Ich finde die Diskussion ja ganz lustig. =)
Allerdings verstehe ich nicht, was die Trabbiproduktion mit dem Strangthema zu tun hat. Außer, es kommen noch Zahlen darüber, wie teuer der Trabbi in der Herstellung war und wie die Rechnung bei anderen Gütern war.
Denn wenn Importe und subventionierte Dinge des täglichen Lebens den Staat Geld kosten, dann muss das Geld ja irgendwo aufgetrieben werden (falls man nicht nur Schulden machen möchte).
Die Ineffizienz der Planwirtschaft steht für mich außer Zweifel, allerdings kann ich den Umfang nicht wirklich beurteilen und z.B. mit dem Aufwand in westdeutschen Kommunen vergleichen oder auch anderen Fehlern, wie sie im Bericht des Bunderrechnungshofes in all den Jahren aufgelistet wurden.
Denn neben den wahrlich blödsinnigen Aktionen wie Verschrotten von Neuware zur Erfüllung der Schrottquote hatten die Kombinate ja auch Kosten und Ausgaben wie Personalüberhang, Betriebskindergärten usw. Alles Dinge, die zumindest für mich nicht die Aufgabe eines Unternehmens sind und maximal als freiwillige Leistungen erfolgen sollten.
Ich kenne die DDR nur aus Medien, Schule und einem dreiwöchigen Besuch in Dresden 1985. Wenn ich den Zustand der Innenstadt mit westdeutschen, englischen, spanischen, italienischen und sonstigen Städten vergleiche, dann fällt neben der unterschiedlichen Auslage in den Läden vor allem auf, wie wenig Schmuck privat angebracht war. Überall da, wo der Staat kein Interesse hatte, gab es keine Möglichkeiten. Meine Gastgeber (er Ingenieur bei Robotron in der mittleren Hierarchie) hatten einen Skoda, einen großen Ostfarbfernseher und einiges an Geld. So konnten die Kinder großzügig unterstützt werden usw.
Allerdings waren sie sehr glücklich darüber, dass kurz vor unserem Besuch noch Farbe für das Gartenhaus aufgetrieben werden konnte. Ihre Mietwohnung im Stadtinneren war gut gepflegt, aber auch hier fehlten einfach so ziemlich alle Schönheitsreparaturen von außen. Die Pflege der Substanz scheiterte einfach am Material, alles wurde bis zum äußersten strapaziert.
Ich habe daher großen Respekt für die große Mehrheit der Bevölkerung, die sich unter solchen Rahmenbedingungen natürlich einrichten musste und dies auch gut geschafft hat. Ich verstehe aber nicht, warum immer "die DDR" so verklärt wird. Denn privates Lebensumfeld, Erinnerungen und der Stolz auf die eigene Arbeit sind doch etwas anderes als "der Staat".
Die DDR litt sehr stark am Vergleich mit der Bundesrepublik, sichtbar jeden Tag im Fernsehen (mit allen Problemen, die die mediale Darstellung so mit sich bringt). Diese Konkurrenz führte meiner Meinung dazu, dass neben der Festlegung der DDR innerhalb des östlichen Wirtschaftsraums auch noch viele Konsumimporte für nötig gehalten wurden. Vor einiger Zeit kam ein Bericht über den Kaffee in der DDR und wie er Teil des Alltags wurde. So weit, dass bei Engpässen "Westkaffee" kurzfristigst für etliche Millionen gekauft wurde.
Fairer wäre daher wohl der Vergleich der DDR mit Ländern wie Portugal oder Griechenland. Beides Länder, die ohne Planwirtschaft trotzdem große wirtschaftliche Probleme hatten (und haben). Wenn man die DDR nach dem Krieg und nach den Reparationen mit der Ausgangsbasis in Portugal und Griechenland vergleicht, dann sieht man eher die Erfolge in der DDR wie auch die systemimmanenten Grenzen des Machbaren.
Selbst unter Berücksichtigung der versteckten Arbeitslosigkeit in der DDR bleibt ja doch ein deutlich höherer Arbeitsaufwand. Eine weitere Steigerung des Faktors menschliche Arbeit war für die DDR kaum möglich, hier wurde schon fast alles ausgereizt. Trotz des im Vergleich mit der Bundesrepublik niedrigeren Lohnniveaus waren u.a. dadurch die Kosten in vielen Bereichen einfach zu hoch. Auf der anderen Seite wurden die Preise durch die politische Festlegung nicht den Notwendigkeiten angepasst. Wenn Lebensmittel für mich noch verständlich subventioniert werden (auch wenn das zu Problemen an anderen Stellen führt, z.B. Fütterung von Tieren mit zu hochwertigen Produkten aufgrund Mängeln bei der Tiernahrung), so wurden auch im Alltag nicht "nötige" Produkte subventioniert. Ich habe immer noch meinen tschechischen Minenbleistift, der 1985 vom Zwangsumtausch gekauft wurde. Spottbillig, nicht nur absolut, sondern vor allem im Verhältnis mit normalen Holzbleistiften. Hier stimmte der Preis im Warenverkehr mit der CSSR ganz sicher nicht.
Wir sehen heute immer wieder auf die Kombinate und deren Wirtschaftsgebaren (siehe auch die Trabbidiskussion). Eigentlich müsste da aber der Vergleich mit der westlichen Großindustrie stehen und auch dort war nicht alles Marktwirtschaft, gerade intern.
Allerdings gab es immer den Markt als Korrektiv und in allen Bereich ohne Markt gab es auch prompt Probleme (Kohle, Landwirtschaft usw.).
Als These möchte ich daher in den Raum stellen, dass nicht die Planwirtschaft an sich das Problem war, sondern die mangelnde Korrektur aller Vorgänge. Dasselbe sieht man z.B. an der Militärindustrie in den USA, dort werden viele (Fehl-)Entwicklungen aufgrund der Staatsaufträge schlichtweg über Jahre nicht sichtbar. Und Planwirtschaft wird man den USA wohl nicht unterstellen, oder?
Planwirtschaft ist nur in wesentlich größerem Umfang träge und es wird der Wettbewerb als treibende Kraft nicht wirklich genutzt. Aber die Umkehrung ist eben nicht die Marktwirtschaft, weil dort andere Strukturen hindernd wirken (können).
Solwac