Die Gründe für die Mission Haldanes sind dir sicher geläufig. Da wurde doch deutlich, das die britische Öffentlichkeit zu jenen Moment die auswärtige Politik Grey gegenüber Deutschland nicht mehr mittrug. Man wollte eine Verständigung, nicht immer nur Konflikte, mit Deutschland. Daran hatten aber weder Grey noch Haldane ein ausgeprägtes Interesse, alleine das man ausgerechnet den Kriegsminister, keinen Diplomaten, schickte, ist schon merkwürdig. Diese Komödie der Haldane Mission war für die Beruhigung der britischen Öffentlichkeit gedacht und die Deutschen, namentlich Wilhelm II. und Tirpitz machten es Grey durch ihre Dämlichkeit unglaublich einfach im Anschluss der Mission ihre Politik der Bündnispflege fortzusetzen.
Grey war sehr zufrieden mit den beiden Bündnisblöcken in Europa, von denen Großbritannien, durch Großbritannien, den eindeutig stärkeren Verband angehörte. Eine Balance of Power Politik hätte ganz anders aussehen müssen.
Das beantwortet in keinster Weise meine Frage.
Die lautete dahingehend, wie es der britischen Politik hätte möglich sein sollen einen Deutschland-Freundlichen Kurs zu steuern und gleichzeitig einem möglichen deutschen Hegemonialstreben entgegen zu wirken.
Das war offensichtlich nicht möglich.
So lange GB eine deutsche Hegemonie über Europa nicht zu akzeptieren bereit war, konnte sich London nicht so ohne weiteres auf die Seite Berlins schlagen, weil dass das die europäischen Kräfte entscheidend in Richtung Zentralmächte/Berlin verschoben hätte.
Allenfalls Neutralität und die vorherige Rolle eines blockfreien Players mit weitgehendem Handlungsspielraum hätte eine realistische Perspektive sein können, allerdings hätte das vorausgesetzt, über die Mittel zu Verfügen, sich einen Zusammenstoß mit Russland in Asien leisten zu können.
Das wäre die Grundvoraussetzung gewesen sich von dem Agreement mit St. Petersburg wieder zu verabschieden.
Die war aber nicht gegeben so lange die britischen Mittel für Rüstung im Flottenwettstreit mit Deutschland gebunden waren und der wiederrum konnte nur von deutscher Seite her beendet werden, weil die Priorität der Dominanz in der Nordsee für London tatsächlich eine lebenswichtige Frage war.
Das Empire konnte nur aufrecht erhalten werden, so lange man in Europa nicht angreifbar war und seine Mittel und Energien auf Ausbau und erhalt des Empire konzentrieren konnte.
Das war nicht mehr gegeben, wenn man die Dominanz in der Nordsee verlor.
Demgegenüber sind Stimmungen in der britischen Öffentlichkeit und persönliche Haltungen von Grey und Konsorten kein sinnvolles Argument.
Natürlich war die britische Öffentlichkeit daran interessiert das Flottenwettrüsten und den Ärger mit Deutschland, die beide andauernd kostspielige neue marinerüstungsprogramme hervorriefen zu beenden.
Das ändert aber nichts daran, das jede britische Regierung, gleich wie sie zusammengesetzt gewesen wäre zu diesem Zeitpunkt vor dem Problem gestanden hätte aus sicherheitspolitischen Erwägungen das Flottenrüsten wegen der Sicherheit der britischen Küsten nicht einseitig durch Aufgabe beenden zu können.
Wenn du meinst, dass eine andere britische Regierung oder ein anderes foreign office unter diesen Bedingungen einfach mal ungeachtet der deutschen Herausforderung Konzessionen hätte machen und sich mit Berlin zu für letzterem vorteilhaften Konditionen hätte einigen können, und es an Grey und seinen Mitarbeitern festmachst, dass das nicht passierte, dann verwcheselst du mMn die persönlichen außenpolitischen konzeptionen und Wünsche der nämlichen Herren mit britischer Staatsraison.
Mitunter könnte man, wenn man die Schlussfolgerungen deiner Beiträge zum Thema der britischen Politik liest meinen, die britische Außenpolitik sei so etwas wie das "persönliche Regiment" Sir Edward Greys über die Außenbeziehungen ohne Berücksichtigung der raison d'etat gewesen.
Was mir bei deinen Postulaten, dass es der britischen Politik ohne weiteres möglich gewesen wäre radikal anders zu handeln fehlt, ist eine tatsächliche Diskussion der materiellen Grundlagen dieser Möglichkeiten.
Du beschwerst dich darüber, dass sich GB trotz des russischen Gebarens in Persien, nicht mit Petersburg anlegte, diskutierst aber in keiner Weise, was die materiellen und wehrpolitischen Voraussetzungen hierfür gewsen wären und unter welchen Bedingungen sie hätten geschaffen werden können.
Es ist ganz offensichtlich: Wenn GB sich wegen Persien in einen Konflikt mit Russland hätte einlassen sollen, hätte es eines landheeres bedurft, um Russland nötigenfalls militärisch aus Persien und idealwerweise auch gleich Zentralasien und dem Südkaukasus hinaus zu werfen und Indien zu schützen.
Das war mit der relativ bescheidenen Indien-Armee, die GB unterhielt, offensichtlich nicht realisierbar, die war darauf ausgelegt den Subkontinent unter Kontrolle zu halten, Revolten zu unterdrücken und die Grenzen gegen mindermächtige Akteure zu sichern, nicht darauf sich mit einer europäischen Großmacht zu Lande zu schlagen.
Die Japaner hatten bewiesen, dass die russische Armee ihre Defizite hatte und im Besonderen die russischen Bahnkapazitäten in Asien noch nicht hinreichten um gewaltige Heere so weit an der Peripherie in befriedigender Weise mit Nachschub und Munition zu versorgen.
Von dem her ein Bestehen eines militärischen Konfliktes mit Russland in Persien für GB eventuell durchaus möglich gewesen.
Es hätte aber jedenfalls vorausgesetz die Indische Armee um ein paar 100.000 Mann aufzustocken und aus einer zum Großteil für Garnisoszwecke unterhaltenen Armee ein veritables Feldheer zu machen.
Es hätte das Heranschaffen von Unmengen von Fledbahn-Material vorausgesetzt um in Persien vernünftig operieren zu können, es hätte massive Expansion der Landrüstung und der Munitionsherstellung und Bevorratung (idealerweise direkt in Indien) vorausgesetzt, es hätte vorausgesetzt GBs Wehrstrukturen umzuwälzen, im Besonderen wenn man was die Zusammensetzung einer vergrößerten Indien-Armee angeht, wegen der Loyalität Wert auf einen explizit britischenn Charakter eines Großteils der kader gelegt hätte.
Das hätte Jahre der Vorbereitung bedurft und die Freiheit Mittel entsprechend in den Umbau des Militärwesens invstieren zu können, die aber durch das Flottenwettrüsten blockiert waren, da die Oberhohheit über die Nordsee in keinem Fall preisgegeben werden konnte.
Diese Vorbereitungen wären aber notwendig gewesen um sich einen Konflikt auf hohem Level mit veritablem Kriegsrisiko mit Russland tatsächlich leisten zu können.
Das war ein Sachproblem, vor dem jede britische Regierung gestanden hätte, das waren nicht einfach die Launen und Überzeugungen von Sir Edward Grey.
Du blendest wenn du dabei vor allem auf die Sentiments von Personen der britischen Außenpolitik abstellst den Umstand aus, dass jede Risiko-Politik eine Rückfall-Linie und eine minimale strategische Basis benötigt, will im Klartext heißen, aus Gründen der Staatsraison kann eine Politik, die möglicherweise in einen Krieg führen kann, wenn überhaupt nur dann als akzeptabel betrachtet werden, wenn man nach Lageanalyse zu dem Schluss kommt genügend Mittel zu besitzen am Ende mindestens ein Patt zu erreichen und ohne größeren eigenen Schaden aus der Situation wieder heraus zu kommen, wenn sie eskaliert.
Der britischenn Regierung vorzuwerfen den Konflikt mit Russland nicht gesucht zu haben, so lange sie keine Möglichkeit hatte politisches Vorgehen mit entsprechenden militärischen vorbereitungen zu flankieren und abzusichern, läuft letztendlich darauf hinaus ihr vorzuwerfe, sich nicht in ein vollkommen unverantwortlichs Abenteuer gstürzt zu haben, dass den Anfang vom Ende des Empires hätte zur Folge haben können.
Vor diesem Hintergrund ist "Sir Edward hat aber dies und das von sich gegeben...... und die britische Öffentlichkeit wollte aber diesen und jenen Konflikt nicht........" keine valide Argumentation.
Es hätte sich schlicht kein britischer Politiker leistnen können, den Flottenwettlauf und damit die Kontrolle der Nordsee einfach abzuschreiben genau so wenig wie sich ein Politiker gefunden hätte, der sich ohne weiteres hätte leisten können in einen Konflikt mit Russland zu steuern, der auf einen Krieg hinauslaufen konnte, auf den GB nicht vorbereitet war.
Jeden der das versucht hätte, hätten die militärischen Experten schon zurecht gestoßen, wenn das nicht gefruchtet hätte, hätte man ihn abgesetzt.