Die Herkunft der Serben?

Nein. Mazedonisch ist ein Dialektkontinuum zwischen Bulgarisch und Serbisch. Kroatisch und Serbisch sind identische Sprachen. Die paar unterschiedlichen Begriffe die man an den Fingern abzählen kann reichen nicht aus, um sie auch nur als Dialekte der selben Sprache zu bezeichnen, das wäre, als würde ich im Deutschen drei Wörter anders ausprechen und behaupten ich hätt einen neuen Dialekt geschaffen. Das soll nicht heißen, dass es sich auch um die selben Ethnien handelt, oder dass sie schon immer die selbe Sprache sprachen. Die geistig-materielle Kultur zeigt auffällige Unterschiede.
 
Nein. Mazedonisch ist ein Dialektkontinuum zwischen Bulgarisch und Serbisch. Kroatisch und Serbisch sind identische Sprachen. Die paar unterschiedlichen Begriffe die man an den Fingern abzählen kann reichen nicht aus, um sie auch nur als Dialekte der selben Sprache zu bezeichnen, das wäre, als würde ich im Deutschen drei Wörter anders ausprechen und behaupten ich hätt einen neuen Dialekt geschaffen. Das soll nicht heißen, dass es sich auch um die selben Ethnien handelt, oder dass sie schon immer die selbe Sprache sprachen. Die geistig-materielle Kultur zeigt auffällige Unterschiede.

Die Makedonier würden das aber anders sehen. Man distanziert sich dort sehr davon zu behaupten das Makedonisch ein bulgarischer Dialekt sei. Der Fall ist so ähnlich wie zw. Ukrainisch und Russisch. Das Interessante ist ja das sich alle slawischen Sprachen sehr ähnlich sind. Das können romanische oder germanische Sprachen nicht vorweisen.
 
Die Serben und Kroaten sind zweifellos gemeinsam auf dem Balkan eingewandert und zwar nach den Slowenen welche die erste Einwanderungswelle der Slawen bilden. Die Serben haben sich allerdings abgespaltet bevor sie nach Süden auswanderten, so besagt es eine Theorie, und ein Teil der urprünglichen Serben versackte in Deutschland (Sorben). Die heutigen Sorben sprechen eine westslawische, die Serben eine südslawische Sprache. Wenn die Theorie also stimmt ist es durchaus möglich dass Kroaten und Serben eine gleiche Sprache etnwickelt haben ohne gemeinsamen Ursprungs zu sein. Aber wie definiert man gemeinsamen Ursprung? Immerhin waren Serben und Kroaten "zusammen" seid ihrer ersten Erwähnung in der Geschichte! Sie kamen als Bündniss von Stämmen auf dem Balkan und sprechen heute eine identische Sprache.

Man darf nicht vergessen das "Serben" bzw. slawisch ausgesprochen "Srb" die Eigenbezeichnung aller Slawen waren. Erst viel später unterteilten Sie sich in Polen, Russen, Kroaten usw. Manche Slawen behielten die Eigenbezeichnung wie halt die Sorben in Deutschland und die Serben am Balkan. Damit will ich aber nicht sagen dass alle Slawen von den Serben am Balkan abstammen. Wenn man jetzt die Namen vieler heutigen Slawen her nimmt wie z.b. die Polen, Ukrainer oder Montenegriner. Dann kann man das sehr leicht zurückverfolgen. Polen bedeutet so viel wie "die am Felde lebenden", Ukrainer "die an der Grenze bzw. am Rande lebenden" und Montenegriner "die vom schwarzen Berg". Was die "Russen" bedeuten weis ich leider nicht auch woher die Kroaten ihre Bezeichnung haben wird viel diskutiert. Man hat ja die These das „Kroaten“ slawisch „Hrvat“ vom altiranischen herkommt und soviel wie „Viehhüter“ bedeutet. Liegt nahe weil ja Slawen (SRBi) Viehhüter waren und im iranischen Einflussgebiet lebten.
 
Die meisten slawischen Völker von heute tragen Namen von nicht-slawischen Völkern, die Russen sind nach einem Wikinger-Stamm benannt, die Bulgaren nach einem Reitervolk unbekannter Herkunft und die Mazedonier nach dem vielbekannten, gleichnamigen antiken Volk. Ich sprach übrigens bewust von einem Dialektkontinuum zwischen bulgarisch und serbisch und nicht von einem bulgarischen Dialekt. Ich erkenne die Mazedonier als eigenes Volk mit eigenem Land an, aber sie haben dennoch keine eigene Sprache.
 
Die meisten slawischen Völker von heute tragen Namen von nicht-slawischen Völkern, die Russen sind nach einem Wikinger-Stamm benannt, die Bulgaren nach einem Reitervolk unbekannter Herkunft und die Mazedonier nach dem vielbekannten, gleichnamigen antiken Volk. Ich sprach übrigens bewust von einem Dialektkontinuum zwischen bulgarisch und serbisch und nicht von einem bulgarischen Dialekt. Ich erkenne die Mazedonier als eigenes Volk mit eigenem Land an, aber sie haben dennoch keine eigene Sprache.

warum ist es aber nicht möglich dass bulgarisch ein dialektkontinum zw. serbisch und makedonisch ist? oder zumindest so bezeichnet werden kann? gerade wenn man davon ausgehen kann das die slawischen makedonier und die slawischen bulgaren ein und dasselbe volk sind, ist es nicht richtig das bulgarische zu favorisieren wo doch weder die urmakedonier noch die urbulgaren slawen waren?
 
Ohne mich in die laufende Diskussion um Herkunft und Sprache der Serben einmischen zu wollen, möchte ich hinter einige Aussagen, welche hier am Rand erwähnt wurden, zumindest schwache Fragezeichen setzen...

Die Makedonier würden das aber anders sehen. Man distanziert sich dort sehr davon zu behaupten das Makedonisch ein bulgarischer Dialekt sei. Der Fall ist so ähnlich wie zw. Ukrainisch und Russisch. Das Interessante ist ja das sich alle slawischen Sprachen sehr ähnlich sind. Das können romanische oder germanische Sprachen nicht vorweisen.

Einmal abgesehen davon, ob ein Volk die Erkenntnisse der Sprachwissenschaft zu ignorieren oder gar zu negieren gedenkt (denn auf dieser Ebene brauchen wir mE nicht zu diskutieren), möchte ich etwas zu den angesprochenen Ähnlichkeiten bemerken.

Daß sich alle slawischen Sprachen "sehr ähnlich" sind, würde ich insofern unterschreiben, wenn damit ein relativ enger Verwandtschaftsgrad gemeint ist (vor allem, wenn man sich andererseits vor Augen hält, wie weit im Vergleich dazu die rekonstruierten Sprachen Ur-Slawisch und Proto-Indogermanisch voneinander abweichen - vgl. dazu auch Slawische Sprachen - Wortschatz im Vergleich - Wikipedia).
Daß dies so für sämtliche romanischen Sprachen oder für sämtliche germanischen Sprachen nicht der Fall ist, kann ich ebenso akzeptieren.
Nicht unterschreiben würde ich jedoch, daß dies romanische oder germanische Sprachen grundsätzlich nicht vorzuweisen haben - zumal, wenn differenziert bestimmte Sprachen betrachtet werden, bei denen Muttersprachler verschiedener Sprachen sich durchaus verständigen können, ohne die Sprache des anderen zu beherrschen oder sich einer Mittlersprache zu bedienen:
Bsp. Romanisch 1: Rätoromanisch, Italienisch und Rumänisch
Bsp. Romanisch 2: Spanisch, Galicisch und Portugiesisch
Bsp. Germanisch 1: Deutsch und Niederländisch (letzteres wurde bis vor einigen Jahrzehnten noch zu den niederdeutschen Mundarten gezählt)
Bsp. Germanisch 2: Dänisch, Norwegisch und Schwedisch
Bsp. Germanisch 3: Färöisch und Isländisch
Anm.: Ich habe beruflich mit Leuten aus verschiedenen Ländern zu tun, so daß ich einige der genannten Beispiele (z.B. Italienisch <-> Rumänisch, Spanisch <-> Portugiesisch, Deutsch <-> Niederländisch, ...) auch bereits selbst erleben durfte...

... woher die Kroaten ihre Bezeichnung haben wird viel diskutiert. Man hat ja die These das „Kroaten“ slawisch „Hrvat“ vom altiranischen herkommt und soviel wie „Viehhüter“ bedeutet. Liegt nahe weil ja Slawen (SRBi) Viehhüter waren und im iranischen Einflussgebiet lebten.

Die Sprachwissenschaft äußert sich auch diesbezüglich eindeutig; und ich erlaube mir dazu die Wiedergabe eines inzwischen leider verschwundenen Beitrags von Hyokkose, dessen Urheberrecht ich natürlich nicht verletzen möchte:
Hyokkose schrieb:
Heinz Schuster-Šewć, Überlegungen zur Etymologie des südslawischen Völkernamens Hrvat 'Kroate', in: Georg Holzer (Hrsg.), Croatica - Slavica - Indoeuropea, Wien 1990 schreibt:
Schuster-Šewć S. 212 schrieb:
Allein die aufgezeigten baltoslawischen Ablautverhältnisse sind schon ein eindeutiger Beweis dafür, daß es sich bei dem Namen Hrvat um ein sehr altes Etymon handeln muß, das fest im Baltoslawischen verankert ist. Diese Tatsache sollte eigentlich auch genügen, um die immer wieder wiederholten Hypothesen von dem angeblich fremden Ursprung des Namens Hrvat endgültig beiseite zu legen.
Anmerkung: Die "Hypothesen von dem angeblich fremden Ursprung" beziehen sich beileibe nicht nur auf das Iranische. Behauptet wurde auch, daß der Name sarmatischer, awarischer oder türkischer Herkunft sei. Die Erklärung als hur-vatan (türkisch "unabhängige Heimat") ist ja mindestens genauso 'einleuchtend' wie die aus dem awestischen "haurva-" ("bewachen") - und genausowenig beweisbar.



Ansonsten bitte ungeachtet meiner Anmerkungen im Thema weitermachen... :fs:
 
Zuletzt bearbeitet:
warum ist es aber nicht möglich dass bulgarisch ein dialektkontinum zw. serbisch und makedonisch ist? oder zumindest so bezeichnet werden kann? gerade wenn man davon ausgehen kann das die slawischen makedonier und die slawischen bulgaren ein und dasselbe volk sind, ist es nicht richtig das bulgarische zu favorisieren wo doch weder die urmakedonier noch die urbulgaren slawen waren?

Da gebe ich dir vollkommen Recht. Man könnte hingehen und einen anderen, neutraleren Namen finden für jenen slawischen Dialekt, der sowohl in Bulgarien als auch Mazedonien gesprochen wird. Das würde nicht nur die nationalen Gefühle von Mazedoniern und Bulgaren schonen, sondern wie du bereits sagtest auch die Tatsache berücksichtigen, dass die Namen "mazedonisch" und "bulgarisch" beide ursprünglich nicht-slawische Sprachen bezeichnen. Wenn ich allerdings dazu neige diese mazedono-bulgarische Sprache lediglich als bulgarisch zu bezeichnen liegt es daran, dass sowohl die bulgarischen, als auch die mazedonischen Slawen wohl einst in einem bulgarischen Reich vereint waren, während jedoch die bulgarischen Slawen nie in einem mazedonischen Reich gelebt haben.

In der Tat habe ich allerdings in einem Geschichtsatlas sehr wohl mal eine neutrale Bezeichnung für die Sprache der Mazedonier und Bulgaren gefunden: Balkan-slawisch. Diese ist aber auch ein wenig irreführend, weil man mit dieser Bezeichnung intuitiv auch das Serbo-kroatische verbinden würde.
 
In der Tat habe ich allerdings in einem Geschichtsatlas sehr wohl mal eine neutrale Bezeichnung für die Sprache der Mazedonier und Bulgaren gefunden: Balkan-slawisch. Diese ist aber auch ein wenig irreführend, weil man mit dieser Bezeichnung intuitiv auch das Serbo-kroatische verbinden würde.

Na ja man bezeichnet ganz Südosteuropa als "Balkan" aber geografisch trifft das nur auf wenige Staaten Südosteuropas zu. Bulgarien und Mazedonien auf jedenfall aber bei Serbien ist es schon nicht mehr so eindeutig und Kroatien gehört gar nicht zum Balkan.

Aber du hast schon recht Balkanslawisch wird sich wohl nicht durchsetzen so wie auch „Jugoslawisch“ (Südslawisch) sehr irreführend wäre.
 
urmakedonier noch die urbulgaren

Also ich glaube man sollte nicht zu tief reinschlittern, es ist doch allseits bekannt dass ein Teil der Makedonier an der serbischen Grenze eher serbische Eigenarten und der an der bulgarischen Grenze (Strumica) bulgarische aufweist.
Diese Slawen waren unter unterschiedlichen Herrschaften, mal Bulgaren, mal Serben, mal Byzanz.
Daraus hat sich das heutige Mazedonisch entwickelt.
In diesem Fall könnte man doch von einem Mischvolk sprechen, woraus der ewige Streit um die Ethnogenese resultiert.
Oder will hier ernsthaft jemand behaupten, die Makedonier seien als Stamm am Balkan aufgetaucht.
Ich glaube nicht.
Das Nationbuilding ist natürlich eine andere Sache.

Das würde nicht nur die nationalen Gefühle von Mazedoniern und Bulgaren schonen

Also eines weiß ich ganz sicher, dass man die nationalen Gefühle, vor allem am Balkan, mit wenig schonen kann.
Wenn du einem Makedonier sagst, er würde nicht direkt von Alexander dem Großen abstammen, bist du schon unten durch.

Serbien ist es schon nicht mehr so eindeutig und Kroatien gehört gar nicht zum Balkan.

wenn man die Save und Donau als Balkangrenze hernimmt, gehört die Voivodina (S), Slawonien (K), der Großraum Zagreb und noch ein paar andere Zupanijas sicher nicht zum Balkan, die Krain, Dalmatien, alles bis zum südlichen Zipfel des Kipferls schon, und das sind immerhin 2 Mio. Einwohner Kroatiens, von insgesamt 4,5 Millionen.
 
Oder will hier ernsthaft jemand behaupten, die Makedonier seien als Stamm am Balkan aufgetaucht.
Ich glaube nicht.
Das Nationbuilding ist natürlich eine andere Sache.

ich denke schon das die antiken makedonier ein stamm vom balkan sind.
du kannst niemanden verbieten sich als nachfahre von etwas zu sehen.
die albaner behaupten ja auch sie seien die nachfahren der ilyrer und haben deswegen das recht auf dem kosovo ein eigenständigen staat zu gründen.
 
*räusper*

Nun wollte ich noch was Schlaues zur "Sache" beisteuern, was ich glaubte, irgendwo im Forum schonmal geschrieben zu haben und stelle folgendes fest:
  1. geht es hier nicht um Makedonien oder die mazedonische Sprache, sondern um die Herkunft der Serben, und
  2. ist der Thread, den ich meinte - oh Wunder - abgeschlossen, wie es regelmäßig zu passieren scheint, wenn es um Herkunft und Sprache der Mazedinier geht.
Also sollten wir zu den Serben zurückkehren und Mazedonien nicht weiter bemühen, da wohl ansonsten auch dieses Thema früher oder später das Zeitliche segnen wird.

Befürchte ich jedenfalls. :fs:


Eines möchte ich aber an dieser Stelle noch kurz aufgreifen:
Na ja man bezeichnet ganz Südosteuropa als "Balkan" aber geografisch trifft das nur auf wenige Staaten Südosteuropas zu.
wenn man die Save und Donau als Balkangrenze hernimmt, gehört die Voivodina (S), Slawonien (K), der Großraum Zagreb und noch ein paar andere Zupanijas sicher nicht zum Balkan, die Krain, Dalmatien, alles bis zum südlichen Zipfel des Kipferls schon

Hier ist säuberlich zu unterscheiden, ob wir den "Balkan" als historisch-politischen Begriff verwenden oder den geografischen meinen. Zu letzterem hier noch zwei Denkmodelle aus Wikipedia:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
haben deswegen das recht auf dem kosovo ein eigenständigen staat zu gründen.

Das können sie ruhig machen, das Recht haben sie, hat aber nichts mit der illyrischen Abstammung zu tun, aber vor allem gehört es nicht hier her, also lasse es.

ich denke schon das die antiken makedonier ein stamm vom balkan sind.
du kannst niemanden verbieten sich als nachfahre von etwas zu sehen.
die albaner behaupten ja auch sie seien die nachfahren der ilyrer

Stimmt, kann ich nicht, kein Mensch kann das.
Die Frage ist aber, was untermauert ist, und diese Behauptungen sind es wenig bis gar nicht.
Ich kann mich auch als der heilige Krawunzstrapunz bezeichnen, ist mein Recht.
Jedoch ist der Lokalpatriotismus am Balkan gewaltig, da sollte man erst Recht manche Dinge prüfen, und damit meine ich nicht gezielt die makedonische Abstammung.
 
Um noch mal zum Dialektkontinuum zurückzukommen: Wie richtig festgestellt wurde, sprechen Bulgaren, Mazedonier (die ich hier bewusste von den Makedonen abgrenze), Serben, Kroaten etc. eine slawische Sprache. Es liegt in der Natur der Sache, dass eng miteinander verwandte Sprachen, die zudem noch in direkter Nachbarschaft zueinander stehen, sich nicht überall gleichmäßig voneinander unterscheiden. Um solche Dinge zu ermitteln, hat die Sprachwissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert die Sprachatlanten erstellt, in denen von Dorf zu Dorf die Aussprache bestimmter Wörter durch Befragungen der Dorfbewohner ermittelt wurde. Auf diese Weise hat man Isoglossen feststellen können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass zwischen Belgrad und Sofia/Belgrad und Skopje/Sofia und Skopje mehrere solcher Isoglossen bestehen, die sich höchst wahrscheinlich historisch nicht unbedingt mit den Landesgrenzen decken. Wohl aber kann man davon ausgehen, dass durch die Medien sich in den letzten hundert Jahren verstärkt Dachsprachen herausbildeten, bzw. die existierenden Dachsprachen (also Serbisch, Mazedonisch, Bulgarisch) ihren jeweils eignen Standard nationalsprachlich durchsetzen konnten.
 
Wohl aber kann man davon ausgehen, dass durch die Medien sich in den letzten hundert Jahren verstärkt Dachsprachen herausbildeten, bzw. die existierenden Dachsprachen (also Serbisch, Mazedonisch, Bulgarisch) ihren jeweils eignen Standard nationalsprachlich durchsetzen konnten.

Genau das meine ich.
Die Piroter Sprache beispielsweise, wird soviel ich weiß, in Belgrad als Studienfach angeboten.
Bei ihr handelt es sich um eine nach wissenschaftlichen Aussagen 300 Jahre altes Serbisch, ist aber kein Neuserbisch und kein Bulgarisch, aber auch kein Mazedonisch (eigentlich auch kein Kroatisch und Bosnisch, da für mich dem Serbischen gleichgestellt).
Solcher Minisprachen, oder besser gesagt, solche Sprachinseln und Dialekte etc, gibt es am Balkan wie Sand am Meer.
Ein Bekannter von mir, ein mazedonischer Albaner, glaubte, eine Kosovaren nicht verstehen zu können, da er mal mit einem aus einem anderen Winkel Kosovos gesprochen hatte und denjenigen nicht verstand.
Diesen verstand er aber natürlich, und wir reden hier nicht mal von Tosken und Gegen !
Es gibt gerade 1,25-1,5 Mio "ethnische Mazedonier" (in FYRoM), die von absolut unterschiedlichen Völkern beherrscht wurden, eindeutig ein slawisches Kauderwelsch sprechen, daher ist es normal, dass ihre Abstammung Konfliktpotenzial birgt.
Aber ohne Beweise die Mazedonier als zugewanderten Stamm zu bezeichnen, und das habe ich bis jetzt noch nicht gehört, ist vorschnell und sollte nicht so leichtfertig ausgesprochen werden, wenn nicht mal die Herkunft der Serben, der Slawen aber allgemein, richtig geklärt ist und immer wieder für Ungereimtheiten sorgt.
Was man glaubt oder glauben will ist eine Sache, dieses Gedankengut zu verallgemeinern eine andere.
Das nun jeder seine Standardsprache hat, ist eher politischer Natur, hat aber weniger was mit Tatsachen zu tun.

Leere Behauptungen werden oft in den Raum gestellt um zu provozieren.
 
  1. geht es hier nicht um Makedonien oder die mazedonische Sprache, sondern um die Herkunft der Serben, und
  2. ist der Thread, den ich meinte - oh Wunder - abgeschlossen, wie es regelmäßig zu passieren scheint, wenn es um Herkunft und Sprache der Mazedinier geht.
Es mag natürlich nervig sein, dass stets die "Makedonen" ins Spiel kommen. Andererseits: Wenn man die Herkunft slawischer Balkanvölker ergründen will, muss man die antiken Völker betrachten, die vor ihnen dort saßen und von den Slawen überschichtet wurden.

Und das sind nun einmal vor allem die Illyrer, Thraker und antiken griechischen Makedonen, die die altansässige oder autochthone Siedlungsschicht bildeten. So saßen z.B. im Raum des heutigen Bulgarien die Thraker, in Rumänien die Daker - ebenfalls ein thrakischer Stamm - und im Raum des früheren Jugoslawien die Stämme der Illyrer.

Fraglich ist überall, welche Dominanz diese antiken Völker beim Ausgang der Spätantike noch aufwiesen, bzw. wie stark ihr Einfluss auf die sie überschichtenden Südslawen war, die im 6./7. Jh. auf die Balkanhalbinsel vorstießen.
 
und woher kommen sie?

Ich sag mal ganz brutal, vom selben Ort wie die Kroaten.
Weiße Kroaten hin, links abbiegen Sorben her.
Bei der Assimilation der alten Bevölkerung gibt es dann sicherlich hier und dort Unterschiede.
Darüber könnte man reden, da hat Dieter schon nen Leitfaden gesetzt.
 
Die Geschichte ist eigentlich ganz unspektakulär!

Zu Beginn des 6. Jh. hören wir erstmals in byzantinischen Quellen etwas über "Slawen", die damals Plünderungszüge auf den Balkan ünternahmen und sogar vor Konstantinopel auftauchten. Zu diesen südslawischen Stämmen wird auch ein noch "protoserbischer" Stamm gezählt haben, dessen Ethnogenese begonnen hatte, vielleicht auch schon fortgeschritten war. Das lässt sich nicht mehr zuverlässig entscheiden.

Zu Beginn des 7. Jh. kam es zur festen Ansiedlung der Südslawen und im Jahr 822 taucht erstmals der Name "Sorabi", später in byzantinischen Quellen die Bezeichnung "Serboi" auf. Zu diesem Zeitpunkt sitzen die Serben bereits in ihren historisch bezeugten Sitzen.

Die romanisierte Vorbevölkerung - d.h. vor allem romanisierte Illyrer - war zu diesem Zeitpunkt durch Barbareneinfälle und Kriege bereits stark dezimiert, doch sollen sich in den Bergregionen noch Rückzugsgebiete der autochthonen Bevölkerung erhalten haben. Inwieweit sich das - auch sprachlich - in der serbokroatischen Sprache niedergeschlagen hat, ist mir leider unbekannt.
 
Jedenfalls hat es bis ins 19. Jahrhundert noch das Dalmatische gegeben, eine romanische Sprache, die an der Adriaküste Kroatiens und Serbiens gesprochen wurde.
 
Zurueck jedoch zum Thema. Eine mir leider nur oberflaechlisch bekannte Theorie besagt, dass Serben und Kroaten bereits in der Antike aus Europa nach Asien ausgewandert sind und dann im Mittelalter durch die Awaren zurueck nach Europa "gepruegelt" wurden. Eine interessante Wandergeschichte, wenn diese denn nun so stimmen sollte. Desweiteren bilden die Serbokroaten die zweite Welle slawischer Besiedlung auf dem Balkan, sofern sie selbst mit Sicherheit als slawisch zu identifizieren sind (Ich will hier andere Theorien, wie die von der iranischen Herkunft zumindest fuers erste beruecksichtigen). Die erste Einwanderungswelle bilden die Slowenen. Aus den ersten Schriften die im altkirchenslawisch verfasst sind geht hervor, dass "Slowene" die Eigenbezeichnung aller Suedslawen gewesen ist, bevor die Ethnonyme der nicht-slawischen Bulgaren und der vermutlich-slawischen Serbokroaten sich auf dem Balkan durchsetzten. Heute hat sich diese Eigenbezeichnung nur bei den Slowenen und Slowaken gehalten.

Interessant finde ich den Suffix -ic in serbischen und kroatischen Eigennamen (Bregovic, Manolovic etc. ...). Mit vereinzelten Ausnahmen im Russischen finden sich keine Analogien zu anderen slawischen Sprachen. Und selbst die russischen Faelle sind kein Beweis fuer eine slawische Herkunft dieser Namensanhaengsel, da ja fast alle Neu-Einwanderer in Europa den Weg ueber Russland nehmen mussten. Es stellt sich mir daher die Frage, ob wir es hier mit einer lokalen Dialekt-Erscheinung des slawischen handelt oder gar um nicht-slawische Nachnamen. Man beachte uebrigens, ohne dass ich selbst wage da einen fertigen Schluss drauszuziehen, dass die Endung -ic analog scheint zur gotischen Endung -ich (Theoderich, Geiserich, etc. ...)
 
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