Wieso ging(en) in ganz West- und Mitteleuropa die Keltische Kultur(en) unter?

@ Repo, Hyokkose

Wäret Ihr wohl so lieb, mir in der Ringpause eine Frage zu beantworten: Über welche Zeit und über welche Gegend besteht Dissens?

Hintergrund: Es gab wohl verschiedentlich Diskussionen darüber, inwieweit das Einzugsgebiet von oberer Mosel und oberer Maas zu Völkerwanderungszeiten "germanisiert" wurde oder eben nicht oder nicht besonders nachhaltig. Das führte zu endlosen Querelen mit durchaus politischem Hintergrund, der in Schöttlers - gestern gelesenem - Aufsatz "Von der rheinischen Landesgeschichte zur nazistischen Volksgeschichte" (in: Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, 1999, S. 89 ff.) beleuchtet wird. Welches siedlungsgeschichtliche Standardwerk ist zu diesen Fragen zu empfehlen?
 
@ Repo, Hyokkose

Wäret Ihr wohl so lieb, mir in der Ringpause eine Frage zu beantworten: Über welche Zeit und über welche Gegend besteht Dissens?

Zeit: Römische Kaiserzeit bis zum Fall des Limes (Dekumatland) bzw. bis zum Zusammenbruch der Rheingrenze (gesamtes heute deutschsprachiges Gebiet auf ehemals römischem Boden).

Hintergrund: Es gab wohl verschiedentlich Diskussionen darüber, inwieweit das Einzugsgebiet von oberer Mosel und oberer Maas zu Völkerwanderungszeiten "germanisiert" wurde oder eben nicht oder nicht besonders nachhaltig.
Darum ging es bislang nicht. Wir sind uns einig, daß eine Germanisierung stattgefunden hat (wie weit westlich die ging, wurde nicht erörtert). Fraglich ist lediglich, ob eine überwiegend romanische oder eine überwiegend nichtromanische Bevölkerung germanisiert wurde.

Indizien für eine stark romanisierte Bevölkerung sind:
1. Das Versiegen aller archäologischen Zeugnisse für die vorrömischen Kulturen zugunsten römischer Zeugnisse - mit Ausnahme der Verehrung einiger lokaler Gottheiten, die sich freilich in völlig romanisiertem Gewande zeigt (Statuen und Weihesteine in römischem Stil, mit lateinischen Inschriften)
2. Die in Tausenden von Inschriften belegten, überwiegend romanischen Namen der Zivilbevölkerung
2. Die nach der Völkerwanderung noch Jahrhunderte, örtlich bis ins Hochmittelalter fortbestehenden romanischen Sprachgebiete in zahlreichen Gegenden (Bodensee, Oberrhein, Schwarzwald, Hunsrück, Mosel, Eifel)

Repos bislang einziges Gegenargument:
Die 1961 veröffentlichte Beschreibung des Landkreises Balingen, in der ohne Angabe irgendwelcher Belege behauptet wird, die dortige Bevölkerung sei auch unter römischer Herrschaft "in Sprache, Sitte und Religion Kelten" geblieben.
 
D

Auch jetzt tust Du so, als ob Du meine Beiträge nie gelesen hättest. Meine These läuft gerade nicht auf ein "Verdrängen, verjagen, abmurksen" heraus, vielmehr gehe ich davon
Es fragt sich nur, welches Szenario schlüssiger ist:
a) Die Alemannen haben alle einheimischen Töpfer massakriert und vertrieben. Anschließend gingen sie z. B. nach Straßburg, um dort bei den Römern Töpferei zu studieren oder um römische Töpfer zu "importieren".
b) Die Alemannen haben die einheimischen Töpfer, deren sie habhaft werden konnten, für sich arbeiten lassen.


Wer da wessen Beiträge nicht, res. höchstens oberflächlich liest, lassen wir besser mal offen, ....
aber was solls, bringt die Menschheit eh nicht weiter.


Die Übernahme erheblicher Teile der röm. Kultur, Verwaltung, auch Geldwirtschaft ist unbestritten.
Das Ergebnis denke ich ist auch unbestritten, sprachliche Germanisierung bis zur späteren Sprachgrenze wie sie dann über die Jahrhunderte im großen und ganzen Bestand hatte.
Auch den Weg dorthin sehen wir wohl gleich.

Was strittig ist, ist die Ausgangslage.

Nix gegen Deine ganzen Szenarios, aber Du kommst damit nie auf den Punkt.


Möglichkeit 1: Die indigene Bevölkerung ist sprachlich nahezu vollständig romanisiert. Sie hat die Kopfzahl X, bei der Eroberung wird die Größe a massakriert, die Größe b geht stiften, die romanisierte indigene Bevölkerung hat also anschließend die kopfzahl X-(a+b)=Y
Muss, da das Ergebnis der sprachlichen Germanisierung erreicht wurde, die kopfzahl der Germanen Y+C gewesen sein.
Wobei der spätere Zuzug außen vor bleiben kann.

Möglichkeit 2: Die indigene Bevölkerung ist sprachlich nur teilweise romanisiert. Ist evtl. nicht nur Zwei- sondern sogar Mehrsprachlich.
Dann teilt sich x-(a+b)= Y weiter auf in 1Y, 2Y usw.

In diesem Fall kann bei dem vorgegebenen Ergebnis "sprachliche Germanisierung" die kopfzahl der Eroberer duirchaus Y-C gewesen sein.
Auch hier kann späterer Zuzug außen vor bleiben, da er in beiden Fällen gleich groß ist.

Gibt es seriöse Schätzungen zur Kopfzahl der indigenen Bevölkerung? Der wandernden Germanen?
 
Repos bislang einziges Gegenargument:
Die 1961 veröffentlichte Beschreibung des Landkreises Balingen, in der ohne Angabe irgendwelcher Belege behauptet wird, die dortige Bevölkerung sei auch unter römischer Herrschaft "in Sprache, Sitte und Religion Kelten" geblieben.


Er kann es einfach nicht lassen..........

Ich habe O. Paret auf meiner Seite! Hast Du vergessen zu erwähnen:devil:

Du hast Weisgerber auf Deiner Seite. Den vom SD. (Ich weiß, es interessiert dich nicht ob er mit Ziegen ...., wenn nur die Fakten ....)
Mit seinen Grabinschriften und insbesondere Vornamen. Als Dir entgegengehalten wurde, dass es zumindest eine Moselromanin mit germanischem Vornamen auf dem Grabstein gab, hast du ein Verwirrspiel angefangen
Daß eine vormals germanische, jedoch sprachlich völlig romanisierte Bevölkerung alte germanische Namen weitertradiert, ist eine wohlbekannte Erscheinung
ein paar Beiträge später, als Dir entgegengehalten wird, dass die "Moselromanen" nun niemals eine "vormals germanische" Bevölkerung waren hast Du
Überwiegend sind es ehemalige Kelten. Wie gesagt, wurden im Eifelgebiet die von Caesars Truppen verursachten Bevölkerungslücken durch romanisierungswillige germanische Neusiedler gefüllt, da dürfte es auch kleinere Gruppen ins Moseltal verschlagen haben.
geschrieben.
Vermutlich waren auch kleinere Gruppen Parther dabei, so einzwei Köpfe.
Soll ich da jetzt lachen oder wie?


Ich hätte es ja wirklich auf sich beruhen lassen, bringt ja wie gesagt die Menscheit nicht weiter....
 
Nix gegen Deine ganzen Szenarios, aber Du kommst damit nie auf den Punkt.

Das Szenario mit den Germanen, die in Straßburg Töpferei "studieren", stammt von Dir. Meine Frage war, für wie schlüssig Du es selber hältst im Vergleich zu meinem Szenario.
Ich kann zwar schon verstehen, daß Du bei den Nachfragen zur Schlüssigkeit Deiner eigenen Szenarien nicht gern "auf den Punkt" kommst, aber das liegt an Dir.

Wer da wessen Beiträge nicht, res. höchstens oberflächlich liest, lassen wir besser mal offen, ....

Man braucht sich nur den Inhalt der Beiträge anzusehen, dann ist es gar nicht mehr so offen.

* * *

Möglichkeit 1: Die indigene Bevölkerung ist sprachlich nahezu vollständig romanisiert. Sie hat die Kopfzahl X, bei der Eroberung wird die Größe a massakriert, die Größe b geht stiften, die romanisierte indigene Bevölkerung hat also anschließend die kopfzahl X-(a+b)=Y
Muss, da das Ergebnis der sprachlichen Germanisierung erreicht wurde, die kopfzahl der Germanen Y+C gewesen sein.

Ich könnte es Dir gleich tun und die beiden Möglichkeiten einfach ignorieren, nicht drauf eingehen, Dir vorwerfen, daß Du "nicht auf den Punkt kommst", aber ich gehe trotzdem drauf ein.

Zunächst einmal ist festzuhalten, daß es nicht an der simplen Größe von Zugewanderten und Einheimischen in einem Stichjahr X geht. Bevölkerungsentwicklung ist ein dynamischer Prozeß.
Da ist zuerst zu fragen: Welcher Teil der indigenen Bevölkerung geht stiften? Wenn es überwiegend die fortpflanzungsfähigen Jungen sind, die anderswo eine bessere Zukunft sehen und ihr Bündel schnüren, die Alten jedoch bleiben, wird es in den nachfolgenden Generationen abwärts mit der Bevölkerungszahl gehen. Wenn dann im Kontrast dazu die Neusiedler eher zur jungen Generation gehören und sich fleißig fortpflanzen, können die Zugezogenen zunächst durchaus in der Minderheit sein. Ein bis zwei Generationen später ist das Verhältnis dann umgekehrt.
Weitere Faktoren zur Bevölkerungsentwicklung (Welcher Bevölkerungsteil hat die höheren Geburtenraten? Welcher die niedrigere Säuglingssterblichkeit?) kann ich nur andeuten, beantworten kann ich die Fragen leider nicht.

Wobei der spätere Zuzug außen vor bleiben kann.
Der spätere Zuzug kann außen vor bleiben, wenn es über mehrere Generationen keinen oder fast keinen Zuzug gibt. Die Zugezogenen verlernen ja nicht sofort ihre Sprache. Der sprachliche Assimilierungseffekt setzt erst dann auf breiter Basis ein, wenn eine im Einwanderungsland geborene Generation die Sprache der Umgebung mindestens ebensogut oder gar besser beherrscht als die Sprache der Mutter - und dann diese Sprache an die nächste Generation weitergibt.
Solange es einen Nachzug in Intervallen von Jahrzehnten (und nicht Jahrhunderten) gibt, ist diejenige Sprache im Vorteil, die immer wieder Zuwachs erhält - gegenüber der Sprache, bei der es nie Zuwachs gibt.

Gibt es seriöse Schätzungen zur Kopfzahl der indigenen Bevölkerung? Der wandernden Germanen?

Bisher bin ich auf nichts gestoßen. Vor einiger Zeit habe ich bei Wikipedia Zahlen zur Einwohnerentwicklung von Köln gefunden, aber wie verläßlich die sind?
Einwohnerentwicklung von Köln ? Wikipedia

Demnach soll die Bevölkerungszahl bereits im 3. Jahrhundert auf die Hälfte abgesackt sein. Danach herrschte wohl lange Zeit Stagnation, die Zahl der romanischen Einwohner muß aber weiter gesunken sein, da später ein beträchtlicher Teil der Einwohnerschaft aus fränkischen Zuwanderern bestand:

Um das Jahr 455 eroberten die Franken die zuvor römische Stadt. Bis Anfang des 6. Jahrhunderts Hauptort eines selbständigen fränkischen Teilkönigreiches, ging es anschließend im Reich Chlodwig I. auf, bewahrte aber starke Eigenständigkeit im Gebiet der Ripuarier. Die romanische Bevölkerung lebte lange Zeit parallel zu den fränkischen Eroberern in der Stadt. Im Laufe des 6. bis 8. Jahrhunderts kam es zu einer vollständigen Akkulturation zwischen den beiden Bevölkerungsteilen. Die wechselseitige Beeinflussung der fränkischen und lateinischen Dialekte ist anhand von Inschriftfunden nachweisbar. Die Franken übernahmen rasch kulturelle Errungenschaften der römischen Stadtbevölkerung, zum Beispiel im Bereich der Bautechnik oder der Glasherstellung.
Köln ? Wikipedia

Ob es zur Gesamtzahl der Zugewanderten solide Schätzungen gibt, wage ich zu bezweifeln. Worauf sollten die basieren? Hagen Keller, Strukturveränderungen in der westgermanischen Welt, in: Dieter Geuenich (Hrsg.), Die Franken und die Alemannen bis zur "Schlacht bei Zülpich" (496/97), Berlin/New York 1998 warnt vehement davor, die alemannischen Grabfunde aus Südwestdeutschland als Gradmesser für die Bevölkerungsdichte heranzuziehen. Die römischen Autoren schreiben im Zusammenhang mit den Alemannen von einer "gens populosa", einem "volkreichen Stamm". Die müssen sich also schon in beträchtlicher Kopfzahl breit gemacht haben, aber wie viel genau ist "volkreich" in römischen Augen?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe O. Paret auf meiner Seite! Hast Du vergessen zu erwähnen:devil:

Lieber erwähne ich noch einmal meine Maxime (aus irgendeiner anderen Diskussion):
Welche irrigen Meinungen Herr Professor X vor 50 oder 100 Jahren mal vertreten hat, zählt für mich nicht als Argument. Was zählt, sind die Fakten.


Du hast Weisgerber auf Deiner Seite.

Weisgerber nun nicht (wie schon oft gesagt und von Dir gern ignoriert: Seine Ansichten und Schlußfolgerungen sind für mich als Argument gegenstandslos), aber die von ihm gelieferten und von anderen Spezialisten überprüften Fakten.


Als Dir entgegengehalten wurde, dass es zumindest eine Moselromanin mit germanischem Vornamen auf dem Grabstein gab, hast du

... unter anderem nachgefragt, auf welche Zeit sich das bezieht. Das frage ich hiermit zum dritten Mal. In der Hoffnung, daß zwischendurch mal wieder ein bißchen Substanz kommt.
 
Gut, das würde implizieren, dass die Angelsachsen auf Romanen trafen, nicht auf Kelten, kann man vertreten. Ernsthaften Widerstand hätten sie dann eher bei den Restkelten in Wales, in Cornwall oder Schottland gefunden. Das löst aber das Bretonen Problem nicht, woher kamen die, angeblich sind die ja vor den Angelsachsen aufs Festland getürmt und kein keltischer Restbestand auf dem Festland. Auch in Cumbria soll noch lange inselkeltisch gesprochen worden, wohl auch in Strathclyde, diese Gebiete sind so abgelegen nicht.

Nun, nach meiner Information war das Schwinden der britannischen Kultur unter angelsächsischem Einfluss eher dadurch bedingt, dass man durchaus britannische Frauen heiratete, aber den britannischen Männern weitgehend den Eheschluss verwehrte.

Damit wurden Kinder, auch wenn sie ohne angelsächsische Mitwirkung gezeugt wurden, als Angelsachsen erzogen.
 
Kontinuitt in Sdwestdeutschland im bergang von der Antike zum Frhmittelalter

Ich habe sicherlich schon mal geschrieben, dass ich lange im Oberrheingebiet gelebt habe. Wenn man in der Ebene gräbt, kommt meist eine römische Villa zum Vorschein, und wenn man auf einen Berg geht, keltische Steinsetzungen.

Wäre noch zu erwähnen, dass zwischen dem Verlassen der befestigten Höhensiedlungen der Kelten (200 - 100 v. Chr.) und der Anlage der romanischen Villen (100 - 200 n. Chr.) ganze Menschenalter dazwischen liegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was nicht alles geht:fs:


Im AiD-Heft wird mit Bezug auf einen "Moselromanische" Grabinschrift einer Frau mit germanischem Vornamen bemerkt, "dass das gar nichts heißen muss, die Moselromanen teilweise germanische Vornamen gewählt hätten."

Und umgekehrt?
Beispiel Arminius?

Vornamen sind eine Modeerscheinung, nur Nachnamen tragen eine Tradition fort.

(z.B. Wer aus Trier stammt und Quirin heisst, ... dessen Herkunft liegt in Rom.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, nach meiner Information war das Schwinden der britannischen Kultur unter angelsächsischem Einfluss eher dadurch bedingt, dass man durchaus britannische Frauen heiratete, aber den britannischen Männern weitgehend den Eheschluss verwehrte.

Damit wurden Kinder, auch wenn sie ohne angelsächsische Mitwirkung gezeugt wurden, als Angelsachsen erzogen.

Wir hatten diese Argumentation schon mal in einem anderen Thread (der in den Pressenachrichten zu finden sein müsste, irgendetwas mit Apartheid); sie ignoriert, dass mehrheitlich die Frauen für die Aufzucht der Nachkommen zuständig sind. Wenn aber germanische Männer mit britannischen Frauen Kinder zeugten und die britannischen Frauen die Kinder - ihre Kinder - zunächst aufzogen, dann wäre zu erwarten, dass sie ihr eigenes Idiom, nicht das der fremden Väter benützten. Für eine Anglisierung der britischen Bevölkerung müssen also andere Grundannahmen gemacht werden.
 
Vornamen sind eine Modeerscheinung, nur Nachnamen tragen eine Tradition fort.

(z.B. Wer aus Trier stammt und Quirin heisst, ... dessen Herkunft liegt in Rom.)

Ich habe in einem früheren Beitrag deutlich darauf hingewiesen, daß aus einem einzelnen Namen keine weitreichenden Schlüsse auf den einzelnen Träger ziehen kann:
hyokkose schrieb:
Hinter einem lateinischen Namen kann sich durchaus auch mal ein einheimischer Träger eines lateinischen Modenamens verbergen, der (oder dessen Eltern) besser Keltisch oder Germanisch sprach(en) als Latein.

Selbstverständlich tragen auch Vornamen eine Tradition fort (wenn auch nicht immer über so viele Jahrhunderte wie Familiennamen), demgegenüber spielen reine "Modenamen" eine untergeordnete Rolle und sind eher "Eintagsfliegen", also auf die Länge von Jahrhunderten ohne Belang. Aus einem meiner früheren Beiträge:
hyokkose schrieb:
Gleichwohl: In den letzten Jahren dürften die angelsächsischen und nordischen Namen eher stagnieren. Ein Übergewicht haben sie zu keinem Zeitpunkt erreicht. Nach wie vor stehen traditionelle Namen (Sophie, Marie, Paul, Maximilian, Alexander) an der Spitze der Beliebtheitsskala. Die Jennifers, Kevins und Justins sind längerfristig eher Eintagsfliegen, die zudem in der Summe weit hinter den traditionellen Namen zurückbleiben. Die Oles und Lasses liegen noch viel weiter hinten.
Also lassen die Namen sehr wohl einen Trend erkennen.

Wenn wir zehntausend Namen aus einem Zeitraum von mehreren Jahrhunderten haben, sind zwar keine Schlüsse auf jeden einzelnen dieser Namensträger möglich, doch es läßt sich mitunter ein eindeutiger Trend erkennen. Diesen Trend habe ich ebenfalls in einem früheren Beitrag dargestellt:
Die von Leo Weisgerber ausgewerteten Inschriften umfassen etwa zehntausend Namen und erlauben durchaus konkrete Aussagen bezüglich der einheimischen Bevölkerung.

Demnach haben wir im Süden einen starken keltischen Anteil, der nach Norden hin immer stärker abnimmt. Der germanische (und sonstige einheimische, aber nichtkeltische) Anteil steigt jedoch nicht, vielmehr steigt der römische Anteil an:

Mediomatriker: 50% römisch, 32% keltisch, 28% sonstige
Treverer: 63% römisch, 20% keltisch, 17% sonstige
Ubier: 78% römisch, 6% keltisch, 14% sonstige

Unter "sonstige" verbergen sich zum größeren Teil Namen, die nicht eindeutig als keltisch oder germanisch eingeordnet werden können (eventuell gar einer vorkeltischen Sprachschicht angehören) und nur zum geringeren Teil eindeutig germanische Namen.

Vielleicht wäre einer der Herren einmal so gütig, zu erläutern, welche Schlußfolgerungen aus diesem Befund gezogen werden könnne, anstatt irgendwelche haltlose Vermutungen in die Welt zu setzen, deren Zweck darin besteht, den Befund zu ignorieren.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das sieht Weisgerber und damit Hyokkose aber ganz anders. Für den sind die Familiennamen "pipifatz".

Auch dieser unsachliche Einwurf belegt erneut, in welchem Maße Du den Inhalt meiner Beiträge ignorierst.

Die Nachnamen sind dann "pipifatz", wenn es um die Beurteilung einer aktuellen Sprachsituation geht. Weil sie eben jahrhundertealt sein können. Nachzulesen in einem meiner obigen Beiträge:
hyokkose schrieb:
Die Nachnamen sind relativ powidl, die gehen auf irgendeinen Vorfahren zurück, der vielleicht vor Jahrhunderten gelebt hat.
(Im Zusammenhang mit der Tradierung von Familiennamen habe ich übrigens Günter Neumann zitiert, nicht Leo Weisgerber.)

Daß Jürgen, der sich hier zum ersten Mal zu Wort meldet, beim Querlesen einer Diskussion mit über 230 Beiträgen etwas nicht mitbekommen hat, ist verständlich. Bei Dir als eifrigstem Diskussionspartner ist das völlige Ignorieren der von mir gebrachten Argumente unverständlich, jedenfalls unter der Voraussetzung, daß es Dir um eine sachbezogene Diskussion geht und nicht nur um die Gelegenheit, eine Polemik-Show abzuziehen.

Zurück zur Sache:

hyokkose schrieb:
Was Du zitiert hattest, waren Romanen mit germanischen Vornamen. Leider hast Du bislang versäumt, eine auch nur ungefähre Datierung anzugeben.


In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal meine Frage wiederholen, aus welcher Zeit die von Dir ins Spiel gebrachte Inschrift der Moselromanin mit germanischem Namen bezieht.

Repo schrieb:
Kriegst Du, aber erst heute Nacht

hyokkose schrieb:
... unter anderem nachgefragt, auf welche Zeit sich das bezieht. Das frage ich hiermit zum dritten Mal. In der Hoffnung, daß zwischendurch mal wieder ein bißchen Substanz kommt.


Hiermit erlaube ich mir, erneut nach der Datierung der Inschrift zu fragen.
 
Zeit: Römische Kaiserzeit bis zum Fall des Limes (Dekumatland) bzw. bis zum Zusammenbruch der Rheingrenze (gesamtes heute deutschsprachiges Gebiet auf ehemals römischem Boden).

Ich will mal auf den Threadtitel zurückkommen "Wieso gingen in ganz West- und Mitteleuropa die Keltische(n) Kulture(n) unter?"
Ist das nicht zeitlich ein bischen weit weg von der Thread Frage?
Die Keltische Kultur ist nun mal mit der Latènezeit verbunden und diese endet eben irgenwo um das Jahr 0 um dann als Römisch Kaiserzeit bezeichnet zu werden.
Die Diskussion von Repo u. Hyko ist trotzdem spannend mir erschließt sich nur nicht bei allen Beiträgen der Zusammenhang mit Titel des Threads.
 
Ich will mal auf den Threadtitel zurückkommen "Wieso gingen in ganz West- und Mitteleuropa die Keltische(n) Kulture(n) unter?"
Ist das nicht zeitlich ein bischen weit weg von der Thread Frage?
Die Keltische Kultur ist nun mal mit der Latènezeit verbunden und diese endet eben irgenwo um das Jahr 0 um dann als Römisch Kaiserzeit bezeichnet zu werden.

"Latène" bezeichnet die keltische Sachkultur. Auch wenn diese mit der Ankunft der Römer schnell verschwindet, heißt das ja nicht, daß nicht weitere Reste keltischer Kultur, z. B. die keltische Sprache, noch einige Generationen erhalten geblieben sein können.

Die Diskussion von Repo u. Hyko ist trotzdem spannend mir erschließt sich nur nicht bei allen Beiträgen der Zusammenhang mit Titel des Threads.

Der Zusammenhang und auch die Grundfrage der Diskussion zwischen Repo und mir ist der:
Nach meiner Auffassung wurden die Kelten links und rechts des Rheins weitgehend romanisiert. Das endgültige Verschwinden keltischer Kultur wäre also mit den Römern zu erklären.

Nach Repos Auffassung hätten die Kelten bestenfalls die römische Sachkultur angenommen, seien aber (zumindest im deutschen Südwesten) "in Sprache, Sitte und Religion Kelten" geblieben. Das endgültige Verschwinden keltischer Kultur wäre also mit dem Einbruch der Germanen zu erklären.
 
Ich habe in


Selbstverständlich tragen auch Vornamen eine Tradition fort (wenn auch nicht immer über so viele Jahrhunderte wie Familiennamen), demgegenüber spielen reine "Modenamen" eine untergeordnete Rolle und sind eher "Eintagsfliegen", also auf die Länge von Jahrhunderten ohne Belang. Aus einem meiner früheren Beiträge:


Wenn wir zehntausend Namen aus einem Zeitraum von mehreren Jahrhunderten haben, sind zwar keine Schlüsse auf jeden einzelnen dieser Namensträger möglich, doch es läßt sich mitunter ein eindeutiger Trend erkennen. Diesen Trend habe ich ebenfalls in einem früheren Beitrag dargestellt:

Auch dieser "Trend" steht wohl auf der Abschussliste:

Vor allem soll so die Frage beantwortet werden, ob die verbreiteten Personennamen stammspezifisch waren: Haben die Alemannen beispielsweise typisch alemannische Namen getragen, die sich von denen der Burgunder oder Franken unterschieden? Haben die germanischen Völker ihren Kindern ausschließlich germanische Namen gegeben (z.B Ulfila oder Wigerig) und die romanische Bevölkerung nur solche lateinischer Herkuft? Dass hier Forschungsbedarf besteht, zeigt sich beispielsweise darin, dass erstaunlich viele Alemannen des 4. Jahrhunderts römische Namen tragen, etwa Latinus oder Serapio. Dies geht vermutlich darauf zurück, dass sie im römischen Heerdienst tätig waren, zum Teil schon in der zweiten Generation
 
Zuletzt bearbeitet:
Dies geht vermutlich darauf zurück, dass sie im römischen Heerdienst tätig waren, zum Teil schon in der zweiten Generation
Wenn das zutrifft, können wir zwingend davon ausgehen, daß diese Alemannen Latein beherrschten. In der ersten Generation als Zweitsprache, in der zweiten womöglich schon als Erstsprache.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn das zutrifft, können wir zwingend davon ausgehen, daß diese Alemannen Latein beherrschten. In der ersten Generation als Zweitsprache, in der zweiten womöglich schon als Erstsprache.

Sure:devil:
Schwäbisch ist deshalb ja auch so eine Weltsprache.:fs:


Es handelt sich um das Gräberfeld von Saffig, im Mündungsgebiet der Mosel aus der Zeit um 550, 450 Gräber, 60 Grabsteine
 
Es handelt sich um das Gräberfeld von Saffig, im Mündungsgebiet der Mosel aus der Zeit um 550, 450 Gräber, 60 Grabsteine

Dann dürfte wohl b) gelten:

b) Es handelt sich um Romanen mit beginnender Tendenz zur Germanisierung (das dürfte erst nach dem Ende der römischen Herrschaft der Fall gewesen sein)

Tatsächlich sind wir am Mündungsgebiet der Mosel schon am Rande des romanischen Sprachgebiets, das hier schon stark mit germanischen Siedlungen durchsetzt war. Darauf deuten die Ortsnamen der näheren Umgebung mit den für die Zeit nach der Völkerwanderung charakteristischen Endungen "-ingen"/"-heim" hin: Miesenheim, Bassenheim, Winningen, Bubenheim. Das 5 km entfernte Andernach war eine römische Siedlung, die von den Merowingern als Königsburg genutzt wurde. Daß in dieser Gegend zu dieser Zeit germanische Personennamen auftauchen, ist wahrlich kein Wunder.
 
Dann dürfte wohl b) gelten:



Tatsächlich sind wir am Mündungsgebiet der Mosel schon am Rande des romanischen Sprachgebiets, das hier schon stark mit germanischen Siedlungen durchsetzt war. Darauf deuten die Ortsnamen der näheren Umgebung mit den für die Zeit nach der Völkerwanderung charakteristischen Endungen "-ingen"/"-heim" hin: Miesenheim, Bassenheim, Winningen, Bubenheim. Das 5 km entfernte Andernach war eine römische Siedlung, die von den Merowingern als Königsburg genutzt wurde. Daß in dieser Gegend zu dieser Zeit germanische Personennamen auftauchen, ist wahrlich kein Wunder.


Das AiD Heft findet es immerhin bemerkenswert.
Die Formulierung "wahrlich kein Wunder" triffts demnach auch nicht.

Ich bin über mittag schnell nach Hause gefahren, und habe die germanischbenamste Moselromanin nachgeschlagen, die Brestereien "4. Nachfrage usw." zu beenden.

Ich bin selbständig, Personal hat Urlaub, mein Kompagnon ist seit Gestern im Krankenaus, zZ betrete ich den Sauladen morgens 6.30 Uhr und gehe abends um 22.30 Uhr. Aber 3. Nachfrage...... Jetzt möchte ich jemanden auf die Kirchweih laden, würde der Bayer sagen.

Das Thema interessiert mich nach wie vor sehr,

Aber neeee, das tue ich mir nicht mehr an.

Ach so, eins noch.
Ab ca. 600 sind in Deutschland keine Romanen mehr archäologisch fassbar.
Quelle nochmals das AiD Sonderheft zur Völkerwanderung.

And now, so long.
 
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