Ave Nicole,
vielen Dank für die interessante Nachricht.
Nicole schrieb:
gestern nun fand in Osnabrück der sehr interessante Vortrag von Dr. Frank Berger über „Römisches Geld in Nordwestdeutschland“ statt.
Gibts den Vortrag auch im Web? Würde mich interessieren.
Mit so einigen Details gehe ich aber nicht konform:
Nicole schrieb:
...Den literarischen römischen Quellen steht Berger grundsätzlich sehr skeptisch gegenüber. Gerade Kalkriese habe seiner Ansicht nach gezeigt, dass man der Schilderung der Varusschlacht als dreitägiges Ereignis (Cassius Dio) kaum noch Glauben schenken darf. ...
Erstmal spricht Cassius Dio von vier und nicht von drei Tagen. Cass. Dio 56,21,3.:"Als der vierte Tag graute, befanden sie sich immer noch auf dem Marsch, und erneut überfielen sie heftiger Regen und starker Wind, die sie weder weitergehen noch festen Stand finden, ja nicht einmal mehr die Waffen gebrauchen ließen. Sie konnten sich nämlich nicht mehr mit Erfolg ihrer Bogen und Speere oder der ganz und gar durchnäßten Schilde bedienen."
Nicole schrieb:
....In Anbetracht fehlender archäologischer Nachweise geht er sogar so weit, die von Tacitus beschriebenen großen militärischen Auseinandersetzungen im Zuge der Germanicusfeldzüge gänzlich anzuzweifeln und als bloße Propaganda zu entlarven, die der Ehrenrettung Roms nach der Varusniederlage dienen sollte. ...
Woran macht er diese Zweifel fest? Bisher hat die Archäologie immer bestätigen können, das etwa Tacitus und auch Cassius Dio recht korrekt berichten, wenn auch natürlich Quellenkritik immer notwendig ist. So war der Feldzug von 16 für Germanicus die reine Katastrophe, die aber dennoch offiziell als Sieg verkauft werden musste. So erhielt er in 17 ja seinen Triumphzug in Rom. Und kurze Zeit später aber seine faktische Verbannung ins Morgenland, wo er in 19 unter mysteriösen Umständen starb.
Gerade die Ausgrabungen in Minden bestätigen dass wieder. Hier ein Auzug aus dem aktuellen Spiegel vom Montag:
Spiegel, Nr. 51, 15.12.08, Feldherr aus dem Sumpf, Seite 126 ff., hier Seite 131:
"...Für Aufregung sorgt auch eine Grabung an der Porta Westfalica: Münzen, Nägel von Legionärsschuhen und Zeltheringe wurden dort freigelegt. Der Ausgräber Daniel Berenger ist sicher: "Hier haben Tausende von Soldaten campiert". Sein Verdacht: Das Lager könnte ins Umfeld der "Schlacht von Idistaviso" gehören. Bekannt ist, dass Arminius 16 nach Christus an der Weser einen Frontalangriff auf ein Acht-Legionen-Heer wagte. Er entkam knapp..."
Für diese Einschätzung ist auch Berger mit seinen hervorragenden FMRD Werken nicht ganz unschuldig: Auf den gegenüberliegenden Feldern wurden nämlich schon vor langer Zeit frühtiberiansiche Münzen gefunden, die in den Germanicushorizont passen. In Minden-Barkhausen dagegen etliche Keltische Münzen, die etwa auf die batavischen Auxilliaren des Germanicus hinweisen. Hier fand vermutlich die Schlacht am Weserübergang statt. So etwa das berühmte Arminius-Flavus Streitgespräch und der Tod des batavischen Reiterfürsten Chariovalda auf dem gegenüberliegenden Ufer (nach tac. ann.).
Nicole schrieb:
...Die zweite ist die bereits erwähnte Kupfermünze des Commodus, die den tpq möglicherweise auf 180 n.Chr. zulässt. Da am Harzhorn allerdings eine wichtige Kommunikationslinie verlief, bestünde auch die Möglichkeit, dass diese Münze später in den Boden gelangte und somit nicht in den übrigen militärischen Fundkomplex gehört. Man müsse nun auf weitere Münzfunde hoffen, die unter Umständen eine präzisere Aussage zur Datierung zulassen....
Die Datierung ist aber wohl auch durch die unabhängige C14-Analyse eines Speerschaftes gesichert, da lässt sich vermutlich nicht viel dran rütteln.
Nicole schrieb:
Eine Verbindung des Fundortes Wiershausen zu einem bestimmten historischen Ereignis sei noch verfrüht. Man könne sich eher vorstellen, dass diese Schlacht keinerlei literarische Erwähnung erfuhr und deshalb für immer anonym bleibt..
Dem kann man erstmal nur zustimmen. Schaunmermal, auf jedenfall spannend!
Beste Grüsse, Trajan.