Vielleicht ist der Putzger ja schon etwas älter? Aber auch mit Putzger sind es von Caesar bis 800 n. Chr. 850 Jahre. Die Kelten am Rhein konnten jedenfalls von der späteren Sprachgrenze noch nichts ahnen.
Ja, der Putzger ist etwas älter. von 1961.
Hat es seither umwälzende Erkenntnisse zum Verlauf der Sprachgrenze gegeben?
Na mit Delbrück. siehe Beispiel, ist auch Online verfügbar. Brauchst nicht mal in die Bib.Mit was für "Zahlen" operierst Du denn?
Wir kennen nicht die Bevölkerungszahlen der römischen Provinzen, wir können lediglich an Beispielen wie etwa Köln sehen bzw. über den Daumen peilen, daß die romanische Bevölkerung im 3. Jahrhundert bereits auf die Hälfte abgesackt ist und in der Folgezeit vermutlich noch einmal um die Hälfte (die Bevölkerungszahl insgesamt blieb etwa gleich, doch war das bereits eine gemischte germanisch-romanische Bevölkerung). In anderen Gegenden dasselbe Bild: Militärische und zivile Bauten werden verkleinert, ländliche Gutshöfe verlassen (die Landbevölkerung wird zunächst versucht haben, in den ummauerten Siedlungen Schutz zu suchen, der städtische Bevölkerungsschwund wird dadurch teilweise ausgeglichen, d. h. der feststellbare städtische Bevölkerungsschwund ist nur die Spitze des Eisbergs.), schließlich Truppen und Verwaltungselite ganz abgezogen
Könnte mich nicht erinnern schon mal etwas anderes geschrieben zu haben. Und dort, wo das römische Reich 200 Jahre früher zu Ende war, wird es vielleicht doch noch keltische Reste gegeben haben. (Die Lausitz ist heute noch in manchen Gebieten 2-sprachig, und schon 800 Jahre germanisiert, nur so am Rande bemerkt)
Erwähnenswert sind noch die Oberrheinsweben im Breisgau.
Auf der anderen Seite liefern die antiken Quellen durchaus beeindruckende Zahlen für die herandrängenden Germanenstämme. Nach der germanischen Invasion in Gallien um 275, bei der 60 Städte zerstört (!) wurden, schlug Kaiser Probus die Eindringlinge über den Neckar und die Schwäbische Alb zurück, dabei sollen 400.000 Germanen getötet worden sein. Ein einzelner Stamm, die Juthungen, soll über 40.000 Reiter und 80.000 weitere Krieger zu Fuß verfügt haben. Auch wenn die konkreten Zahlen vermutlich geprahlt sind - in römischen Augen müssen das horrende Volksmassen gewesen sein.
Was soll denn jetzt das? Geschichtsdiskussion auf der Basis spätantiker Romanschriftsteller?
Wenn es Dir ins Konzept passt ziehst Du die Nibelungensage noch heran. (Wieviele Hunnen hat Hagen erschlagen, bis er "ermattete"?)
Und das 100 Jahre nach Delbrück.
Konkret: Bei Straßburg z. b. haben die Alamannen ca. 6-8000 Mann ins Feld gestellt, vermutlich aus dem einfachen Grund, dass sie nicht viel mehr hatten. Der Probius wäre vielleicht besser gen Alexandria zur Kur gefahren, wenn die Alamannen solche Truppenmassen gehabt hätten.
Alle die in der "Roman-"Literatur aufgeführten Strafexpeditionen sind bis heute archäologisch nicht fassbar. Mit anderen Worten, um größere Verbände kann es sich wohl kaum gehandelt haben.
Ich will ja gar nicht abstreiten, dass immer mal wieder römische Truppen rechtsrheinisch unterwegs waren, aber ob die den fälligen Tribut abgeliefert haben, Lösegeld überbracht haben, oder 400.000 Alamannen, werden wohl eher 40 gewesen sein, gemeuchelt haben, bleibt zumindest offen.