Warum wurden die Germanen nicht romanisiert ?

Gestellt wurde die simple Frage, warum im deutschprachigen Mitteleuropa eben Deutsch, also eine germanische Sprache, und eben keine romanische Sprache gesprochen wird.

Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn auf den übrigen Bereichen der Kultur ist Mitteleuropa nicht mehr und nicht weniger "romanisch" als seine romanischsprachigen Nachbargebiete.

Ich finde in Deinen letzten Beiträgen in Bezug auf den Begriff der "Germanen" und die Kultur der "Germanen" sehr viele Aussagen, denen ich uneingeschränkt zustimmen kann, nur keinerlei Ansätze, die auf die Beantwortung dieser Frage abzielen.


Gandolf schrieb:
Historiker sollten sich deshalb ihre Antwort auf diese Frage (und darum sollte es im Geschichtsforum gehen) nicht von den Philologen diktieren lassen. Also: der Gegenstand der Romanisierung - muss aus Sicht der Historiker - umfassend untersucht werden und nicht philologisch auf die Sprache verengt.

Bei allem Respekt: Hierin sehe ich nur den Versuch, der gestellten Frage auszuweichen, indem Du selber andere Fragenstellungen zu diktieren versuchst.
 
Ashigaru schrieb:
Und vor allem wegen dieser klitzekleinen, quasi völlig unbedeutenden Sprachunterschiede würde ich eben nicht von einer "Romanisierung" sprechen.

An dieser überspitzten (und ironisch gemeinten) Formulierung ist allerdings etwas Wahres dran: Wenn wir versuchen, Kulturen voneinander abzugrenzen, spielt die Sprache nur eine Nebenrolle. Sicher keine "völlig unbedeutende", aber auch keine ausschlaggebende Rolle.
 
hyokkose schrieb:
Gestellt wurde die simple Frage, warum im deutschprachigen Mitteleuropa eben Deutsch, also eine germanische Sprache, und eben keine romanische Sprache gesprochen wird.
Was soll das? Lies die Überschrift des Stranges noch mal. Die Frage lautet: "Warum wurden die Germanen nicht romanisiert?"
hyokkose schrieb:
Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn auf den übrigen Bereichen der Kultur ist Mitteleuropa nicht mehr und nicht weniger "romanisch" als seine romanischsprachigen Nachbargebiete.
Das mag ja sein. Aber in diesem Strang geht es eben um mehr als nur um die Sicht der Philologen.
hyokkose schrieb:
Ich finde in Deinen letzten Beiträgen in Bezug auf den Begriff der "Germanen" und die Kultur der "Germanen" sehr viele Aussagen, denen ich uneingeschränkt zustimmen kann, nur keinerlei Ansätze, die auf die Beantwortung dieser Frage abzielen.
Ich wehre mich ja gerade gegen den Versuch der philologischen Gemeinde, die es auch in diesem Forum gibt, die historische Diskussion über die Romanisierung der Germanen mit dem Totschlagargument, dass die Sprache germanisch blieb, erdrücken zu lassen. Wir sind hier doch im Geschichtsforum und nicht im Philologenforum.
hyokkose schrieb:
Bei allem Respekt: Hierin sehe ich nur den Versuch, der gestellten Frage auszuweichen, indem Du selber andere Fragenstellungen zu diktieren versuchst.
Eigentlich versuche ich ja nur die Diskussion auf das historisch interessante Feld des Kulturtransfers auszuweiten. Aber ich kann es natürlich auch sein lassen.
 
@ Hyokkose: ich kann mich nur wiederholen: es geht um das spezielle Prinzip der "Romanisierung", und zwar im kaiserzeitlichen Sinne. Weniger darum, Kulturen voneinander abzugrenzen. Und da ist Sprache der ausschlaggebende Faktor: als höchstes Anzeichen für eine völlige Integration ins römische Reich.
Und was das spätere Mittelalter betrifft, möchte ich deswegen nicht von einer Romanisierung sprechen:
- durchaus haben Germanen bzw. später Deutsche kulturell sehr vieles und bedeutendes aus dem Mittelmeerraum übernommen, mitunter so stark, wie Gandolf schreibt, dass sich ihre eigene Kultur dadurch veränderte.
- gleichwohl haben sie so manches eigenständige bewahrt
- und, wenn auch in viel geringerem Maße, ihre eigene Kultur "exportiert". Ein Beispiel dafür wäre die Verbreitung des fränkischen Stammesrechts nach Katalonien im 9. Jahrhundert. Oder die "Ostsiedlung" während des Mittelalters, indem sich ebenfalls die deutsche Sprache in einigen der westslawischen Gebiete durchsetzte.
 
Gandolf schrieb:
Was soll das? Lies die Überschrift des Stranges noch mal. Die Frage lautet: "Warum wurden die Germanen nicht romanisiert?"

Und wie diese Frage gemeint ist, wurde ja im Eingangsbeitrag präzisiert. Ein erneutes Zitat kann ich mir wohl sparen.

Gandolf schrieb:
Das mag ja sein. Aber in diesem Strang geht es eben um mehr als nur um die Sicht der Philologen.

Das sollte uns aber nicht davon abhalten, die Eingangsfrage zu klären.

Gandolf schrieb:
Eigentlich versuche ich ja nur die Diskussion auf das historisch interessante Feld des Kulturtransfers auszuweiten. Aber ich kann es natürlich auch sein lassen.

Ich habe beileibe nichts gegen eine Ausweitung der Diskussion. Nur sollten wir die ursprüngliche Frage deswegen nicht gänzlich aus dem Blick verlieren. Darum wäre mir schon daran gelegen, zu erfahren, worauf Du hinauswillst.

Mir scheint es, daß Du (durchaus mit sehr guten und stichhaltigen Begründungen) gegen eine These argumentierst, die ich mal mit "Die anderen haben sich von den Römern vereinnahmen lassen, aber wir Deutsche sind Germanen geblieben" umschreiben möchte. Ich denke aber nicht, daß jemand auf diese These hinauswill, und habe ein wenig den Eindruck, daß Du da einen Strohmann prügelst.
 
Ashigaru schrieb:
Und da ist Sprache der ausschlaggebende Faktor: als höchstes Anzeichen für eine völlige Integration ins römische Reich.
Genau das bezweifle ich. War der hellenistische Osten weniger ins römische Reich integriert als die iberische Halbinsel?
 
Gandolf, mit Verlaub, du findest eloquenter Weise immer wieder Formulierungen, allerdings weiß ich nicht, was du mit "wie du 2." meinst.

Über graduelle Unterschiede kann man natürlich diskutieren. Aber Dein ursprünglicher Standpunkt lautete ja,
dass für eine Romanisierung die Präsenz der Römer erforderlich ist,
diese somit nur vor dem Untergang des weströmischen Reiches möglich war und
da keine Römer in Amerika waren, sei dieser Kontinent auch nicht romanisiert worden.
Und ist es noch. Allerdings bin ich bereit der Nomenklatur "Romanisierung" als Verweis auf Übernahme romanischer Elemente zuzustimmen. Falls dich das desorientiert, solltest du dir gewahr werden, dass du, viel härter als ich es jemals war, nicht bereit bist den antiken Sinn zu beachten, ja mir scheint es fast zu akzeptieren.

Und auch jetzt noch bin ich nicht bereit von einer Romanisierung Amerikas zu sprechen, sondern vom Transport romanischer Elemente innerhalb anderer Kulturen, wie der spanischen usw.

Mir erschien zum Thema dieses Stranges das von Dieter Hägermann herausgegebene Buch "Akkulturation – Probleme einer germanisch-romanischen Kultursynthese in Spätantike und frühem Mittelalter" aus dem Jahr 2004 geeigneter. Zumal dieses Buch auf der Grundlage einer Tagung des Projektes der Deutschen Forschungsgesellschaft "Nomen et Gens - Name und Gesellschaft" erstellt wurde, die im Deutschen Historischen Institut in Paris vom 19. bis 22. März 2002 stattfand und an der mehr als 40 Sprachwissenschaftler, Historiker und Archäologen aus sechs Nationen zum interdisziplinären Austausch teilnahmen: http://www.dhi-paris.fr/seiten_deut...kulturation.htm

1. Eine Konferenz, die sie ihren Namen nicht umsonst trug, andere Themengebiete also nicht als zentrale Themen erachtete.
2. Im Vorfeld wollte ichs vermeiden aber nun gut. Deine Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen und in deinem "Sinne" verwendet. Etwas das der Historiker (ich bin überrascht wie du als Jurist beständig für diesen Berufszweig vermeinst sprechen zu können) gar nicht leiden kann:
Tagungsbericht schrieb:
In den Quellen sei die Bezeichnung "Germanen" in zeitgenössischer Verwendung seit dem 4./5. Jh. präziseren Benennungen weitgehend gewichen.
Hier trennt Pohl das Problem, obwohl es in einer Beleuchtung von der Antike bis zum Mittelalter steht, ab, von der eigentlichen Antike und läßt den Konflikt erst in der Spätantike entstehen, oder noch besser, in der ausgehenden Antike. Somit ist die Kaiserzeit aus dieser Perspektive außen vor (was sie eigentlich nicht ist, denn schon um Teutonen wird heftig diskutiert, aber daran wird klar, dass der pamphletische Versuch Germanen im allgemeinen als schwer definierbar zu stempeln nur Ablenkung, oder, falls dies deinen Überzeugungen wirklich entspricht, ein Irrtum ist).

Tagungsbericht schrieb:
Als wissenschaftlicher Forschungsbegriff seien "die Germanen" mit einer ganzen Bandbreite unterschiedlich gelagerter Probleme behaftet. So sei der historiographische Germanenbegriff keineswegs deckungsgleich mit dem archäologischen bzw. philologischen. Zudem sei der Germanenbegriff allein schon durch seine affektive Besetzung problematisch.
Hier wird eingegrenzt, wieso der Germanenbegriff schwer zu benutzen ist, und nichts anderes kommt dabei heraus, als der Hinweis, dass es keine klaren Grenzen geben kann.
So wie heute das Gebiet Elsas noch immer bilingual ist, und somit weder klar französisch oder deutsch ist, so gibt es Regionen und Stämme die ähnliche Probleme bereiten, was an sich nicht heißen soll, dass es keine deutlich zu erkennenden Germanen par Definitionem gibt. Auch das habe ich bereits versucht dir in einfachen Worten klar zu machen.

Tagungsbericht schrieb:
Der Vortragende warf zudem die Frage auf, ob die zwischen dem 5. und 8. Jh. feststellbaren Umbrüche bei den germanischsprachigen Völkern, u. a. auf den Ebenen der Sprache (Verlust der Muttersprache, Lautverschiebungen), der Religion (Bestattungssitten) und der traditionellen Lebensweise (Trachtwechsel, Siedlungsform) als "Akkulturation" anzusprechen seien. Germanen lebten in jahrhundertelanger Nachbarschaft zum Römischen Reich. Akkulturationsprozesse setzten demnach viel früher ein. "Akkulturation" sei nicht als einfache Übernahme römischer Kultur zu verstehen, vielmehr seien romanische Elemente innovativ an neue Umstände angepaßt worden
Nachdem hier nun klar der Begriff "germanisch" über das 5. Jh.n. Chr. ausgedehnt wurde (was, wie ich in meinem vorherigen Beitrag sagte auf die Strittigkeit zurück zu führen ist), spricht man hier auch deutlich von einer Akkulturation und scheint bewußt zu vermeiden, von einer Romanisierung zu fabulieren, vermutlich um nicht mit dem eigentlichen, dem antiken Sinne aneinander zu geraten.
Und noch viel weiter, sie verweist sogar auf den Transport des "romanischen" und nicht des "römischen" aus dem Imperium, und genau darum kann man bei den Germanen nicht von einer Übernahme römischer Kultur sprechen (Romanisierung) sondern nur von einer Akkulturation, Übernahme einzelner Elemente.

Das alles stammte aber von einem Redner, und zu meinem "erstaunen" wandten sich jene 40 Historiker, Sprachwissenschaftler und Archäologen (nicht unbedingt die bedeutenste Tagung der letzten Jahre...) der Sprachforschung zu, ihrem Spezialgebiet.
Ein anderer Redner läßt viel später folgendes verlauten:
Tagungsbericht schrieb:
Der Vortragende unterstrich insbesondere die Bedeutung der christlichen Mission beim Transfer antiken Bildungsgutes.

Der Vortragende unterstrich insbesondere die Bedeutung der christlichen Mission beim Transfer antiken Bildungsgutes.
Wenn also die romanischen Elemente teils modifiziert innerhalb der Christenlehre transportiert wurden, so kann man dabei in erster Linie von einer Christianisierung sprechen. Und in der Tat ist dies auch der Fall, wenn wir von der Tätigkeit der Missionare im 7.-9. Jh.n.Chr. und eben nicht von einer "Romanisierung" oder Akkulturation.

Und beschlossen wurde die Tagung mit dem Vortrag:
"Aspekte der Kultursynthese von Romanen und Germanen im Frankenreich im Spiegel der Historiographie des späten 6. und 7. Jhs."
Eine Trennung wie du sie als nicht existent beschrieben hast, in einer Zeit in der du den Germanenbegriff als nicht mehr existent ansprichst.

Soviel also dazu. Die Quintessenz, welche du übernommen hast, ist radikal und führt nicht nur bei den hier Anwesenden zu einigem erstaunen.
Denn selbst der Tagungsbericht sagt:
Insgesamt wurde deutlich, daß die germanisch-romanische Akkulturation im Zeitraum zwischen Spätantike und frühem Mittelalter einen langfristigen, vielgestaltigen und vielschichtigen Syntheseprozess darstellt, dessen Untersuchung eine enge interdisziplinäre und internationale Kooperation verlangt. Die von dieser Tagung ausgegangenen Anregungen und Neuansätze aus unterschiedlichen Disziplinen werden in Form eines Tagungsbandes der Forschung zur Verfügung gestellt.
Es können also kaum klare Aussagen darüber im moment getroffen werden.
Im Gegensatz dazu die traditionelle Begrifflichkeit der Romanisierung.
Diese ist zwar in Detailfragen heiß diskutiert, wie weit etwa der Osten nun wirklich romanisiert wurde oder nicht, die Rahmenbedingungen sind aber ebenso klar wie die Folgen und die nötigen Indizien.

Gandolf schrieb:
Eigentlich beschreibt dein Einwand die Problematik, um die es mir geht, ganz gut. Die Begrifflichkeiten "Romanen" (romania) und "Barbaren" / "Germanen" stammen aus einer Zeit, in der sich diese "Gruppen" gegenüberstanden. Doch diese waren auch Nachbarn und infolgedessen begann ein Prozess der Akkulturation, der Angleichung der beiden Kulturen. Dieser Prozess begann sich infolge der Invasion und der damit einhergehenden Völkervermischung noch weiter zu verstärken. Schließlich begann die Kirche, die durch den Untergang Westroms ihren staatlichen Schutz verloren hatte, die geistige Gegenoffensive (Truppen hatte sie ja keine). Sie begann die Völker des Nordens im Rahmen ihrer Missionierung zu romanisieren und gewann somit neue Schutzherren. Infolge dieses Angleichungsprozesses büssten die Begriffe "Romanen" und "Germanen" ihre ursprüngliche Trennschärfe ein.
Wieder falsch. Wie die Tagung beschrieben hat, beginnt die Akkulturation im eigentlichen Sinne erst durch die verstärkten Vorstöße, also die Invasionen, wie du sie nennst. Eine Übernahme römischen Gedankengutes findest du zuerst im "Militär", denn die Germanen passen die Kampfesweise den Römern an, worauf diese selbst zu weiteren Reformen gezwungen werden usw. usf. Dies wird im 3. Jh.n.Chr. sichtbar, gegen dessen Ende die ersten großen und verheerenden Einfälle seit der Republik stattfinden und in deren Folge jene Akkulturation einsetzt (wenn man großzügig ist).
Die Konferenzteilnehmer legen dies, wie oben beschrieben, erst auf das 4./5. Jh.

Und auch falsch, dass die Kirche "romanisierte". Sie christianisierte, logischerweise, und gleichzeitig war nicht allein ausschlaggebend sie es. Oder hast du den Streit mit den irischen Mönchen vergessen?

Gandolf schrieb:
"Diesseits des Rheines" ist in einem Internetforum aber eine ziemlich ungenaue Ortsangabe, nicht wahr? das macht aber nichts. Ich weiß ja, was Du gemeint hast.
Ich traue meinen Diskussionpartnern und den Forumsbesuchern nach mehrmaliger Klarstellung und diesmaliger Gegenüberstellung durchaus zu, sich zu erinnern, welche der Rhein- und Limesseiten romanisiert wurde und welche nicht, und ich traue ihnen nicht zu, in den Glauben zu verfallen, rechts des Rheines seien die Römer erfolgreicher gewesen als links des Rheines...
Es ist immerhin tröstlich, dass du darüber nachgedacht, und dann erkannt hast, was ich meinte, wenn es dir nicht sofort einleuchtete...

Ich schrieb ja auch, dass die Germanen römisch-katholische Christen "wurden" und in meinem Beitrag vom 07.08.05 -01:55 Uhr - habe ich ja auch geschrieben, wie dies geschehen ist.
Das mag sein, aber du springst in den Zeiten und Epochen zu viel.
Im einen Moment sprechen wir noch von "linksrheinischen" und "rechtsrheinischen" also antiken Germanen, dann springst du zu den völkerwandernden und dann zu den mittelalterlichen, bei denen diese Einteilung hinfällig relevant ist.
Im einen Moment reden wir von den durch die "Invasionen" übernommenen romanischen Traditionen und Gütern, im nächsten steckst du 300-500 Jahre später im tiefsten Sachsenland... Das ist der Sache und auch deines eigenen Verständnisses nicht förderlich.

Ich merke vor allem, dass du dich mit meinen Beispielen, die für das Gegenteil sprechen, gar nicht auseinandersetzt und Dich nun auf die fehlenden Thermen, Tempeln, Foren, etc. stürzt. Ich will es mal so sagen:
Das ist auch wieder falsch. Ich setze mich mit deinen Beispielen auseinander. Nur darum habe ich in meinem letzten Beispiel akzeptiert, dass du eine in deinem Sinne gesprochene "Romanisierung" auch bei anderen Völkern sehen kann. Das nämlich romanische Elemente vorhanden sind.
Andersherum wehrst du dich ausgesprochen eloquent dagegen, dass du hier das Thema viel zu weit ausgedehnt hast, dass "diese" Romanisierung als solcher Akt nicht existierte sonder nur ein unterschwelliger Effekt ist und gegen eine eigentlich zweifelsfreie Begriffseinteilung, ja sogar gegen eine Fokusierung des Themas auf den von der Fragestellerin ursprünglich gemeinten Bereich.
Und um weiter voran zu schreiten:
Thermen setzen heisse Quelle voraus. Diese wollen entdeckt sein und dann muss auch noch das Geld für den Bau von Bädern zur Verfügung gestellt werden. So etwas ist nicht am Anfang des Romanisierungsprozesses zu erwarten.
Das ist mit oder ohne Verlaub albern. Thermen setzen heiße Quellen voraus? Wer hat dir diesen Bären aufgebunden? Thermen setzen den Bau solcher voraus und das Geld dafür ist weitaus geringer als für den Bau einer Burg oder eines Festungsbereiches. Die Siedlungen des Mittelalters wären also durchaus in der Lage gewesen diese zu errichten, einzig das Können, und darauf will ich hinaus, wwar ihnen nicht zuteil geworden, also waren sie nicht romanisiert worden, denn die Kelten, Illyrer, ja sogar die Inselkelten und Iberer bauten sie nach ihrer Romanisierung.

Nachdem das Christentum Staatsreligion wurde, kam selbst in Rom der Tempelbau zum Erliegen. Nun wurden Kirchen gebaut. Im Rahmen ihrer Missionierung bauten auch die Germanen Kirchen.
Richtig, du sagst es. Während ihres "Jahrhundertelangen Kontaktes und der damit verbundenen Akkulturation (die es eben noch nicht gab)" übernahmen die Germanen den Tempelbau nicht: keine Romanisierung (im Gegensatz zu den Kelten, die bauten Tempel). Und selbst nach den "Invasionen" bauten die Germanen keine Kirchen (keine wie auch immer geartete Romanisierung), sondern erst nach der Missionierung und der damit verbundenen Christianisierung (in deren Kielwasser auch ein Transport romanischen Kulturgutes fuhr).

Foren setzen Städte voraus und die Gründung von Städten wurde von den "romanisierten Germanen" betrieben wie nie zuvor.
Hier fehlt die zeitliche Eingrenzung (was mit "romanisierten Germanen" nicht getan werden kann. Die eingefallenen Germanen ins Reich jedenfalls bekamen Siedlungen zugeteilt wenn sie dort seßhaft werden wollten, und diese Städte bestanden bereits und verfügten von alters her über ein Forum.
Hingegen verzichten mittelalterliche Städte auf ein Forum und benutzen eben einen Marktplatz, dessen Funktionen nicht zur Gänze denen eines Forums entsprechen und deren Aufbau sich grundlegend unterscheidet (bis auf eine freie Fläche, aber das ist lange nicht alles).

Ende Teil 1 (wußte gar nicht dass es eine Beschränkung von Postings gibt....)
 
Zuletzt bearbeitet:
In den kalten und vernebelten Wäldern und Gegenden "Germaniens" konnte sich die römische Mittelmeerkleidung nicht durchsetzen.
Sag mal...gerade eben haben sie noch urbanisiert wie nie zuvor und im nächsten Satz leben sie wieder in Sümpfen und dichten Wäldern wie bei Grimms....
Die Römer verfügten spätestens ab dem 2. Jh.n.Chr. über "germanientaugliche" Kleidung. Oder stellst du dir gerade den Legionär am Limes ohne Hosen und in caligae im Schnee wachschiebend vor?

Auch machte es angesichts dieser klimatischen Verhältnisse keinen Sinn in "Germanien" Gemüse aus dem Mittelmeerraum oder gar die Mittelmeerküche etablieren zu wollen.
Was du meinst sind agrarische Inhalte. Ich sprach von Essgewohnheiten, und durchaus war man in der Lage, Mittelmeerprodukte zu importieren, was aber teilweise gar nicht nötig war, die Römer taten dies über 400 Jahre lang. So starb der Liquamen ebenso aus, wie Mulsum, Moretum, Puls, Posca usw.
Das meiste davon ließe sich übrigens auch mit "klimatisch bedingtem" germanischem Anbau herstellen. Falls du dies nicht glaubst, schau mal in den nächsten Kräutergarten den du findest, dort wächst fast alles, was auch die Römer schon benutzten um ihr Moretum her zu stellen.

Und noch eine charakteristische Eigenschaft der Romanisierung, die gänzlich fehlt: die Hygiene. Keine Thermen (dies erwähnte ich bereits) aber auch keine öffentlichen Toiletten, verbunden mit einem Kanalsystem, keine großen Wasserleitungen in die Stadt (heißgeliebte Aquädukte), keine Strigilisfunde mehr...

Ich lese dich also und beschäftige dich sowohl mit deinen Texten als auch mit deinen Beispielen. Bislang wird aber nicht ersichtlich, warum du so weit von der ursprünglichen Fragestellung abweichst, und wäre dankbar, wenn du mir eben auch eine solche Behandlung zukommen lassen würdest.

Du merkst worauf ich hinaus will:
Infolge des durch die Missionierung fokusierten und systematisch betriebenen Kulturtransfers veränderten sich die Germanen. Sie blieben nicht die alten, die lediglich neue Techniken annahmen. Sie adaptierten die römische Kultur und passten diese ihren Verhältnissen an. Hierdurch entstand etwas neues ("romanisierte Germanen").
Ja ich merke es und sehe wo das Problem liegt.
Die Germanen veränderten sich in der Tat, aber schon vor der Missionierung und nicht ausschließlich durch die Römer (und zu Zeiten der Missionierung schon so gut wie gar nicht mehr durch die Römer). Sie waren auch durch eigene Leistung in der Lage Fortschritte zu machen (die Moorfunde zu ihrer Kleidung sprechen für eine Etablierung eigenständiger Kultur, ebenso wie ihre Esskultur oder Bewaffnung).
Es gibt, wie gesagt, romanische Elemente, auch bei den Germanen und bei uns heute. Dies aber gleich als Ausdruck einer "Romanisierung" zu sehen ist eine Überspitzung der Tatsachen und ein denken in falschen Dimensionen.
 
@ Hyokkose: mit dem hellenistisch geprägten Osten kenne ich mich nicht ganz so gut aus. Ich würde aber sagen, dass im Streifen von Griechenland bis Cyrene (Nordafrika) andere Voraussetzungen herrschten - aus drei Gründen.

1. Anders als die Kelten oder Germanen verfügten die dortigen Völker über das Griechische sowohl als Schrift- und Verkehrssprache. Auch viele Römer beherrschten das Griechische, so dass es nicht verdrängt wurde.

2. Griechen und Römer standen sich kulturell näher als Römer und "Barbaren". In der östlichen Reichshälfte gab es schon vor der römischen Invasion die in diesem Thread bereits beschworenen "Thermen, Tempel und Theater". Der Anreiz, seine eigenen Bräuche aufzugeben, um an diesen zivilisatorischen Errungenschaften teilzuhaben, fiel somit weg.

3. Kulturelles Prestige: Es ist ja kein Geheimnis, dass die griechische Geisteskultur von vielen Römern hoch geschätzt und in Ehren gehalten wurde. Noch im 2. und 3. Jahrhundert beeinflusst der Hellenismus die römische Kunst und Mode. Autoren wie Cassius Dio konnten ohne weiteres ihre Bücher in Griechisch veröffentlichen und wurden gelesen - für einen Kelten hätte das wohl nicht gegolten.
 
Ashigaru schrieb:
@ Hyokkose: mit dem hellenistisch geprägten Osten kenne ich mich nicht ganz so gut aus. Ich würde aber sagen, dass im Streifen von Griechenland bis Cyrene (Nordafrika) andere Voraussetzungen herrschten

Deinen Ausführungen kann ich zustimmen, nur ändert das an der Tatsache nichts, daß die Sprache nicht das ausschlagende Kriterium für die Frage nach einer gelungenen Integration sein kann.

Wenn Mehrsprachigkeit ein Hindernis für Integration darstellt, müssen zusätzlich andere Voraussetzungen vorliegen. Die Sprache allein macht's nicht.
 
Ich habe mich da vielleicht auch falsch ausgedrückt - ich meine vielleicht eher eine Assimilation als eine Integration, und zwar auf die Ethnien bezogen.

Ich sehe die Sprache auch nur zum Teil als Methode der Romanisierung an (in ihrer Rolle als Handels- und Militärsprache), hauptsächlich aber als Indikator für den abgeschlossenen Romanisierungsprozess. Dazu zwei Beispiele:
- in der mittleren Kaiserzeit sind gallische Namen noch auf Grabsteinen fassbar, in der Spätantike nicht mehr.
- die Iberer besaßen eine eigene Schriftsprache. Gerade in iberischen Dörfern haben sich viele Inschriften erhalten, die, wenn ich mich recht erinnere, im 2. Jahrhundert versiegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ashigaru schrieb:
Ich habe mich da vielleicht auch undeutlich ausgedrückt - ich meine vielleicht eher eine Assimilation als eine Integration, und zwar auf die Ethnien bezogen.

Ich sehe die Sprache auch nur zum Teil als Methode der Romanisierung an (in ihrer Rolle als Handels- und Militärsprache), hauptsächlich aber als Indikator für den abgeschlossenen Romanisierungsprozess. Dazu zwei Beispiele:
- in der mittleren Kaiserzeit sind gallische Namen noch auf Grabsteinen fassbar, in der Spätantike nicht mehr.
- die Iberer besaßen eine eigene Schriftsprache. Gerade in iberischen Dörfern haben sich viele Inschriften erhalten, die, wenn ich mich recht erinnere, im 2. Jahrhundert versiegen.

Gut, da habe ich Dich wohl mißverstanden; Integration und Assimilation sind ja nicht dasselbe. Von völliger Assimilation würde ich auch erst dann sprechen, wenn diese sich auch in der Sprache zeigt.

Zu den Iberern noch ein paar Anmerkungen:

- Die eigentlichen Iberer saßen an der Mittelmeerküste von Andalusien bis Südfrankreich. Ihre Sprache ist durch Inschriften zwischen dem 4. und 1. vorchristlichen Jahrhundert bezeugt.

- Von diesen zu unterscheiden sind die Keltiberer im Westen der iberischen Halbinsel; die Inschriften datieren zwischen 150 und 50 v. Chr. Außerdem sind drei Inschriften in lusitanischem Dialekt vermutlich aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. erhalten.

- Im Südwesten wurde Tartessisch gesprochen. Die Inschriften lassne sich nur schlecht datieren; man nimmt eine Entstehungszeit zwischen 500 und 200 v. Chr. an. Das Datum 200 v. Chr. wird nur deswegen angenommen, weil ab hier die kulturelle Romanisierung archäologisch faßbar wird.

- Ohne eigene Schrifttradition waren die Vorfahren der Basken im heutigen Navarra samt ihren aquitanischen Verwandten nördlich der Pyrenäen.

(Jürgen Untermann, Zur Vorgeschichte der Sprachen des alten Hispanien, in: Langugages in Prehistoric Europe, Heidelberg 2003)
 
Ashigaru schrieb:
@ Gandolf: Eben! Es geht aber nicht nur darum, staatsrechtlich Römer zu werden, sondern auch darum, nach und nach die alten Stammessprachen und -bräuche aufzugeben und z.B. Latein zu sprechen (wenn auch häufig "vulgär"). Und wie ich schon früher erläuterte, ist Romanisierung nicht nur ein wissenschaftlicher Fachbegriff, sondern eine Folge der Politik des römischen Reichs. Mit dieser sind einige Vorgänge des Mittelalters nur ansatzweise vergleichbar (z.B. Bevölkerungsveränderungen/ethnische Politik während und nach der Reconquista in Spanien).
Ich sehe es so: der altgeschichtliche Fachbegriff der Romanisierung (Romanisierung im engen Sinne) hat in der alten Geschichte seinen Platz. Er sagt aber nichts über die Romanisierung aus, die durch die Romanen im Mittelalter erfolgte (Romanisierung im weiteren Sinne).
Ashigaru schrieb:
Gegen deine Theorie spricht aber, dass die frühmittelalterlichen Burgen wehrtechnisch eher ein Rückschritt waren und putzigerweise die hochmittelalterlichen Anlagen schon wieder eher den spätantiken Kastellen ähnelten (wobei der Einfluss hier allerdings aus dem orientalischen Raum stammt). Gleichzeitig muss man trennen zwischen "hoher" Architektur und den Behausungen und Siedlungen des Volkes. Diese ähnelten in keiner Phase des Mittelalters besonders den mediterranen Städten und Dörfern.

Ob die "germanischen" Anwendungen der römischen Baukunst wehrtechnisch als Fortschritt oder als Rückschritt zu bewerten sind, ändert doch nichts an dem Umstand, dass sie mit Hilfe dieser Baukunst errichtet wurden.;)
Ashigaru schrieb:
Das ist jetzt nicht wirklich dein Ernst, oder? Bezeichnenderweise nennst du hier ausschließlich Beispiele aus dem religiösen Bereich, den ich ohne Zweifel voll von der römischen Kirche in Beschlag genommen und somit "romanisiert" sehe. Aber wie siehts denn aus in den Bereichen Recht, Verwaltung, Lehnssystem, Dorf- und Siedlungsformen? Alles römisch? Na! Der Klerus war eine Klasse für sich und tatsächlich stark romanisiert. Aber Tatsache ist, dass im einfachen Volk z.B. so gut wie niemand des Lateinischen mächtig war. Sonst hätte Luther nie die Bibel übersetzen müssen. Und vor allem wegen dieser klitzekleinen, quasi völlig unbedeutenden Sprachunterschiede würde ich eben nicht von einer "Romanisierung" sprechen.
Ach herrje. Ich habe keine Lust mich ständig zu wiederholen. Lies einfach meine letzten Beiträge nochmals.

Übrigens was das Recht angeht, setzte dessen Romanisierung bereits unter den Karolingern ein und führte durch den romanisierten Juristenstand ab Mitte des 15. Jahrhunderts zur Übernahme des römischen Rechtes "nicht nur in einzelnen Punkten, sondern insgesamt". Andere Länder, "so Frankreich und England, (entlehnten) weit weniger Rechtssätze und bewahrten ihr nationales Recht entschieden besser" (Konrad Fuchs und Heribert Raab, Wörterbuch der Geschichte, 1998, unter Rezeption). Als die Väter des Bürgerlichen Gesetzbuches Ende des 19. Jahrhunderts ihren Ersten Entwurf vorlegten, lautete der Hauptkritikpunkt an diesem: viel zu viel römisches Recht („überromanistisch“):rolleyes: und viel zu wenig germanisches Recht. An diesem Umstand hat man bei der Überarbeitung des Entwurfs recht wenig geändert. Keine Romanisierung?
 
Zuletzt bearbeitet:
Gandolf schrieb:
Ich sehe es so: der altgeschichtliche Fachbegriff der Romanisierung (Romanisierung im engen Sinne) hat in der alten Geschichte seinen Platz. Er sagt aber nichts über die Romanisierung aus, die durch die Romanen im Mittelalter erfolgte (Romanisierung im weiteren Sinne).

Nochmal:
1. Darüber reden wir hier aber (immer noch) nicht und es war nicht damit gemeint, als die Frage gestellt wurde.
2. Die Fachwelt pflegt eben dies nicht mit Romanisierung zu umschreiben.
Mit Romanisierung, und das habe ich dir anhand deines Tagungsberichtes und eines Literaturbeispieles aufgezeigt, und zeige dir hier anhand eines Vorlesungsverzeichnisses: http://www.fu-berlin.de/vorlesungsverzeichnis/ss05/gesch-kultur/004004008004001001.html
wird im Normalfall eben die Romanisierung angesprochen, nicht der Transport romanischer Elemente.

Ob die "germanischen" Anwendungen der römischen Baukunst wehrtechnisch als Fortschritt oder als Rückschritt zu bewerten sind, ändert doch nichts an dem Umstand, dass sie mit Hilfe dieser Baukunst errichtet wurden.;)

Entscheide dich, entweder römisch und Romansierung, oder romanisch und "Romanisierung" / Akkulturation (ein Begriff, mit dem Verwechselungen ausgeschlossen werden).


Gandolf schrieb:
... lautete der Hauptkritikpunkt an diesem: viel zu viel römisches Recht („überromanistisch“):rolleyes: und viel zu wenig germanisches Recht. An diesem Umstand hat man bei der Überarbeitung des Entwurfs recht wenig geändert. Keine Romanisierung?
Und hier ist wieder der schon aufgezeigte Fehler dieser Argumentationslinie in der Wortgebundenen Art, welche du nutzt.
Eben noch sprachst du von Nichtexistenz der Germanen nach dem 5. Jh. oder nur in ihrer Existenz als romanisierte Germanen, also kann es ja eigentlich kein germanisches Recht geben, da die Aufzeichnung erst nach der "Romanisierung" beginnen kann und somit schon "verfälscht" sein muß, wenn es sich hier um eine "Romanisierung" gehandelt haben soll...

Gerne also nochmal der Satz aus dem Tagungsbericht, der die Problematik, mit der du dich hier Fachfremd versuchst im falschen Kontext auseinander zu setzen:
Tagungsbericht schrieb:
Insgesamt wurde deutlich, daß die germanisch-romanische Akkulturation im Zeitraum zwischen Spätantike und frühem Mittelalter einen langfristigen, vielgestaltigen und vielschichtigen Syntheseprozess darstellt, dessen Untersuchung eine enge interdisziplinäre und internationale Kooperation verlangt. Die von dieser Tagung ausgegangenen Anregungen und Neuansätze aus unterschiedlichen Disziplinen werden in Form eines Tagungsbandes der Forschung zur Verfügung gestellt.

Und nur so nebenbei, wenn man nicht mal die Klischees der germanischen Baumschubser ausschließen kann oder weiß was eine Therme ist und wie sie funktioniert sollte man in der Hinsicht vielleicht Argumenten anderer aufgeschlossener zuhören, als sie rundweg mit dem Verweis auf früher geschriebenes ab zu würgen. Ich käme ja auch nicht auf den Gedanken in einer juristischen Diskussion dich einfach zu übergehen oder wenig Beachtung zu schenken.
 
Zuletzt bearbeitet:
hyokkose schrieb:
Das mag wohl sein, belegt aber nicht im geringsten Deine These "Der Begriff „romanisch“ ist ein Kampfbegriff, der erstmals von der römischen Kirche ins Spiel gebracht wurde."

In keinem der von Dir angeführten Beispiele ist der Begriff "Romania" ersichtlich, geschweige denn als "Kampfbegriff". Abgesehen davon besagen die Äußerungen, die unter dem Eindruck der später erfolgten großen Invasionen zustande kamen, absolut nichts über den einzig in Frage kommenden Zeitpunkt "gegen 330".

Polemische Abgrenzungen gegen die angeblich unzivilisierbaren "Barbaren" gab es nicht erst ab 330, dafür können die kirchlichen Autoritäten nun wirklich nichts.
Die vor Hass triefenden Abgrenzungen, die ich zitiert habe, stammten von kirchlichen Autoritäten.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum wurden die Germanen nicht romanisiert?

Conny1 schrieb:
...für mich stellt sich die Frage, warum andere Völker wie die Bewohner Frankreichs oder Rumänien romanisiert wurden, während Mitteleuropa sprachlich germanisch geblieben ist...
Uff!!
Mir geht's wie Florian! Wenn ich mir die vorausgegangenen Beiträge betrachte, komme ich auf drei Punkte, warum die Romanisierung der Germanen nicht gelang:

1. Punkt: Es gelang den Römern nicht, Germanien dauerhaft zu unterwerfen. Somit war eine Romanisierung der Germanen, in einem Ausmaß, wie sie bei den Galliern in Gallien erfolgt war, nicht durchführbar.

2. Punkt: Die germanischen Stammesverbände, die später in römisches Gebiet eindrangen waren militärisch zu stark um unterworfen zu werden. Man räumte ihnen den Status von Föderaten (Verbündeten) ein. Diese Föderaten standen zwar im Dienste Roms, aber sie standen unter der Herrschaft eigener Fürsten oder Könige, und sie lebten nach germanischem Recht. Einer übertriebenen Romanisierung seiner Untertanen wird der herrschende Stammesführer, sicherlich zur rechten Zeit, einen Riegel vorgeschoben haben. Wurden die Herrschaftsstrukturen solcher Stammesverbände (z.B. Goten u. Wandalen) zerschlagen, gingen die Reste dieser Völker vermutlich in der ansässigen Bevölkerung auf. Das begreife ich aber nicht mehr als Romanisierung.

3. Punkt: Der Begriff "Romanisierung". Romanisierung ist für mich die aktive Romanisierungspolitik des römischen Reiches. d.h. Selbständige Adaption römischer Zivilisation durch nachfolgende Völker, die ohne den Druck des römischen Reiches erfolgen konnte, oder die Einführung römischer Kultur während der Christianisierung fällt für mich nicht mehr unter den Begriff Romanisierung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jürgen schrieb:
3. Punkt: Der Begriff "Romanisierung". Romanisierung ist für mich die aktive Romanisierungspolitik des römischen Reiches.
Im Sinne der Fragestellung hat es nie eine aktive Romanisierungspolitik gegeben.
 
Ach herrje. Ich habe keine Lust mich ständig zu wiederholen. Lies einfach meine letzten Beiträge nochmals.

@ Gandolf: ich verstehe sehr wohl was du sagen willst, teile aber deine Argumentation nicht. Ich finde es schade, dass du nicht auf meine letzten Beispiele eingehst, die immerhin eine Replik auf deine Unterstellung sind, ich wolle irgendein "Germanentum" nachweisen.
Im übrigen sage ich auch nicht ständig: "Ließ das Eingangsposting nochmals!" wenn du wieder mit deiner höchstpersönlichen Interpretation des Begriffs "Romanisierung" ankommst.

Übrigens was das Recht angeht, setzte dessen Romanisierung bereits unter den Karolingern ein und führte durch den romanisierten Juristenstand ab Mitte des 15. Jahrhunderts zur Übernahme des römischen Rechtes "nicht nur in einzelnen Punkten, sondern insgesamt"

So, und jetzt noch etwas sachthematische Diskussion. Ich bin kein Jurist oder Rechtsexperte. Aber was ist denn zum "Sachsenspiegel" zu sagen? Soll in einigen Regionen immerhin noch bis ins 19. Jahrhundert verwendet worden sein.
Die "Landfrieden" im Hoch- und Spätmittelalter waren etwas, dass im Kaiserreich geschaffen wurde und nur unter der Problematik der zahlreichen deutschen Feudalstaaten entstehen konnte. Auch beim Thema "Recht" gilt: ich bestreite gar nicht den Einfluss, denn der römische "Corpus Iuris Civilis" auf die Rechtspflege anderer Völker ausübt. Aber das ändert nichts daran, dass es daneben eine eigenständige, auf die Völkerwanderungszeit zurückgehende Entwicklung in Deutschland gibt.

Abgesehen davon halte ich deine Auffassung von "Romanisierung" etwas schwammig, deswegen kommt die Diskussion auch nicht voran. Du sagst zum Beispiel selbst, dass deiner Ansicht nach die endgültige "Romanisierung" des Rechts erst im 15. Jahrhundert statt fand. Wann sind wir denn nun "romanisiert" worden? Während der Völkerwanderung? Im Mittelalter? In der Neuzeit? Oder gar immer? Oder war es nicht doch eben nur ein Kulturaustausch mit dominanter Rolle der mediterranen Staaten und Kulturen?
 
Kleiner Einschub::winke:


Als ich den Begriff "Mitteleuropa" geklärt haben wollte, da es wirklich verschiedenste Definitionen gibt, gab es einen großen Aufschrei und mir wurde eine Themaverfehlung vorgeworfen.

Jetzt wird seit wirklich langer Zeit über die Definition von Romanisierung diskutiert und so mancher rückt von seiner sehr eigenen Definition von Romanisierung nicht ab.
Also ich denke die Definition von Romanisierung war doch bisher nicht umstritten oder?

Die Fragenstellerin Conny1 wollte ja wissen warum die Germanen im Gebiet von Mitteleuropa nicht romanisiert wurden und nicht was man unter Romanisierung versteht.

Schon mal bemerkt dass sich Conny1 seit längerer Zeit nicht mehr an dieser Diskussion beteiligt hat, bzw. noch gar nicht richtig beteiligt hat.
In denke nicht nur sie, sondern auch ich und andere Geschichtsinteressierte sind mit dieser diffusen Diskussion einfach "überfordert".
 
Ich muss zugeben, dass du Recht hast, zumal die eigentliche Frage nicht so kompliziert war und zwischenzeitlich längst geklärt wurde. Klinke mich jetzt auch aus der Diskussion aus.
 
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