Stolz und Vorurteil 1995/2005

Über die Verlegung der Handlung käme ich hinweg, wenn sie vernünftig begründet wäre und logisch durchgezogen würde.
Genau das ist hier jedoch nicht der Fall. Durch die Familienbibel wird ja Elinors Geburt festgeschrieben, wenn man sich dann an das Roman-Alter der Charaktere hält, kann man bei den diversen Szenen und mit Ausstattung etc. nicht wahllos in andere Zeiträume greifen, zumal gegen Shakespeare gar nichts spricht, dieser im Gegenteil in etwa zu der Zeit ja eine Art Revival erlebte.
... und immer wieder von Jane Austen zitiert wurde.:)

Er hatte quasi ständiges Revival. Schon Garrick (1717-1779) spielte berühmt in Rollen von Skakespeare.
Im frühen 18.Jh. kam Voltaire in England mit einem Revival von Shakespeare in Berührung und lobte dessen Werke.
Aber auch Samuel Pepys berichtet in seinem bekannten Tagebuch in der zweiten Hälfte des 18.Jh. von Aufführungen wie vom "Sommernachtstraum".
...

Vielleicht wollte man einfach lieber einen Namen nennen, den Otto-Normal-Seher sowieso mit Regency in Verbindung bringt.
Byron wurde dann allerdings erst um 1812/13 so wirklich bekannt und passt daher ohnehin weitaus besser zu "Persuasion".
 
By the way, lieber Brisso, hättest du von mir lieber einen Vergleich der beiden Filme, oder doch den Vergleich zum Buch? :winke:
 
Okay, also eine Mischung aus beidem ...:)

1. Zu dem, was du schon angemerkt hast, z.B. dem Ring, ist zu sagen, dass dies nicht nur der anderen Verfilmung fehlte, sondern auch dem Buch, und zudem völlig unlogisch wäre. Hatte Edward einen solchen getragen wäre ja eine inäquate Verbindung vor allem seiner Familie längst in die Augen gestochen und hätte Fragen aufgeworfen. Ein Familien- oder Siegelring ist es ja nicht. Das passt nicht, zumal die Verlobung ja bereits mehrere Jahre andauert und Edward weder Willens scheint diese zu lösen, noch in res zu gehen, also Lucy zu ehelichen. Nein, Geheimhaltung ist sein oberstes Ziel, und ob er sich jemals freiwillig hätte breitschlagen lassen in die Konfrontation zu seiner Familie zu gehen, sei dahingestellt. Noch geht es ja nicht darum, wie und warum Lucy dann in der Familie aufgenommen wird ...

2. Auch das kärgliche Heim ist eindeutig zu viel des Guten. Sooo wenig Geld haben die Dashwood-Frauen gar nicht, gemessen an den üblichen Verdiensten. Willoughbys Combe Magna z.B. wirft ja auch nicht so viel ab, weshalb er ohne Schulden zu machen seinen eigenen überzogenen Ansprüchen nicht gerecht werden kann.
Im Gegenteil, JA lässt Willoughby ja sagen, er wäre oft an dem Cottage vorbeigekommen und hätte sich gewünscht es wäre bewohnt, ja er selbst würde sich ein solches Cottage wünschen.
Ähnliches Problem habe ich ich mit P&P 2005, wo Lizzie barfuss im/nach dem Regen schaukelt und ein Eber durch die Diele läuft. Schrecklich!
Meine Güte, die Damen gehören immer noch der Gentry an und sind nicht gezwungen zu arbeiten und damit gesellschaftlich abzusteigen, wozu also dieser Hammerschlag der Armut!?

3. Dem von JA nur kurz erwähnten Duell wird bei dieser Verfilmung (unnötigerweise?) großer Stellenwert beigemessen. Wir wissen nicht welcher Art das Duell wirklich war, nur dass es beide Kontrahenten ohne gröbere Blessuren hinter sich brachten.

Zu den Figuren und weiteren Details später (morgen?) mehr ...
 
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1. Zu dem, was du schon angemerkt hast, z.B. dem Ring, ist zu sagen, dass dies nicht nur der anderen Verfilmung fehlte, sondern auch dem Buch, und zudem völlig unlogisch wäre.

2. Auch das kärgliche Heim ist eindeutig zu viel des Guten. Sooo wenig Geld haben die Dashwood-Frauen gar nicht, gemessen an den üblichen Verdiensten.

3. Dem von JA nur kurz erwähnten Duell wird bei dieser Verfilmung (unnötigerweise?) großer Stellenwert beigemessen. Wir wissen nicht welcher Art das Duell wirklich war, nur dass es beide Kontrahenten ohne gröbere Blessuren hinter sich brachten.
1.
Ist ganz richtig. Wahrscheinlich schien mir mein Beitrag sowieso schon zu lang und daher überging ich den Aspekt. Zumal man, glaube ich, den sehr auffälligen Ring auch in Norland noch nicht sah.

Seinen Verwandten wäre der sicherlich aufgefallen und Fanny oder aber seine Mutter hätte zweifelsohne danach gefragt.

Danke für die Einwände dagegen.

2.
Das ist richtig. Wobei immerhin das Pianoforte zu sehen ist, welches zumindest stilistisch in die Zeit passt, auch wenn die Töne dann wieder nicht dazu passen wollen.
Gut finde ich, dass die Dienstboten gezeigt werden, welche schonmal markieren, dass es sich dann doch nicht um sooo ärmliche Bewohner handeln kann. Vielleicht hätte ich mir auch das eine oder andere Bild an der Wand gewünscht. Im späten 18.Jh. nahmen ja die recht billigen Zeichnungen schon einen ähnlichen Stellenwert für die Kunstliebhaber wie Gemälde ein. Oder man könnte an viele Stiche denken, mit denen man sich sehr gern die Wände schmückte (und noch schmückt :cool: ).

3.
Immerhin wurde es im Roman erwähnt.
Und mehr als dass sie fochten, sah man ja nicht (es wurde ja nicht darüber ausgiebig gesprochen, was ich verkehrter gefunden hätte). Von daher fand ich es ganz in Ordnung. Außerdem finde ich es als eine gewisse Charakterisierung der Zeit nicht so schlecht.
Man duellierte sich und damit war die Sache dann gegessen, denn man respektierte sich gegenseitig danach wieder als Gentlemen, wenn damit der Ehre genüge getan war - oder man hatte gar Mitleid für den Blessierten.

Ich frage mich gerade wie weit man normalerweise in einem Duell gegangen wäre, wenn die Ehre eines Beteiligten wie die von Mr. Brandon dermaßen verletzt worden wäre. Wenn ich es, aus dem Film heraus, recht verstehe, kann es ja nur darum gehen, dass er die befleckte Ehre seines Mündels reinwaschen wollte. Und die Schuld von Willoughby war schon sehr tief.:grübel:
 
Ich frage mich gerade wie weit man normalerweise in einem Duell gegangen wäre, wenn die Ehre eines Beteiligten wie die von Mr. Brandon dermaßen verletzt worden wäre. Wenn ich es, aus dem Film heraus, recht verstehe, kann es ja nur darum gehen, dass er die befleckte Ehre seines Mündels reinwaschen wollte. Und die Schuld von Willoughby war schon sehr tief.:grübel:
Mich hat das Duell, das Brandon, wenn mich nicht alles täuscht nicht selbst erwähnt, sondern Elinor vermutet und er bestätigt, ohnehin gewundert. Nicht der Ehre Eliza's oder Brandons wegen, sondern dass JA kaum wirklich darauf eingeht. Man soll nur wissen, es gab eines, nicht mehr und nicht weniger. Mich hat eben auch gewundert, dass es ohne Blessuren abging. War es nicht eigentlich Sinn eines Duells, den "Schädiger" deutlich zu verletzen, bzw. durch Narben zu brandmarken, oder hab ich das falsch verstanden? :grübel:
 
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War es nicht eigentlich Sinn eines Duells, den "Schädiger" deutlich zu verletzen, bzw. durch Narben zu brandmarken, oder hab ich das falsch verstanden?
Es kommt auf den Grad der Beleidigung an.

Im Grunde war es das Wichtigste beim Duell zu erscheinen. Häufig konnte dann noch durch eine Entschuldigung des Beleidigers die Sache aus der Welt geschafft werden. (Das Beispiel Fürst von Anhald-Dessau gegen Grumbkow, das Wilhelmine in ihren Memoiren erwähnt, zeigt auch ein Duell, wo kein Blut floss.)
Wurden die Klingen gekreuzt, kann es auch zu einer Entwaffnung kommen. Die Frage wäre, ob die Beleidigung so weit ging, dass Blut fließen musste, um der Ehre genüge zu tun.
Dann gab es scheinbar noch eine weitere Stufe der Kampfunfähigkeit, worauf dann die auf Tod oder Leben folgte.

Ich habe die Infos aber auch nur aus zweiter Hand und mich noch nicht intensiv genug mit der Thematik beschäftigt.
Wobei ich auch aus zeitgenössischen Quellen den Eindruck habe, dass die Abstufung nicht jedem geläufig war bzw. man sich bisweilen nicht mal an die einfachsten Regularien wie:
Sekundanten,
Sekundanten bewaffnet,
Arzt am Ort des Ehrenhändels,
Fristen etc.
hielt.
Wenn ich den Film, wahrscheinlich in den nächsten Tagen, nochmal gesehen haben sollte, kann ich sagen, was da genau erkennbar ist.

Im Übrigen war ich ein bisschen erstaunt, dass sie sich mit Degen duellierten, da Pistolenduelle eigentlich eher "in Mode" waren. Damit will ich allerdings keineswegs ausschließen, dass es noch Duelle mit Degen gab und diese ihre "Liebhaber" hatten.
 
Im Übrigen war ich ein bisschen erstaunt, dass sie sich mit Degen duellierten, da Pistolenduelle eigentlich eher "in Mode" waren. Damit will ich allerdings keineswegs ausschließen, dass es noch Duelle mit Degen gab und diese ihre "Liebhaber" hatten.
Das erstaunt mich, bezüglich der Verfilmung nun wieder nicht. So hat es wenigstens den Hauch eines "Mantel und Degen"-Films. :devil: Nachdem ja ein ganzes Genre dananch benannt ist, scheint es ja wichtig zu sein, vielleicht um mit mehr Action auch Männer anzulocken?
(Wobei ich, um ehrlich zu sein, gute Fechtszenen generell auch gern sehe.)

Vermutlich reichte es dem Regisseur deshalb eben nicht, das Duell nur zu erwähnen, sondern man musste ihm eine ganze Szene widmen.

*Nachtrag*
Ich kann mich an Einzelheiten des Duells auch nicht mehr erinnern, grundsätzlich stände aber wohl zu erwarten, dass Brandon als Colonel (der mit Sir Middleton in Indien war) wohl über mehr Kampferfahrung verfügte und damit Willoughby überlegen sein sollte.

Du hast geschrieben, dass es zum Ausgleich der Ehrverletzung oft nur des Erscheines bedurfte, also gar nicht zum Kampf kam. Das sollte in diesem Fall jedoch wohl nicht gereicht haben, denn es ging weniger um eine verbale Beleidung, als um die Ehrverletzung einer jungen Frau, die er erst geschwängert und dann ohne Geld und Adresse verlassen hatte, als er davon Kenntnis bekam. Es sollte also tatsächlich einer tätlichen Satisfication bedurft haben, diesen Makel von Eliza zu nehmen.

So wie JA davon erzählt (Brandon druckst rum, Elinor vermutet mehr, Brandon bestätigt) war Brandon selbst das Ganze unangenehm und sogar peinlich. Das habe ich, um ehrlich zu sein, nie wirklich verstehen können. Wobei, waren Duelle nicht offiziell verboten, aber jeder wußte, dass es sie nach wie vor noch gab? Oder bin ich jetzt in der falschen Zeit? :grübel:
 
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1.
Nachdem ja ein ganzes Genre dananch benannt ist, scheint es ja wichtig zu sein, vielleicht um mit mehr Action auch Männer anzulocken?

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Vermutlich reichte es dem Regisseur deshalb eben nicht, das Duell nur zu erwähnen, sondern man musste ihm eine ganze Szene widmen.

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Ich kann mich an Einzelheiten des Duells auch nicht mehr erinnern, grundsätzlich stände aber wohl zu erwarten, dass Brandon als Colonel (der mit Sir Middleton in Indien war) wohl über mehr Kampferfahrung verfügte und damit Willoughby überlegen sein sollte.

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... Es sollte also tatsächlich einer tätlichen Satisfication bedurft haben, diesen Makel von Eliza zu nehmen.

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So wie JA davon erzählt (Brandon druckst rum, Elinor vermutet mehr, Brandon bestätigt) war Brandon selbst das Ganze unangenehm und sogar peinlich. Das habe ich, um ehrlich zu sein, nie wirklich verstehen können. Wobei, waren Duelle nicht offiziell verboten, aber jeder wußte, dass es sie nach wie vor noch gab? Oder bin ich jetzt in der falschen Zeit?
1.
Weiß nicht. Also dafür war es zu wenig spannend. Jeder, der nun zumindest halbwegs kein Kulturbanause ist und sich zu einem solchen Film verlocken lässt, wird ja den Ausgang im Vorhinein schon ahnen.
Aber auch filmisch fand ich es nicht so ansprechend gemacht. Das Duell war ja einfach da, ohne größere Erklärung, Aufforderung etc. zu zeigen.

2.
Oder dem Drehbuchautor. Bei "Pride and Prejudice" von Andrew Davies (Drehbuch) sieht man ja auch eine Fechtszene, welche zwar mit der Handlung nichts zu tun hat, aber Darcy charakterisieren soll (ein Gentlemen lernt nunmal Fechten).

3.
Kann sein, muss nicht sein. Natürlich ist es verlockend, wenn man schon von Berufswegen so ein spitzes Ding mit sich rumträgt, den Gebrauch desselben auch zu erlernen. Andererseits war das im Kriegseinsatz quasi nicht nötig.
Dafür war das Duellieren unter Offizieren, nach dem Motto "die Klinge allein, reizt schon zur Gewalt", sehr üblich - viel verbreiteter als unter Zivilisten. Von daher gehörte es sich einfach, damit umgehen zu können, auch wenn ich auch schon mehrfach von Offizieren gelesen habe, die das Fechten nicht lernten (eben weil es militärisch wenig nützlich war).

4.
Hätte ich auch gedacht. Vielleicht war das auch Jane Austen zu brutal. Andererseits sah sie aber ein, dass Willoughbies Tat nicht mit einem "Du, Du, Du!" abgetan gewesen wäre. (Von daher ist er wahrscheinlich einer der ärgsten Bösewichte in ihren Romanen.)
Denk mal an "Pride and Prejudice". Da löste sie diese eigentlich für Wickham schwierige Situation ja auch reichlich undramatisch.
Denkbar wäre für mich, dass man ein Pistolenduell vereinbarte und einfach beide daneben schossen, was durchaus denkbar war. Das würde zumindest besser als bei einem Duell mit Degen den glimpflichen Ausgang erklären.

5.
Es gäbe mehrere Erklärungen dafür:
I) Es war ihm peinlich, weil er ihn nicht umgebracht hatte, was er sich vornahm.
II) Es war ihm peinlich, weil das ihn als brutalen Typ darstellte, der sich schlug. (In der BBC-Verfilmung guckt Brandon sowieso immer wie ein Schläger, finde ich.)
III) Es war ihm peinlich, darüber mit einem weiblichen Geschöpf zu reden, dem sowas nichts anging. (Duell als Privatangelenheit unter Männern.)
IV) Es war ihm peinlich, weil es gegen das Gesetz war, dem er als Soldat natürlich insbesondere verpflichtet war. Um so weniger Aufhebens deswegen gemacht wurde, um so besser war es und um so weniger gefährlich war es, dass es der Obrigkeit auffiel.

Grundsätzlich waren Duelle verboten. Ich glaube in Frankreich gab es ein Verbot schon im frühen 17. Jh.. Wobei in dem einen zeitgenössischen Roman dieses Verbot als Segen für Frankreich und einen besonders positiven Aspekt an Frankreich hervorgehoben wird.* Nichts desto minder scheinen sich mir die Franzosen sehr oft duelliert zu haben und die Verbote störten nur insofern, dass man dadurch entweder verhaftet wurde oder aber das Land verlassen musste.
Nicht geahndete Duelle aus England sind mir aber auch schon verschiedentlich untergekommen; wobei da die Frage immer danach wäre, ob die Gesetzeshüter denn davon erfuhren. Grundsätzlich waren aber scheinbar Duelle verboten, wenn sie auch nicht so hart wie Mord oder Totschlag bestraft wurden.

* Gemeint ist: Jean-Baptiste Louvet de Couvray "Les Amours du chevalier de Faublas" (1787)
 
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2.
Oder dem Drehbuchautor. Bei "Pride and Prejudice" von Andrew Davies (Drehbuch) sieht man ja auch eine Fechtszene, welche zwar mit der Handlung nichts zu tun hat, aber Darcy charakterisieren soll (ein Gentlemen lernt nunmal Fechten).
Ja, wobei ich hier die Fechtszene außerhalb des Buches nicht so störend empfand. Es ging dabei meines Erachtens eher noch um die Darstellung von Darcys innerer Zerrissenheit, darum, daß er mit sich selbst im Unreinen ist, also ein innerer Kampf in ihm tobt. Da ist das sportliche Fechten, als sich austoben und der Spruch "ich werde es/mich besiegen, oder überstehen" (den wirklichen Wortlaut krieg ist jetzt nicht hin) eine gute Lösung, das szenisch darzustellen.

Es gab nun ja auch Gentleman-Box-Clubs, aber einen Darcy als "Boxer" darzustellen, hätte einen weltweiten Aufschrei nach sich gezogen.
 
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Das mit dem Können auf Grund des Berufes halte ich für nicht ganz so wahrscheinlich. In einem echten Krieg/Kampfgetümmel kämpft man(n) auch mit dem Säbel/Schwert/"Stichwerkzeug" :D ganz anders, als beim "klassischen" Fechten der französischen Schule, dessen man sich der Mode halber befleißigte.

Ein Duell unter Gentlemen war also eine ganz andere Angelegenheit als ein Scharmützel zwischen zwei Armeen, auch wenn u.U. die selben Hiebwaffen zum Einsatz kamen. Während es beim Duell in den meisten Fällen nur darum geht, sich von einer Schuld reinzuwaschen, oder eben die Schuld des Gegenübers zu beweisen, geht es ja in einem Krieg darum, ob man selbst, oder der Feind überlebt.

Ich meine, mal gelesen zu haben, dass speziell junge Leute der Adelsschichten sich gerne duellierten, es war wohl schon so eine Art Volkssport. Da kippte man sich dann auf einer Party im Streit gegenseitig das Getränk ins Gesicht und schon war das Date vor dem Frühstück geritzt.

So wie ich das auch verstanden habe, gab es wohl grundsätzlich die Regel, den Anderen vorrangig Kampfunfähig zu machen. Todesfälle gab es zwar auch mehr als genug, aber die waren wohl selten beabsichtigt.
Ausgenommen hier waren die Duelle mit Pistolen, bei denen es weitaus wahrscheinlicher war, dass der Getroffene den Kampf nicht überleben würde. Vielleicht war deshalb auch die Wahl der Waffen ausschlaggebend. Wählte man Degen, war es wahrscheinlich, dass beide Duellanten lebend aus der Sache herausgingen.

Dass Jane Austen es für nicht weiter wichtig befand, das Duell zu beschreiben, leuchtet mir sehr wohl ein. Zum einen wollte sie wohl ihre "ernsthaften" Bücher nicht mit einer dramatisch-romantischen Beschreibung "versauen". Zum Anderen muss man bedenken, dass die Kenntnis von Duellen nicht unbedingt zu dem gehörte, was eine Frau zu wissen hatte und eine realistische Darstellung hätte sie selbst in einem schlechten Licht dastehen lassen.. außerdem wäre so eine realistische Beschreibung ebenfalls ihrem Buch abträglich gewesen. Vielleicht fand JA es auch einfach als unter ihrer Würde, darauf einzugehen, eben weil es geradezu eine Modeerscheinung war. Vielleicht fand sie es einen albernen Zeitvertreib und wollte der Modewelle keine neue Nahrung geben, indem sie ein "gerechtfertigtes" Duell schildert.
 
Es gab nun ja auch Gentleman-Box-Clubs, aber einen Darcy als "Boxer" darzustellen, hätte einen weltweiten Aufschrei nach sich gezogen.

Obwohl ich fast darauf wetten möchte, dass er als Gentleman der Oberklasse definitiv einen dieser Clubs mit seiner Mitgliedschaft beehrte. Es gehörte zum guten Ton unter den adeligen Herren sich zumindest EINES Sportes zu betätigen, ob nun Boxen oder Fechten - viele taten ja sogar beides (sofern sie das Geld dazu hatten, was bei Darcy ja nun nicht die Frage ist).
 
Das mit dem Können auf Grund des Berufes halte ich für nicht ganz so wahrscheinlich. In einem echten Krieg/Kampfgetümmel kämpft man(n) auch mit dem Säbel/Schwert/"Stichwerkzeug" ganz anders, als beim "klassischen" Fechten der französischen Schule, dessen man sich der Mode halber befleißigte.
Das verstehe ich nun nicht ganz. Ich dachte das wäre eher eine "italienische" Schule. Italienisch in Anführungsstrichen, weil im Empire oder späten 18.Jh. schon die Generation nach Domenico Angelo als Fechtmeister aktiv war: Henry Angelo.
Dazu: Georgian Index - Angelo's Fencing Academy


Ich habe auch ganz pflichtschuldigst den Film nochmal geschaut. Also man sieht in der Fechtszene:
1.
4 Herren im Hintergrund.
Das könnten sein: Sekundant von Brandon, Sekundant von Willoughby, Unparteiischer, Arzt.
2.
Die Degen schauen ganz passabel aus.
Einen Degenkoffer wie hier gezeigt habe ich noch nicht gesehen, aber das heißt nichts.
3.
Die Gegner fechten hemdsärmelig - Willoughby nur im Hemd.

Da würde ich nochmal nachschlagen. Im Standardwerk von Angelo sieht man die Gegner in der Regel in Ärmelwesten oder sportlichen Jacken. (Wie auch auf dem Stich von Rowlandson "I shall conquer this" (1787) (wie oben über den Link sichtbar) erkennbar.)

4.
Ablauf:
Wegen der Begrüßung müsste ich nochmal ansehen. Es sieht jedenfalls nicht wie die aufwändigere Begrüßung in Domenico Angelos "School of fencing" aus.
Letztlich wird Willoughby leicht verwundet und entwaffnet.
Scheinbar ist damit der Ehre Genüge getan worden.
 
Zum Anderen muss man bedenken, dass die Kenntnis von Duellen nicht unbedingt zu dem gehörte, was eine Frau zu wissen hatte und eine realistische Darstellung hätte sie selbst in einem schlechten Licht dastehen lassen.. außerdem wäre so eine realistische Beschreibung ebenfalls ihrem Buch abträglich gewesen.
Okay, du hast recht. Jane Austen ist bekannt dafür, dass sie über nichts schrieb, wovon sie keine Ahnung hatte, weshalb sich auch keine Dienstmädchen-Geschichten oder ähnliches bei ihr finden. Sie schreibt nur über die Gesellschaftsschicht, in der sie selbst zuhause ist, und das aus Sicht der Frau.
 
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Nachtrag zu den Figuren in Sense & Sensibility 2008.

Ich tu mich gerade noch schwer mit der Beurteilung, weil ich selbst einer Schwärmerei aufgesessen bin. Meine Freundin Ulli hat dazu schlicht gesagt "Rickmann als Colonel Brandon hat uns für weitere Verfilmungen versaut". Z.B. die Szene im Schilf, als er ihr das Messer reicht und ihre Hände sich berühren ... schmacht!

Genau das ist der Punkt. Bei genauer Überlegung wäre bei dieser Verkörperung nicht verständlich, dass Marianne über ihn herzieht, ja einen Willoughby vorzieht und auch für Elinor stände er als Mann und Gentleman tatsächlich zur Debatte. Sie jedoch verliebt sich in den, Entschuldigung, "Waschlappen" Edward. Unter diesem Aspekt finde ich David Morrisey besser getroffen, zumindest verständlicher, dass Marianne ihn anfangs ablehnt.

John Dashwood als Melancholiker darzustellen bietet zumindest eine Erklärung dafür, dass die Frau in der Beziehung die Hosen anhat, wobei der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, siehe Mutterfigur bzw. Mrs. Ferrars.
Im Buch wird man das Gefühl nicht los, dass er einfach sein Fähnchen nach dem Wind hängt, teilweise auch seine Frau als Ausrede für eigene Unzulänglichkeiten benutzt.
 
@ Caro1

Aber bei der 2008er Verfilmung existiert ja immerhin sowas wie eine Sympathie zwischen Marianne und Brandon anfangs.
Sie erwähnt zwar, dass sie ihn vorrangig als Nörgler empfindet, bemerkt aber auch, dass er zumindest der einzige Mann sei, der überhaupt in Betracht käme, weil er der Einzige wäre der von etwas, wie hier der Musik, verstünde, was ihr gefällt.
Das wandelt sich erst, als ihr deutlich gemacht wird, dass alle (außer vielleicht Elinor) wünschen, dass sie ihn heiratet.

Bei der 95er Verfilmung von Lee sieht man sie nur ganz kurz zusammen draußen etwas spielen. Dann ist aber auch gleich Marianne gegen Brandon schlecht eingenommen.
Dass sie ihn irgendwie sympathisch fände wird eigentlich nur in einer einzigen Szene angedeutet, als er ihr vor dem Cottage vorliest. (Was er natürlich ganz prima und meines Erachtens besser noch als Willoughby macht.)

Hingegen ist das Verhältnis Brandan <-> Marianne bei der 2008er Verfilmung tiefer. Er bringt ihr Noten mit, welche sie als zu schwierig für sich einstuft.
Dann schenkt er ihr scheinbar auch Bücher. Die wollte er ihr eigentlich persönlich geben, doch sie war ihm ja entkommen. Zu den Büchern scheint etwas von Pope zu zählen, was aber weder Marianne noch Willoughby gefällt. (Stattdessen kommt da ja der unstimmige Verweis auf Byron.) Interessant ist da der Gegensatz zu der Vorliebe Mariannes für Shakespeare in der 95er Version, wobei Pope ja für eine Edition von Shakespeares Werken verantwortlich war.
 
Frage zum Buch

Ich habe noch eine Frage zum Buch, die sich mir logisch nicht beantwortet:
Warum hat Edward keinen Zugriff auf sein Erbe?

1. Es ist nur von den Ferrars-Frauen die Rede, und davon, dass Muttern erst Edward, dann Robert enterbt, sich mit Robert dann doch wieder versöhnt. Nach dem Gesetz und der üblichen Vererbung nach Primogenitur würde automatisch Edward als der älteste Sohn erben und Muttern in die Witwenschaft übergehen und eine Art Witwenrente beziehen. Er wäre also von der Mutter in keiner Weise abhängig, im Gegenteil ich habe häufiger gelesen, dass eine Witwe in gewisser Weise einem volljährigen, ersten Sohn untergeordnet war.

Mrs. Ferrars möchte, dass Edward in die Politik geht, oder wenigstens zum Militär, um sich seine Sporen zu verdienen. Erstes macht deutlich, dass sie zumindest in der Gentry sein müssen, um zu kandidieren, wie es wohl Mr. Palmer tut. Warum also ging das väterliche Erbe nicht an die Söhne, die allem Anschein nach nur ein "Taschengeld" erhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe noch eine Frage zum Buch, die sich mir logisch nicht beantwortet:
Warum hat Edward keinen Zugriff auf sein Erbe?
Das hatte ich mich auch schon gefragt.

Mein Eindruck ist, dass das Erbrecht jeweils ein Hausrecht war. Es gab also innerhalb des Hauses Erbverträge, die vorsahen wie lange das Erbe dem Erben vorenthalten wurde.

Diese individuelle Form des Erbrechts widerspricht natürlich der Aussage, die man manchmal sowohl literarisch bei Jane Austen, als auch in den Verfilmungen findet, dass das Erbe durch die männlichen Nachkommen dem "law" entspräche.

Ein ähnlich individuelles Erbrecht scheint es aber auch bei den de Burghs zu geben. Lady Catherine betont ja auch in einem Gespräch, dass sie von dem "entail" und der Ausschaltung der weiblichen Kinder und Verwandten aus dem Erbrecht nichts hielte.
Warum sie das meint, ist ja auf der Hand. Denn sonst hätte sie ja nicht ihre machtvolle Position.

In England scheint es wie auch in anderen Ländern bestimmte innerfamiliäre Gesetze gegeben zu haben, welche sich nicht ohne weiteres ändern ließen und die Erbfolge bestimmten.
Z.T. sollte das die Erben davor bewahren, das ganze Vermögen schon in der Jugend zu verpulvern. Stattdessen wurde eine Art Regent für das Erbe eingesetzt, was hier die Mutter zu sein scheint. Offensichtlich ist es in dem Falle so, dass die Mutter erbrechtlich den vollen Zugriff auf das Erbe hat bis Edward in dem festgelegten Alter ist, welches ihn zum Erbe berechtigt.

Edward gehört sicherlich der Gentry an.
Offensichtlich hat er ja keinerlei Beruf, sondern es ist nur einer (oder mehrere) für ihn vorgesehen.
Die Betonung auf das House of Commons, könnte darauf hindeuten, dass mit einer Wahl in das Haus ganz sicher gerechnet wird. Es wäre gut denkbar, dass die Ferrars in einer bestimmten Region traditionell immer wieder die Abgeordneten gestellt haben. Ich habe schon gelesen, dass man solche Posten quasi vererbte bzw. über Beziehungen zugeschustert bekam. Das macht deutlich, dass die Wahlen im England der Regencyzeit (wie auch schon zuvor) zumindest in manchen Gebieten eher eine Farce waren, da schon im vorhinein der Sieger feststand.
 
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