In diesem Zusammenhang aus totaler Laiensicht gefragt: die Euphorie über den "metallurgischen Fingerabdruck von röm. Legionen" schwindet angesichts der Zweifel, dass man genügend Vergleichsfunde finden und damit einen Datensatz für sämtliche säuberlich voneinander geschiedene Legionen zusammenstellen kann (ganz zu schweigen vom Zeitraum, in welchem der Vergleichsdatensatz gültig sein soll) - begreife ich das richtig?
Man kann ja offenbar nachweisen, dass der metallurgische Fingerabdruck von nachgewiesenen Standorten der 19. Legion mit dem von Kalkriese stärker korrespondiert als etwa mit Legionsstandorten, wo andere Legionen nachgewiesen sind. Natürlich liegen zwischen der Nutzung Dangstettens und Kalkriese 24 bis 18 Jahre. Allerdings hatte ein Legionär auch eine Dienstzeit von 25 Jahren und man darf wohl davon ausgehen, dass Weitergaben von Rüstungsbestandteilen eher innerhalb derselben Legion anstatt zwischen verschiedenen Legionen vonstatten gingen (wenn Legionen nicht gerade gemeinsam operierten oder stationiert waren). Insofern ist es absolut nachvollziehbar, dass der metallurgische Fingerabdruck erkennbar ist. (Ich vergleiche das gedanklich mit einer DNA-Spur, wo man vielleicht den Verursacher der DNA-Spur nicht in der Datenbank hat, aber einen entfernten Verwandten.)
Wir müssen ja bedenken, dass Metall ein schwer zu gewinnendes Gut war und Kreislaufwirtschaft herrschte. Bis sich Plastikprodukte durchsetzten und sich eine Wegwerfmentalität Bahn brach, war Kreislaufwirtschaft nicht innovativ, sondern der absolute Normalfall, gerade was Metalle anbelangt.
Selbstverständlich, das sage ich Hermundure ja auch immer bei seinen so gehypten "Münzspuren", anhand derer er glaubt, Feldzüge nachvollziehen zu können. Allerdings, wenn du eine wirklich große Menge von Funden hast und innerhalb dieser großen Menge von Spuren eine Sachgruppe X (hier bestimmt durch den metallurgischen Fingerabdruck) auffallend hoch ist im Vergleich zu anderen Orten, dann ist das eine nciht abzuweisende statistische Relevanz.Dafür werden in den meisten Fällen einfach die hinreichenden Fundmengen fehlen, Einzelstücke können auf tausend Wegen zu irgendwelchen Fundorten gelangt sein.