfallen. Beides durchaus im Interesse Frankreichs.
 
Keynes übersieht dabei zwei Sachen. Zum einen wurden die Reparationszahlungen Deutschlands von den USA mit Krediten refinanziert. Die USA leihen Deutschland Geld, Deutschland zahlt davon die Reparationen an GB und Frankreich, diese zahlen davon wiederum ihre Kriegsschulden an die USA zurück und die USA hat somit wieder Geld, das sie an Deutschland verleihen kann.

Vergiss aber nicht, dass genau diese Kreditvergabe am Ende zum Zusammenbruch der deutschen Banken in der Weltwirtschaftskrise führte. Als die US-Banken in Zahlungsschwierigkeiten kamen, zogen sie ihre Kredite, die sie an die deutschen Banken vergeben hatten, schlagartig zurück und verursachten damit schwerwiegende Liquiditätsprobleme bei den deutschen Banken, was dann in Verbindung mit einem Run zu deren Zusammenbruch/Pleite führte. Mit allen bekannten Folgen, wie 33% Arbeitslosigkeit, Beförderung extremistischer Parteien und Gedankengutes usw.
 
Keynes übersieht dabei zwei Sachen. Zum einen wurden die Reparationszahlungen Deutschlands von den USA mit Krediten refinanziert. .


Das konnte Keynes nicht übersehen, weil es so nicht zutrifft. Aus den USA gab es keine Kredit-Refinanzierung der Reparationen, schon gar kein System derselben. Allerdings wird das vielfach gerne aus Ausßenhandelsbilanzen und Zahlungsströmnen konstruiert.

Richtig ist folgendes:

1. Die USA ist in den 20ern eines der größten Gläubigerländer für das Deutsche Reich in der Emission ausländischer Wertpapiere (Staatsfinanzierung), zwischen 238 und 291 Mio. RM pro Jahr 1925-1928. Das ist etwa das Niveau von Kanada, allerdings im internationalen Vergleich sehr hoch.

2. Hinzu kamen die Privatemissionen, 341 bis 501 Mio. $ p.a. Nur zum Vergleich, dass diesen mit "Reparationsfinanzierungen" nichts zu tun hat: Durchschnitt 1907 bis 1913 ebenfalls ca. 500 Mio. $ p.a. Hier wurde vielmehr durch die Prosperität der Vorkriegsstand erreicht.

3. Bereits die jährlichen Reparations-Sachlieferungen übersteigen (1.) um das Doppelte, zwischen 662 und 492 Mio. RM, somit liegt keine „Finanzierung“ vor.

4. Kernproblem der deutschen Außenhandelsbilanz war das strukturelle Handelsbilanz-Defizit, also ein Importüberschuss 1925-1928 im Umfang von 5.500 Mio. RM vor (!) Reparaitons-Sachlieferungen, 7.800 Mio. RM nach Reparations-Sachlieferungen. Die US-Finanzierung ist vielmehr Basis dieser deutschen Importüberschüsse, die zu einem entsprechenden Anstieg der Auslandsverschuldung führten.

Die Reparationsfinanzierung ist dagegen ein nachrangiger Betrag des Gesamtproblems, von Keynes richtigerweise nicht angesprochen. Er irrt allerdings tatsächlich in der Frage der Schuldentilgungskraft, gemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung des DR in den 20ern und seinen wesentlichen Schlüsselgrößen (Kohle, Stahl, Chemie etc.).
 
...was dann in Verbindung mit einem Run zu deren Zusammenbruch/Pleite führte. Mit allen bekannten Folgen, wie 33% Arbeitslosigkeit, Beförderung extremistischer Parteien und Gedankengutes usw.
Man hatte noch nicht realisiert, dass eine neue Epoche angebrochen war. Es konnte keinen Rückfall in Kleinstaaterei mehr geben sondern nur noch ein Vordrängen in Extremismus. In Deutschland nach blutigen Machtkämpfen zwischen Kommunisten und Nazis, eben der Faschismus. Da wir Deutschen ja immer so gründlich sind, in seiner schlimmsten Ausprägung.
 
Vergiss aber nicht, dass genau diese Kreditvergabe am Ende zum Zusammenbruch der deutschen Banken in der Weltwirtschaftskrise führte. Als die US-Banken in Zahlungsschwierigkeiten kamen, zogen sie ihre Kredite, die sie an die deutschen Banken vergeben hatten, schlagartig zurück und verursachten damit schwerwiegende Liquiditätsprobleme bei den deutschen Banken, was dann in Verbindung mit einem Run zu deren Zusammenbruch/Pleite führte. .

Welcher Zusammenbruch deutscher Banken ist hier denn gemeint?

zB Die Krise der Danat-Bank, maßgeblich für die Aktienrechtsnovelle und die Einführung von Pflichtprüfungen, hat verschiedene Wurzeln, nicht zuletzt den Zusammenbruch der Nordwolle AG.
Die Bankenkrise von 1931
Ein weiterer möglicher politischer Grund: NSDAP-Aufstieg und folglich abfließende Gelder.

Die Bankenkonkurse 1931 und 1932 - soweit durch hohen Abschreibungsbedarf auf durch die Wirtschaftskrise marode Industriebeteiligungen und diverse Runs/Illiquidität verursacht - mündeten übrigens 1931 und 1932 überwiegend in zivilisiert abgewickelte Vergleiche:
Bankeninsolvenzen
1931: 137, davon 15 mangels Masse abgewiesen, 126 über Vergleichsverfahren abzuwickeln
1932: 131, davon 8 mangels Masse abgewiesen, 104 über Vergleichsverfahren abzuwickeln

zum Vergleich die Normalzustände:
1927: 51 (11 mangels Masse, 2 über Vergleichsverfahren)
1928: 72 ( 9 mangels Masse, 9 über Vergleichsverfahren)



Weiterhin: wie soll der inländische Liquiditätsabzug bei den Banken (1931 schlagartig rund 6 Milliarden RM) in Relation zum Ausland gesehen werden?
 
Welcher Zusammenbruch deutscher Banken ist hier denn gemeint?

Ich hatte auf den Zusammenbruch der DaNat und der Österreichischen Creditanstalt 1931 angespielt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich aus dem Kopf die Ereignisse wiedergegeben habe. Ich meinte die Wirkungskette die aus der Fristentransformation der deutschen Banken resulitierte, d.h. der Kreditvergabe auf der Basis kurzfristiger Auslandseinlagen. Die deutschen Banken finanzierten ihre langfristigen Investitionskredite über Kurzfristkredite aus dem Ausland, maßgeblich den USA. Als die USA diese kurzfristigen Kredite zurückzogen, entstanden erhebliche Liquiditätsengpässe bei den Banken, die die Kreditvergabe weiter einschränkten. Dies hat maßgeblich mit der weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage zu tun und nicht unbedingt mit der Bankenkrise, auch wenn dieser Liquiditätsabzug diese sicherlich belastet hat.

Der Zusammenbruch der DaNat resultierte aus der Verflechtung mit der Nordwolle, wie du bereits angeführt hast. Nach diesem Zusammenbruch kam es dann zu verschiedenen Runs und einer faktischen Verstaatlichung des Bankwesens. Vielen Dank für deine Richtigstellung.
 
@Gil-galad
Man darf den Kreislauf natürlich nicht an einer Stelle unterbrechen. :D

@silesia
Also laut Wiki (Weltwirtschaftskrise ? Wikipedia) sind von 1925 bis 1929 ausländische Kredite von insgesamt 21 Mrd. Reichsmark (RM) nach Deutschland geflossen, denen in gleichem Zeitraum nur 7,7 Mrd. RM deutsche Anlagen im Ausland gegenüberstanden.
Also ein Netto-Kreditüberschuss von ca. 13 Mrd. Laut Dawes-Plan sollte Deutschland im gleichen Zeitraum 5,4Mrd. an Reparationen zahlen. Bliebe also immer noch ein Überschuss von über 7 Mrd. RM.

Nochmal Wiki zum Dawesplan:
Ein wichtiger Teil des Planes war es, dass Deutschland eine internationale Anleihe von 800 Millionen Goldmark als Starthilfe erhielt. Weiterhin flossen bis 1929 circa 21 Mrd. Mark Kredite ausländischer Banken und Exportfirmen, vor allem aus den USA, nach Deutschland, so dass Deutschland im ersten Jahr nur 200 Mio. Goldmark selbst aufbringen musste.
Man gibt also Deutschland im ersten Jahr 800Mio Kredit und zieht 1000Mio als Reparationen wieder ein. Kreisverkehr sozusagen.

Was deinen Punkt 4., den Importüberschuss angeht, so liegt der doch gerade an den Reparationen. Die Reperationszahlungen und -lieferungen gehen nicht in die Handelsbilanz mit ein, die 5,4 Mrd, die Deutschland an Reperationen leistet, zählen nicht als Export und fehlen dann in der Bilanz. Oder verstehe ich das falsch?
 
Was deinen Punkt 4., den Importüberschuss angeht, so liegt der doch gerade an den Reparationen. Die Reperationszahlungen und -lieferungen gehen nicht in die Handelsbilanz mit ein, die 5,4 Mrd, die Deutschland an Reperationen leistet, zählen nicht als Export und fehlen dann in der Bilanz. Oder verstehe ich das falsch?

Zu den Zahlen äußere ich mich später, muss ich erst nachvollziehen.


Zu der zitierten Aussage:
Die Handelsbilanzen wurden 1925-1928 vor und nach Sachlieferungen der Reparationen ausgewiesen.

- das strukturelle Defizit ergab sich bereits wie genannt vor Berücksichtigung der Reparationen

- das Defizit erhöhte sich in den genannten Jahren kumuliert betrachtet von 5,5 Mrd. um 2,3 Mrd. auf 7,8 Mrd. RM. Die Sachlieferungen können durchaus als "Exporte" betrachtet werden, halt teilentgeltliche, da würde ich der Statistik folgen. Andererseits sieht man, dass das Grundproblem des Kapitalimports (=Auslandsforderungen) im Umfang von rd. 70% durch Exportschwäche, nicht durch Reparationen verursacht worden ist. 2,3 Mrd. Defizit wären im Vergleich zur Leistungskraft für sich genommen (nur) ein kleines Problem gewesen.
 
@silesia
Also laut Wiki (Weltwirtschaftskrise ? Wikipedia) sind von 1925 bis 1929 ausländische Kredite von insgesamt 21 Mrd. Reichsmark (RM) nach Deutschland geflossen, denen in gleichem Zeitraum nur 7,7 Mrd. RM deutsche Anlagen im Ausland gegenüberstanden.
Also ein Netto-Kreditüberschuss von ca. 13 Mrd. Laut Dawes-Plan sollte Deutschland im gleichen Zeitraum 5,4Mrd. an Reparationen zahlen. Bliebe also immer noch ein Überschuss von über 7 Mrd. RM.

Zum zweiten Hinweis:
Ausgangspunkt ist zunächst die negative deutsche Leistungsbilanz, speziell die negative Handelsbilanz. Dem steht zwingend ein entsprechender Kapitalstrom entgegen, da die negative Handelsbilanz (Importe>Exporte) kreditfinanziert werden mußte. Diese Differenz entspricht also keinem "Überschuss", sondern ist verwendete Verschuldung der Haushalte und der Unternehmungen (inkl. der zu finanzierenden Reparations-Sachleistungen = unentgeltliche Exporte mit folgenden Beträgen):
1925: 3.072 Mio. RM
1926: - 413 Mio. RM
1927: 3.427 Mio. RM
1928: 1.725 Mio. RM
1929: -36 Mio. RM
Ergibt in Summe 7,7 Milliarden RM Defizit (nur auf Spezialhandel bezogen, der Gesamteigenhandel ergibt aber einen ähnlichen Wert), ...

... das um die in den Exporten verrechneten (nicht bezahlten) Reparations-Sachlieferungen (0,5+0,6+0,6+0,7+0,8=3,2 Mrd. RM) noch zu erhöhen ist. Der Importüberschuss mit negativen Auswirkungen auf die Kapitalbilanz (letztlich Anstieg der zunächst kurzfristigen, nur über Anleihen ggf. langfristigen Auslandsverschuldung) beträgt mithin 10,9 Mrd. Dies korrespondiert mit dem Stand der Auslandsanleihen (8,3 Mrd. RM per 31.12.1930 – dazu kommen also noch einige wenige, vielleicht 3-5 Mrd. RM kurzfristige Auslandsschulden).

Zum ersten Hinweis:
Für den 28.2.1933 liegt eine erhobene Statistik nach Meldungen über die deutsche Auslandsverschuldung vor, 10,3 Mrd. langfristig und 8,7 Mrd. kurzfristig, zusammen 19 Mrd. RM (davon USA 10,2 Mrd. RM). Das ist zunächst einmal sogar ein Anstieg gegenüber dem Stand 1930! Davon ausgehend eine Rückrechnung:

Stand der Auslandsanleihen in Industrieobligationen etc.:
31.12.1928 rd. 2,92 Mrd. zzgl. Emissionen I+II/1929 rd. 0,3 Mrd. ergibt 3,2 Mrd. RM.

Ebenso aus dem Ausland wird ein Teil der gesamten Reichsschulden (auch außerhalb der Auslandsanleihen) stammen, soweit nämlich von Ausländern gezeichnet: gesamt 31.3.1929: 8,9 Mrd. RM. Für 1930 beträgt die Auslandsverschuldung des Reichs und der öffentlichen Unternehmen rd. 5,2 Mrd. RM.

Bereits daraus wird ersichtlich:
1. Es können angesichts des Standes 1933 in 1931/32 nicht >12 Mrd. abgeflossen sein (das ergäbe eine Summe von über 30 Mrd. vor diesen Abzügen).
2. Der wesentliche Teil der Kapitalimporte, also der Auslandsverschuldung muss auf den Passivseiten der Unternehmen und Banken in Form von Eigen- und Fremdkapital zu finden gewesen sein. Eigenkapital ist unproblematisch, weil nicht kurzfristig abziehbar.

Für 1931 läßt sich nun der Abfluß in das Ausland ungefähr greifen. Dabei ist zunächst zu berücksichtigen, dass der Sparkassen- und Genossenschaftssektor aufgrund der weitgehenden Finanzierung über Inlandseinlagen außer Betracht bleiben kann. Die Industrieobligationen sind ebenfalls 1930 bis 32 auf ähnlichem Niveau. Es verbleiben die Geschäftsbanken, die die Auslandsfinanzierung im wesentlichen abgebildet haben:

Ausweislich der kumulierten Jahresbilanzen des Bankensektors ist für 1931 ein „Abfluß“ sonstiger Kreditoren von 6 Mrd. RM (von 22,6 auf 16,6 Mrd. RM) festzustellen. Man kann davon ausgehen, dass dieses ganz überwiegend Abzüge aus dem Ausland betrifft, und es mußte sich um kurzfristige Verschuldung handeln (siehe dazu die Abschätzung oben).

Bei der Abschätzung ist die Gegendarstellung aktivisch zu betrachten: Etwa ¼ der Summe schlug sich in reduzierten Guthaben nieder, etwa ¾ mit 4,8 Mrd. in einem credit crunch (Schrumpfung der Wechsel- und sonstigen Waren- und Investitionsfinanzierungen).

Etwa auf diese Höhe – ca. 5 Mrd. RM – würde ich im Ergebnis die kurzfristigen Abflüsse 1931 in das Ausland schätzen. Weiterhin halte ich den genannten Zufluß von 21 Mrd. in 1925-1929 aus dem Ausland für wesentlich zu hoch.
 
Hier einmal eine Aufstellung der deutschen langfristigen Anleihen , die von den USA gewährt wurden:

1924: $ 119.000.000
1925: $ 208.997.500
1926: $ 248.205.000
1927: $ 231.068.000
1928: $ 249.603.000
1929: $ 30.066.000
1930: $ 152.092.000

Aus: Link, Die amerikanische Stablisierungspolitik in Deutschland 1921 - 1932, Düsseldorf 1970, S.357 hier zitiert nach Die ungeliebte Republik, S.404, München 1980
 
Man findet ja immer wieder neue Daten:


deutsche Auslandsverschuldung (langfristig-kurzfristig -gesamt in Mrd. RM)
Juli 1931: 10,7 - 13,1 - 23,8
November 1931: 10,7 - 10,6 - 21,3
Februar 1932: 10,5 - 10,1 - 20,6
September 1932: 10,2 - 9,3 - 19,5
Februar 1933: 10,3 - 8,7 - 19,0

Danach muss ich die Zahl oben noch nach unten korrigieren: nicht 5, sondern ca. 3 Mrd. Abzüge in 1931

28.2.1933:
Von den 10,3/langfristig stellten die USA 5,2 (Niederlande übrigens 1,8)
Von den 8,7/kurzfristig stellten die USA 2,5 (Niederlande 1,5, Schweiz ebenfalls 1,5). Gläubiger waren im wesentlichen Banken.

EDIT: Quelle StJBfDR 1933.
 
Zuletzt bearbeitet:
silesia schrieb:
Die Kausalität zur "Bombe" 21 Jahre später sehe ich nicht, weil die Reparationen spätestens 1932 verträglich verhandelt waren.

Aber die nicht oder nur unbefriedigende Verarbeitung der Niederlage des Ersten Weltkrieges, die Novemberrevolution und die teilweise als demütigend empfundenen Bestimmungen von Versailles waren doch der Nährboden für Hitlers Aufstieg.
 
... empfundenen Bestimmungen von Versailles waren doch der Nährboden für Hitlers Aufstieg.

Ein "laufend bestellter" Nährboden, mit einer beachtlichen Differenz zwischen Perzeption und realem Sachverhalt.

Interessant dazu ist der Vergleich des Volkseinkommens, indexiert nach "Preisen 1938". Hier läßt sich ein Vorkriegsvergleich mit dem Jahr des auslaufenden Konjunkturaufschwungs 1913 mit der überwundenen Inflationskatastrophe in 1926, den folgenden Aufschwungjahren bis zur Weltwirtschaftskrise darstellen, Gebietsbezug Westdeutschland:

1913: 29,1 Mrd. RM (nicht indexiert: 23,1 Mrd. RM)
1926: 30,0 Mrd. RM
1927: 32,1 Mrd. RM
1928: 33,8 Mrd. RM
1929: 33,2 Mrd. RM
1930: 31,7 Mrd. RM
1931: 28,2 Mrd. RM
1932: 25,2 Mrd. RM

Verweis auf Osthues, Einkommensverhältnisse und private Geldkapitalbildung in Westdeutschland 1925-1953.
 
Zurück
Oben