WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"

Nachtrag zu #319 am Ende (Gröner-Vorschlag)

Wilhelm Gröner schlug nicht vor, die Österreicher in der Schlacht an den Masurischen Seen einzusetzten. Er schreibt im Gegenteil, dass die Österreicher nicht vor dem 12-15.09.1914 in Ostpreußen ankomen würden (die Schlacht an den Masurischen Seen endete am 14.09.1914). Insoweit sind meine Ausführungen nicht richtig.

Gröner schlug vor gegen die Narew vorzugehen. Vom historischen Ablauf war die Schlacht an der Weichsel (29.09-31.10.1914) das nächste Schlachtenereignis. Der in #319 genannte Abtransport der neugebildeten 9. Armee (neun Divisionen, d.h. etwa 95.000 Mann) von Ostpreußen per Eisenbahntransport in den Raum Krakau (Groß, Die vergessene Front, S. 56) gehört in diesen Zusammenhang. Ich denke, dass das zweite Beispiel (Eisenbahntransport der 2. Armee Böhm-Ermolli aus den Karpathen in der Gegend von Lodz im November/Dezember 1914) Gröners Gedanken beeinflußt hat.
 
Ich verstehe Dich so, dass die Denkschrift von Moltke (also vom Großen Generalstab) ist und Ludendorff als sein Vertreter handelte. Da Bethmann der Adressat war, sind doch erhebliche Zweifel an der Behauptung angebracht, die zivile Führung wusste nichts von den Kriegsplänen der Militärs. Beim Datum des Entwurfs ist Dir ein Schreibfehler unterlaufen (16.12.12 und nicht 16.12.14).
Dreimal Zustimmung.

In der Tat bemerkenswert ist der entfallene Satz bzgl. der militärischen Geschlossenheit der Entente. Hatte man Zweifel?
Oder sah man das als selbstverständlich an; die Planung ging schließlich nur von diesem einen Szenario aus?

Ich verstehe aber nicht, warum französische Streitkräfte in Nordafrika gebunden sein sollten?
Das war wohl ein Randgedanke bei der Summierung der gegnerischen Streitkräfte: Frankreich muß Truppenteile in den Kolonien belassen.

Hierzu Gröner, Testament des Grafen Schlieffen, S. 211: "Graf Schlieffen hat frühzeitig bei zahlreichen Studien und Generalstabsreisen die Teilnahme Englands am Krieg gegen Deutschland vorausgesetzt, und seine Denkschrift vom Jahre 1905 handelt von dem Krige gegen Frankreich, Belgien und England. Der auf dieser Denkschrift beruhende Schliffen-Plan, dem allein diese Bedeutung zukommt, umfasst daher die Operationen gegen das französisch-englisch-belgische Heer. Über England spricht er sich in einem Nachtrag zur Denkschrift aus.
Das gesamte belgische Eisenbahnnetz war stets bestimmender Faktor der Schnelligkeit des rechten Flügels! Es ging folglich nie ohne Verletzung der belgischen Neutralität.

Zu Belgien: die lange Denkschrift gliedert sich imho in in zwei logische Teile: die politisch-militärische Rahmenlage (hier wird Belgien nicht erwähnt!) und die militärisch-strategischen Ansätze der Kriegführung (hier wird Belgien dann "einbezogen"). Dieser scheinbare Widerspruch löst sich mE mit dem Hinweis auf das belgische Eisenbahnnetz.

Beruht die Beteiligung der Italiener nicht auf der Marinekonvention vom 01.11.1913 zwschen Deutschland, Ö-U und Italien? Oder ist diese ein Resultat dieser Anmerkung?
Die italienische Unterstützung wird in der Denkschrift ausgeschlossen; das scheint mir einer Einsicht in die Realitäten zu entsprechen; man geht nur noch von dem Vorteil der Grenze im Hinblick auf Blockadefolgen aus.


Ist der erste Absatz Teil der Denkschrift (weil oben steht Belgien wird nicht erwähnt)?
siehe oben: Inhalt erster Teil - zweiter Teil.
 
Das gesamte belgische Eisenbahnnetz war stets bestimmender Faktor der Schnelligkeit des rechten Flügels! Es ging folglich nie ohne Verletzung der belgischen Neutralität.


In der ersten Phase der Operationen stand das belgische Eisenbahnnetz aber noch nicht zur Verfügung oder irre ich mich? Die deutschen Truppen sollten sich dann zu Fuß fortbewegen oder habe ich den Schliefenplan falsch in Erinnerung?

Die deutschen Armeen sollten per Eisnebahn in die Ausgangsstellungen gebracht werden und anschließend das belgische und französische Straßennetz benutzen, um dann in der sechsten Woche Paris zu erreichen.

Auf einer Breite von 300 Kilometern sollten sich 30 Armeekorps reinquetschen und vorwärts bewegen. Das macht eine gering bemessene Breite von gerade einmal 10 Kilometer je Armeekorp. Das war nicht viel, zumal auch nur gerade sieben paralell verlaufende Straßen für die Truppenmassen zur Verfügung standen.

Schlieffen ging davon aus, das die durchschnittliche Marschleistung der Truppe bei 20 Kilometer pro Tag lag. Hat er dabei eigentlich auch die Möglichkeit von zeitraubenden Kampfhandlungen in Erwägung gezogen. Es war ja wohl klar, das man nicht einen Spaziergang nach Frankreich macht.

So hat beispielsweise die 1.Armee von Klucks in der Zeit vom 18.August bis zum 05.September 1914 415 Kilometer zurückgelegt. Die zusätzlichen acht Korps, die Schlieffen für die Realisierung seines Feldzugplans gefordert hat, hätten die gleichen wenigen Straßen benutzen müssen und die Marschleistung hätte sich dann sicher verringert. Hier liegt m.E. nach ein klarer Schwachpunkt des Schlieffenplans.

Für die Angaben der Kilometer und Marschleistungen habe ich Keegan, Der Erste Weltkrieg, S.56f, Reinbek 2000 konsultiert.
 
In der ersten Phase der Operationen stand das belgische Eisenbahnnetz aber noch nicht zur Verfügung oder irre ich mich? Die deutschen Truppen sollten sich dann zu Fuß fortbewegen oder habe ich den Schliefenplan falsch in Erinnerung?

Das war sicherlich etwas knapp formuliert, und deshalb reiche ich nach:
Salewski: Moltke, Schlieffen und die Eisenbahn (in MGFA-Beiträge zur Militärgeschichte Band 33, Generalfeldmarschall von Moltke, S. 89-103).

Für den Aufmarsch (1. Phase) und seine Geschwindigkeit war natürlich zunächst nur das deutsche Eisenbahnnetz entscheidend.

Damit bleibt man aber nicht stehen, das Problem der logistischen Versorgung von 30 Armeekorps (2. Phase) wächst progressiv von der Entfernung vom letzten Versorgungsendpunkt des Eisenbahnsystems. Ich habe mal eine interessante empirische Analyse gelesen, in welcher maximalen Entfernung vom Endpunkt der Schienenlogistik überhaupt Offensivhandlungen im WK I stattgefunden haben (ich habe da so 40-80 km in Erinnerung). Im WK II erhöhte sich dann die Entfernung aufgrund der Motorisierung und des Straßennetzes, man ging von 300-400 km bei den Aufmarschplanungen Barbarossa und vorher beim Westfeldzug aus.

Die beabsichtigte letzte Schlacht gegen die französische Armee war nun unter diesen Rahmenbedingungen vorgesehen. Zudem ist an die 2., 3. usw. Reihe zu denken, die auf einem unversehrten Eisenbahnnetz transportiert werden konnte.


Zurück zu Belgien, folgendes Zitat:
"Ein Blick auf die von Schlieffen apostrophierte Eisenbahnkarte läßt aber nun erkennen, von welch zentraler Bedeutung der Besitz der belgischen Nordbahnen sein mußte. Wenn Schlieffen einmal selbst betonte: "Der Fabrikarbeiter, der gewohnt ist, ... wird schwerlich mit Waffe, Munition und tornister beladen täglich 30-40 km zurückzulegen vermögen", so wird man mit Hinblick auf die von ihm geforderten täglichen Marschleistungen in den belgischen Bahnen - ebenso wie in den nordfranzösischen - das Aushilfsmittel par excellence sehen müssen. Nur wenn es gelang, diese Linien unversehrt in den Besitz zu bekommen bzw. rasch wieder herzustellen, und dies übten die Eisenbahnpioniere vor dem Krieg bis zur höchsten Perfektion, so bestanden vage Aussichten, dass die gigantische Schwenkung rein technisch und logistisch überhaupt machbar war. Freilich sucht man im eigentlichen Schlieffen-Plan diese Zusammenhänge vergeblich, denn natürlich stand auch der Generalstabchef immer noch unter dem Moltkeschen Dogma, nach dem man nur bis zum Aufmarsch planen dürfe und die Strategie ein System der Aushilfen sei."


Es sind eben viele Rädchen. Es reicht 1914 nicht, 30 Armeekorps 300 km vorpreschen zu lassen, mit der Absicht, dann ohne Logistik zu schlagen.


[Moltke d.Ä.: "Bauen sie keine Festungen, bauen sie Eisenbahnen"]
 
Zu Groener (der hier laufend zitiert wird) und Schlieffen:

Dass Groener ("der vielleicht größte Schlieffen-Fan") sich an dem Faktor Eisenbahn aufhängte, ist nicht verwunderlich, schließlich war er vor 1914 in der Eisenbahnabteilung des Großen Generalstabes tätig und aktualisierte deren Planungen, wobei die Planungen Schlieffens begierig aufgenommen worden sind.

Groener (Lebenserinnerungen, S. 73) bringt das auf folgenden Punkt, der fast komisch wirkt: im kommenden Krieg wird "die Eisenbahntruppe, im Gegensatz zum Kriege von 1870/71, an der Spitze des Heeres marschieren, um gewissermaßen vor der Masse des eigenen Heeres im Feindesland die Eisenbahnen in Besitz zu nehmen und zerstörte Bauwerke wiederherzustellen".

Das Fallenlassen des "großen Ostaufmarsches" führt Salewski ebenfalls mit Hinweis auf ein Schreiben Moltkes auf die logistischen Probleme und die Bewertung des Eisenbahnfaktors zurück: der Generalstab sei sich nicht mehr sicher gewesen, ihn in der kurzen verfügbaren Zeit des Mob.falles bewerkstelligen zu können. Groener hat das Gegenteil behauptet, der Generalstab habe diesen, obwohl möglich, nicht gewollt. Hier das Schreiben Moltke an Konrad:
"Zunächst legten sich dann dem Aufmarsch und der schnellen Operationsbereitschaft des deutschen Heeres technische Schwierigkeiten insofern in den Weg, als das unvollkommen ausgebaute Bahnnetz im Osten räumlich und zeitlich zum Aufmarsch in Staffeln zwang. Das hatte sich bei dem vom Generalstab im Frieden Jahre hindurch bearbeiteten sogenannten Aufmarsch II, dem großen Ostaufmarsch, klar erwiesen."

Durchgerechnet wurde das wohl bislang wohl nicht, Ritter folgt ebenfalls der Meinungsäußerung Schlieffens.

Weiter ist die Betrachtung Salewskis interessant: Die "Verwässerung" der 7:1 Relation zugunsten einer 3:1 Relation hätte einigermaßen dem Schlieffenschen eisenbahn-operativen worst case entsprochen, die Anforderungen wurden an die logistischen Möglichkeiten der Eisenbahnen adaptiert. Auch das ist nicht durchgerechnet bzw. untersucht.

"Zwar konnte es gelingen, auf 13 [innerdeutschen!] Eisenbahnlinien in 15 Tagen das Westheer von Metz bis Wesel aufmarschieren zu lassen; sobald sich aber diese Massen in Bewegung setzten, gab es keine ausreichende eisenbahngestützte Logistik mehr. Man kann also sagen, dass der Aufmarsch eine Folge der Eisenbahnkapazitäten war, diese aber in dem Moment nicht mehr ausreichten, ausreichen konnten, in denen dieser Lindwurm zum Angriff überging. Dass Schlieffens Annahme, der äußerste rechte Flügel könne mit Tagersleistungen von 30 bis 40 km vorangetrieben werden, pure Illusion war, hat übrigens schon Groener bemerkt. Je größer die Truppenmassen waren, desto schwerfälliger wurden sie im Vormarsch, und die Eisenbahnen konnten ihn nicht beschleunigen.
(so auch Creveld, Supplying war. Logistics from Wallenstein to Patton, S.119)
 
#318
Die amerikanische Armee wurde vor dem 1. Weltkrieg als Wehrmacht, die größere Operationen durchführen konnte, erst aufgebaut. Eine Landeoperation in ein deutsch besetztes Frankreich wäre den USA unmöglich gewesen.
Das ist klar, dass die USA eine "europataugliche" Armee erst auf die Beine hätten stellen müssen. Ich dachte allerdings das wäre in WK 2 auch so gewesen. In 2-3 Jahren lässt sich aber eine Armee aufbauen, wenn also die USA 1914 in den Krieg eingetreten wären, hätten sie 1917/18 eine Landeoperation wagen können. Prinzipiell.

Der Gedanke erst Panzer ermöglichen schnelle Operationen ist weit verbreitet. Dabei wird übersehen, dass auch Panzer an Strassen bzw. an bestimmte geographische Bedingungen gebunden sind. Die Blitzkriegsstrategie funktionierte in Rußland letztlich nicht.
Nicht der Panzer braucht Straßen, sondern die Versorgungsfahrzeuge, die im zweiten WK Räderfahrzeuge waren. Der Panzer fährt fast überall. Lidell Hart schreibt, dass Hitler Russland hätte besiegen können, wären seine Versorgungsfahrzeuge auch Kettenfahrzeuge gewesen. Die Frage ist aber eher, ob die von dir genannten Umgehungssiege auch ohne Panzer, die Moltke ja nicht hatte, funktioniert hätten.

Das "Mitspielen" bezog sich auf die Franzosen. Ich weiß nicht, inwieweit der Plan 17 den Deutschen bekannt war. Im Prinzip hätten die Franzosen ihre Truppen ja auch längs der belgischen Grenze massieren können und erstmal verteidigen, bis die Russen in voller Stärke aufmarschieren und deutsche Truppen nach Osten verlegt werden müssen. Damit wäre der Schlieffenplan schon im Ansatz gescheitert. Die Franzosen mussten also "mitspielen", nach Deutschland hineinmarschieren, damit der Schlieffenplan aufgehen konnte.

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Durchgerechnet wurde das wohl bislang wohl nicht, Ritter folgt ebenfalls der Meinungsäußerung Schlieffens.
Während der Mobilmachung gab es die Episode, dass der Kaiser von Moltke verlangte, er solle den ganzen Aufmarsch nach Osten umdirigieren, worauf dieser sich weigerte mit der Begründung, dann würden die Truppen als ungeordneter Haufen im Osten ankommen. Der Chef des Eisenbahnwesens, das müsste Groener gewesen sein, hat das als Kritik aufgefasst und nach dem Krieg eine detaillierte Planung vorgelegt, wie er die Truppen, statt nach Westen nach Osten gefahren hätte. Wenn es den Plan noch gäbe, müsste drinstehen, wie es zu machen gewesen wäre.
 
Nicht der Panzer braucht Straßen, sondern die Versorgungsfahrzeuge, die im zweiten WK Räderfahrzeuge waren. Der Panzer fährt fast überall. Lidell Hart schreibt, dass Hitler Russland hätte besiegen können, wären seine Versorgungsfahrzeuge auch Kettenfahrzeuge gewesen.
Also mal ganz davon abgesehen, dass die Wehrmacht Stalins Rote Armee aus vielfältigen Gründen (also nicht nur wegen fehlender Kettenfahrzeuge!) unterlegen war bzw. die Kampfkraft - meinetwegen die Quantität - nicht brechen konnte zugunsten Deutschlands, lässt Du oder Hart ausser Acht, dass der deutsche Vormarsch u. vorallem der Nachschub zum grossem Teil nicht allein durch Versorgungsfahrzeugen bewerkstelligt wurde, sondern umständlich mit Pferden!

Ein exemplarisches Foto aus dem Buch von Richard Overy "Die Wurzeln des Sieges" dazu (Bildunterschrift: "Die Momentaufnahme vom Vormarsch deutscher Truppen auf russischem Territorium im Spätsommer 1942 mutet wie eine Szene aus dem amerikanischen Bürgerkrieg an. Bis zuletzt blieb die Wehrmacht im Osten wie im Westen auf Pferden und Fuhrwerken angewiesen."): Nachschub mit Pferden.



;) Saludos!
 
...., lässt Du oder Hart ausser Acht, dass der deutsche Vormarsch u. vorallem der Nachschub zum grossem Teil nicht allein durch Versorgungsfahrzeugen bewerkstelligt wurde, sondern umständlich mit Pferden!

.... Bis zuletzt blieb die Wehrmacht im Osten wie im Westen auf Pferden und Fuhrwerken angewiesen."): Nachschub mit Pferden.

Ich halte diese Art der Versorgung fuer gut praktikabel, sowohl im WK1 als auch 2. Es ist illusorisch, eine gesamte Armee ausschliesslich mit Ketten-Versorgungsfahrzeugen auszuruesten. Das gibt's doch selbst heute nicht.

Beachten muss man lediglich, das auch Pferde "wetterabhængig" sind und entsprechend gepflegt, gefuettert und ausgeruestet sein muessen.
Da kann man sich aber an den Fehlern aus dem Feldzug 1812 orientieren.

Gruss, muheijo
 
Ein ganz wesentlicher Faktor bei der Versorung eines Millionenheeres ist die Eisenbahn und die hat auf deutscher Seite immer wieder Anlaß zur Sorge geliefert. Sie war beispielsweise in der Krise 41 vor Moskau überfordertet, so das die Truppen ganz überwiegend ohne Winterausrüstung, ohne ausreichende Vorräte an Munition , Betriebsstoffe und Verpflegung auskommen mussten.
 
Nur mal so´ne Frage, da ich hier gern mitlese, aber habt ihr nicht das Datum verwechselt, statt 41 geht es doch lt. Thema um 14?
 
Das "Mitspielen" bezog sich auf die Franzosen. Ich weiß nicht, inwieweit der Plan 17 den Deutschen bekannt war. Im Prinzip hätten die Franzosen ihre Truppen ja auch längs der belgischen Grenze massieren können und erstmal verteidigen, bis die Russen in voller Stärke aufmarschieren und deutsche Truppen nach Osten verlegt werden müssen. Damit wäre der Schlieffenplan schon im Ansatz gescheitert. Die Franzosen mussten also "mitspielen", nach Deutschland hineinmarschieren, damit der Schlieffenplan aufgehen konnte.

Wie wahrscheinlich war ein Szenario, indem die Franzosen nicht "mitspielen"? Frankreich wollte Elsass-Lothringen zurueckhaben, und "musste" auf die eine oder andere Weise nach D.
Man ist im Nachhinein zwar immer schlauer, aber das ist sicherlich nicht schwer zu erraten gewesen. Dass die Franzosen einfach nur an der Grenze warten, und auch noch den Angriff ueber NL und Belgien erahnen und profilaktisch abdecken, halte ich fuer unrealistisch.

Einen Schwachpunkt vom Schlieffenplan lasse ich evtl. gelten, die Versorgung.
30 Armeekorps, wieviele Soldaten waren das in der urspruenglichen Planung und was benøtigen die denn so?

Gruss, muheijo
 
..., so das die Truppen ganz überwiegend ohne Winterausrüstung, ohne ausreichende Vorräte an Munition , Betriebsstoffe und Verpflegung auskommen mussten.

Der russische Winter kommt ja anscheinend fuer alle Planer aller Jahrhunderte auch jedes Jahr vøllig ueberraschend...
Der Mangel an Winterausruestung lag doch am Nicht-Vorhanden-sein, nicht am Transport, oder? Gab es da nicht diese Sammelaktionen fuer Mæntel usw.?

Aber back to 1914.

Gruss, muheijo
 
30 Armeekorps, wieviele Soldaten waren das in der urspruenglichen Planung und was benøtigen die denn so?
Gruss, muheijo

Gewaltige Mengen, vorwiegend Nahrung + Munition. Die Versorgung aus dem Lande dürfte nur Teile beitragen, zB Trinkwasser oder auch die Futterversorgung der Pferde.

Ich schaue mal bei Gelegenheit in dem Band Reichsarchiv über die Eisenbahnen im Ersten Weltkrieg nach, vielleicht sind dort Transportleistungen angegeben.
 
Der russische Winter kommt ja anscheinend fuer alle Planer aller Jahrhunderte auch jedes Jahr vøllig ueberraschend...
Der Mangel an Winterausruestung lag doch am Nicht-Vorhanden-sein, nicht am Transport, oder? Gab es da nicht diese Sammelaktionen fuer Mæntel usw.?

Aber back to 1914.

Gruss, muheijo

Das Unternehmen Barbarossa war als Bltizkrieg angelegt. Man ist davon ausgegangen, das der Feldzug bis zum Einbruch des Winters erfolgreich abgeschlossen sein wird. Nach Abschluß der militärischen Operationen sollten noch 58 Divisionen in der Sowjetunion verbleiben und für die war auch eine Winterausrüstung eingeplant worden. Für den Rest eben nicht.

Hitler hat sich zu diesem Thema gegenüber den OQu I des Generalstab des Heeres Paulus, der ihn auf möglicher Versorgungsschwierikgkeiten hinwies, folgendermaßen geäußert:

"Ich will diese Reederei über die schwierige Versorgungslage unserer truppen im Winter nicht mehr hören...Denn es wird keine Winterfeldzug geben. Überlassen Sie das getrost meinem diplomatischn Geschick. Das Heer bracuht dem Russen nur ein paar kräftige Schläge zu erteilen.... Dann wird sich zeigen as der russiche Koloß auf tönernen Füßen steht. Ich verbiete hiermit ausdrücklich, von einem Winterfeldzug mir gegenüber zu sprechen." (1)

(1) Reinhardt, Wende vor Moskau, S.127, Stuttgart 1972
 
Gewaltige Mengen, vorwiegend Nahrung + Munition.

Wenn man vielleicht von 500.000 Mann spricht, (oder waren es weniger?)...dann sollte das doch fuer die paar Wochen bzw. Monate, besonders angesichts der relativ kurzen Wege, entsprechend machbar und planbar sein, auch mit eingeschrænkter Eisenbahn. Der Schlieffenplan ging ja auch von einem schnellen Sieg aus.

Aber da wære ich fuer mehr Hintergrundinformationen dankbar.

Gruss, muheijo
 
Dass die Franzosen einfach nur an der Grenze warten, und auch noch den Angriff ueber NL und Belgien erahnen und profilaktisch abdecken, halte ich fuer unrealistisch.
Naja, "erahnt" haben die Franzosen den Deutschen Angriffsplan nicht gerade. Angeblich erhielten ja selbst kleine Dörfer an der deutsch-belgischen Grenze nach 1905 kilometerlange Bahnsteige.
Dass die Franzosen angreifen wollten und mussten ist klar. Aber sie hätten genauso die Schlacht in Belgien suchen können. Schließlich hing die Rückgewinnung Elsaß-Lothringens vom Sieg Frankreichs ab, nicht vom Einmarsch im Elsaß.
Der aggressive Angriffsplan Plan 17 wurde erst 1911 übernommen, vorher hatten die Franzosen defensivere Pläne.
 
Aber da wære ich fuer mehr Hintergrundinformationen dankbar.
Gruss, muheijo

Ein Beispiel für die Logistik gefunden: die 4. Armee

1. nach beendetem Aufmarsch für den Nachschub mit den Sammelstationen Bischofsheim/Bruchsal, Etappen-Hauptort Kirn

2. ab 13. August: Führung Eisenbahn-Etappenlinien vorwärts von Kirn-Türkismühle-Hermeskeil-Trier-Luxemburg.

3. ab 20. August: Führung Eisenbahn-Etappenlinien Bischofsheim-rechtsrheinisch Koblenz-Trier-Luxemburg-Kautenbach-Bastogne-Richtung Libramont

4. wegen schneller Wiederherstellung der belgischen Bahnen Neuordnung ab 25. August bei den Eisenbahn-Etappenlinien: Bastogne-Libramont-Richtung Bertrix mit Ausnutzung der 1-km-Bahn Palifeul-Bouillon-Sedan

5. Wegen Verschiebung der Armeen (2. Armee, 7. Armee) wurde Neuordnung ab 11.9. erforderlich, Eisenbahn-Etappenlinien nunmehr: Trier-Luxembrug-Libramont-Bertrix-Palifeul-Sedan. Nach Fertigstellung auch Bertrix-Carignan

Nachschubmengen:
Die 4. Armee hatte in ihren Etappenlinien mit rechtzeitg evakuiertem Material und zerstörten Betriebseinrichtungen zu kämpfen. Minimum der Zuführung für diese Armee waren 300 Tages-Tonnen, ein Beispiel der logistischen Schwierigkeiten:

Lokomotiven und Waggons der bei Libramont ansetzenden Kleinbahn wurden herangezogen.

"Nach ihrem Eintreffen ließen sich täglich bis Balan trotz der Schwierigkeiten der Linienführung und Wasserversorgung bis zu zehn Kleinbahnzüge mit je 30 to Munition und Verpflegung befördern. Durch Einrichtung eines Kraftwagenverkehrs zwischen Balan und Sedan sowie eines Rollbahnpendelverkehres zwischen Sedan und Raucourt war unter Ausnutzung der sich hier anschließenden 80-cm-spurigen Kleinbahn vom 8. September ab die Vorführung des Nachschubes bis Bouziers möglich. Infolge der wenig leistungsfähigen Betriebsmittel und der recht ungünstigen Steigungs- und Krümmungsverhältnisse betrugen die auf der Kleinbahn bis Bouziers beförderten Nachschubmengen kaum 300 to täglich."

Feldeisenbahnwesen Band 1, Reichsarchiv, S. 93

Die Versorgung für die Westfront könnte man demnach für alle Armeen plus Suppengrün auf 5000 Tagestonnen veranschlagen, mit 100-200 km Abstand von den Endpunkten (Sammelstationen), also ca. 1.000.000 Tonnenkilometer täglich. Der Pendelverkehr außerhalb des Netzes wurde demnach nur an den kritischen Stellen eingesetzt. Die Bedeutung des Netzes wird auch durch folgendes unterstrichen:

a) Betonung des erbeuteten Materials, welches erst mit Eroberung von Gent und Ostende wesentlich anstieg: 2300 Lokomotiven und 110.000 Waggons (S. 86): Material sei minderwertig und reperaturanfällig

b) totale Überfüllung auf den Spitzenstrecken, Staffelung der Züge mit Reserve-Vorführungen

c) Aufstellung des Feldeisenbahn-Wesens (Ab Endpunkt Strecke in etappe bis zum Versorgungsziel) aus sofortigen Abstellungen der bundesstaatlichen Eisenbahn-Verwaltungen und Ministerium f. öffentliche Arbeiten:
- 36 Betriebskolonnen a 360 Mann, fähig jeweils zum Betrieb einer eingleisigen Rollbahn mit 50 km Länge
- 36 Baukolonnen a 100 Mann
- 18 Werkstattkolonnen zu je 120 Mann
- 12 Telegraphenbaukolonnen zu je 27 Mann (Eisenbahnbetrieb bedarf einer Nachrichtenstrecke!)
- 2 Maschinenamtskolonnen
- plus Nov.14: weitere 3 gemsiche Bau/Betriebskolonnen zu je 556 Mann.

Zusammen: 20.000 Mann


Nachtrag, um die Stärke der 4. Armee abzuschätzen (so ca. 150.000 Mann): bei Beginn des Vormarsches umfaßte die Armee 123 Btl., 39 Esk., 113 Batterien mit 646 Geschütze und 19 Pionier-Kompanien in folgender Zusammensetzung:
Armeetruppen (II.+III./7 mit 21-cm-Mörsern), Pio-Rgt. 30 mit 4 Kompanien, FEld-Flieger-Abteilung 6
VI. Armeekorps mit 11. und 12. ID,
VIII. Armeekorps mit 15. und 16. ID,
XVIII. Armeekorps mit 21. und 25. ID
VIII. Reservekorps mit 15. und 16. ReserveD
XVIII. Reservekorps mit 21. und 25. ReserveD
zusätzlich 49. gemischte Landwehr-Brigade
 
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