Und am Ende erneut die Frage, warum mussten die Russen dafür Sorge tragen, das die Serben das ganz gewisse nicht unannehmbare Ultimatum nicht annahmen? Das war sicher nicht deeeskalierend.
Serbien war bereit dem Ultimatum im vollen Umfange zu entsprechen! Es waren die Russen, die dafür gesorgt haben, dass dies nicht geschah.
Wir sollten nichts als sicher hinstellen, was nicht gesichert ist. Ich rätsele, auf welcher Grundlage sich diese Darstellung bei Dir so festgesetzt hat, da Du sie schon viele Male eingebracht hast.
Albertinis Analyse
vermutet bzgl. Punkte 5 und 6 einen Einfluss der Gespräche über Russlands Haltung, betont gleichzeitig die
Wertung, dass man sich in Belgrad über
eine Unterstützung Serbiens durch Russland nach diesen Reaktionen unsicher war.
Widersprüchlich empfohlen wurde russischerseits die Annahme des Ultimatums, und gleichzeitig ein Zurückziehen der serbischen Armee. Nichts verdeutlicht besser die (zutreffende) russische Einschätzung, dass ÖU mit deutscher Rückendeckung unabhängig von der Antwort des Ultimatums Serbien angreifen werde.
McMeekin äußert sich zu diesem
vermutetem russischen Einfluss mW nicht in seinem Grundlagenwerk "Russian Origins of the First World War" (dass er für July 1914 für die russischen Positionen weitgehend übernimmt], obwohl er das sicher ausgeschlachtet hätte, weil es Argumentationen betr. russischer Verantwortung stützt. Vielleicht habe ich aber auch was überlesen, recherchiere ich nochmal.
Dann zu Clark, Schlafwandler/Sleepwalkers im Text:
Vermutlich vertrieben diese Neuigkeiten aus Russland die fatalistische Stimmung in Belgrad und brachten die Minister davon ab, einen Krieg zu vermeiden, indem sie die Forderungen des Ultimatums akzeptierten
It was probably the news from Russia that dispelled the mood of fatalism in Belgrade and dissuaded the ministers from attempting to avoid war by acquiescing in the demands of the ultimatum.
Weit unklarer wird das dann in der Fußnote zu diesem Clark-Text. Clark schreibt nämlich, was er hier "verwertet" hat:
"Mark Cornwall, »Serbia«, in: Keith M. Wilson (Hg.), Decisions for War 1914, London 1995, S. 79 f. Cornwall, dessen Analyse der Entwicklungen in Belgrad unübertroffen ist,
argumentiert, dass der Wortlaut der Telegramme aus St. Petersburg zu vage gewesen sei, um Pašić mit absoluter Sicherheit zu überzeugen, dass die Russen die Absicht hatten, Serbien zu Hilfe zu kommen. Es trifft zwar zu, dass Sasonow bezüglich der Details, was Russland zur Unterstützung zu unternehmen gedenke und wann,
vage blieb (was auch gar nicht anders möglich war), aber
meiner Meinung nach sollte die ständig steigende Dringlichkeit in Spalajkovićs Telegrammen ausgereicht haben, um der serbischen Führung zu signalisieren, dass die Russen im Begriff waren zu intervenieren.
Allerdings muss man zugestehen, dass die serbische Entschlossenheit, Widerstand zu leisten, von Anfang an stark war, was aus den ersten Schritten Belgrads nach der Übergabe
hervorgeht."
"Mark Cornwall, ‘Serbia’, in Keith M. Wilson (ed.), Decisions for War 1914(London, 1995), pp. 79–80. Cornwall, whose analysis of developments in Belgrade is unsurpassed,
argues that the wording of the telegrams from St Petersburg
was too vague to satisfy Pašić beyond any doubt that the Russians intended to come to Serbia’s aid. It is true that Sazonov was vague – as indeed he was bound to be – on the details of what Russia would do and when,
but my own view is that the steady crescendo of indications in Spalajković’s cables must have sufficed to reassure the Serbian leadership that the Russians were on track to intervene.
But it must be conceded that Serbian determination to resist was strong from the start,
as is implied by Belgrade’s handling of the crisis from the outset."
Während weitere Darstellungen zur Juli-Krise den Vorgang nicht aufgreifen und damit als unwesentlich ansehen, steigt McMeekin in seinem "July 1914" darauf ein,
ohne weitere Belege vorzutragen (wieder mit seiner üblichen Methode, konspirativ[**] auf Quellenlücken hinzuweisen[*], und letztlich völlig vage zu bleiben). Die gesamte Passage kommt mal wieder ohne Nachweis und Beleg aus.
Had Pašić changed his mind? Because so many of the relevant Serbian
documents have disappeared*,
it is difficult to determine exactly when, and why, Serbia’s prime minister decided not to comply with the Austrian ultimatum.
One possibility is that he never meant to comply at all but told allied ministers such as Boppe and Crackanthorpe that he would in order to win British and French backing (Russian support was taken for granted [Anmerkung: das ist Unsinn!, wird aber en passant
als Tatsache dargestellt]).
Buttressing* this explanation, the final reply presented to Giesl at six PM, unlike the morning draft, was not presented to the other powers until days later (it was not sent by telegraph**), by which time events had overtaken it and no one paid it much attention—with the curious exception of Kaiser Wilhelm II, who, on reading Pašić’s reply on 28 July, believed it to constitute acceptance.
Another explanation is that Pašić resolved to take a firmer line after reading Spalaiković’s report from Petersburg, in which Sazonov had advised him not to accept points 5 and 6 and that “Serbia may count on Russian aid.” This report arrived in Belgrade before midnight on Friday and was probably decoded Saturday morning and then given to Pašić, who had returned from Nish overnight. It must have been welcome news.
[Und nun der Hammer, die Ursachen und Abläufe sind nämlich McMeekin für seine Schlussfolgerungen völlig
egal:]
Whatever the reason for the revisions, Pašić knew that the Austrians would not accept his reply. He seems not to have minded if the Austrians knew, too.
Weitere Autoren gehen nur hinter diese Spekulationen zurück, so dass sie hier nicht besonders erwähnt zu werden brauchen, weil sie keine Belegführung für den behaupteten relevanten russischen Einfluss auf das Ultimatum hergeben. Ich kann das aber bei Bedarf ergänzen.