Nix gegen Deine ganzen Szenarios, aber Du kommst damit nie auf den Punkt.
Das Szenario mit den Germanen, die in Straßburg Töpferei "studieren", stammt von Dir. Meine Frage war, für wie schlüssig Du es selber hältst im Vergleich zu meinem Szenario.
Ich kann zwar schon verstehen, daß Du bei den Nachfragen zur Schlüssigkeit Deiner eigenen Szenarien nicht gern "auf den Punkt" kommst, aber das liegt an Dir.
Wer da wessen Beiträge nicht, res. höchstens oberflächlich liest, lassen wir besser mal offen, ....
Man braucht sich nur den Inhalt der Beiträge anzusehen, dann ist es gar nicht mehr so offen.
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Möglichkeit 1: Die indigene Bevölkerung ist sprachlich nahezu vollständig romanisiert. Sie hat die Kopfzahl X, bei der Eroberung wird die Größe a massakriert, die Größe b geht stiften, die romanisierte indigene Bevölkerung hat also anschließend die kopfzahl X-(a+b)=Y
Muss, da das Ergebnis der sprachlichen Germanisierung erreicht wurde, die kopfzahl der Germanen Y+C gewesen sein.
Ich könnte es Dir gleich tun und die beiden Möglichkeiten einfach ignorieren, nicht drauf eingehen, Dir vorwerfen, daß Du "nicht auf den Punkt kommst", aber ich gehe trotzdem drauf ein.
Zunächst einmal ist festzuhalten, daß es nicht an der simplen Größe von Zugewanderten und Einheimischen in einem Stichjahr X geht. Bevölkerungsentwicklung ist ein dynamischer Prozeß.
Da ist zuerst zu fragen: Welcher Teil der indigenen Bevölkerung geht stiften? Wenn es überwiegend die fortpflanzungsfähigen Jungen sind, die anderswo eine bessere Zukunft sehen und ihr Bündel schnüren, die Alten jedoch bleiben, wird es in den nachfolgenden Generationen abwärts mit der Bevölkerungszahl gehen. Wenn dann im Kontrast dazu die Neusiedler eher zur jungen Generation gehören und sich fleißig fortpflanzen, können die Zugezogenen zunächst durchaus in der Minderheit sein. Ein bis zwei Generationen später ist das Verhältnis dann umgekehrt.
Weitere Faktoren zur Bevölkerungsentwicklung (Welcher Bevölkerungsteil hat die höheren Geburtenraten? Welcher die niedrigere Säuglingssterblichkeit?) kann ich nur andeuten, beantworten kann ich die Fragen leider nicht.
Wobei der spätere Zuzug außen vor bleiben kann.
Der spätere Zuzug kann außen vor bleiben, wenn es über mehrere Generationen keinen oder fast keinen Zuzug gibt. Die Zugezogenen verlernen ja nicht sofort ihre Sprache. Der sprachliche Assimilierungseffekt setzt erst dann auf breiter Basis ein, wenn eine im Einwanderungsland geborene Generation die Sprache der Umgebung mindestens ebensogut oder gar besser beherrscht als die Sprache der Mutter - und dann diese Sprache an die nächste Generation weitergibt.
Solange es einen Nachzug in Intervallen von Jahrzehnten (und nicht Jahrhunderten) gibt, ist diejenige Sprache im Vorteil, die immer wieder Zuwachs erhält - gegenüber der Sprache, bei der es nie Zuwachs gibt.
Gibt es seriöse Schätzungen zur Kopfzahl der indigenen Bevölkerung? Der wandernden Germanen?
Bisher bin ich auf nichts gestoßen. Vor einiger Zeit habe ich bei Wikipedia Zahlen zur Einwohnerentwicklung von Köln gefunden, aber wie verläßlich die sind?
Einwohnerentwicklung von Köln ? Wikipedia
Demnach soll die Bevölkerungszahl bereits im 3. Jahrhundert auf die Hälfte abgesackt sein. Danach herrschte wohl lange Zeit Stagnation, die Zahl der romanischen Einwohner muß aber weiter gesunken sein, da später ein beträchtlicher Teil der Einwohnerschaft aus fränkischen Zuwanderern bestand:
Um das Jahr 455 eroberten die Franken die zuvor römische Stadt. Bis Anfang des 6. Jahrhunderts Hauptort eines selbständigen fränkischen Teilkönigreiches, ging es anschließend im Reich Chlodwig I. auf, bewahrte aber starke Eigenständigkeit im Gebiet der Ripuarier. Die romanische Bevölkerung lebte lange Zeit parallel zu den fränkischen Eroberern in der Stadt. Im Laufe des 6. bis 8. Jahrhunderts kam es zu einer vollständigen Akkulturation zwischen den beiden Bevölkerungsteilen. Die wechselseitige Beeinflussung der fränkischen und lateinischen Dialekte ist anhand von Inschriftfunden nachweisbar. Die Franken übernahmen rasch kulturelle Errungenschaften der römischen Stadtbevölkerung, zum Beispiel im Bereich der Bautechnik oder der Glasherstellung.
Köln ? Wikipedia
Ob es zur Gesamtzahl der Zugewanderten solide Schätzungen gibt, wage ich zu bezweifeln. Worauf sollten die basieren?
Hagen Keller, Strukturveränderungen in der westgermanischen Welt, in: Dieter Geuenich (Hrsg.), Die Franken und die Alemannen bis zur "Schlacht bei Zülpich" (496/97), Berlin/New York 1998 warnt vehement davor, die alemannischen Grabfunde aus Südwestdeutschland als Gradmesser für die Bevölkerungsdichte heranzuziehen. Die römischen Autoren schreiben im Zusammenhang mit den Alemannen von einer "gens populosa", einem "volkreichen Stamm". Die müssen sich also schon in beträchtlicher Kopfzahl breit gemacht haben, aber wie viel genau ist "volkreich" in römischen Augen?